BRIEF AN RECHTGLÄUBIGE PRIESTER
Zweiter Teil
von Bernhard Lüthi- Steinebrunner, Basel, Ende Januar 1973
III. Paul VI.
Das wohl heikelste Problem, das sich uns stellt, ist dasjenige unserer Beziehung zu Paul VI. So lange ein Papst wirklich Papst ist, ist für einen gläubigen Katholiken der Gehorsam kein Problem. Und gerade die letzten Päpste bis etwa zu Pius XII. ließen kaum einen Zweifel an ihrer Integrität aufkommen.
Paul VI. hat vor allem 2 Werke vollbracht, die ihm das Zeugnis eine guten und rechtgläubigen Papstes auszustellen schienen: sein "Credo" und die Enzyklika "Humanae vitae". Nun darf aber nicht übersehen werden, daß er daneben eine ganze Reihe von Dingen getan hat, manchmal auch gesagt hat, deren Richtigkeit einfach nicht bejaht werden kann. Vielmehr ist das Falsche, die falsche Tendenz bei näherer Betrachtung und Überlegung einfach offenkundig. Da nur "die Wahrheit uns frei macht" (Joh. 8, 32), bitte ich Sie, die folgenden Tatsachen und die daraus sich ergebenden Fragen genau zu überlegen bzw. zu beantworten:
1. Warum empfängt der "Papst" die Traditionalisten nicht (z.B. die Traditionalisten des "1. Marsches nach Rom")?
2. Warum empfängt er dafür allerlei schamlose Frauen (z.B. die geschiedene Claudia Cardinale, die sich nach ihren eigenen Aussagen ein extra kurzes Minikleid zu diesem Zweck schneidern ließ; Pop-Musiker mit zwei Mädchen, die "hot-pants = heiße Hosen" (!) trugen; den Star des "Crazy Horse-Saloons" in Paris, eines Strip-tease-Cabaretts, bei dem die vollständige Nacktheit praktiziert wird)?
3. Warum empfängt er Atheisten und grüßt sie "mit respektvoller Hochachtung" (Paul VI. "Es handelt sich um die Begegnung verschiedener Kulturen und unterschiedlichen Denkens. Wir sagen das mit Demut ... Es ist immer unser Wunsch auf diese Stimmen zu hören (!)"? ("Das Neue Volk" v. 30. 4. 69)
4. Warum hat Paul VI. vor seiner Fernostreise Kardinalstaatssekretär Villot zum Camerlengo, d.h. zum interimistischen Verwalter des Heiligen Stuhles für den Fall seines Ablebens, ernannt, soll doch Villot als linksextrem bekannt sein?
5. Warum hat er den "Antimodernisteneid" abgeschafft, der doch dazu diente, einen Schutzwall gegen den Modernismus, dem "Sammelbecken aller Irrlehren" (Papst Pius X.) zu errichten?
6. Warum hat er, damals noch als Bischof von Mailand, die "Samstagabend-Sonntagsmesse" eingeführt und damit praktisch die Sonntagspflicht und Sonntagsheiligung abgeschafft? Hat er damit nicht das 3. Gebot Gottes sabotiert. 7. Warum hat er die 25 älteren Kardinäle durch motu vom 22. November 1970 geachtet, die doch entsprechend ihrem Alter am ehesten zu den Traditionisten zu zählen waren, andererseits aber die Kardinäle Suenens, Döpfner und Lercaro zu Moderatoren beim Konzil berufen?
8. Warum erteilte er den traditionalistischen Kardinälen Bacci und Ottaviani, die ihrer Gewissenspflicht gemäß eine Untersuchung über die "neue Messe" durchgeführt und dem "Papst" vorgelegt haben, vor der ganzen Welt einen "Verweis", während er den Häretikern und Apostaten praktisch kein Haar krümmt?
9. Wieso konnte sich das holländische Schisma so gut entwickeln, und warum erlaubte es Paul VI., daß der Holländische Katechismus, als Modell für andere katholische Nationen herangezogen wurde?
10. Warum verurteilt Paul VI. in seiner Enzyklika "Humanae vitae" die Pille, erklärt dann aber Pastor Boegner gegenüber, daß "die Katholiken noch nicht reif genug wären für die Adoptierung der Geburtenkontrolle durch die "Pille"? - Wie den Tageszeitungen zu entnehmen war, hat die "Römische Kongregation für den Klerus" am 10. 3. 71 ein Dokument herausgebracht, in welchem die Zuflucht zu den Empfängnisverhütungsmitteln als "objektiv schlecht, aber nicht mehr absolut unmoralisch" (!) taxiert wird. Durch die "freiere Auslegung" der "Humanae vitae" wird diese nun gründlich durchlöchert!
11.Wie steht es mit dem Zölibat? - Verschafft nicht gerade Paul VI. den Priestern, die sich verheiraten wollen, die nötigen "Erleichterungen"? - Und wie steht es mit dem Priesterkleid?
12. Warum hat Paul VI. die Austeilung der Hostien durch Laien den Holländern gewährt, wußte er doch, daß die anderen Nationen das "gleiche Recht" auch beanspruchen würden?
13. Warum erlaubt Paul VI. alle Arten des Kommunionempfanges, z.B. "stehend", "auf die Hand", durch "Selbstbedienung aus Brotkörben", die von miniberockten Mädchen herumgereicht werden? Was er nicht ausdrücklich erlaubte, hat er doch immerhin toleriert! Dabei konnte er sich doch denken, daß durch die "Handkommunion" einer Menge von Sakrilegien Vorschub geleistet, gleichzeitig aber auch der Glaube an die Realpräsenz Christi im Heiligsten Sakrament unterhöhlt wird!
14. Warum ließ er aus den Wartesälen des Staatssekretariats alle Kruzifixe entfernen?
15. Warum ließ er dafür in der Vatikanischen Druckerei ein Portrait Maos aufhängen?
16. Warum hat er das "Heilige Offizium", eine Schutzeinrichtung der katholischen Kirche, den Wächter über die Orthodoxie, abgeschafft?
17. Warum trägt der Paps t bei gewissen Anlässen auf seiner Brust das "Ephod", also das Zeichen des jüdischen Hohenpriesters, welches Kaiphas trug, als er Christus festnehmen ließ?
18. Warum konnten sich holländische Priester am Fernsehen darüber brüsten, daß sie homosexuell seien und Männerpaare segneten?
19. Warum bricht Paul VI. anläßlich des Mondfluges in einen Hymnus zur Ehre des Menschen statt zur "Ehre Gottes" aus, wobei er vom Menschen als "dem König der Erde und nunmehr auch Fürst des Himmels" spricht?
20. Warum läßt Paul VI. die Messe bis zur Unkenntlichkeit zerstören und fälscht die Worte der heiligen Wandlung (vgl. I Ziff. 4)?
21. Warum läßt er die Messe "zum Volk" statt "zu Gott" gewendet sprechen, und warum läßt er es zu, daß beinahe überall schon der Tabernakel vom Ehrenplatz in der Kirche weggenommen und auf die Seite gestellt wird? (Was da "symbolisch" vollzogen wird, läßt sich auch ohne große "Symbolstudien" erfassen!)
22. Warum entsandte er seinen Vertrauten, Kardinal Jan Willebrands, Präsident des Sekretariates für die Einheit der Christen, 1970 nach Evian, wo dieser eine Lobrede auf Luther hielt, der doch die Ansicht vertrat, "Mord, Diebstahl, Ehebruch seien weniger schlimm als die Abscheulichkeit der papistischen Messe"?
23. Warum ließ er die Kultsprache der Kirche, das Latein, verschwinden?
24. Ist er nicht selber bezüglich "Interkommunion" bahnbrechend vorangegangen, da er Barbara Olson die sakramentale Kommunion des Leibes Christi gewährte, obwohl sie als hartnäckige Protestantin (Presbyterianerin) keineswegs der einzigen (allen) Kirche Christi angehören will?
25. Warum hat Paul VI. durch Motu proprio vom 15. August 1972 (vgl. I Ziff. 2) die "niederen Weihen" und das Subdiakonat abgeschafft? War dies nicht auch ein Schlag gegen die Tradition der Kirche?
26. Was nützt das wunderbare "Credo" des "Papstes", wenn er nicht dafür sorgt, das ihm durch die Kardinäle und Bischöfe und in der Folge auch durch die Priester und Ordensleute Nachachtung verschafft wird ?
27. Paul VI. wertet das Leben von Jugendlichen in Kommunen als einen "Beweis dafür, daß der Mensch nicht allein leben könne" (National-Zeitung v. 24. 7. 72). Wieviele Einsiedler haben es aber bewiesen, daß der Mensch, wie es im "Bruder-Klausen-Lied" heißt, "in Einsamkeit, mit Gott allein" leben kann? Sind die Jugendlichen nicht zum großen Teil selbst schuld, wenn sie "einsam" sind, da sie auch von rechtschaffenen Eltern nichts mehr wissen wollen? Und was ist das für ein "Gemeinsinn", von dem Paul VI. spricht, wenn er sagt, daß "einige Jugendliche vom Gruppenleben die Entwicklung eines "Gemeinsinnes" erwarten"?
28. Paul VI. hat den "neuen Taufritus", bei dem die Exorzismen eliminiert sind, genehmigt. Kürzlich sprach er von der Existenz des Teufels und sagte, er "wisse nicht, ob es richtig war", die Exorzismen wegzulassen. Warum aber verfügte er dies so voreilig, wenn er doch nicht sicher war, ob dies richtig sei? Oder kamen ihm die Zweifel erst später? Dann aber hätte er die Exorzis men schleunigst wieder einführen sollen, oder nicht?
29. Warum unterwirft sich Paul VI. dem fragwürdigen "Konzil", welches dogmatisch nicht verpflichtend ist und gemäß seinen "Früchten" als Machenschaft des Bösen zu werten ist (vgl. II Ziff. 4)?
30. Wie steht es mit dem Krönungseid? Hat Paul VI. nicht gelobt, "keine Neuerungen zuzulassen"? Hat er nicht auch sich selbst für den Fall, daß er seinen Eid brechen würde - was doch außer Zweifel steht, oder nicht? -, dem Ausschluß des strengsten Bannes unterworfen?" Und was heißt das? Kann er, nachdem er sich aus der Kirche ausgeschlossen hat, noch Papst sein?
31. Ist es nicht möglich, daß wir, nachdem Paul VI. seinen Krönungseid so schmählich gebrochen hat, einfach in einer papstlosen Zeit leben, also eine Art "Sedisvakanz" haben? - Ist es denn nötig, sich deshalb irgendeinem "Gegenpapst" in die Arme zu werfen? Besteht nicht außerdem die Möglichkeit, daß Paul VI. schon auf Grund seines Häretischen und apostatischen Wirkens als Scheinpapst zu werten ist? Kann Gott nicht so etwas zulassen, da wir doch in der Endzeit stehen?
Unter der Voraussetzung, daß diese Tatsachen stimmen, daß also die Aussagen der Wirklichkeit entsprechen - sollte irgendetwas nicht stimmen, so bitte ich um Bericht -, ergibt sich doch auf Grund des eindeutigen Indizienbeweises der klare Schluß, daß Paul VI. ein Modernist ist, der alles Falsche in der Kirche nicht nur duldet, sondern auch fördert, wobei er gleichzeitig die ganze Tradition der Kirche zusammen schlägt. Er ist es doch, der kraft seiner Stellung die Hauptschuld an der ganzen Zerstörung der hl. Kirche Gottes trägt. Er redet von dieser "Selbstzerstörung der Kirche" tut aber nichts dagegen! Ein mir bekannter katholischer Priester schrieb einmal in einem Brief:
"Und all die Zerstörungen in der Kirche, die Teufelswerk sind, geschehen unter den Augen und mit Billigung von Papst Paul VI. ...Wie geht dieser Mann einst in die Geschichte ein und erst in die Ewigkeit!"
Die Frage, ob ein Papst Hä retiker ist, in unserem Fall also Paul VI. bzw. ob ein solcher dann ev. nur Scheinpapst ist, kann uns wegen des Gehorsams, den man uns ihm gegenüber aufzwingen will, nicht kalt lassen. Man macht tatsächlich die Erfahrung, daß die Progressisten immer den Papst vorschieben, wenn man ihnen die klaren Beweise für die Unrichtigkeit der Neuerungen vor Augen hält. Hier zwei ganz unverkennbare Beispiele.
Bischof Nestor Adam von Sitten antwortete mir auf eine Eingabe an ihn am 4. Februar 1971 schriftlich:
"Es hat nun keinen Sinn mehr, immer Sachen nachzutrauern und gegen Neuordnungen zu wettern, die vom Heiligen Vater bewilligt und approbiert wurden, wie z.B. die Hand- und Stehkommunion. Auch die Bischofskonferenz hat dies bestätigt. Also. ...Wir müssen uns dem heiligen Vater sowohl für die Lehre als auch die Sitten unterwerfen. Sonst sind wir nicht mehr katholisch. Das ist meine Haltung."
Ein Priester, mit dem ich einen kurzen Briefwechsel hatte, legte mein "Anliegen" dem früheren Abt Basil Niederberger von Mariastein vor. Der Priester bezeichnete in seinem Schreiben an mich vom 25. November 1971 den Abt als "ausgezeichneten Kenner der katholischen Glaubenslehre" und bestätigte, daß dieser ihm folgendes erwidert habe.
"Wo kämen wir hin, wenn wir don novus ordo Missae in Zweifel ziehen wollten? Der Papst hat ihn unterschrieben, und damit ist der Fall entschieden."
- Hat dieser Herr Abt als "ausgezeichneter Kenner der katholischen Glaubenslehre wohl nie etwas gehört vom hl. Kirchenlehrer Bellarmin oder vom hl. Bekenner Cajetan die die Möglichkeit eines häretischen Papstes nicht ausschließen?
Hier war vorausgesetzt worden, daß "die erwähnten Tatsachen stimmen". Wie kann dies bewiesen werden? Nun, Vieles ist aus Tageszeitungen und aus kirchlichen Schriften und Mitteilungen bekannt. Die übrigen Tatsachen sind zum großen Teil entweder im "Das Zeichen Mariens; ("Immaculata-Verlag", damals Reussbühl - allerdings aus der Zeit vor Februar 1971, also bevor die bekannte Kursänder ung eintrat!) oder in der "Einsicht" publiziert worden, Zeitschriften also, die sicher eine so große Leserzahl aufwiesen bzw. aufweisen, daß Unrichtigkeiten ohne Zweifel bemerkt worden wären. Vor allem wäre es für die Bischöfe, die ja immer ihre Zuträger haben, eine willkommene Gelegenheit gewesen, gegen diese Zeitschriften zu wettern, wenn irgendetwas Unrichtiges behauptet worden wäre. Ich habe so etwas weder gelesen noch gehört in dieser Beziehung.
Die Beförderung bzw. Berufung eines Priesters zum Bischof, Kardinal oder Papst ist - gemäß der Bulle des Papstes Paul VI. null und nichtig, auch wenn alle Kardinäle ihr einmütig zugestimmt haben, wenn es an den Tag kommen sollte, daß ein solcher Amtsträger vom katholischen Glauben abgewichen oder in irgendeine Häresie gefallen ist. Paul VI. hat sich nun offenbar schon durch seine Neuerungen, spätestens aber bei der Unterzeichnung des Dekrets über die "neue Messe", die häretisch ist (vor allem schon auf Grund der gefälschten Wandlungsworte, die Paul VI. in der italienischen Form "per tutti" selbst gebraucht!), als Apostat bzw. "papa haereticus" aus der Kirche ausgeschlossen und kann somit nicht Papst sein? Schon der wiederholte Bruch des Krönungseides führt gemäß dessen Wortlaut zum gleichen Ergebnis. Hier die wichtigste diesbezügliche Stelle:
"Daher unterwerfen Wir auch dem Ausschluß des strengsten Bannes: Wer es wagen sollte - seien es Wir selbst, sei es ein anderer - irgendetwas Neues im Widerspruch zu dieser so beschaffenen evangelischen Überlieferung und der Reinheit des orthodoxen Glaubens und der christlichen Religion unternehmen, oder durch seine widrigen Anstrengungen darnach trachten sollte irgendetwas zu ändern." (vgl. EINSICHT, I 4, S. 23)
Der Gehorsam gegenüber einem Scheinpapst ist wohl die größte Falle, der schlimmste Trick, den sich der Teufel ausdenken konnte! Der Gehorsam ist das Mittel, der Weg, uns für die teuflichen Neuerungen gefügig zu machen! Es gelang ihm gleichzeitig, das wahre hl. Meßopfer d urch die sakrilegische "neue Messe" so zu verdrängen, daß die hl. Messe fast auf der ganzen Welt bereits verschwunden ist. Die "neue Messe" ist aber das "Kind" Pauls VI.!
Daß Rom einmal eine solch schlimme Rolle spielen werde, hat die Muttergottes in La Salette, das von der Kirche zum Glück anerkannt ist, 1846 vorausgesagt: "Rom wird den Glauben verlieren und der Sitz des Antichrists werden" (Geheimnis der Melanie). Ein frommer Priester sagte in seinen Vorträgen schon vor dem "Konzil": "Das Ewige Rom ist eine Häresie". Und in einem Brief der Schwester Marie de la Croix, geb. Melanie Calvat, eben der Seherin von La Salette, vom 30. September 1894 schreibt diese an den Abbé Roubaud..
"Je n'ai pas vu, je ne vois pas de grand ni de grand Monarque avant une grandissime tribulation, épouvantable, terrible et générale pour touto la Chrétienté. Mais avant ce temps il y aura deux fois une de peu de durée, deux papes vermoulus. plats, douteux."
Liegt es nicht auf der Hand, daß Paul VI. einer dieser "Wurmstichigen, platten (glatten), zweifelhaften Päpste" ist? Hat er nicht immer wieder eine unklare, zweifelhafte, zweideutige Rolle gespielt?
Den integralen Traditionalisten geht es dabei nicht darum, Paul VI. zu "verurteilen", sondern einfach darum, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.
IV. Die "organisierte Täuschung"
Viele versuchen nun, angesichts dieser betrüblichen Tatsachen, die Ehre Paul VI. entweder dadurch zu retten, daß sie bei ihm eine unverschuldete Unwissenheit vorgeben oder die Schuld seiner Umgebung zuschieben, welche ihn "unter Druck", halte, ihm zu "Gefangenen des Vatikans" mache, sogar Schriftstücke fälsche oder ihm "Drogen" gebe. Auch wenn es um den Papst geht, sollte man die Vernunft doch auch ein wenig walten lassen! Dann erkennt man bald einmal die Unhaltbarkeit dieser "Entschuldigungen": Seit wann ist es möglich, daß ein Papst von allem nichts weiß, daß man ihm jede Orientierung vorenthalten kann? Wie kann er der "Gefangene" jener sein, die er selbst in den Vatikan berief? Kraß ist dann auch die Behauptung der Arbeitsgemeinschaft "pro mundi vita" in ihrem Flugblatt "Papst Paul VI. in Not", "im Vatikan werde alles gefälscht!" Wenn Dekrete, Äußerungen etc. die Paul VI. erlassen bzw. getan haben soll, nicht stimmen, d.h. wenn er seine Unterschrift nicht gegeben, die Worter nicht gesprochen haben soll, warum wehrt er sich nachher nicht dagegen? Er könnte z.B. die berühmten "Mittwoch-Ansprachen" dazu benützen, um seinen Zuhörern klaren Wein einzuschenken! Bei diesen Audienzen käme ja auch zum Vorschein, wenn er "unter Drogen stehen" würde oder wenn er hypnotisiert wäre (auch das letztere wurde schon als Möglichkeit erörtert). Von einem "Druck" kann insofern keine Rede sein, als auch ein Papst bereit sein muß, wenn Christus dies von ihm fordert, Beschimpfung, Kreuze und Leiden auf sich zu nehmen, ja sogar in den Tod zu gehen. Er darf sein leibliches Wohl, seine Ehre nicht der Ehre und Anbetung Gottes vorziehen! Das gleiche gilt natürlich auch für uns alle. Heute fe hlt aber, wie es einer meiner Freunde sagt, der Märtyrergeist!
Diese "Entschuldigungen" dienen der organisierten Täuschung, durch die der Widerstand gegen die Machenschaften Pauls VI. gelähmt, gebrochen werden soll. Ganze Vereinigungen, "Bewegungen" arbeiten für diesen Zweck. Daß z.B. in Amerika die Vereinigungen CUF (= "im Glauben vereinigte Katholiken"), Una Voce und Pro Ecclesia der "organisierten Täuschung" dienen, ist einem Artikel der "Einsicht" (Übersetzung aus der amerikanischen Zeitschrift "Veritas") (Nr. 9 u. 10 des l. Jg.), der unter diesem Titel erschienen ist, überzeugend darstellt. Diese Vereinigungen sind nichts anderes als Auffangorganisationen für unzufriedene Katholiken. Ihr Ziel ist in Wirklichkeit antikatholisch. Sie sind gegen das Interesse aller Widerstandskatholiken und der wahren katholischen Kirche gerichtet. -
In Europa dürfen zu diesen Auffangorganisationen gezählt werden: "Bewegung für Papst und Kirche", Fides Romana, "Die blaue Armee Mariens", Pro Fide et Ecclesia, die "Internationale Traditionalistenbewegung", "Les Silencieux" (Frankreich; gerade diese Vereinigung ist eine offensichtlich von Rom ins Leben gerufene und gesteuerte Bewegung, um die Unruhe unter den gläubigen Katholiken aufzufangen und zu mißbrauchen), die "Latin Mass Society" (England), die Arbeitsgemeinschaft "Pro mundi vita" (Zürich) und leider auch die UNA VOCE (sowohl die internationale als auch die schweizerische, ich habe mich seinerzeit als Präsident der "Sektion Nordwestschweiz der Una Voce Helvetica" zur Verfügung gestellt, indem mir damals die Kenntnisse über die wahre Situation fehlten; hinzu kamen später dann noch gewisse "Erfahrungen", die heute natürlich eine Änderung nahelegen).
Die der organisierten Täuschung dienenden Vereinigungen sind gerade in letzter Zeit unter den verschiedensten Namen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Sie täuschen ihre Mitglieder dadurch, daß sie einerseits gegen die Neuerungen arbeiten oder zu arbeiten scheinen, andererseits a ber das Übel nicht an der Wurzel packen: bei der "neuen Messe" und beim "Papst" - hier lassen sie auf keinen Fall einen Widerstand oder auch nur eine Kritik zu, hier gibt es keine Diskussion, und so leisten sie den Bischöfen und Paul VI. bei der Förderung des Verfalls der Kirche Vorschub. Die Gläubigen werden also nicht objektiv und wahrheitsgemäß informiert, und so wird ihre Widerstandakraft gelähmt. Zum Teil werden sie auf Umwegen, z.B. über das ominöse "Konzil", irregeführt oder sogar direkt dem Progressismus zugeführt.
Auch gewisse Zeitschriften arbeiten in der gleichen, schon beschriebenen Richtung, etwa "Der Fels", "Timor Domini", oder "Das Neue Volk". Das Merkmal bleibt immer dasselbe: "Papst" und "neue Messe" müssen auf jeden Fall gerettet werden. Paul VI. wird unaufhörlich Lob gespendet, und was gegen die "neue Messe" spricht, wird verschwiegen oder in Abrede gestellt. Dabei bedienen sich diese Zeitschriften vor allem der Schlagwörter, wie sie unter II. und der "Entschuldigu ngen", wie sie in diesem Kapitel erwähnt und behandelt sind.
Nur etwas muß noch gesagt werden, nämlich, daß es bei den Organen und Mitgliedern dieser "Vereinigungen" und "Bewegungen", ferner bei den Mitarbeitern an den erwähnten Zeitschriften "Blinde" und "Führer von Blinden" (Luk. 6, 39) gibt; d.h. es gibt wohl auch Unschuldige, die nicht wissen, daß sie manipuliert sind, daß sie für falsche Zwecke mißbraucht werden.
V. Schlußfolgerungen
Wer aufmerksam die vorliegenden Ausführungen gelesen und studiert hat, wird zum Schlusse gekommen sein, daß die offizielle Kirchenorganisation nicht mehr identisch ist mit der heiligen katholischen Kirche. In den Mauern unserer Kirche hat sich seit dem ominösen "Konzil" die "neukatholische Reformkirche" stabliert, die offenbar ihrerseits wieder identisch ist mit der "großen Hure Babylons" (Apok. 17 u. 18). Die offizielle Kirche trägt auch die Merkmale der "großen Hure": Sie sitzt "an vielen Wassern" = Ökumene; sie "buhlt mit Völkern, Horden, Nation en und Sprachen" (17, 15); d.h. sie läßt sich mit allen "Kirchen" ein und will mit ihnen die "pluralistische Kirche" bilden. Sie gibt die Wahrheit und eigentlich sich selbst preis. Neben dieser "Unzucht" im übertragenen Sinne unterstützt sie übrigens auch die Unzucht im ursprünglichen Sinn (Fall Pfürtner), wobei der "Mensch der Gesetzlosigkeit" (2. Thess. 2) in Erscheinung tritt. Den im 2. Thessalonicherbrief erwähnten Abfall erleben wir heute unverkennbar. Der "Mensch der Gesetzlosigkeit" wird auch im Bestreben sichtbar, die Schwangerschaftsunterbrechung, also die Tötung von Menschenleben im Mutterleib straflos zu erklären, wobei die Gesetze Gottes einfach überrannt werden sollen. Wo hört man die deutlichen Mahnrufe der Kirche?
Die Konsequenzen liegen darin, uns nun von der "Hure" zu trennen, wie dies im 18. Kapitel der Apokalypse gefordert wird: "Zieht fort aus ihr, mein Volk, damit ihr keinen Anteil habt an ihren Sünden und nicht mitgetroffen werdet von ihren Plagen!" Diese Fluch t aus dem "Kirchen-Babylon" drängt sich in folgenden Punkten auf:
1. Keine "Mitarbeit" an Organisationen und Zeitschriften, die der "organisierten Täuschung" dienen, das Übel also nicht an der Wurzel fassen wollen!
2. Keine Konzessionen (vgl. II.) an die Progressisten und Rücknahme der schon eingegangenen!
3. Verkündung der Wahrheit! Die Gläubigen dürfen nicht durch Verschweigen, Verdeckung, Phrasen über die gegenwärtige Situation hinweggetäuscht werden.
4. Kampf gegen den Progressismus, indem der ganze Schwindel aufgedeckt wird! Soweit dies möglich ist, muß der Subversion Widerstand geleistet werden. Es gibt keine "Ko-existenz" zwischen der Wahrheit und der Lüge, zwischen der wanren Kirche und der "Hure Babylons", zwischen Christus und dem Teufel! Die "Ko-existenz" ist nur Taktik, so übrigens auch in der Politik.
5. Die Priester, die sich klar für die Wahrheit entschieden haben, sollten sich auf Grund persönlicher Fühlungnahme zusammenschließen, um sich gegenseitig zu orientieren und zu ermutigen!
6. Priester, die aus Pfarreien etc. vertrieben werden, müssen sich den Rechtgläubigen zur Verfügung stellen zwecks Unterweisung (Religionsunterricht), Spendung der Sakramente und Feier der hl. Messe. Tun sie es nicht, dann machen sie sich nämlich mitschuldig, wenn wir gegebenenfalls die hl. Messe an Sonn- und Feiertagen nicht oder kaum besuchen können. (Daß heute Notrecht besteht, sollte jedem rechtgläubigen Priester klar sein!)
7. Diejenigen Priester, die die Notwendigkeit einer Reorganisation der Restkirche - sie besteht aus der zerstreuten Schar der noch rechtgläubigen Katholiken - einsehen, sollten sich um diese bemühen!
Nichts in der Welt darf uns davon abhalten, für Christus und Seine Kirche einzutreten und den heiligen Glauben und die Lehre Christi und der Kirche zu verteidigen! Und wenn dies hier auf Erden nachteilige Folgen hat, indem vielleicht einem Priester der "Brotkorb höher gehängt" wird, oder wenn er gar aus seinem Wirkungskreis vertrieben wird, dan n muß er - dies gilt für uns alle - sich dem Willen des Allerhöchsten beugen. Wenn wir Schmähungen, Verleumdungen, Verfolgungen, Kreuz und Leiden um Christi-Willen ertragen, dann mögen uns seine Verheissungen trösten! Er wird dann einmal unser "Lohn" (Apok. 21, 12), unser übergroßer Lohn sein! Wenn wir aber hierzu nicht gewillt wären, dann - hier ist die Anwendung des Wortes richtig - wären wir "nicht mehr katholisch"!
Jeder Tag, an dem nicht gekämpft wird, ist verloren. Die ältere Generation stirbt dahin, und die jungen Leute werden je länger je mehr der Kirche, der wahren Religion, der christlichen Moral, dem Glauben entfremdet. Der Abfall schreitet mutig voran!
Zum Schluß sei es noch deutlich gesagt, daß niemand der Wahrheit widerstehen darf, der nicht der Strafe verfallen will, die denen angedroht ist, welche "der Liebe zur Wahrheit, die sie retten sollte, nicht zugänglich waren" (2. Thess. 2, 10).
Mit katholischem Gruß in Christus und Maria
B. Lüthi
NACHTRAG ZU DEM "BRIEF AN RECHTGLÄUBIGE PRIESTER"
Der Verfasser dieses Beitrages, der in II/12 und III/1 unserer Zeitschrift abgedruckt wurde, Herr Bernhard Lüthi-Steinebrunner, Lenzgasse 3, CH-4056 Basel, berichtet, "daß meine Eingabe an 50 Priester ging (exkl. weitere noch verteilte Exemplare) und daß ich eine Anzahl positiver Antworten erhielt, daß aber von den übrigen Priestern kein einziger der gegen Paul VI. angeführten Punkte widerlegt wurde, womit die Richtigkeit meiner Ausführungen genügend bewiesen sein sollte:"
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