Ohne Selbstkritik kein Fortschritt
Von Alois Schnitzer sen.
Es wird heute wohl nur wenige Menschen geben, die nicht zugeben' daß auf den Gebieten der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Technik, im Gewerbe, der Landwirtschaft -: usw. erhebliche Fortschritte erzielt wurden. Menschen, die diesen Fortschritt nicht zugeben, möchte men wünschen, daß sie die Zeit vor vier oder fünf Jahrzehnten bereits bewußt erlebt hätten. Von den damaligen Arbeits- und Lebensbedingungen will ja heute niemand mehr etwas wissen. Und Leute, die damals gelebt haben, wollen heute nicht davon berichten, weil sie höchstens die Antwort erhalten: Warum seid ihr mit so bescheidenem Lebensstandard zufrieden gewesen? Doch all diese alten Menschen würden erwidern: Wir waren eben damals zufriedener, bescheidener und fühlten uns trotzdem glücklich, wenn auch manches, was wir heute haben, zu entbehren war. Wir waren glücklicher als die Menschen von heute.
Bei solch kurzem Rückblick drängt sich heute die Frage auf: Wie kommt es, daß wir heute auf den genannten Gebieten solch erhebliche Fortschritte erreicht haben? Nun die jeweils zuständigen Leute haben ebon an ihren bisherigen Leistungen sachliche und weiterbahnende Kritik geübt. So war es zwar auch in früheren Jahrhunderten. Zu allen Zeiten wurden gegenüber der Vergangenheit Fortschritte erzielt. Das Maschinenzeitalter hat allerdings diesen Fortschritt um erhebliches im Tempo gefördert. Wenn früher 12 bis 14 und 16 Stunden lang am Tag gearbeitet werden mußte, so braucht es heute diese lange Arbeitszeit nicht mehr, weil Maschinen erfunden wurden, mit denen die Arbeitskraft von zehn, hundert und tausend Menschen ersetzt wird. Allerdings kostet heute ein Arbeitsplatz nicht selten riesige Summen. Die sachliche Kritik, verbunden mit dem Willen, immer noch Besseres herzustellen, hat eben dem Maschinenbau, aber auch auf anderen Gebieten menschlichen Denkens und Forschens diesen Fortschritt gebracht. Aus tausend möglichen Beispielen möchte ich ein - wie ich annehme - allgemein verständliches Beispiel herausgreifen. Jeder Kaufmann und Leiter eines Betriebes war früher fortschrittlich, wenn er Buch führte, wenn er von seinen jährlich erzielten Einnahmen die Ausgaben abzog und somit feststellen konnte, wieviel er sich erwirtschaftet hatte. Wer diese äußerst einfache Buchhaltung verbessern wollte, mußte dazu übergehen, täglich festzustellen, ob sein Kassenstand auch mit dem Ergebnis der Buchhaltung übereinstimmte. Wenn diese Übereinstimmung nicht da war, mußte sofort gesucht werden, wo der Fehler lag. Und wenn rechnerisch nur ein Pfennig fehlte, mußte doch nach dem Fehler gesucht werden, weil durch eine eventuelle falsche Buchung sich ein viel größerer Fehler ergeben kann. Nur wer diese Abstimmung täglich machte, konnte einen Fehler leichter richtigstellen, weil das ganze Tagesgeschehen noch in bester Erinnerung war. Eine Kassenabstimmung mit der Buchhaltung nach Wochen oder gar Monaten ist ein Ding der Unmöglichkeit, weil nichtgebuchte Einnahmen oder Ausgaben eben der Erinnerung entwischt sind. Schon seit Jahrhunderten gilt deshalb auch bei Kaufleuten der Spruch: Nur wer genau rechnet und schreibt, dessen Betrieb erhalten bleibt.
Dieses allgemein verständliche Beispiel sollte nur aufzeigen, daß kurzfristige Kontrollen die Genauigkeit fördern. Dieser Wille zur Genauigkeit brachte es dann aber auch noch mit sich, daß heute in Großbetrieben die Buchhaltung in viele Einzelkontos aufgeteilt wurden, damit die Rentabilität einzelner Unterabteilungen ständig kontrolliert ist. Wie es in der Buchhaltung ist, so wurde auf allen Gebieten, die auf Fortschritt eingestellt sind, gearbeitet.
Der Fortschritt auf den verschiedensten Gebieten menschlicher Leistung dürfte uns klar sein. Wie steht es jedoch mit dem Fortschritt auf dem religiösen, dem katholischen Gebiet? Wir wissen, auch unsere Priester, vom jüngsten Kaplan bis zur höchsten Spitze unserer Kirche leben in dieser Zeit, spüren diesen Fortschritt und vertreten deshalb die Meinung, auch unsere Kirche müßte sich auf Fortschritt umstellen, es sei notwendig, das Leben in der Kirche, die göttliche Lehre, die göttlichen Gebote dem Zeitgeist einzuordnen. Daß bei diesen Überlegungen und Planungen jedoch der wirkliche und erstrebenswerte Fortschritt auegeschaltet wurde, ja daß man auf Rückschritt umschaltete, dies möchte ich heute an Hand der eingeführten Bußandachten beweisen.
Die Bußandachten sollen vielerorts das Bußsakrament ersetzen bzw. entlasten. Bevor wir nun die Rückwärtsschaltung beweisen können, müssen wir uns darüber im Klaren sein, welche Aufgaben denn das Bußsakrament hat. Das Bußsakrament hat die Zielsetzung, den Menschen zur Gewissenserforschung aufzufordern. Der Mensch selbst soll feststellen, ob er in der Liebe zu Gott und zu seinen Mitmenschen Fortschritte erzielte oder ob er darin Fehler gemacht hat. Damit die Menschen dieser Aufgabe zustreben können, haben wir göttliche Richtlinien, göttliche Gebote erhalten. Daran kann jeder Mensch feststellen, ob er seine Aufgabe erfüllt oder ob er gefehlt hat. Zu diesen göttlichen Gesetzen gibt es von der Amtskirche bzw. der menschlichen Leitung dieser Kirche noch Ausführungsbestimmungen, die uns ausführlicher erläutern sollen, wie wir den göttlichen Bestimmungen am besten gerecht werden.
Eine dieser Bestimmungen lautet: Der Katholik muß wenigstens einmal im Jahr Bilanz, eine Gewissenserforschung machen. Er muß sich also selbst kontrollieren, ob er die Gebote eingehalten hat, ob er somit in der Liebe zu Gott und seinem Nächsten Fortschritte gemacht hat. Der Katholik muß also jährlich einmal beichten.
Solange die katholische Kirche noch auf echten Fortschritt, auf Verbesserungen: innerhalb des Aufgabengebietes des 3ußsakramentos bestrebt war, kamen die Amtsträger der Kirche zu der Überzeugung, daß eine nur jährliche Gewissenserforschung viele Gefahren in sich birgt. In dieser langen Zeit kann sich der Mensch an Einzelheiten nicht mehr erinnern. Die Außerachtlassung der göttlichen Gebote wird zur Gewohnheit, das Fühlen und Denken, das Innenleben des Menschen gegenüber den Geboten gerät in Rückstand, wird verhärtet - eine ehrliche Selbstkritik wird erschwert und auch die Folge, die jährliche Beichte, wird verschoben. Der Mensch, der eine jährliche Beichte verschiebt, verschiebt dieselbe auf unbestimmte Zeit, weil er sich einer ehrlichen Gewissenserforschung nicht mehr gewachsen fühlt. Somit wird der Mensch den ihm von Gott gestellten Aufgaben entfremdet.
Aus dieser Erfahrung heraus wurden die kirchlichen Ausführungsbestimmungen in diesem Punkte geändert, es wurden vierteljährliche, monatliche Beichten und tägliche Gewissenserforschung empfohlen. Dieser Rat war ehrlich, diente dem Fortschritt, jeder sollte aus gemachten Fehlern lernen. Dieser Rat baute auf der Erfahrung auf, daß nur durch ständige eigene, ehrliche Kritik am eigenen Tun und Lassen sich der Fortschritt entwickelt, den Willen Gottes besser zu erkennen und Fehler, die diesen Fortschritt hemmen, zu beseitigen. Diese Erkenntnis zum Fortschritt in der Erfüllung des Bußsakramentes war also in der Kirche seit Jahrhunderten da und wurde auch gefördert. Man wußte eben, wenn recht viele Menschen, möglichst alle, diesem Ziele zustreben, daß dann das Endziel erreicht wird, die Liebe zu Gott und den Menschen, die Hinführung zur Vollkommenheit, damit sich die Menschheit so selbst schon auf dieser Welt den Frieden schenkt, den uns Gott durch seine Gebote schenken will.
Wir müssen nun leider feststellen, daß durch Menschen, die in der katholischen Kirche Führungsansprüche stellen, das Bußsakrament auf nur schwere Sünden beschränkt wurde. Dies führt zweifellos zum Leistungsabbau, zum Rückschritt, ein solches Bußsakrament erfüllt nicht mehr seine Aufgabe.
Nur Hauptsünden, früher sagte man Todsünden, weil der Mensch durch diese Sünden, wenn er nicht mehr beichten konnte, sich selbst dem ewigen Tode auslieferte. Nur Menschen mit solchen Sünden sollen heute in den Beichtstuhl kommen. Leichte bzw. läßliche Sünden brauchen nicht mehr gebeichtet zu werden. Es dürfte jedem Menschen klar sein: Bevor der Mensch auf irgend einem Gebiet der Gottesgebote zu schwerer Sündenschuld kommt, hat er auf diesem Gebiet viele, viele kleine Sünden als Vorläufer begangen und diese kleinen Sünden braucht der Mensch heute gar nicht mehr zu kennen, er braucht sie nicht zu bereuen, er braucht sie also keiner Gewissenserforschung zu unterziehen.
Mord ist zwar auch heute noch eine schwere Sünde, muß also gebeichtet werden, aber all die Vorläufersünden, wie die Überlistung, die zum geistigen, seelischen und wirtschaftlichen Tod führen, brauchen - nach dem Willen der Neuerer - nicht gebeichtet zu werden bzw. können in Bausch und Bogen in der Bußandacht untergebracht werden. Diese geistigen, seelischen und wirtschaftlichen Vergehen gegen unseren Nächsten, die heute teilweise keiner Gewissenserforschung unterliegen, tragen vielfach die Voraussetzungen in sich, daß der Mörder überhaupt zum Mörder hinuntersinkt. Wer mordet, kennt keine Rücksicht, kennt kein Verzeihen, kennt kein Verzichten, kennt keine Zufriedenheit, hat keine persönlichen Opfer geübt, um dem Nächsten auch einmal Vorteile zu überlassen. Jeder Mörder hat also vor dem Mord viele kleine Sünden begangen. Diese Sünden brauchte er nicht abzulegen, nicht zu bereuen, er wurde also nicht zur Besserung aufgefordert. Auf der seelischen Vorbereitung zum Mordgedanken gab es keine Hindernisse zu überwinden. Ist die nicht ein furchtbarer Gedanke?
Es gibt heute katholische Priester, die einem beichtenden Menschen direkt sagen: Solche leichten Sünden brauchen nicht gebeichtet zu werden. Z.B. wer da beichten will: Ich habe die täglichen Gebete nicht gebetet, ich habe das Enthaltsamkeits- und Verzichtegebot nicht gehalten, ich war neidisch, zänkisch, mürrisch, ich habe vom Gut meines Nächsten begehrt, ich habe des Nächsten Weib begehrt, wird mit der Antwort abgewiesen: Das braucht nicht gebeichtet zu werden. Und wie man kürzlich lesen konnte, wurde eine Jungfrau vom Priester im Beichtstuhl direkt verspottet, weil sie bekannte, daß sie noch Jungfrau ist. Ein furchtbarer Gedanke, daß so etwas heute innerhalb der kath. Priesterschaft möglich ist und daß solche Priester heute noch in Amt und Würden tätig sein dürfen.
Es genügt heute vielen Priestern, und dazu zählen nicht bloß junge, wenn die Leute einmal im Jahr zu einer Bußandacht kommen. Dabei bekennt man ganz allgemein, daß man gesündigt habe. Man braucht sich nicht zu erforschen, wie oft und wieviel man gesündigt hat bzw. ob man nicht anderen Menschen zu schwerer Sünde verholfen hat. Mit solchen Bußandachten kann kein Fortschritt, keine Willensbildung zur Besserung erfolgen, weil kein Teilnehmer einer solchen Bußandacht feststellt, wo er gefehlt hat, wo er also eine Besserung anzustreben hat, um Fortschritte in der Liebe zu Gott und seinem Nächsten zu machen. Für mich als unstudierten Kolpingssohn steht es fest, daß da kein Fortschritt in der Einhaltung der göttlichen Gebote erreicht wird, sondern nur Rückschritt. Somit habe ich die Überzeugung, daß sich diese Priester über die Folgen ihrer Handlungsweise noch gar nicht im Klaren sind, wie sie den Fortschritt im Seelenleben der Menschen hemmen, ja direkt morden. Jahrelang gehen die Kinder der Erzdiözese München zur Kommunion, ohne je gebeichtet zu haben. Und diesen Zustand verteidigt der Herr Kardinal mit den Worten, er habe damit gute Erfahrung gemacht. Da fehlt es doch an der Grundeinstellung. Es kann niemals richtig sein, Kinder ohne Reue über kleinere und größere Sünden zum Tisch des Herrn zu führen. Aus solchen Kindern werden nie gottesfürchtige Katholiken.
Was den Menschen am meisten von allen Lebewesen unterscheidet, ist sein Verstand, und diesen Verstand soll und darf der Mensch nach dem Willen dieser Bußandachtspriester nur voll ausnützen, um bessere wirtschaftliche Erfolge zu erstreben. Sein Nachdenken soll der Mensch nicht dazu benützen, ein besserer Katholik, ein gottgefälligerer Mensch zu werden. Und Menschen, die ihr Tun nicht ständig unter die Kontrolle der göttlichen Gebote stellen, suchen ohne Hemmungen nur nach persönlichem Vorteil und somit werden diese Menschen in ihrer Denk- und Handlungsweise in die Zeit vor Christi Geburt zurückgeworfen. In eine Zeit, wo der körperlich, geistig und finanziell schwache Mensch eben der Diktatur des Stärkeren unterworfen war. Dieser Leistungsabbau auf religiösem und geistigem Gebiet führt eben zum Abbau der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Als Ersatz wahrt man vielleicht Geldspenden, Abgaben vom Überfluß. Was helfen uns heute die modernst eingerichteten Krankenhäuser, wenn dort nur Ärzte und Pflegepersonal tätig sein wollen, um möglichst viel Geld zu verdienen. Das ist nicht Liebe zum Nächsten dies ist reine Eigenliebe.
Wenn in den Herzen und Köpfen der Regierenden diese christliche Liebe fehlt, dann beginnt man, den einfachen Menschen die Freiheit zu entziehen, dann wird das Volk geknechtet, mit Zwang und harter Kontrolle dem Willen der Regierenden untergeordnet. Aus dieser machtsüchtigen Einsetzung heraus erfolgte auch durch die Schriftgelehrten und Pharisäer der Antrag und schließlich die Verurteilung, Christus dem Martyrium und dem Kreuzestod auszuliefern. Aus solcher selbstherrlicher Geisteshaltung entsprangen auch die vielen Verurteilungen in der Nachfolgezeit an den Märtyrern, die den Geist Christi angenommen und gepredigt hatten. Wir haben diesen selbstherrlichen Geist der weltlichen Machthaber während der Nazizeit recht anschaulich erlebt. Nur aus solchem, die Macht beanspruchenden Geist heraus entstanden die Martyrerlager und Tötungsstätten der KZ's. Diesen Machtanspruch über Leben und Tod der Mitmenschen, durch den jeder Hinweis auf persönliche Freiheit abgelehnt wird und mit dem man bedingungslose Einordnung unter die Macht und Diktatur fordert, erleben heute noch die Menschen in den kommunistischen Ländern. Dort schmachten als erste die Idealisten für wahre Freiheit, die Verteidiger der Lehre Christi in den Kerkern und Irrenhäusern, wo diese Menschen einem unmenschlichen Hinsiechen ausgeliefert sind.
Menschliche Freiheit für mich und meinen Nächsten muß nach dem Willen Christi erstrebt werden und diese Freiheit der einzelnen Persönlichkeit darf nur dort eingeschränkt werden, wo man die Freibeit des Nächsten zu schädigen beginnt, wo man um des eigenen Vorteiles willen die Rücksicht, das Verständnis, die Liebe zum Nächsten außer Kraft zu setzen beginnt.
Dem Menschen als Einzelperson, dem Vertreter einer Organisation, der auf materiellem und wirtschaftlichem Gebiet mehr Vorteile für sich, seine Organisation oder sein Volk erstrebt, dem sind die Gebote Gottes, die Liebe und Rücksicht zum Nächsten ein Hindernis. Deshalb sind alle Diktaturen Gegner der katholischen Religion, deshalb bekämpfen sie diese Religion und deren Vertreter. Dies sollten die Menschen endlich einmal begreifen. Es besteht eben der Unterschied, daß Diktaturen Gewalt anwenden wollen und deshalb Machs anstreben, um ihr vermeintlich besseres Ziel zu erkämpfen. Während die katholische Religion auch Verbesserungen für' die Lebensführung und Gesellschaftsgestaltung anstrebt; dies aber nur auf dem Weg der Freiwilligkeit durch Erfüllung der Gebote Gottes, aber niemals durch Macht und Gewalt.
Diese die Macht anstrebenden Menschen wollen nicht daran erinnert werden, daß es ein Auge gibt, das alles sieht, auch was in finsterer Nacht geschieht-, das auch sieht, welch finstere Überlistungsgedanken sich im Menschen durchsetzen und denen nicht Einhalt geboten wird. Sie wollen nicht daran erinnert werden, daß es nach dem Leben auf dieser Welt für jeden Menschen ein ganz persönliches Gericht gibt, ein Gericht, wo auch die Verbrechen und Vergehen zur Aburteilung kommen, die den irdischen Gerichten entkommen sind. Diese Menschen setzen eben nur auf diese Welt, auf ihren persönlichen Vorteil und lehnen Rücksicht, Verständnis und Liebe zum Näçhsten ab. Und für diese Menschen werden die katholischen Priester, die das Bußsakrament abschaffen, zum Steigbügelhalter.
Nach meinen Beobachtungen wird das Bußsakrament durch die Priesterschaft erst ausgehöhlt, seit die Priester sich entschlossen haben, das Allerheiligste aus dem Mittelpunkt unserer katholischen Kirchen zu entfernen, seit also die Priester sich selbst in den Mittelpunkt ihrer Kirchen stellen. Wir wissen, daß auch Pater Pio die letzten drei Jahre seines Lebens die hl. Messe zum Volk hin zelebrierte. Dies entsprach jedoch nicht seinem Wunsche, sondern er beugte sich in demutsvollen Gehorsam seinem Ordensoberen. Siehe auch die Anweisung des hl. Petrus zum Vierten Gebot Gottes. Die Ordensoberen und die Weltpriester lesen jedoch aus eigenem Entschluß zum Volke hin, und damit entsteht der Eindruck, daß sie nur das bessere Rampenlicht suchen, um selbstvergöttlicht vor dem Volke zu stehen. Es ist klar, daß katholische Priester, die das Allerheiligste, das einzige Anbetungs- und Verehrungszentrum jeder katholischen Kirche, beim Zelebrieren nicht mehr vor sich haben, die also den Tabernakel auf die Seite geschoben haben, die sich heute möglicherweise dort hinsetzen, wo früher der Tabernakel stand, das Meßopfer nicht mehr unserem Herrn und Heiland, dem einzig wahren Gott im Tabernakel aufopfern.
Wem opfern diese Priester dann das Meßopfer? Dem Volk, der Welt oder ihrer eigenen Selbstvergöttlichung? Auf alle Fälle scheint es mir ein fremder Gott zu sein, dem sie das Meßopfer aufopfern. Bisher hat man es unserem Herrn im Tabernakel aufgeopfert; nachdem man denselben auf die Seite geschoben hat, soll also die Aufopferung nicht mehr unserem Herrgott gelten. Wenn die Aufopferung nicht mehr unserem Herrgott gilt, dann opfern sie eben einem fremden Gott auf und somit verfehlen sich diese Priester gegen das erste von den zehn Geboten Gottes: „Du sollst keine fremden Götter neben mir haben!“
|