Warum wurde Honorius exkommuniziert? Warum ist Paul VI.imme noch Papst?
Von Hugh McGovern Übers. Von Hans Kopp
Wir haben hier zwei Päpste.*)
Der eine hat vor seiner Wahl öffentlich Häresien verbreitet, und somit möglicherweise seine Wahl ungültig gemacht. Er hat während der Zeit seiner unglücklichen Regierung weitere Häresien geäußert und sie verbreitet. Er hat katholische Dogmen verlotst und offenkundig den heiligen Lehraussagen seiner Vorgänger widersprochen. Er hat die allein wahre Messe zerstört und eine falsche Messe' an ihre Stelle gesetzt, die auch den Protestanten die Teilnahme erlaubt. Er hat in Hierarchie, Episkopat und Priesterschaft unzählige Häresien und Apostasien geduldet. Er hat nicht einen Finger gerührt, um Häresien und Apostasien und sogar schismatische Bewegungen, die unter seinem Pontifikat entstanden sind, zu unterdrücken. Unter seiner Regierung wurden alle sieben Sakramente entweiht und zerstört. Unter seiner Regierung wurden alle religiösen Orden und Vereinigungen von der Krankheit des Modernismus durchsetzt, sowie von einem lautstarken Abscheu vor allem Katholischen, sodaß nicht eine davon als heilige Festung rechtgläubiger Hingabe an Gott Widerstand leistet. Dieser Papst hat tatsachlich alles rechtgläubig Katholische geächtet und die Anhänger des überlieferten Glaubens öffentlich als "altgewordene Romantiker“ lächerlich gemacht. Sein Name ist Paul VI., und er gedeiht wie der immergrüne Lorbeerbaum, ohne daß ihm irgend eine kirchliche Vergeltung droht.
Der andere Papst war eigentlich ein guter Papst, so wie auch die Mehrzahl seiner Vorgänger. Er regierte 13 Jahre lang, und das in einer Zeit, als Papst sein noch bedeutete, entführt, angegriffen, gefoltert und hingerichtet zu werden. Die wesentlichen Aufgaben eines Papstes waren zu seiner Zeit viel gefährlicher und schwieriger zu bewältigen als heute. Es galt, die Kirche in einer ihr feindlichen Welt zu nähren und sie aufrecht zu halten' die jeweiligen Herrscher zu bekämpfen, die die Kirche in ihre Gewalt bringen und zerstören wollten, um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen' und es galt, die Reinheit der katholischen Lehre zu erhalten und die Häresien zu vernichten. Dieser Papst verwaltete sein Amt so gut wie irgend einer seiner Vorgänger - mit Ausnahme eines Punktes. Er hatte einen wahren Glauben und war ganz rechtgläubig. Sein Name war Honorius I. Er regierte von 625-638.
Aber eines Tages, bereits gegen Ende seiner Regierungszeit' begann Honorius I. wahrscheinlich in einem Anfall von Schwäche und Verwirrung, in einer dogmatischen Frage Kompromisse zu schließen. Man hatte ihn in einer Auseinandersetzung bezüglich der 'beiden Willen' (des menschlichen und des göttlichen) unseres Herrn um Schlichtung gebeten und er hatte auf eine zweideutige Weise geantwortet, die es der Häresie des Monothelismus (nur ein Wille: der göttliche) gestattete, sich weiter zu verbreiten. Honorius sagte in seiner Erklärung nichts ausgesprochen Unrechtes oder Häretisches (...), aber er verfehlte es, eine volle, unzweideutige Erklärung abzugeben, um die katholische Wahrheit der beiden Willen Christi zu befestigen. Aufgrund dieser einen Entgleisung geschahen drei Dinge:
Dreiundvierzig Jahre nach dem Tode des Honorius setzte das 6. Allgemeine Konzil von Konstantinopel im Jahre 681 fest, daß "Honorius aus der Kirche auegestoßen sei und daß er verdammt sei, denn wir entnehmen seinem Brief an Sergius (derselbe, der die doppeldeutige Erklärung enthielt), daß er dessen Meinung in allem teilte und ihn in seiner falschen Lehre bestärkte" (Die Kirche in der Krise, Hughes). Papst Leo II. bekräftigte diese Verdammung, schwächte aber die Anklage ein wenig ab, indem er sie durch die Worte ersetzte: "...durch seine Nachlässigkeit entfachte er die Flamme der Häresie."
Hundertundneunundvierzig Jahre nach dem Tode des Honorius bestätigte das 2. Allgemeine Konzil von Nicea die Exkommunikation des Honorius, indem sie seinen Namen in das Anathema aller vergangener Häresien mit einschloß.
"Während 500 Jahre (nach Verdammung des Honorius) hatte das Beispiel des Honorius die Bischöfe von Rom in einem solchen Maße in Schrecken versetzt, daß jeder neu gewählte Hohepriester noch während seiner Wahl zum Papst ‚den schändlichen Häretiker Honorius mit dem Bann belegte’" (Die Selbstzerstörung der Kirche: Das Mysterium der Sünde. Rita M. Cancio)
Und als Folge seiner Verdammung wurde es in der Kirche Brauch, auf den Konzilien nach der Verlesung des Glaubensbekenntnisses alle vergangenen Häretiker, unter ihnen auch Honorius, mit dem Bann zu belegen.
Honorius wurde also - das ist sonnenklar - verdammt, mit dem Bann belegt und der Gemeinschaft der Kirche ausgestoßen. Es kann darüber keinen Zweifel geben.
Aber folgende weitere Punkte müssen betont werden: 1. Honorius wurde niemals als Urheber einer Häresie verdammt. sondern nur deswegen, weil er eine Häresie unterstützt hatte. Die vielleicht aufrichtigste und gerechteste Stellungnahme dazu erschien kürzlich in einer Ausgabe der Zeitschrift Aproaches (England): "...eine sorgfältige Nachforschung zeigt, daß Honorius persönlich rechtgläubig war, nicht nur, was die beiden Naturen betrifft, sondern auch in Bezug auf die beiden Willen. Alles, was er sagte, war, daß Christi menschlicher Wille niemals etwas im Widerspruch zu seinem göttlichen Willen wollen konnte. Sein Fehler war, daß er die Gefahr nicht ahnte und die falsche Lehre im Brief an Sergius nicht korrigierte. Dafür wurde er zu Recht verdammt."
2. Die irrtümliche Fahrlässigkeit des Honorius (der päpstlichen Pflicht nachzukommen und den Glauben auch in dieser Hinsicht zu erklären und festzusetzen) war der einzige Vorwurf, der je gegen ihn erhoben wurde und für welchen er "zu Recht verdammt wurde“.
Wegen einer einzigen Verfehlung während seines Pontifikates mußte Honorius das schrecklichste Schicksal erleiden, das einen Katholiken treffen kann: die Exkommunikation vom Hause Gottes.
Was jedoch Paul VI. betrifft, der alle Häresien duldet und selbst neue hervor gebracht hat, so findet sich innerhalb der Kirche kein Finger, der anklagend auf ihn weist (...).
Anmerkung: *) Der Verfasser bringt nicht zum [Lugdruck, daß "Papst sein" zweierlei bedeuten kann: Einmal das de facto Innehaben der äußeren Stellung eines Papstes, zum anderen die im rechtgläubigen Wollen, Denken und Tun begründete, legitime Stellung des Nachfolgers Petri. Wir worden nicht ablassen, bezüglich Paul VI. zu betonen' daß man ihn nur in erster Hinsicht als "Papst" ansprechen kann. Anm. d. Red.
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