"ERSCHIENEN IST DIE GÜTE UND MENSCHENFREUNDLICHKEIT GOTTES, UNSERES HEILANDES"
von H.H. Pfr. Alois Aßmayr
Nicht so schwer glaubt man an die Liebe von Menschen. Sie brauchen nur freundlich und hilfsbereit sich zu zeigen. Es ist gut so. Es wäre schlimm für einen Menschen, wenn er den Glauben an die Liebe von Menschen verloren hätte. Man könnte sich ausrechnen, wie das Leben eines solchen (und sein Verhalten) aussehen würde. Es wäre ein schlimmes Verbrechen, wenn man einen solchen Glauben zerstören würde. Glücklicherweise ist das auch selten der Fall. Unverständlich ist daher, daß so viele Menschen so schwer an die Liebe Gottes zu uns Menschen glauben bzw. glauben können. Kein Mensch kann uns seine Liebe so zeigen und beweisen, wie sie uns Gott gezeigt und bewiesen hat und noch immer zeigt und beweist.
Gott hat die Menschen als glückliche Menschen erschaffen, sie mit so vielen Gaben und Gnaden ausgestattet und für sie in jeder Hinsicht so väterlich gesorgt, daß sie daraus Seine grenzenlose väterlich Liebe mit Händen greifen und daher vollkommen zufrieden sein konnten und dafür von ganzen Herzen hätten dankbar sein müssen. Darüber hinaus sollten die Menschen nach bestandener Prüfung (ohne zu sterben) an der Herrlichkeit Gottes teilnehmen dürfen. Die Prüfung war wirklich nicht schwer. Aus eigener schwerer Schuld haben die ersten Menschen diese Prüfung nicht bestan-den und bewußt das Unglück gewählt - für sich und für ihre Nachkommen. Wir alle seufzen heute noch darunter.
In Seiner Liebe zu den Menschen hat der Herr Seinen Sohn Mensch werden lassen und in die Welt geschickt, um die unglückliche Menschheit von ihrem Unheil wieder zu befreien und jedem die Möglichkeit zu geben, von der Schuld und ihren Folgen weit gehend wieder freizukommen und in den Himmel zu gelangen.
Was das den Mensch gewordenen Sohn Gottes, Jesus Christus, gekostet hat, ist doch soweit bekannt, daß wir nicht nur an die Liebe Gottes glauben könnten, sondern sogar glauben müßten. Dabei ist uns nur ein ganz kleiner Teil von dem bekannt, was Jesus in Wirklichkeit bei der Lösung dieser Aufgabe gelitten hat.
Schon das bloße Mensch-Sein ist in der Welt nach dem Sündenfall keine angenehme Sache, wie wir alle aus eigener Erfahrung wissen. Nun aber nimmt der unendlich glückliche Gottes-Sohn freiwillig, aus reiner Liebe zu uns ein solches Leben auf sich. Er hat sich dieses Leben auf der Welt nicht leicht gemacht. Es war ein Leben voll von Entbehrungen und Opfern, und das erst recht, wenn man bedenkt, was Er am Gründonnerstag am Ölberg (und was dann darauf gefolgt ist) durchgemacht hat, müßte uns auf's tiefste erschüttern. Was hätte Er denn noch tun sollen und tun können, um uns Seine Liebe zu uns zu zeigen und zu beweisen? Kein Opfer ist Ihm für uns Menschen zu groß gewesen, um uns dem ewigen Unglück zu entreißen und ewig glücklich zu machen, kein Hohn, kein Spott, keine Verdemütigung, kein Schmerz, selbst der Schmerz Seiner innigst geliebten Mutter nicht. Welchen Beweis für Seine Liebe zu Dir möchtest Du noch fordern, wenn Dir diese Beweise immer noch nicht genügen? Zudem hat Er uns noch die hl. Sakramente gegeben, wobei ich hier nur das Sakrament der Buße eigens erwähnen möchte, und uns so auch noch die Möglichkeit gegeben hat, mit unseren Sünden immer wieder kommen zu können und von ihnen frei zu werden, wenn wir sie aufrichtig und reumütig beichten und den ernsten Willen haben, uns zu bessern. Reicht Dir das immer noch nicht? Wie schauen denn die Beweise Deiner Liebe und Dankbarkeit gegen Ihn aus? Zu welchen Opfern und zu welcher Verdemütigung bist denn Du bereit, um Ihm Deine Liebe und Dankbarkeit zu beweisen? Sind nicht schon die Opfer so klein, die Du aus Liebe zu Dir selber bringen müßtest, geschweige denn die, die Du aus Liebe und Dankbarkeit gegen den Herrn zu bringen bereit bist. Eigentlich müßte uns schon die Liebe zu uns selber zu großen Opfern antreiben, wenn schon nicht die Liebe und Dankbarkeit gegen den Herrn. Müßten wir uns nicht in den Boden hinein schämen, wenn wir noch ein Ehrgefühl haben .... Unsern Herrn lassen wir fest für uns opfern, leiden, sich verhöhnen und verspotten lassen, und wir wollen nur genießen und es fein und leicht haben, und wir häufen immer nur noch mehr Sünden auf Ihn und wollen dabei immer noch geachtet und geehrt werden, wenn wir nicht noch dazu über Ihn spotten, uns sogar noch Seiner schämen. Wer soll sich denn schämen, Er mit uns, oder wir mit Ihm? Wie wird denn heute der Herr von den meisten Katholiken behandelt? Ich müßte bitter werden und muß die Geduld des Herrn nur bewundern. Aber einmal muß sich das fürchterlich rächen. Gewarnt sind wir.
Wenn wir aber an die Liebe, die Güte, an die Weisheit und Allmacht Gottes glauben und auch daran, daß Er alles lenkt und leitet und das nichts geschieht, was Er nicht will oder zuläßt, wie könnten wir uns (und müßten uns) geborgen fühlen und glücklich sein, wenn wir nur bestrebt sind - und zwar ernstlich bestrebt sind -, uns nach Seinem Willen zu richten. Worin besteht Sein Wille? Ihn über alles zu lieben und den Nächsten wie uns selbst. Wir brauchen gar nicht alles zustande zu bringen, ernsthaftes Mühen und Wollen genügt.
Viele werden mir entgegen halten: wenn uns Menschen Gott so liebt, wie kann Er dann das viele Böse, ja die vielen Grausamkeiten besonders an Seinen Freunden zulassen? Darüber habe ich eigentlich in den Artikeln über den Sinn von Kreuz und Leid und über die Feindesliebe geschrieben. Daher hier nur soviel: weil der Herr jedem Menschen den freien Willen gegeben hat, den Er ihm nicht nehmen will, so daß jeder Mensch auch Böses tun kann; sonst hätte ja das Gute auch keinen Wert. Der Herr kann aber auch das Böse zum Guten lenken. Jedem Martyrer hat der Herr die Kraft gegeben, die Martern tapfer zu überstehen, so daß sie ihm nur zum ewigen Heile geworden sind. Das ist mehr, als wenn der Herr das Martyrium auf wunderbare Weise verhindert hätte. Wir brauchen also durch das Böse in der Welt nicht zu Schaden kommen. Das liegt weitgehend bei uns selber. "Bittet, und ihr werdet empfangen"!
Weihnachten steht vor der Tür. Der Mensch gewordene Sohn Gottes, das Christkind, kommt, um uns den Frieden mit Gott und uns selber zu bringen, um uns zu sagen, was wir tun und lassen sollen, um dieses Friedens teilhaftig zu werden. Er bringt! uns aber auch alle Mittel, um das zu können. Empfangen wir daher das Christkind mit großer Liebe, Dankbarkeit und Freude. Zeigen wir Ihm das in unseren Reden, in unserm Denken und Handeln. Uns soll erst recht kein Opfer zu schwer sein, zumal wir wissen, daß sie sich alle einmal in ewige Freude und Herrlichkeit umwan-deln, sich aber auch schon in diesem Leben lohnen.
Auch den Frieden mit dieser Welt möchte uns das Christkind bringen, aber die 'Welt' will ihn gar nicht, da sie dann ja ihre Leidenschaften beherrschen müßte, und das ist ihr zu teuer. Sie will ja genießen, schon jetzt hier auf Erden. Der Unfrieden mit Gott (und daher auch mit sich selber) kommt aber ungleich teurer. Wer die Augen aufmacht und auch dabei sich Gedanken macht, der sieht es ohne große Schwierigkeiten.
Ich wünsche allen Lesern und Freunden den Frieden des Christkindes, recht viel Weihnachtsfreude, aber auch ein glückliches, zufriedenes und gesundes Jahr 1979. Ich werde besonders in der Heiligen Nacht beim Opfer an alle denken und alle Eure Anliegen dem Christkind in die Krippe legen und es bitten, allen zu helfen, wie sie es gebrauchen und wie es für jeden gut ist.
Es grüßt alle herzlich und segnet sie in treuer Verbundenheit
Biberwier, Weihnachten 1978.
Alois Aßmayr, Pfarrer
(EINSICHT 8. Jahrg. Nr. 5, Dez. 1978 |