Gemeinden ohne Seelsorger.
Der Tod ohne Priester. Die vollkommene Reue.
Ein Lehr- und Trostbüchlein für römisch-katholische Christen.) Fortsetzung II:
Dritter Theil. Die vollkommene Reue - eine Gnadenquelle im Leben und ein Rettungsanker im Tode I. Was ist die vollkommene Reue?
Die Reue ist ein Schmerz der Seele und ein Abscheu über die begangenen Sünden mit dem Vorsatze, in Zukunft nicht mehr zu sündigen. Sie wird eingetheilt in die unvollkommene und die vollkommene Reue. Die unvollkommene Reue entspringt aus Furcht vor der Hölle und vor dem Verluste des Himmels; sie genügt bei der Beichte, wenn ein Anfang von Liebe zu Gott damit verbunden ist. Die vollkommene Reue hingegen, auch kindliche oder Liebesreue genannt, entspringt ans der vollkommenen Liebe zu Gott, sie ist ein herzlicher bitterer Schmerz über die Sünden deshalb, weil wir dadurch Gott, das höchste und liebenswürdigste Gut, beleidigt haben. Die Furcht vor der Hölle und die Hoffnung des Himmels brauchen von der vollkommenen Reue nicht ausgeschlossen zu werden, müssen aber zurücktreten. Der wahrhaft Liebende verlangt nach dem Himmel, um mit dem Gott seines Herzens vereinigt zu werden, und fürchtet die Hölle nur deßhalb, weil er dort auf ewig von Gott getrennt sein würde; aus der Größe der Strafe erkennt er die Größe der Gott zugefügten Beleidigung. Der eigentliche Beweggrund seiner Reue aber ist die Liebe zu Gott, beginnend mit der dankbaren Liebe gegen Gott als Wohlthäter, wachsend in der kindlichen Liebe gegen Gott als Vater, und sich aufschwingend zur hochschätzenden und wohlwollenden Liebe gegen Gott als das in sich selbst höchste und liebenswürdigste Gut, zu jener reinen und uneigennützigen Liebe, welche Gott ganz und allein wegen seiner selbst, wegen seiner unendlichen Vollkommenheiten über Alles liebt und ihn auch lieben würde, wenn es weder einen Himmel zu hoffen, noch eine Hölle zu fürchten gäbe. Aus dieser Liebe entspringt dann ein überaus großer Schmerz, einen so liebenswürdigen Gott beleidigt zu haben, ein wahrer Hass und Abscheu gegen die Sünde und der feste Vorsatz, lieber Alles zu verlieren und selbst den bittersten Tod auszustehen, als Gott durch eine schwere Sünde zu beleidigen, auch alle läßlichen Sünden als Beleidigungen des höchsten Gutes nach Kräften zu meiden, die zur Besserung notwendigen Mittel zu gebrauchen, Buße zu thun und die schlimmen Folgen der Sünde möglichst wieder gut zu machen.
Ein solcher Reueschmerz erfüllte die hl. Maria Magdalena, als sie zu den Füßen Jesu in Thränen zerfloß; den hl. Petrus, da er hinausging und bitterlich weinte; den Schächer am Kreuze, als er zu Jesus sprach: „Herr, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst!“ Diesen festen Vorsatz hatte der hl. Paulus, welcher betheuerte: „Weder Tod noch Leben, noch irgend eine Kreatur wird auch zu scheiden vermögen von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu.“ Röm. 8.; desgleichen der hl. Anselmus, welcher erklärte: „Wenn ich auf der einen Seite einen glühenden Feuerofen und auf der andern eine läßliche Sünde sähe, dann wollte ich lieber in den Ofen gestürzt werden, als Gott durch die läßliche Sünde beleidigen.“
Die wahrhaft dankbare Liebe d.h. jene Liebe, welche nicht so sehr an die Gaben, sondern vielmehr an Gott, den Geber, denkt und ihn wegen seiner unendlichen Gütigkeit über Alles liebt, ist eine vollkommene Liebe und darum die aus ihr entspringende Reue auch eine vollkommene Reue. Dasselbe gilt von der kindlichen Liebe. Vgl. Deharbe, Vollkommene Liebe S. 139 ff. Den oben angedeuteten Beweggründen entsprechen ebenso viele Grade oder Stufen der vollkommenen Liebe und Reue.
II. Was bewirkt die vollkommene Reue?
Der Mensch kann auf mehrfache Weise für schwere Sünden Vergebung erlangen, erstens durch das Sakrament der Taufe, zweitens durch das Sakrament der Buße, drittens durch die vollkommene Reue in Verbindung mit dem Verlangen nach dem Sakramente. Die Kirche lehrt nämlich hinsichtlich der vollkommenen Reue, daß dieselbe verbunden mit dem Verlangen nach dem Sakramente (der Taufe bei den Ungetauften, der Buße bei den Getauften) den Sünder schon vor dem wirklichen Empfange des Sakramentes mit Gott aussöhnt und ihm Verzeihung aller Sünden erlangt. Die vollkommene Reue setzt die vollkommene Liebe Gottes voraus, diese aber und die Ungnade Gottes können nicht zusammen in der Seele bestehen, jene Liebe hebt die Ungnade auf, ihr heftiges Feuer verzehrt die Sünde. Beispiele sind David, Maria Magdalena, Petrus, der Schächer u.a. Von Magda-ena sagte der Herr: „Ihr werden viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat.“ Luk. 7.
Die vollkommene Reue rechtfertigt also den Sünder, und zwar nicht bloß im Nothfalle und in Todesgefahr sondern überhaupt und immer, wenn sie nur wahrhaft vorhanden ist. Weil aber im Neuen Bunde nach Christi Anordnung jede schwere Sünde der Schlüsselgewalt der Kirche unterworfen werden soll, so muß mit dieser Reue das Verlangen zu beichten verbunden sein. Dasselbe braucht jedoch kein ausdrückliches zu sein, sondern es genügt das in der vollkommenen Liebe von selbst eingeschlossene Verlangen nach dem Sakramente oder überhaupt der feste Vorsatz, Alles zu thun, was Gott verlangt. Das hl. Concil von Trient lehrt: „Obgleich es zuweilen geschieht, daß die Reue durch die Liebe vollkommen ist und den Sünder schon vor dem wirklichen Empfange des Bußsakramentes mit Gott versöhnt, so lehrt doch der hl. Kirchenrath, daß diese Versöhnung nicht jener Reue allein ohne das Verlangen nach dem Sakramente, welches Verlangen in ihr eingeschlossen ist, zugeschrieben werden darf.“ Concil v. Trient 14. Stzg. 4. Kp. Man muß deßhalb bei nächster Gelegenheit zur heiligen Beichte gehen: das ist Pflicht, weil Christi Gebot. Dazu nöthigt uns auch die Ungewißheit, ob unsere Reue wahrhaft vollkommen gewesen. Ein verschuldeter Aufschub der Beichte nach begangener schwerer Sünde wäre ein ziemlich sicheres Zeichen, daß die Reue, welche man etwa über diese Sünde erweckt hat, nur eine unvollkommene gewesen und die Todsünde nicht getilgt hat.
III. Wann soll man die vollkommene Reue erwecken?
1. Obgleich bei der Beichte die unvollkommene Reue genügt, so sollen wir doch bei derselben die vollkommene zu erwecken suchen. Die Früchte des Bußsakraments richten sich vorzüglich nach der Reue. Je herzlicher diese ist, um so mehr zeitliche Strafe wird uns zugleich mit der ewigen nachgelassen und ein um so größeres Maß der heiligmachenden und anderer Gnaden uns zugetheilt. Fehlt die Reue aber gänzlich, dann ist die Beichte ungültig. Leider wird dieses von manchen Christen nicht beachtet. Die vom Geiste Gottes so erleuchtete hl. Theresia schrieb einst an einen Priester: „Vater, predigt recht oft gegen Beichten, die ohne Reue verrichtet werden; denn der Teufel hat sein Netz, worin er so viele Seelen fängt, als dieses.“ Die Reue muß vor der Lossprechung erweckt sein.
2. Rathsam ist es, außer der Beicht öfters vollkommene Reue zu erwecken, etwa jeden Abend oder doch des Sonntags, auch nach Begehung ganz freiwilliger läßlicher Sünden, namentlich wenn wir zweifeln, ob die Sünde eine läßliche oder nicht vielmehr eine schwere gewesen. Zwei Gründe sollen uns dazu veranlassen.
Erstens haben wir niemals zweifellose Gewißheit darüber, ob wir uns im Stande der heiligmachenden Gnade befinden. Die Kirche lehrt: „Sowie kein Frommer an Gottes Barmherzigkeit, an Christi Verdienst und an der Wirksamkeit der Sakramente zweifeln darf: so kann doch andererseits ein Jeder, wenn er auf sich selbst und seine Unwürdigkeit hinblickt, wegen seines eigenen Gnaden-standes Besorgnis; und Furcht haben, da Niemand mit der zweifellosen Gewißheit des Glaubens wissen kann, ob er die Gnade Gottes erlangt habe." Conc. v. Trient 6. Sitzg. 9. Kap. In der hl. Schrift heißt es: „Der Mensch weiß nicht, ob er der Liebe oder des Hasses würdig sei.“ Pred. 9, 1. Selbst der große Weltapostel Paulus bekennt von sich: „Ich bin mir zwar nichts bewußt, aber darum noch nicht gerechtfertigt: der Herr ist's, der mich richtet.“ 1. Cor. 4, 4. Die Heiligen lebten in stehter Besorgniß wegen ihres ewigen Heiles. Um wieviel mehr ziemt sich das für uns Sünder! Jedoch soll uns diese Ungewißheit nicht mit Verzweiflung, wohl aber mit heilsamer Furcht erfüllen. „Wirket euer Heil mit Furcht und Zittern!“ Phil. 2, 12. Eine oftmalige herzliche Reue mildert diese Furcht, denn der Psalmist sagt: „Ein zerknirschtes und gedemüthigtes Herz wirst du, o Gott, nicht verachten.“ Ps. 50, 18. Die Liebesreue also, wenn sie unser Herz andauernd erfüllt, sichert uns die Barmherzigkeit Gottes und mit ihr unser ewiges Heil. Aber auch angenommen, daß wir uns im Stande der heiligmachenden Gnade befinden, so sollen wir noch aus einem andern Grunde oftmals die vollkommene Reue erwecken. Dieser zweite Grund ist ihre große Verdienstlichkeit. Sie erlangt uns Verzeihung der läßlichen Sünden, in welche wir täglich fallen, und mindert die auf uns haftende zeitliche Strafe: dadurch aber verkürzt sie die uns erwartende Fegefeuerstrafe. Auch vermehrt sie in uns die Gnade und Liebe Gottes, stärkt uns zum Guten und trägt so zur Erhöhung unserer zu hoffenden Seligkeit bei. Deshalb sagt ein alter Katechismus: „Vollkommene Reue und Leid ist oft zu erwecken, weil sie dem Menschen allzeit erlangt in diesem Leben eine neue Gnade, in jenem Leben eine neue Krone." Uebrigens bedarf es für eine wahrhaft gottliebende Seele gar nicht einmal dieser besonderen Beweggründe. Für sie ist die öftere Erweckung der vollkommenen Reue etwas, was sich von selbst versteht. Auf Erden kann ja die Liebe Gottes nicht bestehen ohne den Schmerz, diesen liebenswürdigsten Gott so oft beleidigt zu haben: die vollkommene Reue ist gleichsam die irdische Form der vollkommenen Liebe.
3. Ganz besonders soll der Christ die vollkommene Reue erwecken, wenn er das Unglück gehabt hat, in eine schwere Sünde zu fallen. Lege dich niemals in einer Todsünde schlafen, du könntest in der Hölle erwachen! Auch ist es Glaubenslehre, daß man im Stande der Ungnade nichts für den Himmel verdienen kann. Solltest du jemals in eine schwere Sünde fallen, dann suche dich alsbald mit dem von dir beleidigten Gott durch eine wahre Liebesreue wieder zu versöhnen. Klage dich deiner Schuld vor ihm an, stehe fußfällig um Verzeihung, bitte um Zeit und Gnade zur Beichte und Bekehrung. Bereue deine Bosheit so herzlich, so bitterlich und kräftig, als du nur kannst. Der Schmerz muß deine ganze Seele durchdringen und sie von allen ungeordneten Neigungen losreißen. Wo vorher die Leidenschaft herrschte, muß nun die Liebe Gottes herrschen. Eine matte Reue und ein kraftloser Vorsatz tilgen die schweren Sünden nicht. „Denn, lehrt der Römische Katechismus, obwohl wir zugestehen, daß durch die vollkommene Reue die Sünden getilgt werden, wer weiß dann aber nicht, daß dieselbe so heftig, bitter und heiß sein müsse, daß die Bitterkeit des Schmerzes der Größe der Vergehungen entspräche?“ Man braucht jedoch diesen Schmerz nicht sinnlich zu empfinden, weil die Reue ein geistiger Schmerz, ein Seelenschmerz ist, eine Bewegung nicht des sinnlichen Gefühles, sondern des Willens. Solltest du nun nach einer solchen herzlichen Liebesreue plötzlich ohne die heiligen Sakramente sterben, dann wirst du an Gott einen versöhnten und barm-herzigen Richter finden, der dich nicht auf ewig verstoßen wird. Fristet dir aber der Herr dein Leben, dann gehe zur heiligen Beichte, sobald du Gelegenheit dazu hast.
Warnung: Damit jedoch Niemand auf die vollkommene Reue als ein jederzeit gegenwärtiges Mittel wider die Gefahr ewiger Verdammnis sich verlasse und daraus die Freiheit nehme, zu sündigen: so ist wohl zu beherzigen, daß Gott die besondere Gnade, welche zu dieser Reue vonnöthen ist und welche zu geben er sich durch kein Versprechen verpflichtet hat, voraussichtlich einem solchen vermessentlichen Sünder vorenthalten und ihn in seinen Sünden elendiglich werde zu Grunde gehen lassen. „Täuschet euch nicht, Gott läßt seiner nicht spotten!“ Gal. 6, 7.
4. Im Tode endlich ist diese Reue bei schwerer Sünde und in Ermangelung der hl. Sakramente das einzige Rettungsmittel. Wir dürfen vertrauen, daß Gott die dazu erforderliche Gnade Denjenigen verleihen werde, die eines wahrhaft guten Willens sind und keine Gelegenheit haben, zu beichten. Das gilt namentlich von frommen Katholiken, die eines unversehenen Todes sterben, und von jenen Menschen, welche ohne ihre Schuld außerhalb der katholischen Kirche leben und sterben, aber nach Kräften die Wahrheit gesucht und die Tugend geübt haben. Auch ein Irrgläubiger, ein Jude, ein Türke, ein Heide, kann dadurch noch selig werden, daß er auf dem Sterbebette sich zu Gott wendet mit vollkommener Liebesreue um Verzeihung bittet und zugleich das zu thun und zu empfangen wünscht, was er mit der Gnade Gottes als zum Heile notwendig erkennt. Gott will ja, daß alle Menschen selig werden, allen bietet er seine rettende Hand und nur, wer sie zurückstößt, geht zu Grunde. Wie nachher zu zeigen, kann die vollkommene Reue mit Hülfe einer besonderen göttlichen Gnade in einem Augenblicke und bloß mit dem Herzen erweckt werden. Die Gnade zündet zuweilen in der Seele plötzlich, wie ein Blitzstrahl. Insofern wir aber mitwirken müssen, wird uns diese Reue im Tode um so leichter werden, je öfter und herzlicher wir sie im Leben geübt haben.
IV. Wie kann die vollkommene Reue erweckt werden?
Diese Frage ist die wichtigste. Mit Recht sagt der gottselige Thomas von Kempen: „Lieber ist es mir, Zerknirschung des Herzens zu empfinden, als erklären zu können, was sie ist.“ Manche stellen sich die vollkommene Reue zu schwer vor, als etwas, das nur für erhabene heilige Seelen erreichbar sei. Das ist irrig. Jeder Mensch, auch der einfältigste und ungelehrteste, auch der größte Sünder kann und soll sie erwecken, ja unter Umständen hängt sein ewiges Heil davon ab. Andererseits darf man sich diese Reue auch nicht zu leicht denken. Es gehört vielmehr von Seiten des Menschen ein fester entschiedener Wille, von Seiten Gottes eine besondere, außerordentliche Gnade dazu. Gott versagt aber diese Gnade keinem, der ihn inständig darum bittet und selbst nach Kräften mitwirkt.
Viele Worte thun es nicht, die Reue muß im Herzen sein. Der hl. Franziskus seufzte einstmals eine ganze Nacht zu Gott: „O mein Gott und Alles! o mein Gott und Alles: o du allersüßester mein Gott und Alles!“ Das war eine vollkommene Liebe. In ähnlichen kurzen Anmuthungen kann die vollkommene Reue erweckt werden. David, welcher sich eines Ehebruches und Mordes schuldig gemacht hatte, sprach nur: „Ich habe dem Herrn gesündigt,“ und gleich hörte er vom Propheten die Worte: „So hat der Herr auch deine Sünde hinweggenommen.“ 2. Kön. 12. Der Zöllner schlug an seine Brust sprechend: „Herr, sei mir Sünder gnädig,“ und er ging gerechtfertigt nach Hause. Lukas 18. Beide hatten in ihrem Herzen eine innige Liebe zu Gott und einen überaus großen Schmerz wegen der Beleidigung, welche sie ihm zugefügt, zugleich mit dem festen Willen, sich zu bessern und genugzuthun, obschon sie nicht dieses Alles durch Worte ausdrückten.
Das sicherste Kennzeichen der vollkommenen Reue sind entsprechende Thaten, nämlich baldige Beichte, wenn sie möglich, wahre Lebensbesserung, Flucht der Gelegenheiten, Aussöhnung mit dem Nebenmenschen, Bußwerke, Eifer im Gebete, in Erfüllung der Standespflichten, in Ausübung der Nächstenliebe u.s.w. Die vollkommene Liebe und Reue ist kein aufflackerndes und bald erlöschendes Strohfeuer, sondern eine das Herz entzündende und andauernde Gluth. Durch öftere Erweckung empfängt die innere Gluth neue Nahrung und wird zur Flamme angefacht. Herzliche Reuethränen, wie bei Magdalena und Petrus, sind eine besondere Gnade, aber keineswegs nothwendig.
Die vollkommene Reue ist, wie gesagt, eine Gnade, welche durch Gebet und Mitwirkung erlangt wird. Darum bete öfter und mit Inbrunst um eine wahre herzliche Liebesreue. Rufe die heiligen Büßer um ihre Fürbitte an, wende dich an Maria, die Zuflucht der Sünder. Weil man ferner seine Sünden, um sie zu bereuen, erst erkennen muß, so erforsche fleißig dein Gewissen, wo möglich jeden Abend (namentlich über deinen Hauptfehler) Die Selbstprüfung und Selbsterkenntnis wird dir die Augen darüber öffnen, wie zahllose und große Beleidigungen du seither schon deinem Gott zugefügt hast. Strafe dich selbst durch Bußwerke je nach deinen Verhältnissen und der Größe deiner Vergehungen. Solche Werke sind: Fasten oder wenigstens ein kleiner Abbruch in Speise und Trank, Abtödtung der Augen, der Zunge, Enthaltung von einem erlaubten Vergnügen, ein Almosen, insbesondere die geduldige Ertragung von Leiden und Beschwerden als Buße für die Sünden. Endlich erwäge öfters die nachfolgenden Beweggründe der vollkommenen Reue. Du brauchst selbe nicht immer alle auf einmal durchzugehen, sondern kannst bei dem einen oder andern Punkte, welcher dich besonders ergreift, stehen bleiben und in herzlichen Anmuthungen die Liebesreue erwecken. „Viele sind meiner Seufzer und mein Herz ist betrübt." Klagel. 1, 22.
Beweggründe der vollkommenen Reue.
1. Betrachte die höchste Güte Gottes gegen dich. Er hat dich aus Gnaden erschaffen, aus Erbarmen erlöst, aus Liebe mit zahllosen Wohlthaten überhäuft. Er hat dich vor so vielen Millionen Menschen bevorzugt, da er dich durch die hl. Taufe zu seinem Kinde machte, in der wahren Kirche dir so viele Mittel zur Erlangung der ewigen Seligkeit bereitete. Konnte er dich nicht im Nichts lassen, konnte er dich nicht im Heidenthum oder im Irrglauben geboren werden lassen? Dein ganzes Leben ist eine Kette von göttlichen Wohlthaten des Leibes (Nahrung, Kleidung, Gesundheit ec.) und den noch größeren der Seele (christliche Erziehung, soviele heil. Messen, Kommunionen ec.) Und wie langmüthig hat Gott dich geliebt! Der Engel hat er nicht geschont, sondern sie gleich nach der ersten Sünde in den Abgrund gestürzt, deiner hat er geschont! So viele Menschen, die vielleicht weniger gesündigt, als du, sind jetzt schon in der Hölle, dir aber gibt Gott noch Zeit zur Buße.
Und diesen gütigen Gott hast du verlassen und beleidigt! Wie betrübt es dich selbst, wenn ein Mensch für eine kleine Wohlthat, die du ihm erwiesen, sich undankbar zeigt! Und du bist gegen deinen Gott, der dir zahllose Wohlthaten erwiesen, so undankbar gewesen! Wie wehe thut es einem Vater, wenn sein eigen Kind gegen ihn lieblos und boshaft ist! O wie unendlich wehe hast du deinem Gotte gethan! O undankbare Seele, o treuloses Kind, erkennst du jetzt deine Bosheit, thut sie dir über Alles leid?
2. Erhebe deinen Geist höher und betrachte die höchste Güte Gottes in sich selbst. Er ist das allerhöchste Gut, der Allmächtige, Ewige, Unermeßliche, der unendlich Heilige. Wie ehrwürdig und heilig ist sein Wille, sein Gebot! Du aber hast diesen unendlich ehrwürdigen Willen deines höchsten Herrn, dem im Himmel und auf Erden Alles huldigt, gering geachtet und sein Gebot frech übertreten – unter seinen Augen, während er dich in seiner Hand trug; es ist, als ob du ihn in's Angesicht geschlagen. O welch' ein Ungehorsam! Welch eine Beleidigung! Er ist das allervollkommenste, das allerschönste Gut, dessen Anschauung und Besitz die Bewohner des Himmels jetzt und in alle Ewigkeit mit unendlicher Freude und Seligkeit erfüllt. Auch dir will er in seiner großen Liebe sich zu eigen geben. Für die treue Erfüllung seiner so süßen und leichten Gebote sollst du ihn selbst besitzen, jetzt in der Gnade, dereinst in der Glorie, sollst im Himmel ewiglich seine unermeßliche Herrlichkeit schauen, seine göttliche Seligkeit verkosten, sollst in ihm ruhen, in ihm unendlich selig sein: er selbst will „dein überaus großer Lohn“ sein. Und du hast ihn verschmäht! Du hast, da du Sünde thatest, den unendlich vollkommenen Gott einer schnöden Lust, einer eitlen Ehre, einem elenden Erdengute nachgesetzt. O welch' eine Geringschätzung! Er ist das allerliebenswürdigste Gut, würdig, um seiner selbst willen von allen Geschöpfen im Himmel und auf Erden jetzt und in alle Ewigkeit geliebt und gepriesen zu werden; und alle guten Herzen im Himmel und auf Erden lieben ihn, sie loben und sie preisen ihn. Nur du hast ihn nicht geliebt; ach! du hast anstatt ihn zu lieben, mit deinen Sünden ihn beleidigt, hast ihm durch deine schändlichen Sünden, welche er unendlich haßt und ver-abscheut, das höchste Mißfallen bereitet. O welch' eine Lieblosigkeit gegen das allerliebenswürdigste Gut! Welch' ein Unrecht, welch' eine Bosheit!
O Elender, was hast du gethan?! Wie war es doch möglich! Du Erdenwurm, du armseliges Nichts hast dich wider deinen höchsten Herrn erhoben, hast ihn, das höchste Gut verschmäht, hast ihn, deinen Gott beleidigt! O, woher willst du die Thränen nehmen. Solches nach Gebühr zu beweinen? Ach, vor Leid und Weh' müßte das Herz dir zerspringen! So verfluche und bereue denn deine Sünden vor dem Angesichte des von dir so schwer beleidigten Gottes, betheure ihm für alle Zukunft deine Liebe, deinen festen Vorsatz, ihn in alle Ewigkeit nicht mehr zu beleidigen; und dann flehe um Vergebung durch seine Huld und Jesu Blut! Hoffe und vertraue! Gott ist auch ein unendlich barmherziger Vater, die Barmherzigkeit gehört zu seinem Wesen, sie ist eine seiner göttlichen Vollkommenheiten: er wird dich nicht verstoßen. Fliehe in das geöffnete Herz Jesu: es steht für die Sünder offen!
Gebet der vollkommenen Reue
O unendlich barmherziger Gott! siehe auch armen Sünder zu deinen Füßen gnädig an. Gedenke deines Wortes: „Ich will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe.“ Mit zerknirschtem und demüthigem Herzen bekenne ich vor dir: Vater, ich bin nicht mehr werth, dein Kind zu heißen! Ach, wer gibt meinem Haupte Wasser und meinen Augen einen Thränenquell, daß ich weine Tag und Nacht über meinen Undank und meine Bosheit gegen dich, o höchstes Gut! Rühre du, o Gott der Erbarmung, mein hartes Herz und gib mir eine so bitterliche Reue, wie du gegeben der hl. Maria Magdalena, dem hl. Petrus, dem Schächer am Kreuze und allen heiligen Büßern. Laß mich meine Sünden so hassen und verabscheuen, wie deine unendliche Heiligkeit sie haßt und verabscheut!
Ja, es reut mich und, so lange ich lebe, wird es mich reuen, daß ich dich meinen gütigsten und liebenswürdigsten Gott, so oft und schwer beleidigt habe, besonders durch diese Sünden (hier denke an deine Hauptsünden) Diese und alle Sünden meines ganzen Lebens, bewußte und unbewußte, sind mir aus dem innersten Grunde meines Herzens leid, nicht wegen der Strafe der Hölle, welche ich verdient; auch nicht wegen der Seligkeit des Himmels, deren ich mich unwürdig gemacht: sondern ganz und allein aus Liebe zu dir, weil ich gegen dich, meinen liebevollsten Schöpfer und Erlöser, meinen besten Vater und größten Wohlthäter, so treulos gewesen und deine Gutthaten mit Undank vergolten habe. Meine Sünden schmerzen mich über Alles, weil ich dadurch dich, das höchste, schönste und liebenswürdigste Gut beleidigt habe, der du unendlich gut, unendlich heilig, unendlich vollkommen und deiner selbst wegen würdig bist, zu jeder Zeit und von allen Geschöpfen unendlich geliebt und gelobt zu werden.
Siehe, o mein Gott, mein höchstes Gut! jetzt liebe ich dich über Alles, und ich will dich lieben in alle Ewigkeit. Möchte doch meine Liebe so groß und vollkommen sein, wie die Liebe Mariä, der Seraphim und aller Auserwählten im Himmel und auf Erden! Aus dieser Liebe beweine und verfluche ich meine Sünden. Ich wünsche, daß ich dich nie beleidigt hätte, und daß ich mit meinem Blut und Leben alle meine Vergehungen und Fehltritte austilgen könnte. Laß auch, o mein Gott und barm-herzigster Vater, Gnade und Verzeihung bei dir finden, die ich von dir durch Jesu Blut und Kreuzestod zu erlangen hoffe. Ja, verzeihe mir! Vater, verzeihe deinem Kinde!
Unter deinem Beistande nehme ich mir ernstlich und kräftig vor, meine Sünden zu beichten, mein Leben zu bessern und alle nächsten Gelegenheiten und Gefahren sorgfältig zu vermeiden. Ich will lieber Alles verlieren, ich will lieber tausendmal den bittersten Tod leiden, als dich meinen liebenswürdigsten Gott, in Zukunft jemals durch eine schwere Sünde beleidigen. Aus Liebe zur dir will ich alle läßlichen Sünden nach Kräften meiden und dir alle Tage meines Leben treu dienen bis in den Tod. Stärke mich dazu mit deiner Gnade! Darum bitte ich dich durch Jesum Christum, deinen vielgeliebten Sohn unsern Herrn und Heiland, durch die allerseligste Jungfrau Maria und alle heiligen Engel und Auserwählten. Amen. Kürzeres Gebet der vollkommenen Reue
O mein Gott! ich liebe dich über Alles und aus meinem ganzen Herzen. Es schmerzt auch, daß ich dich beleidigt habe. Ich hasse und verfluche nun von ganzem Herzen alle meine Sünden, weil ich dich, mein höchstes und liebenswürdigstes Gut, dem ich allen Dienst und alle Verehrung schuldig bin, dadurch beleidigt habe. Aus innigster Liebe und weil ich dich über Alles schätze, fasse ich den festen Entschluß, nie mehr etwas zu thun, was deinem heiligsten Willen zuwider ist oder auch in Gefahr bringen könnte, deine heilige Gnade zu verlieren. Herr, sei mir armen Sünder gnädig! Amen. (Vom hl. Franziskus Xaverius)
Noch kürzere Weisen
O mein Gott und Herr, mein höchstes Gut! ich liebe ich dich über Alles. Darum ist es mir herzlich leid, daß ich dich jemals erzürnt und beleidigt habe. Vergib mir! Ich will lieber sterben, als wieder sündigen!
Oder:
Ich bereue von ganzem Herzen, daß ich dich meinen lieben Gott und Herrn, beleidigt habe!
Auch solche kurze Formen können genügen, vorausgesetzt, daß sie wahrhaft von Herzen kommen.
Vollkommene Reue vor einem Bildniß des Gekreuzigten.
Betrachte andächtig deinen in den Nägeln hängenden Heiland, seine Wunden und Schmerzen, Schmach und Tod. Schaue an seine durchbohrten Hände und Füße, sein mit Dornen gekröntes königliches Haupt, seinen mit Blut überronnenen allerheiligsten Leib. Dann frage dich selbst: Wer ist denn derjenige, den ich hier in einem so traurigen Zustande erblicke! Es ist der Sohn Gottes, dein Gott und Herr! ... Was ist die Ursache dieses seines grausamen Todes? Es ist die Sünde, die abscheuliche, fluchwürdige Sünde! ... Für wen duldet er, der Allerheiligste, diese entsetzlichen Leiden? Für dich, o undankbares Geschöpf! ... Ja, du hast ihm seine unendliche Liebe mit schwar-zem Undanke vergolten, hast ihn durch deine Sünden gleichsam von neuem gekreuzigt. O wie konntest du doch dem geliebten Jesus solches Leid anthun? In bitterlichem Reueschmerz umfasse im Geiste wie Magdalena das Kreuz, bekenne deine Schuld, deinen Undank und flehe um Gnade!
Gebet zu Jesus
O mein liebenswürdigster Jesus, der du mit Blut überronnen hier am Kreuze hängst! vom Grunde meines Herzens bereue ich alle meine Sünden und zwar darum, weil ich gegen dich, o Jesu, so undankbar und treulos gewesen, weil ich dich meinen gütigsten Gott und barmherzigsten Erlöser, beleidigt habe, der du für mich armen Sünder all' dein kostbares Blut vergossen und einen so bitteren Tod gelitten hast. Ach! wie konnte ich ein so großes Uebel thun, wie konnte ich dich, o höchstes liebenswürdigstes Gut, so oft und schwer beleidigen! Barmherzigster Jesu, verzeihe mir! Ich nehme mir festiglich vor, meine Sünden zu beichten, mein Leben zu bessern und dich nie mehr vorsätzlich zu beleidigen. O Jesu, gib mir deine Gnade dazu. Amen.
Oder kürzer:
„Jesus, mein Gott! ich liebe dich über Alles!“ Aus dieser Liebe bereue und verfluche ich alle meine Sünden, weil ich dich dadurch beleidigt habe. „Mein Jesus, Barmherzigkeit!“ Verzeihe mir und laß mich lieber sterben, als dich wieder beleidigen!
Oder:
Verflucht seien meine Sünden, weil ich meinen gekreuzigten Jesus dadurch beleidigt habe!
Noch einige Hebungen besonders für Kranke.
Erbarme dich meiner, o Gott, nach deiner großen Barmherzigkeit und nach der Menge deiner Erbar-mungen tilge aus meine Missethaten! O mein Gott und Vater! wie sehr reuet und schmerzt es mich jetzt, daß ich deinen heiligsten Willen nicht gethan, daß ich gesündigt und dich beleidigt habe. O barmherziger Gott, reinige mich doch mehr und mehr von allen meinen Missethaten! Du siehst und kennst mein Herz, o Gott, wie sehr es mich reuet, dich jemals beleidigt zu haben! O könnte ich doch meine Tage zurückrufen, um mein sündiges Leben wieder gut zu machen! Ach, vergib mir, Vater im Himmel, vergib mir um Jesu, deines Sohnes willen! Aus der Tiefe meiner Armuth und meines Elendes rufe ich zu dir, o mein Gott! Erbarme dich meiner und tilge aus meine Missethat! Nimmermehr will ich wieder sündigen, niemals mehr deinen heilig-sten Willen übertreten.
O Gott verzeihe deinem Kinde! Jetzt sehe ich ein, wie sehr du aller Liebe werth bist! Gerechter und barmherziger Gott! ich opfere dir für meine Sünden die Liebe und das Blut deines geliebten Sohnes auf. Mit dem Leiden und dem Tode deines lieben Sohnes will ich alle meine Schulden bezahlen.
Ja ich glaube und hoffe, daß du mich armen Sünder nicht verwirfst! Ich will leiden und büßen, ich habe es nicht besser verdient. Dein Wille, o Vater, geschehe! Erbarme dich meiner! O Jesus, sei mir gnädig! O Jesus, sei mir barmherzig! O Jesus, verzeihe mir alle meine Sünden! O Jesus! es schmerzt mich über Alles, daß ich dich jemals beleidigt habe. Aber ich hoffe und vertraue auf dein hl. Blut. Wasche doch meine Seele rein von aller Schuld und Missethat!
Man kann sich auch eines jeden andern Reuegebetes bedienen, worin die vollkommene Reue enthalten ist. Sehr wirksam sind die sieben Bußpsalmen, namentlich der vierte: „Erbarme dich meiner, o Gott, nach deiner großen Barmherzigkeit“ und der sechste: „Aus der Tiefe, o Herr, rufe ich zu dir.“
Merke dir noch diese Regeln:
1. Je schwerer die Sünde, desto größer sei die Reue, und je kürzer die Worte, desto herzlicher sei der Schmerz.
2. Mit der vollkommenen Reue muß verbunden sein der (wenigstens eingeschlossene) Wille, die Sünden bei nächster Gelegenheit zu beichten, ferner ein wahrer Hass und Abscheu gegen dieselben und der feste Vorsatz, sie nie wieder zu thun, die Ablegung alles Zornes und Wider-willens gegen den Nächsten, die Flucht der Gelegenheit zur Sünde, die Ersetzung des zugefügten Schadens, die Wiedererstattung fremden Eigenthums und guten Namens, soviel als geschehen kann.
3. Erwecke oftmals die Liebesreue, je öfter, desto besser. Die stete Uebung wird bewirken, daß du in allen Umständen, sie mögen noch so unerwartet sein z.B. in plötzlicher Todesgefahr, eine vollkommene Reue wirst erwecken können. Ein geübter Soldat weiß sich leicht zu finden, wenn er auch unversehens vom Feinde angegriffen wird. Zum öftern Gebrauche eignen sich besonders kürzere Formeln, wie oben einige mitgetheilt sind.
Uebungen des Vertrauens
Besonders für Kleinmüthige und Kranke.
Auf dich hoffe ich, o Herr! Laß mich nicht zu Schanden werden. Keiner wird zu Schanden, der auf den Herrn vertraut. Ps. 24. Wir haben einen Fürsprecher bei dem himmlischen Vater, Jesum Christum, den Gerechten, der die Versöhnung ist für unsere und der ganzen Welt Sünden. 1. Joh. 2. Der Herr ist gnädig und barmherzig, langmüthig und von großer Erbarmung. Ps. 102.
Wie sich ein Vater erbarmt über seine Kinder, also erbarmt sich der Herr über diejenigen, die ihn fürchten; denn er weiß wohl, was für gebrechliche Geschöpfe wir sind. Ps. 102. So wahr ich lebe, spricht der Herr, ich will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe. Ezech. 33.
Was bist du kleinmüthig, meine Seele? Offenbare dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird Alles gut machen. Er wird dich selig machen, weil du auf ihn vertraut hast. Ps. 36.
Der Herr ist mein Licht und mein Heil, wen soll ich fürchten? Der Herr ist der Beschirmer meines Lebens, vor wem soll ich zittern? Ps. 26. Auf ihn vertrauend wirst du das Land der Auserwählten besitzen und den heiligen Berg Gottes, den Himmel, zum Erbtheil einnehmen. Is. 57.
Gebet: Ich habe gesündigt, o Herr; groß sind meine Vergehen und viele Sünden ängstigen meine Seele. Dennoch lasse ich die Hoffnung nicht sinken; denn wo die Verbrechen Ueberhand genommen, da hat deine Gnade noch mehr Ueberhand genommen. Wer an der Verzeihung seiner Sünden verzweifelt, der leugnet, daß du ein barmherziger Gott bist. Wer nicht vertraut auf deine Barmherzigkeit, der fügt dir ein großes Unrecht zu. (Vom hl. Augustinus)
Litanei von der Liebesreue.
(Von dem ehrwürdigen Papste Pius VI.)
Herr, erbarme dich meiner! Christe, erbarme dich meiner! Herr, erbarme dich meiner!
Gott Vater vom Himmel, – erbarme dich meiner! Gott Sohn, Erlöser der Welt! – erbarme ec. Gott heiliger Geist, – erbarme ec. Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott, — erbarme ec.
Der du deine Allmacht und Güte durch Verschonen und langmüthige Nachsicht offenbarest, erbarme ec. Der du die Bekehrung der Sünder so geduldig erwartest, erbarme ec. Der du die Sünder zur Buße so liebreich einladest, erbarme etc. Der du dich über die Bekehrung der Sünder so sehr erfreuest, erbarme etc.
Daß ich gesündigt habe, reuet mich von Herzen, o Gott! Daß ich so oft und schwer gesündigt habe, reuet mich etc. Daß ich mit Gedanken, Worten und Werken gesündigt habe, reuet mich etc. Daß ich so vorsätzlich und muthwillig gesündigt habe, reuet mich etc. Daß ich durch unzählbare Nachlässigkeiten und Versäumnisse gesündigt habe, reuet mich etc. Daß ich deine heiligen Gebote so frech übertreten habe, reuet mich etc. Daß ich deine Allmacht nicht gefürchtet habe, reuet mich etc. Daß ich deine Liebe verachtet habe, reuet mich etc. Daß ich deine Güte und Langmut mißbraucht habe, reuet mich etc. Daß ich die Wunden und Schmerzen deines göttlichen Sohnes erneuert habe, reuet mich etc. Daß ich mich deiner gerechten Strafe in dieser und in der andern Welt schuldig gemacht habe, reuet mich etc.
Wegen alles dieses, Aber noch weit mehr und vor Allem wegen deiner selbst, reuet mich etc. Weil ich dich beleidigt habe, reuet mich etc. Weil ich dir mißfallen habe, reuet mich etc. Weil ich dich nicht über Alles geliebt habe, reuet mich etc.
In Vereinigung mit jener heftigen Liebesreue, welche jemals alle heiligen Büßer gehabt haben, reuet mich etc. In Vereinigung mit jenem äußersten Abscheu vor der allermindesten Sünde, welchen die jungfräuliche Mutter Maria jederzeit getragen, reuet mich etc. In Vereinigung mit jenen unbegreiflichen Schmerzen, welche dein göttlicher Sohn auf dem Oelberge wegen meiner und der ganzen Welt Sünden in seinem Herzen empfunden, reuet mich etc.
O du Lamm Gottes, welches du hinwegnimmst die Sünden der Welt, verschone uns, o Herr! O du Lamm Gottes etc. – erhöre uns, o Herr! O du Lamm Gottes etc. – erbarme dich unser, o Herr!
Vater unser etc.
|