Wie sag ich’s meinem Kinde?
von Karl-Heinz Jütting
Für die Progressisten, Modernisten, Protestanten und sonstigen Schwindler aller Schattierungen gab und gibt es stets ein Problem: "Wie sag' ich's meinem Kinde?" - oder: wie verpackt man den Bluff SO7 daß das gutmeinende7 ahnungslose und - nach der Meinung dieser Leute - unbedarfte und blöde Kirchenvolk darauf hereinfällt.
Um die Menschen zu verführen, hat sich Satan stets raffinierter Mittel und Methoden bedient, die aber doch nie so raffiniert gewesen sind, daß sie nicht mit Hilfe Gottes für alle Menschen guten Willens durchschaubar geblieben wären. So sehen wir uns denn auch heute seitens der Fortschritts-Theologaster und ihrer Nachplapperer einer Flut von mit pharisäerhafter Eloquenz und anscheinend schlagender Beweiskraft vorgebrachten Scheinargumenten gegenüber, die keinen anderen Zweck haben, als uns die Unterdrückung und Verfälschung von Glaube und Meßopfer mundgerecht, ja sogar logisch und begrüßenswert zu machen. "Widerstehet im Glauben fest" ist uns zwar angesichts jeder häretischen Spiegelfechterei zum Auftrag gemacht, aber trotzdem: wieviel Menschen gibt es, die trotz der Durchschaubarkeit des Geschwätzes dekadenter Theologaster sich davon beeindruckt zeigen, Kompromisse schließen, ja mit fliegenden Fahnen in das Lager jener Seelenverderber übergehen.
Da die neo-modernistische Häresie unserer Tage eine Häresie des Klerus ist, findet man immer und immer wieder die als Argument vorgebrachte Lüge, der Priestermangel und die Priesternot seien heute derartig gewachsen, daß die wenigen Priester unter der Last und Bürde ihres geistlichen Berufes und ihrer geistlichen Bürden schon so gut wie zusammengebrochen wären oder zusammenbrächen und daß darum die Laien in breitester Front antreten müßten, um alle irgendwie entbehrlichen bisherigen Funktionen des Priesters zu übernehmen, damit diesem die Zeit bleibe, sich den eigentlichen und ganz spezifisch priesterlichen Funktionen voll und ganz widmen zu können. Dieses in zahlreichen Varianten vorgebrachte edelmütig klingende Gewäsch muß dann dazu herhalten' all das zu begründen' was unsere Gotteshäuser in Ruinen und unsere Heilige Liturgie in einen Schandkult verwandelt hat: Zerstörung unserer Altäre und Zerstörung unseres heiligen Meßopfers, Sünde und Schande dort, wo früher das Wandlungsglöcklein erklang, miniberockte Teenager als Ministrantinnen und als Beitrag zur satanischen Sexualisierung des Meßopfers; halbreife linksdrallige Beatband-Idioten dort, wo früher das Sanktissimum eine Aura des Heiligen umgab.
Aber man müßte Seiten, müßte Bände schreiben, wollte man all die Gemeinheiten aufzählen, die man uns heute unter dem Beifall der Bischöfe als echt katholisch, als gut und fortschrittlich anpreist und für deren Praktizierung man noch vor einem Dezennium exkommuniziert und suspendiert worden wäre. Wie es indessen um die armen, wenigen, allüberall so wahnsinnig überlasteten und sich in Sorge um das Heil der Seelen schier verzehrenden Priester ansieht, konnte man am 27. September 1973 in der in Bozen (Südtirol) erscheinenden Tageszeitung "Volksbote" lesen. P.J. Brunner aus dem Orden der Weißen Väter schreibt da in seinem Beitrag "Mission auf neuen Wegen" folgendes:
"... P. Jobin in Burundi, ein eingeschriebenes Mitglied des Bundes Schweizer Architekten, überwacht die kirchlichen Neubauten in Ruanda und Burundi, ein anderer (Missionar) hat soeben eine dreijährige harte Journalistenausbildung beendet. In Zambia betreute der deutsche P. Ritter jahrelang alle Kirchlichen Sendungen im staatlichen Rundfunk, während in Kongo-Zaire ein belgischer Missionar Dutzende von Filmen herstellte, die als Bildungsmaterial für die Bevölkerung vom Staate aufgekauft wurden. Ein italienischer Pater hat in Zentralafrika eine Kunstschule geschaffen, die einheimische Kräfte ausbildet, Talente weckt und christlichem Gedankengut einen künstlerischen afrikanischen Ausdruck verleiht, während ein holländischer Mitbruder in Tunesien als Theaterregisseur arabisches Kulturgut ins Volk trägt. Öfters stehen Missionspriester in staatlichen Diensten, um auf ihre Weise ihren feil beizutragen zur Weiterentwicklung der jungen Länder, in denen sie wohnen: als Professoren an den staatlichen afrikanischen Universitäten, an Gymnasien und technischen Schulen vieler Länder, als Leiter handwerklicher oder landwirtschaftlicher Ausbildungszentren, als Initiatoren von Genossenschaften für Landwirtschaft und Handwerk. In Nordafrika arbeitet ein Priester als Elektroingenieur, ein anderer als Leiter eines Büros für Tourismus, ein dritter als Literaturkritiker in Presse und Fernsehen. In Zusammenarbeit mit mehreren afrikanischen Staaten führen Missionare sozial-wirtschaftliche Institute zur Ausbildung von Genossanschafteleitern, Gewerkschaftsführern, Beamten und Journalisten. In Mali ist ein Pater in der landwirtschaftlichen Forschung eingesetzt, der sein Studium als Agronom-Ingenieur abgeschlossen hatte."
Soweit das Zitat aus dem Aufsatz von P.J. Brunner im Bozener "Volksboten". Man greift sich in der Tat an den Kopf! Das sind sie also; die eminent priesterlichen Aufgaben, zu deren Erfüllung unsere Priester nun endlich freigestellt werden müssen. Das ist sie als die neue postkonziliare Seelsorge, in der das "Wehen des Geistes" so spürbar wird! Kein Wort davon, daß man die Menschen dort lehrt, wie der große Gott ein kleines Kindlein geworden ist aus Liebe zu uns; kein Wort davon, daß der Heiland am Kreuz gestorben ist für unsere Sünden; kein Wort davon, daß er seine Mutter auch uns zur Mutter gegeben hat; kein Wort von dem vielen Wunderbaren unseres Glaubens, für den kein Geschöpf unserem Herrgott genug danken kann. Und während der hochwürdige Herr Elektroingeniqur, Tourismus-Direktor, Journalist, Theaterregisseur sich wundere, wie modern und tüchtig dünkt in seiner Sorge "zur menschlichen Entfaltung unserer Brüder und Schwestern" (F.J. Brunner) ist niemand da, der das Kind vor seiner Türe das Beten lehrt.
Man müßte ja blind sein,. wollte man die Dekadenz nicht sehen und das "Wehen des Geistes" nicht spüren, der der Geist des Fürsten dieser Welt ist, einer Welt, für die Christus zu beten sich geweigert hat.. Und dieser Geist ist nicht neu, dieser "Frische Wind in der Kirche" ist nicht belebend, vielmehr so giftig' verkommen und verflucht wie der Vater der Lüge selbst. Darum gilt auch heute noch jene erschütternde Mahnung, die Herrmann von Prag, ein Prediger des Hohen Mittelalters, den pflichtvergessenen Priestern seiner Zeit ans Herz legt:
"Jesus spricht zu Recht zu uns: Die Arbeit ist groß, doch der Arbeiter sind wenige. Ihr, meine Brüder, seid die große Ernte Gottes; die wenigen Arbeiter sind wir Priester. Das können wir nicht ohne Trauer sagen. Obgleich es nämlich gute Christen gibt, die Gutes von Gott und dem Heil ihrer Seelen hören möchten, fehlen die Prediger, die sie durch Tröstung aus der Heiligen Schrift zu guten Werken stärken. Siehe, die Welt ist zwar voll von Priestern, und doch sind der Arbeiter nur wenige. Wir haben wohl das priesterliche Amt auf uns genommen, aber was zu unserer Pflicht gehört, erfüllen wir nicht. Die, die uns anempfohlen sind, verlassen Gott, und wir schweigen. Sie obliegen bösen Werken, und wir wollen nicht die strafende Hand gegen sie ausstrecken, auf daß sie auf Grund der Drohungen von ihrer Ungerechtigkeit sich erheben. Sie gehen täglich unter wegen ihrer Ungerechtigkeit, und wir wollen sie nicht zur Buße rufen, so daß sie durch unsere Schuld zur Hölle laufen. - Fortan laßt uns gewissenhaft auf uns selbst achten. Laßt uns - soviel ein jeder kann. nicht unterlassen, die Worte Gottes zu lehren und sowohl die Schrecken des Gerichtes als auch die Freuden des Himmele zu verkünden. Da uns der Herr durch den Propheten ruft: 'Rufe und schweige nicht, sondern deine Stimme erhebe sich, um dem Volk sein Übertreten zu verkünden!' wollen wir dies tun. Laßt uns zu Gott rufen für die Völker, die uns anvertraut sind! Laßt uns bellen gehen gegen den Hund, den Teufel, daß er die Schafe des Herrn nicht zerstreue, während wir, die Mietlinge, ihn kommen sehen und fliehen." (Zitiert nach: Antonie Gatz, Mensch bedenk die großen Dinge, Mainz 1950).
Wie recht hat die Redaktion dieser Zeitschrift, wenn sie uns immer und immer wieder auffordert: Betet um rechtgläubige katholische Bischöfe und Priester! Ja, beten wir inständig um solche Priester, und beten wir auch um all die verirrten und von einem falschen Evangelium irregeführten Priester! Sammeln wir so glühende Kohlen auf ihr Haupt! Und empfehlen wir voll gläubigen, kindlichen Vertrauens alle gültig geweihten Priester der ganzen Welt der Fürbitte der Hochheiligen Gottesgebärerin, Unserer Lieben Frau!
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