Die zweite Posaune
Von Walter W.E. Dettmann
"Der zweite Engel blies die Posaune. Da wurde etwas wie ein großer brennender Berg ins Meer geworfen. Der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut und der dritte Teil der im Meere lebenden Geschöpfe ging zugrunde, und der dritte Teil der Schiffe ging unter." (Apokal. 8, 8-9)
Die modernen Theologen, die diesem Ereignis des zweiten Posaunenschalles begegnen, wissen nicht, welchen Zweck die sieben lauten Töne haben. Sie wissen auch nicht, wo in der Geheimen Offenbarung des Apostels Johannes die Beschreibung des siebenfach versiegelten Buches aufhört. Sie kennen nicht die Ordnung der Visionen des Apostels Johannes und können darum auch keine überzeugende Deutung anbieten.
Aber wenn man die selbstverständliche Tatsache betrachtet, daß die sieben Posaunenstöße jenes Gericht über alle Toten ankündigen, von dem im 11. Kapitel, Vers 18, die Rede ist, dann versteht man, daß das Ereignis der zweiten Posaune ein Gleichnis sein muß nach der Art jener Gleichnisse, die Jesus so häufig während seines irdischen Lobens verwendet hat, z.B. "Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn" oder „Das Himmelreich ist gleich einem Sauerteig, den ein Weib nahm und mit drei Maß Mehl vermischte, bis alles durchsäuert war."
So wie diese Gleichnisse muß auch das Ereignis des zweiten Posaunenstoßes etwas sein, das sich selbstverständlich auf die Kirche bezieht, und zwar auf die Kirche der späteren Zeiten.
Wenn das Himmelreich auf Erden mit zehn Jungfrauen verglichen werden kann, von denen die Hälfte nicht zur ewigen Seligkeit gelangt, dann kann das Himmelreich unter gegebenen Umständen auch mit einem Berge verglichen werden, der ins Meer stürzt.
Verschiedene Theologen haben um den brennenden Berg herum, der ins Meer fiel, einen großen Bogen gemacht und haben es ganz unterlassen, auch nur ein einziges Wort zur Deutung dieser Vision zu sagen, z.B. Fritz Tillmann und der Dominikaner Feret.
Andere Theologen sagten nur zum Schein etwas, z.B. Professor Alfred Wikenhauser, Dr. Eduard Schick und Professor Alfred Läpple. Es war aber weniger, als wenn sie gar nichts gesagt hätten.
Frof. Wikenhauser schrieb im Jahre 1949: „Die ungeheure feurige Masse, die einem brennenden Berge gleicht, ist wohl ein Stern" (S. 65).
Dr. Eduard Schick sagte: "Die zweite und dritte Posaunenplage knüpfen an die erste ägyptische Plage an (Exodus 7,20 f)"O - Den Beweis für das"Inknüpfen7' an die ägyptischen Plagen blieb Dr. Schick aber bis heute schuldig.
Auch Prof. Alfred Läpple sucht sein Heil in den ägyptischen Plagen und ärgert den Leser mit dem schlechten Satz: "Es ist möglich, daß mit dem literarischen Vorbild der ersten ägyptischen Plage (Ex. 7,20) die zeitgeschichtliche Erinnerung an den Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n.Chr. sich verschmolzen hat." (S.111)
Zum Vesuv als Deutung des zweiten Posaunenereignisses nehmen auch noch andere Theologen ihre Zuflucht, z.B. Richard Gutswiller S.J., der schreibt:
Beim Stoß der zweiten Posaune wird das Meer getroffen. Im Jahre 79 n.Chr. hatte der Ausbruch des Vesuvs die Städte Herkulanum und Pompeji verschüttet und das Meer zum Teil in siedendes Wasser verwandelt. Ein großes Fischsterben war die Folge. Dieses Ereignis hat Johannes vor Augen, wenn er von einem feurigen Berg spricht, der ins Meer geworfen wird. Es soll mit diesem einen Geschehnis nur an das erinnert werden' was immer an tödlicher Wirkung in der Unheimlichkeit des Meeres zu finden ist, wenn Fische sterben und Schiffe scheitern. Wenn dabei vom Blut die Rede ist, spielt eine Erinnerung an die ägyptische Plage der Rötung des Nils mit und ist auch an die zahllosen Seeschlachten zu denken, die in alter und neuer Zeit das Blutvergießen auch auf hohe See getragen haben.“ (S. 122).
Mit dem Vesuv wird man aber bei der Deutung der zweiten Posaune wirklich nicht viel anfangen können. Denn im Laufe der Geschichte sind auf Erden viele hundert Vulkanausbrüche bekannt geworden. Also ist es unwahrscheinlich, daß gerade einer davon als Zeichen des kommenden Weltgerichtes angesehen werden müßte. Im übrigen hat sich des Ausbruch des Vesuvs anders abgespielt als das Ereignis der zweiten Posaune.
Die bei den modernen Theologen unablässig wiederkehrende Behauptung, daß eine "Erinnerung an die ägyptische Plage (die ‚Rötung’ des Nils) mitspielt", ist schlechter als gar keine Erklärung. Denn bei wem sollte diese "Erinnerung“ mitspielen? Etwa beim Apostel Johannes? - Das kann kein einziger der modernen Theologen beweisen.
Sollte die sogenannte Erinnerung bei jemand anderem mitspielen, so ist dies ein Zeichen dafür, daß das "Mitspielen" der Erinnerung noch nicht zu einem klaren Gedanken ausgereift ist. Denn daß der Nilstrom in Ägypten wirklich zu Blut wurde, als Moses mit seinem Stab das Wasser schlug, ist eine einleuchtende Sache. Gott der Herr hatte es nämlich zuvor dem Moses gesagt und hatte ihm genaue Anweisung gegeben, was er tun sollte.
Aber daß der dritte Teil des Meeres zu Blut wird, wenn der brennende Berg hineinstürzt, das hat noch kein einziger der modernen Theologen einleuchtend zu erklären vermocht.
Moses hat den Nilstrom wirklich zu Blut gemacht. Der Apostel Johannes dagegen hat weder das Meer zu Blut gemacht, noch hat er ein blutiges Meer erdichtet und erfunden. Also ist die ständig wiederholte Behauptung der modernen Theologen von der „Erinnerung an die ägyptischen Plagen" schlechter als gar keine Erklärung.
Bei der Deutung der zweiten Posaune denken verschiedene Theologen z.B. auch der Karmelit P. Gebhard Heyder, vor allem an Kriegsereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts.
Diese Deutung scheint auf den ersten Blick naheliegend zu sein. Durch die unvorstellbare Gewalt der nuklearen Waffen drängt sich diese Deutung dem heutigen Leser der Geheimen Offenbarung, auf O Aber dennoch entspricht diese Deutung nicht dem, was der Apostel gesehen hat.
Denn im Fall der Anwendung von nuklearen Waffen hätte der Apostel Johannes viele brennende Berge sehen müssen, die ins Meer stürzen.
Eine brennende Weltraumstation für astronautische Unternehmungen, die infolge irgendeines Fehlers der Bedienung ins Meer stürzt, kann auch nicht gemeint sein. Denn vorläufig ist eine solche Weltraumstation noch lange nicht vorhanden, und auch dann, wenn sie da wäre und auch größer wäre als die größten Flugzeuge der heutigen Zeit, wäre ihr Absturz ebensowenig als Zeichen des kommenden Weltgerichts zu deuten wie der Absturz eines brennenden Zeppelins. Die ganze Angelegenheit wäre vielleicht nur eine Sache, die von sehr wenigen Schiffen bemerkt und beobachtet würde.
Der brennende Berg, den der Apostel Johannes beim Schall der zweiten Posaune ins Meer stürzen sieht, ist die römisch-katholische Kirche zur Zeit des sog. Zweiten Vatikanischen Konzils.
Die katholische Kirche war tatsächlich wie ein großer Berg. Der Prophet Isaias sagt: "In den letzten Tagen wird das Haus des Herrn dastehen wie ein herrlicher Berg hoch über allen Bergen. Er wird sich erheben über alle Höhen und alle Völker werden zu ihm hinströmen." (2,2)
Wörtlich fast dasselbe steht beim Propheten Michäas (4,1).
Auch beim Propheten Daniel wird die Kirche als ein großer Berg dargestellt, der die ganze Erde bedeckt: Der Stein, der die eisernen und tönernen Füße jener Statue zerschmettert, die der König Nabuchodonosor im Traume sah, wurde zu einem großen Berge, der die ganze Erde bedeckte (Daniel 2, 33-35).
Der Berg "bedeckt die ganze Erde", und "alle Völker werden zu ihm hinströmen": Wie oberflächlich sind also jene modernen "wissenschaftlichen“ Theologen, die in jenem Berg, der beim zweiten Posaunenschall ins Meer stürzt, bloß den Vesuv bei Neapel erkennen wollen.
Die Kirche Jesu Christi war nach dem Zusammenbruch des römischen Weltreiches und nach den unvorstellbar wilden Stürmen der Völkerwanderung eine überragende, herrliche Erscheinung zu der die verschiedensten Völker tatsächlich in großen Scharen hinströmten. Viele Völker kamen anfangs aus reiner Eroberungslust nach Italien und in die übrigen Teile des römischen Reiches. Aber kaum waren sie dort, wurden sie von der gewaltigen geistigen Kraft der Kirche ergriffen und unterworfen.
Sogar noch in unserem zwanzigsten Jahrhundert setzte anfangs eine geistige Wanderung von Völkern zur Kirche ein, die dann allerdings schlagartig durch den gottesfeindlichen Kommunismus vereitelt wurde.
Das Riesenreich China war auf dem besten Wege gewesen, sich dem Gottmenschen Jesus Christus zu unterwerfen. Doch sollte es nicht mehr dazu kommen.
Aus den zwei übergroßen Erzdiözesen Nanking und Peking, die seit dem Jahre 1690 in China bestanden und die bereits in mehrere Apostolische Vikariate und Präfekturen aufgeteilt waren, gingen unter Papst Pius XI. im Jahre 1924 allein 28 neue Apostolische Vikariate und Präfekturen hervor, die sich bis zum Jahre 1933 um mehr als das Doppelte vermehrten, wenn man noch die neugegründeten Missionsbezirke dzuzählt.*)
Bis zum Jahre 1933 gab es in China bereits zwanzig Apostolische Vikariate und Diözesen mit einheimischem Klerus. - Die Angaben sind dem "Atlas der Geschichte der Katholischen Missionen" aus der Missionsdruckerei St. Gabriel in Mödling bei Wien (1933) entnommen.
In der neuesten Zeit, besonders nach dem sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzil, findet nicht mehr die geringste Völkerbewegung zur Kirche statt. Im Gegenteil geschieht das, was in der Geheimen Offenbarung steht:
"Wenn die tausend Jahre voll sind, wird der Satan aus seinem Kerker losgelassen, und er wird herauskommen und die Völker an den vier Enden der Erde verführen. Gog und Magog, und er wird sie zum Kampf versammeln. Ihre Zahl ist wie der Sand am Meer. Sie werden heraufkommen über die ganze Breite der Erde und sie werden das Kriegslager der Heiligen („castra sanctorum") und die geliebte Stadt umzingeln, und Feuer wird von Gott vom Himmel herabkommen und sie verschlingen" (Apokal. 20, 7-9).
Die katholische Kirche ist heute kein solcher Berg mehr, der alle „Berge" überragt und zu dem die Völker hinströmen, wie es der Prophet Isaias verkündet hatte. Heute ist das „Kriegelager der Heiligen" (auch im griechischen Text heißt es so) sehr klein geworden.
Heute, nach dem sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzil, ist die Kirche ein auf allen Seiten von oben bis unten brennender Berg, der seine beherrschende Stellung infolge der inneren aufwühlenden Kräfte verloren hat und "ins Meer stürzt".
Der Berg der Kirche brennt heute von oben bis unten in Aufruhr und Ungehorsam, in wilder Neuerungssucht, in Vernachlässigung und Mißbrauch des Lehramtes, in Streit und Zwietracht' in Haß und Verachtung gegenüber dem hl. Meßopfer und dem hl. Altarssakrament, in ungezügelter Fleischeslust, in progressistischem Größenwahn und in Verlogenheit und Falschheit aller Art.
In Aufruhr und Ungehorsam brennt die Kirche. Das ganze sog. Zweite Vatikanische Konzil mit Paul VI. an der Spitze verweigert Christus und seinem Auftrag "Lehret alle Völker“ den Gehorsam. und verkündet: Machet Aggiornamento und redet nicht mehr von den katholischen Dogmen, verzichtet auf Rechthaberei und haltet Dialoge und ökumenische Wortgottesdienste an Stelle des Meßopfers.
Die ganze neue Liturgie besteht aus Aufruhr und Empörung und Verachtung gegenüber Gott, dem Herrn. Die kirchlichen Würdenträger legen keinen Wert mehr darauf, daß Gott, dem Herrn täglich jenes hochheilige Opfer dargebracht werde, zu dem sich die katholische Kirche vor dem sog. Zweiten Vatikanischen Konzil bekannt hat. Das hl. Meßopfer wurde ganz an die Gebräuche jener Nichtkatholiken angeglichen, die von einer Wiederholung des Opfers des lebendigen Heilandes auf keinen Fall etwas wissen wollen.
Unter dem Schein frommer Worte wurde das hl. Meßopfer auf diese Weise verleugnet und verraten. Kein Geistlicher predigt mehr davon, daß sich Christus bei jedem hl. Meßopfer unblutig geopfert hat.
Paul VI. hat die unblutige Erneuerung des Opfers Christi, diesen eigentlichen Kern und diese eigentliche Hauptsache bei der hl. Messe, in der Definition der neuen Liturgie eigens weggelassen, und er spricht seit Jahren kein Wort davon, wenn er seine wöchentlichen Ansprachen an die Rompilger hält.
Die deutschen Bischöfe haben in einem besonderen Rundschreiben erklärt, daß der Priester von heute „nicht mehr vornehmlich der Mann der Sakramente" sei, vgl. der deutschen Bischöfe über daß priesterliche Amt vom 11. Nov. 1969, S. 56.
Diese Empörung gegen den Lehrauftrag Christi und gegen den besonderen Auftrag "Tut dies zu meinem Andenken“ ist der größte Schandfleck auf dem Papsttum, den es je gegeben hat.
Das Feuer dieser Empörung gegen die gesamte Überlieferung der katholischen Kirche ist das eigentliche Feuer, von den der ganze Berg der Kirche heute brennt. Dies kann auch die sog. „Bewegung für Papst und Kirche" niemals vertuschen, und darüber können keine noch so scheinheiligren Worte hinwegtäuschen.
Ein Jesuit, natürlich ein Schüler des Prof. J. A. Jungmann, verkündete schon vor dem sog. Zweiten Vatikanischen Konzil auf der Kanzel des herrlichen "Alten Domes“ in Linz an der Donau, die Gotteshäuser seien Jahrhunderte lang falsch gebaut worden; das, was heute vorhanden sei, sei alles eine "Fehlentwicklung“ wie er sagte. - Und solchen Menschen sollen wir heute vertrauen, daß es von nun an richtig weitergehen werde?
So wahr wie die Tatsache ist, daß unsere Gotteshäuser tausend Jahre lang richtig gebaut worden sind, so sicher ist es, daß die neue Liturgie der größte Schwindel ist, der je an uns Gläubigen begangen wurde. Der Berg der Kirche ist heute nicht mehr mit Tausenden von Kerzen besetzt, di e zur Ehre des hl. Altarssakramentes brennen, sondern der Berg der Kirche brennt - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - von der Verachtung des Tabernakels.
Die Möglichkeit, daß der in Unordnung geratene Berge, der ins Meer stürzt, die durch das sog. Konzil in Unordnung geratene Kirche versinnbildlichen könnte, wird nahegelegt durch die Art, wie in der Geheimen Offenbarung der Untergang des römischen Weltreiches geschildert wird: "Ein starker Engel hob einen Stein auf, wie einen großen Mühlstein, schleuderte ihn ins Meer und sagte: 'Mit solcher Wucht wird Babylon, die große Stadt, hinuntergeworfen und nicht mehr gefunden werden" (18,21).
Es könnte dagegen gesagt werden, es sei gerade umgekehrt: Der vom Engel als Sinnbild der Vernichtung des römischen Reiches ins Meer geschleuderte Mühlstein beweise, daß der ins Meer stürzende Berg nicht die katholische Kirche bedeuten könne, weil diese ja die Verheißung Christi besitzt: "Die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen" (Matth. 16,18).
Aber so wie bei der Vernichtung des- römischen Weltreiches in erster Linie dessen politische Macht vernichtet wurde, während die Menschen und ihre Kultur großenteils noch längere Zeit überleben und weiterbestehen konnten, so ähnlich ist es auch bei der heutigen Kirche.
Das, was durch den Berg-Charakter der katholischen Kirche ausgesagt werden soll, ist ihre geistige Erhabenheit über alle menschlichen Reiche und Organisationen auf der ganzen Erde.
Wenn das gewaltige römische Reich mit all seiner Macht nur wie ein Mühlstein war, so ist die Erhabenheit der katholischen Kirche ein alles weit überragender Berg. Nur diese einstige herrliche Erhabenheit allein ist durch das sog. Zweite Vatikanische Konzil in das Meer der Vernichtung gestürzt worden. Es ist nicht gesagt, daß alle Völker, die gemäß dem Propheten Isaias zu dem einstigen Berge gekommen waren, in die Vernichtung und ins Meer stürzen werden.
Dadurch, daß der Berg brennend ins Meer stürzt, ist nicht gesagt, daß überhaupt niemand mehr von der katholischen Kirche übriggeblieben sei. In der Vision ist nicht einmal gesagt, daß der Berg vollständig im Meer verschwindet. Nur eines ist sicher, daß die alles überragende geistige Kraft des heiligen Berges gebrochen und dahin gesunken ist.
Die vier verschiedenen Weltreiche waren im Traum des Königs Nabuchodonosor an der Statue, die er sah, durch das goldene Haupt, durch die silberne Brust, den ehernen Leib und durch die eisernen Beine dargestellt. Der Stein jedoch, der diese Reiche beseitigte, war zu einem großen Berg geworden, der die ganze Erde bedeckte und alle Weltreiche in den Schatten stellte.
Mit dieser gewaltigen Erhabenheit ist es nun, seit dem sog. Zweiten Vat. Konzil, vorbei. Denn der Stein hat ein Aggiornamento an die Weltreiche gemacht, das nicht im Sinne des Propheten Daniel und des Himmels war. Der Stein und der Berg des Propheten Daniel hat sich geduckt und erniedrigt vor den Weltreichen.
Eugen Banauch aus Hinterbrühl bei Wien schrieb einen Aufsatz mit dem Titel: "Wo ist die Kirche?" (siehe „Einsicht“ 1. Jahrg. Nr. 2, 1971) Er fragte in diesem Aufsatz: Wo ist heute, nach der Zerstörung der Hl. Messe, die kirchliche Instanz, der wir Unterwerfung schulden? Eugen Banauch fragte mit Recht „Wo ist das kirchliche Lehramt?" Ist es etwa bei Paul VI. oder beim Heiligen Offizium, das nicht mehr existiert, oder bei der Kongregation für die Glaubenslehre, die heute die Schriften jener Männer, die für den wahren Glauben kämpfen, verurteilt? - Schließlich fragte E. Banauch ironisch, ob das kirchliche Lehramt heute bei dem Ehrenbürger der roten Stadt Wien, nämlich dem Kardinal König, zu suchen sei.
Wir können noch hinzufügen, daß er auch bei Kardinal Döpfner kein Glück haben wird. Denn der einst weithin über die ganze Welt sichtbare Berg des erhabenen kirchlichen Lehramtes hat sich selbst brennend in das Meer gestürzt.
Der Sturz des Berges in das „Meer“ bedeutet einfachhin die Vernichtung der geistigen Macht der Kirche.
Man kann aber noch etwas anderes sagen: Das "Meer" sind die heutigen, höchst vornehm und elegant auftretenden Gottesleugner. Der Prophet Isaias sagt: „Die gottlosen sind gleich dem tobenden Meer, das nicht zur Ruhe kommen kann.“ (57,20)
Wann hat das Heer der radikalen Gottesleugner jemals so getobt wie heute? Die alten Römer haben auch gegen die Kirche getobt und gewütet. Aber sie waren keine radikalen Gottesleugner. Sie suchten dem Christentum den prachtvollen heidnischen Götterkult entgegenzustellen. Heute ist jedoch die Zeit gekommen, von der es heißt: "... der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens muß zuerst offenbar werden, der sich allem entgegenstellt und sich über alles erhebt, was Gott heißt oder was angebetet wird. Er wird im Tempel Gottes sitzen und so tun, als sei er selbst Gott.“ (2. Thess. 2,4)
Die heutigen Menschen aller Erdteile wiederholen täglich hundertmal die Redeweise, daß sie auf herrlichen Gebiet des menschlichen Lebens alles "Dogmatische" grundsätzlich ablehnen. Sie toben gegen alle katholischen Dogmen, vor allem aber gegen das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit.
In dieses tobende Meer stürzte sich das sog. Zweite Vatikanische Konzil blind hinein und ging darin unter. Unter Führung Johannes XXIII. und Pauls VI. erklärte das sog. Konzil, keine neuen Dogmen mehr verkünden zu wollen. Paul VI. wiederholte sogar noch am 25. Oktober 1972 in einer Generalaudienz: „Wir wollen keine neuen Dogmen, sondern ein tieferes Erfassen der Wahrheit“ - als ob man eine übernatürliche Wahrheit ohne Dogma überhaupt "erfassen“ könnte.
Gemäß Prof. Oscar Cullmann soll Johannes XXIII. bei seiner Eröffnungsansprache zum Konzil am 11. Oktober 1962 gesagt haben, "daß keine Häresien verdammt werden, kein neues Dogma aufgestellt und keine alten Dogmen wiederholt werden sollen." - Oscar Cullmann, Professor für Exegese des Neuen Testamentes an den Universitäten Basel und Paris, war als Protestantischer Beobachter zum Konzil eingeladen worden (vgl. "Das Konzil und seine Folgen“ von Mario v. Galli SJ., S. 165).
Diese Erklärungen Johannes XXIII. und Paul VI. sind angesichts der heutigen Lage in der Welt eine Kapitulation vor dem tobenden Meer der Gottesleugner.
Die Steuermänner des Schiffleins Petri waren nicht nur unfähig während des Sturmes ihr Amt richtig auszuüben, sondern sie halfen sogar selbst noch mit, das Steuerruder des Schiffes unbrauchbar zu machen.
Um bei dem Bild der Geheimen Offenbarung und bei dem Bild des Propheten Isaias zu bleiben: Der Berg, nämlich der hl. Gottesberg stürzte brennend in das tobende Meer der Gottlosigkeit.
Die Erklärung. "Wir wollen keine neuen Dogmen" und "wir wollen keine alten Dogmen wiederholen" war gleichbedeutend mit dem öffentlichen Verzicht auf die päpstliche Unfehlbarkeit. Es war der Verzicht auf die Ausübung des kirchlichen Lehramtes.
Mit sechzehn 1angatmigen und langweiligen sog. Konstitutionen und Dekreten sollte dieser widernatürliche Versicht auf das kirchliche Lehramt getarnt werden.
Den Verzicht auf das höchste kirchliche Lehramt nannte man "pastoral": Das dogmenlose Konzil sollte ein sog. "pastorales Konzil" sein, als ob alle übrigen allgemeinen Kirchenversammlungen, besonders jene von Trient, keine "pastoralen" Konzilien gewesen wären! - In Wirklichkeit war das Konzil von Trient mit seinen strengen Bestimmungen das am meisten pastoral geführte Konzil der ganzen Kirchengeschichte, und das sog. Zweite Vatikanische Konzil war die Zerstörung dessen, was die pastorale Arbeit von ungezählten Bischöfen und Päpsten in fast zweitausend jährigem Ringen aufgebaut hatten.
Johannes XXIII. und Paul VI. haben den gewaltigen und herrlich gewachsenen Gottesberg, den die Propheten Isaias und Daniel vorausgeschaut hatten, unterminiert und in Brand gesteckt und ins Meer stürzen lassen. Das ist das Ereignis des Zweiten Posaunenschalles. Man kann sich bei diesem himmlischen Trompetenstoß kein markanteres Ereignis vorstellen.
Der alte Johannes XXIII. und Paul VI. haben zwar die oberste Würde der Christenheit für sich in Anspruch genommen und ließen sich von ahnungslos jubelnden Menschenmassen feiern. Aber sie haben zugleich den Auftrag „Lehret alle Völker" an Christus den Herrn zurückgegeben, ohne ihn auszuführen. Sie haben sich verhalten wie jener untätige Knecht im Gleichnis von den fünf Talenten, der am Schluß zu seinem Herrn sagte: "Herr, ich habe dein Talent, das du mir gegeben hast, in der Erde vergraben. Hier hast du dein Eigentum wieder zurück“ (Matth. 25,25). Johannes XXIII. und Paul VI. haben kapituliert vor dem „tobenden Meer“ der Gottesleugner.
Daran ändert auch das sog. "CREDO“ Pauls VI. gar nichts. Das „Credo" Paul VI. ist wie ein harmloses militärisches Manöver, bei dem nicht mit scharfer Munition, sondern nur mit Platzpatronen geschossen wird.
Dadurch, daß Paul VI. alle "neuen" Dogmen ablehnt, hat er klar bewiesen, daß er für den unaussprechlich hohen Wert der alten Dogmen kein Verständnis besitzt. Sein sog. „Credo“ ist weiter nichts als eine Aufzählung jener Wahrheiten, für die er kämpfen sollte, für die er aber nicht kämpfen will. Paul VI. kann und will nicht einmal ernsthaft für die Heilighaltung der Ehe kämpfen.
Das Lehramt der römisch-katholischen Kirche ist heute nur noch dort, wo um den vollen Besitz des katholischen Glaubens gekämpft und gerungen wird, besonders dort, wo um die Erhaltung des hl. Meßopfers gerungen wird. Auf keinen Fall ist das kirchliche Lehramt dort, wo eine bloße Spiegelfechterei gegen den Holländischen Katechismus stattfindet oder ähnliche Dinge. Bei den deutschen Bischöfen ist das kirchliche Lehramt also nicht mehr zu suchen. Das in Rom gegründete “Sekretariat für die Einheit aller Christen“ ist das Sekretariat für das Begräbnis des kirchlichen Lehramtes. Dort werden Ort und Zeit für die Einäscherung der einzelnen Glaubenssätze bestimmt. Der Sturz des erhabenen Gottesberges in das Meer der Gottesleugner kann nicht ohne Wirkung auf die gesamte Schöpfung bleiben. In erster Linie wird das Meer der Gottesleugner selbst davon betroffen.
In der Geheimen Offenbarung heißt es, der dritte Teil des Meeres sei zu Blut geworden und alle Lebewesen seien darin zugrunde gegangen. Wie schnell kann sich das heute von einem Tag auf den anderen erfüllen. Der Apostel Paulus schreibt von den Gottesfeinden: „Wenn sie sagen Friede und Sicherheit, dann wird ein plötzlicher Untergang über sie komme“ (1.Thess. 5,3).
Sowohl die Masse der Gottesleugner selbst, als auch die wirklichen Ozeane der Natur können in unserer schrecklichen Zeit rasch zu Blut werden.
Johannes XXIII. und Paul VI. haben sich verrechnet, wenn sie meinten, die Menschheit werde auch ohne die katholischen Dogmen zu einer friedlichen Einheit und zu einem einzigen Bewußtsein (à la Teilhard de Chardin) zusammenwachsen.
Im Radio Vatikan plauderte am 19. November 1972 Dr. Heinrich Petri aus Paderborn über die Ökumene und sagte, die ökumenische Einheit müsse im Lichte der kommenden Einheit aller Menschen gesehen werden: Dies sei ein Gedanke der Weltkirchenkonferenzen von Upsala und von Neu-Delhi. Dieser Gedanke sei „zwar ein wenig utopisch" ~ wie Dr. Petri hinzufügte, aber irgendwo und irgendwann müsse man einmal mit oder Einheit beginnen, also sei in der einzelnen Gemeinde damit anzufangen! – Dr. Petri berief sich für seine Ausführungen auf die Konstitution des sog. Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche.
Aber es gibt heute noch gar kein Zeichen für eine wirkliche Einigung aller Menschen, nicht einmal bei den Olympischen Spielen. Dagegen gibt es viele Zeichen für ein ungeheueres Blutbad unter den Völkern und Rassen.
Man mag über diese Deutung dos Ereignisses beim zweiten Posaunenschall denken, wie man will. Aber diese Deutung ist der Wirklichkeit näher als alles andere, was über die zweite Posaune geschrieben wurde.
Die Zeit der Kirche auf Erden und damit auch die Zeit der Menschheit ist abgelaufen. Das tausendjährige Reich ist endgültig vorbei. Das "Kriegslager der Heiligen" (Apokal. 20,9) ist sehr klein geworden und ist ringsherum von Gotteefeinden umstellt und umzingelt. Die geistige Erhabenheit des Gottesberges ist gebrochen und gestürzt, trotz der heutigen übergroßen Zahl der Kardinäle.
Die Kirche auf Erden ist am Ende. Die Lage ist tausendmal schlimmer, als wenn sich bloß zwei einzelne Männer um die päpstliche Würde streiten würden. Wer will das Zerstörungswerk Pauls VI. und des sog. Zweiten Vatikanischen Konzils wieder rückgängig machen? Wer soll oder wer will den Gottesberg wieder aus dem Meer heraufholen, und wer kann ihm seine Erhabenheit zurückgeben?
Mit so sonderbaren Unternehmungen wie "Adveniat" und "Misereor" ist der Berg Gottes nicht mehr aus dem Meer herauszuziehen und nicht mehr zur Ruhe zu bringen. Auch mit so würdelosen Veranstaltungen, wie es die kirchlichen Landessynoden in Deutschland, Osterreich und der Schweiz sind, kann man der katholischen Kirche in der Welt kein Ansehen mehr verschaffen. "Adveniat" und "Misereor" und die Landessynoden sind in erster Linie dazu bestimmt ~ das Zerstörungswerk des sog. Zweiten Vatikanischen Konzils auf der ganzen Welt voranzutreiben.
Wer will mehr als zweitausend Bischöfe dazu bringen, an Stelle des Mamons wieder unseren Herrn und Heiland Jesus Christus im heiligsten Altarssakrament aufrichtig und auf den Knien anzubeten?
Bei Gott ist zwar kein Ding unmöglich! Aber wenn wir durch unsere eigenen Bemühungen nur einen oder anderen Bischof dazu bringen, das heilige Meßopfer vorschriftsmäßig zu feiern, dann beweisen und bezeugen wir damit selbst, daß die übrigen zweitausend Bischöfe im "Meer“ der Welt untergegangen sind.
Unsere heutige kleine Schar ist sicher kein Berg mehr, der weithin sichtbar alle Länder überragt. Wir gehören zwar dem ewigen, unvergänglichen Reich an, das gemäß dem Propheten Daniel durch den Stein versinnbildlicht wurde, aber ein "Berg sind wir vorläufig nicht mehr.
Jener Berg' den die römisch-katholische Kirche bis zum sog. Zweiten Vatikanischen Konzil darstellte, ist brennend in das tobende Meer der Gottesleugner gestürzt. Das ist das Ereignis beim zweiten Posaunenschall.
Anmerkung: *) Ein "Apostolischer Vikar" oder "Apostolischer Präfekt“ besitzt alle Regierungs- und Weihevollmachten eines Diözesanbischofs. Falls er persönlich noch nicht die Bischofsweibe empfangen hat, kann er zwar die bischöfliche Regierungsgewalt ausüben, aber noch keine Priesterweihe spenden.
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