SCHAFE UND ZIEGEN UND VERSUCHSKANINCHEN IN DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ
von H.H. Walter W.E. Dettmann
Am 27. September 1973 hatte Radio Vatikan berichtet, daß die sogenannte Einheitsübersetzung des Neuen Testamentes von Kardinal Döpfner der Deutschen Bischofskonferenz vorgelegt worden sei. Hergestellt wurde das Buch in der sogenannten Katholischen Bibelanstalt in Stuttgart.
Inzwischen wird das Buch landauf landab zum Vorlesen in der Kirche und im Radio Vatikan benützt, auch wenn es gemäß dem Vorwort immer noch "Erprobungscharakter" hat.
Schon diese sonderbare Idee vom "Erprobungscharakter" beweist, daß unsere Bischöfe als geistige Führer nichts mehr taugen.
Seit wann wird in der römisch-katholischen Kirche das Wort Gottes nur probeweise verkündet? Das war noch niemals der Fall, sondern das geschieht erst seit der Einführung der sogenannten neuen Liturgie, die anfangs ebenfalls "probeweise" auf zwei Jahre eingeführt worden war.
Aber mit welchem Recht darf man Gott dem Herrn probeweise ein zweideutiges Opfer darbringen? Hat sich Jesus etwa nur probeweise kreuzigen lassen? Hat er etwa gesagt: "Tut dies probeweise zu meinem Andenken"?
Ist Herr Julius Döpfner probeweise zum Bischof und Kardinal gemacht worden? Die heutigen Bischöfe betrachten ihre Untergebenen nur als Versuchskaninchen und nicht als Menschen, für die der Sohn Gottes am Kreuz gestorben ist.
Herr Heinrich Böll hat den Nobelpreis für Literatur auch nicht nur probeweise bekommen. Darum soll er die Finger vom Worte Gottes weglassen, wenn er nur eine probeweise Übersetzung zu liefern vermag, die in wichtigen Dingen die Regeln der deutschen Rechtschreibung mißachtet.
Außer "Adveniat" und "Misereor" machen unsere Bischöfe fast alles nur noch probeweise. Sie versagen in den geistigen Auseinandersetzungen der heutigen Zeit. Aber zurück zum Thema:
Radio Vatikan hat leider nicht berichtet, was für eine Rede Kardinal Döpfner bei der Einführung der Einheitsbibel vor der Deutschen Bischofskonferenz gehalten hat und wie er den großen Kitsch der sogenannten Einheitsübersetzung seinen Amtskollegen schmackhaft machen wollte.
Die bischöflichen Beauftragten für die Einheitsübersetzung, nämlich Bischof Carl Joseph Leiprecht von Rottenburg und Weihbischof Eduard Schick von Fulda hatten gesagt, die neue Übersetzung wolle "den Urtext möglichst sinn- und begriffsgetreu in die heutige deutsche Sprache übertragen". -Wie wahrheitswidrig und unaufrichtig diese Worte sind, kann an vielen Stellen nachgewiesen werden.
Heute und hier an dieser Stelle wird nur ein einziges Beispiel herausgegriffen. Die Hauptsache kommt später. Bei der Beschreibung des Weltgerichts hatte es bisher gemäß dem Matthäusevangelium geheißen:
"Alle Völker werden vor ihm (nämlich vor dem Menschensohn) versammelt, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet" (Matth. 25 32).
In der neuen Einheitsübersetsung lautet diese Stelle: "...er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Ziegen scheidet".
Den Beweis dafür, daß die neue Darbietung eine "sinn- und begriffstreuere" Übertragung in die heutige deutsche Sprache sei, hat man bisher noch von keiner Seite gehört.
Im lateinischen und griechischen Text der Heiligen Schrift ist an dieser Stelle eindeutig die Rede von "Böcken", die von den Schafen getrennt werden. Das griechische Wort "eriphos" kann "Ziegenbock" heißen, ebensogut aber auch "Schafbock". Auf keinen Fall aber kann es an dieser Stelle bloß mit "Ziege" übersetzt werden.
Es ist möglich, daß es dem "pastoral" gesinnten Hirtenkollegium des sog. Zweiten Vatikanischen Konzils gar nicht paßte, daß beim Weltgericht die Hälfte der Menschen als böse und gewalttätige Böcke dastehen sollen.
Die Trennung zwischen Schafen und Ziegen, besonders wenn diese ein volles Euter haben, ist viel harmloser als die Trennung zwischen Schafen und Böcken.
Aber können sich die deutschen, österreichischen und schweizerischen Bischöfe vielleicht daran erinnern, daß unser Heiland Jesus Christus sich in seinen Gleichnissen auch nur ein einziges Mal mit Ziegen beschäftigt hat?
Im Gleichnis vom verlorenen Sohn läßt Jesus den Bruder des verlorenen Sohnes zum Vater sagen: "Schon so viele Jahre diene ich dir, und noch niemals hast du mir ein Böcklein gegeben, damit ich mit meinen Freunden hätte ein Mahl halten können" (Lukas 15,29).
An dieser Stelle haben alle katholischen Übersetzer bisher immer das Wort "Böcklein" verwendet, weil sie auf Grund der ältesten Handschrift (Codex Vaticanus B) so heißen muß. Erst die neue Stuttgarter Einheitsübersetzung hat aus diesem "Böcklein" einen 'Ziegenbock' gemacht.
In der württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart, besondern in der dortigen sogenannten "Katholischen Bibelanstalt", weiß man offenbar nicht, daß in der Landwirtschaft solche männliche Tiere, die überzählig sind, gar nicht lange aufgezogen sondern ziemlich bald geschlachtet und verzehrt worden. Ein ausgewachsener Bock schmeckt bei weitem nicht mehr so gut wie ein junges Böcklein. Aber das nur nebenbei.
Jesus hat sich in seinen zahlreichen Gleichnissen niemals ausführlich mit Ziegen sondern immer nur mit Schafen beschäftigt. Der gute Hirt hat nicht 99 Ziegen sondern 99 Schafe zurückgelassen um ein verlorenes Stück zu suchen. Der gute Hirt hat auch nicht eine verlorene Ziege sondern ein verlorenes Schaf auf seine Schultern gelegt und nach Hause getragen. - Jesus hat zu Petrus auch nicht gesagt: "Weide meine Ziegen" sondern: "Weide meine Lämmer, weide meine Schafe".
Der Heiland hat als Hirt sein Leben nicht für "Ziegen" sondern für Schafe hingegeben, und deshalb wird er am Schluß die Völker, die alle "die Schafe seiner Weide" sind (Ps. 94), nicht nach "Ziegen" durchsuchen, sondern er wird die Völker voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den bösen und gewalttätigen Böcken scheidet.
Die Progressisten haben so wenig Ehrfurcht vor dem Worte Gottes, daß sie in der sog. Einheitsbibel aus unserem Heiland nebenberuflich einen Ziegenhirten machen möchten. Aber das geht nicht. Daß wir Menschen mit Ziegen verglichen werden, ist keine "sinn- und begriffstreuere" Übertragung des Urtextes in die heutige deutsche Sprache.
All das sollten die deutschen, die österreichischen und die schweizerischen Bischöfe angesichts der Ziegen in der neuen Einheitsbibel beherzigen. Kardinal Julius Döpfner soll den Einheits-Ziegen ein Glöcklein an den Hals hängen und er soll sie wieder dorthin zurückbringen, woher er sie geholt hat: Entweder zu Herrn Heinrich Böll oder nach Stuttgart in die sogenannte Katholische Bibelanstalt.
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