ICH BIN NICHT RECHTGLÄUBIG, ICH BIN EIN KETZER! von Alois Schnitzer, sen.
Was lehrt mich mein Glaube? Der katholische Glaube wurde mir schon bei meiner Taufe ins Herz gelegt. Und diesen Glauben haben mir in der Zeit meiner Entwicklungsjahre gewissenhafte Priester erklärt und die Richtigkeit der ganzen Glaubenslehre anhand biblischer Dokumente, sowie mit lebensnahen Beispielen in mir gefestigt. So wurde es meine unerschütterliche Überzeugung, daß Jesus Christus Gottes Sohn ist. Seine Lehre ist die einzig richtige und glaubwürdige. Weltverhaftete Menschen nehmen sie nicht an. Ihr Streben gebt im Grunde genommen nur dahin, jeden Vorteil zu nutzen, da damit es ihnen gut und immer besser geht.
Wer nur dies erstrebt, wird neidisch, egoistisch und versucht, wo immer es geht, seinen Mitmenschen zu übervorteilen, zu überlisten. Damit man diesem Streben auch mit ganzer Kraft huldigen kann, sucht man nach Begründungen, war m man sich der Lehre Christi nicht einordnen will. So übt man ungerechte Kritik an Menschen, die versuchen, die Lehre Christi zu erfüllen. Man sucht Fehler und Schwächen an diesen Menschen, um damit den Beweis zu führen, wie falsch die Lehre Christi sei. Doch mit einem falschen Handeln der Katholiken kann man nie einen Beweis führen, daß auch die Lehre Christi falsch sei. Der Mensch versagt eben, auch wenn dieser Mensch das Priester- oder Bischofskleid trägt.
Zum rechten Verstehen der Lehre Christi ist eine kindliche Gläubigkeit und ein mitfühlendes Herz für unseren Nächsten notwendig. Dazu braucht man also kein Theologe und kein Akademiker sein, jedoch muß man den guten Willen in sich pflegen, die weltlichen Probleme unter die göttliche Lehre einzuordnen. Unsere kindliche Gläubigkeit wird auf eine harte Probe gestellt, sagt uns doch unser Glaube, daß der Priester während der hl. Messe Brot und Wein in das Fleisch und Blut Christi verwandelt.
Hier fordert Christus von uns Menschen einen vorbehaltslosen Glauben, denn die Brotsgestalt ändert sich nicht für menschliches Schauen und Fühlen. Aber nachdem Jesus Christus als Sohn Gottes diese Wandlung auch beim letzten Abendmahle in Anwesenheit seiner Apostel vollzog, wobei sich auch damals das Äußere des Brotes nicht änderte, so hat sein Auftrag, den er seinen Aposteln erteilte "Tut dies zu meiner Vergegenwärtigung" für mich auch heute noch volle Gültigkeit. Mit anderen Worten, die Verwandlung von Brot und Wein in das Fleisch und Blut unseres Herrn und Heilandes, durch einen geweihten Priester, ist unumstößliche Wahrheit.
Ich glaube aber auch an diese Wandlung, weil sich damit zugleich das Wort Christi erfüllt: "Ich will bei euch wohnen bis an das Ende der Zeiten." Im gewandelten Brot wohnt Jesus Christus sichtbar in unsere Mitte. Mit diesem sichtbaren Christus läßt sich auch leichter sprechen, man kann Ihn anbeten, Ihn bitten und verehren. Nur der Mensch, der sich diesem Geheimnis unterwirft, verehrt auch Christus im Tabernakel. Brot, gewandelt in den Leib Christi, bleibt Leib Christi und kann durch keinen Menschen wieder in Brot zurückverwandelt werden. Christus bleibt somit sichtbar für alle Zeiten in den Reihen der Seinen. Er hat uns aber auch verkündet: "Wer mein Fleisch nicht unterscheidet von gewöhnlicher Speise, der ißt und trinkt sich das Gericht.
Den Nachfolgern der Apostel, ist die Aufgabe erteilt, dieses Geheimnis den Menschen zu allen Zeiten zu künden und zu lehren. Die logische Folge ist, daß der sichtbare Leib Christi in den Mittelpunkt aller katholischen Kirchen gerückt wurde. Es entspricht auch der demutsvollen Anbetung und Verehrung des göttlichen Sohnes, wenn das gläubige Volk um den Tabernakel, der Wohnung Christi ihr ganzes künstlerisches Können entfaltet und somit herrlich schöne Altäre für die Wohnung Christi aufbaute. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein gläubiger Katholik, der mit ganzem Herzen daran glaubt, daß Christus wahrhaft im Tabernakel wohnt, daß es dieser gläubige Mensch anstreben kann, Christus aus der Mitte der Kirche zu entfernen. Wenn heute katholische Priester den Tabernakel aus dem Mittelpunkt der Kirche verdrängen, gibt es für mich nur eine Auslegung: diese Priester haben nicht mehr den demütigen Glauben an die Anwesenheit Christi in Brotsgestalt , sie sind nicht mehr dem katholischen Glauben treu.
Weil ich es ablehne, daß man in unserer Kirche die Kommunionbank entfernt, weil ich es ablehne, daß die Menschen im Gehen und Stehen mit den Händen nach dem Allerheiligsten greifen, meist ohne jede Ehrerbietung für die göttliche Person*, die man doch empfängt.
Weil ich es ablehne, daß man in unserer Kirche einen sog. Volksaltar aufstellt, deshalb hat man mich in der Pfarrgemeinderatssitzung als nicht rechtgläubig, als einen Ketzer bezeichnet. Soweit geht also die Verwirrung der Geister in der katholischen Kirchengemeinde.
Wenn sich heute katholische Priester für die Mißachtung des Allerheiligsten hergeben, wundert es einen dann noch, wenn diese Priester auch sonst verschiedene Streichungen an unserem katholischen Glauben vornehmen? Mit raffinierten Mitteln wird die christliche Lehre unterhöhlt, der Glaube abgeschüttelt, die Liebe ausgelöscht. So wird die Selbstvernichtung der Menschheit vorbereitet.
Deshalb ist es höchste Zeit, daß sich die Menschen, die noch bereit sind für Christus einzutreten, die Frage stellen, was können wir dagegen tun? Da sollten wir uns an das Bibelwort erinnern, daß sich das Gottesreich nur im Kampf mit dem gottfeindlichen Geist entfalten kann. Damit wir erfolgreiche Kämpfer für Christus werden, genügt es nicht, die Lehre Christi zu kennen oder sich als sympathisierender Anhänger zu bekennen. Es wird von uns gefordert, daß wir selbst die Lehre erfüllen. Dazu ist es notwendig, daß wir uns in die Lehre Christi vertiefen, damit uns klar wird, was er will, was fordert Christus denn von uns?
Schon Paulus schreibt: "Alle die sich vom Geiste Gottes leiten lassen sind Kinder Gottes..."
Und Jakobus hat niedergeschrieben: "Geliebte! Seid Befolger des Wortes und nicht bloß Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst."
Somit ist jeder getaufte und gefirmte Katholik aufgerufen, aktiv d. h. kämpferisch für die gesamte Lehre Christi einzutreten. Dies heute umsomehr, als vielfach die zur Führung Berufenen versagen. Damit ist es heute dringende Aufgabe bei den Laienkatholiken geworden, alle Gleichgültigkeit abzuschütteln. Wir sollen zeigen, daß wir bereit sind, gegen die glaubenszersetzenden Kräfte aufzutreten. Wir dürfen nicht bloß Hörer, sondern müssen auch Befolger des Wortes sein. Zu allen Zeiten wurde mit der Treue zu Christus von seiner Gefolgschaft auch Opfer gefordert. Ein aktiver und kämpferischer Katholik muß sich darüber klar sein, daß es ihm nicht besser ergeht als seinem Meister. Jeder Katholik wird somit spüren, daß man Steine der Verachtung und Verleumdung auf ihn wirft. Ebenso Steine der Lüge und des Hasses, sowie Steine der seelischen und körperlichen Vernichtung. Unsere Opferbereitschaft, für die Lehre Christi einzutreten, wird sich erst zeigen, wenn wir trotzdem unserem Glauben treu bleiben.
Ob wir heutigen Katholiken, die wir vielfach das genießerische Leben der Zeit uns angeeignet haben, bereit sind, dem Beispiel unserer Heiligen zu folgen? Wenn wir diese Kraft auch noch nicht in uns fühlen, so wollen wir doch versuchen, uns Klarheit zu verschaffen, in welchen grundsätzlichen Glaubensfragen wir selbständig handeln müssen. Wir müssen uns klar werden, wo sich unsere Wegrichtung von denen, die unseren Glauben nicht mehr treu sind, trennt. Eine große Kraft wird uns zuteil werden, wenn wir beten.
So wollen wir beten und ringen, daß in uns die Klarheit wächst, wie wir die Glaubenswahrheit von der Unwahrheit unterscheiden lernen.
Wir wollen beten, daß diese Unterscheidungsmöglichkeit recht vielen Katholikin geschenkt werde.
In diesem Anliegen wollen wir mit unserem Gebet die liebe Gottesmutter bestürmen. Sie ist uns doch bekannt als die Siegerin in allen Schlachten Gottes. Wir wollen sie ganz besonders bitten, daß sie uns helfend zur Seite steht. Wir wollen aber auch alle Heiligen, die während ihres Erdenlebens die Kraft fanden, der Lehre Christi die Treue zu halten, bitten, daß sie uns lehren, wie wir die gleiche Treue zu Christus erstreben können.
*) Nur in den seltenen Fällen einer gültigen Konsekration ist die göttliche Person sichtbar gegenwärtig. - Anm. der Redaktion
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EIN WORT AUS DER BOTSCHAFT DES HEILIGSTEN HERZENS JESU AN SCHWESTER JOSEFA MENÉNDEZ:
6.11. 1920: "Wenn du meinst, daß du Mich nicht liebst, und du beteuerst Mir trotzdem immer wieder deine Liebe, dann tröstest du Mein Herz am meisten." |