Der Hauptirrtum des II. Vatikanums
- Beiträge zur Aufdeckung eines semantischen Betruges -
Vorwort der Redaktion:
Die nochmalige Bitte an Sie, verehrte Leser, sich an der Auffindung
eines zentralen Prinzips zu beteiligen, von dem her sich die Leitlinien
des II. Vatikanums und die durch es eingeleiteten bzw. durchgeführten
'Reformen' erklären lassen, hat ein erstaunliches Echo gefunden. Neben
Anrufen erhielt die Redaktion auch etliche Beiträge, die zu diesem
Problem Stellung nehmen - auch von Lesern, die keineswegs unsere
Position des konsequenten Sedisvakantismus teilen, die aber ebenso wie
wir an der kirchlichen Situation leiden bzw. diese desolaten Zustände
durchleiden. Auch diese Gläubigen sind der Auffassung, daß die
Bekämpfung der umfassenden Veränderung - zutreffender: Verfälschung des
Glaubens nur von jener zentralen Wahrheit aus erfolgen kann, welche von
der reformerischen Hauptirrlehre geleugnet wird.
Erstaunlich ist, daß sich die Meinungen, die in den verschiedenen
Beiträgen vorgetragen werden, sich ähneln bzw. verschiedene Aspekte der
angenommenen Hauptirrlehre beleuchten.
Im folgenden veröffentlichen wir einige der eingegangenen
Stellungnahmen, denen ich - wie angekündigt - meine Auffassung folgen
lassen möchte.
Die Frage nach der zentralen Irrlehre des II. Vatikanums hat die
Absicht, neue Kräfte für den kirchlichen Widerstand zu gewinnen bzw.
die vorhandenen zunächst auf eine Aufgabe hin zu konzentrieren. Deren
Beantwortung wird dadurch erheblich erschwert, weil die Reformer höchst
selten ihre neuen Ideen in offensichtliche, direkte Häresien kleideten,
sondern sie verbreiteten mittels eines ungeheuerlichen semantischen
Betrugs, d.i. durch Veränderung des Sinnes eines Terminus unter
gleichzeitiger Beibehaltung desselben.
Die Neuaufstellung der "Bataillone" ist nötig, weil die erste "Front",
die sich als vorgeblich sedisvakantistische Formation und angebliche
Bewahrerin des Glaubens ausgibt, im Kampf um die Wiederherstellung bzw.
den Wiederaufbau der Kirche versagt hat - zumindest, was den
europäischen Bereich betrifft. In Wirklichkeit hat sie sich nur als
Bewahrerin traditionalistischer Erbhöfe erwiesen, unwilllig zu einem
geistigen Kampf, der die eigene geistliche Erneuerung zur Voraussetzung
hat, und unfähig geistiges Leben zu zeugen, weil sie in einem immer
grassierenderem Anwachsen katholisierendem Sektierertum - zu dieser
Formation gehörte auch der verstorbene H.H. P. Groß - ihre Befriedung
suchte.
Die Declaratio S.E. Mgr. Ngô-dinh-Thuc mit dem klaren Auftrag zum
Wiederaufbau der Kirche wurde von diesen Kreisen nicht angenommen, wie
auch seine Feststellung der Sedisvakanz in Europa nur als Belästigung
empfunden wurde.
Mit der Bekämpfung der Hauptirrlehre soll versucht werden, zumindest
die theologische Basis zu schaffen, von der aus dann auch die
kirchliche Situation (noch einmal) geklärt werden könnte.
Was mich persönlich zu diesem taktischen Umdenken veranlaßt hat, kann
ich mit eeinfachen Worten sagen: auf der einen Seite dieses Versinken
im Sektierertum, weil lebendiger Glaube mit Traditionalismus
verwechselt wird, auf der anderen Seite ein stetiges Anwachsen
geistigen Interesses an der Bekämpfung eines Prozesses, der inzwischen
weit über die Grenzen des bloß kirchlich-religiösen Bereiches
mittlerweile desaströs in unserer Gesellschaft hineingestrahlt und auf
sie übergegriffen hat, weil erkannt wird - auch in
konservativ-reformerischen Kreisen (!) -, daß die Ursachen dieser
Fehlentwicklung letztlich dort bekämpft werden müssen, wo sie
entstanden sind: in der Verfälschung des Auftrages Christi, die
Menschen zum Heil zu führen, den Er seiner Kirche übergeben hatte.
Um diese veränderte Situation an einem Beispiel zu erläutern:
Inzwischen ist es so, daß an der Gestaltung der EINSICHT eine Reihe von
Gläubigen mitarbeiten, die keineswegs unsere Position teilen, die aber
aus Sorge um das gesamte geistige Leben unsere Anstrengungen um dieses
anerkennen und sie deswegen auch mittragen.
Eberhard Heller
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