c. Und sie haben auch die Weisagungen über sein Leiden als ‚unnützes Zeug’ weggeworfen.
• „Er nahm die Zwölf beiseite und sprach zu ihnen: Siehe, wir gehen nach Jerusalem hinauf. Nunmehr wird alles in Erfüllung gehen, was durch die Propheten über den Menschensohn geschrieben ist. Er wird nämlich den Heiden übergeben, verspottet, mißhandelt und angespien werden. Man wird ihn geißeln und dann töten; aber am dritten Tage wird er auferstehen. Sie aber verstanden nichts davon; diese Rede blieb ihnen verborgen, und sie begriffen nicht, was damit gesagt war.“ (NT, Lukas 18, 31 – 34), • „Du Sionstochter, juble laut! Frohlocke, Tochter du Jerusalem! Dein König kommt zu dir, gerecht und sieghaft, sanftmütig und auf einem Esel reitend, dem Füllen einer Eselin.“ (AT, Zacharias 9, 9), • „Der Herr hat´s mich erfahren lassen; ich habe es verkostet. Du hast mir damals aufgedeckt, wozu sie fähig waren. Ich selber aber, einem zarten Lamme gleich, das man zur Schlachtbank schleppt, ich ahnte nicht, daß wider mich sie Pläne hegten: ´Im Safte wollen wir den Baum verderben und aus dem Lande der Lebendigen ihn tilgen, und seines Namens werde nimmermehr gedacht!´ Du Herr der Heerscharen, gerechter Richter! Du Herz- und Nierenprüfer! Ich schaue Deine Rache noch an ihnen; denn ich befehle meine Sache Dir. So spricht der Herr betreffs der Leute Anatots, die deinem Leben nachgestellt und dir befohlen haben: ´Du darfst nicht in des Herren Namen prophezeien; sonst leidest du den Tod durch unsere Hand!“ (AT, Jeremias 11, 18 – 21), • „Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du der Messias bist, der Sohn Gottes. Jesus antwortetet ihm: Du hast es gesagt! Ich sage euch aber: Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.“ (NT, Matthäus 26, 63 und 64), • „Da zerriß der Hohepriester seine Kleider mit den Worten: Er hat Gott gelästert! Was haben wir noch Zeugen nötig? Sehet, nun habt ihr die Lästerung gehört. Was dünkt euch?“ (NT, Matthäus 26, 65 und 66), • „Der Hohepriester unter seinen Brüdern, auf dessen Haupt das Salböl ausgegossen und der eingekleidet ward durch Anlegen der Gewänder, lasse nie sein Haupthaar offen fliegen! Nicht soll er seine Kleider zerreißen!“ (AT, Levitikus 21, 10), • „Gleicherweise spotteten auch die Oberpriester samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sagten: Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen! Ist er König von Israel, so steige er jetzt herab vom Kreuze; dann werden wir an ihn glauben. Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Wohlgefallen an ihm hat. Denn er hat gesagt: ICH BIN GOTTES SOHN (Psalm 22, 9).“ (NT, Matthäus 27, 41 – 43), • „Da entgegneten ihm die Juden: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muß er sterben; denn er hat sich selbst zum SOHNE GOTTES gemacht.“ (NT, Johannes 19, 7), • „’Ihr sollt nicht Hochverrat es nennen, was dieses Volk als Hochverrat bezeichnet! Habt keine Furcht vor seiner Furcht; erschauert nicht! Für hehr und heilig sehet an den HERRN DER HEERSCHAREN! Nur der sei eure Furcht! Nur der sei euer Schrecken! Er wird wie ein Gewicht, ein Stein des Anstoßes, ein Block des Strauchelns für beide Häuser Israels, wie eine Schlinge, eine Falle für die Einwohner Jerusalems. Dort stoßen viele sich, zerschmettern sich im Fall; hier werden viele in das Garn verwickelt und gefangen. Verschnüre die Vermahnung! Versiegele die Verkündigung mit Siegelwachs!’“ (AT, Isaias 8, 12 – 16), • „Sie haben mir Hände und Füße durchbohrt. All mein Gebein kann ich zählen. An meinem Anblick weiden sie sich. In meine Kleider teilen sie sich, werfen um mein Gewand das Los.“ (Henne/Rösch, AT, Psalm 22 (21), 17 – 19), • „Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon tot war, zerschlugen sie seine Schenkel nicht, sondern einer von den Soldaten stieß ihm eine Lanze in die Seite, und sogleich floß Blut und Wasser heraus. Und der dies gesehen, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahrhaftig. Er weiß, daß er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubet. Denn dies ist geschehen, damit die Schrift in Erfüllung gehe: Kein Knochen soll an ihm zerbrochen werden (AT, 2 Moses 12, 46; Psalm 34 (33), 21). Und wieder eine andere Schriftstelle sagt: Sie werden schauen auf den, den sie durchstochen haben (Zacharias 12, 10).“ (NT, Johannes 19, 33 – 37), • „Vernehmt, was jetzt der Herr euch sagt: ‚Auf! Führe Klage vor den Bergen! Die Hügel sollen deine Stimme hören!’ So hört des Herren Klage, ihr Berge, und merket auf, ihr festen Gründe dieser Erde! Denn eine Klage hat der Herr wider sein Volk; mit Israel hat er zu rechten. ‚Mein Volk! Was hab ICH dir getan? Und womit hab ICH dich gekränkt? Antworte mir! Hab ich dich nicht aus dem Ägypterland geführt und dich befreit aus einem Sklavenhaus und dir vorauf den Moses, Aaron und die Mirjam gesandt?’ “ (AT, Michäas 6, 1 – 4), • „Wer glaubte unserer Botschaft? Wem wird der Arm des Herrn enthüllt? Er wächst für sich so, wie ein Reis, so, wie aus dürrem Erdreich eine Wurzel, ist ohne Schönheit und Gestalt; er zieht auf sich nicht unsere Blicke; ist ohne Ansehn, aller Reize für uns bar. Er ist verachtet und von aller Welt verlassen, ein Schmerzensmann, dem Krankheit wohlbekannt, verachtet, so wie einer, der sein Angesicht vor uns verhüllen muß. Wir rechnen nimmermehr mit ihm. Und dennoch trägt er unsere Leiden, erduldet unsere Schmerzen, wiewohl er uns als ein von Gott Getroffener, nur Schläge zu verdienen scheint und Qualen. So ist er denn durch unsere Schuld zerfleischt, durch unsere Verschuldung so zerschlagen. Zu unserer Wohlfahrt nur fällt er der Züchtigung anheim, durch seine Striemen wird uns Heilung. Wir sind wie Schafe allesamt verlaufen; ein jeder folgt nur seinem Wege. So läßt der Herr all unsere Schuld ihn treffen. Er wird mißhandelt, beugt sich nieder, tut den Mund nicht auf gleich einem Lamm, das man zur Schlachtbank führt. Gleich einem Mutterschaf, verstummt vor seinen Scherern, tut er den Mund nicht auf. Man schleppt ihn aus Gefängnis und Gericht zum Tode. Wer überlegt sein Schicksal? Aus der Lebendigen Land soll er gerissen werden. Aus meines Volkes Schuld fließt ihm sein Urteil zu. Schon gibt man ihm ein Grab bei Missetätern und seine Grabstätte bei Armen, obwohl er nicht Gewalttat ausgeübt und kein Betrug in seinem Munde gewesen. Der Herr verwundet ihn, daß, hat er erst gebüßt, er Nachwuchs sehe, lange lebend, und daß durch ihn des Herren Wunsch gelinge. Nach seiner Seele Leid wird er, erfüllt mit seiner Kenntnis, sie genießen. Selbst glücklich, macht mein Diener viele glücklich, nachdem er ihre Schuld getragen. Drum mache ich ihn auch zum Herren über Große und gebe ihm zur Beute Mächtige, weil er dem Tod sich stellen, sich unter Missetäter zählen läßt. Er, der die Sünde vieler trägt, tritt noch für Übeltäter ein.“ (AT, Isaias 53, 1 – 12), • „In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: ‚So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß ER SEINEN eingeborenen SOHN dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe’.“ (NT, Johannes 3, 16, zitiert nach Schott, a.a.O., Evangelium von Pfingstmontag), • „Ihr Männer aus Israel, hört diese Worte! Jesus, den Nazarener, einen Mann, von seiten Gottes bei euch beglaubigt durch Machterweise, Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn unter euch wirkte, wie ihr selbst wißt, den habt ihr, da er nach Gottes bestimmten Plan und Vorherwissen ausgeliefert war, durch Gesetzlose (ans Kreuz) angenagelt und getötet. Ihn hat aber Gott auferweckt, nachdem er ihn von den Wehen des Todes befreit hatte; er konnte ja von diesem unmöglich festgehalten werden. Denn David sagt von ihm: Ich schaute den Herrn vor meinem Angesicht immerdar; denn er ist mir zu meiner Rechten, damit ich nicht wanke. Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Zunge. Und auch mein Fleisch wird ruhen in Hoffnung. Denn du wirst meine Seele nicht im Totenreiche lassen und deinen Heiligen nicht die Verwesung zu schauen geben. Du wirst mir Wege des Lebens kundtun, du wirst mich mit Freude erfüllen vor deinem Angesichte (Psalm 16, 8 – 11). Ihre Brüder! Ich darf doch wohl freimütig zu euch reden von dem Erzvater David. Er ist gestorben und begraben worden, und sein Grab ist bei uns bis auf den heutigen Tag. Da er nun ein Prophet war und wußte, daß ihn Gott mit einem Eide geschworen hatte, es werde einer seiner Nachkommen auf seinem Thron sitzen, so hat er, in die Zukunft schauend, von der Auferstehung des Messias gesprochen, daß er nämlich nicht im Totenreich verbleiben und sein Fleisch nicht die Verwesung schauen werde. Diesen Jesus hat Gott auferweckt! Des sind wir Zeugen. Da er durch die Rechte Gottes erhöht worden und den verheißenen Heiligen Geist vom Vater empfangen hatte, hat er diesen ausgegossen, wie ihr seht und hört. Denn nicht David ist zum Himmel aufgestiegen, und doch spricht er selbst: Es sprach der Herr zu meinem Herrn: setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde als Schemel unter deine Füße lege (Psalm 110, 1). So erkenne denn das ganze Haus Israel mit voller Gewißheit, daß Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Messias gemacht hat.“ (NT, Apostelgeschichte 2, 22 – 36), • „Sie hielten nun Rat und kauften dafür den Töpferacker zum Begräbnis für die Fremden. Deswegen heißt dieser Acker (Hakeldama, das heißt) Blutacker bis auf den heutigen Tag. Da erfülte sich das Wort des Propheten Jeremias: Sie nahmen die dreißig Silberlinge, den Preis, um den die Söhne Israels den Hochgeschätzten eingeschätzt haben, und gaben sie für den Töpferacker, wie mir der Herr aufgetragen hat (Jer 32, 6 – 9; Zach 11, 12. 13).“ (NT, Matthäus 27, 7 – 10), • „Der Stein, den die Bauleute verwarfen, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist’s geschehen. Es ist ein Wunder vor unseren Augen. Das ist der Tag, den der HERR gemacht. Laßt uns jubeln und froh sein an ihm.“ (Henne/Rösch, AT, Psalm 118 (117), 22 – 24), • „Da entgegnete er ihnen: O ihr Unverständigen! Wie schwer wird es eurem Herzen, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben! Mußte nicht der Messias das leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen? Dann erklärte er ihnen, von Moses und allen Propheten angefangen, die Stellen, die in allen Schriften von ihm handelten. So kamen sie nahe an den Flecken, wohin sie gehen wollten.“ (NT, Lukas 24, 25 – 28), • „Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Er war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorherverkündigt hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort.“ (Flavius Josephus, Jüdische Altertümer, a.a.O., aus dem 18. Buch, 3. Kapitel, 3. Abschn.) (1) • „Ich habe euch nämlich vor allem vorgetragen, was ich auch selber überkommen habe, nämlich, daß Christus für unsere Sünden gestorben ist gemäß der Schrift, daß er begraben worden und am dritten Tage wieder auferstanden ist gemäß der Schrift, daß er dem Kephas erschienen ist und danach den Zwölfen. Hierauf ist er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal erschienen, von denen die Mehrzahl jetzt noch am Leben ist, während einige entschlafen sind. Weiter ist er dem Jakobus erschienen, dann sämtlichen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch mir erschienen, der ich doch gleichsam eine Mißgebgurt bin. Denn ich, ich bin der geringste unter den Aposteln, nicht wert Apostel zu heißen, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe.“ (NT, 1. Korintherbrief 15, 3 – 9), • „Ihr Stämme all, klatscht in die Hände! Mit Jubelschall singt eurem Gott! Als Höchster wird der Herr gefürchtet, als großer König auf der ganzen Erde. Er unterjocht uns Völker und Nationen legt er uns zu Füssen, bestimmt, daß unser Erbteil uns verbleibe. Im Jubelsang fährt GOTT empor und mit Trompetenschall der HERR. – Lobsinget unserem König, singt! Lobsinget unserem König, singt! Denn GOTT wird König auf der ganzen Erde. Nun singet herrlich! – Als König zeigt sich Gott den Heiden; Gott thront auf seinem heiligen Throne. Der Völker Fürsten schwinden hin, du Volk des Gottes Abrahams! Denn Gott gehört die Macht auf Erden. Erhaben steht er obenan.“ (AT, Psalm 47 (46), 2 -10), • „Er hat uns geboten, dem Volke zu predigen und zu bezeugen, daß er der von GOTT bestimmte Richter der Lebendigen und der Toten ist. Für ihn legen Zeugnis ab alle Propheten, daß jeder, der an ihn glaube, durch seinen Namen Vergebung der Sünden erlange.“ (NT, Apostelgeschichte 10, 42 und 43), • „Wenn wir heute verhört werden wegen einer einem gebrechlichen Menschen erwiesenen Wohltat (und sagen sollen), durch wen dieser geheilt worden ist, so sei euch allen und dem ganzen Volke Israel kundgetan: Im Namen unseres HERRN JESUS CHRISTUS, des Nazareners, den ihr gekreuzigt, und den GOTT von den Toten auferweckt hat, in dem (Namen) steht dieser Mann gesund vor euch. Dies ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der zum Eckstein geworden ist (Ps. 118, 22). Und es ist in keinem anderen Heil. Denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen.“ (NT, Apostelgeschichte 4, 9 – 12), • „Jesus trat hinzu, redete mit ihnen und sprach: MIR ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet alle Völker zu Jüngern und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohne und des Heiligen Geistes und lehret sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und sehet, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“ (NT, Matthäus 28, 18 – 20), • „Des eingedenk, werden zum HERRN sich bekehren alle Enden der Erde. Anbetend werden sich niederwerfen vor dir alle Geschlechter der Völker. Vor IHM nur werden sie niedersinken. Alle Fürsten der Erde werden sich beugen vor IHM, alle, die nieder zum Staub fahren... IHM, der dahingab sein Leben, wird dienen die Nachwelt.“ (Henne/Rösch, AT, Psalm 22 (21), 28 – 31), • „Werft vor den HERRN euch hin mit Schmuck fürs Heiligtum! Vor ihm erzittere die ganze Welt! Den Heiden rufet zu: ‚Der HERR ist König. Darum steht die Welt und wanket nimmer. ER richtet Völker in Gerechtigkeit.’ Der Himmel freue sich! Die Erde jauchze, das Meer und was darin, erbrause! Die Flur frohlocke auch mit allem, was darauf! Die Waldesbäume alle jubeln vor dem HERRN: ‚Er kommt, er kommt, der Erde Richter. ER richtet in Gerechtigkeit die Welt und die Nationen unparteiisch.’ “ (AT, Psalm 96 (95), 9 – 13), • „Einer der Ältesten aber spricht zu mir: Weine nicht. Siehe, gesiegt hat der Löwe aus Judas Stamm, der Sprosse Davids: Der kann das Buch öffnen und seine sieben Siegel lösen. Und ich sah inmitten des Thrones und der vier Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet. Es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben in die ganze Welt ausgesandten Geister Gottes. Es kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Throne saß. Als es das Buch nahm, fielen die vier Wesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamme nieder. Jeder hatte eine Harfe und goldenen Schalen voll Weihrauch, das sind die Gebete der Heiligen. Sie singen ein neues Lied: Würdig bist du, (o Herr,) das Buch zu nehmen und seine Siegel zu erschließen. Denn DU bist getötet worden und hast uns in DEINEM Blute erkauft für GOTT aus allen Stämmen und Sprachen, Völkern und Nationen. Du hast sie zu einem Königtum und zu Priestern gemacht für unseren Gott, und sie werden herrschen über die Erde. Und ich schaute und hörte einen Chor vieler Engel rings um den Thron und die Wesen und die Ältesten. Es waren an Zahl zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend. Sie riefen laut: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Ruhm und Preis. Und jedes Geschöpf im Himmel, auf Erden, unter der Erde und im Meere, alles, was darin sich befindet, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme sei Preis und Ehre und Ruhm und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ (NT, Offenbarung des hl. Johannes 5, 5 – 13), • „Mit Freuden sollt ihr dem VATER danksagen; denn er hat uns befähigt zur Teilnahme an dem Erbe der Heiligen im Lichte. Er hat uns befreit aus der Macht der Finsternis und in das Reich SEINES geliebten SOHNES versetzt. In IHM haben wir die Erlösung durch SEIN Blut, die Vergebung der Sünden. ER ist das Ebenbild des unsichtbaren GOTTES, der Erstgeborene aller Schöpfung. Denn in IHM ist alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, die Throne, Herrschaften, Mächte und Gewalten – alles ist durch IHN und auf IHN hin erschaffen. Und ER ist vor allem, und alles hat in IHM Bestand. ER ist das Haupt des Leibes, der Kirche; ER ist der Anfang, der Erstgeborene unter den Toten, damit ER in allem den Vorrang habe. Denn es hat Gott gefallen, die ganze Fülle in IHM wohnen zu lassen und durch IHN alles mit sich zu versöhnen, indem ER Frieden stiftete durch das Blut seines Kreuzes, - alles, was auf Erden und im Himmel ist. Auch euch, die ihr ehedem entfremdet und voll feindseliger Gesinnung wart durch eure bösen Werke, auch euch hat ER jetzt versöhnt durch den Tod in seinem fleischlichen Leibe, um euch heilig und untadelhaft und unsträflich vor IHM darzustellen. Doch müßt ihr im Glauben festgegründet und beständig bleiben und dürft nicht weichen von der Hoffnung der Heilsbotschaft, die ihr gehört habt, die der ganzen Schöpfung unter dem Himmel verkündet ist, deren Diener ich, Paulus, geworden bin.“ (NT, Kolosserbrief 1, 12 - 23), • „ICH bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig, die ihre Kleider waschen (im Blute des Lammes), damit sie ein Recht haben auf den Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen. Draußen bleiben die Hunde, die Zauberer, die Unzüchtigen, die Mörder, die Götzendiener und alle, welche Lüge lieben und üben. ICH, JESUS, habe meinen Engel gesandt, dies euch über die Gemeinden zu bezeugen. ICH bin die Wurzel und der Sproß Davids, der leuchtende Morgenstern. Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wen dürstet, komme, und wer will, empfange lebendiges Wasser umsonst.“ (NT, Offenbarung des hl. Johannes 22, 13-17).
Weil jene ‚Päpste’ der Konzils-’kirche’ bezeugt haben und bezeugen, daß die ‚nachkonziliare Kirche’ mit jenen Anhängern des ‚Propheten’ ‚den einzigen Gott’ anbetet, bekennen sich beide – ‚Päpste’ und ‚Konzilskirche’ - öffentlich zu einem anderen ‚Gott’. Das ist schlicht der Tatbestand vollständiger Apostasie. Eine apostatische Kirche aber kann nicht mit der heiligen Kirche identisch sein, weil dies dem Wesen der Kirche, der Einheit der Lehre und des Glaubens und damit der vertikalen Einheit der Kirche durch die Zeitläufe widerspricht.
Eine vertikale Einheit in der Zeit und durch die Zeitläufe besteht daher nicht zwischen der wahren Kirche und der Konzilskirche, sondern es existiert ein radikaler Bruch: Die Zerstörung des hl. Meßopfers sowie des Priestertums jeglicher Ordnung (siehe dazu später unter Kapitel A 8), ihre in der Praxis propagierte Lehre von der Allerlösung und die insoweit folgerichtige Abkehr vom Missionsauftrag Christi, ihre Gleichsetzung des Gottes der Muslime mit (dem wahren) Gott, ihre öffentlich angekündigte und in Assisi praktizierte Abgötterei grenzen die Konzilskirche scharfkantig gegen die wahre Kirche ab.
Der aufmerksame Beobachter, dem sowohl die Verlautbarungen und die Praxis der katholischen Kirche als auch die der neuen ökumenischen Konzilskirche in Grundzügen bekannt sind, erkennt allein aus wenigen Zeilen des nachfolgend zitierten Textes des (I.) Vatikanischen Konzils, daß die katholische Kirche und die Konzilskirche nicht ein und dieselbe Kirche sein können, sondern daß es sich dabei um zwei gänzlich verschiedene Institutionen handeln muß, denn für die Päpste der katholischen Kirche gilt:
„Denn Petri Nachfolgern ward der Heilige Geist nicht dazu verheißen, daß sie aus seiner Eingebung heraus neue Lehren verkündeten. Ihre Aufgabe ist vielmehr, die von den Aposteln überlieferte Offenbarung oder das anvertraute Glaubensgut unter dem Beistand des Heiligen Geistes gewissenhaft zu hüten und getreu auszulegen… Diese Gnadengabe der Wahrheit und des nie wankenden Glaubens ist also Petrus und seinen Nachfolgern auf diesem Stuhl von Gott verliehen worden, damit sie ihres erhabenen Amtes zum Heil aller walten können; damit durch sie die ganze Herde Christi vom Giftkraut des Irrtums ferngehalten und auf den Fluren der himmlischen Lehre geweidet werde; endlich damit die ganze Kirche nach Beseitigung jedes Anlasses zur Spaltung in der Einheit bewahrt bleibe, und auf ihr Fundament gestützt den Anstürmen der Hölle standhalten könne.“ (Dekret des Vatikanischen Konzils (1869/70), vierte Sitzung, 18.7.1870, Erste Dogmatische Konstitution über die Kirche Christi)
„Die Kirche Christi ist also eine einzige und fortwährende: alle, die gesondert gehen, irren vom Willen und von der Vorschrift Christi, des Herrn, ab, verlassen den Weg des Heiles und gehen dem Untergang entgegen.“ (aus der Enzyklika „Satis cognitum“ Papst Leo XIII. vom 29.6.1896; Denzinger/Hünermann, a.a.O., Rdn. 3304)
Die neue Konzilskirche kann daher nicht die katholische Kirche sein. Dennoch zu behaupten, beide – die Kirche und die ‚Kirche’ - seien identisch, hieße den Geist der Wahrheit, den Christus Seiner Kirche gesendet hat, mit dem Geist der Lüge oder des Irrtums gleichzusetzen und deswegen die Kirche und die Konzils-‚kirche’ zu ‚verwechseln’ und gleichzusetzen.
„Wie kannst du nur sagen: ‚Ich habe mich nicht befleckt, ich bin den Baalen nicht nachgelaufen!’ Sieh doch dein Treiben im Tal! Bedenke, was du getan! Eine leichtfüßige Kamelstute bist du, die bald hierhin, bald dorthin läuft, eine Wildeselin, an die Steppe gewöhnt, die nach Luft schnappt in wilder Gier. Wer dämpft ihre Brunst? Wer ihrer begehrt, findet sie mühelos in der Zeit ihrer Brunst. Gib acht, du läufst dir die Sohlen sonst ab, die Kehle vertrocknet dir noch. Aber du sagst: ‚Unmöglich! Nein! Ich liebe die fremden Götzen, ich lauf ihnen nach!’ “ (Henne/Rösch, a.a.O., AT, Jeremias 2, 23 – 25)
d. Entgegen allen Warnungen der Kirche haben sie den Modernismus angenommen: „Pascendi Dominici gregis“
Über die Modernisten hat der hl. Papst Pius X. in dem Apostolischen Rundschreiben „Pascendi Dominici gregis“ vom 8.9.1907 (in ‚Einsicht’ 09/1972, S. 19 ff.) ausgeführt:
„Sie lauern bereits im Inneren der Kirche selbst, wörtlich gesprochen, am Busen und im Schoße der Kirche. Sie sind um so gefährlicher, je weniger sie bekannt sind. Ehrwürdige Brüder, Wir sind der Meinung, daß sich viele aus der katholischen Welt der Laien und – noch viel schlimmer – sogar aus den Reihen des Klerus, die sich unter dem Deckmantel der Liebe zur Kirche verstecken, ohne Grundlage einer soliden Philosophie und Theologie, vergiftet durch falsche Lehren, die sie aus dem Munde der Feinde zu hören bekamen, und jede Bescheidenheit beiseite rückend als Reformatoren der Kirche aufspielen... Diese Leute mögen sich wundern, wenn Wir sie zu den Feinden der Kirche zählen. Über das Innerste ihres Herzens wird nur Gott allein richten. Wem jedoch ihre Lehren, ihre Redewendungen und ihre Handlungsweisen bekannt sind, der kann sich darüber nicht wundern. Es entspricht absolut der Wahrheit, daß sie schlimmer sind als alle anderen Feinde der Kirche. Wie bereits erwähnt, schmieden sie ihre Pläne, die Kirche ins Verderben zu stürzen, nicht nur außerhalb, sondern auch im Inneren der Kirche. In den Blutbahnen der Kirche, in ihrem tiefsten Inneren, hat sich diese Gefahr festgesetzt. Deshalb wird ein Schaden für die Kirche um so sicherer, je genauer sie die Kirche kennen. Dazu kommt noch, daß sie nicht nur an die Äste und Zweige, sondern tief an die Wurzel ihre Hand legen: an den Glauben und an die tiefsten Fasern des Glaubens. Ist aber diese Wurzel des Lebens einmal getroffen, dann werden sie das Gift in dem ganzen Baum verbreiten. An der katholischen Wahrheit werden sie kein Stück unberührt oder unverdreht lassen. Sie kennen viele tausend Arten, um Schaden anzurichten. Dabei verhalten sie sich äußerst gewandt und schlau. Abwechselnd spielen sie die Rolle des Rationalisten und des Katholiken in einer derart gewandten Weise, daß sie jeden harmlos Denkenden mit Leichtigkeit zu ihrem Irrtum bekehren können. Auch läßt ihre Verwegenheit sie vor keinen Konsequenzen zurückschrecken. Mit frecher Stirn und kaltblütig drängen sie sogar dazu… Die Modernisten – so werden sie im allgemeinen sehr richtig bezeichnet – gebrauchen den schlauen Kunstgriff, ihre Lehren nicht systematisch und einheitlich, sondern stets nur vereinzelt und ohne Zusammenhang vorzutragen. Dadurch erwecken sie den Anschein des Suchens und Tastens, während sie davon fest und entschieden überzeugt sind…
Das Fundament der Religionsphilosophie setzen die Modernisten in jene Lehre, die man gemeinhin Agnostizismus nennt. Ihr zufolge ist der menschliche Verstand gänzlich eingeschlossen von den Phänomenen, das heißt: von den Dingen, die in Erscheinung treten, und von derjenigen Gestalt, in welcher sie in Erscheinung treten; deren Grenzen zu überschreiten, habe er weder Recht noch Macht. Darum sei er auch nicht imstande, sich zu Gott erheben, noch dessen Existenz – auf welche Weise auch immer – aus den sichtbaren Dingen zu erkennen. Von hieraus wird argumentiert, daß Gott in keiner Weise unmittelbar Gegenstand der Wissenschaft sein könne; was aber die Geschichte betreffe, so sei Gott keinesfalls als geschichtliches Subjekt zu betrachten. Dies vorausgesetzt, wird jedermann leicht durchschauen, was dann aus der natürlichen Theologie, was aus den Beweggründen für die Glaubwürdigkeit, was aus der äußeren Offenbarung werden muß. All das nämlich fegen die Modernisten vollständig hinweg und verbannen es zum Intellektualismus, den sie ein lächerliches, vor langer Zeit untergegangenes System nennen. Sie stören sich auch nicht daran, daß die Kirche solche Ungeheuerlichkeiten klar und eindeutig verurteilt hat. Das Vatikanische Konzil bestimmt: ‚Wenn jemand behauptet, der eine wahre Gott, unser Schöpfer und Herr, könne aus den Geschöpfen durch das Licht der menschlichen Vernunft nicht mit Sicherheit erkannt werden, so sei er im Banne’. Ferner: ‚Wenn jemand behauptet, es sei nicht möglich oder nicht gut, daß der Mensch durch göttliche Offenbarung über Gott und den ihm schuldigen Kult belehrt wird, so sei er im Banne’. Schließlich: ‚Wenn jemand behauptet, die göttliche Offenbarung könne nicht durch äußere Zeichen beglaubigt werden, so daß man deshalb nur durch die eigene Erfahrung oder durch eine besondere Erleuchtung zum Glauben bestimmt werden kann, der sei im Banne’.
Wie nun ein Modernist vom rein negativen Agnostizismus zum wissenschaftlichen und historischen Atheismus gelangt, also zu einer positiven Leugnung, und nicht weiß, ob Gott in die Weltgeschichte eingegriffen hat oder nicht, und mit welchem Recht er nun die Schlußfolgerung ziehen darf, die Geschichte so erklären zu müssen, als ob Gott tatsächlich nicht eingegriffen habe, ist schwer verständlich. Trotzdem steht es für die Modernisten durchaus fest, daß die Wissenschaft und die Geschichte keinen Gott kennen dürfen…
Nachdem man jedoch die natürliche Theologie beseitigt, durch Leugnung der Beweggründe des Glaubens zur Offenbarung den Weg versperrt und selbst jede äußere Offenbarung zu einer Unmöglichkeit gemacht hat, sucht man außerhalb des Menschen vergeblich nach einer Erklärung. Sie muß sich also im Menschen selbst finden. Da die Religion eine Lebensäußerung ist, kann die Erklärung nur im Leben des Menschen liegen. Daher kommt das Prinzip der religiösen Immanenz. Für jedes Lebensphänomen, zu dem nach dem Gesagten auch die Religion zählt, liegt der letzte Grund in einem gewissen Bedürfnis oder Antrieb. Nehmen wir jedoch das Leben im engeren Sinne, dann ist der Beginn eine Bewegung des Herzens, das Gefühl. Gott ist der Gegenstand der Religion. Daher ergibt sich die Schlußfolgerung, daß der Glaube, der den Beginn und die Grundlage einer jeden Religion darstellt, aus einem tiefen, innerlichen Gefühl bestehe, welches im Bedürfnis nach dem Göttlichen seinen Ursprung finde... Sollte jemand fragen, wie dieses Bedürfnis nach dem Göttlichen, welches der Mensch in sich verspüren soll, zur Religion wachse, dann antworten die Modernisten so:… Angesichts dieses Unerkennbaren, ob es nun außerhalb des Menschen liege und jenseits der sichtbaren Natur oder ob es innerhalb im Unterbewußtsein ruhe, errege das Bedürfnis nach dem Göttlichen in einem schon der Religion zugeneigten Gemüt ein besonderes Gefühl, so wie es der Fideismus will, ohne daß dabei ein Urteil der Vernunft vorausgehe… Für sie bedeutet dieses Gefühl den Anfang der Religion… Daher besagt ihr Gesetz, daß das religiöse Bewußtsein die allgemeine Norm darstellt und mit der Offenbarung auf einer Stufe steht. Ihr muß sich alles beugen, selbst die höchste kirchliche Gewalt, ob sie nun Lehren, kultische oder Disziplinarsatzungen aufstellt… Sie reden von dem Unerkennbaren, das sich jedoch gegenüber dem Glauben nicht rein und losgelöst darbietet. Vielmehr steht es im engsten Zusammenhang mit irgendeinem Phänomen (Anmerkung des Verf.: eine sinnlich wahrnehmbare Erscheinung)…
Dieses Phänomen kann eine Tatsache innerhalb der Natur sein, die jedoch wiederum etwas Geheimnisvolles in sich verbirgt, oder ein Mensch, dessen Charakter, Handlungen oder Worte sich nicht mit den gewöhnlichen Gesetzen der Geschichte in Einklang bringen lassen. Daraus resultiert, daß der Glaube, angeregt von dem Unerkennbaren, das mit dem Phänomen verbunden ist, die Gesamtheit des Phänomens erfaßt und es in gleicher Weise mit seinem eigenen Leben durchdringt. Dieser Hergang führt zu einer doppelten Folge. Zuerst kommt es zu einer Verklärung des Phänomens, indem dieses über seine wirklichen Verhältnisse hinausgehoben wird, um es für die Aufnahme des göttlichen Charakters, welchen der Glaube hineinlegt, geeigneter zu machen. Dann entsteht, wenn man es so ausdrücken darf, eine Art Entstellung des Phänomens, indem es der Glaube aus den Bedingungen des Ortes und der Zeit herauslöst und dem zuschreibt, was ihm eigentlich nicht gehört. Dies geschieht besonders bei Phänomenen, die der Vergangenheit angehören, und in einem höheren Grad, um so älter sie sind. Daraus ergeben sich für die Modernisten zwei Kanones, die in Verbindung mit den bereits aus dem Agnostizismus gewonnenen Erkenntnissen die Grundlage der historischen Kritik bilden.
Ein Beispiel wird Licht in das Dunkel bringen. Nehmen wir die Person Christi. Es heißt, daß die Wissenschaft und die Geschichte in der Person Christi nichts anderes als einen Menschen erblicken kann. Daher ist Kraft des ersten Kanons, wie ihn der Agnostizismus diktiert, aus Seiner Geschichte alles zu streichen, was nach Göttlichem aussieht. Nach dem zweiten Kanon hat der Glaube die Person Christi verklärt. Daher ist alles, was sie über die geschichtlichen Verhältnisse erhebt, in Abzug zu bringen. Nach dem dritten Kanon wurde schließlich die Person Christi auch entstellt. Kurz gesagt bedeutet das, alles was an Seinen Reden und Taten, Seinem Charakter, Seinem Stand, Seiner Erziehung und an dem örtlichen und zeitlichen Milieu nicht stimmt, ist in Abrede zu stellen. Das Schlußverfahren ist zwar sonderbar, stellt jedoch eindeutig die Kritik des Modernisten dar. Das religiöse Gefühl, wie es durch die vitale Immanenz aus den Tiefen des Unterbewußtseins entspringt, ist der Ursprung aller Religionen sowie von allem, was in jeder Religion einmal zu Tage getreten ist, oder was noch zu Tage treten wird…
Das wäre die Entstehungsgeschichte einer jeden Religion, auch der übernatürlichen, da es sich bei allem nur um die Entfaltung des religiösen Gefühls handelt. Auch der Katholizismus ist davon nicht ausgenommen, da er in gleicher Weise wie alle anderen Religionen behandelt wird... Man ist starr vor Staunen, wenn man diese verwegenen Behauptungen und Blasphemien zu hören bekommt! Trotzdem, ehrwürdige Brüder, wagen es nicht nur Ungläubige, diese Behauptungen in die Welt zu setzen. Tatsächlich bekennen sich dazu in aller Öffentlichkeit auch Katholiken, sogar manche Priester, die mit einem solchen Wahnsinn die Kirche erneuern wollen. Es ist nicht möglich, noch gründlicher mit der gesamten übernatürlichen Ordnung aufzuräumen. Das Vatikanische Konzil hatte daher sehr wohl begründet und bestimmt: ‚Wenn jemand behauptet, der Mensch kann von Gott nicht zu einer Erkenntnis oder einer Vollkommenheit erhoben werden, die über die natürliche hinausgeht, sondern er kann und muß selbst in ständigem Fortschritt schließlich zum Besitz des Wahren und Guten gelangen, der sei im Banne’… Dadurch gelangt die modernistische Lehre schließlich zu ihrem Hauptbestandteil, zum Ursprung und zum innersten Wesen des Dogmas… Gegenstand des religiösen Gefühls ist das Absolute, das unendlich viele Erscheinungsweisen aufweist, und daher bald in vielen verschiedenen Formen hervortreten kann. Ebenso kann sich auch der gläubige Mensch in vielen verschiedenen Lagen befinden. Daher müssen diesem Wechsel auch die Formeln unterliegen, die wir Dogmen nennen, und notwendigerweise ebenso veränderlich sind. Dadurch stehen der inneren Entwicklung des Dogmas sämtliche Türen offen. Sophismen über Sophismen, welche die gesamte Religion vollkommen zugrunde richten!... Es ist daher nicht verwunderlich, daß sich der Spott und die Verachtung der Modernisten in reicher Fülle über sie (Anmerkung des Verf.: über die Dogmen) ergießt, während das religiöse Gefühl und das religiöse Leben nach ihrem Dafürhalten alles darstellt… Für den Modernisten als Gläubigen steht es dagegen sehr wohl fest, daß das Göttliche eine Realität in sich selbst hat und in keiner Weise vom Gläubigen abhängt. Will man wissen, worauf sich diese Behauptung des Gläubigen gründet, so erhält man als Antwort: Auf die eigene Erfahrung...
Zunächst sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß nach dieser Lehre von der Erfahrung, verbunden mit der anderen Lehre des Symbolismus, jede Religion, auch die heidnische, als wahr anzuerkennen ist. Warum sollten diese Erfahrungen nicht auch in jeder beliebigen Religion gemacht werden? Mehr als einer spricht davon, diese Erfahrungen gemacht zu haben. Mit welchem Recht sollte ein Modernist eine Erfahrung als unwahr ablehnen, wenn ein Türke dafür bürgt. Warum sollten nur die Erfahrungen der Katholiken als wahr gelten? Auch die Modernisten handeln nicht auf diese Weise. Die einen deuten es an, die anderen sprechen es offen aus – alle Religionen sind wahr…
Noch deutlicher ist dies zu erkennen, wenn man die Handlungsweise der Modernisten betrachtet, welche in besonders guter Weise zu ihrer Lehre paßt. Ihre Schriften und Reden sind voll von scheinbaren Widersprüchen, so daß man leicht glauben kann, sie würden schwanken und wären ihrer Sache nicht sicher. Dies geschieht jedoch aus voller Überlegung. Es ist der Ausfluß ihrer Anschauungen über die Trennung von Glauben und Wissen. Manche Ausführungen in ihren Büchern könnte ein Katholik vollständig unterschreiben. Wenn man jedoch das Blatt wendet, könnte man glauben, ein Rationalist führt die Feder. Schreiben sie Geschichte, ist von der Gottheit Jesu Christi nicht die Rede. Steigen sie jedoch auf die Kanzel, dann bekennen sie dieselbe ohne Bedenken. Schreiben sie Geschichte, dann gelten für sie Konzilien und Väter gar nichts. Dahingegen werden in der Katechese beide wieder mit Ehrfurcht zitiert. So wollen sie auch die theologische, pastorale Exegese von der wissenschaftlichen, geschichtlichen trennen. Nach dem Prinzip, daß die Wissenschaft vom Glauben durchaus unabhängig ist, treten sie in ihrer Philosophie, Geschichte oder Kritik ungescheut in die Fußstapfen Luthers... Ihre Verachtung gegen katholische Verordnungen, gegen die heiligen Väter, die ökumenischen Konzilien und das kirchliche Lehramt tragen sie offen zur Schau. Stellt man sie zur Rede, dann nimmt man ihnen die Freiheit. Durch ihre Lehre, der Glaube muß der Wissenschaft unterworfen sein, tadeln sie auf Schritt und Tritt ganz offen die Kirche. Sie behaupten, die Kirche würde sich hartnäckig weigern, ihre Dogmen den Ansichten der Philosophie zu unterwerfen und anzupassen. Nachdem sie mit der alten Theologie aufgeräumt haben, machen sie sich ans Werk, eine neue einzuführen, die ihren philosophischen Träumereien zu willen ist… Das ist überhaupt nicht verwunderlich, wenn man im Auge behält, was die Modernisten über diese Punkte im Einzelnen lehren. Durch die Aufstellung des Gesetzes der Evolution haben sie sich selbst bereits ihrem Wesen nach als Modernisten gekennzeichnet. Sprechen wir zuerst vom Glauben. Nach ihren Ansichten war die Urform des Glaubens roh und bei allen Menschen gleich, da er aus der Natur und dem Leben des Menschen selbst hervorging. Die vitale Entwicklung brachte den Fortschritt, selbstverständlich nicht dadurch, daß neue Formen von außen hinzugetreten sind, sondern indem das religiöse Gefühl immer mehr zum Bewußtsein durchdrang…
Der Fortschritt des Glaubens beruht auf denselben Ursachen, die vorhin zur Erklärung seines Ursprungs herangezogen wurden. Hinzu kommen jedoch noch einige außerordentliche Männer – wir nennen sie Propheten, und Christus war der größte von ihnen. In ihrem Leben und in ihren Reden hatten sie etwas Geheimnisvolles an sich, das der Glaube der Gottheit zuschreibt. Darüber hinaus hatten sie sich zu neuen, vorher nie dagewesenen Erfahrungen emporgeschwungen, die dem religiösen Bedürfnis ihrer Zeit entsprachen…
Die Meinung des Modernisten erfaßt man daher besser, wenn man die Evolution auf den Widerstreit zweier Kräfte zurückführt – die eine Kraft drängt zum Fortschritt, die andere Kraft dämpft konservativ. Das konservative Element ist in der Kirche sehr stark vorhanden und liegt in der Tradition begründet. Ihre Vertreterin ist die religiöse Autorität, sowohl von rechts wegen, denn der Autorität kommt es zu, die Überlieferung zu schützen, als auch tatsächlich, denn die Autorität steht abseits von dem wechselnden Leben und wird von allem, was zum Fortschritt treibt, kaum oder gar nicht berührt. Im Gegensatz dazu wirkt die zum Fortschritt drängende und sich den tiefsten Bedürfnissen anpassende Kraft im Bewußtsein der Laien. Damit sind besonders die Laien gemeint, welche – wie man sagt – mitten im Strudel des Lebens stehen. Hier, ehrwürdige Brüder, wird bereits die verderbliche Ansicht sichtbar, welche das Laientum als Prinzip des Fortschritts in die Kirche einschmuggeln möchte. Aus einem Kompromiß zwischen diesen beiden Kräften, der konservativen und der fortschrittlichen, oder mit anderen Worten ausgedrückt, zwischen der Autorität und dem Bewußtsein der Laienwelt, entstehen Fortschritt und Veränderung. Das Bewußtsein der Laien, zumindest einiger Laien, wirkt auf das Kollektivbewußtsein. Dieses drückt auf die Autorität und zwingt sie, Kompromisse zu schließen und diese dann auch zu halten.“
Anmerkung: (1) Mit diesem Inhalt zitiert bereits Eusebius von Caesarea
(um 260 - 337 n. Chr.) in seiner Kirchengeschichte (I, 11, 7) (um 320)
diesen Teil des sog. Testimonium Flavianum, des Zeugnisses des Flavius
Josephus über Jesus Christus. Eine spätere Überlieferung dieses
Testimonium Flavianum aus syrischen Dokumenten, von dem
christlich-arabische Bischof und Historiker Agapius von Hierapolis in
Syrien, in seinem Kitab al-Unwan, Universalgeschichte, aus dem 10.
Jahrhundert, stammend, entdeckt von einem israelischen Forscher, Prof.
S. Pines, (S. Pines, An Arabic Version of the Testimonium Flavianum and
its Implications, Israel Academy of Sciences and Humanities, Jerusalem
1971) lautet: „Zu dieser Zeit gab es einen weisen Mann mit Namen Jesus,
dessen Verhalten gut und dessen Tugenden anerkannt waren. Und viele der
Juden und der anderen Völker wurden seine Jünger. Und Pilatus
verurteilte ihn zum Tod am Kreuz. Aber die, die sich zu seinen Jüngern
gemacht hatten, predigten seine Lehre. Sie erzählten, daß er ihnen am
dritten Tage nach seiner Auferstehung erschienen und lebendig gewesen
ist. Vielleicht war er der Messias (eine andere Übersetzung besagt: Er
wurde als Messias betrachtet), über den die Propheten Wunder berichtet
haben.“
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