Neues aus der Konzilskirche
von Werner Olles
Vor wenigen Monaten wurde in unserer Siedlung im Frankfurter Nordwesten vom inzwischen emeritierten Limburger "Bischof" Kamphaus, einem Modernisten, der für seine tiefe Abneigung gegenüber der tridentinischen Messe bekannt ist, der Neubau der Kirche Allerheiligste Dreifaltigkeit eingeweiht. Tatsächlich hatte die alte Kirche eher einer Baracke aus Stein geglichen, passend dazu der Pfarrer in Jeans und Lederjacke, gemütlich ein Zigarettchen schmauchend. Doch auch der Neubau erinnert bereits äußerlich mehr an ein Mehrzweckgebäude als an ein Gotteshaus. Übertroffen wird diese "neue Sachlichkeit" jedoch vom kargen Inneren: Nackte Wände, im Halbkreis um einen seltsam wuchtigen "Volksaltar" gruppierte Bänke und hinter dem Altartisch, verschämt an die Wand gelehnt, ein windschiefes Kreuzlein.
Mit Tränen in den Augen erzählte uns eine ältere Dame, daß man selbst die Statue des hl. Josef in ein entfernt liegendes Kämmerlein verbannt habe. In der Tat geht es heute überall in der Konzilskirche so zu, daß auf Traditionen keinerlei Rücksicht mehr genommen wird, daß sie im Gegenteil "entrümpelt" werden wie irgendein häßliches, altes Möbelstück. Man mag dies für Äußerlichkeiten halten, doch läßt sich daraus natürlich auch auf die Inhalte schließen. Längst gilt hier nicht mehr jene Verheißung "Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte" (Matthäus 18,2O). Seit der "Revolution von oben", dem Zweiten Vatikanum, seit die Hierarchie vom Glauben abgefallen ist und die Masse der Kleriker und Gläubigen dabei mit ins Unheil gerissen hat, stimmt hier ganz und gar nichts mehr und ist vor allem in sich ungültig, denn der Modernismus ist das "Sammelbecken aller Häresien" - so Papst Pius X. im Syllabus und in der Enzyklika "Pascendi" von 19O7.
Das bedeutet natürlich nicht, daß vorher alles in schönster Ordnung war. Auch vor Vatikanum II gab es in der römisch-katholischen Kirche Mißstände, und unter manchen Soutanen verbarg sich ein Klerikalismus, der nur noch wenig mit Verkündigung und ernstzunehmender Seelsorge zu tun hatte, aber dafür viel mit Gewohnheit und Routine. Doch hatten besonders die Pius-Päpste schon frühzeitig vor dem schleichenden Eindringen modernistischer Irrlehren gewarnt. Der Kern und die Lehre des katholischen Glaubens strahlten jedoch noch jenen himmlischen Glanz aus, dessen Wahrheit und Schönheit Andersgläubige respektierten und schätzten. Betrat jemand in den fünfziger Jahren eine katholische Kirche, gleich ob Christ, Agnostiker oder Atheist, dann konnte er das Schauen und Staunen lernen, atmete einen Hauch von Ewigkeit und war tief erfüllt vom Mysterium des Dreieinigen Gottes. Dieses Geheimnis ließ ihn zumindest ahnen, daß der katholische Glaube in seinem Wesenskern keine Moral oder Doktrin ist, keine Bußpredigt und nicht einmal eine Religion im Sinne der vergleichenden Religionswissenschaften, sondern ein absolutes geschichtliches Ereignis unendlicher, unbesitzbarer, unokkupierbarer Einmaligkeit: Die Inkarnation des göttlichen Logos in der Jungfrau. Von dieser Absolutheit und Einmaligkeit des Christentums als einzig wahrer und gültiger Religion ist heute leider so gut wie nichts geblieben.
Nur wenige Wochen bevor die Christenheit alljährlich weltweit die Geburt unseres Erlösers Jesus Christus feiert, sahen wir im Fernsehen wieder einmal schier unglaubliche Bilder. Benedikt XVI. war zu einem Besuch in die islamisch-asiatische Türkei aufgebrochen, einem Land, das sich anschickt Mitglied der EU zu werden, jedoch die Rechte der letzten christlichen Staatsbürger, die es dort noch aushalten, mit Füßen tritt, und in dem beispielsweise die Erwähnung des millionenfachen Völkermordes an den armenischen Christen unter Strafe steht. Der islamistische Ministerpräsident Erdogan hatte sich gerade noch rechtzeitig herabgelassen ihn für ein Viertelstündchen am Flughafen zu begrüßen. Benedikt VI., vor kurzem noch wegen seiner Regensburger Rede von den Anhängern Mohammeds als "Kreuzfahrer" beschimpft, schwenkte die türkische Flagge und legte am Grabmal des Massenmörders Atatürk, eines würdigen Vertreters des islamischen Welt- und Selbsthasses, der zweihunderttausend christliche Türken abschlachten ließ und die Vertreibung der griechisch-orthodoxen Minderheit organisierte, einen Kranz nieder, um sich dann in die "Blaue Moschee" zu begeben und gemeinsam mit einem moslemischen Kleriker in einer gen Mekka ausgerichteten Gebetsnische Allah anzubeten. Die Mohammedaner werden diese eindeutige Geste der Unterwerfung gewiß richtig verstanden haben, denn eine größere Huldigung an die falsche Religion des falschen Propheten Mohammed ist ja nun kaum möglich. Die triumphierenden Kommentare in den türkischen Medien sprachen für sich. Da spielt es dann fast schon keine Rolle mehr, ob Benedikt bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von Ankara das Kreuz offen getragen hat oder es aus Rücksichtnahme auf sein mohammedanisches Gastland "diplomatisch" versteckte, wie die Zeitungen berichteten.
Beschämend auch die Reaktionen auf die jüngste Greueltat, als nationalreligiöse Fanatiker zwei türkische Konvertiten und einen Deutschen zunächst brutal folterten - den Deutschen mit 156 (!) Messerstichen - und dann bestialisch ermordeten, indem sie ihnen die Kehlen durchschnitten. Niemand, auch keiner der offiziellen kirchlichen Hierarchen hierzulande rief zu Lichterketten oder Protestmärschen auf. Nur aus Brüssel kam - man hatte es sich fast gedacht - die Meldung, die Bluttat ändere selbstverständlich nichts an den Beitrittsverhandlungen. Wieso eigentlich auch? Dieses Europa, das bis zu seinem Untergang im August 1914 völlig zu Recht "Christliches Abendland" genannt wurde, hat sich längst selbst aufgegeben.
Man mag das alles für unfaßbar halten, oder aber auch einfach verdrängen, aber es ist leider bittere Realität. Ein Unterschied zum Schmusekurs und zur begriffsleeren Dialogseligkeit seines Vorgängers Johannes Paul II. gegenüber den Mohammedanern, die ihrerseits zu keinerlei Zugeständnissen in Bezug auf religiöse Freiheit und Toleranz in den von ihnen beherrschten Ländern bereit sind, sondern ganz im Gegenteil wie im Irak, im Sudan, in Nigeria und auch in der Türkei die wenigen dort lebenden Christen nach Kräften drangsalieren, vertreiben und vernichten, ist nicht erkennbar. Wie werden all die Halbkonservativen, Konservativen und Traditionalisten, die sich bislang vor Begeisterung über den "neuen Stil" von Benedikt XVI. kaum halten konnten, wohl darauf reagieren? Zumal die zur gleichen Zeit sehnlichst erwartete offizielle "Freigabe" der lateinischen Messe durch Rom - auf Druck der sogenannten "Deutschen Bischofskonferenz" und ihres famosen Vorsitzenden "Kardinal" Lehmann - bis heute immer noch nicht erfolgt ist. Man darf gespannt sein.
Werner Olles |