MAN MUSS SICH ENTSCHEIDEN von Paul Scortesco (Lumière N. 109) (Aus dem Französischen übersetzt von Walter Quessel
Auf alle Briefe und Gesuche von Laien antwortet der Heilige Stuhl und die gegenwärtige Hierarchie: "Die bischöfliche Autorität hat es so entschieden" (1). In der Tat, es ist immer dieselbe Antwort ohne die geringste Erläuterung: Wenn Sie sich nicht unterwerfen, gehören Sie nicht zur Kirche! Indessen ist es gerade diese Nichtunterwerfung, der wir unser Verbleiben in der Kirche verdanken, indem wir, im Gegensatz zu dieser Hierarchie, ihre geoffenbarten Wahrheiten, ihre Sakramente und ihre unwandelbare Messe erhalten wollen. Die Unterwerfung besteht heute darin, daß man denen nachfolgt, die sie umstürzen und zerstören! Dann hätte man sich entschieden, nicht mehr in der Kirche sondern mit ihren Feinden zu sein und mit ihrem Hauptfeind, Luzifer. Denn dann würde man die häretischen Katechismen, die protestantischen Messen, die gefälschten Evangelien und Episteln annehmen, man würde annehmen, daß die Kirche sich zwei Tausend Jahre lang geirrt hätte; man hätte sich für die Montinische Kirche entschieden, die sie in zehn Jahren zerstört hat....
Das hieße, sich für die Apostasie entscheiden, die sich ausgebreitet hat, weil Paul VI. niemals deren Koryphäen verurteilt hat: die Hans Küng, die Schillebeeckx, die Schmitt, die Cardonnel, die Laurentin, die Oraison. Man hätte sich für eine Religion entschieden, gesehen im Lichte von Marx, Freud und: Teilhard, und müßte aufgeben die Religion Christi, gesehen im Lichte der Apostel, der Kirchenväter und der Heiligen....
Man wurde genau so handeln wie die Katholiken zur Zeit der arianischen Bischöfe oder wie die englischen Katholiken, die sich ihren anglikanischen Bischöfen unterworfen haben, oder wie die deutschen und schweizer Katholiken, die sich nach ihren lutherischen bzw. kalvinistischen Pfarrern richteten.
Die Geschichte der Kirche zeigt uns, daß die Prüfung, sich entscheiden zu müssen, mehrmals an die Laien herangetreten ist, aber niemals in so dramatischer und endgültiger Weise wie heute. Nun sind alle diese Entscheidungen durch Fehler gewisser Päpste notwendig geworden. Man vergißt, daß die Päpste auch Menschen sind. Wenn sie Engel vom Himmel wären, würden sie alle heiliggesprochen werden. Aber weil sie Menschen sind mit ihrer Entscheidungsfreiheit trotz des Heiligen Geistes, der auf sie stärker einwirkt als auf uns, arme Laien, sind die heiligen Päpste recht wenige.... Aber es ist auch wahr, daß Päpste, die den Gläubigen eine so schwere Prüfung auferlegt haben wie die durch Paul VI. auferlegte, noch seltener sind als die heiligen Päpste. Oder soll ich sagen, der einzige! Denken Sie daran: in zehn Jahren bleibt nichts, aber auch garnichts, aufrecht in der Kirche....
Kein Papst, weder ein Vigilius, noch ein Honorius, noch ein Borgia haben es fertig gebracht, die Kirche in einer solchen Rekordzeit und mit solcher Meisterschaft zu zerstören: nicht nur die Zerstörung aller Dogmen, des monarchischen und einigenden Aufbaus der Kirche, sondern ein furchtbarer Aufschwung der schlimmsten Häresien, die alle in der Kirche entfesselt werden.
Welch entsetzliche Prüfung! Welch furchtbare Gefahr für die Seelen, die die falsche Entscheidung treffen! Wahrhaftig, diese Hierarchie hat kein Herz, sie spottet der Seelen, die sich verirren, weil sie sie systematisch aus der Kirche vertreibt und ihren ererbten Glauben zerstört...
Warum hat Paul VI diese seelenmörderischen Priester niemals entfernt? Warum hat er die Priester verfolgen lassen für das Verbrechen der Treue zur Kirche? Warum hat er immer abgelehnt, diese Priester und traditionalistischen Laien zu empfangen, aber mit offenen Armen die Feinde der Kirche aufgenommen, die Bnai-Brith, die angolanischen revolutionären Marxisten, sowie die progressistischen Bischöfe, die Camara, die Tarancon, die Gouyon, die Provenchères?
Zwei Beispiele für so viele andere: die Bischöfe, die in Frankreich die unwandelbare Messe verboten haben, sind ohne Zweifel "in Gemeinschaft mit dem Papst", da er ihrem Ukas niemals widersprochen hat; das französische Buch der Lesungen, das in der Epistel des Palmsonntags die Gottheit Christi leugnet, ebenso wie das Meßbuch für Sonntage, das die Realpräsenz leugnet - die Messe ist nur zum Gedächtnis - sind niemals durch den Heiligen Stuhl verurteilt worden.
"Wer schweigt, stimmt zu"... Der Papst hat niemals die geringste wirksame Maßnahme gegen diese skandalösen Häresien ergriffen. Indessen beschäftigt er sich mit Politik, mit der Öffnung nach dem Osten, mit dem Frieden in Vietnam oder mit dem Ökumenismus mit den Protostanten, den Orthodoxen usw.
Man hat uns immer gesagt, die Aufgabe des Stellvertreters Christi sei, "die geoffenbarten Wahrheiten und die apostolische Tradition unversehrt zu bewahren"... Unglücklicherweise ist die Kirche heute von so viel Fehlern durchsetzt, daß sie in die Luft geflogen ist...
Aber haben wir nicht den Papst, den wir verdienen? Ist unser Glaube so lebendig und glühend wie er, zum Beispiel, zu Zeiten des heiligen Pius V. war? Ist er heute nicht recht lau? Unser Innenleben, weiß es dem Angriff der Welt und ihrer gegenwärtigen Fäulnis zu widerstehen? Soll der Fluß unserer Gebete nicht in dem Maß erstarken, als die Angriffe auf die Kirche immer drohender werden und die Passivität Paul VI. sie immer mehr ermutigt?
Laßt uns eine mutige Entscheidung für unsere Kirche und das Heil unserer Seelen treffen: sagen wir nein zur gegenwärtigen Apostasie und erwecken wir vor allem unser Innenleben, verdoppeln wir die Gelübde, die Rosenkränze, die Fürbitten...
Dann wird der Herr uns einen Papst schicken, den wir verdienen.
Anmerkung:
(1) Siehe im vorzüglichen und mutigen "Itinéraires" vom Mai 1973 (S. 204-209) die despotische Art der derzeitigen Hierarchie, den Laien zu antworten, die der Kirche treu bleiben wollen, und wie sie die Zerstörung aller lebenswichtigen Funktionen der Kirche erzwingen will, die diese Laien verteidigen wollen.
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