NACHRICHTEN von Kurt Hiller
• Paul VI. hat anläßlich seines zehnten "Pontifikatsjahres" Medaillen prägen lassen, die auf der Vorderseite das Bild Pauls VI., auf der Rückseite die Berufung des Apostels Petrus am See Tiberias zeigen. Solche Aktionen sollen wohl vom Zerstörungswerk Pauls VI. ablenken.
• Paul VI. hat in einer Sonntagsansprache das Leben von Jugendlichen in Kommunen als Beweis dafür gewertet, daß der Mensch nicht allein leben könne. Vor Pilgern und Touristen sagte er in seiner Sommerresidenz, daß die Jugend zur Natur zurückkehren wolle, weil sie sich an der natürlichen Schönheit der Dinge erfreue. Die Jugend mache sich heute von Äußerlichkeiten frei, weil sie sich nicht von den Illusionen einer sogenannten Zivilisation der Moral und der Bräuche verführen lassen wolle. Nach Ansicht von Paul VI. zeigt das Leben in Kommunen, daß einige Jugendliche von Gruppenleben die Entwicklung eines Gemeinsinnes erwarten. Er charakterisierte diese Haltung mit den Worten: "Geben, empfangen, - in einem Wort: lieben." Das allein genüge allerdings nicht. Die Jugendlichen müßten sich jetzt noch in einem religiösen Sinn weiterentwickeln. - Die 60 000 Kommunarden und Jugendlichen unter 18 Jahren, die allein im Jahre 1970 in Deutschland infolge von Rauschgiftgenuß zu Invaliden und Frührentnern wurden, lebenslänglich unfähig, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, werden sich allerdings nicht mehr in dem von Paul VI. angestrebten religiösen Sinn weiterentwickeln können.
• Paul VI. spricht sich in einem kürzlich erlassenen Rundschreiben für die Erhaltung kirchlicher Kunstwerke aus. Es soll damit der Eindruck erweckt werden, als sei Rom gegen die vandalischen Zerstörungen unserer Kirchen und mißbillige den Ausverkauf überlieferter Kunstgegenstände. Nach nun schon seit 10 Jahren in vollem Gange befindlichen Abbrucharbeiten sollen offensichtlich gewisse kirchliche Kreise, die sich inzwischen auch schon besorgt zeigen, beruhigt werden. In dem Rundschreiben heißt es: "Die Bischöfe sollen unaufhörlich darüber wachen, daß die aufgrund der Liturgiereform notwendigen Veränderungen in Gotteshäusern mit aller Behutsamkeit vorgenommen werden..." Daß jedoch gerade die in der Abschaffung der gültigen Messe gipfelnde Liturgiereform alleinige Ursache der Zerstörungen ist, wird geflissentlich übersehen und von Paul VI. sogar weiterhin als moderne Errungenschaft gepriesen. Die Reformer wissen, woran sie sind. Sie werden weitermachen wie bisher, während sich die Blinden inzwischen mit dem neuen Rundschreiben aus Rom beschäftigen können.
• Ein Dorfpfarrer beklagte kürzlich - was man selbst ebenfalls sehr leicht feststellen kann - daß ganze Altäre im Trödlerladen verschwänden. Zusehends füllten sich die Antiquitätengeschäfte mit oft erlesenen Objekten einst hoch geweihter religiöser Kultgegenstände. So sind inzwischen Monstranzen, Kreuzpartikel, Ziborienkelche, Meßkännchen, Kanontafeln, sowie ganze Garnituren prachtvoll gestickter Meßgewänder mitsamt den Rauchmänteln oft zu Schleuderpreisen zu haben. Da die herrlichen Gewänder meist schwer abzusetzen sind, worden sie zu Tischdecken oder Stuhlbezügen zerschnitten.
• Paul VI. hat zur Feier des 6. Weltfriedenstages am 10. Januar 73 das Motto "Frieden ist möglich" gewählt. Aus einem Dokument, das die Vatikanische Kommission für Gerechtigkeit und Frieden veröffentlichte, geht hervor, daß das gewählte Thema Ausdruck eines neuen Optimismus, Pauls VI. im Zusammenhang mit kürzlich erfolgten Reisen westlicher Staatsmänner ist. Angesichts des rapiden Niederganges der Kirche auf der ganzen Welt muß man sich fragen, woher Paul VI. als Hauptverantwortlicher für diesen Zustand seinen Optimismus nimmt. - Auch auf seinem Sommersitz ruhe seine apostolische Mission nicht, sagte Paul VI. in seiner Ansprache an Pilger in Castelgandolfo. Er habe keine Zeit zum Müßiggang; denn immer beschäftigten die beiden großen Themen des Friedens in der Welt und der sozialen Gerechtigkeit seine Gedanken. Er fühle sich zwar leicht erschöpft, denke jedoch nicht an einen Rücktritt.
• Paul VI. hat dem englischen Klerus gestattet, die tridentinische Messe zu feiern. Am 17. Juni gedachte die "Vereinigung für die Erhaltung der lat. Messe" in einem Festgottesdienst in der Westminster Kathedrale dieser erwiesenen Gnade. Führende Vertreter der Traditionalistenbewegung nahmen daran teil. In einer Rede des verhinderten Dr. Eric de Saventhem (früher: Erich Friedenau, Berlin), des Präsidenten der internationalen Una-Voce Bewegung, die vorgelesen wurde, forderte dieser, daß die Heißsporne die "Bewegung für die Erhaltung der lat. Messe" (LMS, Latin Mass Society) zu verlassen hätten. Unter Heißspornen sind solche gemeint, die die ausschließliche Verwendung der tridentinischen Messe fordern, indem sie den novus ordo missae (n.o.m.), die "neue Messe", als ungültig ansehen. Wer diese "neue Messe" also ablehnt, fliegt nach Dr. Eric de Saventhem raus. Es soll für solche, die sich mit den Reformen nicht abfinden können, mit der gleichzeitigen Zulassung der tridentinischen Messe neben der neuen ein Ventil geschaffen werden. Dies ist vor allem in England wichtig, wo der von der anglikanischen "Kirche" praktizierte Ritus rein äußerlich gesehen weit katholischer wirkt, als das nach dem Konzil eingeführte Chaos. Paul VI. hat in den genannten Organisationen, deren verantwortliche Leiter sehr wohl wissen, was sie tun, treue Helfer für seine Pläne: verängstigte Priester und Gläubige sollen mit allerlei Rundschreiben, Erklärungen, Ansprachen und Dekreten nach außen hin beruhigt werden, während das reformatorische Zerstörungswerk nach innen systematisch fortgesetzt wird.
• Von kirchlicher Seite erhielten wir nun auch die offizielle Mitteilung, daß es, soweit bekannt ist, in ganz Venezuela keine tridentinische Messe mehr gibt. Nach allen Variationen wird auch dort weiter frei darauflosexperimentiert. In einer Anfrage erkundigten sich deshalb Katholiken aus Venezuela bei uns, ob sie in Deutschland die Möglichkeit fänden, ihre Kinder zur Erstkommunion zu schicken.
• Der Jesuitenorden gehört heute zu den führenden Kräften der Reform. Man braucht sich nur das Treiben der weitgehend von Jesuiten geleiteten Hochschulgemeinden in Holland und Deutschland, die Rolle von Rahner, Jungmann, Galli und Co. anzusehen, um den totalen geistigen Zerfall speziell dieses Ordens zu konstatieren. - Vor 15 Jahren fand in Rom noch (6.9. bis 11.11.57) eine "Außerordentliche Generalkongregation" der Gesellschaft Jesu statt. Unter dem Vorsitz des Generals nahmen an ihr teil die Assistenten, Provinzialen und Vizeprovinzialen, sowie die Abgeordneten der Ordensmitglieder, insgesamt 185 Geistliche. (Seit Gründung des Ordens durch Ignatius von Loyola im Jahre 1540 ist die "Außerordentliche Generalkongregation" bis dahin nur sechsmal zusammengetreten, was ihre große Bedeutung unterstreicht.) Diese "Außerordentliche Generalkongregation" dauerte zwei Monate. Das Hauptthema der Beratungen bildeten Probleme der inneren Verfassung. Es ging darum, wie weit sich die Gesellschaft Jesu in ihren Methoden, in ihrer Askese und in ihrem Geist der modernen Welt anpassen sollte. Die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Richtungen hatten ein solches Ausmaß angenommen, daß Papst Pius XII. schon vor Beginn der eigentlichen Debatte eingreifen mußte. In autoritativer Form beharrte der Papst auf der uneingeschränkten Einhaltung der Regeln des Ignatius v. Loyola. Die Rede des Papstes erregte wegen ihrer Schärfe Aufsehen; sie kam einer Verurteilung der Neuerer gleich. - Mit welcher geistigen Einstellung der Jesuitenorden heute arbeitet, wird erst in vollem Umgang klar, wenn man sich die von Pius XII. streng verurteilten Ideen vor Augen hält. So duldete Pius XII. weder eine "freie Prüfung" der vom Hl. Stuhl ausgegebenen Weisungen, noch eine Herabsetzung der kirchlichen Disziplin als leeren "Formalismus". Der Papst hielt nichts von der "demokratischen" Gleichheit, aufgrund welcher der Untergebene mit dem Vorgesetzten über einen erteilten Befehl diskutiert; er forderte vielmehr die Rückkehr zur absoluten Hierarchie, indem er die Jesuiten daran erinnerte, daß ihr Orden eine "monarchische" Regierungsform hat. In eine Lockerung der Askese einzuwilligen, lag Pius XII. völlig fern. Er gestattete zwar den Gebrauch moderner Arbeitsgeräte, doch der Grundsatz der Armut dürfe deshalb nicht beeinträchtigt werden. Nach seiner Auffassung waren Ferien außerhalb der Ordenshäuser und Erholungsreisen ebensowenig zulässig, wie der persönliche Besitz von Utensilien und der übermäßige Tabakkonsum. - Heute dagegen leben Jesuiten in den von Paul VI. gepriesenen Kommunen und betreiben an vorderster Stelle den Abbruch der Kirche.
• Auf dem Wege der Beruhigung des wegen fortgesetzter Skandale langsam aufmerksam werdenen Klerus wurden gegen den bekannten Reformer-Abt von St. Paul vor den Mauern in Rom, Johann Baptist Franzoni, Maßnahmen getroffen, um ihn seines Amtes zu entheben. Die Kongregation für die Ordensleute und Säkularinstitute hat den "Obersten Rat" der Benediktinerkongregation von Sassimo - dem auch Franzoni selbst angehört - aufgelöst und gleichzeitig einen dreiköpfigen "Provisorischen Rat", eingesetzt. Reform-Abt Franzoni, in dessen Abtei St. Paul Johannes XXIII. das sog. 2. Vatik. Konzil angekündigt hatte, betrachtete die Verwirklichung der Konzilsbeschlüsse als eine ganz besondere Aufgabe. Neben liturgischen Skandalen am laufenden Band engagierte er sich auch in der Welt. So protestierte er gegen aufwendige Militärparaden, nahm erst in den vergangenen Tagen an einem Protestmarsch der Kriegsdienstverweigerer teil, sammelte Spenden für streikende Fabrikarbeiter und ist vor allem einer der Mitbegründer der als progressiv bekannten katholischen, Wochenschrift "COM". Offensichtlich hatte der benediktinische Reformabt Franzoni den wahren Geist des Konzils richtig erfaßt und verwirklicht, denn zwei bereits erfolgte Untersuchungen endeten mit dem Ergebnis, daß an dem Treiben von Franzoni nichts auszusetzen sei. Nachdem der Benediktinerorden selbst ebenfalls keinerlei Anstalten machte, den Reform-Abt, dessen Amtszeit erst Ende 1974 ausläuft, abzusetzen, griffen sog. konservative Kreise in Rom ein, um wenigstens nach außen hin wieder kreditwürdig zu erscheinen.
• Nach der kürzlich erfolgten Erklärung aus Rom, daß die inzwischen weitverbreitete Praxis der Generalabsolution der ganzen Kirchengemeinde unzulässig sei, nur für ganz besondere Notfälle in Ausnahmesituationen gelte und keinesfalls als Ersatz für die private Beichte angesehen werden dürfe, da schwere Sünden in jedem Falle gebeichtet werden müßten, erfolgt nun prompt die zweite Argumentationsstufe der Reformer: "Eine Todsünde gibt es gar nicht". So schreibt ein Pfarrer Bernhard Jung, Freiburg: "Die eigentliche Frage zu diesem Thema ist die: Begeht ein Mensch normalerweise überhaupt eine Todsünde? Nach Meinung der Moraltheologie von heute und wohl auch der meisten Seelsorger bei uns kaum. In meiner über 20 jährigen Tätigkeit als Priester ist mir kein Fall vorgekommen, in dem ein Gläubiger und ich dies hätten annehmen müssen... Bei den seit Jahren gehaltenen gemeinsamen Bußgottesdiensten geht es nicht darum, in einer kollektiven Absolution die Gemeinde von ihren Sünden loszusprechen. Ihr Sinn ist die Hinführung der Versammelten zu dem, was die Bibel Umkehr nennt.... Wieweit dabei in einem sakramentalen Sinn - der leicht sakramentalistisch mißverstanden werden kann - eine Absolution erfolgt, interessiert dabei kaum. Der Christ weiß sich mit allem, was er getan hat, der Barmherzigkeit Gottes anheimgegeben und faßt daraus Hoffnung." - Diese Argumentation des Pfarrers Bernhard Jung aus Freiburg stellt geradezu ein Schulbeispiel dafür dar, wie die Reformer für jegliche Art des Ungehorsams gegenüber dem tradierten Glauben die geeigneten Worte finden.
• Paul VI. zitierte bei einer Generalaudienz den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, während er über die "Solidarität Gottes mit den Menschen", über die "Unfähigkeit des Menschen, sich selbst zu erlösen" und die erlösende Tat Christi sprach. 'Jesus ist der Mensch für die anderen', habe Dietrich Bonhoeffer erklärt, "jener große religiöse, wenn auch nicht katholische Geist, der in Christus verliebt war.."
• Paul VI. gibt bei seinem öffentlichen Auftreten nie den Segen - abgesehen von dem österlichen Segen urbi et orbi, um den er wohl nicht herumkommt. Statt dessen breitet er immer leutselig beide Hände aus. Die Atmosphäre bei den Generalaudienzen ist auch, ganz im Gegensatz zu denen Pius XII., entsprechend jahrmarktähnlich. Von einem religiösen Erlebnis ist nichts zu spüren.
• An Stelle des inzwischen geschlossenen Erzbischöflichen Studienseminars auf dem Domberg in Freising soll ein Museum eingerichtet werden. Döpfner möchte 2,8 Millionen DM dafür opfern. Unter anderem sollen darin die übriggebliebenen Kunstwerke, die aus den durch die Reform zerstörten Kirchen stammen, Unterkunft finden.
• Julius Döpfner veranlaßte den Umbau des Münchner Liebfrauendoms, damit eine engere Verbindung der Gläubigen mit dem sakramentalen Geschehen möglich sei. Dieses Anliegen war ihm 15 Millionen DM wert und hatte eine einjährige Schließung des Domes zur Folge. Anstelle des bisherigen Hochaltars befindet sich nun der Bischofsstuhl, von dem aus Döpfner seine Gemeindefeiern leitet, die zum ersten Mal wieder zur Beginn der Olympiade im Dom stattfinden.
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