Auf der Suche nach dem Hauptirrtum des II. Vatikanums
Dr. iur. Ferdinand Ohnheiser, Ministerialrat a.D.
27.07. 2003
Sehr geehrter Herr Dr. Heller,
in Ihren Mitteilungen der Redaktion vom 25.06.03 haben Sie mit Recht
die Frage gestellt, welches Einheitsprinzip den konziliaren
Fehlentwicklungen und den dogmatischen Verfälschungen zugrunde liegt
und welche zentrale Wahrheit des Glaubens durch die Konzilskirche
negiert wird. Ich kenne zwar keine Darstellung, die eine Antwort
hierauf versucht hat, möchte aber aus den Veränderungen, die seit dem
II. Vatikanum, den nachfolgenden Lehrmitteilungen und Aussagen von
Bischöfen, Pfarrern und kath. Laien, die im Dienst der Konzilskirche
stehen, sowie den zahlreichen Aktivitäten ein Einheitsprinzip erkennen.
Es ist die Schaffung eines Überbaus für eine Einheitsreligion. Dieser
Überbau gründet auf der These, daß für alle Religionen und
Weltanschauungen Gott als Schöpfer und Offenbarer derselbe ist, der
zwar unterschiedlich gedeutet wird, aber "Strahlen der Wahrheit"
verbreitet und somit allen Menschen, die Gott suchen, das Heil gibt.
Die Einheit in Verschiedenheit ist deshalb von Gott gewollt, im
Evangelium zwar bisher nicht so eindeutig erkennbar, aber diese
Erkenntnis wurde in "Ergänzung" der christlichen Offenbarung durch die
Kraft des Hl. Geistes der kath. Kirche im II. Vat. Konzil übermittelt.
Die Aufstellung des Einheitsprinzips war nur durch Verletzung einer
zentralen Glaubenswahrheit möglich, nämlich die Relativierung der Worte
Jesu Christi "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben". Zwar lehrt
das II. Vatikanum in der Erklärung über die Religionsfreiheit (n. 1)
daß "die einzige wahre Religion, so glauben wir, in der kath., apostol.
Kirche verwirklicht ist, die von Jesus Christus, dem Herrn den Auftrag
erhalten hat, sie unter allen Menschen zu verbreiten", aber diese
Aussage wird in den Erklärungen des II. Vatikanums über das Verhältnis
der Kirche zu den nicht-christlichen Religionen "Nostra aetate" (NA)
mittels des Begriffs des "Strahles der Wahrheit" (NA., n.3) dahingehend
ausgelegt, daß die Wahrheit "nicht nur ganz oder gar nicht" existiert,
sondern in Abstufungen "und zwar deshalb, weil ein und derselbe Gott
Schöpfer und Offenbarer ist. Zwar wird gelehrt, daß die Fülle der
Wahrheit in der kath. Kirche vorhanden ist, aber diese "Fülle der
Wahrheit" liegt in der Anerkennung der "Strahlen der Wahrheit" in
anderen Religionen. Wenn die Wahrheit "nie ganz existiert", so ist
Jesus Christus nicht die ganze Wahrheit; infolgedessen sind die Worte
Jesu "wer glaubt wird gerettet, wer nicht glaubt, wird verdammt werden"
so zu verstehen, daß "wer glaubt" jemand ist, der aufrichtigen Herzens
Gott sucht, gerettet wird. Hierunter fallen z.B auch Menschen, die
Götzendienst betreiben oder Naturreligionen anhängen u.a., denen
folgerichtig der heutige Papst seine Wertschätzung entgegenbringt. Die
Konzilsanhänger, die den allbarmherzigen Gott loben, müßten daher
bedenken, daß Jesus Christus, hätte er eine solche Lehre verkündet,
niemals den Kreuzestod erlitten hätte, und daß die Apostel, hätten sie
wegen der "Strahlen der Wahrheit" andere Religionen anerkannt, nicht
getötet worden wären. Von Konzilstheologen wird dem entgegengehalten,
daß dies eine anachronistische Betrachtungsweise sei, weil Gott die
geschichtlichen und kulturellen Umstände z.Z. Christi geachtet habe.
Eine solche Aussage verkennt völlig, daß z.Z. Christi Rom andere
religiöse Anschauungen toleriert hat, es sei denn, sie gefährdeten
ernsthaft den Machtanspruch des Römischen Reiches, was Jesus niemals
durch Wort oder Tat getan hat. Dem jüdischen Sanhedrin gelang es damals
lediglich, dem Statthalter Pontius Pilatus einzureden, daß Jesus eine
Gefahr für Rom sei, da Unruhen und Aufstände in Palästina zu befürchten
seien.
Das Prinzip des Wahrheitsbegriffs ist in der Antike und in der
westlichen Philosophie von den Philosophen und Theologen
unterschiedlich formuliert worden. Es würde den Rahmen eines
Leserbriefes sprengen, sich damit ausführlich zu befassen. Es ist aber
auch insoweit entbehrlich, als m.E. erkennbar ist, daß die
Konzilskirche z.B. den Wahrheitsbegriff von Kierkegaard, der die
Wahrheit des Glaubens als persönliche subjektive Wahrheit feststellt,
sowie den Philosophen, die die Wahrheit als einen Prozeß sehen, der
grundsätzlich nicht abgeschlossen ist (z.B. Hegel, Gadamer), folgt. So
wird auch die Wahrheit, die Jesus Christus ist, von der Konzilskirche,
nicht als das höchstmögliche Maß an Objektivität, sondern als die
Einleitung eines Prozesses angesehen, der in Ergänzung der Offenbarung
fortschreitet und von Menschen in unterschiedlicher Weise, unabhängig
von ihrer reli-giösen Anschauung, persönlich subjektiv erfahren wird.
Insoweit ist es auch folgerichtig, daß die Konzilskirche behauptet, daß
"die Wahrheit nicht ganz oder gar nicht existiert". Wenn die Wahrheit
nicht ganz existiert, so ist Jesus Christus nicht die ganze Wahrheit,
die aber der Göttlichkeit unseres Herrn innewohnt. Somit leugnet die
Konzilskirche die Gottheit Jesu Christi, weil sie seine Worte "Ich bin
die Wahrheit" als subjektive menschliche Erkenntnis eines Denkprozesses
deutet, der die ständige Wahrheitssuche eröffnet. Es kann m.E. kein
Zweifel für einen gläubigen Katholiken geben, daß nach Jesus Christus
keine "Strahlen der Wahrheit" in andere gesetzt wurden, weil dies
seiner göttlichen, absoluten Wahrheit widerspricht. Dem steht nicht die
in vorkonziliarer Zeit vertretene These der sog. "semina verbi", die
aber dogmatisch nicht festgelegt wurde, entgegen, weil damit nur eine
Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes ausgedrückt wurde, die aber von
unserem Herrn nicht gelehrt worden ist.
Die Fehlentwicklungen seit dem II. Vatikanum gründen ausschließlich auf
der neuen Hermeneutik und dem dadurch ausgelösten Paradigmenwechsel,
der auf reiner Subjektivität beruht und dem Relativismus und
Indifferentismus menschlicher Provenienz seine Reverenz erweist.
Die Konzilskirche hat aber nicht nur die absolute objektive Wahrheit in
Jesus Christus negiert, sondern hat auch begonnen, Gott neu zu
interpretieren. So konnte der heutige Kardinal Kasper schon im Jahre
1967 unbehelligt, d.h. unter Duldung der Päpste seit dem II. Vatikanum
folgendes schreiben: "Der Gott, der als unveränderliches Wesen über der
Welt und der Geschichte thront, stellt eine Herausforderung an den
Menschen dar. Man muß ihn leugnen um des Menschen willen, weil er die
Würde und Ehre, die an sich dem Menschen gebühren, für sich
beansprucht. Gegen diesen Gott muß man sich aber nicht nur um des
Menschen willen, sondern auch um Gottes willen wehren... Denn ein Gott,
der nur neben und über der Geschichte ist, entspricht einem starren
Weltbild, er ist der Feind des Neuen" (vgl. Sammelband "Gott heute" ,
zit. nach P. Schmidberger, in "Mitteilungen der Priesterbruderschaft
St. Pius X.", Juli 2003).
Im und seit dem II. Vatikatnum wurde ein neues Verständnis der Wahrheit
von Gott und von Erlan-gung des ewigen Heils kreiert. Darüber kann die
noch bestehende traditionelle Semantik, die Heiligenverehrung, kath.
Volksbräuche usw. nicht hinwegtäuschen. Der neue Glaube kann angesicht
der fast 2000 jährigen Tradition nicht sofort, sondern nur in Schritten
durchgesetzt werden, daher kommt es manchmal zu, "Rückfällen", wie das
Schreiben von Johannes Paul II. in der Frage der Zulassung von
Protestanten zur Eucharistie zeigt und das wieder einmal bei Katholiken
und anderen, insbesondere bei den liberalen Medien den Eindruck
erweckt, der Papst sei zu "konservativ". Ich bin mir sicher, daß in
absehbarer Zeit auch diese Glaubensbastion überwunden wird, weil das
Einheitsprinzip dies zwingend erfordert. Wie z.B. von Vertretern der
Konzilskirche den Katholiken der Besuch von Moscheen empfohlen wird, so
wird künftig auch den Andersgläubigen die Teilnahme an kath.
Gottesdiensten empfohlen werden und die Teilnahme an der Eucharistie
nicht verweigert, wenn sie nur aufrichtigen Herzens Gott suchen. Das
Einheitsprinzip zeigt auch bei christlichen Politikern Wirkung, z.B.
beim Vorsitzenden der CSU, Ministerpräsident Stoiber, in seinem Vortrag
in der Evangelischen Akademie in Tutzing am 5. Juli 2003, in dem er
ausführte : "Christen, Juden und Muslime sind Nachkommen Abrahams, weil
sie denselben Gott haben", obwohl das Gegenteil in der Hl. Schrift
steht. Gott sagt nämlich :"Meinen Bund will ich mit Isaak schließen
(Gen. 17,21) und nur, wer von Isaak stammt, trägt diesen Namen (Gen.
21,12)", d.h. die Nachfahren Ismaels (d.s. die Muslime) sind keine
"Söhne Abrahams". Außerdem wird von einem christlichen Politiker
negiert, daß es gegenüber den Juden einen "Neuen Bund" gibt. Die neue
Theologie hat somit "Früchte" getragen und das christliche Abendland
einen wesentlichen Schritt auf dem Weg zur Einheitsreligion im Einklang
mit der weltlichen, westlichen Werteordnung nach vorne gebracht, d.h.
die christliche Religion dient der geistlichen, spirituellen Erhöhung
der Regeln der "Erklärung der Menschenrechte."
Ich bin mir bewußt, daß meine kritische Analyse als sog.
Fundamentalismus angesehen werden kann, weil sie dem herrschenden Dogma
der Weltverbrüderung nach den Regeln der Menschenrechte entgegensteht.
Folgt man aber der absoluten Wahrheit Jesu Christi, bleibt kein Raum
für die Anerkennung und Wertschätzung anderer Religionen, was aber
nicht heißt, daß man andere religiöse Anschauungen nicht toleriert und
den Missionsauftrag Christi befolgt, ohne die Würde des Menschen und
seine freie Entscheidung zu mißachten, was zugegeben in der
Vergangenheit nicht immer beachtet wurde.
Den Menschen wurde bisher mit Erfolg eingeredet, daß die
Zerstrittenheit der Religionen die Ursache dafür ist, daß der Frieden
auf Erden nicht erreicht werden kann, ohne zu bedenken, daß die
sündhafte Natur des Menschen andere Gründe hervorbringt, seine
Absichten unfriedlich durchzusetzen. Wer der Lehre in der Erklärung
über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen (NA,
n. 2,12) folgt, daß in diesen Religionen in vielen ("in multis", in der
deutschen Version fälschlich "in manchem") ein Strahl der Wahrheit
erkennbar ist, die alle Menschen erleuchtet und die kath. Kirche nicht
von alledem ablehnt, was in diesen Religionen wahr und heilig ist, der
leugnet m.E. die absolute Wahrheit Christi. Es ist dabei
aufschlußreich, daß die Konzilspäpste es nicht geschafft haben,
festzulegen, was konkret in anderen Religionen "wahr" ist, dies dürfte
m.E. auch nicht notwendig sein, da die Erosion der Wahrheit des kath.
Glaubens schon zu weit fortgeschritten ist.
Daß das ehemalige christliche Abendland und die Weltmacht USA der
Wahrheit Jesu Christi und dem Christentum keine Priorität zumißt, läßt
z.B. die Aussage des britischen Premierminister Tony Blair in seiner
Rede am 17. Juli 2003 vor dem US-Kongreß erkennen: "Wir kämpfen nicht
für das Christentum, sondern für die Freiheit"; er unterschlägt dabei
die Worte Christi: "Die Wahrheit wird Euch frei machen". Die Freiheit
wird heute nicht als Freiheit eines gläubigen Christen definiert,
sondern ist das Ergebnis einer antichristlichen Ideologie, weil sie der
Wahrheit Jesu Christi widerspricht. Diese "Freiheit" impliziert einen
Glauben, der die Wahrheit unseres Herrn relativiert bzw. negiert. Die
Abkehr von der absoluten Wahrheit, die Jesus Christus ist, hat zur
Folge, daß Glaubensaussagen nur für diejenigen verbindlich sind, die
Mitglieder der Konzilskirche sind; für andere, die außerhalb der Kirche
sind, kann und darf die absolute Wahrheit nicht geltend gemacht werden,
da dies mit der nicht vereinbar und als sog. Fundamentalismus
verwerflich wäre und dem friedlichen Zusammenleben aller Religionen und
Kulturen entgegenstünde, auch wenn die Verkündung der absoluten
Wahrheit ohne Zwang, Gewalt geschehen würde.
An der Frage der absoluten Wahrheit, die Jesus Christus ist, werden
sich m.E. alle traditionstreuen, gläubigen Katholiken, die nicht der
sog. lebendigen Tradition folgen, entscheiden müssen, ob sie die
"Konzilspäpste" als rechtmäßige, gläubige Nachfolger des Hl. Petrus
anerkennen oder nicht, unabhängig davon, ob sie sog. Sedisvakantisten
oder Anhänger von Gemeinschaften sind, die den Konzilspäpsten anhängen,
aber ihnen den Gehorsam in bestimmten Punkten verweigern.
Mit freundlichen Grüßen
(sig.:) Ohnheiser
***
Duisburg, den 30. Juni 2003
Sehr geehrter Herr Dr. Heller!
Ihre Ausführungen auf der letzten Seite der Juni-Nummer der EINSICHT
sind sehr interessant, zugleich aber auch ein wenig verwunderlich -
dies insoweit, als Sie die Frage nach dem Prinzip aller Neuerungen
stellen und außerdem fragen, welche zentrale Wahrheit des Glaubens
durch die "Konzilskirche" negiert werde. Das entscheidende Stichwort zu
letzterem haben Sie ja selbst geliefert: Es ist der Arianismus, also
die Leugnung der ewigen Gottheit Jesu Christi, die seit dem Umbau des
von den Modernisten eroberten weitaus größten Teils der katholischen
Kirche zur "Konzilskirche" immer wieder ins Auge springt. Und das
Prinzip, das die "Konzilskirche" beherrscht, findet sich in der
Enzyklika "Pascendi dominici gregis" des hl. Pius X. beschrieben. Es
ist der Modernismus!
Ich zitiere aus dieser Enzyklika:
"... kühn schließen sie (die Modernisten) ihre Reihen zusammen, greifen
das Heiligste an Christi Werk an und schonen dabei nicht einmal die
göttliche Person des Erlösers selbst, den sie in blasphemischer
Frechheit zu einem bloßen armseligen Menschen herabdrücken."
"Mögen diese Leute sich wundern, daß wir sie zu den Feinden der Kirche
rechnen; ... aber wer ihre Lehren, ihre Rede- und Handlungsweise kennt,
der kann sich darüber nicht wundern. Ja, es ist nur zu wahr, sie sind
schlimmer als alle andern Feinde der Kirche."
"Es bleibt nicht mehr bei dem alten Irrtum, wonach die menschliche
Natur gewissermaßen ein Recht auf die übernatürliche Ordnung haben
sollte. Man ist viel, viel weiter gegangen: Man behauptet, unsere
heilige Religion sei im Menschen Christus und in gleicher Weise auch in
uns, aus unserer eigenen Natur, ohne fremdes Zutun geboren. Gründlicher
kann man gewiß nicht mit aller übernatürlichen Ordnung aufräumen."
"Dem gleichen Wechsel müssen also auch die Formeln unterliegen, die wir
Dogmen nennen, auch sie sind notwendig veränderlich. Damit ist der
inneren Entwicklung des Dogmas Tür und Tor geöffnet. - Sophismen über
Sophismen, bei denen die ganze Religion völlig zugrundegerichtet wird!"
"Hier sei zunächst darauf hingewiesen, daß nach dieser Lehre von der
Erfahrung, wenn man die andere vom Symbolismus dazunimmt, jede
Religion, auch die heidnische, als wahr anzuerkennen ist."
"Doch das geschieht mit voller Überlegung; es ist der Ausfluß ihrer
Anschauungen über die Trennung von Glauben und Wissen. Manches in ihren
Büchern könnte ein Katholik vollständig unterschreiben; wendet man
jedoch das Blatt, so könnte man glauben, ein Rationalist führe die
Feder. Schreiben sie also Geschichte, dann ist von der Gottheit Christi
keine Rede; steigen sie aber auf die Kanzel, dann bekennen sie dieselbe
ohne Bedenken." (...)
"Hier gilt der allgemeine Grundsatz: In einer Religion, die lebt, ist
alles veränderlich, darum muß es sich ändern. So kommen sie also auf
die Entwicklung, sozusagen die Quintessenz ihrer ganzen Lehre. Dogma,
Kirche, religiöser Kult, die Bücher, die wir als heilige verehren, ja
auch der Glaube selbst, müssen - wenn wir sie nicht alle für
abgestorben erklären wollen - unter den Gesetzen der Entwicklung
stehen."
"So behaupten sie schließlich a priori und nach philosophischen
Prinzipien, die sie wohl annehmen, aber gar nicht zu kennen vorgeben,
in ihrer sogenannten wirklichen Geschichte, Christus sei nicht Gott und
habe auch durchaus nichts Göttliches getan; als Mensch aber habe er nur
das getan und gesagt, was sie ihm - wenn sie sich in seine Zeiten
zurückversetzen - zu tun und zu sagen erlauben."
"Man sieht, Ehrwürdige Brüder, die kurz beschriebene apologetische
Methode der Modernisten paßt vollkommen zu ihren sonstigen Lehren; aber
Methode und Lehren sind voller Irrtümer, nicht angetan zum Erbauen,
sondern zum Zerstören, nicht um andere zu Katholiken zu machen, sondern
um die Katholiken selbst in die Häresie zu stürzen, ja um alle Religion
vollständig zu vernichten."
"Überblickt man nun das ganze System, so werden Wir es gewiß als eine
Zusammenfassung aller Häresien bezeichnen dürfen. Hätte jemand sich die
Aufgabe gestellt, die Quintessenz aller Glaubensirrtümer, die es je
gegeben hat, zusammenzutragen, so hätte er es nicht besser machen
können, als es die Modernisten getan haben. Ja, sie sind weiter
gegangen als alle und haben - wie bereits bemerkt - nicht bloß die
katholische, sondern alle Religion vollständig vernichtet."
"Doch das genügt, um mehr als deutlich zu zeigen, wie alle Wege des
Modernismus zum Atheismus und zur Vernichtung aller Religion führen.
Der Irrtum des Protestantismus war der erste Schritt; dann folgt der
Modernismus; das Ende ist der Atheismus."
(Enzyklika "Pascendi dominici gregis", erschienen im Verax-Verlag, CH-7537 Müstair)
Wie man sieht, ist "Pascendi" eine Fundgrube für älle, die nach den
Beweggründen und Zielen der Häresiarchen der "Konzilskirche" fragen.
Mit dieser Enzyklika und dem nachfolgenden Antimodernisteneid von 1910
hatte Pius X. dem Modernismus einen schweren Schlag versetzt. Daß der
Modernismus gleichwohl einige Jahrzehnte später triumphieren würde (der
Antimodernisteneid wurde 1967 von Paul VI. wieder abgeschafft, nachdem
die Modernisten die Herrschaft errungen hatten), konnte der heilige
Papst natürlich nicht wissen. Aber vielleicht hat er es (mit Blick auf
Offb. 13.3) geahnt. Es wird berichtet, daß er vor der Rückkehr dieses
Monsters, das er nicht getötet, sondern nur in den Untergrund getrieben
habe, gewarnt hat.
Nun hatten die Modernisten, deren Machtergreifung mit dem größten
Verrat der Kirchengeschichte begann - ich meine damit das Konklave von
1958, bei dem eine starke Gruppe von meineidigen und eidbrüchigen
modernistischen Kardinälen (sie hatten allesamt ihren
Antimodernisteneid geleistet!) - es erreicht, daß ein gewisser Kardinal
Roncalli gewählt wurde, nachdem dieser zugesichert hatte, unverzüglich
einen gewissen Erzbischof Montini zum Kardinal zu ernennen, damit
dieser sein Nachfolger werden könne. Sie hätten wohl kaum einen so
leichten und fast vollständigen Sieg errungen, wenn nicht die Menschen
vor allem Mittel- und Westeuropas Ende der fünfziger, Anfang der
60-iger Jahre entdeckt hätten, daß
a)
die Schrecken des II. Weltkriegs und die Entbehrungen der
Nachkriegszeit endgültig vorbei waren und es mit der Wirtschaft und dem
allgemeinen Wohlstand ständig aufwärts ging, so daß sogar der
grenzenlos bewunderte Lebensstandard der US-Amerikaner für die Zukunft
erreichbar schien;
b) Wissenschaft und Technik
einen fast unglaublichen Aufschwung nahmen (z.B. Beginn des Vorstoßes
in den Weltraum), so daß der Eindruck entstand, alles sei machbar und
nur eine Frage der Zeit;
c) der Kommunismus zwar eine
beständige Bedrohung darstellte, aber dank der NATO unter Führung der
USA doch auf das Gebiet hinter dem Eisernen Vorhang begrenzt zu bleiben
schien.
Angesichts dessen war es für die meisten Katholiken eher lästig, noch
an die Mahnungen der allerseligsten Jungfrau Maria in Fatima zu Gebet
und Buße erinnert zu werden. Wer mochte schon an sein Taufgelübde und
an das Gepränge des Satans denken, wenn immer mehr Nachbarn eine
Fern-sehantenne auf dem Dach und ein Auto vor der Tür stehen hatten?
Zumal, da es ja nicht lange ver-borgen blieb, daß viele Pfarrer und
Kapläne diese begehrenswerten Dinge auch schon besaßen. Man war ja
durchaus gläubig, aber man wollte als Katholik doch auch nicht auf
Dauer "hinter dem Mond" leben! Es gab damals kaum einen, der sich der
Faszination, die besonders vom Fernsehen ausging, entziehen konnte
(dabei war dieses Medium, auch wenn es seinerzeit bei weitem noch nicht
so ver-kommen war wie heute, von Anfang an keineswegs harmlos). Und so
war man nur zu gern bereit, gewissen Prälaten und Theologen Glauben zu
schenken, die verkündeten, die Welt sei nun in ein neues Zeitalter
eingetreten, ein Zeitalter des beständigen Wandels und Fortschritts auf
allen Gebieten, und daher müsse auch die Kirche, "wenn sie noch eine
Chance haben wolle", sich modernisieren und an die neue Zeit anpassen.
Die massenhafte Installierung der "Kanzel des Satans" (s. auch Offb.
13, 14.15!) in den Wohnungen der Katholiken führte dann, in Verbindung
mit den häretischen Neuerungen der "Konzilskirche", in der Folgezeit
zum raschen Zusammenbruch des katholischen Glaubens. Doch diese
schreckliche Tragödie ficht die Häupter der "Konzilskirche" nicht an:
(...) Die von den Modernisten stets angestrebte "Versöhnung der Kirche
mit der modernen Welt" ist offen-sichtlich erreicht, jedenfalls soweit
es die "Konzilskirche" betrifft (die allerdings nur eine häßliche
Karikatur der katholischen Kirche ist).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Günter Kabath
***
10.7.03
Sehr geehrter Herr Dr. Heller,
Wiederholt fragen Sie nach dem Prinzip, der zentralen Wahrheit, die
allen Irrtümern in der ehemaligen Kirche gemeinsam zugrunde liegen. Das
ist doch leicht mit einem Wort gesagt: Fatima! Dort, wie schon früher
in La Salette, sprach die Gottesmututter vom Verlust des Glaubens,
einer drohenden Leere in der Kirche, die gottlose Gedanken, die
Irrtümer Russlands ausfüllen würden, wenn nicht Gebet und Buße alles
erneuere, Bekehrung erfolge. Weder Päpste noch Bischöfe, schon gleich
gar nicht das sog. christliche Volk gehorchten, ja letzteres wurde kaum
dazu angeleitet.
Satan hatte es verstanden, nicht nur die Werte unserer Religion
auszuhöhlen, sondern durch ihm eigene zu ersetzen. Und die Herren der
Kirche glaubten immer mehr, in ihnen das Heil sehen zu können. So wurde
die erste Aufgabe des Menschen, wofür er schon am Beginn seiner
Geschichte eine Gefährtin, Hilfe erhielt, aus den Augen verloren, die
Angleichung an Gott durch Erfüllen seines Willens, die nur möglich ist
in der Beachtung des Hauptgebotes. Gott wurde immer mehr übersehen und
die Liebe des Menschen zu sich selbst dadurch pervertiert und somit
auch die Nächstenliebe. Der Affe der Nächstenliebe, die Sozialität,
löste sie ab, der Bau des Paradieses nach menschlichen Vorstellungen,
höllischem Rate gemäß begann und mit ihm vermehrt die Ablehnung Gottes.
Finden wir dieses Bemühen nicht auch ausgeprägt in den
Orientierungspunkten des 2. Vaticanums, durch die die bisherige Ordnung
beiseite geschoben wird, durch Aktivitäten abgelöst, die, wie die
Sozialität in der Welt, Gott und sein Gesetz an die Wand drücken, sie
bisher als nicht hilfreich ansehen, da sie, zu wenig beachtet, nicht
die erwarteten Ergebnisse brachten wie Verständigung, Einheit, Friede'?
Damit aber ist evident, was geschah und was die Welt in einem Meer von
Flammen hat aufgehen lassen, was viele Nationen vernichten wird. "Mich
reut, daß ich sie erschaffen, sie sind ganz Fleisch, ICH will sie
vertilgen", ruft so Gott der Welt zu.
Nicht nur der Glaube für sich, der ohne Vertrauen eine Farce ist, ist
verloren gegangen, wir sehen auch den Zusammenbruch sittlichen
Verhaltens, insbesondere im Geschlechtlichen. Dieser Bereich wurde zwar
in Vat. 2 ausgespart und behandelt in einer eigenen Kommission danach,
die sich zu ca. 80 % für Zügellosigkeit entschied. (...) Der Klerus war
längst schon einem Lebensstil erlegen, der ihn hinderte, in der
Heiligkeit Vorbild zu sein. Zu Herrchen erhoben glaubte er, selbst über
das Wort Gottes, es auslegend, herrschen zu können, anstatt Diener der
Freude derer zu sein, denen er Vorbild und für sie Sühne (Folge der
Beichte) ihrer Sünden sein sollte? Wie lange schon nehmen sie nicht
mehr ernst, was ihnen aufgetragen ist und zum Zölibat gehörte? Mehr als
andere bräuchten sie nun eine Hilfe, eine Frau an der Seite, die ihre
Arroganz zu bremsen verstünde, denn die klerikale Arroganz ist die
häßlichste. Überall ist sie weniger anstößig als dort, wo Demut
herrschen sollte. Gesehen werden müßte, daß ein Priester nichts, gar
nichts aus sich selbst vermag. (...) Auf Sünden, die der Ursünde enorm
glichen, die Gott schon am Beginn unserer Geschichte zu verfluchen
zwang, wäre es nicht angebracht gewesen, ein Konzil einzuberufen, um
Gott nach den verwegenen Vorstel-lungen der Menschen, ja seiner Feinde,
der Freimaurer, die ein "Papst" (Anm. der Redaktion: gemeint ist
Johannes XXIII.) in den Vatikan holte und sie dort eine Loge errichten
ließ, tanzen zu lassen. Und dieser Mann soll nun selig sein? (...)
So wurde wahr, was Maria über die Häupter des Gottesvolkes sagte in La
Salette. Seiner Kirche aber wies ER in der Wüste einen Platz zu
(Apok.). Der Knabe nun, den sie gebar, um mit eisernem Zepter zu
regieren, also ohne Kompromisse, zeigt auf jenen, auf den der Herr
seine Apostel vom Tabor herab verweist, da er sagt: "Er käme und stelle
alles wieder her." Steht nicht geschrieben: "In den letzten Tagen wird
das Haus Gottes hoch stehen und alle Völker werden zu ihm strömen" wie
auch "In der Geduld werdet ihr eure Seelen besitzen".
Warum tun Sie, Herr Heller, dann so, als müßten Sie die Abgefallenen in
der Geschäftigkeit übertreffen, einen Begriff suchen, dem diese
unterliegen? Nein, wir werden niemals die bekehren kön-nen, die Gott
verstockt, die ER den Weg des Antichristen bereiten läßt. Wir sind
gerufen, den Willen Gottes zu erfüllen, zu jener Heiligkeit
heranzuwachsen, die uns am Gerichtstage den Himmel öffnet, auf ihn
zuzugehen im Vertrauen ohne Furcht.
Was wir tun müssen ist also glauben, beachten, daß jedes Mißtrauen den
Gesetzen des Glaubens gegenüber ihn in uns schwächt. Wir dürfen uns
also nicht versichern und Gott damit sagen, ER wäre ein unberechenbarer
Dämon, gegen dessen Winkelzüge wir uns absichern müssen. Wir müs-sen
glauben, dass nur Er Licht ist und sonst nichts uns zum Lichte führt
außer seinem Wort, das Tun der Wahrheit, müssen dem ganzen Geschwätz
der Leute, seien es Philosophen oder Wissenschaftler, vorsichtig
begegnen, weil, was vor den Menschen groß erscheint, ein Greuel ist vor
Gott (Lk. 16.15). Niemals dürfen wir uns von denen, die Gott nicht
gehorchen, IHN nicht ehren, ehren lassen, dürfen nicht unsere Ehre
suchen und besonders Ihn nicht in den geschaffenen Dingen verhöhnen,
sie weder zerstören noch sie mißbrauchen. (...)
Und hat sich nicht damit auch Wojtyla sein Urteil endgültig bereitet,
er, den Toren für den Stellvertreter Christi halten, der sich nicht
scheute, diesen Platz einzunehmen, als solcher sich in die Reihe der
Diener von Götzen aller Welt stellte, falsche Religionen als Wege zum
Heil nannte und damit sich als Knecht der Freimaurer überdeutlich
zeigte, die Satan anhält, den Weg des Antichristen im Synkretismus zu
bereiten. Wurde nicht am Anfang unserer Geschichte das Gottesbild im
Menschen zerstört, ein Erlöser angekündigt, der die Ebenbildlichkeit
mit Gott in uns wieder herstelle, was am Kreuze durch Christus geschah?
Und wäre Christus nicht Gott, sinnlos wäre dieses sein Tun gewe-sen.
Nun geht da einer her, der sich als sein Stellvertreter ausgibt und tut
so, als wäre in allen anderen Religionen ebenso Heil zu finden, sie
nicht irreführende Konstruktionen böser Geister, als führten auch alle
Produkte böser Geister wie die Lehre Christi zum einen Gott. Und er
schämte sich nie. Christi Lehre Irrlehren anzugleichen, sich vor
Götzendienern zu verbeugen, sie in eigener 'Liturgie' gewähren zu
lassen. Sie, Herr Heller, bitte ich, 2 Samuel 6, 6-7 zu bedenken. Nicht
unsere Hände schützen Gott.
Johann Lang
***
Sehr geehrter Herr Heller!
Ich bin erstaunt, daß Sie in der letzten "Einsicht", S. 186, fragen,
"welche zentrale Wahrheit des Glaubens wird durch die 'Konzils-Kirche'
negiert." Darauf hat doch der hl. Pius X. in der Enzyklika "Pascendi"
schon geantwortet. Die 'Konzils-Kirche' ist die Realisation des
Modernismus. Die-ser negiert keine einzelne Wahrheit des Glaubens, er
negiert in der Praxis den Glauben selbst. Für den Modernismus ist der
Glaube eine Produktion, ein Gefühl (émanation auf Französisch), das aus
der Tiefe des Bewußtseins stammt, und so auch alle die "Wahrheiten" des
Glaubens.
Für den Katholiken heißt glauben, wie der hl. Augustinus es formuliert:
"Cum assensione cogitare". Man kann auch auf den Satz von Paulus
verweisen: "Est autem fides sperandarum substantia rerum, argumentum
non apparentium." - "Es ist aber der Glaube ein fester Grund für das,
was man hofft, eine gewisse Überzeugung von dem, was man nicht sieht."
(Hebr. XI, 1) Also die Intelligenz nimmt (adherere) an einer Wahrheit
teil, die von Außen kommt. Diese Auffassung ist ganz verschieden von
der, die die Modernisten vertreten. Darum sind für die Modernisten alle
Glaubensrichtungen gleich-gültig, "wenn man in einem Satz sagen würde,
was die Reformer letztendlich erreichen wollen". Der Abbé de Nantes
antwortet: der MRSDU (Mouvement d'Animation Spirituelle de la
Démokratie Universelle - geistliche Anregungsbewegung der allgemeinen
Demokratie). Das ist das Tier der Erde aus der Apokalypse.
Mit freundlichen Grüßen in Christo Rege et Domino.
sig.: Yves De Moustier, Nimes/Frankreich |