Leon Bloy: "Die Erziehung durch das Elend"
"Die Zeit ist ein Hund, der nur die Armen beißt", sagte ein
Unglücklicher, der darin unbestreitbar Erfahrung hatte. (...) Ich bin
wohl jeden Tag im Jahr wild gebissen worden, selbst in den
Schaltjahren, und eine ganze Reihe von Leuten wird sagen, daß diese
Tagebuchbetrachtungen es über-reichlich beweisen. Ich weiß nicht, ob
jene guten Leute es wert sind, daß man auf sie hört, aber es ist
sicher, daß ich sehr arm bin und daß der Hofhund äußerst gereizt ist.
Wie wird das enden?... Ich mag noch so gut wissen, daß Gott mich
beschützt und mich jeden Tag ernährt, mein Glaube ist so anfällig, daß
ich vor Elend umzukommen fürchte. Aber das Elend gehört dem Heiligen
Geist an, das heißt dem lebendigen Gott. Ich erinnere mich, einmal so
etwas geschrieben zu haben. Das Elend kann mir also nicht den Tod
bringen. Aber die ständige Angst kann ihn mir bringen. Seit mehr als 40
Jahren suche ich einzig das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit in
Erfüllung des Gebotes. (...) Da ich jedoch ein Bevorzugter des Leidens
bin, mußte jede Wohltat von Angst begleitet sein, sei es, daß die Angst
ihr ein wenig vorausging, weil die Wohltat auf sich warten läßt, sei
es, daß sie gleich danach kommt, weil die Wohltat nur den nächsten Tag
sicherstellte. ("Méditations d'un Solitaire en 1916") |