Zeitschriften-Besprechung
"Die Junge Freiheit": Pressefreiheit
Als der Gymnasiast Dieter Stein 1986 in Freiburg ein acht Seiten
starkes photokopiertes und handgefertigtes Blatt im DIN-A-5-Format mit
dem Titel "Junge Freiheit" vorstellte, ahnte wohl niemand, wie weit es
diese Schüler- und Studentenzeitung einmal bringen und welche
kontroversen Debatten sie auslösen würde. Ein Jahr später erschien die
Zeitung dann zunächst zweimonatlich und ab 1989 im sogenannten Berliner
Format als Monatszeitung. Ab 1991 war die JF - wie sie seitdem von
Freunden und Feinden genannt wurde - nicht nur im Abonnement, sondern
auch im Zeitschriftenhandel erhältlich.
Eine große Zäsur bedeutet der Umzug von Freiburg nach Potsdam ein Jahr
später. Aber eine richtige Sensation war dann die Umstellung von der
Monats- zur Wochenzeitung 1994 und der Umzug in die Haupstadt Berlin.
Was niemand für möglich gehalten hatte gelang. Ein Blatt, das die
Bezeichnung "rechts-konservativ" für sich nicht nur bewußt akzeptierte,
sondern auch mit einem gewissen Stolz in Anspruch nahm, etablierte sich
neben der konservativen - und vom politischen Gegner tolerierten -
"Mainstream"-Publizistik von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über
den Rheinischen Merkur bis zum Bayern-Kurier.
Mit der Toleranz selbsternannter "antifaschistischer" Tugendwächter und
"Political Correctness"-Hüter durfte die JF dagegen von Anfang an nicht
rechnen. Vom Brandanschlag auf die Druckerei der Zeitung und das Auto
des Chefredakteurs durch linksextremistische Terroristen über die
Kündigung der Verlagskonten durch die Postbank bis zur Beobachtung
durch den Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen reicht die
Palette eine unbequeme Zeitung für immer mundtot zu machen. Doch
Widerstand lohnt sich. Eine neue Druckerei wurde gefunden, und die
Postbank mußte nach massenhaften Protesten der Leser und Freunde die
unsinnige Kündigung zurücknehmen. Gegen die Beobachtung durch den
NRW-VS läuft seit Jahren durch mehrere Instanzen ein Prozeß, den für
die JF der ehemalige Generalbundesanwalt Alexander von Stahl führt. Und
immerhin weiß man als eifriger Internet-Benutzer inzwischen, daß das
Landesamt für Verfassungsschutz in NRW sich nicht scheut offen mit
Linksextremisten zusammenzuarbeiten, wenn es darum geht eine
demokratisch-rechte Zeitung auszuschalten.
Gegen solche Gegner braucht man Mut. Den hat die JF allerdings auch in
anderer Beziehung bewiesen. Immer wieder kommen hier auch christliche
Themen zur Sprache, werden Projekte, Gruppen und Periodika vorgestellt,
die jenseits eines weichgespülten, entkernten und zeitgeist-kompatiblen
"Christentums" agieren. Nicht die sogenannte "Konzils"- oder
Lehmann-Kirche kommt hier zu Wort, sondern konservative,
traditionalistische oder sedisvakantistische Strömungen. Dies ist umso
bemerkenswerter, als sowohl der Chefredakteur Dieter Stein als auch
sein Stellvertreter Thorsten Thaler selbst Protestanten sind,
konservative zwar, aber selbstverständlich ist so eine Haltung wahrlich
nicht. Immerhin beweist dies, daß konservative Katholiken und
Protestanten den gleichen Gegner haben: Eine Kirchen'führung', die von
allen guten Geistern, vor allem vom Heiligen Geist, verlassen ist.
Und noch in einer anderen Beziehung ist dieser Mut der Redaktion nicht
zu unterschätzen. Wie in der Gesamtgesellschaft so hat auch in
rechts-konservativen Kreisen ein modischer Anti-Klerikalismus Aufwind,
der die Krise des Christentums und die von den Kirchen selbst
vorangetriebene Säkularisierung und Entspiritualisierung ausnutzt, um
einen als Neuheidentum kostümhaft aufgeputzten Atheismus zu
propagieren. Diese Leute sind zwar intellektuell nicht ernstzunehmen,
sie haben beispielsweise bis heute nicht einmal begriffen, daß sich
nach 1918 der Protestantismus und spätestens seit dem Zweiten Vaticanum
der Katholizismus aufgelöst hat, aber dennoch gebärden sie sich äußerst
aggressiv und intolerant gegen jene Strömungen, die zu den christlichen
Wurzeln zurückwollen. Das schlägt sich dann bisweilen in wütenden
Leserbriefen und finsteren Drohungen nieder. Daß die JF-Redaktion
derlei Absurditäten nicht nachgibt und bei ihrer Grundhaltung bleibt,
spricht für sie! So ist der "Jungen Freiheit" bei ihrem Kampf um die
Pressefreiheit Standfestigkeit, langer Atem und für die Zukunft Gottes
Segen zu wünschen. Die "Einsicht" steht in dieser Auseinandersetzung
mit den Feinden der Freiheit an ihrer Seite.
Werner Olles
Adresse:
Junge Freiheit. Hohenzollerndamm 27 a, 10713 Berlin. Internet: www.jungefreiheit.de |