WENN DIE MUTTERGOTTES RUFT von Franz Schmidberger
"Wären die Priester in Ordnung, so gäbe es keine Erscheinungen der Muttergottes." Mit diesen einfachen Worten stellte sich Matousch Laschut, der Seher von Turzovka, bei einem Besuch im Jahre 1971 meinem geistlichen Begleiter gegenüber selbst das beste Zeugnis für die Glaubwürdigkeit der dortigen Erscheinungen aus. Der Klerus versagt heute auf der ganzen Linie bzw. verrät die Lehre, den Glauben und die Moral; die Allerseligste Jungfrau selbst hat seine Stelle in der Unterweisung des noch nach dem Heil dürstenden Restes des katholischen Volkes übernommen. Natürlich bleibt hier ein massiver Versuch Satans nicht aus, Verwirrung und Zweifel zu stiften sowie Fälschungen einfließen zu lassen; äußerste Vorsicht und ein gerütteltes Maß an Klugheit sind daher unabdingbar für jede Untersuchung über angebliche Erscheinungen, mit anderen Worten: Wir müssen vernünftige Kriterien für ihre Beurteilung aufsuchen, um nicht den Schlichen der alten Schlange zum Opfer zu fallen; und genau diese Aufgabe soll im folgenden in Angriff genommen worden.
Zunächst einmal steht man bei der Arbeit über dieses heikle Thema vor einem unüberschaubaren Berg von Berichten übernatürlicher Phänomene, einer üppig wuchernden Urwaldvegetation durchaus vergleichbar; unsere Leser kennen sicher die seitenweisen Berichte in Broschüren und Blättchen, die das nachkonziliäre Inferno mitcharakterisieren, Schlagzeilen, Gerüchte, Spekulationen und falsche Erwartungen vermischen sich nur allzuoft mit billiger Sensationslust. Doch die Wahrheit ist absolut, ihre Erkenntnis und Realisierung also immer und überall gefordert, mithin auch auf dem Gebiet der Mystik. Und wenn wir die Mahnung des hl. Paulus an die Thessalonicher: "Prophetengabe verachtet nicht! Prüfet alles, das Gute behaltet!" uns wirklich zu Herzen nehmen, so können wir uns auch hier nicht der Mühe des Nachdenkens entziehen.
Die Mitteilungen übernatürlicher Wahrheiten von Seiten Gottes an Seine Geschöpfe lassen sich in zwei Klassen einteilen:
a) Allgemeine oder öffentliche Offenbarungen, wie sie an die Patriarchen, Propheten und Apostel ergangen sind, diese sind der Kirche zur Verkündigung anvertraut, ihre Annahme ist heilsnotwendig.
b) Privatoffenbarungen, wie sie vielen Heiligen im Verlaufe ihres Lebens geschenkt wurden, etwa der hl. Brigitta, der hl. Katharina von Siena; schließlich sind hier aber auch die Botschaften von La Salette, von Lourdes oder von Fatima zu nennen.
Diese zweite Gruppe läßt sich wiederum aufteilen, wie man sofort sieht, und zwar in Offenbarungen mit rein privatem Charakter, das heißt in solche, die nur zum persönlichen Heil des Sehers übermittelt worden sind - und in solche, bei denen der Seher in erster Linie als Werkzeug zur Weitervermittlung der an ihn ergangenen Botschaft auftritt, die Grenzen sind allerdings schwimmend, vor allem erfaßt eine rein private übernatürliche Mitteilung im allgemeinen in der Folge auch die Umwelt, wie viele Heiligengeschichten zeigen. Wir wollen uns im Rahmen dieses Artikels nur mit diesem letztgenannten Typ befassen, und dies ist um so dringender, als in der Diskussion über die gegenwärtige Lage der Kirche und vor allem über Paul VI. immer wieder angebliche Aussagen von Erscheinungen als Argument zu Felde geführt werden. (vgl. dazu Einsicht, 1. Jahrgang, Nr. 5: "Beweis im Zirkel").
Was sind nun die Erkennungsmerkmale einer echten Privatoffenbarung? Zuallererst kann eine solche niemals der kirchlichen Lehre oder der Tradition widersprechen, sie wird vielmehr auf die Vertiefung des sakramentalen Lebens und der religiösen Praktiken hinzielen, sie hat also einen praktischen Sinn. "Wir haben doch die gesamte kirchliche Lehre, die Dogmen, die Enzykliken und die ganze Tradition der Kirche, von den Vätern bis Pius XII, wozu brauchen wir da überhaupt noch Erscheinungen?", so oder ähnlich wird immer wieder von den verschiedensten Seiten eingewandt. Die Antwort darauf ist sehr einfach: Wenn Gott oder ein anderes himmliches Wesen in seinem Auftrag der Welt eine direkte Mitteilung machen will, so hat Er den Menschen dafür nicht um Erlaubnis zu fragen; das Ob, Wann, Wie und Wo steht einzig in Seinem Willen und braucht weder vor "mündigen" Laien noch vor hochmütigen Theologen noch vor amtsanmaßenden Bischöfen ausgewiesen werden, sie alle haben sich lediglich, einschließlich dem Stellvertreter Christi auf Erden, die Frage nach der Echtheit der vorgeblichen Manifestation des Absoluten zu stellen und bei aufrichtiger Bejahung derselben - eingehende Prüfung vorausgesetzt - Seiner Allmacht, Weisheit und Barmherzigkeit zu beugen, die alles menschliche Ermessen übersteigt.
Um aber nichtsdestoweniger das göttliche Handeln besser zu verstehen, sei an dieser Stelle folgendes bemerkt: Ich kenne keine Privatoffenbarung, die ein neues Dogma beinhaltete, wohl aber solche, die alte Glaubenswahrheiten sowie deren Anwendung ins Gedächtnis des leichtfertigen, vergeßlichen Menschengeschlechtes zurückrufen, besonders wenn diese in ernster Gefahr sind. Ist es denn verwunderlich, wenn die Allerseligste Jungfrau in Garabandal schon während Vaticanum II den Zusammenbruch der eucharistischen Frömmigkeit und Devotion beklagt? Sie hat weder die Lehre über die hl. Messe noch das Dogma über die Transsubstantiation oder die Realpräsenz formuliert, sondern sie hat ganz einfach zu ihrer Bewahrung bzw. Verehrung aufgerufen, und diese mütterlichen Mahnungen wird sie in dem Maße fortsetzen, wenn nicht gar vorstärken, wie das Vorsagen und der Zerfall des Klerus fortschreitet. Sie nimmt gewissermaßen vorübergehend ein außerordentliches Lehr-, besser noch Hirtenamt ein; wie könnte sie auch als Mutter ihre geliebten Kinder inmitten solcher Gefahren allein lassen, sie nicht vor der lauernden Gefahr warnen, wachrütteln? Und wenn sie zu Gebet und Buße mahnt: Ist das etwas Neues? Haben wir nicht diese beiden christlichen Übungen heute so notwendig wie nie zuvor, wenn wir nicht mit der Masse zugrunde gehen wollen? Der Grund für Privatoffenbarungen mit öffentlichem Charakter ist demnach stets in einer zeitgeschichtlichen Notwendigkeit zu suchen, ob dies nun in Fatima die Bedrohung durch den russischen Kommunismus oder in Garabandal der Zusammenbruch der eucharistischen Frömmigkeit, verbunden mit dem Glaubensabfall weiter Teile von Klerus und Volk betrifft!
Gehen wir also weiter im Aufsuchen von Kriterien für die Glaubwürdigkeit einer Erscheinung! Wie ihr Inhalt der kirchlichen Lehre nie widersprechen kann, ebensowenig wird er im Widerspruch zu einer nur aus der Vernunft erkannten Wahrheit stehen. Denn wie anders als mit Vernunftsmaßstäben beurteile ich ja gerade die äußeren Phänomene wie auch die inhaltlichen Aussagen einer Privatoffenbarung! Dabei kann die Vernunft aber niemals etwas ihr selbst Widersprechendes gelten lassen, wenn sie sich nicht selbst aufheben will! Es geht also nicht an, etwas zu behaupten, eine N.-O.-Missae-Zelebration mit den gefälschten Wandlungsworten sei schon deshalb gültig, weil dieser Seher oder jene Begnadete auch an ihr teilnähmen. Ist doch im Rahmen einer ganzen Reihe von Beiträgen dieser Zeitung mit Vernunftsargumenten der Widerspruch des N.O.M. zur kirchlichen Lehre eindeutig aufgezeigt worden. Wenn also in einem Buch über San Damiano davon gesprochen wird, Mama Rosa habe in einem Gesicht geschaut, wie Jesus selbst Paul VI. den N.O.M. übergab, so kommen dafür grundsätzlich nur folgende Erklärungen in Frage: Entweder die Behauptung der betreffenden Broschüre ist eine Erdichtung, oder die dortigen Offenbarungen wurzeln in diesem Punkt in rein menschlicher Phantasie - auf beide Fälle soll gleich noch etwas näher eingegangen werden - oder aber San Damiano muß völlig abgelehnt werden. Die Entscheidung soll dabei jedem einzelnen Leser überlassen bleiben, da ich nämlich im Augenblick nicht genügend zweifelsfreies Informationsmaterial über die dortigen Vorgänge zur Hand habe, muß ich mich eines Urteils enthalten.
Es ist außerordentlich schwierig, über solch subtile Phänomene, wie sie Erscheinungen nun einmal darstellen, aus der Ferne auf Grund von Broschüren ein fundiertes Urteil abzugeben, vor allem in unserem Zeitalter der Manipulation. Zu einem solchen gehört mindestens das persönliche Zeugnis einer oder mehrerer der Unterscheidung fähiger Personen, falls man sich nicht selbst an Ort und Stelle umsehen kann, denn auf Grund von falschen Daten entsteht selbstverständlich ein falsches Bild - eine Tatsache, die heute in zweifacher Weise ausgenützt wird: Einerseits, um wahre Erscheinungen unglaubhaft zu machen oder zu eigenen Zwecken umzufunktionieren, andererseits aber auch, um gefälschte "Offenbarungen" unters Volk zu mischen damit das letzte Häuflein treuer, gutgesinnter Katholiken irre zu machen. Seien wir daher klug, besonnen und nüchtern, für die wahre Mystik empfänglich, der Schwärmerei abgeneigt!
Es ist des öfteren in der Geschichte vorgekommen, daß ein wirklicher Seher sich in einer Teilaussage insofern irrt, als er seine eigene Phantasie oder seine persönliche Interpretation als authentisch ansieht; auch treten bisweilen Widersprüche in den Aussagen über unwesentliche Äußerlichkeiten auf, oder es wird sogar die ganze Aussage widerrufen - ein Sachverhalt, der sehr viel Feingefühl für eine ernsthafte Untersuchung fordert. Diese Ungereimtheiten sind im allgemeinen keineswegs Beweise gegen die Echtheit, im Gegenteil: Dort, wo alles vollkommen glatt und eben von einem äußeren Gesichtspunkt aus ist, dort hat man immer den Eindruck, daß geschliffen sprich manipuliert wurde, daß es an der inneren Wahrhaftigkeit fehlt. Um einen Vergleich anzugeben: Es wird niemand behaupten, korrupte Amtsträger sprächen gegen die Kirche selbst als göttliche Institution! Auch ein Charismatiker ist und bleibt ein Mensch selbst wenn er mit besonderer Gnadenfülle bedacht worden ist, so besitzt er eben doch eine gefallene Natur mit all ihrer Schwachheit und Sündhaftigkeit. Außerdem vergißt man im allgemeinen die Macht des Teufels, der hier seinen Besitz besonders gefährdet sieht und nun durch das Inspirieren von Zweifel, Verwirrung und Irrtum seine Position retten will. Diese erwähnten Unregelmäßigkeiten sind von Gott zugelassen als ein Aufruf an das Unterscheidungsvermögen und vor allem an den guten Willen jedes einzelnen, sich nicht mit der Betrachtung der Schale zufriedenzugeben, sondern diese vielmehr zu knacken und den Kern herauszunehmen.
Es sind noch drei außerordentlich wichtige Kriterien für unser Urteil (1) anzuführen:
1) Die absolute Integrität des Sehers in seiner Grundintention. Ebenso wie die Propheten des Alten Bundes weit über das sittliche Niveau ihrer Zeitgenossen hinausragten, so wird Gott auch im Neuen Bund nicht durch Bösewichte zu uns sprechen. Allerdings ist auch hier wiederum die Defizienz der menschlichen Natur in Anschlag zu bringen, d.h. die kleinen sittlichen Schwächen des Mystikers dürfen uns nicht an seinem Missionsauftrag zweifeln lassen. Welcher Wahrheitsgehalt diesem beizumessen ist, läßt sich unter anderem auch daraus ersehen, mit welchem Ernst und Eifer er an seiner eigenen Vervollkommnung und Heiligung arbeitet, wobei die Demut, das Zurückstellen der eigenen Person zugunsten seiner Sendung die größte Rolle spielt. Durch die Verallgemeinerung dieses Schlusses von der Wirkung auf die Ursache im persönlichen Bereich des Sehers gewinnen wir einen weiteren Gesichtspunkt:
2) Die Ausstrahlung des Erscheinungsortes. "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Sammelt man denn Trauben von Dornen oder Feigen von Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann nicht gute Früchte bringen" lehrt uns Jesus in der Bergpredigt. Und so dürfen wir gemäß Seinem Wort von jedem wirklichen Gnadenort ein Erwachen des Eifers für Gebet und sakramentales Leben, insbesondere für die Wertschätzung der hl. Messe und der Liebe zum verborgenen Herrn im Tabernakel erwarten. Bekehrungen und Konversionen, ein sicheres Zeichen des göttlichen Wirkens, werden dort ihren Ausgangspunkt nehmen. Selbstverständlich siedeln sich auch dort Schwarmgeister und Menschen voller Bigotterie an; die wesentliche Frage ist nur, ob es sich dabei um Randerscheinungen handelt oder ob sich darin die ganze Übernatürlichkeit erschöpft. Übrigens werden wahre Mystiker fast ausnahmslos belächelt, verspottet, beschimpft, verfolgt, am meisten oft von den eigenen Glaubensgenossen, von Angehörigen oder selbst von der kirchlichen Hierarchie die hl. Katharina von Siena, aber auch Lourdes, Fatima, Garabandal Eisenberg oder Turzovka sind schlagende Beispiele dafür. Wenn jemand für die ihm übermittelte Privatoffenbarung nicht durch Verfolgung Zeugnis ablegen muß, so ist es um diese nicht zum besten bestellt!
3) In jedem kirchlichen Prozeß spielt natürlich ein äußeres, sichtbares Zeichen eine besondere Rolle, wie etwa die medizinisch nicht zu erklärende Heilung eines Krankheitsfalles oder aber auch das geheimnisvolle Rasenkreuz in Eisenberg. Ein solches, zwar nicht der Vernunft, wohl aber den empirischen Naturgesetzen widersprechendes Phänomen ist für eine Anerkennung absolut notwendig, wenn auch nicht hinreichend. Mit anderen Worten: Die übernatürliche Offenbarung setzt ihr Zeichen, aber aus einem leeren äußeren Zeichen kann noch nicht auf eine übernatürliche Erscheinung geschlossen werden, und schon gar nicht auf ihren Ursprung in Gott; denn der Heiland selbst warnt uns vor den vielen falschen Propheten, die am Ende der Zeiten viele Zeichen und Wunder wirken werden! (vgl. Matth. XXIV, 24). Es sei mir erlaubt hierzu eine kleine Begebenheit zu erzählen: Magdalene vom Kreuz, ein spanisches Hirtenmädchen, hatte ums Jahr 1500 ihre Seele dem Teufel verschrieben unter der Bedingung, daß er sie Scheinwunder wirken lasse. Und so geschah es tatsächlich: 30 Jahre lang vollbrachte sie Zeichen, "Wunder" und prophezeite, ganz Spanien hielt sie für eine große Heilige. Erst ein päpstlicher Legat stellte in ihrem Auftreten kleine Ungereimtheiten fest, kaum wahrnehmbar, die hier aber nicht Äußerlichkeiten, sondern die Wahrhaftigkeit ihres Wirkens im Kern betrafen, wodurch der ganze Betrug aufgedeckt werden konnte!
Es ist noch ein wichtiger Punkt zu erwähnen: Die meisten im Zusammenhang mit Erscheinungen ausgesprochenen Prophezeiungen, wie z.B. die Vorhersage eines bevorstehenden Strafgerichtes, haben bedingten Charakter, auch wenn dies nicht explizit zum Ausdruck kommt. Es gibt dafür ein schönes Beispiel in der Hl. Schrift des Alten Testamentes: Der Prophet Jonas predigte auf göttliche Anweisung hin der Stadt Ninive ihren 40 Tage bevorstehenden Untergang, ohne auch nur im geringsten von der Abwendung der Strafe im Falle einer Bekehrung zu sprechen. Doch die ganze Stadt tat Buße in Sack und Asche, "und der Herr führte das Unheil nicht aus, das er ihr angedroht hatte." Übertragen wir dieses Beispiel auf unsere Zeit, so ist folgendes festzustellen: Das Nichteintreffen einer Prophezeiung spricht keinesfalls gegen die Authentizität derselben, denn Gott respektiert immer und überall den von ihm geschaffenen freien Willen des Menschen.
Kehren wir nochmals zur Frage nach Sinn und Zweck von Erscheinungen überhaupt zurück! In verschiedenen Artikeln dieser Zeitung ist mehr oder weniger stark der Gedanke vorgetragen worden, wir würden im endzeitlichen Stadium leben und sollten uns verstärkt auf die Wiederkunft des Herrn vorbereiten. Und in der Tat gibt es starke Indizien für diese These, obwohl sie mit absoluter Sicherheit kein Mensch behaupten kann, gemäß der Aussage der Hl. Schrift (vgl. MK XIII, 32). Durch ihre bedingungslose Hingabe an Gott und seinen hl. Willen hat die Allerseligste Jungfrau Maria die Inkarnation vorbereitet ja geradezu ermöglicht. Warum sollte nicht gerade sie auch die Wiederkunft ihres göttlichen Sohnes vorbereiten? Sie, die Unbefleckte Empfängnis, hat ein gewichtiges Wort zu sprechen gegen eine Welt der Unreinheit, der Schamlosigkeit und der Unzucht; wenn wir das Bild aus dem zwölften Kapitel der Apokalypse auf sie beziehen, so ist Sie es, die in den letzten Tagen gegen den Drachen kämpft. Und wird Gott nicht in diesen letzten Tagen über alles Fleisch von seinem Geiste ausgießen? "Eure Söhne und eure Töchter werden prophetisch reden, eure Jünglinge werden Gesichte schauen, und euren Greisen werden Traumgesichte erscheinen. Ja auch über meine Knechte und Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geiste ausgießen, und sie werden prophetisch reden." (Joel, III, 1-2).
Wenn wir mit den aufgestellten Kriterien nun in dem eingangs erwähnten Urwalddickicht Maß anlegen, so verbleiben von den großen neueren Erscheinungsorten drei, die jeder Kritik standhalten und die ich alle direkt oder indirekt persönlich kenne: Das spanische Garabandal, das österreichische Eisenberg und das tschechische Turzovka (2). Die von einander völlig unabhängigen Aussagen sind im wesentlichen identisch: Es ergeht ein letzter Aufruf an die Welt zur Umkehr vom theoretischen und praktischen Atheismus, an die Christen eine erste Mahnung zu Gebet und Opfer für die eigene Heiligung sowie die Bekehrung der Sünder. Diese Mahnung ist als inkarnatorisches Zeichen in Eisenberg in die Erde eingesenkt, zum Zeugnis wider die Leugnung der Menschwerdung Gottes und des überhandnehmenden Neu-Arianismus, zum Zeugnis wider eine Welt, die nur den Wohlstand kennt, ihr Vergnügen sucht und das Kreuz verachtet, das daher am Boden liegt. Für den Fall eines Fortschreitens der Apostasie hat Gott ein großes Strafgericht angekündigt, in dem er die Welt züchtigen wird. Es liegt an uns, dieses ganz oder teilweise abzuwenden, wie die Niniviten. Ein wirklicher Beitrag dazu wäre z.B. eine Wallfahrt an einen der genanuten Orte, auch ohne kirchliche Anerkennung oder Billigung; denn zum einen wird sich die jetzige Hierarchie dazu überhaupt nie bereitfinden, zum anderen sind Lourdes und Fatima nicht zuletzt auf Grund des wachsenden Pilgerstromes anerkannt worden und zu dem gewachsen, was sie heute sind: Stätten reichster Gnadenvermittlung.
"Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren", hat die Muttergottes zu den Kindern in Fatima gesagt, und zu diesem Triumph im Reiche des Heiligsten Herzen Jesu und des Unbefleckten Herzens Mariä lädt Sie uns als Hausgenossen ein, indem sie überall auch den Weg angibt, der zu diesem erhabenen Ziel führt: er heißt Opfer und Sühne!
Fußnoten: 1) Es ist hier nur die Rede von einem vorläufigen Urteil über das entsprechende Ereignis bis zum endgültigen Spruch des kirchlichen Magisteriums. Da das Lehramt aber in der heutigen Lage der Kirche völlig ausfällt, ist eine Prüfung der Erscheinungsberichte aus jüngerer Zeit für jeden gläubigen Katholiken unumgänglich, ja geradezu ein Gebot der Stunde!
2) Allen unseren Lesern können wir das Büchlein: "Turzovka, das tschechoslowakische Lourdes", von Franz Grufik, Christiana-Verlag, Stein/Rhein, nur wärmstens empfehlen.
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