Mißbrauch mißbraucht
von Eberhard Heller
Wenn man wie ich die Debatten in den Medien über den Mißbrauch von Kindern verfolgt hat, dann ist meine Reaktion darauf zumindest zwiegespalten: Auf der einen Seite das Abstoßende der vermittelten Greueltaten an meist wehrlosen Opfern, auf der anderen Seite aber auch das Grauen über die Tatsache, daß all diese Schandtaten, die nicht erfunden, sondern wirklich geschehen sind, mißbraucht werden, um die Institution zu treffen, in der sich diese Vorfälle ereignet haben, die man allgemein noch für die wahre Kirche Christi hält. Man will sie nämlich vorführen als eine Einrichtung, die zwar "Wasser predigt, aber Wein säuft", d.h. die sich zwar als Gralshüterin der Moral sieht, aber in Wirklichkeit an all den Verfehlungen teilhat, die die Gesellschaft inzwischen längst als 'normal' bewertet, die im Innersten auch schon völlig morbid ist. Es ist der Vorwurf der Doppelmoral, der Doppelbödigkeit, den man zu dem Zweck erhebt, um sich von klaren Moralprinzipien zu trennen und dem Mainstream zuzustimmen. Dieser bestimmt, alles Perverse als normal anzusehen: Homosexualität, Pädophilie etc.
Grauen erfaßt einen aber in der Tat, als man im November letzten Jahres die Berichte über jahrzehntelangen sexuellen Mißbrauchs von Heim- und Waisenkinder in Irland durch 'kath.' Geistliche lesen konnte. Eine von der Regierung eingesetzte unabhängige Kommission war den bekannt gewordenen Vorwürfen von Kindesmißbrauch in der Diözese Dublin nachgegangen und hatte für den Zeitraum zwischen 1975 und 2004 ca. 60.000 Dokumente gesichert. Betroffen waren danach 320 Kinder, die von 46 Priestern sexuell mißbraucht worden waren. Dazu kamen weitere 410 Männer und Frauen, die angaben, als Kinder mißbraucht worden zu sein. Obwohl einzelne Fälle der Polizei gemeldet worden waren, griffen weder die staatlichen Behörden noch die Kirchenführung ein. Die Untätigkeit der Polizei wurde damit erklärt, daß die Kirche als Institution als über dem Gesetz stehend interpretiert wurde. Und der 'Kirche' ging es nicht um die (wehrlosen) Opfer, sondern in erster Linie darum, "das Geheimnis zu bewahren, einen Skandal zu vermeiden, den Ruf der Kirche und ihr Vermögen zu schützen" (Süddeutsche Zeitung vom 28./29.11.2009), hieß es in dem offiziellen Bericht.
Kaum war die allgemeine Empörung verklungen, so wurden die Mißbrauchsfälle im Berliner Jesuitenkolleg, einem als Eliteschule angesehenen Bildungsinstitut, und anderen kirchlichen Einrichtungen - z.B. am Gymnasium in Ettal - bekannt. Eine Aufarbeitung all dieser Fälle läuft, vielfach handelt es sich um laufende Verfahren, die auch gerichtsanhängig sind.
Mich hat vor Jahren eine soziologische Studie schockiert, wonach ca. 70 % aller magersüchtigen Kinder, besonders Mädchen, Opfer von sexuellem Mißbrauch in der Familie seien, wo also der Vater sexuell mit der Tochter verkehrte, häufig mit dem Wissen der Mutter... und alle schwiegen. Wieviele Seelen wurden so in all diesen Mißbrauchsfällen, in denen z.B. Mädchen die Opfer waren, geschädigt, denen für ihr ganzes Leben einen Ekel vor Männern eingepflanzt wurde und die schlicht zu einer geschlechtlichen Beziehung unfähig gemacht wurden.
Wie viele Kinder haben diese Geistlichen, die ihre priesterliche Autorität zur Vermittlung eines religiösen Lebens mißbrauchten, um sich sexuell an diesen zu vergreifen, unfähig zu religiösen Erfahrungen gemacht und ihnen so die Grundlegung von Gottes Güte und Barmherzigkeit zerstört. So wurde und wird diesen Kindern häufig der Zugang zu Gott versperrt. Nicht die erfahrenen Demüti-gungen, sondern die Folgen der Perversion der priesterlichen Autorität hinsichtlich der Führung eines religiösen Lebens sind das Schlimmste. Darum warnt Christus: "Wer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er versenkt würde in die Tiefe des Meeres." (Mt. 18,6) "Jeder Missbrauchsfall durch katholische Priester, Ordensleute oder Laienmitarbeiter hätte nicht sein dürfen, den Opfern muss geholfen werden, leibseelische Heilung zu erlangen und die Liebe GOTTES zu erfahren. Und es muss alles getan werden, um in der Zukunft solches zu verhindern." (FMG-Info 99, April 2010)
Als traditionsbewußte Christen haben wir keinen Grund auf die sog. Amtskirche und ihre Probleme mit pervers veranlagten Klerikern herabzuschauen. Wir haben allen Grund, "vor unserer eigenen Tür zu kehren". Auch da gibt es genügend Dreck. Als uns vor gut 30 Jahren der maronitische Bischof Haddad aus dem Libanon besuchte, berichtete er, der den vatikanischen Justitiar, Mgr. Hamer gut kannte, daß sich im Vatikan die Akten mit Econer Krimina meterhoch stapelten. Von Vergewaltigungen mit anschließendem Selbstmord einer Nonne war die Rede. Ich selbst war jahrelang ausgebremst in der Zusammenarbeit mit einem sedisvakantistischen, sehr engagiertem Bischof, weil gegen ihn Vorwürfe erhoben worden waren, er sei homosexuell, Vorwürfe, die sich leider als zutreffend erwiesen, wie mir später ein amerikanischer Rechtsanwalt bestätigte. Und auch gegen die anderen sedisvakantistischen Bischöfe in den USA wurden ähnliche Vorbehalte laut, weswegen ich davon abrate, deren Institute zu frequentieren.
Was aber bei Betrachtung der medial aufbereiteten Mißbrauchsfälle in der Konzils-Kirche in einem zweiten Takt sichtbar wird, den man wahrnehmen kann, wenn man die marktschreierischen Berichte, in denen in den Mißbrauchsbegriff auch Ohrfeigen und jegliche körperliche Züchtigung, wie sie damals - bis 1980; da wurde sie gesetzlich verboten - in schwierigen Fällen üblich war, hineingepackt werden, ist eine gezielte Kampagne gegen die vermeintlich noch als katholisch angesehene Kirche. Und darum bedarf es unsererseits einer Klarstellung, weil diese Attacken eigentlich einer Institution gelten, die wir als rechtgläubige Christen vertreten.
Für das Kampagnenhafte dieses medialen Auftretens sprechen sowohl die Fokussierung auf die 'Kirche' - auch wenn gelegentlich die Vorfälle in der Odenwaldschule angesprochen werden -, die Einseitigkeit der Berichterstattung als auch die Zielrichtung bzw. die anempfohlenen Konsequenzen, z.B. auf das Zölibat zu verzichten, und die Art und Weise, was mit "Mißbrauch" alles abgedeckt wird: "Was ist mit "Missbrauch" wirklich gemeint? Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema verlangt, die verschiedenen Formen von "Missbrauch" zu unterscheiden und nicht alles auf die gleiche Stufe zu stellen: ob ein Kind/Jugendlicher geschlagen wurde (mit der Bandbreite von "Kopfnuss" bis brutalem Schlagen - aus unterschiedlichen, keineswegs immer sexuellen Motiven; die Züchtigung in den Erziehungsmethoden der 50er, 60er Jahre, die wir heute ablehnen, waren damals durchaus in der Gesellschaft akzeptiert), ob ein Kind/Jugendlicher mit Worten bloßgestellt, sexuell gedemütigt, körperlich bedrängt, sexuell missbraucht, vergewaltigt wurde, ob aus Pädophilie (sexuelle Neigung Erwachsener auf Kinder beiderlei Geschlechts) oder Ephebophilie (homosexuelle Neigung zu männlichen Jugendlichen), aus sadistischer Lust, Abhängige zu quälen, ob das einmalig oder systematisch war usw. Nichts davon ist zu billigen oder zu beschönigen, aber die Gerechtigkeit verlangt, dass nicht alle solcher Taten Verdächtigen mit dem Begriff "Missbrauch" in den schlimmsten Ruf sexueller Monster gebracht werden." (Freundeskreis Maria Goretti - FMG-Information 99, April 2010, S. 3)
Daß die Abschaffung des Zölibats das Problem abartiger Neigungen lösen könnte, wird selbst von der Feministin Alice Schwarzer klar negiert: "Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist keine Erfindung katholischer Patres. Und er hat auch nichts mit dem Zölibat zu tun" (Alice Schwarzer im Februar-Editorial der Zeitschrift "Emma". Schwarzer führt weiter aus: Nach der Schätzung des Kriminologischen Instituts Hannover würden Jahr für Jahr etwa eine Million Kinder in Deutschland missbraucht, in neun von zehn Fällen Mädchen. Dreiviertel der Täter seien Verwandte oder Nachbarn, 98,5% Männer. Der beste Schutz sei für ein Kind in der Familie "eine starke Mutter, die nicht aus Angst oder Gleichgültigkeit wegsieht, sondern sich vor ihr Kind stellt." Schwarzer erinnert daran, dass der Zeitgeist der "sexuellen Befreiung" den Missbrauch gefördert habe: "ideologisch führend waren 68er, etliche von ihnen waren auch in der tonangebenden 'Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung' aktiv, wie der Sozialpädagoge Prof. Helmut Kentler. Es war die Zeit, in der der bekennende Pädosexuelle Kentler unwidersprochen die 'freie Liebe'mit Kindern fordern und als Gerichtsgutachter in, wissenschaftlichen' Studien empfehlen konnte, straffällige Jugendliche, bei pädagogisch interessierten Päderasten' unterzubringen. " (Februar-Editorial der Zeitschrift "Emma")
Um das wahre Interesse der Medien zu sehen, betrachte man nur den Fall des Augsburger Reform-Bischofs Mixa, dessen Ohrfeigen, die er vor Jahrzehnten einigen Mädchen gab, den Stoff abgaben, um die Hauptnachrichten des deutschen Fernsehens wochenlang zu füllen. Dauernd wurde er wie die bekannte "Sau durch's Dorf getrieben", bis er schließlich entnervt abdankte... und mit seinem 'Fall' den Vatikan und die deutsche 'Bischofskonferenz' beschäftigte. Der einzige, der sich gegen die Einseitigkeit dieser Attacken gewehrt hat, war der Regensburger Reform-Bischof Müller, der deswegen in die Medienschelte einbezogen wurde (vgl. SZ vom 23.3.2010)
Um der Gerechtigkeit willen muß überdies gesagt werden, daß der Prozentsatz an sexuellen Vergehen gegen abhängige Kinder seitens 'katholischer' Geistlichen im Verhältnis zu den Mißbrauchsfällen insgesamt sehr gering ist. Wenn nun Zahlen genannt werden, dann geht es mir dabei nicht darum, die einen Fälle gegen die anderen aufzurechnen oder auszuspielen oder die Verbrechen, die im Raum der Kirche (bzw. 'Kirche') begangen wurden, zu relativieren - jeder Mißbrauch ist ein Verbrechen - , aber es gehört auch zur gerechten Aufarbeitung zu sagen, daß die Mißbrauchsfälle im nicht-kirchlichen Bereich für die betroffenen Kinder die gleichen Demütigungen und Zerstörungen in ihrer Seele darstellten wie die in den Medien vorgeführten Fälle 'kath.' Mißbrauches. Diesen, in der Öffentlichkeit unterschlagenen Fällen sollte die gleiche Gerechtigkeit widerfahren und eine strafrechtliche Verfolgung nicht vorenthalten bleiben.
Die vom "Spiegel" veröffentlichten Zahlen über kirchliche Missbrauchsfälle zeigen nach Ansicht des Kriminalpsychiaters Hans-Ludwig Kröber, dass sexueller Missbrauch bei Mitarbeitern der katholischen Kirche sehr viel seltener vorkommt als bei anderen erwachsenen Männern. Die Zahlen legten nahe, dass die Geisteshaltung, in der Priester lebten, sie weitgehend davor schütze, Täter zu werden. Nichtzölibatär lebende Männer werden laut Kröber mit einer 36 mal höheren Wahrscheinlichkeit zu Missbrauchstätern als katholische Priester. Insgesamt habe es seit 1995 in Deutschland rund 210.000 polizeilich erfasste Fälle von Kindesmissbrauch gegeben. Es bestehe die Gefahr, dass die katholische Kirche in Deutschland ähnlich wie vor einigen Jahren in den USA in einen "Selbstgeisselungs-Furor" gerate und aus Angst vor neuem Unrecht an vermeintlichen Opfern alle Anschuldigungen ungeprüft akzeptiere. Aber auch angebliche Opfer müssten hinnehmen, dass man ihre Vorwürfe prüfe, so Kröber. (Vgl. iv 7.2.10, DT 9.2.10)
Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, schreibt: "Der 'Spiegel' fragte Anfang Februar bei allen 27 Diözesen Deutschlands nach, wie viele Priester oder kirchlich angestellte Laien in ihrem jeweiligen Amtsgebiet seit 1995 als Tatverdächtige oder Verurteilte dieses Delikts registriert worden sind. 24 Diözesen haben geantwortet. Wenn man die von ihnen benannten sieben Laien streicht, ergeben sich 117 tatverdächtige Priester... (bzw.) eine Gesamtzahl von vielleicht 147 Priestern, die in den 15 Jahren bundesweit von der Polizei als Tatverdächtige registriert wurden. Dem steht gegenüber, dass in Deutschland zwischen 1995 und 2008 die Zahl der polizeilich erfassten Tatverdächtigen des sexuellen Kindesmissbrauchs insgesamt 128.946 betrug. Rechnen wir für 2009 noch den Durchschnittswert dieser 14 Jahre hinzu, ergibt sich für die 15 Jahre eine Gesamtzahl von rund 138.000. Von ihnen waren 0,1 Prozent katholische Priester. Massenhaft kann man das nicht nennen... Selbst wenn die kirchliche Dunkelfeldquote beispielsweise dreimal größer wäre (als im sonstigen nicht-familiären Umfeld), läge derAnteil der Priester bei den Tätern lediglich bei drei statt bei einem Promille..." (Vgl. SZ 15.3.10)
Und wie schaut es in anderen Religionsgemeinschaften aus? Wird denn von unseren ach so objektiv berichtenden Medien bekannt gegeben, dass “protestantische Kirchen Amerikas, die den Zölibat nicht kennen, zu einem höheren Anteil von Pädophilie betroffen sind als die katholische Kirche? Die Studie wurde im amerikanischen ‘Christian Science Monitor’ veröffentlicht. Wussten Sie, dass auch die entsprechenden Skandale in jüdischen Gemeinden der USA im Zahlenvergleich weit über den Missbrauchsvorfällen innerhalb der katholischen Kirche liegen? Der Vatikan-Beobachter bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, erklärte dazu dem UNO-Menschenrechtsrat: ‘So wie die katholische Kirche vor ihrer Tür gekehrt hat, sollten das auch andere Institutionen tun - und zwar mit der gleichen Offenheit gegenüber den Medien.” ( www.jungefreiheit.de 11/01 09. März 2001) Wie schaut es im Islam aus? Die Perversion von Sexualität und mangelnde Erfahrungen einer gegenseitigen Liebe kann ein Grund dafür sein, warum viele eifernde Muslime offensichtlich ein großes Interesse an Kinderpornographie haben. In dem Artikel „Link Between Child Porn and Muslim Terrorists Discovered in Police Raids“ [Zusammenhang zwischen Kinderpronographie und muslimi-schen Terroristen anhand von Polizeirazzien] vom 17.10.2008, konnte die Times Online berichten, dass die britische Polizei Unmengen an Kinderpronographie gefunden hat, während sie Computer von Terrorverdächtigen untersuchte. Die Polizei war überrascht, eine direkte Verbindung „zwischen Menschen, die dem islamischem Fundamentalismus anhängen und ihrem Gebrauch von Kinder-pornographie“ vorzufinden. Necla Kelek, promovierte deutsche Sozialwissenschaftlerin, ruft im Interview mit The European zu einer „Revolution“ auf, damit sich auch muslimische Opfer von sexuellem Mißbrauch an die Öffentlichkeit trauen. „Anstatt sich zu schämen, sollten auch die muslimischen Opfer darüber sprechen. Da wird noch einiges rauskommen.“ (theeuropean.de - 15.3.2010)
Nach UNICEF werden weltweit über 220 Millionen Kinder zum Sex gezwungen... und das nicht im kirchlichen Raum. Der Kinderschänderring in Belgien bestand aus Politikern und Managern, der deswegen so lange florieren konnte, weil die Aufklärung 'von oben' behindert wurde. An der Sexualisierung unserer Gesellschaft sind auch maßgeblich Politiker beteiligt, die aus der 68-iger Generation hervorkamen. So stellten die Grünen noch 1985 den Antrag im Bundestag, die Strafrechts-Paragraphen 175 und 182 ersatzlos zu streichen, da diese "einvernehmliche sexuelle Kontakte" mit Minderjährigen unter Strafe stellten und dadurch "die freie Entfaltung der Persönlichkeit" behinderten. "Mädchen werden als willenlose Objekte männlicher Verführungskunst dargestellt", heißt es in dem Gesetzentwurf, "in der Norm drücken sich mithin bürgerliche Moralvorstellungen aus." Hierher gehört auch, was der EU-Abgeordnete Cohn-Bendit, der in den Jahren 1972 bis 1974 als Kindergärtner arbeitete, über seine Kontakte zu Kindern schreibt. Als politischer Wegbegleiter von Joschka Fischer wurde er 1984 Mitglied der Partei Die Grünen. Seit 1994 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments, wo er seit 2002 Co-Vorsitzender der Fraktion Die Grünen/Europäische Freie Allianz ist. 1975 erschien sein Buch “Der große Basar”. Cohn Bendit schreibt "Little Big Man": "Ich hatte schon lange Lust gehabt, in einem Kindergarten zu arbeiten." Es sei eine "fantastische Erfahrung" mit den Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren gewesen. Er wollte unbedingt von den Kindern akzeptiert werden und habe alles getan, dass die Kinder "von mir abhängig wurden". "Mein ständiger Flirt mit allen Kindern nahm bald erotische Züge an. Ich konnte richtig fühlen, wie die kleinen Mädchen von fünf Jahren schon gelernt hatten, mich anzumachen. Es ist kaum zu glauben. Meist war ich ziemlich entwaffnet." Völlig klar: "Einige Kinder haben ihren Eltern oft beim Vögeln zugesehen." "Es ist mir mehrmals passiert, dass einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln. Ich habe je nach den Umständen unterschiedlich reagiert, aber ihr Wunsch stellte mich vor Probleme. Ich habe sie gefragt: ‘Warum spielt ihr nicht untereinander, warum habt ihr mich auserwählt und nicht andere Kinder?’ Aber wenn sie darauf bestanden haben, habe ich sie dennoch gestreichelt.” (www.jungefreiheit.de 11/01 09. März 2001)
Und was war das Programm der ach so als Vorbild gepriesenen Odenwaldschule, welches Personal war in ihr tätig, das ja nun auch in die Schußlinie kam? Ein Hauptverdächtiger, der Reformpädagoge und ehemalige Schulleiter Gerold Becker gehörte übrigens auch der EKD-Kammer für Bildung und Erziehung an (und war an einer Schrift für den Konfirmandenunterricht 1997 mitbeteiligt). Dieser Becker ist der Lebensgefährte von Hartmut von Hentig, dem "berühmten Gründer der Laborschule in Bielefeld". Offenbar wurden in diesem "Elite-Internat, an dem Daniel Cohn-Bendit, Beate Uhse oder Amelie Fried lernten" mehr als 100 Kinder missbraucht. In dieser Einrichtung, die seit 1963 als UNESCO-Projektschule einem weltweiten Schulnetzwerk der UN-Kulturorganisation angehört, leben Lehrer und Schüler wie Familien zusammen. Ehemalige Schüler berichteten der "Frankfurter Rundschau", dass sie als "sexuelle Dienstleister" für ganze Wochenenden eingeteilt und zu Oralverkehr gezwungen, ja auch Gästen zum Sex angeboten wurden. Auch Nackt-Turnen war üblich. Die Übergriffe geschahen 1970 bis 1985. Die jetzige Schulleiterin nennt auch 2-3 Fälle, in denen sich frühere Schüler umgebracht haben; auch sie Missbrauchsopfer. Der Frankurter Psychologe W. Schwertl schreibt in einem Gutachten, das die heutige Internatsleiterin in Auftrag gab, der sexuelle Missbrauch an der Odenwaldschule sei geradezu Ausdruck eines "Kulturprogramms" gewesen. Es habe auch Veranstaltungen zur Würdigung des antiken Griechenland und der Knabenliebe gegeben. (Vgl. rv 15.3.10, SZ 12.3+15.3.10, Bild 8.3.10 - zitiert nach FMG-Information 99, April 2010)
Gar zur Farce gerät der mediale Aufschrei, wenn z.B. die derzeitige Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger, die einen runden Tisch mit der Reformkirche sucht, um die Mißbrauchsfälle mit der "katholischen Kirche" aufzuarbeiten, wenn man folgendes über sie erfährt: der gemeinnützige Verein "CareChild e.V., Menschen für Kinder", Münster, wirft der Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger Scheinheiligkeit vor. Sie (und übrigens auch die Grünen-Fraktionschefin Claudia Roth) sei Mitglied des Beirats der "Humanistischen Union", eines Vereins, "der u. a. 'pädophile Arbeitsgruppen' unterstützt hat": "Unter dem Deckmantel 'humanistischer Arbeit' versuchte der Verein 'Humanistische Union e. V. 'jahrelang Pädophilen zu mehr gesellschaftlicher Anerkennung zu verhelfen" (siehe www.carechild. de, 15.3.10, vgl. kath.net 26.2.10, kath.net 19.3.10)
Um das Scheinheilige der öffentlichen Debatte zu entlarven, kann man auch noch den Fall des Reform-Bischofs Overbeck anführen. In einer Talk-Runde mit Anne Will vom 11. April diesen Jahres hatte er nur darauf hingewiesen, daß Homosexualität nach Lehre der Kirche Sünde sei. Die Moderatorin, selbst bekennende Lesbin, schaute verdutzt, ist sie nicht Mitglied eben dieser Kirche? Der Aufschrei war groß. Die WAZ titelte am 13.4.: "Kann denn Liebe Sünde sein?" Mediale Auftritte dieser Art haben doch nur eines im Sinn: Die Kirche - oder die, die man dafür hält - dazu zu nötigen, die in der Gesellschaft praktizierte, von der Politik per Gesetz sanktionierte Homosexualität 'kirchlich' absegnen zu lassen. Und man kann sicher sein: Die Folgen davon holen uns gewiß ein.
Was können wir machen? Sensibel sein! Auf das veränderte Verhalten der Kinder achten, wenn wir für sie Verantwortung tragen. Sie gegebenenfalls zum Reden bringen, um sie vor weiteren Übergriffen zu schützen. Denn es ist ja nicht so, als ob aller Mißbrauch vertuscht und nicht strafrechtlich verfolgt würde. Ich erinnere mich noch an den Fall eines Kaplans, der bei uns in den 50-igern Religionsunterricht gab und der auf einmal verschwandt. Wie wir nachher erfuhren, war er wegen Mißbrauchs von Ministranten verurteilt worden, um im Gefängnis seine Strafe zu verbüßen. Helfen wir den Opfern bzw. verhindern wir, daß Kinder zu Opfern gemacht werden.
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