SINN UND AUFGABE DER KATHOLISCHEN KIRCHE
von H.H. Pfarrer Alois Aßmayr
Da Gott will, daß alle Menschen selig werden, ist der Sohn Gottes Mensch geworden und in die Welt gekommen, um alle Menschen zu erlösen, um ihnen zu sagen, was jeder einzelne selber tun bzw. lassen muß, und um ihnen auch die dazu notwendigen Mittel zu verdienen und zur Verfügung zu stellen, damit sie in den Himmel kommen können.
Da Jesus nicht in sichtbarer Weise als Mensch in der Welt geblieben ist, hat Er dafür gesorgt, daß jeder, der glauben will, sicher die Wahrheit erfährt und die Mittel bekommt, um ewig selig zu wer-den. Er hat darum diese Gnadenmittel und die Bewahrung Seiner Lehre Menschen übertragen und sie beauftragt, sie zu verwalten bzw. sie zu behüten. Dafür hat Er eigens eine Organisation geschaffen, die wir Kirche nennen. Wie ist Jesus dabei vorgegangen?
Jesus ist im Judenland herumgezogen, hat gepredigt und dabei Seine Lehre, die Wahrheit verkündet. Da waren Leute dabei, die Jesus auf Seiner Missionsreise begleitet haben, und die so alle Seine Pre-digten gehört haben. Aus diesen hat Er dann mit der Zeit 12 Männer ausgewählt und sie noch eigens unterrichtet, die 12 Apostel. Diese bekamen dann den strengen Auftrag: "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Geht darum hin in die ganze Welt und lehret alle Völker, lehret sie alles halten, was ich euch geboten habe. Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet werden. Wer nicht glaubt, wird verdammt werden" (Joh. 2o,21 und Matth. 28,18 19.). Mit der Ausführung dieses Auftrages aber sollten sie warten, bis sie vom Hl. Geiste, den Er ihnen senden werde, dazu ausgerü-stet werden, was dann am Pfingstfest geschehen ist. Am Pfingstfeste trat also die katholische Kirche auch nach außen hin in Erscheinung mit Petrus als Oberhaupt.
(Wie ernst der Auftrag Jesu gemeint war und wie ernst ihn daher die Apostel genommen haben, habe ich einst in der "Einsicht" unter der Überschrift: Geht hin und lehret alle Völker, gesagt. Dieser Arti-kel ist dann auch von Haselböck abgedruckt worden in der Schrift: Ermahnung und Trost, 2. Teil.)
Aus dem eben gesagten geht auch klar hervor, wozu die katholische Kirche da ist, nämlich um das Werk der Erlösung unter der besonderen Mitwirkung Jesu fortzusetzen. Um es ganz kurz und ganz deutlich zu sagen: Die Kirche hat die Aufgabe, alle Menschen zur ewigen Seligkeit, d.h. in den Himmel, zu führen. Dazu hat Jesus also Seine Kirche gegründet. Zur Lösung dieser Aufgabe steht der Kirche die Lehre Christi zur Verfügung, mit der der Herr die Gabe der Unfehlbarkeit verbunden hat, so daß sie bei der Verkündigung Seiner Lehre nicht irren kann und die Menschen sicher sein können, daß sie nicht irre geführt werden und daß es ganz gleich ist, ob man die Kirche hört oder Jesus: "Wer euch hört, hört mich." Damit ist nicht gesagt, daß nicht falsche Lehrer in die Kirche eindringen und bewußt Christi Lehre verdrehen und verfälschen können, was z.B. heute geschieht. Da die Kirche schon fast 2000 Jahre die Lehre Christi verkündet und erklärt hat, ist es jedoch unmöglich, sie zu verdrehen oder zu fälschen, ohne daß die Verdreher und Fälscher sogleich ertappt und überführt werden.
Die Lehre Christi sagt uns, was wir glauben und tun müssen, wenn wir in den Himmel kommen wollen. Indem die Kirche die Lehre Christi verkündet, erklärt und bewahrt, übt sie das Lehramt aus. Jeder vernünftige Mensch soll sich im eigenen Interesse bemühen, diese Lehre gut kennenzulernen, und er soll dankbar sein, daß er dazu die Möglichkeit hat. Die Lehre Christi sagt uns, daß es einen allmächtigen Gott gibt und daß dieser Gott uns sehr liebt und nur auf unser Glück bedacht ist, weil Er unser Vater ist. Die Lehre Christi gibt uns Aufschluß über die wichtigsten Fragen des Lebens, über dessen Ursprung und dessen Ziel.
Nach der Lehre Christi zu leben, ist seit dem Sündenfall keine leichte Sache, wie wir alle aus eigener Erfahrung wissen. Wir müssen ja fast ständig gegen unsere Neigungen leben und handeln. Daß der Weg zum Himmel steil und schmal ist und daher viel Anstrengung und Selbstverleugnung erfordert, hat uns der Herr deutlich genug gesagt. Mit unseren natürlichen Kräften sind wir gar nicht imstande, diesen Weg zu gehen. Daher hat der Herr uns auch die Mittel dazu verdient und der Kirche über-geben: die Gnadenmittel, in erster Linie die hl. Sakramente. Das Gebet steht ja jedem Menschen zur Verfügung, da vielen Menschen die Sakramente besonders heute nicht mehr zugänglich sind. Jeder Mensch soll ja die Möglichkeit haben, in den Himmel zu gelangen.
Da überdies immer wieder Fragen auftauchen, die nicht so leicht zu beantworten sind, und daher von den einen so, von den anderen wieder anders beantwortet werden - da auch jede Zeit ihre eigenen Probleme bzw. Gefahren hat - darum hat Er der Kirche auch das Recht gegeben, ihren Mitgliedern Gebote und Verbote zu geben. Selbstverständlich dürfen diese Entscheidungen, Gebote und Verbote mit der Lehre Christi nicht im Widerspruch stehen.
Eine schönere Aufgabe als die der katholischen Kirche, nämlich alle Menschen ins ewige Glück zu führen, gibt es nicht. Will doch jeder Mensch glücklich sein. Man müßte also froh, sehr froh sein, daß es eine solche Organisation gibt, die ganz sicher jeden Menschen ins ewige Glück führen kann, wenn man sich von ihr (d.h. der wahren Kirche, die aber heute leider weithin ihre Sichtbarkeit ver-loren hat. Anm.d.Red.) führen läßt. Darin aber liegt die große Schwierigkeit. Der Weg dorthin fordert viele Opfer, viel Selbstbeherrschung. Viele Neigungen müssen überwunden werden, was durchaus keine leichte Sache ist, wie jeder von uns aus eigener Erfahrung weiß. Darum ist diese schöne Aufgabe so schwierig, so undankbar. Wir alle möchten sowohl schon jetzt im Diesseits genießen, als auch drüben im Jenseits, was leider nicht geht. Darum ist das Führen schon schwer, sich aber führen lassen noch schwerer. Mit der Hilfe Gottes geht aber beides. (EINSICHT, 8. Jahrg. Nr. 4, Okt.. 1980)
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DIE KATHOLISCHE KIRCHE II.
von H.H. Pfarrer Alois Aßmayr
Die katholische Kirche hat die schönste, aber schwierigste Aufgabe, nämlich alle Menschen zur ewi-gen Seligkeit, d.h. in den Himmel zu führen. Auf welche Weise sucht sie ihre Aufgabe zu erfüllen?
1. Durch ihre Lehre. Ihre Lehre aber ist die Lehre Christi. Jesus ist ja in die Welt gekommen, nicht nur, um uns zu erlösen, sondern auch, um uns mitzuteilen, was wir zu tun und zu lassen haben, um in den Himmel zu kommen. Er hat auch die Gnadenmittel zur Verfügung gestellt, um das zu können. Jesus hat die Apostel drei Jahre lang unterrichtet, ihnen dann den Heiligen Geist gesandt und ihnen den Auftrag erteilt, in die ganze Welt zu gehen und den Menschen Seine Lehre zu verkünden und sie anzuhalten, alles zu halten, was Er ihnen, den Aposteln, gesagt hat. Bei der Verkündigung Seiner Lehre werde Er ihnen beistehen: "Wer euch hört, hört mich, und wer euch verachtet, verachtet mich." Damit, wer glaubt und sich taufen läßt, gerettet werde, wer aber nicht glaubt, verdammt - also nicht gerettet - werde.
Es ist daher klar, daß die Kirche Christi die wirkliche Lehre Christi zu verkünden hat, und nicht eine andere, sonst würden sich die Apostel und ihre Nachfolger ja selber die Hölle zuziehen. Darum haben die Apostel den Auftrag Jesu sehr ernst genommen, dafür ein hartes Leben und sogar den Martertod auf sich genommen, viele ihrer Nachkommen ebenso. Die kath. Kirche hat darum immer sehr genau darauf geachtet, daß diese Lehre ja nicht verfälscht und verdreht wurde. Tatsächlich hat es an solchen Versuchen nie gefehlt. Schon zur Zeit der Apostel gab es solche Verfälscher, erst recht in der Zeit nach ihnen - bis auf den heutigen Tag. Bis vor kurzem ist die Kirche Christi energisch gegen solche Leute vorgegangen und hat sie aus der Kirche ausgeschlossen. So wußten die Gläubigen immer, wie sie dran waren.
Das Tragische ist, daß heute die Kirche, die immer noch behauptet, die Kirche Christi zu sein, eine ganz andere Lehre verkündet, die mit der Lehre Christi nicht mehr viel zu tun hat, ja sogar im krassen Gegensatz zur Lehre Christi steht. Daß eine solche Kirche nicht mehr die Kirche Christi, also katholisch sein kann, muß wohl klar sein. Ich möchte an dieser Stelle nicht mehr sagen.
2. Die kath. Kirche führt die Menschen zur ewigen Seligkeit durch ihre Sakramente. Da der Weg zum Himmel durchaus kein leichter ist, hat der Herr Seiner Kirche auch die Mittel dazu zur Verfü-gung gestellt: die Sakramente. Sie sind die wichtigsten Gnadenmittel oder Gnadenquellen. Wir wissen, daß wir ohne die Gnaden Gottes nicht selig werden können. Diese Gnaden fließen haupt-sächlich aus den Sakramenten. Ich sage ausdrücklich: hauptsächlich. Es gibt also auch noch andere Gnadenquellen: das Gebet und die guten Werke. Vielen Menschen stehen ja die Sakramente nicht zur Verfügung, und sie könnten dann ja nicht in den Himmel gelangen, wenn es außer den Sakramenten keine anderen Gnadenquellen gäbe. Gott will aber, daß alle Menschen die Möglichkeit haben, in den Himmel zu kommen. Das Gebet und die guten Werke aber stehen jedem Menschen zur Verfügung. Beten und gute Werke tun kann jeder, der zur Vernunft gekommen ist. Für die anderen wird der Herr auch einen Weg haben, den wir aber nicht zu wissen brauchen. Jedenfalls kommt niemand ohne eigene schwere Schuld in die Hölle. Wenn er die Gnadenquellen nicht benützt und sich selber auch nicht anstrengt, so ist das seine Schuld. Wir müssen nicht in den Himmel kommen, müssen aber froh sein, daß wir überhaupt die Möglichkeit dazu haben. Freilich: "Das Himmelreich leidet Gewalt, und nur die, welche Gewalt brauchen, reißen es an sich."
3. Durch ihre Gebote. Die kath. Kirche hat selbstverständlich auch das Recht, oft sogar die Pflicht, manches zu gebieten und manches zu verbieten, so ähnlich wie ein Bergführer das Recht hat zu befehlen, gefährliche Stellen zu meiden und Notwendiges zu tun. Er kennt ja die Gefahren und weiß auch, was zu tun ist. Wenn der Geführte sich nicht daran hält und verunglückt, hat der Führer keine Schuld. Die Folgen muß der Ungehorsame selber tragen. In jeder Zeit gibt es Gefahren für die Gläu-bigen, die sie meiden müssen, wenn sie nicht Schaden leiden wollen oder sollen. Die Gefahren sind freilich nicht alle jederzeit gleich. Darum richtet sich die Kirche nach ihnen. Es gibt auch Zeiten und Gefahren, in der sich die Gläubigen besonders anstrengen müssen, wenn sie standhalten wollen. Gewisse Gefahren aber bleiben immer gleich, und es sollte dann nicht eigens ein Gebot oder Verbot erlassen werden müssen, zumal all das ja schon im Gebote der Gottesliebe, der Nächstenliebe und der Selbstliebe enthalten ist. So sind die Ehegesetze dazu da, um die Eheschließung zu ordnen und deren Erhaltung zu bewirken, und so ist es mit vielen anderen Geboten und Gesetzen. Andere sind auf die Vervollkommnung der Gläubigen ausgerichtet, so das Gebot, an Sonn- und Feiertagen der hl. Messe andächtig beizuwohnen, da hier die Gnaden am reichlichsten fließen, die jeder so notwendig braucht, um ein christliches Leben zu führen. Außerdem, damit man auch körperlich ausruhen kann und für Gebet und Besinnlichkeit Zeit hat. All das brauchen wir notwendig. Ähnlich ist es mit dem Fastengebot. Es soll uns anleiten, uns zu beherrschen. Ohne Selbstbeherrschung ist ein wirklich christliches Leben nicht möglich. Es ist daher selbstverständlich, daß wir uns an all diese Gebote halten müssen. Sie sind ja nur zu unserm Heile.
Ich habe am Anfang gesagt, daß die katholische Kirche die schönste, aber die schwierigste Aufgabe hat, nämlich die Menschen zur ewigen Seligkeit zu führen, weil die Lehre Christi den Leidenschaften der Menschen zuwider ist. Darum begrüßt man die 'neue Lehre der neuen Kirche'. Diese macht das Leben leicht, führt aber ins Verderben: sowohl die Führer als auch die Geführten.
Biberwier, am 2. Okt. 1980
gez.: Alois Aßmayr, Pfarrer
(EINSICHT, 8. Jahrg. Nr. 5, Dez. 1980)
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