GEHORCHT! von Paul Scortesco (Suppl. v. Lumière, Nr. 101, Okt. 1972) übersetzt von Ambros Kocher
1. Fortsetzung
Immer im Namen der Vernunft, meiner geliebten Göttin der Revolution! Gehorchet den Taufen, die in Etappen vollzogen werden, oder dem Aufschub der Taufe bis zum "Alter der Vernunft", um damit zu zeigen, daß die Taufe einzig vom Urteil des Einzelnen und von nichts anderem abhängen muß.
Gehorcht auch blind den Beerdigungen ohne Priester. Dies erhöht die Zahl meiner Klientschaft wunderbar: das ist vernünftiger. Ich bin es, der mit Hilfe von Paul VI. und seines lieben Bugnini das Latein verjagt und die Volkssprache eingeführt hat, um die Mysterien besser zum Verständnis zu bringen! Ha, Ha, Ha! In Wirklichkeit aber, um aus der Kirche eine Art UNO zu machen, einen Turm von Babel, um ihr "Kleid ohne Naht" zu zerreißen, sie aufzuspalten in Sekten wie bei den Protestanten, damit sie keine Lust verspüren, zurückzukehren und vorzufinden, was sie selbst bereits haben. Das ist schlau, denn eine Kirche, die ihre Sprache verläßt, gibt das auf, was sie mit dieser Sprache ausdrückt, indem sie die Dogmen den ständigen Sinnveränderungen unterwirft. Und die Mysterien werden dadurch nicht besser verstanden. Aber das ist ja vortrefflich. Und worüber beklagt ihr euch?
Die "Messe Pauls VI." - eher die meine; denn ich habe sie jenen fünf Protestanten eingegeben, die dazu beigetragen haben - wiegt eure Herzen niemals in einer monotonen Erschlaffung. Ich kenne meine Poeten: immer neue Einfälle und erneuerte Erfindungen und Überraschungen, keine Monotonie mehr, die "Messen" variieren von einem Tag auf den anderen, von einem Priester zum anderen, je nach ihrer schöpferischen Begabung. Welche Fruchtbarkeit! Welche Unerschrockenheit! Welche Freiheit!
Wozu in die Musicals gehen? Das ist teuer, und ich biete euch alles gratis an! Gehorcht mir fleißig, religiös und ergeben! Und wie läßt es sich so schön in euren Kathedralen die Messen, genannten Feste der Freude feiern! Wer kann sich im Moment des "Hl. Kreuzesopfers" freuen, wenn nicht ich! Und all das - ich kann sie nicht genug anerkennen - dank der Messe Pauls VI.
Und was ebenso nicht schlecht ist: überlaßt nur eure Kirchen den Muselmanen, wie es unser lieber Bischof von Lille, Mgr. Gand getan hat. Er hat dabei erklärt, "daß sich die Kirche in die Schule der Muselmanen begeben muß, um von ihr jenen Teil der religiösen und menschlichen Wahrheit zu empfangen". Das ist wahr, aber ich glaube, die Heirat der Priester genügt nicht bei der Anpassung an die muselmanische Welt. Ich hoffe, daß eines Tages jeder seinen Harem haben wird.
Ich bin im siebten Himmel. Meine Bischöfe haben die Pfarreien liquidiert, ganz nach dem Vorbild meiner lieben Sowjets, ohne aber die Vollkommenheit ihres Beispiels zu erreichen. Ich gebe daher die Hoffnung nicht auf. Es wird noch genauso kommen, wie die Kirchen in die Lokale für arististische Vorführungen verwandelt worden sind.
Aber ich habe einen viel weitergehenden Plan: überhaupt keine Kirchen mehr! Das ist gründlich, also auch keine Messen mehr! Ich will die Kirchen in Anstalten des Schweigens umwandeln, wovon sich ein Muster im Gebäude der UNO befindet, wohin sich Paul VI. zur Sammlung zurückgezogen hat. Dann können meine Gläubigen mich im Schweigen anrufen. Übrigens sind meine Bischöfe, wie mein lieber Freund Créteil, der Ansicht, daß "sich die Kathedralen nicht mehr rechtfertigen". Derselbe liebe Mann hat auch am 14. 0ktober 1971, ein denkwürdiges Datum, erklärt: "Die ewige Anbetung? Ein altes Hirngespinst"! Fallet nieder, mit allen Vieren, zu Füßen dieses Bischofs!
Wie ihr seht, handeln jene, die ich inspiriere, immer in eurem Interesse. Ich werde verleumdet. Der Undank der Menschen übersteigt alle Grenzen. Ich, Menschenmörder von Anbeginn? Unerträgliche Beleidigung! Ich bin wahrhaft der Freund des menschlichen Geschlechtes und deswegen arbeite ich durch meine Revolutionen, ihm zum Glück zu verhelfen. Dieses Glück wird hier auf Erden sein, in der Zeit, und nicht in einem ewigen Jenseits, denn die Erde hat nichts anderes zu tun als "den Himmel und seine Gaben zu gestalten".
Zu diesem Zweck gebe ich hier meine Offenbarung, in 10 Punkten, der ihr gehorchen müßt als einem neuen Dekalog. (Ein wenig komplizierter als der erste, aber vergnüglicher):
1. Ihr sollt die Weltliebe preisen, die Größe der Kirche, die sich den verschiedenen Epochen dieser Welt anpaßt. Die Wahrheit ist die Tochter der Zeit.
2. In der heutigen Zeit muß die Kirche Christus mit einem Revolutionär identifizieren, indem sie als Muster Marx, Lenin oder Mao hinstellt. Sie muß zur Zermalmerin einer überlebten Vergangenheit werden wie meine Internationale: Mit der Vergangenheit machen wir tabula rasa.
3. Laßt euch mit meinem ideologischen Schatten bedecken, indem ihr überall den Teilhard Evolutionismus einführt, besonders in den Seminarien.
4. Verbreitet den Fleischeskult, besingt die Schönheit der Unreinheit und der künstlichen Paradiese! Betet Circe an und nicht den Gekreuzigten, auf daß euer Unterleib hinaufsteige ins Gehirn!
5. Die Kirche hat sich bloß mit dem materiellen Wohlstand zu befassen: alles für den Leib, nichts für die Seele, also keine Konversionen? Beispiel: "Populorum progressio". Denn das menschliche Leben beginnt und endet hier unten.
6 Macht euch auf die Suche, da man ja während 2000 Jahren nichts vom Christentum gefunden hat; und wenn ihr so mit der Suche fortfahrt, werdet ihr schließlich mich finden.
7. Nur vom Frieden predigen; nicht wieder auf den Irrtum Pius' V. verfallen, indem man den Feinden der Kirche Widerstand leistet. Empfangt sie mit Blumen!
8. Es gibt keine Sünde: Lügner, Diebe, Kriminelle tun nichts anderes als das zu nehmen, was man ihnen im Namen einer Klassenmoral weggenommen hat. Es gibt nur Gutes und Böses in bezug auf das Interesse meiner Partei.
9. Suche Veränderung um der Veränderung willen, Neuigkeit um der Neuigkeit willen! Es gibt nichts besseres, um mit den ewigen Gesetzen der Natur zu brechen.
10. Setzt als Grundsatz fest, daß die Menschcn gleich sind. Da dies nie zutrifft, wird dieses Prinzip Bürgerkriege, Kriege zwischen Nationen und schließlich zwischen den Rassen erzeugen. Das ist mein bestechendes Projekt. Es wird mit Gesang und Jubel enden.
Wie kann man die Zahl jener erhöhen, welche sich mir und meinem Dekalog zu unterwerfen wünschen? - Das ist einfach: Ahmt meine Taktik nach. Es besteht eine Nachfolge Christi, warum nicht auch die meine? Meine Taktik ist folgende: Man muß vorwärts gehen, indem man laviert wie die Schlange, man muß das Doppelspiel treiben. Beispiele gibt es genug. Sie kommen von weit oben her. Beobachtet die geniale Taktik von Paul VI.: "Er sagt alles und das Gegenteil von allem", wie es einer meiner Feinde, Marcel de Corte, feststellt. Da ja euer Jesus gesagt hat: "Euer Ja sei ein Ja, Nein sei Nein, das übrige kommt vom Teufel", so ist dies genau das, was man nachahmen muß: Ja und Nein sein zur gleichen Zeit, alles sagen und das Gegenteil von allem!
Nieder mit dem Prinzip des Widerspruchs! In der Tat, man muß zugleich Modernist und Gegner des Modernismus sein! Man muß mit den Traditionen brechen und die Traditionen verteidigen; man muß, die "Erneuerung der Kirche" konstatieren und ihre "Selbstzerstörung", man muß eine protestantische Definition der Messe geben und sie leugnen etc. Aber immer in derselben Richtung vorwärtsschleichen, das Lavieren besteht in zwei Schritten vorwärts und einem Schritt nach rückwärts. Wunderbar! Ahmt sie nach diese schöne Taktik! Befolgt sie mit geschlossenen Augen! Folgt auf dem stürmischen Meere dem Stampfen und Rollen gegen das Schiff Petri. Ja ich bewundere dieses Stampfen und Rollen: Man sagt das Gegenteil dessen, was man tut, und man läßt das Gegenteil dessen tun, was man sagt.
Seht das Resultat: Das Schiff Petri, das unter den Angriffen der Wellen scheitert, die Kirche im vollen Schiffbruch! Meine herzlichsten Wünsche! Ich gebe diese Taktik ein und kenne den Mechanismus dazu. Solches Doppelspiel muß verhüllt sein. Sonst blendet es.
Aber seine am meisten blendende Erklärung ist wohl jene, da er von meiner Gegenwart in der Kirche spricht, wie wenn er selbst für nichts da wäre. Reizend! Unter wessen Herrschaft dieser unerwartete Sieg? Ich hätte sie unmöglich unter der Herrschaft von Pius V. oder Pius X. oder Pius XI., oder Pius XII. Hat er selbst nicht ein wenig dazu beigetragen!
Gerade wegen dieses Beitrages und dieser blendenden Taktik ist es, das ich Paul VI. in meinen Erscheinungen verteidige, unter dem Scheine meines Feindes, indem ich Paul VI. als Gefangenen "gekreuzigt von seiner Umgebung" darstelle. Das bringt mich zum Lachen, nicht zum Höhnen, wie man sagt. Ich weiß genau, daß er selbst es ist, der sein Milieu mit Sorgfalt ausgewählt hat, indem er aus dem Vatikan alle Anhänger Pius' XII. entfernt hat.
Seine fabelhafte Taktik mag leider kompromittiert werden durch die Tölpel, die unfähig sind, mit Sorgfalt das Ja und das Nein zu dosieren, das die Gläubigen blendet und einschläfert.
Täuscht euch nicht! Wenn seine Umgebung und der niedere Klerus im Sinne des Zerstörens übertreiben, wißt ihr, wer ihm die Inspiration gibt, die Dogmen zu verteidigen, Credo und Tradition? Und zuweilen sogar einige Bemerkungen, um meine Diener zu beruhigen, welche die Spielregel vergessen und mit den Füßen ins Geschirr treten!
Gefährlich! So wurde mir wegen einiger übereifriger Anhänger in England - "Gott ist tot" etc. - in der Kathedrale von Westminster eine unerträgliche Niederlage bereitet: eine Messe von Pius V. mit Orgel und gregorianischem Gesang und auf Latein, wovor mir graut. Ein nicht nachahmenswertes Beispiel! Wenn nun die Franzosen mir in Notre-Dame zu Paris und die Italiener zu St. Peter in Rom dieselbe Beleidigung zufügen würden... Schauderhaft!
Aber ich tröste mich schnell, denn es handelt sich hier um einen kleinen Zwischenfall. Das Ganze ist wichtig, das ist mein großer Sieg! Man hat sich niemals gefragt, wie es dazu gekommen ist, daß es sich nicht um eine lokale Trübung handelt, die sich nach und nach ausbreitet wie zur Zeit der Arianer, Nestrorianer, Albigenser, Lutheraner, Calvinisten etc.
Diesmal handelt es sich um eine gleichzeitige Erscheinung auf der ganzen Erde, wie wenn man zur gleichen Zeit einem Befehl gehorchte, und immer und überall im Schoße der Kirche! In der Tat, man fragt sich nicht - und das quält mich - woher diese unwiderstehliche Lawine kommt, welche alle katholischen Länder mit sich reißt, die ganze Kirche mit ihren Hierarchen und ihren Gipfel, Rom selbst!
Sicher, ich bin darob sehr erfreut, aber ich bewahre meine Hellsichtigkeit und konstatiere, daß im Westen mein Sieg weniger offensichtlich ist als im Osten: weniger Verfolgungen gegen die Inseln, die mir widerstehen. Das genügt also nicht. Im Namen der Mehrheit eurer Oberen befohle ich euch, den Kampf gegen mich aufzugeben, ihr seid im voraus besiegt! Hört auf mit eurem Widerstand, damit mein Reich, das sich über die halbe Welt erstreckt, die andere Hälfte dazugewinne! Rom soll aus dem Gedächtnis der Menschen verschwinden, so schnell wie möglich, noch vor dem Ende der Zeiten! Jerusalem, das euren Gott gekreuzigt hat, soll das Zentrum der neuen Religion sein! Heute ist die Prüfung, welche die Scheidung der Guten und Bösen erlaubt: die Meinen und Jene des Christus, welche die Welt in den Abgrund ziehen. Helft mit zur Errichtung der universalen Synagoge. Ich denke an den 16. Okt. 1917, an die Zweihundertjahrfeier der Freimaurerei. Unter den Fenstern des Vatikans flatterte meine Fahne mit der Aufschrift: "Satan soll im Vatikan herrschen, der Papst wird sein Sklave sein." Schaut hin, ob ich nicht daran bin, das Ziel zu erreichen! Hat es der Papst denn nicht gesagt in der Peterskirche, ja oder nein? Ja; ich bin in Rom, von woher ich die ganze Christenheit beherrsche. -
Ich danke Ihnen für Ihren guten Brief, in dem Ihr meinen Sieg vorausfühltet. Lieber Herr, ich bedaure Ihre Halsstarrigkeit, mit der Sie mich bekämpfen und mir so einfältig widerstehen. Treten Sie doch auf die Seite derer, die immer die stärkeren sind im Reiche des
sig. Fürsten dieser Welt Luzifer."
II. Der hellsichtige Gehorsam
Wir werden in diesem Kapitel erfahren, ob die Macht des Teufels über die Kirche derart ist, wie er eingestanden hat, oder ob er sie in seiner höllischen Schlauheit nicht ein wenig herabgemindert hat, um uns nicht zu sehr aufzuschrecken. Wir werden also sehen ob seine Direktiven mit einem blinden Gehorsam durch seine Hierarchen ausgeführt worden sind, und, leider, durch die Mehrheit der Gläubigen, welche ihnen folgen wie vorendete Hunde im Wasser-Strome. Ich werde auch zeigen, was der hellsichtige Gehorsam verlangt, und wem und worin man in der Kirche unseres Herrn gehorchen soll. Indem ich diese Zeilen schreibe, ziehe ich es vor, die Gottesfürchtigen zu ärgern als zu schweigen, und also Vorrat zu treiben durch mein Schweigen, indem ich mich zum Komplizen der Feinde der Kirche machen würde, im allertragischsten Moment ihrer irdischen Pilgerschaft.
- Höret, was Pius X. in "Pascendi" vor beinahe einem Jahrhundert gesagt hat: "Die Urheber der Irrtümer haben wir heute nicht unter den erklärten Feinden der Kirche zu suchen. Sie verstecken sich im Schoße und im Herzen der Kirche selber." Nun, seit Paul VI. verstecken sie sich nicht mehr, sie brüsten sich vor aller Augen auf dem Gipfel der Kirche. Sie gebieten uns in zynischer Weise und mit Arroganz eine neue Religion mit seiner Neuen Messe: sie verbreiten falsche Lehren und sie verbreiten das Krebsgeschwür im ganzen Körper der Kirche, die ihrem traurigen Lose überlassen ist. - Paul VI. hat erklärt, er sei nicht an seinen Posten gesetzt worden, um die Kirche zu regieren, sondern um zu leiden (?!), da die Kirche von Christus regiert werde. Der Verantwortliche für den gegenwärtigen Zusammenbruch ist also Christus, nicht wahr? -
Diese Krise der Kirche ist vor allem eine solche der Autorität: Die Kirche ist den höllischen Mächten ausgeliefert. "Frau ohne Kopf" wie die satanische Republik... Müssen wir einer Hierarchie gehorchen, welche infolge Untätigkeit der höchsten Autorität, durch die Feinde der Kirche kolonisiert wird, einer Hierarchie, welche "die Fälschungen der Evangelien und Epistel erlaubt, welche die schrecklichsten Sakrilegien duldet, die sich in bezug auf die heutigen Messen ereignen, welche die Kinder mit ihren Katechismen verführt? Müssen wir einer Hierarchie gehorchen, welche Unsern Herrn und die Heilige Jungfrau beleidigt, - und welche jene hart schlägt, welche hier Widerstand leisten? Antwortet? - Das ist nicht zulässig! Gewissen Bischöfen zu widerstehen, das geht noch an; aber der Papst ist der Stellvertreter Christi auf Erden! - Ja, er ist es, aber er ist auch Mensch; ein Mensch, der nicht unbeleckt geboren ist wie die Heilige Jungfrau der seine Eigenschaften und seine Fehler hat: Mangel an Energie, Doppelzüngigkeit eingeflößte und ererbte Einflüsse, welche seiner Mission als Chef der Kirche entgegenwirken können. Gerade deswegen ist die Zahl der kanonisierten Päpste relativ gering. Mußte man z.B. einem Papste wie Honorius I. gehorchen, der sich den Häresien nicht widersetzte und der in der Folge verurteilt wurde? -
- Nun, zur heutigen Stunde handelt es sich um mehr als um eine Häresie, es handelt sich um den Zusammenbruch der Kirche, welche sie im Laufe der Geschichte noch nie gekannt hat, ich wiederhole es, weil man noch nie an Stelle des Weihrauches einen solchen Schwefelgeruch in der Kirche gespürt hat... Soll man die Nase verstopfen und jenen gehorchen, die ihn verbreiten? Soll man die Augen verschließen vor dem Berge der Ruinen, welche mit Sicherheit das jetzige Pontifikat verschuldet hat?
Der Gehorsam ist nicht Selbstzweck. Er hat in sich keinen Wert. Wem und worin gehorchen? Ich kann meinen wilden Instinkten gehorchen oder jemandem, der mir eine schlechte Tat befiehlt, zu stehlen, zu töten... Der Ungehorsam ist in diesem Falle eine Tugend. - Nein, der Gehorsam besteht nicht darin, daß man heute mit geschlossenen Augen irgendwelche Neuerung annimmt, einfach deswegen, weil sie von gewissen Menschen auf dem Gipfel der Kirche auferlegt werden. Ihre Autorität kommt einzig von ihrer Unterwerfung unter die unveränderlichen Wahrheiten der Kirche, als Unseres Herrn Jesus Christus. Wenn diese Unterwerfung nicht mehr besteht, verlieren sie alle Autorität. Wir unterwerfen uns der Macht, die von Gott kommt, aber nicht unwürdigen Inhabern dieser Macht. Unerschütterlich gläubig gehorchen wir Jesus Christus, und nicht jenen, die uns von Ihm entfernen wollen. Wohl mögen sie auf ihre Autorität pochen, um uns in die Apostasie zu ziehen, wir marschieren nicht! Das ist der einsichtige Gehorsam, der die Freiheit der Kinder Gottes in sich schließt. Keine Gefälligkeit der Herren der Kirche wird uns dazu bewegen, die heutigen Idole, vor denen sie knien, anzubeten: Die Heiligen der Neuen Religion, die Freud, Marx, Lenin, Mao .... Unser Ungehorsam gegenüber dieser Hierarchie ist die Konsequenz unseres robusten und unzerstörbaren Glaubens,- das ist es, was er nicht erträgt! Umgekehrte Inquisition: sie jagt die Gläubigen und bewahrt nur die Ungläubigen. Sie jagt einen Abbé Louis Coache, oder einen Abbé Georges de Nantes, weil sie den Glauben verteidigen. Und wen bewahrt sie? Jene, die sie angreifen, einen Suenens, einen Marty, Cardonnel, Küng, Schillebeeckx, Congar etc. etc. Geschieht es, um die Priester einer Neuen Religion zu bilden? Die Antwort ist leicht: Das ist gewiß.
Stellt euch einen Eremiten vor, der sich seit dem Tode von Pius XII. aus der Welt entfernt hätte und heute wieder käme: Was würde er an Gemeinsamem finden zwischen seinem Glauben und der neuen Religion? Könnte er den Maskeraden beiwohnen, welche an die Stelle der hl. Messe getreten sind? Könnte er gehorchen und sich einsetzen für jene gehirnlosen Massen; wo man die Gottheit Christi in Zweifel zieht, in denen die Priester behaupten, "dass die reale Gegenwart nur so weit besteht, als sie geglaubt wird", und in denen andere sagen, daß "der Glaube edler ist, wenn er sich nicht äußert"? In diesen Fällen ist der Ungehorsam nicht bloß erlaubt, sondern eine Pflicht.
Wären wir noch katholisch, wenn wir dieser erstaunlichen Apostasie und dem Mißbrauch der Macht gehorchten, die es uns aufzwingt? Gewiß nicht! Um dabei zu bleiben, muß man ein energisches "non Possumus" entgegenstellen im Namen Unseres Herrn; und zwar umsomehr als man heute die Urheberschaft dieser Apostasie kennt: sie kommt von Seinem Feinde. Hört die Worte von Mgr. Marcel Lefèbvre, Erzbischof von Synnoda (Konf. v. Barcelona, Karfr. 1972): "Der Meisterstreich Satans besteht darin, daß es ihm gelungen ist, in Ungehorsam gegenüber der Tradition zu werfen durch die Tugend des Gehorsams." Die wahre Tugend in diesem Falle ist der Ungehorsam. Ja, ungehorsam sein gegenüber gewissen Bischöfen, die in die Wohnung unseres Herrn eingedrungen sind, aber die nicht dazu gehören: Das sind die Agenten des Umsturzes Satans; sie sind ihm völlig ergeben. Man muß das letzte Buch von Marie Carré lesen, um zu sehen, wie sie in die Kirche eingedrungen sind. "Die Tugend des Gehorsams", so schreibt sie, "ist heute die mächtige Waffe unserer Feinde, die sich für unsere Freunde ausgeben, deren sie sich bedienen gegen das, was wir waren, um festzulegen, was sie aus uns zu gestalten gesinnt sind."
Tragikomisch: Die vielgeliebten Progressisten der Hierarchie entfernen sich immer mehr von der Kirche, währenddem die Traditionalisten, die als Schismatiker betrachtet werden, immer mehr ihre Anhänglichkeit an die Kirche beteuern. Warum? Weil die ersteren einer Hierarchie folgen, die im Geiste außerhalb der Kirche ist, während die letzteren ihr Widerstand leisten, - in der Tat, kann man jenen Bischöfen folgen, welche behaupten, sie verständen das Evangelium besser als die Heiligen, die Kirchenlehrer und Päpste, diese armseligen Ignoranten, welche vor Paul VI. gelebt haben? Muß man ihren obskuren Kanzleien gehorchen, den Verzerrungen ihrer Theologen, und uns in den Wirbel ihrer Demagogie und Häresien stürzen? Sollen wir uns ihrer Tyrannin unterwerfen? Nein! ... Ihr werdet noch lange warten können! ... Um sie nicht lange zu quälen und ihnen zu gehorchen, müßte man Masochist sein und sich im Schlamme wälzen wollen.... Man wäre nicht betrübt, sie warten zu lassen und zuzusehen, wie sie ihre Nase am Felsen unseres Glaubens einschlagen.
Aber was man nicht abwarten muß, das ist für diese Verirrten zu beten; und man muß umsomehr beten, daß die Taten überfließen - wir werden es noch besser sehen - um zu beweisen, daß sie Verrat getrieben haben, daß sie am Ursprung des Zusammenbruches der Kirche stehen. Beten wir für diese Gegner, damit sie Gott zur Verteidigung aufrufe, für diese Zeugen der Wahrheit, welche die Wahrheit verhöhnen. "Oremus pro Pontifice nostro Paolo"... (Siehe Rede vor der UNO am 4. Okt. 1970)
Was uns nicht daran hindert - im Gegenteil, denn durch unsere Unterwerfung würden wir ihre Verbrechen vergrößern - ihre Weltliebe zurückzuweisen, welche die Gottesliebe zum Erschlaffen bringt. Johannes XXIII. hat uns verachtet, weil wir diese Weltliebe zurückwiesen, sein Aggiornamento in seiner Ansprache von 1962, welche von Kardinal J.B. Montini redigiert worden war. Ist es nicht merkwürdig, daß später am 6. Januar 1969, dieser selbe Kardinal, nun Paul VI. geworden, erklärt hat, "daß niemand nach dem Konzil die Tatsache einer Selbstzerstörung der Kirche erwartet hätte".... Niemand? Doch, wir hatten es gesagt, aber man hat uns als Schwarzseher taxiert.
Wir wußten wohl, daß die Kirche wegen ihrer Weltliebe zum zeitlichen Messianismus der Juden zurückkehren werde: Gerade gegen ihn hat sich Christus erhoben und gerade deswegen ist er gekreuzigt worden; er wird es immer noch, aber wegen des irdischen Messianismus seines eigenen Stellvertreters und seines Klerus. - Warum haben sie die Worte des hl. Johannes vergessen: "Wisset ihr nicht, das Weltliebe Feindschaft gegenüber Gott bedeutet?" Pius XII. hat sich gegen die Welt gewandt, die mehr denn je dem Bösen unterworfen ist, so hat er gesagt ("die ganze Welt muß man seit ihren Anfängen erneuern"; sie also nicht lieben und annehmen wie sie ist. Paul VI. dagegen sagte 29. Sept. 1963: Die Kirche nimmt die Welt an und dient ihr, wie sie sich heute darstellt". Resultat: In der heutigen von der Welt infizierten Kirche haust heute der Kommunismus; sie dient also Satan).
Hier das Urteil Pius' XII., da jenes Pauls VI.: welchem soll man gehorchen? Jenem, der von vornherein die unglücklichen Wirkungen einer Anpassung der Kirche an die Welt und ihre Ideologien voraussah - oder jenem, der die Kirche durch solche Anpassung in den Ruin fallen ließ? Unmöglich sich zu täuschen: Man muß Pius XII. gehorchen. Wir verwahren uns also gegen eine neue Religion, als Frucht dieser Anpassung, die uns seit dem Tode Pius' XII. aufgezwungen wird. Wir betrachten diese Zurückweisung als Akt des Gehorsams gegenüber der Kirche von immer während man, wenn man sie auferlegt, einen Akt des Ungehorsams ihr gegenüber begeht. Wir bleiben also in der Kirche, während man sich von ihr trennt, wenn man eine andere Religion begründet: Diese Hierarchie hat es bewiesen, indem sie die Priester, die der Kirche Unseres Herrn Jesus Christus treu bleiben wollen und eine neue umgekehrte Kirche ablehnen, eine teuflische Kirche des Menschen, erhaben über Gott.
Von seinem Stolze dazu getrieben, hat Satan für das eine Mal nicht gelogen, aber er hat nur einen Teil der Wahrheit enthüllt, denn der Wahnsinn, den er in der Kirche ausgelöst hat, ist unendlich schwerwiegender, als er es gesagt hat: Die zehn Punkte seines Dekaloges wurden ausgeführt, ja sogar übertroffen, mit einem erstaunlichen Eifer! Ich werde es durch neue Tatsachen aufdecken, die er nicht hat angeben wollen, welche aber beweisen, daß die Verwirklichung seines Planes = "die andere Hälfte der Erde zu gewinnen" - weit mehr fortgeschritten ist, als er zugegeben hat, und zwar Dank der wirksamen Hilfe von seiten der heutigen Hierarchie der Kirche, - ausgenommen seltene und schweigsame Ausnahmen...
Es handelt sich vor allem darum, die Christen zu demoralisieren, indem man ihnen das Verlangen entzog, sich gegen die drohende Gefahr zu verteidigen, jene einer Invasion der Sowjetarmee und eines Weltkonfliktes der Rassen. Folgendes ist das Vorgehen dieser Demoralisation: Das "Komitee Pax" der päpstlichen Organisation "Gerechtigkeit und Friede" hat ein "Internationales Statut der Gewissenseinwendung für die Förderung der Menschenrechte", verlangt, indem es bestätigte, daß "das Recht auf Entwicklung, wie es Paul VI. in Populorum Progreeio dartut, in sich das Recht auf Bestreitung (contestatio) einschließe". Und "La Croix" gibt ihre Unterstützung in demselben Sinne, indem sie erklärt, daß "das Komitee Pax eines jener Organismen sei, durch welches der Papst handle, um seine Mission zu erfüllen". Was für eine Mission? Sie wird folgendermaßen präzisiert in seiner Deklaration vom 8. Dez. 1971: "Der Friede ist eine imperative Idee, er ist eine inspirierende Idee... er ist Selbstzweck... er fällt zusammen mit dem höchsten Gut des Menschen." (und sein Heil?) "Ein Friede, der sich nicht aus dem wahrhaftigen Kult des Menschen ergibt" (und der Kult Gottes?) "ist kein wahrhaftiger Friede" (Christus, der in seiner Deklaration nicht existiert, hat den wahrhaftigen Frieden gegeben, natürlich d. inneren, und er hat beigefügt: ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert", Math. 10,34). Paul VI. ist daran, das Kind mit dem Bade auszuschütten: Christus und seine Kirche! Welch Schmerz, das anzuerkennen! Denn es ist schwerwiegender, die Seele zu töten als den Leib; dieses Verbrechen aber erwähnt "Die Friedensbewegung" in keiner Weise, denn alle sind aus Moskau ferngesteuert.
Eine der Konsequenzen, die sich aus dem Gehorsam gegenüber den Direktiven Pauls VI. ergeben: "Pax Christi" hat den Preis Johannes XXIII. dem José Luis Benuza zuerkannt, einem Deserteur und Gegner des spanischen Gewissens, der im April 1971 zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt worden ist. Ach! Dieses Spanien, das letzte verfassungsmäßig katholische Land! Und das im Jahre 1936 ganz Europa vor dem Kommunismus bewahrt hat! Unverzeihlich! Man muß es auf allen Ebenen angreifen, der religiösen, militärischen und zivilen.... Wie muß doch Satan entzückt sein von diesen Angriffen, unter welche jener von Paul VI. gehört, der die traditionalistischen Bischöfe in den Ruhestand versetzt hat und sich dem ernsten Briefe des Kardinals Wright widersetzt!
"Pax Christi"! Verdecken wir die Gegenwart Satans unter dem Namen Christi, der als Windschirm für die Manöver seines Feindes dient... Und noch ein Windschirm: "Die christliche Bewegung für den Frieden" hat im 15. Mai 1971 die Debatten der Versammlung zu Lüttich folgendermaßen geschlossen: "Die Befreiung der Dritten Welt geschieht in Europa durch die Aufrichtung einer Gesellschaft sozialistischen Typus" (lies: kommunistisch). Kardinal Suenens kann darob jubeln, er, der nicht bloß ein Europa, sondern eine Kirche sozialistischen Typus will, indem er - wie er erklärt - "ihre Pyramide umstürzen will."
Ich höre nicht auf, alle diese "Friedensbewegungen" zu zitieren, die sich häufen und den Krieg vorbereiten, einen siegreichen Krieg des kommunistischen Imperiums über einen entwaffneten und dekadenten Okzident... (Vergessen wir nicht, daß die Südküste Frankreichs und Italiens sich in Reichweite der sowjetischen Düsen befinden, durch Verschulden De Gaulles und der verbrecherischen Tätigkeit des franz. Klerus in Algier. Europa würde wegen der niedrigen Moral der Armee, und des Öles beraubt, innerhalb weniger Tage durch die Truppen des Warschaupaktes besetzt. Und vergessen wir nicht, daß in der Ursächlichkeit dieses ev. Unglückes sich die Dekolonisation befindet, welche durch die UdSSR wie durch die USA auferlegt worden ist, durch das Frankreich der Befreiung und durch den Vatikan seit Johannes XXIII. Gewaltige Verantwortung!). - Gehorchen wir also dieser Hierarchie, welche den Defaitismus provoziert, indem sie die Desertion unterstützt, indem sie die Kirchentüren den Gegnern aus Gewissensgründen öffnet, - wovon bloß der Kommunismus profitiert. Gehorchen wir also jenen Bischöfen, deren marxistische Ideologie als Trittbrett für ihre Ambitionen dient!
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