Die Forderung nach der Absetzung Paul’s VI.
von Abbé de Nantes Einleitung und Übersetzung von G. Mevec
Am 11. Okt. 1972 fand im Versammlungssaal der "Mutualité" in Paris die Jahreskundgebung der "CONTRE-REFORME CATHOLIQUE" statt. Hauptthema der Versammlung war die Darstellung der verheerenden Entwicklung in den zehn Jahren seit dem II. Vatikanischen Konzil. Die Schlußfolgerung aus diesen Darstellungen über die gesamte negative Entwicklung in der Kirche ist die von Abbé de Nantes und seinen Mitarbeitern geforderte ABSETZUNG PAULS VI.. Diese Forderung hatte der H.H. Abbé de Nantes bereits im November 1970 zum Ausdruck gebracht (vgl. EINSICHT Nr. 2, Jahrg. 1, bes. S.11/12). Die seinerzeit erhobene Anklage lautete auf HÄRESIE UND RRAKTISCHE APOSTASIE. Von dieser im November 1970 gegen Paul VI. bezogenen Stellung und der Absetzungsforderung ist Abbé de Nantes aber in der Folgezeit aus nicht einsichtigen Gründen wieder abgerückt.
Wer die monatlich erscheinende Zeitschrift "Contre-Reforme" nach Nov. 1970 bis heute studiert, wird feststellen, daß jener ‚Papst’, dessen Absetzung wegen Häresie, praktischer Apostasie und anderer Verfehlungen wie z.B. 'Invasic' in schärfster Form gefordert worden war, in der Folgezeit abwechselnd - oft sogar auf einer Seite derselben Nummer der Zeitschrift CRC - für einen Verräter, für einen Zerstörer gehalten - und doch auch wieder als der rechtmäßige Oberhirte angesehen wurde. Diese Ungereimtheiten ergaben sich insbesondere dann, wenn Abbé de Nantes auf das von ihm gewünschte III. Vat. Konzil zu sprechen kam, dessen Schemata er vorbereitete und das - man bemerke dies - unter dem Vorsitz des 1970 angeklagten Pauls VI. die Kirche von den Irrtümern des II. Vat. Konzils befreien sollte. Der Widerspruch liegt auf der Hand. Wie sollte Paul VI., der die Katholiken über Jahre hinweg hingehalten und ständig neue Zugeständnisse an die Zerstörer der Kirche gemacht hat, dennoch die geistige Kraft aufbringen, um eben jene Irrtümer aus der Kirche zu verbannen, die er selbst in sie eingeführt und gebilligt hatte. Das schlagendste Beispiel hierfür ist die Einführung des 'Novus Ordo Missae'. Dieser wurde gegen den dringenden Rat Kardinal Ottavianis (in 'Kurze kritische Untersuchung des Novus Ordo Missae') eingeführt.
Die von Abbé de Nantes damals wie heute vorgetragenen Punkte und die darauf gegründete Absetzungsforderung sind sachlich korrekt. Wir teilen sie daher unseren Lesern mit. In anderer Hinsicht, besonders bezüglich der Haltung, die Abbé de Nantes zum Novus Ordo eingenommen hat, gehen wir mit ihm keineswegs einig (vgl. hierzu Einsicht Nr. 8, Jahrg. 1, Seite 1-3 und Nr. 7' Jahrg. 2, Seite 7-10). Ehe wir einen von ihm selbst zusammengestellten Auszug seiner Ansichten wiedergeben, wie er sie anläßlich des kürzlich abgehaltenen Jahrestreffens der CRC darlegte, darin die Absetzungsforderung, wie auch der Verfahrensmodus, an den Abbe de Nantes denkt, ausgesprochen wird, möchten wir eine Zusammenfassung des Inhaltes dieser Versammlung aus dem 'Bulletin d' André Noel' voranstellen. Dort heißt es:
"Am Abend des 11. Okt. fanden sich 3000 Personen im 'Slle de la Mutualité' zur Jahresversammlung der CRC ein. Nach dem gemeinsamen Gesang des Credo -zog ein Dutzend hervorragender Redner die Bilanz über das II. Vatikanische Konzil und seine katastrophalen Konsequenzen für den Glauben, die Moral und die Disziplin in der Kirche, für die Liturgie, wie auch für den wahren Ökumenismus. Unter anderem legten sie auch ein Resumé der durch die CRC ausgearbeiteten Schemata für ein III. Vatikanisches Konzil vor. Wann sollte dieses rettende Konzil stattfinden? Die Wartezeit könnte sehr lang werden, während es einfach nicht mehr tragbar ist, die Dinge noch länger ihren Lauf nehmen zu lassen, ohne dagegen zu handeln, um die totale Auflosung der Kirche Christi zu verhindern. Zu dieser Frage nahm Abbé de Nantes in der z weiten Hälfte des Abends mit außergewöhnlichem Glaubenseinsatz und Engagement Stellung. Er, der mutige Streiter, faßte den Plan ins Auge, diesen Winter selbst nach Rom zu fahren, um von Paul VI. zu verlangen, daß er der Zerstörung der Kirche (und zugleich der eigenen Amtszeit) zu der er, sei es aus Schwäche oder durch Komplizenschaft selbst so viel beigetragen hat, ein Ende setze. Sollte der Fall eintreten, daß Abbé de Nantes nicht gehört würde, so wollte er sich an das Kardinals-Kollegium wenden, um den Kardinälen ihre Pflicht vor Augen zu führen."
Hier nun die Zusammenfassung des Abbé de Nantes selbst: "Meine lieben Freunde! Soeben haben Sie unsere ganze Lehre und das Programm der CRC vernommen. Gestatten Sie hierzu die Frage: was ist an diesem Anarchistisches, Sinnloses oder Gotteslästerliches? Was, das Verurteilung verdiente? Nichts, außer der Tatsache, die allerdings schwerwiegend ist, daß niemand derartige katholische Überzeugungen haben und nach ihnen praktizieren kann, ohne dadurch - in punkto Dogma, Kult und Moral seinem Pfarrer, seinem Bischof und dem Papst selbst zu widersprechen und ihn dadurch in Schach zu halten.
An der Tradition festhalten
Unsere Religion hängt nicht von den Meinungen und den Launen (...) unserer Hirten ab. Sie ist in Jesus Christus gegründet und sie sind nur seine Beauftragten. Daher müssen wir ihrer Unterdrückung widerstehen. Der offene Widerstand gegen die Neue Religion ist ein Recht und eine heilige Pflicht. Jeder ringe sich zu dieser Tugend durch! Zu Anfang werden wir nur eine kleine Schar sein, der Lohn aber um so größer.
Alles, was Sie dazu zu übernehmen haben, ist Ihnen in Erinnerung gerufen worden: Halten Sie am richtigen Katechismus fest, nehmen Sie mutig an der richtigen Liturgie teil, fordern Sie die Sakramente in der traditionellen Form, unterstützen Sie die Einrichtungen zur Pflege der wahren Religion. (...) Abgesehen von diesen Dingen ist, so behaupte ich, unser Handeln eine gute Lektion für unsere Bischöfe, eine wertvolle Ermutigung für alle Priester, die aufhören sollten, sich zu fürchten und ein Aufruf an alle Gläubigen? trotz aller Widerwärtigkeiten an der wahren Religion festzuhalten. (...)
Das Programm, das wir heute Abend vorgelegt haben, ist von allen akzeptiert worden. Eine große Zahl anderer Personen, die aus dem Gefühl des Gehorsams heraus schweigen (...)? stimmen mit uns gänzlich überein. Z.B. die 2000 Priester, die sich im Sept.72 in Saragossa trafen, davon 200 Franzosen unter der Leitung von Chanoine Catta und Pére Balastrior. Sie halten es für richtig, Paul VI. gegenüber ehrerbietig zu sein und sich in jeder Hinsicht dem II. Vatik. Konzil zu beugen. Sie denken dadurch frei sein zu können, um ein ganz im Sinne der Tradition stehendes Priesteramt aufrechtzuerhalten. Paul VI. verweigerte ihnen jedoch als Gegengabe den kleinsten Segenswunsch. Den für dieses Treffen gemeldeten Kardinälen verbot er den Besuch und die Überbringung der versprochenen Mitteilung. In dieser Weise erscheint die Elite dieser würdigen Priester von der Kirche als vollkommen im Stich gelassen und vor der Welt als exkommuniziert durch den, dem sie die Füße küssen.
Laßt den Papst und die Bischöfe mit uns unzufrieden sein. Gut ist es, daß sich unerwarteter Weise in der Reformerkirche der lateinische Ritus etabliert. Nur wenn die bereits überall zersetzte katholische Tradition an gewissen Orten in ihrer Reinheit erhalten wird, kann sie überleben. Und da die Hierarchie uns dabei nicht hilft, müssen wir es trotz ihres Widerstandes tun.
WIEDERGEWINNUNG DER MACHT
Erhalten ist gut, doch es müssen gewisse Dinge wiedergewonnen werden. Um dies zu erreichen, muß zuerst - verzeihen Sie diesen brutalen Ausdruck - die revolutionäre oder reformistische Macht überrumpelt werden (...) Da sich heute alle Unordnung und Verbrechen unter dem Schutz der Autorität vollziehen und beinahe überall als Gehorsam ausgegeben werden, muß die Autorität wiederhergestellt werden.(...)
Hier steht der Kult des Menschen, den Paul VI. seit dem Ende des Konzils anstatt des göttlichen Kultes, dem der Jungfrau und der Heiligen proklamierte. Die Hierarchie will uns cl~swege3it~-i~cht dulden' weil sie um jeden Preis die herkömmliche Religion durch eine ~neug- ersetzen will. (...)
An dieser Stelle spielt die CRC ihre eigentliche Rolle, die, so glaube ich, eine ganz besondere ist. Wir denken, daß man sich über einen Punkt nichts vormachen sollte: Die reformierte Gewalt, so wie sie ist, wird uns niemals das Recht innerhalb der Kirche auch nur zu subsistieren, zugestehen. Stoßen wir diese Macht nicht um, wird sie uns erdrücken. Hier geht es um einen Kampf auf Leben und Tod zwischen ihr und uns (...). (...)- das Konzil ist Paul VI; die Kollegialität ist Paul VI. Die gegenwärtige Reform ist immer noch und vor allen Dingen Paul VI. Würde er nur die Brauen heben, würde alles aufhören. Doch beschleunigt sich alles, weil er es will! Die konziliare Entwicklung, wir wollen das nicht verhehlen, ist die Entwicklung Pauls VI.
Wir wollen Paul VI. dahin führen, wo er nicht hin will, er, der sich zur Partei der Unterwanderer gemacht hat, er soll sich ein einziges Mal feierlich, unfehlbar als der Stellvertreter Christi, als der Nachfolger des hl. Petrus und als Oberhaupt der Kirche zeigen, als Richter zwischen sich und uns, als Richter in seiner eigenen Sache. (...)
Seit einem Jahr ruft die CRC den Papst und die Bischöfe des II. Vatik. und pastoralen Konzils auf, sich zu einem Vatikanum III, zu einem dogmatischen Konzil zusammenzufinden. Hier liegt nämlich die Lösung zu der Krise der vergangenen zehn Jahre. (...) (Anm. d. Übers.: Mit diesem utopischen Gedanken, dem Abbe de Nantes seit geraumer Zeit nachhängt, gehen wir keineswegs einig. Wie sollen die pflichtvergessenen Bischöfe, die sich gegen die Dogmen der Kirche zu allerlei Modernismen bequemt haben, gegen diese ein dogmatisches Konzil abhalten?)
Das Mittel zum Heil ist beschrieben. Es bleibt das Hindernis. Das Hindernis ist 'Papst' Paul VI. (...) Alle Gegenbeweise, die seine Kurtisanen erbringen, an die die braven Leute glauben und die von gewissen Publizisten wie eine Zierde vorgezeigt werden, vermögen nichts gegen die Tatsache:
Paul VI. ist der 'Papst' des Konzil,' der souveräne Unternehmer der Selbstzerstörung der Kirche, der Einführer Satans in unsere Mitte. Der Kult des Menschen ist sein Werk. Der Ökumenismus ist sein Werk. Die religiöse Freiheit ist sein Werk. Ebenso der Indifferentismus (Gleichgültigkeit). Der neue Katechismus, die 'Neue Messe', die Abschaffung der Exorzismusformel bei der Taufe und die Abschaffung des Exorzismus als solchen im Moment, da er selbst sagt, daß Satan in die Kirche eingedrungen sei. All das sind seine Werke.
Gewisse entscheidende Manöver decken den persönlichen Willen, sowie die ganze Verantwortung auf. Z. B. die große Zahl der Laisierungen. Die Unterdrückung des Antimodernisteneides und die von Paul VI. garantierte Immunität für Leute wie Küng, Schillebeeckx, Cardonnel... Ebenso die entschiedene Intervention Pauls VI. zugunsten der spanischen Progressisten hinter Kardinal Tarancon gegen seine eigenen Mitarbeiter in der Kongregation für die Priester und des Hl. Offiziums, die Kardinäle Seper und Wright...
Diese Verstöße gegen das göttliche Gesetz, die Gott, der Kirche und den wahren Katholiken unerträglich sind, müssen von dem Pflichtvergessenen zu Lebzeiten oder von anderen nach seinem Tode verurteilt werden. In der Kirche können sie in keiner Weise geduldet werden. Ich sage das unter Tränen. Der ‚Papst' läßt Häretiker und Schismatiker zur Kommunion zu. Niemals hat er gegen die "eucharistischen" Sakrilegien, die Gotteslästerungen sind, wie sie von Mgr. Riobé in Orléans patroniert werden, Sanktionen ergriffen`.
Der 'Papst' duldet die Verbreitung der Gerüchte einer vorgeblichen Einigung bezüglich der Eucharistie zwischen Protestanten und Katholiken. Der 'Papst' bereitet langsam und im Stillen den Anschluß der katholischen Kirche an den Ökumenischen Kirchenrat vor.
Es ist notwendig, ihn abzusetzen. Denn Paul VI. ist die Verkörperung des Verstoßes gegen das göttliche Gesetz durch die Reformatoren. Er muß abgesetzt werden, ehe er die Unordnung auch noch auf den Wahlmodus des Papstes ausdehnt und auf diese Weise das Chaos vorbereitet!
DIE ABSETZUNG PAUL'S VI. Ich habe daher in Übereinstimmung mit den Leitern unseres Kreises anläßlich des Kongresses am 10 Okt. und mit meinen Amtsbrüdern beschlossen, zu Füßen von (...) Paul VI. ein "Libellum Accusationis" gegen seine eigene Person wegen Häresie, Schisma und Ärgernis niederzulegen, und von ihm eine feierliches und unfehlbares Urteil gegen seine eigenen Akte zu verlangen(...). Sollte er es ablehnen, ein Urteil über sich zu fällen und sich somit als offener Despot gegen das göttliche Gesetz zeigen, oder sollte er sich in seiner Kraftlosigkeit als schuldig bekennen, so werden wir einen Aufruf an seine Diözesankirche richten' an die Kirche Roms, die Mutter und Meisterin aller Kirchen, die allein im Stande ist' das Urteil der Absetzung auszusprechen, das aus dem geistigen Tod Pauls VI. resultiert.
Die Kirche kann in ihrer Brust keine Irrtümer dulden, sie sich anpassen oder erhalten. Ihre Patrimonie schließt diesen Gedanken notwendigerweise aus. Ein Papst, der J.J. Rousseau und nicht den hl. Augustinus, der Lamennais eher als den hl. Pius X. predigt und Blondel dem hl. Thomas vorzieht, muß in die Lage versetzt werden, sein Wort zu widerrufen oder die Kirche stirbt ab(....).
Wenn sie Paranthesen der vergangenen zehn dunklen Jahre geschlossen, die Lichter von Vatikan II gelöscht und die Chimären Pauls VI. verurteilt sein werden. wird die Kirche immer noch die gleichen Schwierigkeiten haben. Doch dann wird die Frage auf Wahrheit oder Irrtum lauten, auf Tugend oder Laster, Schönheit oder Häßlichkeit, Ordnung oder Unordnung, und nicht mehr auf die pestilente Dialektik von jung und alt, neu und althergebracht. Die Kirche, von ihren modernen Dämonen gereinigt, wird dann Gott und nur Gott dienen können.
Das Jahr wird nicht vergehen, ohne daß wir unsere Anklage nach Rom getragen und vom 'Papst' verlangt haben werden, daß er sein Wort widerruft oder abdankt. Ich möchte nicht, daß das die Aufgabe und Ehre eines einzigen Mannes sei. Es sollte auch ihre Aufgabe sein, wenn sie sie als heilig und heilsam betrachten.
Abbé de Nantes
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