3. Die ‚Kirche' des sog. II. Vatikanums weist diese Kontinuität mit der katholischen Kirche nicht auf:
Vorab muß ich auf folgendes hinweisen: Es ist nicht Sache der Laien, Seine Diener, Kleriker zurechtzuweisen; aber um der Kirche willen können die folgenden Ausführungen nicht unterbleiben; hier geht es nicht um eine Zurechtweisung von Klerikern, sondern um Einsicht in die Lage der Kirche.
Wieso sollte die neue Konzilskirche, die doch die Ämter, die Kleriker also, das ‚Führungs- und Seelsorge-Personal' und die die Gotteshäuser, ja sogar die Gewänder, die zum Gottesdienst gehörigen Gerätschaften und sogar den Namen ‚katholische Kirche' behalten hat, nicht die katholische Kirche sein?
Man muß das, was geschehen ist, vollends begreifen: Das Ganze lief in einer Entwicklung, einem Umwandlungsprozeß ab, auf's Ganze gesehen fließend, in Wahrheit aber aus einer Fülle einzelner und aufeinander folgender Entscheidungsakte der daran Beteiligten bestehend.
Zu irgendeinem in der Vergangenheit liegenden Zeitpunkt - ob schon gegen Mitte oder Ende der sechziger oder erst in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist aus heutiger Sicht gänzlich gleichgültig - hatte das Werk der ‚Reformer' reife Früchte getragen und die ‚Reformen' hatten mehr und mehr ‚gegriffen'; man redete offen über Spannungen zwischen ‚der nach dem Aufbruch im II. Vatikanischen Konzil an den Anforderungen der modernen Welt neu ausgerichteten Kirche' einerseits und ‚konservativen, traditionalistischen Gruppen' andererseits: Zu irgendeinem in der Vergangenheit liegenden Zeitpunkt war die Stück für Stück voranschreitende Metamorphose von der ‚vorkonziliaren' Kirche zur ‚nachkonziliaren Kirche' so weit fortgeschritten, daß sich die Frage nach der Identität stellte: Ist ‚die Kirche des zweiten Vatikanums' noch dasselbe Gebilde wie die ‚vorkonziliare' Kirche?
Ist die Kirche bei aller Wandlung identisch geblieben; sind mit den Benennungen ‚vor-' und ‚nachkonziliare Kirche' nur sozusagen verschiedene Aggregatszustände desselben Körpers ‚Kirche' bezeichnet - oder handelt es sich um einen Bruch in der Identität und im Wesen der Kirche, und hat die neue ‚Kirche' die ‚alte' Kirche von innen und von der Substanz her ausgesogen, aufgefressen und (fast) vernichtet? Weicht die ‚Konzilskirche' in Lehre und Praxis von den Satzungen der Kirche ab?
Beispielhaft und stellvertretend für viele andere Belege des Glaubensabfalls sei dieses Urteil auf drei Beweispunkte gestützt:
a. aa. „gaudium et spes“: „zur Erreichung einer größeren Gerechtigkeit, einer umfassenderen Brüderlichkeit und einer humaneren Ordnung“
Die Aufklärung, die Moderne ist mit dem erklärten Ziel angetreten, den Menschen aus seiner - durch Gottesglauben, verbunden mit Gottesfurcht - ‚selbst verschuldeten Unmündigkeit' zu ‚befreien', indem sie Christus und seine Gebote als Richtschnur ausgelöscht und durch den ‚freien', ‚selbstbestimmten', der ‚Vernunft' gemäß handelnden, mit ‚Würde' ausgestattenen Menschen als Maß aller Dinge ersetzt haben: Die Wurzeln und die Motive der Aufklärung sind scheinbar so moralisch unverfänglich wie jene, die zum Turmbau von Babylon führten; es war scheinbar gar nichts Verwerfliches, sondern doch wohl nur ein wagemutiges Gemeinschaftsvorhaben, das der ‚zürnende Gott' dennoch ‚ungerechterweise' bestrafte; dazu Flavius Josephus, Jüdische Altertümer, a.a.O., vollendet etwa um das Jahr 94 n. Chr.; dort aus dem 1. Buch, 4. Kapitel:
„Zu dieser Verachtung und Verhöhnung Gottes verleitete sie der Nebrod (Anmerkung des Verfassers: Es handelt sich wohl um den in anderen Ephen aus alter Zeit genannten ‚wilden Jäger', den ‚Nimrod' oder ‚Nimrud'), der Enkel Chamas', des Sohnes des Noe, denn er war kühn, und seiner Hände Kraft groß. Dieser überredete sie zu dem Wahn, nicht von Gott komme ihr Glück, sondern ihre eigene Tüchtigkeit sei die Ursache ihres Wohlstandes. Und allmählich verkehrte er sein Benehmen in Tyrannei, weil er die Menschen umso eher von Gott abzuwenden gedachte, wenn sie der eigenen Kraft hartnäckig vertrauten. Er wolle, sagte er, sich an Gott rächen, falls er mit erneuter Flut die Erde bedränge, und er wolle einen Turm bauen, so hoch, daß die Wasserflut ihn nicht übersteigen könne. So werde er für den Untergang seiner Vorfahren Vergeltung üben. Die Menge pflichtete den Absichten Nebrods bereitwillig bei, da sie es für Feigheit hielt, Gott noch zu gehorchen. Und so machten sie sich an die Erbauung des Turmes, der bei unverdrossener Arbeit und den vielen Arbeitskräften schnell in die Höhe wuchs. Da er aber sehr breit war, fiel seine Höhe minder auf. Gebaut wurde er aus Ziegeln, die mit einem heißen Harz zusammengekittet waren zum Schutze gegen das andrängende Wasser. Obgleich nun Gott ihr unsinniges Benehmen sah, wollte er sie doch nicht vertilgen, wiewohl sie durch Erinnerung an die Sintflut eigentlich auf bessere Gedanken hätten kommen müssen und also eine solche Strafe wohl verdienten, sondern er verwirrte ihre Sprache und entzweite sie so, daß der eine den anderen nicht verstehen konnte.“
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„Mit einer in der Tat verkehrten und äußerst trügerischen Art des Beweises berufen sie sich sodann unaufhörlich auf die Kraft und Vorzüglichkeit der menschlichen Vernunft, heben sie gegen den heiligsten Glauben an Christus hervor und schwatzen aufs dreisteste, dieser widerspreche der menschlichen Vernunft. Es kann sicherlich nichts Unsinnigeres, nichts Gottloseres, nichts, was mit der Vernunft selbst in größerem Widerspruch stünde, ersonnen und erdacht werden als dies. Denn wenn auch der Glaube über der Vernunft steht, so kann dennoch niemals eine wahre Unstimmigkeit oder eine Gegensätzlichkeit zwischen ihnen angetroffen werden; denn beide stammen von ein und derselben Quelle der unveränderlichen und ewigen Wahrheit, dem unendlich guten und großen Gott, und leisten sich so wechselseitig Hilfe, daß die rechte Vernunft die Wahrheit des Glaubens beweist, schützt und verteidigt, der Glaube aber die Vernunft von allen Irrtümern befreit und sie durch die Erkenntnis der göttlichen Dinge wunderbarerweise erleuchtet, stärkt und vollendet. Und mit sicherlich nicht geringerem Trug, Ehrwürdige Brüder, heben diese Feinde der göttlichen Offenbarung den menschlichen Fortschritt mit höchstem Lob hervor und wollen ihn in einem höchst leichtfertigen und frevlerischen Unterfangen in die katholische Religion einführen, als ob eben diese Religion nicht Gottes, sondern der Menschen Werk oder irgendeine philosophische Erfindung wäre, die nach menschlichen Maßstäben vervollkommnet werden könnte.“ (aus dem Apostolischen Rundschreiben „Qui pluribus“ vom 9.11.1846 Papst Pius IX., vergl. Denzinger/ Hünermann, a.a.O., Rdn. 2776, f)
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„Wenn Wir nämlich dies in Zweifel zögen, so hielten wir euch freilich - fürwahr nicht mit Recht - für unwissend oder nachlässig im Bezug auf jenen frevelhaften Krieg gegen Gott, der jetzt nahezu überall losgebrochen ist und gefördert wird. Denn wahrlich: gegen ihren Schöpfer toben die Heiden und sinnen eitlen Plan die Völker; so daß nahezu allgemein der Ruf der Feinde gegen Gott ist: Entschwinde von uns. Daher ist in den meisten Fällen die Ehrfurcht vor dem ewigen Gott ausgelöscht. Weder in den privaten noch in den öffentlichen Lebensgewohnheiten hat man als Grundsatz Seinen allerhöchsten Willen. Vielmehr strengt man sich mit ganzer Kraft und mittels jeglichen Kunstgriffes an, daß sogar die Erinnerung an Gott und der Gedanke an ihn vollständig untergehen. Wer dies ernstlich erwägt, der fürchtet gewiß, daß notwendigerweise diese Verkehrtheit der Seelen eine gewisse Probe oder gleichsam einen Anfang der Übel darstellt, die für die Endzeit zu erwarten sind; oder ob nicht der Sohn des Verderbens, von welchem der Apostel spricht, sich schon hier auf Erden befindet. Mit einer solchen Verwegenheit, mit einer solchen Raserei greift man überall Religion und Frömmigkeit an, werden die Lehren des geoffenbarten Glaubens bekämpft; und man ist ohne Rücksicht bestrebt, jegliche Verpflichtung, welche der Mensch Gott gegenüber hat, aus dem Weg zu räumen und auszutilgen. Anderseits, was gemäß dem selben Apostel das charakteristische Merkmal des Antichrist ist: der Mensch dringt in allerhöchster Verwegenheit selbst an die Stelle Gottes ein, wobei er sich über alles, was Gott genannt wird, erhebt. Obwohl er nicht imstande ist, die Kenntnis von Gott in sich gänzlich auszulöschen, geht er so weit, nach Verschmähung der Göttlichen Majestät sich diese sichtbare Welt gleichsam selbst zum Tempel zu bestimmen, wo er von den anderen angebetet werden muß. Er setzt sich in den Tempel Gottes und stellt sich zur Schau als sei er Gott. Mit welchem Erfolg diese Schlacht der Sterblichen gegen Gott gekämpft wird: niemand, der gesunden Sinnes ist, kann darüber im Zweifel sein. Es ist dem Menschen gegeben, unter Mißbrauch seiner Freiheit sich am Recht und an der Majestät des Schöpfers aller Dinge zu vergreifen. Gleichwohl steht der Sieg Gottes immer fest. Denn es steht auch die Niederlage um so drohender bevor, um so kühner sich der Mensch in Hoffnung auf den Triumph erhebt. Dies mahnt uns Gott selbst in der Heiligen Schrift. Denn er sieht über die Sünden der Menschen hinweg, gleichsam uneingedenk Seiner Macht und Majestät. Bald jedoch nach dem scheinbaren Zurückweichen erwacht er ... wie ein Held, der vom Weine berauscht war, und wird die Häupter seiner Feinden zerschmettern, so daß alle erfahren werden, daß Gott König über die ganze Erde ist, und die Völker erkennen, daß sie Menschen sind.“ (aus dem Apostolischen Rundschreiben „E supremi Apostolatus“ des hl. Papstes Pius X. vom 4.10.1903; zitiert nach ‚Einsicht', 12/2005, S. 275)
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Die modernen Gesellschaftsordnungen sind allesamt Kinder der Aufklärung.
„Es gibt ein Stillschweigen über Christus den König aus Prinzip. Dieses Prinzip bildet seit 1789 die Grundlage der modernen Verfassungen. Das Prinzip lautet: der Staat als solcher ist konfessionslos. Er tut, als ob es keinen Gott gebe und als ob der Mensch Gott sei. Da die Religion Privatsache und nur Privatsache ist, sind die Parlamente, die Regierungen, die Gerichte in ihren Gesetzen, Verordnungen und Entscheidungen unabhängig vom Gewissen und vom Evangelium. Ob es einen Gott gebe, ob Christus existiert habe und ob Er der König der Gesellschaft sei, ob die Kirche göttliche Institution sei, ist eine ausschließlich religiöse Angelegenheit und hat deswegen mit der Politik nichts zu schaffen. Reden wir also nicht davon. Für die modernen Staaten, die aus Gläubigen und Ungläubigen, aus Christen und Juden, aus Katholiken und Nicht-Katholiken zusammengesetzt sind, kann es nach dieser Theorie nur eine Einstellung zur Religion geben, die des sozialen Atheismus, der Gottlosigkeit, des Stillschweigens aus Prinzip. Das soziale Königtum Jesu Christi ist, wenn es ernst gemeint ist, für den modernen Staat geradezu verfassungswidrig. Es ist kein Zweifel: ein solches Prinzip ist gottlos… Welcher Art aber auch diese geistige Neutralität in Religionssachen sein mag, sie ist das Zeichen einer entarteten, altersschwachen Zeit. Starke, gesunde Zeiten wissen nichts von Neutralität. Sie haben feste Überzeugungen, entschlossene Ja und entschiedene Nein, ausgesprochene Dafür und unzweideutige Dagegen. Geistige Neutralität, grundsätzliche Überzeugungslosigkeit ist eine Sünde gegen die gesunde Vernunft… Religiöse Neutralität ist Unmöglichkeit. Niemand kann zwei Herren dienen. Denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird sich dem einen unterwerfen und den anderen verachten. Das ist Gotteswort und darum Glaubenssatz… Es gibt keine neutralen Regierungen, keine neutralen Schulen, keine neutralen Presse, keine neutralen Vereine, keine neutralen Familien. Die Persönlichkeit siegt immer wieder über die Charakterlosigkeit, der Grundsatz über die Diplomatie, der Einherrendienst über die Neutralität. Auch im Leben der Völker! Die Perioden der Neutralität sind Perioden des Übergangs, der tastenden Unentschiedenheit. Es sind die Zeiten der Dämmerung zwischen Tag und Nacht. Nach der Zeit der Neutralität kommt die Zeit des Einherrendienstes, wo Christus oder Satan König ist.“ (R. Mäder, a.a.O., S. 112, S. 116, S. 119)
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„Gott ist es, der den Menschen für das gemeinsame Leben geschaffen und in den Verband von Wesen gleicher Art hineingesetzt hat, damit er in der Vereinigung empfange, was seine Natur fordert und was er für sich allein nicht hätte erreichen können. Darum hat die bürgerliche Gesellschaft, gerade weil sie Gesellschaft ist, Gott zu ihrem Vater und Urheber anzuerkennen und ihm als ihrem Herrn und Gebieter in Ehrfurcht zu dienen. Ein Staat ohne Gott, oder auch, was schließlich auf dasselbe hinausläuft, ein Staat, der, wie man sich ausdrückt, sich gegen alle Religion gleichgültig verhält und diese ohne Unterschied als gleichberechtigt anerkennt, stellt sich in Gegensatz zur Gerechtigkeit und Vernunft.“ (aus dem Apostolischen Rundschreiben „Libertas praestantissimum“ Papst Leo XIII. vom 20.6.1888)
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„Auf dem Gebiet des Staatswesens gilt den Naturalisten der Grundsatz, alle Menschen haben das gleiche Recht und sie seien in jeder Beziehung einander vollkommen gleich. Nach ihnen ist ein jeder von Natur aus frei, keiner hat das Recht, dem anderen zu gebieten. Einer Autorität gegenüber, die nicht von Ihnen ausgegangen ist, Gehorsam abzuverlangen, heiße, so sagen sie, so viel als jemandem Gewalt anzutun. Alles beruht nach ihnen auf dem freien Volke, die Regierung habe ihre Gewalt im Auftrag oder in Übereinstimmung mit dem Volk, so daß dieses, wenn es seine Meinung ändert, die Regierenden auch gegen deren Willen von ihrem Platz herabstürzen kann. Die Quelle aller Rechte und Pflichten der Bürger sei entweder die Volksmenge oder eine Regierung, die nach den neuesten Grundsätzen geformt ist. Außerdem fordern sie einen Staat ohne Gott, es sei keine der verschiedenen Religionsformen berechtigt, daß man sie der anderen vorziehe, es hätten vielmehr alle die gleiche Bedeutung…
Die Religion aber aus dem öffentlichen Leben gänzlich zu verbannen und in der bürgerlichen Gesetzgebung und Regierung ganz von Gott abzusehen, gleichsam als gebe es keinen Gott, das ist ein selbst unter den Heiden unerhörter Frevel, denn diese hatten eine so tiefe und feste Überzeugung nicht bloß von den Göttern, sondern auch von der Notwendigkeit einer öffentlich ausgeübten Gottesverehrung, daß sie sich eher eine Stadt ohne Fundamente als ohne Gott vorstellen konnten. Tatsächlich ist die menschliche Gesellschaft, für die wir von Natur aus bestimmt sind, von Gott ausgegangen, dem Urheber der Natur. Er ist die Quelle und der Grund all der zahllosen Güter, die wir fortwährend durch diese empfangen. Darum wird dem Drang der Natur gemäß jeder einzelne daran erinnert, Gott religiöse Verehrung erweisen, von dem er das Leben und alles Gute, was er zugleich mit diesem empfing, erhalten hat. So verhält es sich in gleicher Weise betreffend die Völker und Staaten. Wer darum die bürgerliche Gesellschaft von jeder religiösen Pflicht entbindet, der handelt nicht bloß ungerecht, sondern auch unwissend und widersinnig. Weil nun aber der Mensch nach Gottes Willen von Natur aus für das Zusammenleben in der bürgerlichen Gesellschaft bestimmt ist, die Regierungsgewalt jedoch das Band bildet, ohne das diese augenblicklich auseinanderfällt, geht die öffentliche Gewalt mit Notwendigkeit auch von dem aus, der selbst diese Gesellschaft geschaffen hat. Somit ist der Träger dieser (öffentlichen) Gewalt, wer immer es auch sein mag, Diener Gottes. So liegt es im Zweck und dem Wesen der staatlichen Gewalt, daß wir der rechtmäßigen Obrigkeit, wenn sie Gerechtes befiehlt, den Gehorsam gerade so wie Gott gegenüber leisten, dessen Vorsehung alles leitet, und es ist irrig, daß es dem Volk freistehe, den Gehorsam nach Belieben zu verweigern. Was die Behauptung einer allgemeinen Gleichheit unter den Menschen angeht, so zweifelt hieran niemand, wenn wir unsere gemeinsame menschliche Art und unsere gemeinsame Natur, das letzte Ziel, nach dem alle zu streben haben, sowie die Rechte und Pflichten betrachten, die daraus fließen. Weil aber die natürlichen Fähigkeiten nicht gleich sein können, sich einer vom anderen an Geistes- oder Leibeskraft vielmehr unterscheidet und die Sitten, Bestrebungen und Naturanlagen gänzlich verschieden sind, so widerstreitet nichts so sehr der Vernunft, als alle ohne Unterschied in einem abstrakten Begriff zusammenzufassen und gemäß dieser unbedingten Gleichheitstheorie ein Staatswesen begründen zu wollen. Wie der vollkommene Leib aus der organischen Verbindung der verschiedenen Glieder besteht, die nach Gestalt und Tätigkeit voneinander abweichen, im ganzen aber, ein jedes Glied an seiner Stelle, die menschliche Gestalt bilden, schön in ihrer Erscheinung, stark an Kraft, notwendig und nützlich, so stellen im Gemeinwesen die einzelnen Teile eine fast unendliche Verschiedenheit untereinander dar. Würden sich diese alle für gleich erachten und ein jeder seiner Willkür folgen, dann würde sich daraus ein Staat ergeben, wie er mißgestalteter nicht gedacht werden kann. Wenn aber die verschiedenen Ämter, Berufsklassen und Bestrebungen harmonisch zum allgemeinen Besten zusammenwirken, dann tritt das Bild eines gesunden und der Natur entsprechenden Staatswesens vor uns hin. Es lassen uns übrigens dieser soeben erwähnten revolutionären Irrlehren das Schlimmste für den Staat befürchten. Wo die Furcht vor Gott und die Ehrfurcht vor seinem heiligen Gesetz verschwunden ist, die Autorität der Regierenden verachtet, der Aufruhr erlaubt und gutgeheißen, den Begierden der Menge volle Zügellosigkeit zugestanden wird und nur die Furcht vor Strafe noch zurückhält, da muß zwangsläufig ein allgemeiner Umsturz erfolgen.“ (aus dem apostolischen Rundschreiben „Humanum genus“ Papst Leo XIII. vom 20.4.1884)
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Das praktische Glaubensbekenntnis der meisten ‚modernen Menschen' lautet der Sache nach: „Wir stammen zwar vielleicht nicht unbedingt vom Affen, aber wohl doch von der Amöbe ab, und der Glaube an die Legenden um jenen Jesus von Nazareth, wenn er gelebt haben sollte, war - wie viele Mythen der Völker und Kulturen - ein gewiß nützlicher Versuch, die Gewalttätigkeit des ‚Raubtieres der Gattung Mensch' ein wenig zu zähmen“. Sie wollen vor allem nichts hören von Verantwortlichkeit vor Gott, von Schuld, von Sünde, nichts von Buße und Sühne, nichts von Wiedergutrmachung und Wiederherstellung der gottgewollten Ordnung.
In diesen Prozeß der Abkehr vom dreieinigen Gott ist auch die ‚Konzilskirche' eingebunden, zu deren Gründungsdokumenten die ‚Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute „gaudium et spes“, öffentliche Sitzung des sog. II. Vat. Konzils vom 7.12.1965, zählt. Dort heißt es u.a.: „Ebenso ist alles, was die Menschen zur Erreichung einer größeren Gerechtigkeit, einer umfassenderen Brüderlichkeit und einer humaneren Ordnung in den gesellschaftlichen Beziehungen tun, wertvoller als technische Fortschritte.“; „Dennoch darf die Erwartung der neuen Erde die Sorge für die Gestaltung dieser Erde nicht abschwächen, wo der Leib der neuen Menschheitsfamilie wächst, der schon eine umrißhafte Vorstellung von der neuen Welt bieten kann, sondern muß sie vielmehr ermutigen.“; „Alles was von uns über die Würde der menschlichen Person, über die Gemeinschaft der Menschen und über den tiefen Sinn des menschlichen Schaffens gesagt wurde, bildet das Fundament für die Beziehung zwischen Kirche und Welt sowie die Grundlage ihres gegenseitigen Dialogs.“; …„verkündet die Kirche also die Rechte der Menschen, und sie anerkennt und schätzt die Dynamik der heutigen Zeit, durch die diese Rechte überall gefördert werden.“; „Die Kirche anerkennt überdies alles, was sich an Gutem in der heutigen gesellschaftlichen Dynamik findet: besonders die Entwicklung hin zur Einheit, den Prozeß einer gesunden bürgerlichen und wirtschaftlichen Sozialisation und Vergesellschaftung.“; „Mit großer Achtung blickt das Konzil also auf alles Wahre, Gute und Gerechte, das sich in den unterschiedlichsten Einrichtungen findet und das sich das Menschengeschlecht geschaffen hat und unablässig neu schafft. Es erklärt überdies, daß die Kirche alle diese Einrichtungen unterstützen und fördern will“; „Besonders aber sollen sie die Worte dieses Konzils beherzigen: ‚Weil das Menschengeschlecht heute mehr und mehr zur bürgerlichen, wirtschaftlichen und sozialen Einheit zusammenwächst, sollen die Priester um so mehr in vereinter Sorge und Anstrengung unter Leitung der Bischöfe und des Papstes jede Art von Trennung beseitigen, damit das ganze Menschengeschlecht in die Einheit der Familie Gottes geführt werde.' “… (zitiert nach Denzinger/Hünermann, a.a.O., Rdn. 4335, 4339, 4340, 4341, 4342, 4343)
bb. Die Kirche, der Gegenpol: „Notre charge Apostolique“
Genau zu dieser Willensrichtung, um des ‚größeren Zieles' willen die ‚geringeren Ziele' aufzugeben und das Unvereinbare miteinander zu vereinbaren, führt der hl. Papst Pius X. in dem Apostolisches Schreiben an die französichen Bischöfe „Notre charge Apostolique“ vom 25.8.1910 (zitiert nach Karl Haselböck, Wien, Schriftenreihe ‚Freude an der Wahrheit', Nr. 106, 1990) folgendes aus:
„Unser Vorgänger (Anmerkung des Verf.: Papst Leo XIII.) seligen Angedenkens hat dieselben (Anmerkung des Verf.: die sozialen Fragen) im Rahmen von Lehrschreiben ins Gedächtnis gerufen: alle Katholiken, die sich mit sozialen Fragen befassen, sollten diese studieren und stets vor Augen haben. Er hat insbesondere gelehrt, die christliche Demokratie solle die Verschiedenheit der sozialen Klassen beibehalten, die mit Sicherheit das Kennzeichen jedes wohlgeordneten Staates ist, und für die menschliche Gesellschaft jene Form und jenen Charakter fordern, den Gott, ihr Schöpfer, ihr eingeprägt hat.
Er brandmarkte eine gewisse (Art von) Demokratie die in ihrer Entartung so weit ging, daß sie die Souveränität in der Gesellschaft dem Volke zuspricht und die Beseitigung und Einebnung aller sozialen Klassenunterschiede anstrebt…
Doch gerade dies ist es, was sie (Anmerkung des Verf.: die Anhänger des ‚Sillon', eine ursprüglich katholische Laienbewegung in Frankreich, die in rein diesseitigen Aktionsimus, in Humanismus und Indifferentismus abgeglitten war, wie in diesem Apostolischen Schreiben gerügt) mit der menschlichen Gesellschaft machen wollen: es ist ihr Traum, alle ihre natürlichen und überlieferten Grundlagen zu verändern und ein zukünftiges Gemeinwesen zu versprechen, das auf anderen Grundsätzen aufgebaut sein wird, welche - wie sie zu behaupten wagen - fruchtbarer und nutzbringender sein werden als die Grundsätze, auf denen gegenwärtig der christliche Staat ruht.
Nein, Ehrwürdige Brüder - es muß in diesen Zeiten gesellschaftlicher und geistiger Anarchie, in denen jeder sich selbst als Lehrer und Gesetzgeber aufstellt, immer wieder wirksam daran erinnert werden: man kann den Staat nicht anders bauen, als Gott ihn gebaut hat; man kann die Gesellschaft nicht errichten, wenn die Kirche nicht die Fundamente legt und nicht die Bauarbeiten leitet; nein, es ist nicht mehr nötig, eine Zivilisation zu ersinnen, noch auch einen neuen Staat in den Wolken zu bauen. Es hat sie gegeben und es gibt sie: es sind die christliche Zivilisation und der katholische Staat. Es kann sich nur noch darum handeln, ihn unablässig gegen die immer wieder neu ausbrechenden Angriffe einer falschen Utopie, der Revolte und der Gottlosigkeit auf seine natürlichen und göttlichen Grundlagen zu stellen und ihn darin zu stärken und zu festigen: Omnia instaurare in Christo…
Der Sillon vertritt in edelmütiger Weise die Menschenwürde. Aber er versteht diese Würde im Sinne gewisser Philosophien, mit denen die Kirche durchaus nicht einverstanden ist. Das erste Element dieser Würde ist die Freiheit, die so verstanden wird, daß jeder Mensch, außer in religiösen Dingen, unabhängig ist. Aus diesem Grundprinzip zieht der Sillon folgende Schlüsse: Heute steht das Volk unter der Vormundschaft einer mit ihm nicht identischen Autorität; von ihr muß es sich befreien: das ist die politische Emanzipation. Das Volk steht in der Abhängigkeit von Arbeitgebern, die seine Produktionsmittel in der Hand haben und es dadurch ausbeuten, unterdrücken und erniedrigen; es muß ihr Joch abschütteln: das ist die wirtschaftliche Emanzipation. Das Volk ist schließlich beherrscht von einer sogenannten leitenden Kaste, welcher ihre bessere intellektuelle Bildung eine ungebührliche Vorrangstellung in der Führung aller Angelegenheiten sichert; es muß sich dieser Herrschaft entziehen, das ist die intellektuelle Emanzipation. Eine Einebnung der Verhältnisse unter diesen drei Gesichtspunkten wird die Gleichheit unter den Menschen herbeiführen, und diese Gleichheit ist die wahre menschliche Gerechtigkeit. Eine politische und soziale Ordnung, die auf dieser doppelten Basis der Freiheit und der Gleichheit ruht (an die sich bald noch die Brüderlichkeit anschließt): das ist es, was sie Demokratie nennen… In der Politik zunächst will der Sillon die Autorität nicht abschaffen, er hält sie im Gegenteil für notwendig: aber er will sie aufteilen oder, besser gesagt, vervielfältigen, so daß jeder Bürger eine Art von König wird. Zwar sei es wahr, daß die Autorität von Gott ausgeht; aber sie wohnt ursprünglich im Volk und bewegt sich von hier aus weiter auf dem Wege der Wahl, oder, besser noch, der Auswahl: ohne sich aber deswegen vom Volke zu trennen und unabhängig von ihm zu werden; sie wird außerhalb (des Volkes) sein, jedoch nur dem Anschein nach; in Wirklichkeit wird sie innerhalb (des Volkes) sein, weil es eine (vom Volk) übereinstimmend genehmigte Autorität sein wird….
Dieser kurze Überblick zeigt Euch, Ehrwürdige Brüder, schon klar, wie recht Wir mit der Behauptung hatten, daß der Sillon Doktrin gegen Doktrin setzt, daß er seinen Staat auf einer der katholischen Wahrheit widersprechenden Theorie aufbaut, und daß er die wesentlichen und grundlegenden Begriffe, welche die sozialen Bedingungen in jeder menschlichen Gesellschaft regeln, verfälscht. Dieser Widerspruch geht noch deutlicher aus den folgenden Überlegungen hervor.
Der Sillon verlegt die öffentliche Autorität deren Ursprung nach in das Volk, von welchem sie in der Folge auf die Regierenden übergeht: jedoch in der Weise, daß sie dabei weiterhin im Volke verbleibt. Schon Leo XIII. hat diese Lehre in seiner Enzyklika Diuturnum illud über die höchste Würde im Bereich des Staates formell verurteilt, in der er sagte: Eine große Zahl moderner Menschen, die auf den Spuren jener wandeln, die sich selbst im vorigen Jahrhundert „Philosophen“ nannten, erklärten, daß alle Herrschergewalt vom Volk kommt; daß demzufolge diejenigen, welche die Regierung im Staat ausüben, dieselbe nicht als ihre eigene Machtvollkommenheit ausüben, sondern als eine ihnen vom Volke übertragene Herrschergewalt, und zwar mit dem Vorbehalt, daß sie durch den Willen des Volkes, von welchem sie dieselbe innehaben, widerrufen werden kann.
Ganz anders ist die Auffassung der Katholiken, welche das Recht des Befehlens von Gott als von dessen natürlichem und notwendigem Ursprung herleiten. Zweifellos läßt auch der Sillon die Autorität, die er zunächst in das Volk verlegt, von Gott herabsteigen: aber in der Weise, daß sie, um nach oben zu gelangen, von unten wieder hinaufsteigt; während in der Kirche die Vollmacht von oben ausgeht, um nach unten zu gelangen. Aber abgesehen davon, daß es abnorm ist, wenn die Übertragung emporsteigt, da es doch zu ihrem Wesen gehört, herabzusteigen, hat Leo XIII. diesen Versuch, die katholische Lehre mit dem Irrtum einer Scheinphilosophie zu versöhnen, von vornherein zurückgewiesen.
Denn er fährt fort: ‚Es ist wichtig, dies hier zu bemerken, daß diejenigen, welche die öffentlichen Angelegenheiten leiten, in gewissen Fällen durch den Willen und die Entscheidung der Mehrheit gewählt werden können, ohne daß die katholische Lehre dem widerspricht oder entgegensteht. Aber wenn diese Wahl auch den Regierenden bezeichnet, so überträgt sie ihm doch nicht die Machtvollkommenheit zu regieren: die Wahl überträgt ihm nicht die Vollmacht; sondern sie bezeichnet die Person, welche deren Träger sein soll.'
Übrigens, wenn das Volk der Inhaber der Macht bleibt - was wird dann aus der Autorität? Ein Schatten, ein Mythos! Es gibt dann kein Gesetz im eigentlichen Sinne mehr, es gibt keinen Gehorsam mehr. Der Sillon hat das erkannt; denn tatsächlich fordert er im Namen der Menschenwürde die dreifache Emanzipation: die politische, wirtschaftliche und intellektuelle, und das zukünftige Gemeinwesen, auf das er hinarbeitet, hat weder Gebieter noch Diener. Die Bürger sind darin alle Freie, alle Genossen, alle Könige. Ein geordneter Befehl, eine Vorschrift wären ein Angriff auf die Freiheit; die Unterordnung unter irgendeine Überlegenheit wäre eine Herabsetzung des Menschen, der Gehorsam eine Entartung.
Zeigt Uns, Ehrwürdige Brüder, die überlieferte Lehre der Kirche die sozialen Beziehungen irgendeines Gemeinwesens, und sei es das allervollkommenst mögliche, in dieser Weise? Braucht nicht jede Gesellschaft, bestehend aus selbständigen und von Natur aus unbeständigen Wesen, eine Autorität, welche ihre Tätigkeiten auf das Gemeinwohl ausrichtet und die ihnen ihr Gesetz auferlegt? Und wenn es in der Gesellschaft Übeltäter gibt (und es wird sie dort immer geben) - muß dann die Autorität nicht umso stärker sein, je bedrohlicher der Egoismus der Bösen wird?
Außerdem: Kann man auch nur mit dem Schatten einer Begründung sagen, daß die Autorität und die Freiheit unvereinbar seien, außer man täuscht sich erheblich über den Begriff der Freiheit? Kann man lehren, Gehorsam widerspreche der Menschenwürde, und das Ideal sei, ihn durch die Autorität des Konsenses zu ersetzen? Hatte nicht der heilige Apostel Paulus die menschliche Gesellschaft in all ihren möglichen Entwicklungsstadien vor Augen, als er den Gläubigen vorschrieb, jeglicher Autorität unterworfen zu sein? Kann der Gehorsam gegenüber Menschen, soweit sie legitime Repräsentanten Gottes sind - denn das bedeutet letztlich den Gehorsam gegen Gott - erniedrigend für den Menschen und unter dessen Würde sein? Kann etwa der Ordensstand, der auf den Gehorsam gegründet ist, mit der Idealvorstellung vom Menschentum in Widerspruch stehen?
Waren etwa die Heiligen, die unter allen Menschen die gehorsamsten waren, Sklaven oder Entartete? Kann man sich schließlich etwa einen gesellschaftlichen Zustand vorstellen, in dem Jesus Christus, wenn Er auf die Erde zurückkäme, nicht mehr ein Beispiel des Gehorsams geben, und Er nicht mehr sagen würde: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist ?
Der Sillon, der solche Lehren vertritt und in seinem Lebensbereich in die Praxis umsetzt, verbreitet demnach unter Eurer katholischen Jugend falsche und gefährliche Begriffe von Autorität, Freiheit und Gehorsam. Dasselbe gilt für Gerechtigkeit und Gleichheit. Der Sillon arbeitet, so sagt er, für ein Zeitalter der Gleichheit, das eben dadurch zugleich ein Zeitalter größerer Gerechtigkeit sein würde. Für ihn ist also jede Ungleichheit von Rang und Stand eine Ungerechtigkeit, oder zumindest eine geringere Gerechtigkeit! Ein Grundsatz, welcher der Natur der Dinge vollkommen widerspricht, Neid und Ungerechtigkeit erzeugt und jede soziale Ordnung umstürzt!
Allein die Demokratie werde also die Herrschaft der vollkommenen Gerechtigkeit einleiten - ist dies nicht eine Beleidigung für alle übrigen Regierungsformen, die man auf diese Weise auf den Rang von ohnmächtigen Notbehelf-Regierungen herabwürdigt? Im übrigen verstößt der Sillon auch in diesem Punkt gegen die Lehren Leo XIII. Man hätte in der bereits erwähnten Enzyklika über die höchste Würde im Bereich des Staatswesens lesen können, daß, wenn die Gerechtigkeit gewahrt bleibt, es den Völkern nicht genommen ist, sich jene Regierungsform zu geben, die ihrem Charakter oder ihren von den Vorfahren empfangenen Institutionen und Bräuchen am besten entspricht. Die Enzyklika erwähnt hierbei die bekannten drei Regierungsformen (= Monarchie /Aristokratie / Demokratie - Anm.: K. Haselböck). Sie setzt also voraus, daß die Gerechtigkeit mit jeder von ihnen vereinbar ist…
Wenn er also lehrte, daß die Gerechtigkeit mit den drei bekannten Regierungsformen vereinbar ist, so lehrte er damit, daß unter diesem Gesichtspunkt der Demokratie kein privilegierter Rang zukommt. Entweder weigern sich die Sillonisten, welche das Gegenteil behaupten, auf die Kirche zu hören, oder sie bilden sich eine Vorstellung von der Gerechtigkeit und von der Gleichheit, die nicht katholisch ist.
Genauso steht es um den Begriff der Brüderlichkeit, die sie in der Liebe zu den gemeinsamen Interessen begründen oder, über alle Weltanschauungen und alle Religionen hinweg, einfach im Begriff der Humanität, wobei sie mit gleicher Liebe und gleicher Toleranz alle Menschen mit allen ihren Nöten umfassen, den geistigen und moralischen ebenso, wie den körperlichen und irdischen. Die katholische Lehre zeigt uns aber, daß die erste Pflicht der Nächstenliebe nicht in der Toleranz gegenüber irrigen Überzeugungen, so aufrichtig dieselben auch sein mögen, besteht; auch nicht in der theoretischen oder praktischen Indifferenz gegenüber dem Irrtum und dem Laster, wohin wir unsere Brüder gestürzt sehen: sondern sie besteht in dem Eifer, sie geistig und moralisch zu bessern, nicht weniger, als in der Sorge für ihr materielles Wohlergehen.
Die gleiche katholische Lehre zeigt uns auch, daß die Quelle der Nächstenliebe sich in der Liebe zu Gott befindet, dem gemeinsamen Vater und gemeinsamen Ziel der ganzen Menschheitsfamilie; und in der Liebe zu Jesus Christus, dessen Glieder wir in einer Weise sind, daß die Hilfe für einen Unglücklichen eine Jesus Christus selbst erwiesene Wohltat ist. Jede andere Liebe ist eine Illusion oder ein unfruchtbares, vergängliches Gefühl. Die menschliche Erfahrung beweist es wahrlich, daß in den heidnischen und laizistischen Gesellschaften aller Zeiten unter gewissen Umständen die Rücksicht auf die allgemeinen Interessen oder auf die gleiche Menschennatur sehr wenig Gewicht hat gegenüber den Leidenschaften und Begierden des Herzens.
Nein, Ehrwürdige Brüder, es gibt keine wahre Brüderlichkeit außerhalb der christlichen Liebe, die aus Liebe zu Gott und Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Erlöser, alle Menschen umfaßt: um allen beizustehen und alle zum selben Glauben und zum selben Glück des Himmels zu führen. Wenn die Demokratie die Brüderlichkeit von der derart verstandenen christlichen Liebe trennt, so bedeutet sie keinen Fortschritt, sondern schafft einen unheilvollen Rückgang der Zivilisation. Denn wenn man, wie Wir es aus ganzer Seele wünschen, zum größtmöglichen Wohlergehen der Gesellschaft und jedes einzelnen ihrer Glieder durch die Brüderlichkeit oder, wie man auch sagt, durch eine allgemeine Solidarität gelangen will, dann bedarf es der Einheit der Geister in der Wahrheit, der Einheit der Willensrichtungen in der Moral, der Einheit der Herzen in der Liebe zu Gott und zu Seinem Sohn, Jesus Christus. - Jedoch: diese Einheit ist nur zu verwirklichen durch die katholische Liebe, welche demzufolge allein die Völker im Gang des Fortschritts zum Ideal der Zivilisation führen kann.
Die Grundlage aller Verfälschungen der fundamentalen sozialen Begriffe bildet der falsche Begriff, welchen der Sillon von der Menschenwürde hat. Nach ihr ist der Mensch nur wahrhaft Mensch und dieses Namens würdig, wenn er ein aufgeklärtes, starkes, unabhängiges, autonomes Selbstbewußtsein erlangt hat, das keinen Herrn mehr braucht, das nur sich selber gehorcht und fähig ist, die ernstesten Verantwortlichkeiten ohne die Gefahr des pflichtwidrigen Handelns zu übernehmen und zu tragen. Das sind wahrhaft große Worte, mit denen man das Gefühl der Überheblichkeit im Menschen erregt: sie sind wie ein Traum, der den Menschen ohne Licht, ohne Führung, ohne Hilfe auf den Weg der Illusion lenkt, wo er, in Erwartung des großen Tages des vollen Selbstbewußtseins, vom Irrtum und von den Leidenschaften verschlungen wird… Hatten die Heiligen, welche die Menschenwürde zu ihrer höchsten Vollendung gebracht haben, eben jene Würde? Und die Demütigen dieser Erde, welche nicht so hoch steigen können und die sich damit zufrieden geben, in Bescheidenheit ihre Furche (Anmerk. des Verf.: der Sillon bedeutet die Furche) zu ziehen an dem Platz, den die Vorsehung ihnen zugewiesen hat; die tapfer ihre Pflichten erfüllen in Demut, Gehorsam und christlicher Geduld - sind sie etwa nicht des Namens Mensch würdig: sie, die der Herr dereinst aus ihrem unscheinbaren Zustand herausnehmen, wird, um sie im Himmel zwischen die Fürsten Seines Volkes zu stellen?...
Ihr (Anmerkung des Verf.: die französischen Bischöfe) seid (für sie, die Sillonisten) die Vergangenheit - sie sind die Pioniere der Zivilisation der Zukunft. Ihr repräsentiert die Hierarchie, die sozialen Ungleichheiten, die Autorität und den Gehorsam: veraltete Einrichtungen, denen ihre Seelen, die von einem anderen Ideal erfüllt sind, sich nicht mehr beugen können…
Man flößt Eurer katholischen Jugend das Mißtrauen gegen die Kirche, ihre Mutter, ein; man lehrt sie, daß sie es in neunzehn Jahrhunderten nicht fertiggebracht hat, die Gesellschaft in dieser Welt auf deren wahre Grundlagen zu stellen; daß sie die sozialen Begriffe von Autorität, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Menschenwürde nicht begriffen hat; daß die großen Bischöfe und die großen Monarchen, welche Frankreich geschaffen und so ruhmreich regiert haben, es nicht verstanden haben, ihrem Volk die wahre Gerechtigkeit und das wahre Glück zu geben, weil sie nicht das Ideal des Sillon hatten...
Was sollen Wir dann aber von ihrer Aktivität innerhalb der Kirche halten, wenn ihr Katholizismus so spitzfindig ist, daß jeder, der sich nicht zu ihrer Sache bekennt, schon wegen etwas Geringfügigem in ihren Augen ein innerer Feind des Katholizismus ist, der weder vom Evangelium noch von Jesus Christus etwas verstanden hat?...
Zum ersten ist der Katholizismus des Sillon nur mit der demokratischen Regierungsform vereinbar, von der er meint, sie sei günstiger für die Kirche und stimme mit ihr überein; er verschreibt somit seine Religion völlig einer politischen Partei. Wir brauchen nicht zu beweisen, daß die Heraufkunft der allgemeinen Demokratie keine Bedeutung für das Wirken der Kirche in dieser Welt hat; Wir haben bereits daran erinnert, daß die Kirche es immer den Nationen selbst überlassen hat, sich die Regierungsform zu geben, welche sie für ihre Interessen als die günstigste halten. Wir wollen nur noch einmal, wie Unser Vorgänger, bekräftigen, daß es ein Irrtum und eine Gefahr ist, den Katholizismus grundsätzlich völlig einer Regierungsform zu verschreiben: ein Irrtum und eine Gefahr, die umso größer sind, wenn man die Religion mit einer Art von Demokratie verbindet, deren Lehren falsch sind… Was bedeutet das anders, als daß in einem Sillonisten zwei Menschen leben: das Individuum, welches katholisch ist, und der Sillonist, der Mann der Tat, welcher neutral ist...
Es handelt sich um eine von Katholiken gegründete interkonfessionelle Vereinigung zur Arbeit an der Reform der Zivilisation: einem in höchstem Grade religiösen Werk. Denn es gibt keine wahre Zivilisation ohne moralische Zivilisation, und keine wahre moralische Zivilisation ohne die wahre Religion: das ist eine bewiesene Wahrheit, das ist eine historische Tatsache. Und die neuen Sillonisten können nicht vorgeben, sie arbeiteten ja nur im Bereich der praktischen realen Wirklichkeiten, wo die Verschiedenheit der Überzeugungen keine Rolle spiele. Ihr Anführer spürt selbst so genau diesen Einfluß der geistigen Überzeugungen auf das Ergebnis der Aktivität, daß er sie auffordert, welcher Religion sie auch immer angehören mögen, im Bereich der praktischen realen Wirklichkeiten die Überlegenheit ihrer persönlichen Überzeugungen zu beweisen…
Was muß man nach dem hier Gesagten von dem bunten Durcheinander denken, zu dem die jungen Katholiken mit Irrgläubigen und Ungläubigen aller Art in einem derartigen Werk verpflichtet sind? Ist es nicht für sie tausendfach gefährlicher als eine neutrale Vereinigung? Was soll man denken von diesem Appell an alle Irrgläubigen und an alle Ungläubigen, die Überlegenheit ihrer Überzeugungen auf dem sozialen Gebiet zu beweisen, in einer Art von apologetischem Wettbewerb: so als ob dieser Wettbewerb nicht bereits seit neunzehn Jahrhunderten im Gange wäre, und zwar unter für den Glauben der Gläubigen weniger gefährlichen Umständen, und ganz zur Ehre der katholischen Kirche? Was soll man denken von dieser Ehrfurcht gegenüber allen Irrtümern und von der befremdlichen Aufforderung, die ein Katholik an alle Dissidenten gerichtet hat, ihre Überzeugungen durch Studien zu festigen und daraus immer reichere Quellen von neuen Kräften entstehen zu lassen?
Was soll man denken von einer Vereinigung, in der alle Religionen und selbst die Freidenkerei ermuntert werden, sich öffentlich zu äußern und hervorzutun?... Aber noch mehr befremdend, erschreckend und betrübend zugleich, sind die Verwegenheit und die geistige Leichtfertigkeit von Männern, die sich Katholiken nennen, und die davon träumen, unter derartigen Bedingungen die Gesellschaft umzugestalten, und auf Erden, über die katholische Kirche hinweg, das Reich der Gerechtigkeit und der Liebe zu errichten: mit von allen Richtungen her gekommenen Arbeitern aus allen Religionen oder ohne Religion, mit oder ohne Glaubensüberzeugungen; vorausgesetzt nur, daß sie das vergessen, was sie trennt: ihre religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen; und daß sie das einsetzen, was sie eint: einen großmütigen Idealismus, sowie moralische Kräfte, von dort her genommen, wo sie können.
Wenn man die Kräfte, Erkenntnisse und übernatürlichen Tugenden bedenkt, welche nötig waren, um den christlichen Staat einzurichten, an die Leiden von Millionen Märtyrern, an die Erleuchtungen der Kirchenväter und Kirchenlehrer, an die Opferbereitschaft der Heroen der Nächstenliebe, an die machtvolle, vom Himmel gestiftete Hierarchie, an die Ströme göttlicher Gnade; und daran, wie dies alles auferbaut, zusammengehalten und durchdrungen ist vom Leben und Geist Jesu Christi, der Weisheit Gottes, dem Menschgewordenen Wort: wie gesagt, wenn man all das bedenkt, so ist man entsetzt, wenn man sieht, wie neue Apostel darauf erpicht sind, all das noch besser zu machen: unter Einsatz eines verschwommenen Idealismus und von Staatsbürgertugenden.
Was werden sie zustandebringen? Was wird aus einer solchen Zusammenarbeit hervorgehen? Eine reines Wortgebilde, ein Hirngespinst, in dem mischmaschartig in einer faszinierenden Verwirrung die Worte von Freiheit, von Gerechtigkeit, von Brüderlichkeit und von Liebe, von Gleichheit und von Erhöhung des Menschen aufleuchten, und das alles auf dem Grund einer falsch verstandenen Menschenwürde. Es wird eine tobende Agitation geben, wirkungslos für das gesetzte Ziel, die nur den weniger utopistischen Massenaufwieglern nutzbringend sein wird…
Wir fürchten, daß es noch schlimmer kommt. Das Endergebnis dieses bunten Durcheinanders in der Arbeitsweise, der Nutznießer dieser gemischten sozialen Aktivität kann nur eine Demokratie sein, die weder katholisch, noch protestantisch, noch jüdisch sein wird; eine Religion (denn der Sillonismus ist, seine Anführer haben es gesagt, eine Religion), die universaler ist als die katholische Kirche, welche alle Menschen, die endlich Brüder und Genossen geworden sind, im „Reich Gottes“ vereinigt. - Man arbeitet nicht für die Kirche, man arbeitet für die Menschheit.
Durchdrungen von tiefster Traurigkeit fragen Wir Uns nun, Ehrwürdige Brüder, was aus dem Katholizismus des Sillon geworden ist. Ach! Der klare und mächtige Strom, der früher zu so schönen Hoffnungen Anlaß gab, wurde in seinem Lauf abgefangen von den modernen Feinden der Kirche, und er bildet künftig nur noch einen trüben Nebenfluß der großen Strömung der Apostasie, welche in allen Ländern durch die Errichtung einer universellen Kirche organisiert wird, die weder Dogmen noch Hierarchie, weder Regeln für den Geist noch Schranken für die Leidenschaften hat, und die unter dem Vorwand von Freiheit und Menschenwürde überall in der Welt, wenn sie triumphieren könnte, auf die Herrschaft der List und der Gewalt durch die Gesetze und auf die Unterdrückung der Schwachen, derer, die leiden und arbeiten, hinauslaufen würde.
Wir kennen nur zugut die düsteren Werkstätten, in denen diese tödlichen Lehren ausgearbeitet werden, von denen klarsichtige Geister sich nicht verführen lassen sollten. Die Anführer des Sillon haben sich nicht davor schützen können: die Überspanntheit ihrer Gefühle, die blinde Güte ihres Herzens, ihr mit Elementen des Illuminatentums vermischter weltanschaulicher Mystizismus haben sie zu einem neuen Evangelium hingezogen, in welchem sie das wahre Evangelium des Erlösers zu erkennen meinten, so daß sie es sogar wagten, unseren Herrn Jesus Christus mit einer aufs höchste ehrfurchtslosen Vertraulichkeit zu behandeln…
Wir wollen Eure Aufmerksamkeit, Ehrwürdige Brüder, auf diese Entstellung des Evangeliums und der Heiligkeit unseres Herrn Jesus Christus, des Gottmenschen, lenken, wie sie im Sillon und anderswo üblich ist. Sobald man die soziale Frage anschneidet, ist es in gewissen Kreisen Mode, zunächst die Gottheit Jesu Christi beiseite zu stellen, um dann nur von seiner überaus großen Sanftmut zu sprechen, seinem Mitleid mit jeglichem menschlichen Elend, seinen eindringlichen Ermahnungen zur Nächstenliebe und Brüderlichkeit.
Gewiß, Jesus hat uns mit unermeßlicher, grenzenloser Liebe geliebt, und Er ist in die Welt gekommen, um zu leiden und zu sterben, damit alle Menschen, um Ihn herum versammelt, in Gerechtigkeit und Liebe und erfüllt von den gleichen Empfindungen gegenseitiger Achtung, in Frieden und Glück leben. Aber an die Verwirklichung dieses zeitlichen und ewigen Glückes hat Er mit höchster Autorität die Bedingung geknüpft, daß man Teil Seiner Herde werde, daß man Seine Lehre annehme, daß man die Tugend übe, und daß man sich belehren und leiten lasse durch Petrus und dessen Nachfolger. Und wenn Jesus auch gut gewesen ist zu den Verirrten und den Sündern, so hat Er doch niemals deren falsche Überzeugungen respektiert, so aufrichtig diese auch scheinen mochten: Er hat sie alle geliebt, um sie zu belehren, zu bekehren und zu retten.
Wenn Er die Mühseligen und Beladenen zu Sich gerufen hat, um sie zu erquicken, so geschah dies nicht deshalb, um ihnen den Neid einer verstiegenen Gleichheit zu predigen. Wenn Er die Niedrigen erhöht hat, so nicht, um ihnen das Gefühl einer unabhängigen und mit dem Gehorsam unvereinbaren Würde einzuflößen. Wenn Sein Herz überströmte von Milde für die Seelen guten Willens, so konnte Ihn doch ebenso ein heiliger Zorn erfassen gegen die Entweiher des Hauses Gottes; gegen die Erbärmlichen, die den Kleinen Ärgernisse bereiten; gegen die Autoritäten, die das Volk mit schweren Lasten überhäufen und keinen Finger rühren, um sie zu erleichtern.
Er war ebenso kraftvoll wie sanft; Er hat gescholten, gedroht und gestraft; Er wußte und hat es uns gelehrt, daß die Furcht oft der Anfang der Weisheit ist; und daß es manchmal nötig ist, ein Glied abzuschneiden, um den Leib zu retten. Schließlich hat Er für die zukünftige Gesellschaft nicht die Herrschaft eines glücklichen Gedeihens angekündigt, aus der das Leiden verbannt sein würde. Aber durch Seine Lehre und Sein Beispiel hat Er uns den Weg eines möglichsten Glückes auf Erden und der vollkommenen Glückseligkeit im Himmel gewiesen: den königlichen Weg des Kreuzes. Dies sind Lehren, die man zu Unrecht ausschließlich auf das Leben des Einzelmenschen im Hinblick auf das ewige Heil anwenden würde: es sind in höchstem Maße soziale Lehren, und sie zeigen uns in unserem Herrn Jesus Christus etwas ganz anderes als eine Humanitätsduselei ohne Festigkeit und ohne Autorität.
Was Euch betrifft, Ehrwürdige Brüder, so führet das Werk des Erlösers der Menschen aktiv fort, indem Ihr Seine Milde und Seine Festigkeit nachahmt. Wendet Euch jedem Elend zu, sodaß kein Leiden Eurer Hirtensorge entgeht, keine Klage Euch teilnahmslos läßt. Aber predigt auch den Großen wie den Kleinen mutig ihre Pflichten: es ist Eure Aufgabe, das Gewissen des Volkes ebenso wie das der Träger der öffentlichen Gewalten zu bilden. Die soziale Frage wird sehr bald gelöst sein, wenn die einen wie die anderen weniger anspruchsvoll in bezug auf ihre gegenseitigen Rechte wären und genauer ihre Pflichten erfüllen würden…
Jedoch sollten sich diese Priester im Wirrwarr der zeitgenossischen Ideen nicht durch den Wahn einer falschen Demokratie verleiten lassen; sie sollten keine Anleihe bei der Redekunst der schlimmsten Feinde der Kirche und des Volkes machen, indem sie in überschwänglichen Worten Versprechungen geben, die ebenso wohltönend wie unerfüllbar sind…
Was die katholischen Gruppen betrifft, so sollen die Priester und Seminaristen sie fördern und unterstützen, ihnen aber nicht als Mitglieder beitreten; denn die Geistlichkeit muß über den Vereinigungen der Laien bleiben, auch wenn dieselben noch so nützlich und vom besten Geist beseelt sind…“
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