"Ich schäme mich, ein Franziskaner zu sein"
von Luise von Weymarn
Zu dem Gedenken des Herrn Dr. Kurt Hiller für den zu Gott heimgegangenen Hochwürdigsten Herrn Bischof Blasius Kurz OFM in Nr. 11 der Einsicht können wir alle, die den Hochwürdigsten Bischof gekannt haben, nur sagen. Ja, genau so war er und genau so waren seine letzten Jahre in ihrer ganzen Verlassenheit seitens seines Ordens, dem er sein Leben lang gedient hat.
Wir waren Zeugen' wie das bittere Wort "ich schäme mich, ein Franziskaner zu sein" erstmals über seine Lippen kam.
Damals, als er nach einem Herzinfarkt aus Amerika kam, "um in der Heimat zu sterben". Er weilte: vorübergehend im Kloster St. Anna in München und zelebrierte auf unsere ausdrückliche Bitte in der alten Klosterkirche an einem Adventsonntag eine hl. Messe, lateinisch und selbstverständlich nach dem Ordo des Hl. Vaters Pius V. Dabei geschah das Unerhörte - wohlgemerkt im sakralen Raum und während einer Bischofsmesse in dem Augenblick, da der Hochwürdigste Bischof begann, die Hl. Kommunion auszuteilen. Es war hinreichend und vor allen Dingen auch den Klerikern des Ordens bekannt, daß Bischof Blasius aus Gewissensgründen (des heute so viel zitierten Gewissens!) keine Hl. Kommunion auf die Hand spendete. Also in offener Gegenwart gültig konsekrierter Hl. Hostien kamen die Kleriker von St. Anna, bis auf einen in Jeans-Zivil, im Gänsemarsch vor und boten ihrem "greisen Ordensbischof in geradezu erpresserischer Haltung die Hand zum Empfang der Hl. Kommunion. Auf seine Weigerung hin gingen sie ebenso provozierend einer nach dem andern auch weg, ohne den angebotenen Empfang der Hl. Kommunion in den Mund zu beachten.
Dessen noch nicht genug, einer von ihnen rempelte nach der Hl. Messe noch im Vorraum der Kirche einen Besucher mit der Frage an, "was denn dies für ein komischer Verein wäre, der noch solche Messen feiere".
Als man es dem Hochwürdigsten Bischof in der Sakristei berichtete, befahl er, den Betreffenden sofort zu suchen und zu ihm zu bringen. Ich fand den jungen Mann denn auch vor der Kirche im eifrigen Gespräch mit einer Gruppe und bestellte ihm ohne Kommentar den Befehl des Hochwürdigsten Bischofs seines Ordens. Auf einmal aber hatte der junge Mann gar keine Zeit mehr, er müsse eiligst nach..., wohin er so eilig mußte, konnte ich schon nicht mehr verstehen ; aber d a s habe ich ihm noch nachgerufen: "Erst frech wie Oskar und dann auch noch s o o feig".
Solcher Art also waren die zahlreichen Hintergründe für die Übersiedlung des Hochwürdigsten Franziskaner-Bischofs in ein weltliches Altersheim in Waldsassen.
"Ich schäme mich, ein Franziskaner zu sein", ein bitteres Wort, dessen vorhergegangene bittere Erfahrungen ihm das Herz bedrückt haben.
D a s und vieles andere haben wir miterlebt.
Aus dieser Sicht braucht man sich gar nicht zu wundern, daß bei der Fabrikation des Textes für das Sterbebild des Hochwürdigsten Bischof Blasius von Seiten des Ordens der Verfasser dieses Textes die Kühnheit hatte, in eben diesem Text zu behaupten, Bischof Blasius sei aus politischen Gründen gar nicht mehr in seine Diözese Yungchow in China gekommen, während wir im Besitz einwandfreier Dokumente sind, daß der Hochwürdigste Bischof in Yungchow gewesen ist und dort als Bischof gewirkt hat, und daß er erst später von dort vertrieben wurde.
Ein Geschichts-Irrtum? Man merkt die Absicht, und wird verstimmt.
Wenn Paul VI. dann dem Bischof von Regensburg ein langes Telegramm mit Lobsprüchen anläßlich des Todes von Bischof Blasius gesandt hat, wenn der Bischof von Regensburg sich dieses Telegramm dadurch entledigt hat, daß er es an dieselben Franziskaner nach München sandte und wenn dieselben Franziskaner dann dieses postmortale Pauluslob längere Zeit in ihrem Aushängekasten präsentierten, dann hat der bayerische Volksmund für solche postmortale Schönfärberei aus alter Erfahrung ein deftiges, leider nur allzu wahres Sprichwort:
"Wie der Schimmel noch am Leben is' g'wen, haben' s eam nix z'fressen ge’bn' wie aber der Schimmel tot is' ge'wen' haben's eam an Schüpl Heu 'nei geb'n. Net daß d'Leit sag'n: Z'weng der Not is' der Schimmel tot".
Wie Herr Dr. Hiller berichtet, habe der Generalvikar der Diözese Augsburg dem Hochwürdigsten Bischof Blasius geraten, "für die Mission zu beten, anstatt Priester zu weihen". Zynischer geht's nimmer, noch dazu im Zeichen des allgemeinen Katzenjammers über den Priestermangel. Daß ausgerechnet in dieser Diözese und etwa zur selben Zeit dann der hinreichend bekannte Presse- und Fernsehskandal in Breitbrunn am Chiemsee gediehen ist, muß mindestens äußerst nachdenklich stimmen "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen".
Vom Bischof von Regensburg aber, der abgefallene protestantische Pfarrer im Familienkreis sozusagen weiht", jetzt zu Diakonen und im Sommer, wie er gesagt haben soll, dann zu Priestern, ist es verständlich, daß er bei seiner Anwesenheit in Waldsassen keine Zeit hatte, um den sterbenden Bischof Blasius noch zu besuchen, den er, der Bischof von Regensburg im schönen Einverständnis mit den Franziskanern nach Waldsassen hatte kommen lassen.
Man ist versucht zu sagen, daß der Bischof von Regensburg anstatt dieser unter dem ökumenischen Mäntelchen getarnten Pastorenweibe seinerseits besser getan hatte, für die Mission zu beten. Zu diesem leichtfertigen und brutalen Faustschlag gegen den Zölibat römisch-katholischer Priester kann man nur sagen:
Fall von Unterwanderung als Mittel zur Revolution.
Für jeden noch klar denkenden Menschen, wo immer er sonst stehen mag, hat der Bischof von Regensburg höchst persönlich sowohl für seine Taten wie auch für seine Reden, z.B. seinen Ruf nach einem neuen Athanasius für die Kirche unserer Tage, das Zeichen des Widerspruchs in sich und damit der Unglaubwürdigkeit gesetzt.
Das sind keine Geschichtchen, das ist Geschichte der Kirche und wir stehen mitten darinnen. "Viele Bischöfe, Kardinäle und Priester gehen den Weg des Verderbens und reisen die Seelen mit." (Botschaft von Garabandal)
An der beispielhaften Demut, mit der der Hochwürdigste Bischof Blasius Tag für Tag sein schweres Schicksal und sein zum Tode führendes Leiden mit dem Rosenkranz in der Hand ausgebetet hat' könnten sich seine sogenannten Mitbrüder im Bischofsamt wie auch im Orden ein Vorbild nehmen, keinem, weder ihnen selbst noch der Kirche zum Schaden.
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