Die Gegenkirche in der Kirche
nach Christian Florac übers. von Ambros Kocher
Bossuet nennt in seiner Predigt über die Kirche drei Stürme, welche nacheinander die Kirche heimgesucht haben: Die Vereinigung der Ungläubigen zur Zerstörung der Kirche. Der Zusammenschluß der Häretiker, um ihr die Kinder zu entreißen. Schließlich haben die schlechten Christen, die in ihrem Schoße verblieben sind, Gift in ihr Herz gegossen.
Bossuet erklärt, daß eine stinkende Krankheit sozusagen den ganzen Körper der Kirche infiziert. Die Ungerechtigkeit stürzt herein wie ein Wildbach. Seitdem durch den Neid des Teufels, wie Leo XIII. erklärt, das von Gott getrennte Menschengeschlecht sich in zwei feindliche Lager gespalten hat, kämpft das Reich Satans gegen die Kirche Jesu Christi. Es geht ihm darum, den Kern der Kirche zu zerstören und sie durch seine Gegenkirche zu ersetzen. Die Menschheitsgeschichte ist im Grunde eine solche dieser Zusammenstöße, welche sich in drei Akten vollsog: Paradies und Sünde - Kalvaria und Triumph der Erlösung. Der dritte Akt vollzieht sich heute, im Reiche des Antichristen und in der Wiederkunft des Herrn.
In der Kirchengeschichte lassen sich folgende Perioden feststellen: Kalvaria bis Renaissance, Revolution bis zu Herrschaft des hl. Herzens Jesu; von da ab bis zum Reiche des Antichristen, und dann von hier bis zur Wiederkunft Christi.
Jene Epoche, die unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, die unsrige, erstreckt sich von der französ. Revolution bis zur heutigen Stunde. Die zu erwartende Gegenkirche soll als Mittel zur Züchtigung und zur Reinigung dienen. Innerhalb der Weltrepublik wird sie in der Fusion sämtlicher Religionen bestehen, eine wahre Kirche Satans. Heute sind wir Zeugen, wie die zweite Phase der Gegenkirche ins Werk gesetzt wird: Die Zerstörung der Kirche im Innern. Diese Aktion vollzieht sich ihrerseits in zwei Phasen und auf zwei verschiedenen Wegen:
1. Phase: Das Verfaulen des Klerus durch den Modernismus. Diese Auflösung ist begleitet von einer listigen Verfälschung von Glauben und Moral. 2. Phase: Direkter Angriff auf Kopf und Herz der Kirche. Unterwerfung des hl. Stuhles unter die jüdisch-freimaurerischen Finanzmächte, Zerstörung der Kurie. Hierauf direkter Schlag gegen den Papst, welchen die Gegenkirche für sich beansprucht. Die Beweise für das Gesagte liefert uns die Gegenkirche selber.
1. Phase. Das Verfaulen des Klerus durch den theoretischen und praktischen Modernismus. Dieser wurde schon von Pius IX., vor der Verdammung durch Pius X., gut skizziert. Er zählt auf: Scheußlichkeiten der Irrtümer, Fallstricke und Ränke, mit denen unsere Feinde in den Seelen die Liebe zur Frömmigkeit, der Gerechtigkeit und Sittsamkeit ersticken. Diese Feinde erheben den Fortschritt bis zu den Wolken und suchen ihn in der Kirche heimatberechtigt zu machen. Predigten des Indifferentismus, nach welchem alle Menschen jedes Kultus und jeder Religion zum Heile gelangen können. Die Wölfe im Schafskleid, welche die Gläubigen täuschen.
Leo XIII. äußert sich in ähnlicher Weise. Pius X. demaskiert mit Schärfe und Entschiedenheit die Häresie des Modernismus in "Pascendi": Die Urheber der Irrtümer sind heute nicht bei den erklärten Gegnern zu suchen. Sie verstecken sich vielmehr im Schoße und Herzen der Kirche. Sie zerstören die Kirche nicht von außen her, sondern drinnen selber. Sie arbeiten derart geschickt, daß jene, die nicht auf der Hut sind, mißbraucht werden. Die Päpste kannten also sehr gut die Pläne für eine neue Kirche.
A. Indifferentismus, Synkretismus, Oekumenismus. Saint Yves d'Alveydre (l849-1909): "Ist denn der Untergang der geistlichen Macht der Päpste nicht ein sicheres Zeichen für den möglichen Triumph der universellen Kirche, dadurch, daß die Gleichheit und Brüderlichkeit aller Kirchen feierlich anerkannt werden?" Nach ihm nehmen an der Universalkirche teil: 1. Die evangel. Kirche, mit Evangelium, Behörde, Bischöfen, Papst und Konzil. 2. Die mosaische Kirche mit Thorah usw. 3. Die Kirche der Veda und ihre Behörde die Loge Agartha. 4. Der Lutherismus, der Islam, der Buddhismus.
Ex-Abt Rocca (1830-1893): "Ein neues Christentum, wirklich universal, wird den Himmel auf die Erde ziehen, wird Grenzen verwischen, Sekten, Lokalkirchen aufheben..." Was sich in der Universalkirche verbereitet, das ist nicht eine Reform, sondern eine Revolution. Was herauskommen wird, das wird die Welt in die Knie zwingen vor dem Erlöser. Demonstration der Übereinstimmung der modernen Zivilisation mit Christus und seinem Evangelium. Was die Christenheit aufbaut, das ist ein Universalkult, in dem alle Kulte verschmolzen sind.
B. Der theoretische Modernismus. Abbé Jeannin: "Die katholische Kirche besitzt die eines absolute Wahrheit, die alle Probleme löst, welche der menschliche Intellekt sich stellen muß. Aber sie hält sie eingeschlossen in einem unentwirrbaren Labyrinth von Dogmen, deren Widersprüche den unerschrockenen Christen entmutigen. Sie kleidet sie mit Kleidern, welche die Formen verbergen, um sie annehmbarer zu gestalten, sie erstickt ihre Stimme in der Untätigkeit des Schlafes ... Dieses entstellte Bild wird Offenbarung genannt..."
"Die Kirche muß für ihre Dogmen Formeln wählen, welche den Erfordernissen des befreiten menschlichen Geistes entsprechen. Sie soll den abgenützten Schleier entfernen, mit der sie die Seele ihrer Theologie bedeckt, sie soll die alten scholastischen Formeln abstoßen..."
C. Der praktische Modernismus und die Verderbtheit des Klerus. Der Priester-Apostat Rocca, Bekämpfer der alten Formen der Liturgie, der Soutane, Befürworter der Priesterehe, sagt u.a. über das Konzil: "Ich glaube, daß der Gottesdicnst, wie ihn die Liturgie, das Zeremoniale, das Rituale und die Vorschriften der röm. Kirche regeln, in einem nächsten ökumenischen Konzil eine solche Umgestaltung erfahren wird, daß er sowohl die ehrwürdige Einfachheit des goldenen apostolischen Zeitalters erlangen und in Harmonie mit dem neuen Stand des Gewissens und der modernen Zivilisation gebracht wird."
2. Phase. Der direkte Schlag gegen das Haupt und das Herz der Kirche. Aus dem Brief von Nubius an Volpe vom 30. März 1844: "Was wir vor allem verlangen und erwarten, wie die Juden den Messias erwarten, das ist ein Papst nach unseren Bedürinissen..., in kleinen Etappen werden wir zu einem Triumph der Revolution über einen Papst gelangen." Aus den geheimen Instruktionen der Loge Haute Vente: "Wir müssen den ersten Schritt tun gegenüber der Kirche, um beide (Papst und Kirche) zu besiegen. Der Kampf wird hart sein und lange dauern. Wir verlangen nicht, daß der Papst zu uns komme, noch die Kardinäle. Wenn solche zu uns getreten, Papst würden, geschähe es aus Ambition, zu unserm Schaden. Was nötig ist, das ist ein Papst, der unsern Einflüssen zugänglich ist. Das Ziel werden wir erreichen.
Um uns einen Papst zu sichern, der unsern Forderungen entspricht, müssen wir ihm vorerst eine Generation schaffen, die unseres Herrschaftsraumes würdig ist. Kümmern wir uns nicht um die Alten, gehen wir zur Jugend, wenn möglich bis zur Kindheit. Ihr müßt sein einfältig wie die Taubon, doch klug wie die Schlangen. Wenn ihr einmal das Vertrauen gewonnen haben werdet in den Kollegien, Gymnasien, Seminarien, bei den Professoren und Studenten, dann werden die jungen Geistlichen und die Ordensleute zu unsern Lehren Vertrauen haben.
Nach einigen Jahren wird dieser junge Klerus mit Gewalt alle Funktionen sich gesichert haben. Er wird herrschen und urteilen, sie werden dazu berufen sein, den Papst zu ernennen. Und dieser Papst wird wie die Mehrzahl seiner Zeitgenossen von den humanitären Prinzipien durchtränkt sein. Solcher Klerus muß unter eurer Standarte marschieren, immer im Glauben, sie marschiere unter dem Banner der apostolischen Führung.(!)...
Werfet eure Netze in die Sakristeien, Seminarien und Klöster. Was ihr fischen werdet, das ist eine Revolution in Tiara und Cappa, die mit Kreuz und Fahne marschiert, eine Revolution, die nur ein bißchen knien muß, um das Feuer an allen vier Ecken der Welt zu entfachen... " Und der Plan entfaltet sich.
Protokoll der Sages de Sion: "Wenn die Stunde zur Zerstörung des päpstlichen Hofes schlägt, dann weist der Finger einer unsichtbaren Hand die Massen auf den Vatikan. Diese wird sich auf ihn stürzen, wir aber werden uns als Retter erweisen und Blutvergießen zu vermeiden suchen. Ein solcher Akt wird uns alle Türen öffnen. Wir werden uns des Platzes bemächtigen und nicht eher ausziehen, bevor die Macht des Vatikans zerstört ist. Der König der Juden wird, was der Papst gewesen. Er wird der von uns eingesetzte Patriarch der Universalkirche. Aber solange wir die Jugend nicht völlig umerzogen haben zu vergänglichen Überzeugungen, werden wir weder offen noch durch Zwang gegen die Kirche vorgehen. Unser Zerstörungswerk erfolgt auf dem Wege der Kritik, als Quelle der Zwietracht."
Hierauf geht es an die Zerstörung der Kurie. Rocca: "Der römische Hof oder Vatikan ist schuld daran, daß das Christentum ins Grab gesunken ist. Dieses steinerne Grabmal, bewacht von den roten Zenturienen (Kardinälen) wird vom Engel der Auferstehung durch die Kraft der Evolution oder Erlösung entfernt werden. Endlich erfolgt der direkte Angriff auf den Papst. Das alte Papsttum und das alte Priestertum werden gerne abdanken vor dem Papsttum und Priestertum der Zukunft. Es handelt sich einfach um jene der Vergangenheit, die bekehrt und umgewandelt werden angesichts der wissenschaftlichen Organisation des Planeten im Lichte des Evangeliums. Und diese neue Kirche wird, obschon sie von der scholastischen Disziplin und der rudimentären Form der alten Kirche befreit worden ist, trotzdem von Seiten Roms Konsekration und kanonische Jurisdiktion erhalten. Der Konvertit des Vatikans, gemäß Christus, braucht keine neuen Lehren zu offenbaren, kann ruhig die alten Geleise befahren, wie sie von den Völkern gegangen sind; aber das Volk muß in der modernen Zivilisation bestärkt werden. Der Papst wird sich damit begnügen, die Arbeit des Geistes Christi oder des Christi-Geistes zu bestätigen und zu verherrlichen, dank seiner persönlichen Unfehlbarkeit. Er wird urbi et orbi kanonisch erklären, daß die gegenwärtige Zivilisation die legitime Tochter des hl. Evangeliums der sozialen Erlösung darstellt. Das Papsttum wird unterliegen, sterben unter dem Messer' das die Väter des letzten Konzils schmieden werden."
Das römische Papsttum wird urbi et orbi erklären, daß es nachdem es seine Rolle erfüllt habe, sich freiwillig in seiner alten Form auflöse, um freies Feld zu gewähren der höheren Wirksamkeit des neuen Pontifikates der neuen Kirche und des neuen Priestertums, welche es kanonisch einsetzen wird, bevor es den letzten Seufser ausschnauft... Sobald es in aller Augen klar erkennbar ist, daß die Ordnung logisch aus der alten hervorgeht werden das alte Papsttum und das alte Priestertum noch so willig abdanken." (Rocca)
Die große Loge von Aachen dekretierte am 24. Juni 1957, noch zu Lebzeiten des Papstes Pius XII., der Augenblick zum letzten Angriff auf den Stuhl Petri sei da: "Es handelt sich von nun an um den Kampf für eine geistige Erneuerung. Sie muß im Innern der Kirche ihren Anfang nehmen, in Erscheinung treten und kämpfen, und schließlich erstrahlen: Der Meister des Vatikans. Die Stunde hat geschlagen, der Kampf der letzten Gelegenheit, der Kampf für das hl. Reich. Der Einzige wird regieren".
Der Tod von Pius XII., beschlossen von hoher Warte, sollte den internationalen Instanzen der Gegenkirche das Signal geben zu den Operationen der letzten Stunde, vor der Aufrichtung der Weltregierung und der Weltkirche, welche mit ihr verbunden, wenn nicht ihr unterworfen sein wird. Nach Vollendung der Vorbereitungsarbeiten für das Konzil sollte es als zweckmäßig erscheinen, daß die Kirche sich selber angleiche, sich bloß reformiere, der Welt sich öffne durch den Betrug des Aggiornamento und des Ökumenismus. Die "Erneuerung" nahm im Konzil ihren Anfang und hat sich bis zur heutigen Krisis entwickelt. Der Meister des Vatikans ist ein römischer Papst, von der Haute Vente gewünscht und notwendigerweise mehr oder weniger durchdrungen von den humanitären Grundsätzen. Es handelt sich um einen Plan der Gegenkirche, der noch nicht vollauf faßbar ist. Wenn auch gewisse Tatsachen darauf hinweisen, daß die "Revelution in Tiara" schon eine vollendete Tatsache sei, scheint der Triumph der Aachener Deklaration noch nicht erreicht zu sein. Das hl. Reich ist in ihren Grundzügen da, ebenso die Grundlagen für eine Weltregierung. Was die Freimaurerei erträumte und erwartete, ist zum großen Teil sichtbar. Der Einzige, das ist der Gott der Gegenkirche, jener der sich als Christus ausgeben wird, und als solcher sich anbeten lassen will. "Der Mann der Sünde", verkündet vom hl. Paulus und von dem Pius X. sprach (E supremi Apostolatus, 1903).
Rom ist nicht mehr Rom. Die Stadt ist allen Feinden geöffnet; die letzten Gläubigen verstecken sich und erwarten die Stunde des Herrn. Im Moment, da der Feind sich als Sieger glaubt, die Kirche zerstört, wie Christus auf Kalvaria, dann erscheint die Macht des Herrn. Dieser Tag kommt, denn die Worte Gottes lügen nicht. Wenn die verirrte Menschheit zur Einsicht gelangt, wie sie getäuscht worden ist, dürfte das Interesse an der Bergpredigt erwachen. Das Licht der Welt wird kommen, die falschen Propheten werden auf den Grund sinken.
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