Das katholische Priestertum
von Paul Scortesco Übers. Von Ambros Kocher
Was man als zauberhafte "Erneuerung der Kirche" ansieht, das sind die leeren Seminarien, die Priester, die ausrücken und jene, die desertieren, um zu heiraten, und ebenfalls die Katholiken, die zu Heiden werden: ohne Priester leben sie ohne Gott, ohne Sakramente, von allen Mitteln der Heiligung beraubt, - was noch nie vorgekommen ist, außer unter dem gegenwärtigen Pontifikat. Und das Heilmittel, das man uns darbietet, ist noch schlimmer, als das Übel, an dem die Kirche leidet: Laien für die Zeit ordinieren, Verheiratete, ja sogar solche weiblichen Geschlechtes, entsprechend der Ansicht von Mgr. Riobé, Bischof von Orléans, - ein Umstand, der nicht den geringsten Widerspruch von Seiten des Vatikans hervorgerufen hat.
Eine bewunderungswürdige Lösung: Diese Laien werden die Präsidenten der Versammlungen einer desakralisierten Religion sein; diese nähern sich den Versammlungen der Freimaurerlogen, der kommunistischen Zellen oder protet. Tempel. Das wird uns ein wenig ändern - es ist notwendig, daß sich alles ändere! - denn gemäß der katholischen Lehre empfängt der Priester das Sakrament der Priesterweihe, die größte Gewalt, die es auf Erden gibt, nämlich mit derselben Gewalt wie Christus selber die Worte auszusprechen: "Das ist mein Leib"... "Das ist mein Blut"... und das Kreuzesopfer sakramental gegenwärtig zu setzen. Und außerdem empfängt er die Gewalt, im Buß-Sakrament die Worte auszusprechen: "Absolvo Te", welche die Sünden auslöschen. Diese beiden Machtvollkommenheiten gehören allein den katholischen Priestern, welche für die Ewigkeit ordiniert sind. Das ist die katholische Lehre, und die Priester, welche nicht mehr daran glauben, sind nicht mehr katholisch.
Die Konfusion, welche seit "Vatik. II" zwischen Priestertum und Laientum unterhalten wird, ist eine modernistische Häresie, die aus der Reform stammt. Es besteht ein Abgrund zwischen folgenden beiden: Der Priester ist Priester kraft doppelter sakramentaler Machtvollkommenheit, "in persona Christi", und hat sich vollständig Christus zu weihen und dazu im Dienste der Gläubigen zu stehen. Wenn er diese Aufgabe umstürzt, dann kann er den Gläubigen nicht helfen, ihr Heil zu wirken. Er wird diese zweite Aufgabe vergessen und wird nur mehr darauf ausgehen, die Gesellschaft zu reformieren und Politik zu machen. (Vor zwei Jahren wurde Mgr. Vial, Bischof von Nantes, in seinem Seminar anstatt mit dem gewohnten "Sacerdos et Pontifex" mit dem Gesang der Internationale begrüßt). Das ist es nicht, was die Gläubigen von einem Priester erwarten; sie verlangen bloß, daß er sich um ihr Seelenheil bemüht, daß er sich mit ihrer geistigen Gesundheit befasse, wie sich der Arzt mit der Gesundheit des Leibes befaßt.
Große Mode ist es aber bei den meisten Priestern, alles zu tun - außer den Beruf des Priestertums auszuüben; eine Mode, die sie in den Augen der Gläubigen lächerlich macht und sie dem totalen Zusammenbruch ihrer Unternehmen zuführt. Sie begreifen die Rolle nicht, die zu spielen ihnen Satan zuerkennt. Der Ruin des Priestertums zieht jenen der ganzen Christenheit mit sich. Man muß sich heute damit beeilen, jegliche Ausschöpfung der Evangelien zu gunsten der Revolution der kommenden Tage zu vernichten, welche von Gerechtigkeit hier unten predigen, Thema der letzten Synode. Das Evangelium drückt nirgends die Absicht aus, die Gesellschaft umzuformen ("Gebt dem Kaiser"), aber davon sich selber umzuformen (den alten Menschen zu besiegen...), es verträgt keine soziale Kritik, denn sein Thema liegt auf ganz anderer Ebene: Das Reich Gottes, das man in jeglicher Gesellschaft erringen kann...
Der Gedanke, daß der Seelenzustand vom Sozialen und Ökonomischen abhängt, ist der katholischen Lehre fremd, gehört aber in die marxistische Doktrin. Die Erniedrigung der katholischen Religion auf die irdische Strömung bildet das größte Unglück unserer Zeit. Man muß sie auf übernatürliche Ebene erheben und gleichzeitig die wahre Lehre vom katholischen Priestertum wiederfinden. Nehmen wir zur Kenntnis, daß Messe und Priestertum immer dasselbe Los erleiden. Sobald die Messe degradiert wird, entarten die Priesterberufe, dann nehmen sie ab und werden vom Verschwinden bedroht. Und hier ist man nun angelangt, weil man Messe und Priestertum hat anpassen wollen an eine Gesellschaft, in der der Würgeengel herrscht. Messe und Priestertum sind zum Zustand des eigenen Abwürgens gelangt... Man hat sie annähern wollen an eine Gesellschaft, die unter den Mächten des Todes steht, der Hölle, da ja Gott von dieser Welt, wie von einer Hölle, abwesend ist. Warum dann darüber staunen, daß die treuen Priester beschützt werden, und daß sie sich in aller Ruhe den Sakrilegien ihrer extravaganten Liturgie widmen können? Das ist normal für eine Hierarchie, die den Glauben verloren hat, in diesem zweiten Arianismus.
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