DIE PROTESTANTISCHEN UND DIE RUSSISCHEN "BEOBACHTER" BEIM SOG. ZWEITEN VATIKANSICHEN KONZIL von H.H. Walter W.E. Dettmann
Das eigentliche Wesen und der innerste Kern des sog. Zweiten Vatikanischen Konzils ist der Verrat der allermeisten Bischöfe gegenüber Christus dem Herrn im heiligsten Altarsakrament.
So wie einst Judas Iskariot den Herrn unter dem trügerischen Schein einer Begrüßung küßte und ihn dadurch den Feinden auslieferte, so heuchelten die Konzilsbischöfe und vor allem Paul VI., als wollten sie den alten römisch-katholischen Glauben und das heiligste Altarsakrament neu beleben, während sie in Wirklichkeit die geschworenen Feinde des Altarsakraments als sogenannte Beobachter zur heimlichen Vernichtung des heiligen Meßopfers eingeladen hatten.
Die Einladung der protestantischen "Beobachter" zum sogenannten Konzil und der Verrat am hl. Meßopfer haben eine lange Vorgeschichte. Während des sog. Eucharistischen Kongresses in München fand am 6. August 1960 nachmittags in der Universität München eine Veranstaltung der sattsam bekannten "Una-Sancta"-Bewegung statt, an der mehr als dreißig Bischöfe teilnehmen, darunter auch Kardinal Döpfner. Im amtlichen Bericht über diese Veranstaltung wurde hervorgehoben, daß auch höhere protestantische Gäste anwesend und mit "stürmischen Beifall" der katholischen Versammlungsteilnehmer begrüßt worden waren, vgl. "Statio Orbis" I. S. 65.
Aber wie konnten die katholischen Bischöfe beim Eucharistischen Kongreß die Protestanten mit "stürmischem Beifall" begrüßen, obwohl sie genau wußten, wie sehr diese unseren Glauben an den Primat Petri ablehnen?
Dies war nur eines der kleinen Vorspiele für den Verrat der Bischöfe während des sog. Zweiten Vatikanischen Konzils. Unter den protestantischen Gästen der Una-Sanctca-Veranstaltung war auch der ehemalige Landesbischof W. Stählin, der bereits im Jahre 1950 gesagt hatte, daß Katholiken und Protestanten bezüglich der Gemeinschaft in der Eucharistie "weit mehr, als wir uns das haben träumen lassen, an einem gemeinsamen Werk stehen" (zitiert von Otto Karrer während seiner Rede in der Una-Sancta-Veranstaltung, "Statio Orbis" II. S. 221).
W. Stählin wußte somit schon im Jahre 1950 von den Plänen der katholischen Bischöfe, das hl. Meßopfer so bald wie möglich zu ändern. Über den Verrat Otto Karrers und ähnlicher Herren wird noch an anderer Stelle gesprochen werden müssen.
Die Einladung an die protestantischen und russischen "Beobachter," zum sog. Zweiten Vatikanischen Konzil war etwas ganz anderes als die Einladung, die vor dem Konzil von Trient an die Protestanten erging. Damals lehnten die Protestanten die Einladung ab, weil sie gut wußten, daß der Glaube an das hl. Altarsakrament und an das hl. Meßopfer auf dem Konzil gestärkt werden sollte. Heute dagegen haben die Protestanten die Einladung mit Freuden angenommen, weil sie schon jahrzehntelang wußten, daß das hl. Meßopfer geändert werden sollte.
Die in unserer Zeit erfolgte Einladung an die Protestanten ist der Beweis für die theologische Unfähigkeit und für die würdelose Haltung Johannes XXIII.
Mit seiner falsch gespielten großväterlichen Rolle hat Johannes XXIII. dem Papsttum noch mehr Schande bereitet, als jener Mann gleichen Namens zur Zeit des Konstanzer Konzils (1414 -1418).
Wie ist es zur Einladung an die protestantischen und an die russischen "Beobachter" gekommen?
Der Progressist Manfred Plate vom Herder-Verlag berichtet, Kardinal Tardini, der Staatssekretär Johennes XXIII., habe am 30. Oktober 1959 eine Pressekonferenz gehalten und dabei gesagt, man denke daran, "daß die nichtkatholischen Kirchen in Rom durch 'Beobachter' vertreten sein könnten" ("Weltereignis Konzil", S. 18).
Der Jesuit Mario von Galli berichtet dagegen, Tardini habe bei dieser Pressekonferenz gesagt, es sei nicht ausgeschlossen, daß die Protestanten "als Beobachter am Konzil teilnehmen würden" ("Das Konzil und seine Folgen, S. 32).
Es muß untersucht werden, ob Tardini am 30. Oktober 1959 wirklich schon das gesagt hat, was Mario von Galli berichtet. Wenn es so wäre, dann wäre es ein Hinweis darauf, daß Johannes XXIII. vielleicht auch von Tardini beeinflußt wurde.
Eine ganz eigenartige Rolle bei der Einladung an die Protestanten und an die Russen spielt die Gründung des sog. Sekretariates für die Einheit der Christen.
Mario von Galli berichtet unter dem Datum des 30. Mai 1960: "In einem öffentlichen Konsistorium legt der Papst den Kardinälen seine Absicht dar zur Vorbereitung des Konzils neun Kommissionen und ein besonderes Sekretariat für die Einheit der Christen zu errichten. Dem künftigen Leiter des Sekretariates, Kardinal Bea, flüstert er vor der Sitzung zu: 'Ich nenne es Sekretariat und nicht Kommission, damit wir freier sind in seiner Gestalung'" ("Das Konzil und seine Folgen", S. 32).
Wenige Tage später berichtet Mario von Galli unter dem Datum des 5. Juni 1960: "Die Gründung des Sekretariates ist für die Einheit der Christen eine epochale Neueinrichtung, die für den Verlauf des Konzils von entscheidender Bedeutung wird. Das Sekretariat hat ursprünglich die Aufgabe, die nichtkatholischen Christen über die Arbeiten des Konzils zu informieren. Über dieses Organ laufen dann auch die Einladungen an die Beobachter ..... (S. 32).
Die Berichte des Jesuiten Mario von Galli vom 30. Mai und vom 5. Juni 1960 muß man genau unter die Lupe nehmen: Was konnte das Sekretariat für die Einheit der Christen mit der Vorbereitung des Konzils zu tun haben? Gemäß Mario v. Galli hatte das Sekretariat "ursprünglich" die Aufgabe, die nichtkatholischen Christen über die Arbeiten des Konzils zu informieren.
Aber schon der sonderbare Titel des Sekretariates weist über diese Aufgabe hinaus, und außerdem lagen zwischen der Gründung des Sekretariates und dem Beginn des Konzils noch mehr als zwei ganze Jahre! Also kann die bloße Information der Nichtkatholiken nicht der eigentliche Zweck der Sache gewesen sein. In seiner Rede vom 14. November 1960 hatte Johannes XXIII. zudem noch gesagt, die Nichtkatholiken sollten die Güte haben und warten bis die Konzilsväter ihre Arbeit vollendet hätten; (vgl. die Zeitschrift "Der Rufer", Dezember 1960, S. 269.)
Die sogenannte Information, der Nichtkatholiken über die Arbeiten des Konzils war eine bloße Tarnung für die gemeinste Irreführung der katholischen Öffentlichkeit. Denn der eigentliche Zweck des Sekretariates bestand in dem, was Mario v. Galli gleichsam bloß nebenbei anfügt, nämlich: "Über dieses Organ laufen dann auch die Einladungen an die Beobachter", d.h. an die Protestanten und an die Russen!
Das sog. Sekretariat für die Einheit der Christen war aus zwei Gründen eingerichtet worden: Erstens wollte man verhindern, daß die Einladungen an die Protestanten und an die Russen vom päpstlichen Staatssekretariat ausgingen. Die Existenz des sonderbaren Einheitssekretariates bedeutete also in sich eine Verleugnung des Papsttums im eigenen Hause, die von Johannes XXIII. persönlich gebilligt, durchgeführt und, solange er lebte, aufrechterhalten wurde.
Ebenso schlimm, wenn nicht noch schlimmer, war der zweite Grund: Das sog. Einheitssekretariat sollte das getarnte aber vollwirksame Sprachrohr der Protestanten und Russen auf dem Konzil sein. Die bedeutsame "Schwäbische Zeitung" vom 19. Oktober 1962 berichtet diesbezüglich folgendes:
"Die nichtkatholischen Beobachter haben zwar keine Gelegenheit, unmittelbar durch Wortmeldungen und Stimmabgabe in die Konzilsberatungen einzugreifen, doch sind ihnen die dem Konzilsgeheimnis unterworfenen Schemata ausgehändigt worden, zu denen sie über das Sekretariat für die Einheit der Christen Stellung nehmen können. Sie haben Zugang zu den Plenarsitzungen, in denen diskutiert wird, und zu den öffentlichen Sitzungen, in denen endgültig über ein Schema abgestimmt wird. Von Fall zu Fall werden sie auch Kommissionssitzungen beiwohnen können, über deren Arbeit sie ständig unterrichtet werden. Kardinal Bea hat die Beobachter-Delegierten ermutigt, dem Sekretariat ihr volles Vertrauen zu schenken und ihre Kritik, ihre Anregungen und Wünsche offen vorzutragen. Man werde alles einer ernsten Überlegung unterziehn."
Es war eine Unwahrheit, wenn Weihbischof Kampe von Limburg schrieb, die Beobachter "gehören zu den Hörenden, nicht zu den Redenden auf dem Konzil" ("Das 21. Konzil", S. 155).
Die nichtkatholischen sogenannten Beobachter waren in Wirklichkeit keine bloßen Beobachter, sondern sie waren fremde Agenten, die auf keinen Fall eingeladen werden durften, um an den Formulierung der Konzilsbeschlüsse mitzuwirken. Wie sehr sie tatsächlich an der Formulierung der Dekrete mitarbeiteten, sieht man daran, daß sie beim Schemata über die "Quellen der Offenbarung" ihre protestantischen Ansichten sogar gegen Kardinal Ottaviani durchsetzen konnten (vgl. "Schwäbische Zeitung" vom 20. Nov. 1962).
In der "Schwäbischen Zeitung" vom 20. November 1962 heißt es unter anderem: "In der gestrigen Generalkongregation (d.h. in der Vollsitzung des Konzils,) erklärte ein Sprecher des Sekretariates für die Einheit der Christen außerdem, es seien (nämlich von Kardinal Ottaviani - eig. Anm.) die Vorschläge der entsprechenden Vorbereitungskommission in keiner Weise ausreichend berücksichtigt worden. Gewarnt wurde von dieser Stelle vor zu starren und zu einseitigen Formulierungen, durch die die Einigung gefährdet werden könnte ... " In demselben Artikel war zuvor gesagt worden, daß "in Kreisen der Beobachter nichtkatholischer Konfessionen diese Befürchtungen in einer den gegenwärtigen Spannungen entsprechend diskreten, eher doch sehr besorgten Weise zum Ausdruck gebracht" worden seien.
Die "Beobachter" trafen sich wöchentlich mit Msgr. Willebrands im sog. Einheitssekretariat ("Das 21. Konzil", S. 153).
Für diese Störung der kirchlichen Ordnung trägt Johannes XXIII. die Hauptverantwortung. Die Selbstzerstörung und der Selbstmordversuch der römisch-katholischen Kirche haben bei Johannes XXIII., bei Kardinal Bea und bei Kardinal Tardini ihren Anfang genommen.
Johannes XXIII. wußte, daß die Protestanten das hl. Altarsakrament und das hl. Meßopfer entschieden ablehnen. Trotzdem ließ er sie auf dem Umweg über das Einheitssekretariat während des Konzils derart stark zu Wort kommen, daß die eigenen rechtgläubigen Bischöfe bei der Abstimmung unterliegen mußten. Johannes XXIII. mußte wissen, daß die Möglichkeit bestand, daß durch das sog. Sekretariat für die Einheit der Christen der vollständige Sieg des Luthertums und der vollständige Untergang des hl. Meßopfers herbeigeführt wurde.
Es gab auch Widerstand gegen die Anwesenheit der protestantischen und russischen "Beobachter". Aber leider war dieser Widerstand viel zu gering. Am 23. November 1962 verlas Msgr. Willebrands bei einer Pressekonferenz im Konzilspressesaal in Rom folgende Erklärung des "Einheitssekretariates": "Das Sekretariat ..... legt Wert darauf festzustellen, daß alle Beobachter-Delegierten, die es zu seiner Freude willkommen heißen durfte, durch das Sekretariat eingeladen worden sind. Alle ohne Ausnahme haben eine wahrhaft religiöse und ökumenische Geisteshaltung gezeigt. Das Sekretariat spricht deshalb sein Bedauern über alle Äußerungen aus, die zu dem Geiste in Gegensatz stehen, in dem die freundlichen Kontakte mit den Beobachter-Delegierten aufgenommen worden sind. Es kann sich von diesen Äußerungen nur distanzieren" ("Das 21. Konzil", S. 142/143).
In dieser Erklärung ist die Rede von "wahrhaft religiöser und ökumenischer Geisteshaltung". Das war aber eine bloße Tarnung für die radikal feindliche Geisteshaltung gegenüber dem bisherigen römisch-katholischen Glauben an das heiligste Altarsakrament.
Zwei Wochen zuvor hatte am 8. November im gleichen Konzilpressesaal ebenfalls eine stark besuchte Pressekonferenz stattgefunden. Kardinal Bea hatte dabei nur über solche Fragen gesprochen, die er selbst aufgeworfen hatte. Fragen der Journalisten über sein Sekretariat wollte er nicht beantworten. Er sagte: "Ich ziehe es vor, mich dieser Gefahr nicht auszusetzten. Ein einziges schlecht gewähltes oder falsch verstandenes Wort kann dieser delikaten Sache schaden" ("Das 21. Konzil", S. 140).
Mario von Galli behauptet, durch die Gründung des Einheits-Sekretariates und durch die Einladung am die Protestanten und an die Orthodoxen, zum Konzil "Beobachter" zu schicken, sei "zum ersten Mal in der Kirchengeschichte offiziell die Verbindung mit den Getrennten aufgenommen" worden ("Das Konzil und seine Folgen", S. 144).
Das ist eine grobe Unwahrheit, die bei Mario v. Galli nicht verwunderlich ist. Eigentlich hätte M. v. Galli als Jesuit wissen müssen, daß Papst Pius IX. im September des Jahres 1868 ein Schreiben "an alle Bischöfe von Kirchen des morgenländischen Ritus" gerichtet hat, "die nicht in Vereinigung mit dem Apostolischen Stuhle stehen". Ebenso hatte Papst Pius IX. im September 1868 einen Brief an "alle Protestanten und anderen Nichtkatholiken" gerichtet.
Dieser Brief "ermahnte die Protestanten, ihre Lage recht zu erwägen, da doch der Protestantismus in unzähliche Sekten zerfallen sei, und die christlichen Lehren dadurch der Auflösung verfallen müßten. Sie sollten zu der Fülle des katholischen Glaubens zurückkehren und zur katholischen Einheit, von der sich ihre Väter abgespalten hatten" (vgl. "Das Vatikanische Konzil, Seine Geschichte nach Bischof Ullathornes Briefen", von Dom Cuthbert Butler; übersetzt u. erweitert v. Abt Hugo Lang, München 1933 S. 79-81).
Die Idee und die Einrichtung des Einheitssekretariates war zweifellos schon lange Zeit von solchen aalglatten "Fachleuten" geplant worden, die im Umgang mit protestantischen Kirchenführern sich wohlfühlten und darin Erfahrung hatten.
Es ist unwahrscheinlich, daß eine derart raffiniert ausgetüftelte Idee zur Störung der Konzilsordnung von Johannes XXIII. selber stammte. Dieser mußte nur seine Unterschrift und für die kurze Zeit bis zu seinem Tode die Verantwortung dafür bereitstellen. Die eigentlichen Urheber der dunklen Idee blieben im Hintergrund.
Am 14. November 1960 hielt Johannes XXIII. eine Ansprache an die Mitglieder der päpstlichen Kommissionen und Sekretariate zur Vorbereitung des Konzils. In dieser Rede schien er das zu widerlegen, was gemäß Mario von Galli der Kardinal Tardini ein Jahr zuvor am 30. Oktober 1959 in einer Pressekonferenz gesagt hatte.
Johannes XXIII. sagte: "Alle, die mit aufrichtigem Herzen Nachrichten über das Konzil wünschen, auch wenn sie nicht am vollständigen Bekenntnis des katholischen Glaubens teilhaben, werden, so wollen Wir hoffen, es nicht weniger geziemend und höflich finden, wenn Wir sie einladen, zu warten , bis die Väter ihre Arbeit vollendet haben und alles gut vorbereitet und besser geordnet ist für jene höheren Begegnungen ..." (vgl. die Zeitschrift "Der Rufer", Dezember 1960, S. 269).
Über den Inhalt dieser Rede berichtete Mario v. Galli kein einziges Wort. Zwei Tage später, nämlich am 16. November 1960, soll Johannes XXIII. jedoch gemäß Mario v. Galli "trotz des Widerstandes des Hl. Offiziums eine Anspielung auf eine mögliche Teilnahme der getrennten Brüder am Konzil" gemacht haben.
Wenn man den Worten Mario v. Gallis hier glauben darf, dann geht aus dem erwähnten Widerstand des Hl. Offiziums hervor, daß Johannes XXIII. tatsächlich schon an jenem Datum die Einladung der Protestanten zum Konzil erwogen hatte. Es ist leicht möglich, daß er längere Zeit hin und her schwankte, bis er sich endgültig zum Schlechteren entschied.
Unter dem Datum des 12. Juni 1961 berichtet Mario v. Galli: "Die Frage, ob die getrennten Brüder eingeladen werden sollen, wird diskutiert. Der Papst überfährt die Mitglieder (der vorbereitenden Zentralkommission) mit einer Bemerkung, die eine Teilnahme als höchst wünschenswert hinstellt" ("Das Konzil und seine Folgen", S. 34).
Am 25. Dezember 1961 habe Johannes XXIII. aufs neue erklärt, "daß nichtkatholische Beobachter am Konzil teilnehmen werden" (M. v. Galli, S. 34).
Damit scheint die Frage endgültig entschieden gewesen zu sein. Vom 27. September, bis 2. Oktober 1962 reiste der Sekretär des Einheitssekretariates, Msgr. Willebrands, nach Moskau und überbrachte die Einladung, "Beobachter" zum Konzil zu entsenden. Gemäß der "Schwäbischen Zeitung" v. 19. Okt. 62 war Willebrands bereits am 25. September nach Moskau gereist. Der Patriarch v. Moskau entsandte die Geistlichen Wladimir Kotljarow und Vitali Borojow. Sic kamen am Tage nach der Eröffnung des Konzils in Rom an.
Es ist klar, daß die beiden Russen seit der Gründung des sog. Einheitssekretariates auf diesen Tag vorbereitet waren und sich die nötigen Sprachkenntnisse angeeignet hatten.
Gemäß Manfred Plate soll Johannes XXIII. am Tag nach der Ankunft der Russen beim Empfang der nichtkatholischen Beobachter zu ihnen gesagt haben "Was euch betrifft, lest in meinem Herzen. Darin werdet ihr vielleicht mehr finden als in meinen Worten" - Manfred Plate behauptet, mit diesen "freundlichen" Worten und mit einem Händedruck sei das "Eis gebrochen" worden ("Weltereignis Konzil", S. 35). Das ist ein leeres Gerede. Denn man muß sich fragen, welches Eis gebrochen wurde und bei wem die Eisdecke zerbrach.
David Andreas Seeber, der ebenfalls für den Herder-Verlag schrieb, berichtet: "Die offizielle Einladung von seiten des römischen Einheitssekretariates (an die Protestanten) erfolgte am 4. Oktober 1962" ("Das Zweite Vaticanum", S. 68). Die Protestanten wußten aber schon lange vorher, wen sie schicken wollten und sollten.
Als das Konzil am 11. Oktober 1962 eröffnet wurde, hatten die Nichtkatholiken die höchsten Ehrenplätze in der Peterskirche inne und sie behielten sie bis zum Ende des sogenannten Konzils. Die "Beobachter" konnten "sehr gut das Präsidium und die Kardinäle; aber schlecht die Reihen der Bischöfe sehen" ("Das 21. Konzil", S. 137). Das Letzlere war auch gar nicht nötig. Es genügte der Blick auf das ganz vorne befindliche Rednerpult.
Manfred Plate schreibt. "Diese Beobachter, denen auch die geheimen Dokumente des Konzils zugänglich waren, wurden zu einem entscheidenden Moment in der inneren Entwicklung des Konzils. Die von den Erneuerern geforderte ökumenische Öffnung zur Una Sancta wurde von ihnen mitbedingt und mitgetragen. Viele Konzilsväter wandten sich in den Debatten mit der besonderen Anrede "Fratres observatores", oft an diese Beobachter selbst ..." ("Weltereignis Konzil" S. 109/110). Auch das Rottenburger Sonntagsblatt vom 0ktober 1962 (Nr. 42, S. 6) berichtete, daß die nichtkatholischen "Beobachter" alle Konzilsakten zur Einsicht bekamen.
Um was für geheime Konzilsakten konnte es sich eigentlich handeln, die den "Beobachtern" zugänglich gemacht wurden? Höchstwahrscheinlich handelte es sich um die Pläne zur Zerstörung des hl. Meßopfers und um die geheimen Absprachen über den stillschweigenden Verzicht auf den päpstlichen Primat.
Daß manche protestantischen "Beobachter" nicht im entferntesten daran dachten, nur eine bescheidene Zuschauerrolle zu spielen, sieht man an den beiden Vertretern des protestantischen "Klosters" Taizé in Frankreich. Diese schämten sich nicht, in ihrem römischen Quartier einen Konzilsbischof nach dem anderen zuerst zum Essen und anschließend zu einer gemeinsamen sogenannten "Andacht" einzuladen. Der Progressist Manfred Plate konnte oder wollte dieses schlechte Spiel nicht durchschauen und schreibt "Die als persönliche Gäste (des Einheitssekretariates - eig. Anm.) auf dem Konzil weilenden Brüder aus den protestantischen Kloster Taizé, Roger Schutz und Max Thurian, machten es sich zu einer besonderen persönlichen Aufgabe, mit den katholischen Bischöfen des ganzen Erdkreises (!!) in unmittelbar persönlichen Kontakt zu kommen ..." (S. 110)
Diese Methode war eine "Konzilsbeobachtung" ganz besonderer Art, die in ihrer Gefährlichkeit nicht einmal von Kardinal Ottaviani durchschaut wurde. Denn auch er ließ sich von den beiden Franzosen zur angeblichen "Beseitigung von Vorurteilen", zum Essen und zur "Andacht" einladen, wie Manfred Plate mit sichtlichem Vergnügen berichtet (S. 110).
Dem Kardinal Ottaviani hätte bekannt sein müssen, daß gerade die Leute von Taizé zu den entschiedensten Feinden des hl. Meßopfers gehören.
Am 22. November 1962 gab Dr. Edmund Schlink, Professor für Dogmatik an der Universität Heidelberg und "Beobachter"-Delegierter der Evangelischen Kirche Deutschlands, in der Diakonissenanstalt in Rom einen Empfang für die deutschen katholischen Bischöfe. "Ein Großteil der Bischöfe nahm an dem Empfang teil. Prof. Schlink richtete an sie eine Ansprache, die Erzbischof Jaeger von Paderborn beantwortete mit dem Dank aller für die freundliche Einladung" ("Das 21. Konzil", S. 142). - Auch das war eine höchst überflüssige gefährliche Angelegenheit.
Am Schluß des sog. Konzils erklärten die protestantischen "Beobachter" selber, sie seien nicht nur Beobachter sondern wahre Teilnehmer des Konzils gewesen (Manfred Plate, S. 273).
Die russischen Beobachter waren demgegenüber viel klüger und zurückhaltender. Während die Protestanten sich als siegessichere Agenten fühlten, nahmen die Russen ihre Aufgabe als Beobachter viel ernster. Außer den allernotwendigsten Höflichkeitsformeln bei persönlicher Vorstellung war aus ihnen nichts herauszubringen. Sie waren sich dessen bewußt, daß sie als Beobachter im Dienste einer politischen Supermacht standen. Sie hatten von allen Konzilsteilnehmern genaue Personalbeschreibungen nachhause zu bringen. Außerdem hatten sie wahrscheinlich den Besuch des Schwiegersohnes des russischen Ministerpräsidenten Chruschtschow, Adjubei, des Chefredakteurs der "Iswestija" bei Johannes XXIII. vorzubereiten, der am 7. März 1963 stattfand. Aus der Zeit des sog. Konzils gibt es nur sehr wenige fotografische Aufnahmen der beiden "Beobachter" aus Moskau. Die wenigen Aufnahmen waren jedoch sorgfältig vorbereitet, wie z.B. die Fotografie des einen der beiden Russen zusammen mit Kardinal Tisserant am Präsidiumstisch des Konzils im Petersdom ("Das 21. Konzil", S. 145). Die übrigen orthodoxen "Beobachter" spielten keine wichtige Rolle. Patriarch Athenagoras von Konstantinopel hatte überhaupt keine Beobachter entsandt.
Der Sonderkorrespondent der "Schwäbischen Zeitung" ("Dr. B. Rom") berichtete am 19. Oktober 1962 in einer fettgedruckten Zeile: "Atmosphäre guten Willens zwischen Konzil und Beobachtern". - Das war eine große Täuschung, die vom sog. Konzilspresseamt unter die Gläubigen der ganzen Welt ausgestreut wurde. Denn in Wirklichkeit herrschte eine Atmosphäre des bösesten Willens, es herrschte nämlich der absolute Wille vor, das heiligste Altarsakrament auf dem Altar der neuen Zeit ganz unbemerkt aber umso sicherer endgültig zu vernichten.
Die tatsächliche Atmosphäre auf dem sog. Zweiten Vatikanischen Konzil war wie die Stimmung im Garten Gethsemani, als der Herr zu seinen Feinden sagte: "Das ist eure Stunde und die Macht der Finsternis", Lukas 22,53.
Als es am Anfang des Konzils darum ging, daß die Bischöfe aus ihren eigenen Reihen die Mitglieder der einzelnen Fachkommissionen wählen sollten, forderten die Kardinäle Lienart von Lille, Frings und Döpfner, man sollte den Bischöfen einige Tage Zeit geben, um sich gegenseitig kennen zu lernen. Dahinter steckte ja ebenfalls eine Tücke. Aber die "Schwäbische Zeitung" schrieb damals am 15. 0ktober 1962: "Das Konzil will frei entscheiden".
Auch diese Meldung aus der Vatikanstadt war eine Irreführung aller gläubigen Katholiken. Denn das Konzil war vom ersten Tage an seiner Freiheit beraubt, den römisch-katholischen Glauben zu verteidigen. Johannes XXIII. hatte in seiner Kurzsichtigkeit das ganze Konzil den Protestanten, den Russen und den progressistischen Glaubensfeinden in die Hände gespielt.
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