"DIE ERNTE IST GROSS, ABER ARBEITER SIND WENIGE." (Luk., 10,2)
von H.H. Alois Aßmayr
Wenn ich die ersten vier Worte überlege, dann trifft es bei dem Judenvolk nicht zu, daß die Ernte groß war. Nur wenige Prozent des Judenvolkes konnte der Herr retten. Die Schuld daran trug die geistliche Führung des Volkes: die Hohen Priester, die Schriftgelehrten, die Priester und Pharisäer. Sie taten alles, was sie nur konnten, um das segensreiche Wirken Jesu zunichte zu machen, um eine reiche Ernte zu verhindern. Ihnen ging es nur um ihre eigene Position, die sie mit allen Mitteln zu halten versuchten. Sie standen im Dienste Satans, der deshalb die große Ernte einheimste.
Und heute? Die Ernte, die im Namen Jesu ausreifte, scheint heute so miserabel zu sein, daß es sich nicht mehr zu lohnen scheint viele Arbeiter zur Ernte zu schicken. Die wenigen Arbeiter, die der Herr noch ruft, werden während der angeblichen Ausbildung für die Erntearbeiten so verdorben, daß sie, wenn sie dann eingesetzt werden, vielfach mehr Schaden anrichten als Nutzen. Dafür aber hält Satan reiche Ernte, der hat Arbeiter genug! Denn Satan zahlt "gut" und sofort! Anzustrengen brauchen sich die Arbeiter in seinem Dienste nicht, da geht alles wie von selbst.
Die Erntearbeiter aus dem Gleichnis sind in erster Linie die Priester und die Ordensleute, die heute immer weniger werden, so daß der Jammer über die Priesternot und über den Mangel an Ordens-nachwuchs immer größer und dringender wird. Tatsächlich scheint der Priester- und Ordensstand zum Aussterben verurteilt zu sein. Die alten Geistlichen sterben oder treten in den Ruhestand oder werden zwangsweise in den Ruhestand versetzt; es kommen immer weniger nach, andere treten aus und heiraten. Die Folge ist, daß viele Pfarreien und Cooperatorenstellen nicht mehr besetzt werden können. Ganz junge Priester (, von denen man nicht einmal mehr weiß, ob sie überhaupt noch gültig geweiht worden sind, -.Anm. d. Red.) können oder müssen sogar schon Pfarreien übernehmen - auch ohne Pfarrprüfung! Selten tritt noch jemand in einen Orden ein. Darum müssen die Ordens-gemeinschaften ihre oft schlecht bezahlten und undankbaren Posten der Reihe nach aufgeben, die aber niemand Übernehmen will.
Priesternot und Mangel an Ordensnachwuchs hat es schon einmal gegeben und zwar vor nicht ganz 200 Jahren zur Zeit der sogenannten Aufklärung, die in Österreich unter dem Namen "Josephinis-mus" bekannt wurde. Wenn man das Buch von Ed. Hosp CSSR "Zwischen Aufklärung und Reform" (erschienen 1962, Herold-Verlag) liest, sieht man, daß die Aufklärung damals ähnliche Früchte zeugte wie heute der Modernismus, der im Grunde ja nur eine andere Bezeichnung für die gleiche Sache ist. Der Unterschied zwischen damals und heute besteht jedoch darin, daß der damaligen "Aufklärung" nicht die Verbreitungsmittel zur Verfügung standen wie heute, und daß er 'sich daher nicht so fürchterlich auswirken konnte wie heute der Modernismus, ganz abgesehen davon, daß damals die Revolution gegen die Kirche nicht von ihrem obersten Hirten ausgelöst und durchgeführt wurde - wie es heute der Fall ist -, sondern (nur!) vom "Beschützer" des Hl. römi-schen Reiches, von Joseph II., den Pius VI. eigentlich noch hätte exkommunizieren wollen, wenn er nicht so bald gestorben wäre. Hosp berichtet, .daß z.B. in der großen Wiener Erzdiözese von 1789 bis 1793 nur 26 Neupriester geweiht werden konnten. Von diesen wenigen entsprachen viele nicht dem Ideal eines Priesters. In den Klöstern war es ähnlich die Ordenszucht verfiel. Wenn man die Worte Michael Sailers, des späteren Bischofs von Regensburg, liest, findet man, daß es in Deutsch-land ähnliche Zustände gegeben hat. Davon zeichnet auch der Historiker Franz Schnabel in seinem Werk "Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert"' ein treffendes Bild.
Wie ist es zu diesen Zuständen in der Kirche gekommen? Wer stand hinter der Aufklärung? Wer steht hinter dem Modernismus bzw. Progressismus? Die Antwort lautet: Die Freimaurerei! oder präziser gesagt. die zum Freimaurertum abgefallenen Hierarchen und die untreuen Beschützer der Kirche. Die Freimaurerei ist heute schon lange die Weltmacht Nr. "l". Wer diese kennen lernen möchte, hat Gelegenheit dazu. Es gibt eine Menge Bücher, die Aufschluß darüber geben. Das erste Ziel der Freimaurer st die Vernichtung der kath. Kirche. Ihnen ist es heute wie damals gelungen, in die kath. Kirche einzudringen und viele Priester, Theologieprofessoren und Bischöfe zu gewinnen. Juan Maler, ein Autor, der über die Freimaurerei schreibt, erzählt, daß es ihnen sogar gelang, den Kardinal-Staatssekretär Leo XIII. Rampolla zu gewinnen. Dies soll aus einem Nachlaß eindeutig hervorgehen. Rampolla soll u.a. auch die Aufgabe übernommen haben, im Vatikan eine Freimaurer-loge zu gründen.
Der Modernismus war darum in der Kirche nie tot. Mehrere Päpste haben mit ihm zu kämpfen gehabt, besonders Pius X. hat mit aller Macht den Kampf gegen ihn aufgenommen und ihn auch erfolgreich niedergehalten. Er lebte aber dennoch weiter. Auch viele Bischöfe hingen ihm weiter an. Als Beweis dafür möchte ich nur anführen, daß es dem Modernismus gelungen ist auf dem II. Vatikanum die Macht an sich zu reißen - es müssen also schon sehr viele Bischöfe und Kardinäle vor dem Konzil Anhänger des Modernismus gewesen sein!
Ihnen ist es dann auch gelungen, die Ausbildungsstätten der Priester und der Orden zu vergiften. Die tatsächlichen Zerstörer dieser ehemals segensreichen Stätten sind die Häresien des Konzils, der Papst, die Kardinäle , die Bischöfe und die Ordensoberen, wie unerhört die Anschuldigung zunächst für manchen auch klingen mag. Man hat die Ordensregeln gemildert, die Ordensleitung demokrati-siert, die Ordensmitglieder in die Welt hinaus geschickt und ihr überlassen, oder man hat sie hinaus-gelockt - unter dem Vorwand, so ihre Wirksamkeit zu vergrößern. Um das zu erreichen, hat man die Ordensregeln von vielem "wertlosen Ballast"' befreit. (Vgl.: "Fels", Juli 1975, S. 202 ff) Man kann heute im "Orden" keine Leute mehr gebrauchen, welche die (alte) Ordensregel noch halten wol-len, zu der sich einst alle feierlich verpflichtet hatten. Man macht ihnen das Leben unerträglich, wenn nicht sogar unmöglich. An Stelle der (alten) Regel will man ihnen nun ein "Ordensleben" auf-zwingen, das kein Ordensleben mehr ist. Darum kann man jungen Leuten, die in einen Orden eintre-ten wollen, nur davon abraten. Sie würden sich im Kloster nur den ewigen Tod holen - viel schneller als draußen -, und nicht das ewige Leben. Und genau das will man! Das Ordensleben soll ver-schwinden, zuerst das echte, dann aber auch das falsche, und zwar möglichst unauffällig von selbst.
Ähnlich steht es mit dem Priestertum. Auch der Priester soll verschwinden! und zwar auch möglichst von selbst! Hierfür hat das "Konzil" der modernistischen Theologie den Eingang in die Universitäten und Seminarien geöffnet, wo man den Theologen den Glauben ausredet, kurz gesagt: nimmt. Bezeichnend ist die Begebenheit, die H.H. Prälat Dr. Anton Lippe (+ am 9.2. 1974) erzählt, seine Schwester habe ihn gefragt, ob er ihr noch ein Priesterseminar nennen könne, in dem ihr Sohn nicht den Glauben .verlieren würde. (Vgl. "UVK", März-April 1974) Welche Zustände heute in den "Priesterseminarien" herrschen, brauche ich wohl nicht mehr eigens zu schildern:. Die Tatsachen sind zu bekannt und sprechen eine deutliche Sprache. Wenige sind es, die noch in ein Priesterseminar eintreten. Von diesen gelangen höchstens die Hälfte ans Ziel (, wobei es nicht einmal mehr klar ist, ob sie noch wirklich gültig geweiht werden - Anm. d. Red.). Einstens war es eine Seltenheit, eintreten wollen, nur davon den ewigen daß ein Theologiestudent wieder austrat. Das geschah dann meistens schon im ersten Jahr, im Noviziat. Dieser Niedergang des Priestertums ist ein glänzender Erfolg der Feinde Christi, die heute besonders durch die Freimaurer repräsentiert werden. Dazu kommt noch, daß die meisten Jungpriester (Priester?) Modernisten sind! - sie wurden ja so erzogen. Solche richten dann mehr Schaden an als sie Nutzen stiften. Wenn sich aber doch einer vom Modernismus freihalten konnte, kann man ihn nirgendwo in der modernistischen "Kirche" mehr gebrauchen, wenn er nicht ständig gegen sein Gewissen handeln will. Er hätte also zur Hölle drüben auch noch die Hölle auf Erden.
Zu all dem hat man sowohl den Ordensleuten als auch den Priestern die Möglichkeit gegeben, auszu-treten und zu heiraten. Das ist natürlich ein sehr gutes Mittel, die Klöster zu entvölkern und den Priesterstand zu dezimieren!
Der Priestermangel und das Ausbleiben des Ordensnachwuchs ist also in Wirklich-keit gewollt!
Und das ist immer noch nicht alles: Die gewollte Priesternot bietet dann den Vorwand für die Absicht, durch verheiratete Diakone die Gläubigen so nach und nach auch an verheiratete Priester zu gewöhnen! Daß das kommt, hat ja der päpstliche Visitator in Ecône mehr als angedeutet. Darüber hinaus berichtet Frau Dr. Gerstner (in: "Kyrie Eleison", Sept./Okt. 1975, S. 2) über ein Gespräch zwischen Paul. VI. und dem Bischof von St. Pölten, Zak, bezüglich der Zulassung verheirateter Männer zum Priestertum, daß Paul VI. bedauernd erklärt habe, die Zeit hierfür sei noch: nicht reif, ebenso für die "Pille" wie er bei einer anderen Gelegenheit sagte. Diese Reden müssen selbst für den letzten katholischen Penner deutlich genug sein! Man schreit ja schon lange danach, man solle verheiratete und ausgetretene Priester wieder in Dienst nehmen. Tatsächlich stellt man solche in der Regel als Religionslehrer an. Das wäre das gleiche, als wenn man gerade die Ehebrecher - weil sie das sind - zu Aufklärer und Vorbereiter auf das Sakrament der Ehe bestellen würde! Daß man auch verheiratete Männer zu Priestern weihen soll, fordert man ja ebenfalls schon lange. Weil selbst das im Sinne der Gleichberechtigung noch nicht reicht, redet man schon davon, man solle auch Weiberleuten die Möglichkeit geben, "Priester" zu werden. O, wie praktisch! Der Pfarrer heiratet und läßt seine Frau zum Priester weihen! So hat er einen Kooperator und zugleich eine Wirtschafterin, die ihn nichts kostet, sondern sogar noch dazuverdient! Das Ende von all dem ist eigentlich schon in Sicht: man braucht und will kein besonderes Priestertum mehr, alle Getauften sind Priester! Wie schon gesagt, der Zusammenbruch des Ordenswesens und des Priestertums ist gewollt! Und die abgefallenen Bischöfe, Kardinäle und Paul VI. sind die Initiatoren dieser Zerstörung!
Die Jammerei von dieser Seite über den Mangel an Ordensnachwuchs und über die Priesternot von dieser Seite ist daher eine große und widerliche Heuchelei. Außerdem versetzt man brutal, trotz der wirklichen geistlichen Not manche Priester in den Ruhestand, weil diese Priester es nicht über ihr Gewissen bringen, die modernistischen Neuerungen mitzumachen. Selbst junge Priester sind schon von ihren "Oberhirten" suspendiert worden, weil sie sich weigerten, die sogenannte Handkommu-nion, zu praktizieren.
Unsere sauberen Bischöfe sind es, und Paul VI.!, die den Unfrieden in die Kirche hineingetragen haben! Wenn Ihr schon kein Gewissen mehr habt, so mutet mir nicht zu, daß ich auch keines habe!
Gewissenlose Priester stehen nicht mehr im Dienste Gottes und der Gläubigen, sondern im Dienste Satans und seines Anhanges! Ein gewissenhafter Priester hat heute einen sehr schweren Stand! Er steht sozusagen auf verlorenem Posten. Nicht nur, daß er nichts oder herzlich weinig ausrichtet, er hat auch noch die ganze "Welt" - und heute natürlich noch seinen "Oberhirten", wenn nicht sogar direkt den "Servus servorum", den "Hl. Vater" - gegen sich. Das beweist u.a. der Kampf gegen Ecône. Was da von Rom gegen dieses Seminar unternommen wird, deckt erst recht den Schwindel und das heuchlerische Gejammer über die leider nicht abwendbare Priesternot auf. Der Erfolg Erzbischof Lefèbvres sein volles Seminar, bringt die Wut der "Führer" erst richtig zum Kochen. Paul VI. verlangt von Erzbischof Lefèbvre die Anerkennung des II. Vatikanums, d.h. die aus ihm hervorgegangenen, verheerenden "Reformen", und eine Unterwerfung unter seine Person. Damit macht er allen klar, daß nicht nur die (bösen) Bischöfe und Kardinäle für die unkatholischen und modernistischen "Neuerungen" verantwortlich sind, (wie überall in den angeblichen "'Botschaften" von den "Sehern" behauptet wird Anm. d. Red.) sondern er selbst, und zwar an allererster Stelle. Ich verstehe daher einfach nicht, wie man nur die Bischöfe und Kardinäle tadeln kann, das Konzil und den Papst aber in Schutz nimmt und sie noch verteidigt, wie es z.B. Pfr. Dr. Georg Eder Altenmarkt (Salzburg) tut, wenn er zwar mutig das Verhalten der Bischöfe tadelt, das Konzil, und den Papst aber in Schutz nimmt und sich auch noch von Erzbischof Lefèbvre distanziert. (Vgl. "Glaube und Kirche" Nr. 6) Nach der Lektüre mehrerer Artikel von Dr. Eder kann ich mir einfach nicht vorstellen, daß er bei der sonst so guten Kenntnis der Sachlage um die wirklichen Ursachen der trostlosen Situation und die Hauptschuldigen der Zerstörung weiß. Ich muß also vermuten, daß er, wie viele andere auch, es nicht wagt, die volle Wahrheit zu sagen. Bischof Graber schreibt einmal (in: "Athanasius und die Kirche unserer Zeit"): "Eine halbe Wahrheit kann schlimmer sein als eine ganze Lüge." Aber auch er getraut sich nicht, die volle Wahrheit zu sagen, und erst recht nicht, danach zu handeln.
Eine angenehme Sache ist es wirklich nicht, und es fällt mir sehr schwer - man kann es mir glauben -, denen, auf die man sich einstens als Priester unbedingt verlassen hat und auch verlassen konnte, und die man als Nachfolger der Apostel und Stellvertreter Christi geachtet hat, trotz mancher Fehler, so bittere Wahrheiten sagen zu müssen.
Ich habe lange geschwiegen. Nun kann ich nicht mehr anders als offen zu reden: mag geschehen, was will. Es geht um Himmel oder Hölle!. Wenn schon unsere ganze Führung so ziemlich geschlossen in die Hölle gehen will, dann soll sie wenigstens alleine dorthin gehen, und nicht noch andere dazu zu zwingen versuchen, diesen Weg mitzugehen!
Lieber Kollege Dr. Eder! Wenn man das Konzil, seine modernistischen, zerstörerischen "Reformen" und Paul VI., der zu diesen "Reformen", die übrigens weit über die im Konzil erklärten Bestimmun-gen hinausgehen, steht, verteidigt, muß man wohl auch notgedrungen den Modernismus verteidi-gen, der doch das Sammelbecken aller Häresien ist. Wenn man das nicht sehen will, müßte man leugnen, daß Häresien Häresien sind! Daß Paul VI. genau über die verheerenden Wirkungen der "Reformen" Bescheid weiß, beweist u.a. sein scheinbares Gejammer über die Selbstzerstörung der Kirche! (Wie sollte er auch nicht davon wissen!) Er tut aber nicht, nur nichts dagegen, sondern sorgt offen für ihre Durchführung: er verurteilt einen Bischof, der dabei ist ein Priesterseminar erfolgreich aufzubauen. Er will also die Zerstörung und ist selbst der ärgste Zerstörer. Darum können unsere Bischöfe alles gehen lassen! Wie der Herr, so der Knecht! Mich wundert nur, daß fast alle mittun.
(EINSICHT 5. Jahrg. Nr. 7, März 1976 |