Gemeinden ohne Seelsorger.
- Der Tod ohne Priester. Die vollkommene Reue. -
Ein Lehr- und Trostbüchlein für römisch-katholische Christen.)
Fortsetzung I:
Zweiter Theil.
Der Tod ohne Priester.
„Sterbende genügen ihrer Gewissenspflicht, wenn sie vollkommene Reue und Leid erwecken.“ (Schweizer Kirchenverordnung.)
„In Todesgefahr erwecket, wenn Ihr einen rechtgläubigen Priester nicht haben könnt, einen Act der vollkommenen Reue, der mit dem Verlangen nach dem hl. Sakramente die Seele von den ihr anhaftenden Sünden reinigt. Wohl ist zu einer solchen vollkommenen Reue die göttliche Gnade erforderlich, aber Gott wird diese Gnade Euch reichlich geben, wenn Ihr ihn demüthig darum bittet.“ (Bischof v. Paderborn.)
„Wenn Ihr ohne Eure Schuld der heiligen Sakramente beraubt werdet, aber im Glauben feststeht, dann wird Gottes Gnade Alles ersetzen." (Die vereinigten Oberhirten).
Am schrecklichsten ist für die Gläubigen der Gedanke, nach dem Verluste ihrer Seelsorger ohne die hl. Sakramente sterben zu müssen. Aber tröstet euch nur! Wenn auch gerade auf dem Kranken- und Sterbebette der Mangel eines Priesters am schmerzlichsten wird empfunden werden, so werdet ihr doch ganz gewiß die Krone des ewigen Lebens erlangen, wofern ihr im Glauben feststehet und mit der Gnade Gottes treu mitwirket. Gott will das Heil aller Menschen und darum gibt er auch allen die hinreichende Gnade dazu: das ist Glaubenssatz. Er hat zwei Arten von Gnadenmitteln angeordnet, durch welche der Mensch die Gnade sich aneignen soll, nämlich die Sakramente und das Gebet. Ist nun der Empfang der hl. Sakramente unmöglich, dann knüpft Gott um so größere Gnaden an das mit dem Verlangen nach den Sakramenten verbundene Gebet; versiegt die eine Quelle, dann wird die andere um so reichlicher fließen. So kann die Wassertaufe durch die Begierde- und Bluttaufe, die wirkliche Communion durch die geistliche Communion, das Bußsakrament durch die vollkommene Reue ersetzt werden. Demgemäß lehrt ja auch der Glaube, daß Diejenigen, welche ohne ihre Schuld außerhalb der wahren Kirche stehen, aber die Wahrheit ernstlich suchen und die Gebote halten, gerettet werden. Um wieviel mehr dürfen die treuen Kinder der Kirche Rettung und Heil hoffen! Wer verloren geht, geht nicht durch Gottes Schuld, durch Mangel an Gnade, sondern durch eigene Schuld, durch Mangel an Mitwirkung verloren.
Sehr beherzigenswerth in dieser Beziehung sind auch die Worte des hochwürdigsten Herrn Bischofs von Paderborn: „Je schwerer die Versuchungen zum Abfalle, je größer die Gefahren und die Bedrängnisse: eine desto schönere Krone wird als Lohn für die bewährte Treue Euch einst zieren. O, wie ist es doch so schwer, diese himmlische Krone zu erringen, da ja der Heiland selbst uns sagt, daß man, um in's Himmelreich einzugehen, Gewalt brauchen müsse, und da der Apostel hinzufügt, daß der Weg zum Himmel durch viele Leiden und Trübsale hinführe! Anscheinend ist diese Schwierig-keit unter den gegenwärtigen Umständen eine noch größere, in Wahrheil aber ist sie jetzt eine geringere, es ist jetzt leichter, die Krone zu gewinnen, und Tausende, die sie unter ruhigeren, gemächlicheren, bequemeren Verhältnissen verscherzt haben würden, erlangen sie jetzt durch ihre Theilnahme an den heiligen Leiden und Kämpfen der Kirche.“
Endlich muß ja jeder Christ sich stets und überall auf einen unversehenen Tod gefaßt halten. Ist es nicht früher in jeder Gemeinde schon öfter vorgekommen, daß Jemand unerwartet ohne die hl. Sakramente starb? Ja, kennt man nicht Fälle, wo sich dieses ereignete, obwohl ein Priester in dem nämlichen Hause wohnte? Darum ist die nachfolgende Anleitung für alle Gläubigen und für alle Zeiten von der größten Wichtigkeit. Auch für diejenigen, welche die Gnade haben, vor ihrem Ende mit den hl. Sterbesakramenten versehen zu werden, ist die Beobachtung der hier ertheilten Rathschläge theils nothwendig, theils höchst nützlich.
I. Wie man sich in gesunden Tagen auf den Tod vorbereiten soll.
„Wachet, weil ihr nicht wisset, zu welcher Stunde euer Herr kommen wird!“ Matth. 24, 42.
1. Bewahre stets die heiligmachende Gnade, dann bist du wenigstens vor der Hölle gesichert. Fliehe also die schwere Sünde und die Gelegenheit dazu. 2. Sei fleißig und gewissenhaft in Erfüllung deiner Christen- und Standespflichten. Ein treuer Arbeiter braucht nicht zu erschrecken, wenn er plötzlich vor seinen Herrn gerufen wird. 3. Erfülle solche Bedingungen, wodurch du in der Todesstunde einen vollkommenen Ablaß erhalten kannst. 4. Erwecke öfters eine vollkommene Reue über deine Sünde. Ueber dieses wichtigste Vor-bereitungsmittel soll nachher eine ausführliche Belehrung folgen. 5. Versöhne dich mit deinem Feinde, erstatte fremdes Gut, ersetze den angerichteten Scha-den soviel als möglich, ordne deine zeitlichen Angelegenheiten. 6. Bete recht oft um die Gnade eines seligen Todes. Diese wichtige Bitte ist dem Ave Maria beigefügt: „Bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unsers Todes!“ Wer so die Mutter Gottes im Leben vieltausendmal recht herzlich angerufen hat (z.B. im Rosen-kranzgebet), dem wird sie gewiß im letzten Stündlein beistehen. Gehe auch fleißig zu den hl. Sakramenten, so lange du noch Gelegenheit dazu hast.
II. Vom Sterbe-Ablaß.
Unter Sterbe-Ablaß versteht man einen in der Todesstunde zu gewinnenden vollkommenen Ablaß d.i. Nachlaß der nach Vergebung der Sündenschuld noch bleibenden zeitlichen Sündenstrafen. Ein solcher Ablaß ist mit der General-Absolution verbunden, welche der Priester dem Sterbenden zu ertheilen, pflegt. Man kann denselben jedoch bei Erfüllung gewisser Bedingungen auch ohne General-Absolution und ohne Priester sich zueignen, und zwar:
1. wenn man ein treues Mitglied einer Bruderschaft gewesen, für welche die Kirche den vollkommenen Ablaß in der Todesstunde verliehen hat z.B. der Bruderschaft der christlichen Lehre von der Todesangst, vom heiligsten Herzen Jesu, vom Rosenkranze, Scapulier u.s.w.; 2. desgleichen wenn man im Leben häufig Glaube, Hoffnung und Liebe andächtig mit Herz und Mund erweckt hat, oder wenn man die heiligsten Namen Jesus und Maria oftmals im Leben herzlich und reumüthig angerufen hat und sie auch in der Todesstunde noch anruft u.s.w.; 3. wenn man einen mit Sterbe-Ablaß benedicirten Gegenstand (Kreuz, Medaille) besitzt.
Wer mehrere der vorgenannten Bedingungen erfüllt, kann ebenso oft diesen Ablaß gewinnen, was um so besser ist, da wir nicht wissen, in welchem Maße die von der Kirche als vollkommene verliehenen Ablässe von uns thatsächlich gewonnen werden.
In der Todesstunde selbst muß man zur Gewinnung des Sterbe-Ablasses folgende drei Bedingungen erfüllen:
1. Man muß beichten und communiciren oder wenn dieses nicht möglich ist, wahre vollkommene Reue erwecken, weil der Stand der Gnade zur Gewinnung der Ablässe unumgänglich nothwendig ist. 2. Man muß mit dem Munde oder, wenn man das nicht mehr kann, mit dem Herzen den heiligsten Namen Jesus reumüthig anrufen. 3. Vor Allem endlich muß man die Leiden des Todeskampfes und den Tod selbst wie ans Gottes Hand und mit Ergebung als Buße für seine Sünden willig annehmen.
Der Sterbende kann sich auf diese Weise selbst, ohne Vermittlung eines Priesters, den Ablaß zuwenden und zwar so oft, als er ihn auf verschiedene Gründe hin gewinnen kann. Vernachlässige ja nicht eine so große Gnade!
Es ist nicht nothwendig, daß der Sterbende in der wirklichen Todesstunde, im Augenblicke des Hinscheidens, die vorgeschriebenen Tugendübungen (Ergebung, Reue ec.) erwecke und den heiligsten Namen Jesus anrufe, sondern man gewinnt diesen Ablaß, wenn man in einer wirklichen Todesgefahr die Bedingungen erfüllt, wenn auch der Tod selbst mehre Tage nachher erfolgt. Will man den Ablaß mehrmals gewinnen, dann muß man ebenso oft den Namen Jesus reumüthig anrufen. – Den mit einem Kreuze, einem Rosenkränze, einer Medaille ec. verbundenen Ablaß kann nur diejenige Person gewinnen, für welche der Gegenstand benedicirt ist; ein solcher Gegenstand kann nicht mehr verkauft oder verliehen und, nachdem man ihn für sich bestimmt und gebraucht hat, auch nicht mehr an Andere verschenkt werden, sonst geht der Ablaß verloren. Ein mit Sterbe-Ablaß versehenes Kreuz, Medaille ec. braucht der Sterbende nicht gerade am Halse zu tragen oder in der Hand zu halten, sondern er kann den Gegenstand vor sich liegen oder neben dem Bette ausgehängt haben.
III. Wie man sich zur Zeit der Krankheit und beim Herannahen des Todes verhalten soll.
1. Solltest du in eine ernstliche Krankheit fallen, dann erschrick nicht, sondern erhebe dein Herz gleich zu Gott, ohne dessen Willen kein Haar von unserm Haupte fällt. Was Gott thut, das ist wohlgethan. Krankheiten sind Gnaden, der Tod ist unser Freund, der uns zu Gott in's himmlische Vaterland führt. Ist nicht auch Jesus gestorben? Sind nicht Maria, die Heiligen, die Auserwählten alle durch den Tod in's ewige Leben eingegangen?
2. Säume nicht mit dem Empfange der heiligen Sakramente, wenn Gelegenheit dazu ist. Ist aber kein Priester zu haben, so setze ein unbegrenztes Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes; erblicke in Gott deinen gütigsten Vater, in Jesus deinen liebevollsten Erlöser, in Maria deine zärtlichste Mutter. Die heilige Beichte und Oelung muß in diesem Falle durch die vollkommene Reue, die heilige Wegzeh-rung durch die geistliche Communion ersetzt werden; der Sterbe-Ablaß bleibt, wenn du solche Bedingungen erfüllst hast, für welche derselbe verliehen ist. Erwecke alsdann zuerst und vor Allem eine wahre Liebesreue über deine im ganzen Leben begangenen Sünden mit dem Verlangen nach dem hl. Bußsakramente, bitte um Verzeihung durch Jesu Blut und Kreuzestod: dadurch sicherst du dir die heiligmachende Gnade. Solche Reue kann, wie nachher zu zeigen, bloß in Gedanken und in kurzen herzlichen Seufzern erweckt werden. Hierauf erwecke in dir eine große Sehnsucht nach der heiligen Wegzehrung: bitte Jesum, er möge doch geistiger Weise zu dir kommen, da du ihn nicht wirklich empfangen kannst. Eine recht glühende geistliche Kommunion bringt oft größere Gnaden, als eine mit nur gewöhnlicher Andacht empfangene wirkliche Communion. Sodann bitte Gott noch um die Gnade des Sterbe-Ablasses, und um ihn zu gewinnen, opfere Gott dein Leben auf, erkläre dich bereit zu sterben, wenn es so sein heiligster Wille ist; nimm im Voraus alle Leiden des Todeskampfes und den Tod selbst wie aus Gottes Hand willig an als Buße für deine Sünden; rufe mit großem Vertrauen den heiligsten Namen Jesus mit dem Munde oder, wenn du es mit dem Munde nicht mehr kannst, doch mit dem Herzen an. Alsdann überlaß dich ganz der Barmherzigkeit Gottes: „Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist!“
Die angedeuteten Uebungen nebst Glaube, Hoffnung und Liebe sind als die wichtigsten sofort zu erwecken und im Verlaufe der Krankheit öfters zu wiederholen. Sie werden dir alsdann um so leichter sein, wenn du sie in gesunden Tagen fleißig verrichtet hast.
3. Hast du noch Verpflichtungen zu erfüllen z.B. Aussöhnung. Rückerstattung, dann thue es gleich. Ordne auch alsbald deine zeitlichen Angelegenheiten, wenn solches noch nicht geschehen ist. Empfindest du Angst vor dem Tode, weil du deinen Ehegatten, deine Kinder, deine Angehörigen verlassen mußt, dann habe Gottvertrauen; empfiehl sie dem himmlischen Vater, er wird für sie sorgen. Kommt dir eine Versuchung gegen den Glauben, dann sprich gleich:
"Ich glaube Alles, was die heilige katholische Kirche lehrt, in diesem heiligen Glauben will ich leben und sterben!“ Befällt dich Kleinmuth und Verzagtheit wegen der Menge deiner Sünden, dann denke an die unermeßliche Barmherzigkeit Gottes: „So wahr ich lebe, spricht der Herr, ich will nicht den Tod des Sünders (d.i. seinen ewigen Tod), sondern daß er sich bekehre und lebe.“ Bete darum voll Vertrauen: „Erbarme dich meiner, o Gott, nach deiner großen Barmherzigkeit, und nach der Menge deiner Erbarmungen tilge aus meine Missethaten!“ Blicke auf das Kreuz, sprich zu Jesus: „O du Lamm Gottes, welches du hinwegnimmst die Sünden der Welt, erbarme dich meiner, nimm auch meine Sünden hinweg!“ Rufe Maria an, die Mutter der Barmherzigkeit, die Zuflucht der Sünder: „Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria, es sei noch nie erhört worden, daß Jemand, der zu dir seine Zuflucht nahm, verlassen worden sei! O Mutter, verlaß auch mich nicht!“
4. Bringe die Zeit deiner Krankheit nicht mit unnützen Gesprächen oder mit einer übertriebenen Sorgfalt für die Gesundheit des Leibes zu. Unterhalte dich mit Gott, sorge für deine Seele. Beschäf-tige dich meistens mit Uebungen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, der herzlichsten Reue und des Vertrauens, der Geduld und Ergebung in Gottes heiligsten Willen; erwecke in dir ein großes Verlangen nach dem Himmel, indem du mit Paulus seufzest: „Ich verlange aufgelöset zu werden und bei Christo zu sein.“ Bete die Bußpsalmen, eine Litanei, den Rosenkranz; lies in einem geistlichen Buche oder laß dir daraus vorlesen, besonders vom Leiden Christi.
5. Kannst du dich wegen Schwäche oder Schmerzen nicht viel mit Beten und Lesen anstrengen, dann erhebe um so öfter dein Gemüth zu Gott durch kurze herzliche Seufzer und Stoßgebetlein. Sorge, daß du ein Crucifix habest, wo möglich ein solches, welches für dich mit Sterbe-Ablaß versehen ist. Nimm es in deine Hand, drücke es oft an deine Lippen, an dein Herz, wobei du z.B. sprechen kannst:
„Jesus, mein Gott! Ich liebe dich über Alles! (50 Tage Ablaß). „Mein Jesus, Barmherzigkeit! (100 T. A.) – „Süßester Jesu –, sei mir nicht Richter, sondern Erlöser!“ (50 T. A.) – Oder rufe wenigstens den Namen Jesus an. – Empfiehl dich in die hl. Wunden deines Heilandes, verbirg dich in seinem göttlichen Herzen, welches eine Zufluchtsstätte für die Sterbenden ist. Vereinige deine Leiden und deinen Tod mit Jesu Leiden und Jesu Tod als Sühnung für deine Sünden. „O Jesus, dir leb' ich! O Jesus, dir sterb' ich!“ – „O Jesus, sei mir gnädig! O Jesus, sei mir barmherzig!“ Rufe Maria an, sie hat ein Mutterherz. „Süßes Herz Maria, sei meine Rettung!“ (300 T. A.) Befiehl dich dem hl. Joseph, dem Patron der Sterbenden. „Jesus, Maria, Joseph! euch schenke ich mein Herz und meine Seele. – Jesus, Maria, Joseph! stehet mir bei im letzten Todeskampfe. – Jesus, Maria, Joseph! möge meine Seele mit euch im Frieden von hinnen scheiden.“ (100 T. Ab. für jede dieser drei Anrufungen) –
Bitte deinen hl. Schutzengel, deinen Namenspatron um ihren Beistand. Wenn die Kräfte dich ganz verlassen und du nicht mehr beten kannst, dann drücke das Crucifix fest an dich und rufe wenigstens im Herzen die Namen Jesus und Maria an. Diese heiligsten Namen mögen als letzter Seufzer auf deinen Lippen schweben, das Kreuz sei dein Reisestab, die brennende Sterbekerze leuchte dir voran in die Ewigkeit als ein Zeichen, daß du den hl. Glauben, den du in der Taufe empfangen, treu bis an's Ende bewahrt hast! O möchtest du im Tode mit Paulus sprechen können: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt.“ Dann wirst du auch, wie er, die hinterlegte Krone der Gerechtigkeit empfangen. „Sei getreu bis in den Tod, spricht der Herr, und ich werde dir geben die Krone des Lebens!“ Geh. Off. 2. – „Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben einem Jeden nach seinen Werken. Ja, ich komme bald! Amen, ja komm Herr Jesu!“ Das. 22.
IV. Wie man den Kranken und Sterbenden beistehen soll.
In den Kranken wird Christus selbst besucht und getröstet. Dieses Liebeswerk hat eine große Verheißung, denn am Tage des allgemeinen Weltgerichtes wird der Herr zu den Gebenedeiten sprechen: „Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht." Matth. 25. Mit Recht nennt daher der hl. Philippus Neri die Krankenzimmer geistliche Goldgruben, wo man sich unendlich große Schätze von Verdiensten für den Himmel erwerben kann. Den Sterbenden aber zu einem glückseligen Tode verhelfen ist das allerverdienstlichste Werk und zugleich ein höchst wirksames Mittel, um selbst die Gnade eines seligen Endes zu erlangen.
Heute mir, morgen dir! Der hl. Augustinus sagt: „Hast du eine Seele gerettet, dann hast du deiner Seele die Auserwählung gesichert.“ Auch abgesehen von diesen großen Verheißungen, wer fühlte nicht innigstes Mitleid mit einem Mitbruder, einer Mitschwester, die auf's Kranken- und Sterbebett niedergeworfen sind und in so großen Nöthen sich befinden, zumal wenn sie vergeblich nach den heil. Sakramenten seufzen, wenn kein Priester mehr da ist, der sie ihnen spenden könnte? O ihr Hausgenossen, ihre Freunde und Nachbarn, dann müßt ihr die Stelle des Priesters vertreten, so gut ihr könnt! Dann wird der Kranke, der Sterbende zu euch seine Hände ausstrecken und mit den Worten des Dulders Job euch anflehen: „Erbarmet euch doch meiner, erbarmet euch meiner, wenigstens ihr meine Freunde!“ Darum beachtet wohl die folgenden Rathschläge.
1. Ihr müßt dem Kranken behülflich sein in allen seinen Bedürfnissen in Aufwartung, Reinigung, Pflege, Speise und Trank, Nachtwachen u.s.w. Vor Allem aber sorget für das Heil seiner Seele! Tröstet ihn, ermuntert ihn zum Vertrauen auf Gott, zur Ergebung in den allerheiligsten Willen Gottes. Ermahnet ihn besonders, daß er eine herzliche Reue über alle seine Sünden erwecke und helfet ihm dabei. Laßt ihn ein herzliches Verlangen nach den Sakramenten erwecken, die geistliche Communion üben, und erinnert ihn, wenn die Krankheit ernstlich ist, an den Sterbe-Ablaß. Fraget, ob er noch ein Anliegen auf seinem Gewissen habe, und wenn dem so ist, dann helfet ihm die Sache in Ordnung bringen z.B. Aussöhnung, Rückerstattung u. dgl. Wenn Jemand plötzlich schwer erkrankt, dann betet ihm sogleich vollkommene Reue und Leid vor.
Ein Priester erzählt: „Vor einigen Jahren wurde ich gerufen, einen Mann zu versehen, den plötzlich ein Blutsturz befallen hatte. Als ich ankam, war er schon verschieden. Sein Sohn, ein Erstcommunicant, erzählte mir später, während die Andern jammernd das Bett umstanden, habe er schnell ein Crucifix von der Wand genommen, es dem sterbenden Vater vorgehalten und ihn ermahnt, vollkommene Reue und das Verlangen nach der heil. Beichte und Wegzehrung zu erwecken und habe ihm dann das Formular für Reue und Leid, das er im Unterrichte gelernt hatte, vorgesprochen.“
2. Alle Sachen, welche dem Kranken Versuchungen bereiten oder doch sein Gemüth zerstreuen könnten, sind ans dem Zimmer zu entfernen, z.B. freche Bilder, eitle Kleidungsstücke, Waffen u. dgl. Man sorge dafür, daß der Kranke öfters ein Crucifix betrachte, man stelle es vor ihm auf oder gebe es ihm in die Hand. Man bringe auch, wenn es geht, das Bild der allerseligsten Jungfrau in seiner Nähe an, damit er zu Maria seine Zuflucht nehme.
3. Bei dem Kranken sollen alle unnützen, eitlen, ganz weltlichen Gespräche vermieden werden. Man sorge ihn immer in Vereinigung mit Gott zu erhalten. Während man im Krankenzimmer beschäftigt ist, kann man dem Kranken verschiedene fromme Erinnerungen geben. Wenn man z.B. ihm das Bett bereitet, kann man sagen: „Siehe, du hast noch ein weiches Lager, auf dem du ruhest; Jesus aber mußte am Kreuze in den Nägeln hangen, er konnte nirgends sein dornengekröntes Haupt anlehnen.“ – Wenn der Kranke eine Speise, einen Trank genießt oder eine andere Labung ihm zu Theil wird, so kann man sagen: „O wie gütig ist der liebe Gott, der uns mit Speise und Trank erquickt, der uns soviel Gutes erweiset! Jesus, der Sohn Gottes, hat uns zu Liebe keine andere Labung gehabt, als Galle und Essig.“ – Wenn sich der Kranke von einer Seite zur andern wendet und nirgends Ruhe findet, so kann man sagen: „In Gott allein ist wahre Ruhe und die wahre Er[35]quickung zu finden. Auf dieser Welt können wir nirgends Ruhe finden, als wenn wir uns ganz dem heiligsten Willen Gottes übergeben.“ Auf diese und ähnliche Weise kann man die verschiedenartigsten Anlässe zur Erbauung des Kranken benutzen.
4. Man ermahne den Kranken zum Gebete, man helfe ihm beten z.B. eine Litanei, den Rosenkranz, man bete ihm vor, besonders die drei göttlichen Tugenden und Reue und Leid; man lese ihm aus einem geistlichen Buche vor, was für seinen Zustand paßt.
5. Wenn der Zustand des Kranken sich verschlimmert und der Tod herannaht, dann muß die Liebe und Sorgfalt sich verdoppeln. Alle vorwitzigen Zuschauer sind aus dem Sterbezimmer zu entfernen. Auch sollen solche Personen fern bleiben, deren Gegenwart dem Sterbenden gefährlich oder beunruhigend sein könnte, als da sind jene Personen, mit welchen er vielleicht bei Lebzeiten einen verbotenen Umgang gehabt hat; oder jene, die ihm große Kränkungen und Beleidigungen zugefügt und denen er allerdings von Herzen verziehen hat, deren Anblick aber in ihm die alten Erinnerungen wieder wachrufen könnte; oder jene Verwandten, an denen sein Herz besonders hängt, und die ihren Schmerz nicht mäßigen können, deren Weinen und Klagen den Sterbenden beunruhigen würde. Man lasse nur einige Personen, die etwa zur Aufwartung nothwendig sind, im Zimmer; die übrigen mögen in einem Nebenzimmer oder in einiger Entfernung für den Sterbenden beten.
6. Man halte die Sterbekerze in Bereitschaft und besprenge öfters den Sterbenden mit Weihwasser, wenn solches vorhanden ist. Man bete die Sterbegebete vor. Besonders soll man mit dem Sterbenden die Uebungen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, der vollkommenen Reue, des Vertrauens, der Ergebung in den göttlichen Willen und des Verlangens nach dem Himmel erwecken. Beim Vorbeten soll man nicht zu laut reden, um dem Sterbenden nicht beschwerlich zu fallen. Man bete nicht zu schnell und nicht zu viel auf einmal, sondern pause zuweilen, damit der Sterbende Zeit habe, das Gehörte zu überlegen. Man erinnere ihn, daß es genug sei, wenn er im Herzen, in Gedanken nachbetet, und daß er nicht nöthig habe, mit dem Munde nachzubeten. Kurze Stoßgebetchen und herzliche Anrufungen, wie vorhin einige mitgetheilt sind und andere weiter unten folgen, eignen sich hierzu am besten.
7. Wenn der Sterbende in den letzten Zügen liegt, so spreche man ihm noch die letzten Seufzer der Sterbenden vor, besonders aber rufe man die heiligsten Namen Jesus und Maria oft und herzlich an. Die Bewußtlosigkeit der Sterbenden ist oft nur eine scheinbare; ihre Seele kann dabei innerlich sehr thätig sein. – Ist die Seele abgeschieden, dann empfehle man sie der Barmherzigkeit Gottes.
Kennzeichen des nahen Todes.
Wenn der Puls immer matter und wie fadenförmig geht; wenn er immer mehr zurückbleibt und oft ausbleibt. Wenn die Extremitäten, Füße und Hände erkalten. Wenn der Kranke aus dem Bette fort will und an einen andern Ort, in ein anderes Bett verlangt. Wenn die Schläfen erkalten, die Nase sich spitzt und das Gesicht gelblichblau wird. Wenn der Sterbende mit den Zähnen knirscht, zu röcheln beginnt und in längern Zwischenräumen tiefe Seufzer ausstößt. Wenn die Kinnlade herabsinkt, Speichel in langen Fäden aus dem Munde fließt und die Augen unwillkührlich Thränen vergießen. Wenn der Athem immer kürzer wird, der Hauch einen Todtengeruch von sich gibt, die Augen ihren Glanz verlieren, starr werden und mit einer Haut sich überziehen.
Die letzten Züge erfolgen oft in langen Zwischenräumen, so daß man glaubt, es sei der Tod schon eingetreten. Man warte daher mit der Ankündigung des Todes und bete so lange, bis kein Lebenszeichen mehr da ist.
V. Kranken- und Sterbegebete. (4)
Einige Fragen, die man an Kranke und Sterbende richten kann.
1. Nimmst du diese Krankheit mit dankbarem und freudigem Herzen von der Hand Gottes an? – Ja. Bist du nach dem Willen Gottes bereit, zu leben und zu sterben? – Ja. Ist es gegen deinen Willen, wenn du in deinen Schmerzen Ungeduld au den Tag legen solltest? – Ja.
2. Verzeihest du um Christi willen Allen, welche dich jemals beleidigt haben? – Ja. Begehrest du, daß dir Alle verzeihen, welche du jemals beleidigt hast? – Ja.
3. Bekennst du auch, daß du unrecht gethan, da du den lieben Gott so oft beleidigt und erzürnt hast? – Ja. Ist es dir von Herzen leid, daß du Gott, das höchste und liebenswürdigste Gut, so oft beleidigt hast? – Ja. Begehrest du, daß dir Gott alle deine Sünde verzeihen soll? – Ja. Bist du bereit, Alles zu leisten und gut zu machen, wozu du verpflichtet bist? – Ja. Wenn dir Gott dem Leben verlängerte, wolltest du dich dann wahrhaft bessern? – Ja. Wenn Gott dich aber aus dieser Welt nun bald abfordern wollte, ergibst du dich dann vollkommen in seinen heiligsten Willen? – Ja. Willst du dann die Leiden des Todeskampfes und den Tod selbst aus Gottes Hand willig annehmen als Buße für deine Sünden? – Ja.
4. Wolltest du gern deine Sünden beichten, wenn jetzt ein Priester hier wäre? – Ja. Hast du ein großes Verlangen nach dem Sakramente der hl. Oelung? – Ja. Begehrest du inbrünstig, deinen lieben Herrn und Heiland in der hl. Communion als Wegzehrung zu empfangen? – Ja. Begehrest du aller Ablässe theilhaftig zu werden, die du erlangen kannst? – Ja.
5. Willst du auch als ein getreuer katholischer Christ leben und sterben? – Ja. Glaubst du Alles, was die heilige römisch-katholische Kirche zu glauben lehrt? – Ja. Bist du entschlossen, in diesem heiligen Glauben zu leben und zu sterben? – Ja. Wenn du vielleicht bei deinem Hinscheiden etwas gegen den Glauben denken solltest, willst du dies jetzt schon für nichtig und ungültig erklären? – Ja. Hoffest du auch von Gott Verzeihung deiner Sünden und das ewige Leben zu erlangen? – Ja. Hoffest du auch auf die Barmherzigkeit Gottes, und vertrauest du fest auf die Verdienste des bittern Leidens und Sterbens, Jesu Christi? – Ja. Liebst du auch den lieben Gott von ganzem Herzen und begehrest du, ihn immer mehr zu lieben? – Ja. Willst du auch aus Liebe zu Gott sterben, um ihn im Himmel zu schauen und ihn dort ewig zu lieben und zu loben? – Ja.
6. Uebergibst du Jesus deinen Leib und deine Seele zum Eigenthum? – Ja. Vereinigst du deine Leiden und deinen Tod mit Jesu Leiden und Jesu Tod? – Ja. Empfiehlst du dich in das göttliche Herz Jesu, welches so voll Liebe und Erbarmen ist? – Ja. Empfiehlst du dich der Fürbitte und dem mächtigen Schutze Mariä, der Mutter der Barmherzigkeit? – Ja. Begehrest du, die heiligsten Namen Jesus und Maria noch in der Todesstunde anzurufen, wenigstens mit dem Herzen? – Ja. Verlangst du, in den Armen Jesu und Mariä zu sterben? – Ja. Uebung der vornehmsten Tugenden.
Vom Kranken selbst zu verrichten oder ihm langsam, in kleinen Absätzen und mit sanfter Stimme vorzubeten.
1. Glaube. Anbetungswürdigste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und heiliger Geist, einziger dreipersönlicher Gott! ich glaube festiglich Alles, was du geoffenbart hast, weil du die ewige unfehlbare Wahrheit bist. Mein Herr und Gott, ich glaube an dich; ich glaube Alles, was die heilige katholische Kirche lehrt und mir zu glauben vorstellt. In diesem Glauben will ich leben und sterben.
2. Hoffnung. O mein Gott, ich vertraue auf deine unendliche Barmherzigkeit! Ich hoffe von dir Verzeihung meiner Sünden, deine Gnade und das ewige Leben zu erlangen, weil du selbst, allmächtiger, barmherziger und getreuer Gott, solches versprochen hast. Und da ich ein unwürdiger Sünder bin, so setze ich all' mein Vertrauen auf das kostbare Blut und den bittern Kreuzestod meines liebevollsten Erlösers. In dieser Hoffnung will ich leben und sterben.
3. Liebe. O Gott meines Herzens, ich verabscheue alle Zeit meines Lebens, in der ich dich nicht geliebt habe. Jetzt liebe ich dich, und wenn ich dich nicht genug liebe, so bitte ich dich, entzünde du mein Herz, damit ich dich so liebe, wie ich es kann und du es verdienst. Ja, mein Gott! ich liebe dich von ganzem Herzen und über Alles, weil du das höchste, schönste und liebenswürdigste Gut bist! Deinetwegen liebe ich auch meinen Nächsten, Freund oder Feind, wie mich selbst. In dieser Liebe will ich leben und sterben.
4. Danksagung. Gepriesen sei die heiligste Dreifaltigkeit; ich will sie loben und preisen in Ewigkeit. Gepriesen sei Gott Vater, der mich erschaffen, erhalten und zum ewigen Leben bestimmt hat! Gepriesen sei Gott Sohn, der mich erlöset und zum heiligen kath. Glauben berufen hat! Gepriesen sei Gott der heilige Geist, der mich geheiligt und zu seinem Tempel geweiht hat! – Gepriesen sei die allerseligste Jungfrau Maria, die mich zu ihrem Pflegekinde angenommen und mir so viele Gnaden und Wohlthaten zugewendet hat! – Gepriesen sei mein heiliger Schutzengel, der mich von meiner Geburt an so treu beschützt hat!
5. Reue. O mein Gott, mein höchstes Gut! wie sehr reuet und schmerzt es mich, daß ich dich durch so viele Sünden beleidigt habe. O gütigster und barmherzigster Gott, verzeihe' mir! Ja, es ist mir von Herzen leid, daß ich jemals wider dich gesündigt habe! Wasche mich rein von meinen Sünden! Nimmermehr will ich wieder sündigen. Ich widersage dem bösen Feinde und allen seinen Werken. Ich verfluche alle und jede Sünde, und will den Tod gern annehmen zur Buße für alle Beleidigungen, welche ich dir, o höchstes Gut zugefügt habe. In dieser Reue will ich leben und sterben. – O Maria, Zuflucht der Sünder! bitte für mich, daß ich Vergebung aller meiner Sünden erlange.
6. Geduld. Den der Herr lieb hat, den züchtigt er. (Hebr. 12) – Meine Seele! nimm Alles an, was dir begegnet, trage es im Schmerz und habe Geduld dabei; denn Gold und Silber wird im Feuer bewährt, die Menschen aber, die Gott angenehm sind, werden im Gluthofen der Treue geläutert. (Pred. 2) – Es sei fern von mir, daß ich mich in etwas Anderem rühme, als im Kreuze unsers Herrn Jesu Christi (Gal. 6) – Wenn wir mit Christo leiden, so werden wir auch mit ihm verherrlicht werden. Alle Leiden dieser Welt sind nicht zu vergleichen mit der künftigen Herrlichkeit, die an uns wird offenbar werden. (Röm. 8)
7. Ergebung. Vater, wenn es möglich ist, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst! (Matth. 26) – Wie es dem Herrn gefällt, so geschehe es; der Name des Herrn sei gebenedeit! (Job 1) – Vater! dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden. (Matth. 6) – Haben wir das Gute von der Hand des Herrn genommen, warum sollten wir nicht auch das Böse annehmen? (Job 2) – O mein Gott, ich will gern leiden, so lange es dir gefällt! Ich will gern sterben zur Stunde, die du mir bestimmt hast. – „Es geschehe, werde gelobt und ewig gepriesen der gerechteste höchste und liebenswürdigste Wille Gottes in Allem.“ (100 Tage Ablaß)
8. Verlangen nach dem Himmel. Gleichwie der Hirsch nach Wasserquellen verlangt, so verlangt meine Seele nach dir, o Gott. Wann werde ich hinkommen und erscheinen vor Gottes Angesicht? (Ps. 41) – O wie lieblich sind deine Gezelte, du Herr der Heerschaaren! Meine Seele sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn. Selig sind, die in deinem Hause wohnen, o Herr: in alle Ewigkeit preisen sie dich. Ein einziger Tag in deinen Vorhöfen ist besser, als tausend Jahre im Erdenglücke. (Ps. 83) – Kein Auge hat es geschehen, kein Ohr hat es gehört und in keines Menschen Herz ist es gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. (1. Cor. 2) – Führe, o Herr, meine Seele aus ihrem Kerker, damit sie im himmlischen Vaterlande deinen Namen preise. (Ps. 141) – Ich wünsche aufgelöst zu werden und bei Christo zu sein. (Phil. 1) – O wie ekelt mich die Erde an, wenn ich den Himmel betrachte! (St. Ignatius) – Möge die Stunde nahe sein, wo ich dich, meinen Herrn und Gott, anschauen und in unzertrennlicher Liebe ewig mit dir vereinigt sein werde!
Ablaßgebet zum Troste der Kranken.
„Göttlicher Jesu, fleischgewordener Sohn Gottes, der du dich gewürdigt hast, um unseres Heiles willen in einem Stalle geboren zu werden, in Armuth, Mühseligkeit und Elend zu leben und den schmerzvollen Tod des Kreuzes zu sterben; ich bitte dich, sprich zu deinem göttlichen Vater im Augenblicke meines Todes: Vater verzeihe ihm!“ sprich zu deiner geliebten Mutter: „Siehe da deinen Sohn (deine Tochter)!“ und sprich zu meiner Seele: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!“ O Gott, mein Gott, verlaß mich nicht in jener Stunde! Ich dürste! Ja meine Seele dürstet nach dir, o Gott, der du die Quelle des lebendigen Wassers bist. Mein Leben eilt dahin, wie ein Schatten; noch eine Weile, und Alles wird vollendet sein. Darum, o mein anbetungswürdiger Heiland, empfehle ich von diesem Augenblicke an in alle Ewigkeit meinen Geist in deine Hände. Herr Jesu, nimm meine Seele auf! Amen. Ablaß von 300 Tagen jedesmal, den Abgestorbenen zuwendbar. (Pius IX. Dekr. v. 10. Juli 1856).
Kurze Seufzer, welche dem Sterbenden zugesprochen werden können.
„Jesus, Maria!“ – Jesus sei mir gnädig! Jesus sei mir barmherzig! Jesus verzeihe mir meine Sünden! O gütigster Jesu, erbarme dich meiner wegen deines bitteren Leidens; durch deinen bitteren Tod verleihe mir ein seliges Ende. Jesus, dir leb' ich! Jesus, dir sterb' ich! Jesus, dein bin ich todt und lebendig! Jesus, an dich glaube ich! Jesus auf dich hoffe ich! Jesus, dich liebe ich von Grund meines Herzens! In deine Hände, o Jesus, befehle ich meinen Geist! In dein treues Herz befehle ich mein schwaches Herz! In deinen bittern Tod befehle ich meinen bittern Tod! O Jesus, verlaß mich nicht! O Jesus, verstoß mich nicht! O Jesus, verdamme mich nicht! Ach, laß mich nicht verloren gehen, weil du mich so lange gesucht hast! Ach, laß mich nicht zu Schanden werden, weil du mich so schmerzlich erlöset hast! Ach laß mich nicht verdammt werden, weil du mich so theuer erkauft hast! O himmlischer Vater, ich bin der arme Mensch, den du zu deiner Ehre erschaffen hast ! O Christe Jesu, ich bin der arme Mensch, den du durch dein Leiden erlöset hast! O heiliger Geist, ich bin der arme Mensch, den du durch deine Gnade geheiligt hast! O Gott, so laß denn diese meine theure Seele dem bösen Feinde nicht zu Theil werden! Ich hoffe auf deine Güte, o gütigster Vater! Ich hoffe auf dein bitteres Leiden, o Christe Jesu! Ich hoffe auf deine Liebe und Barmherzigkeit, o heiliger Geist! Ich glaube Alles, was die katholische Kirche lehrt, und in diesem Glauben will ich leben und sterben! Ich hoffe fest, die Seligkeit aus Gnade und durch eigene Mitwirkung zu erlangen, und in dieser Hoffnung will ich leben und sterben! Ich liebe dich, o Gott, von ganzem Herzen und über Alles, und in dieser Liebe will ich leben und sterben! Ich bereue meine Sünden aus Grund meines Herzens, und in dieser Reue will ich leben und sterben! O Jesu, durch dem theures Blut und deine Wunden verlaß mich nicht in meiner letzten Noth! Ich bitte dich durch deinen bittern Tod, verleihe mir einen seligen Tod! O Jesu, in dein süßes Herz nimm auf all meine Angst und all meinen Schmerz! Heilige Maria, stehe mir bei! Heilige Maria, verlaß mich nicht! Heilige Maria, bitte für mich! Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für mich armen Sünder jetzt und in der Stunde meines Todes! - O Maria, wende deine barmherzigen Augen zu mir, und nach diesem Elende zeige mir Jesum, die gebenedeite Frucht deines Leibes! Heiliger Joseph, heiliger Schutzengel, heiliger Namenspatron, alle Engel und Heiligen! stehet mir bei, damit ich selig sterbe. „Mein Jesus Barmherzigkeit!“ - „Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung!“ „Jesus, Maria, Joseph! euch schenke ich mein Herz und meine Seele – Jesus, Maria, Joseph, stehet mir bei im letzten Todeskampfe! – Jesus, Maria, Joseph! möge meine Seele mit euch im Frieden von hinnen scheiden!“ Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist! „Jesus! Maria!“
Fortsetzung folgt
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