"Ich bin der Herr dein Gott, Du sollst keine falschen Götter neben mir haben!"
von Norbert Dlugai
I. Einführende Gedanken in die Thematik
Gott hat aus der absoluten, unendlichen Fülle seiner Allmacht und Vollkommenheit heraus sich selbst geoffenbart und verkündet, daß er der unumschränkte einzige Herr und Herrscher ist über alles, was ist und lebt. Daher verbietet er dem Menschen, seinem Ebenbild (Gen. 1,26) andere fremde Götter zu verehren. Denn es ist ein "eifersüchtiger" Gott,der sein Recht begehrt, begehren muß, sonst wäre er nicht Gott. Doch heutzutage herrscht seit langem ein Trend, der verkennt, daß wir es im Christentum mit einem Monotheismus zu tun haben, in welchem sich alles Schöne, Edle und Gute in höchster Fülle vereint: in Gott. Gott vermag daher allein die Liebe von uns Menschen zu beanspruchen, wie sie der Gottes-Sohn Jesus Christus von uns fordert:
"Das erste Gebot lautet: Höre Israel, der Herr ist unser Gott. Herr ist er allein. So sollst du den Herrn, deinen Gott lieben, aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte und aus all deiner Kraft. Ein zweites Gebot lautet: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ein größeres Gebot als dieses gibt es sonst nicht." Mk. 12,29 f.
II. Dieser Gott allein ist das absolute Maß aller Dinge
Der gesagt hat "Ich bin der Herr, dein Gott" hat sich mit Macht und Herrlichkeit im Alten Testament mehrfach offenbart. Diese Offenbarungen hatten die Bündnisse Gottes mit Abraham, Moses und David im Gefolge, wodurch die altisraelitische Geschichte entscheidend beeinflußt und geprägt wurde.
Nicht unerwähnt soll hier jedoch bleiben, daß Gott vom Bundesvolk und seinen Priestern (s. Buch "Levitikus") an bestimmten Kultstätten Opfer verlangt, die der Macht, Würde und Heiligkeit Gottes entsprechen. Diese Opfer, obwohl sie keine sühnende Kraft entfalteten, und wiederholt werden mußten, sind insofern von Bedeutung, weil sie auf das einmalige Opfer Christi hindeuten, welches zur Entsühnung der Welt vor dem Angesicht des Vaters vom ewigen Hohenpriester Jesus Christus dargebracht wurde.
Der hl. Apostel Paulus schreibt: "Er(Christus) trat in das größere und vollkommenere Zelt ein, das nicht von Menschenhand gemacht und überhaupt nicht von dieser Welt ist. Er ging auch nicht mit dem Blute von Böcken und Rindern, sondern mit seinem eigenen Blute ein für allemal in das Allerheiligste hinein: Er, der eine ewig gültige Erlösung bewirkt hat. Wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh, womit man die Unreinen besprengt, deren äußere Reinigung herzustellen vermag: um wieviel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst kraft seines ewigen Geistes als makelloses Opfer Gott darbebracht hat, euer Gewissen von toten Werken reinigen, um dem lebendigen Gott zu dienen!" (Hebr. 9,11-14)
Diese theologischen Gedankengänge des Apostels zeigen die unendliche und erhabene Vollkommenheit des Opfers Christi im Gegensatz zu den alttestamentlichen, welches nur als dessen Vorwegnahme angesehen werden kann. So wurde Christus zum wahren Hohenpriester, ja zum Hohenpriester-König. "Jedoch hat Christus", so schreibt Paulus (in Hebr. 5,5-6) weiter, "sich nicht selbst die Würde eines Hohenpriesters gegeben, sondern der gab sie ihm, der zu ihm gesprochen: 'Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt'. Und an einer anderen Stelle sagt er: 'Du bist Priester in Ewigkeit, nach der Ordnung des Melchisedech" (Ps. 2,7; 11O,4).
Darin offenbarte sich zugleich die Fülle der Macht, Gerechtigkeit und Vollkommenheit dessen, der gesagt hat: "Ich allein bin euer Herr und Gott". Und Gott hat sein Wohlgefallen an seinem Sohn, dem königlichen Hohenpriester, bekundet, indem er mit mächtiger Stimme vom Himmel aus rief, auf seinen Sohn zu hören, wie die Schrift bezeugt (vgl. Matt. 5,17; 17,5; Mk. 1,11; 9,7; Lk. 3,22; 9,35; u.2 Petr. 1,17).
Das Wohlgefallen des Vaters war unübertrefflich groß durch den Sühnetod Jesu auf Golgotha. Sein Leiden und Sterben ist eine so einmalige Großtat gewesen, daß der Vater seine Arme weit ausbreitete, um die Menschheit mit sich wieder zu versöhnen, für alle Zeiten und Geschlechter. Es liegt an uns Christen, wie wir darauf reagieren, und d.h. welche Antwort wir auf das Opfer Jesu Christi geben. In dem Maße, wie dies geschieht, ziehen wir zeitliches und ewiges Heil oder Unheil auf uns herab.
Die heutige 'aufgeschlossene' Generation - die 'Christenheit' zählt weitgehend dazu - steht dem weitgehend verschlossen und verstockt bzw. ablehnend gegenüber. Ein jahrhundertelanger Zerfallsprozeß, gekrönt durch ein unheilvolles 'Konzil' konnte nicht ohne verheerende Folgen bleiben. Der geistige Blick ist vor allem getrübt bzw. gänzlich verloren gegangen, daß alles auf den Gott fokussiert ist, ja, sein muß, welcher der Herr des Himmels und der Erde ist. Denn er allein ist das unendlich vollkommene Wesen, das in sich die unendlich vollkommene Liebe vereint. Ein solcher Gott bedarf keine Ratschläge, wie er die Kirche Jesu Christi 'bereichern' oder 'umgestalten' sollte.
III. Die 'fremden' Götter von heute
Das sind nicht nur die menschlichen(!) Gründer und Stifter der nicht-christlichen Religionen und Gemeinschaften, denen man den sog. 'Respekt' oft zu Füßen legt oder aufdrängt. Vielmehr umfaßt der Kreis der 'fremden Götter' von der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit die dubiosen Ideologismen der Renaissance-Humanisten, der Aufklärer, der der Protestanten, der Gnostiker, der Revolutionsstrategen, und seit 45 Jahren auch die der Ökumeniker.
Sie alle erwarten, für ihren relativistischen Ideologismus bewundert und bejubelt zu werden. Doch wohin führt in Wahrheit ihr Weg? Zwar nicht unbedingt zu einem dogmatischen Atheismus, jedoch weg von einem Theozentrismus, der den Menschen als Gottes Ebenbild in die strenge Pflicht nimmt, hin zu einem vernaturalisierten Anthropozentrismus mit allen Folgen für das Bild Gottes, wobei das Konzil die 'Krönung' dieser heilsgeschichtswidrigen Verkehrungen bedeutete. Und all die fremden Götter treiben ihr schändliches Unwesen und fordern den Zorn Gottes heraus, eines 'eifersüchtigen' Gottes, dessen Machtvollkommenheit, Gerechtigkeit und Heiligkeit durch die falschen Götter nicht angezweifelt werden kann.
Gott ist die Liebe. Weil das so ist, muß die menschliche Gegenliebe Gott so akzeptieren, wie er gesehen, verehrt und angebetet werden will. D.h. Gott kann niemals in die zweifelhafte Ecke einer falschen Menschenfreundlichkeit gedrängt werden, wie es heutzutage ohne Scheu und Skrupel praktiziert wird.
Göttlich-menschliche Liebe und Gegenliebe verkennt schließlich nicht, daß jene 'fremden Götter', welche die verlockende Bezeichnung 'Lebensstandard' tragen und an die wir uns im Alltag klammern, nicht minder das zeitliche und ewige Heil gefährden, wenn nicht endlich eine wieder auf Gott ausgerichtete Vernunft und ein geistiges Augenmaß siegen. Doch unsere Gesellschaft entartet in einer geradezu atemberaubenden Talfahrt, die nicht mehr aufgehalten zu werden scheint. Die 'fremden' Götter inszenieren in der Tat ein grausames Spiel!
IV. Dem einzig wahren Gott allein gilt alle Verehrung
Dieser Gott hat einen Totalanspruch auf unseren ungeteilten Glauben, hat Anspruch, daß wir ihm vertrauensvoll unsere ungeschmälerte Liebe entgegenbringen und uns in Ergebung in seinen heiligen Willen einbinden. Die Hoffnung erwartet unsererseits von Gott, daß wir seine Hilfe erfahren, um so die von Jesus Christus verdienten Früchte der Erlösung zu erlangen und die ewige Seligkeit. Schließlich darf die Anbetung Gottes nicht fehlen. Insofern müssen und dürfen wir uns in das Beten Jesu Christi mit hineinnehmen lassen, so sind wir am Beten Christi beteiligt. Christi Beten ist dann unser Beten. Die Kirche bringt das zum Ausdruck, wenn sie ihr Gebete beschließt mit den Worten "durch Christus unseren Herrn".
Zudem muß dem Christen wegen seiner Sündhaftigkeit zeitlebens eine Gesinnung der Reue und Zerknirschung gegenüber dem absolut heiligen, mächtigen, gerechten und liebenden Gott zu eigen sein, d.h. der Christ muß von Zeit zu Zeit von dem Sakrament der Buße Gebrauch machen. Auf diesen Grundelementen wahren Gottesglaubens sollen wir unser ganzes Leben aufbauen bis zur höchsten Vollendung. Eine solche Haltung und Gesinnung könnte auch die geistliche Voraussetzung sein für die Restitution der katholischen Kirche, welche wieder jenes Heil garantiert, das vom wahren Gott stammt und für das der Mensch bereit und offen sein muß. |