OB GELEGEN ODER UNGELEGEN
Ein katholischer Laie meldet sich zu Wort!
von Alois Schnitzer, sen.
Als ich vor etwa zwei Jahren zum ersten Mal mit einem Aufsatz an die Öffentlichkeit trat, um gegen eine Änderung in der kath. Glaubensauslegung und im Ritus unserer hl. Messe Stellung zu beziehen, da sagte eine sehr gut bekannte Lehrerin zu mir: "Unterlassen Sie dies! Wenn Sie in religiösen Fragen mitreden wollen, denn müssen Sie Theologie studiert und viele entsprechende Bücher gelesen haben."
Meine Antwort: "Ich habe noch nie gehört oder gelesen, daß unser kath. Glaube nur von Theologen und Akademikern verstanden wird oder nur von dieser Menschenklasse gelebt und erfüllt werden kann. Im Gegenteil, ich erinnere mich an so manche harte Kritik, die Jesus an den Schriftgelehrten und Pharisäern seiner Zeit übte." Man beachte nur das Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner. Und schließlich hat Christus die Gründung der kath. Kirche und das Priesteramt, Menschen anvertraut, von denen die meisten ohne Studium und akademisches Ansehen waren. Und doch hat sich dieser unscheinbare Keim zu einer Organisation entwickelt, die an Größe und Alter einzigartig in der Welt dasteht. - Ich persönlich achte und schätze die Akademiker und erst recht die Theologen, doch nur solange, wie sie der Wahrheit und dem kath. Glauben aus innerster Überzeugung dienen und sich bemühen, uns den Glauben vorzuleben und ihn in seiner ganzen Höhe und Tiefe zu erläutern. Aber da tauchen bei mir heute erhebliche Zweifel auf. Wenn man heute von diesen hochgebildeten Kräften (K. Rahner usw.) Vorträge und Predigten hört oder Schriften liest, dann kommt man zu der Überzeugung: Diese Hochstudierten bauen theologische Theorien auf, die mit dem Wesen unseres katholischen Glaubens nichts mehr zu tun haben. Der einfache Mensch versteht diese "Wissenschaft" nicht und lehnt sie deshalb auch ab. Dem einfache Menschen können sie die Lehre Christi nicht mehr künden, geschweige, daß sie diese Menschen vom inneren Gehalt unseres Glaubens überzeugen können. Und das ist die Tragik, das Elend unserer Tage. Viele Akademiker stehen heute auf gut bezahltem Posten bei den Massenmedien und lassen nichts unversucht, offen und versteckt in Wort, Bild und Schrifttum den Zerstörungskampf gegen den kath. Glauben zu führen.
Aber gerade unsere heutige Menschheit bräuchte dringendst eine gute religiöse Führung. Eine erschreckende Lauheit und Gleichgültigkeit greift unter diesen Umständen selbst in den Reihen der früher treuen Katholiken um sich. Ca. 15 % der Katholiken gehen heute noch am Sonntag in die Kirche und viele davon kommen recht unregelmäßig und sehr selten. Diese Menschen haben die Grundgedanken der Lehre Christi vergessen und betrachten das Geschehen auf dem Altar verständnislos, diese Menschen erleben innerlich nichts mehr. Wohl ahnen sie noch, daß sie eigentlich jeden Sonntag zur hl. Messe gehen sollten, aber diese berechnenden Menschen fragen sich heute, welche Vorteile bringt mir der Kirchenbesuch, und welche Nachteile habe ich, wenn ich nicht in die Kirche gehe. Da nun kein wirtschaftlicher Nachteil feststellbar ist, wenn man nicht zur Kirche kommt, so geht man eben nur ganz selten noch in die Kirche. Mit dieser Geisteshaltung stehen oder sitzen heute gar viele Kirchenbesucher in unseren Kirchen, also vollständig unbeteiligt und interesselos.
Diese verborgene Geisteshaltung der Kirchenbesucher hängt zusammen mit dem seichten Gerede der Reformpriester. Bei ihren 'Gottesdiensten' werden keine festen Vorsätze mehr für den Alltag gefaßt. Der Kirchenbesuch verliert seinen Sinn, das liturgische Geschehen wird unverständlich. Wundert es einen da, wenn heute Kirchenbesucher die Zeit in der Kirche nur abwarten, ohne Gebet und Anteilnahme. Der hochwichtige Alltag, die fortlaufende Zerstreuung der eigenen Gedankenwelt durch die Massenmedien, die in unterhaltender, spannender und spielerischer Planung die Menschen ablehnen vom Glauben und mit gewollter Leichtfertigkeit und Raffiniertheit religiöse Grundsätze unterminieren und beiseite schieben. Von einem Widerstand der Theologen gegen diesen Sog ist kaum etwas zu spüren.
Die deutsche Bischofskonferenz hat beschlossen, Laienräte, Pfarrgemeinderäte und Synodalen wählen zu lassen. Diese Maßnahme ist kein Abwehrmittel gegen die Gleichgültigkeit der Katholiken in der Glaubensausübung. Diese Räte aus dem Laienstand sollen beratend helfen, wie man den Glauben im Volke intensiver vermehrt. Doch wer wird heute zu solch einem Rat gewählt? Menschen, die der Volksmasse zu Gesicht stehen, die viel Änderungen und Erleichterungen fordern. Meist sind es Menschen, die im Glauben keine festen Grundsätze haben. Und die Wähler selbst bestehen meist wiederum aus Kirchenbesuchern wie ich sie oben geschildert habe. Soviel ich sehe, wird mit Räten aus dem heutigen Laienstand, das Glaubensleben im Volke nicht gefördert, sondern die Glaubensverkündigung sehr stark in ihrer Kraft abgeschwächt.
Zum anderen ist noch zu berücksichtigen, daß es der Wunsch des Vorstandes der Bischofskonferenz war, daß die Räte mit einem Mitspracherecht ausgestattet wurden. Es ist vielfach also im Sinne dieses Oberhirten, daß den Wünschen der Räte Rechnung getragen wird. Wo bleibt da die Einheit und Reinheit der Lehre Christi? Mit dem Beispiel, das Jesus seinen Jüngern gegeben hat, ist diese Haltung unserer 'Kirche' nicht vereinbar. Wir wissen, daß die Zuhörer zu Christus gesagt haben: Deine Rede ist hart, wir gehen. Und Christus hat sie nicht gebeten oder mit aufklärenden Worten zum Bleiben aufgefordert, im Gegenteil er hat auch noch zu seinen Jüngern gesagt: "Wollt auch ihr gehen?"
Mit dieser Haltung hat Christus jede Diskussion, jede Befragung des Volkes, wie er zu lehren hat, abgelehnt. Eine Demokratisierung und Anpassung seiner Lehre an den Volkswillen hat er also grundsätzlich abgelehnt. Christus hat damit klar und deutlich ausgesprochen und für seine Kirche richtungsweisend festgelegt: Ihr meine Jünger, ihr meine Nachfolger dürft nicht nach dem Willen des Volkes reden, ihr müßt meine Lehre künden, ob es euren Zuhörern gelegen oder ungelegen ist, das ist nicht entscheidend.
An diese Anweisung Christi hat sich unsere kath. Kirche gehalten, und damit ist die Einheit der Lehrverkündigung Christi durch die vielen Jahrhunderte rein erhalten geblieben. Und diese Einheit hat man heute durch die Demokratisierung der priesterlichen Tätigkeit, durch die Anpassung an die Welt bewußt zerstört. Zerstört auch dadurch, daß man Pfarrgemeinderäte und Synodalen berufen hat.
Damit ist man aber auch der Mannschaft, die das Wort Gottes in der vordersten Front dem Volk zu verkünden hat, der Mannschaft, die also mit den zersetzenden Kräften der Welt im steten Abwehrkampf war, in den Rücken gefallen. Aus den Reihen der Freunde der Welt wurde die zehn und zwanzigfache Übermacht ausgewählt, um den allein stehenden Pfarrer und Seelsorger mürbe und schachmatt zu machen. Damit wurde in verräterischer Weise eine Tür geöffnet, um den Kirchenfeind einzulassen, der den Dolchstoß gegen eine einheitliche, freiheitliche und klare Verkündigung der christlichen Lehre führen soll. Und die Verräter, die diese Hintertür geöffnet haben, haben natürlich die ganzen gottlosen Kräfte der Massenmedien auf ihrer Seite. Wie könnte dies auch anders sein? Und von diesen Massenmedien wird nun mit stärkster Propaganda und mit satanischer Frechheit verkündet, daß durch diese Räte und Synodalen dem religiösen Frieden gedient wird. Leider erkennen gar viele Katholiken, insbesondere auch Priester diese Lüge nicht, kämpfen deshalb auch gar nicht dagegen und geben durch ihre stillschweigende Gleichgültigkeit den zerstörenden Kräften noch Vorschub und Hilfestellung.
So ist die einstmals kraftvolle und erfolgreiche Abwehrfront der kath. Kirche gegen den Satan und all seine bösen Geister in voller Auflösung. Den Feind der Kirche Christi sind somit alle Türen offen bis in die höchsten Stellen in unserem kirchlichen Leben. In diesem Augenblick höchster Gefahr, gibt es leitende Kräfte in der abgefallenen und abfallenden 'Kirche', die von der Gefahr ablenken und die Lösung sozialer und wirtschaftlicher Probleme in den Vordergrund stellen. Und die anderen Kräfte sind sich uneins, wissen nicht wie man die zersetzenden Kräfte und die herannahende Katastrophe abwehren kann. So manche haben mit lauter Studium das praktische Wirken im Weinberg des Herrn überhaupt nie gelernt, sind somit darin unerfahren und ungeübt. Mit einer praktischen Lehrtätigung als Seelsorger und Künder der Lehre Christi hat ihr Wissen nichts mehr zu tun. Den wirklichen Arbeitern im weiten Feld der Seelsorge hat man jedoch durch die Einsetzung der Räte und Synodalen das Wirken erschwert, wenn nicht ganz unmöglich gemacht. So mancher tapfere, stille und früher erfolgreiche Held der Seelsorge sieht heute deshalb keine Möglichkeit mehr zum Wirken und resigniert deshalb.
Und diese Situation nützen die Räte, legen bereits Bomben mit Zeitzünder an die zentralen Stellen unseres sakramentalen Lebens. Das Altarssakrament, das Bußsakrament, die Priesterweihe und das Ehesakrament sind zum Teil beseitigt, zum Teil in höchster Gefahr. So will der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München-Freising erreichen, daß die Bußandacht der Einzelbeichte gleichgestellt wird. Hier soll also das Bußsakrament zerstört werden. Und die Teilnehmer der Mai-Synode 1972 in Würzburg haben bereits brutal ihre Macht ausgenützt und mit der Sprengung der Synode gedroht, wenn man ihrer Forderung nach Diskussion über das Problem der verheirateten Priester nicht Folge leistet. Somit liegen bereits auch Bomben am Sakrament der Priesterweihe. Dabei werde ich das Gefühl nicht los, daß der Vorstand der deutschen Bischofskonferenz sich für die Behandlung der Anträge einsetzt, ebenso auch der Vorstand der Erzdiözese München-Freising.
Allgemein gewinnt man den Eindruck, die Räte und die Neuerer in der religiösen "Wissenschaft" lenken vom Mittelpunkt Gott und der Lehre Christi ab und stellen den Willen des Menschen in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen. Man vermeidet zu erwähnen, daß es für jeden Menschen nach dem Tode ein göttliches Gericht gibt; dafür betont man lautstark, damit man Beifall bei den Menschen findet, Gott ist barmherzig, Gott verzeiht, Gott hat Verständnis für alle Menschlichkeiten, dagegen verschweigt man alle für den Menschen verpflichtenden Aufgaben.
Das Altarssakrament wird heute in seiner Übernatürlichkeit auch von Priestern, die in Vollmacht und Auftrag der "Kirche" sprechen und wirken, nicht mehr anerkannt. Den Tabernakel hat man aus dem Mittelpunkt unserer Kirchen entfernt. Ein Besuch des Allerheiligsten außerhalb der Messe unterbleibt und so entvölkert sich die kath. Kirche ähnlich den evangelischen Bethäusern. Die heilige Wandlung, bisher Höhepunkt und Mittelpunkt der hl. Messe, wurde gefälscht, so daß Leib und Blut unseres Herrn nicht mehr gegenwärtig werden. Spitzfindig und raffiniert wird so das Volk abgelenkt und irregeführt.
Die Jungfräulichkeit Mariens wird heute von vielen Theologen, die jedes übernatürliche Wirken Gottes ablehnen, in Zweifel gesetzt oder geleugnet.
Wie klein ist die Zahl der Bischöfe und Priester geworden, die heute den Ehebruch vorurteilen! Die zahlreichen anderen, die darüber schweigen, helfen mit, die Ehe aufzulösen.
Wie selten spricht heute ein Priester von leichter oder schwerer Schuld? Von vorübergehender oder ewiger Strafe, von Fegfeuer oder Hölle?
Die Kinder werden im allgemeinen vor der Erstkommunion nicht mehr zur hl. Beichte geführt. So unterstützt man heute den Satan, dem die beichtenden Menschen ein Ärgernis sind, weil der beichtende Mensch gegen die Sünde widerstandsfähiger wird.
Der Feind unseres Glaubens ist in den eigenen Reihen großgezogen worden, ist durch die eigene Brust genährt worden und deshalb ist er auch so erfolgreich in der ganzen Kirchenorganisation. Die zerstörende Kraft des Satans hat Einzug gehalten in Herz und Verstand vieler Menschen, Menschengeist wird an die Stelle göttlicher Lehre gesetzt.
Weltliche, also entgöttlichte Entscheidungen ziehen ein Strafgericht für die Menschheit herbei. Noch greift Gott nicht zur Zuchtrute; doch die Menschheit, die die Lehre Christi ablehnt, bestraft sich selbst. Sie macht den Weg frei für denjenigen; der an irdischen Machtmitteln der Stärkere ist, für den Brutalsten und Rücksichtslosesten, ob nun als Einzelperson, Volk oder Staat.
Wir, die wir diese Entwicklung sehen, wollen mit all unserer Kraft und unserem schwachen Können, bis zum letzten Atemzug für die Reinheit der Lehre Christi eintreten Wir wollen uns bemühen, unsere Aufgabe als Katholiken zu erkennen und unsere Erkenntnis unseren Nächsten zur Überlegung und eigenen Befolgung ans Herz legen. Es soll uns wenigstens niemand die Schuld vorwerfen können, wir hätten diejenigen, die auf Abwege geraten sind, nicht auf ihre Fehler aufmerksam gemacht.
Wir wollen betend und opfernd unser ganzes Herz, unseren ganzen Verstand, unser ganzes Wollen und Können dem Dienst für Christus zur Verfügung stellen. Unserer menschlichen Schwäche bewußt bitten wir Gott, er möge den Strauchelnden die Gnade der Bekehrung schenken. Möge die liebe Gottesmutter, möge unser Vater Kolping und alle Heiligen des Himmels uns ihre Fürbitte schenken und uns ratend und helfend zur Seite stehen. Darum bitten wir in höchster Not und Gefahr.
Anmerkung: *) In wievielen Kirchen gibt es überhaupt noch ein Allerheiligstes?! - Anm. d. Red.
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