DIE HL. JOHANNA FRANZISKA VON CHANTAL - ZUM FEST AM 21. AUGUST
von Heinrich Storm
Die hl. Johanna Franziska von Chantal gehört zu den wenigen Menschen, die im Laufe ihres Lebens allen vier möglichen christlichen Ständen angehörten, denn nacheinander war sie Jungfrau, Frau, Witwe und Ordensfrau. In jedem einzelnen dieser Stände hat sie sich so hervorragend bewährt, daß sie uns darin ein nur schwer erreichbares Vorbild ist. Trotzdem blieb sie aber nicht etwa ihr ganzes Leben hindurch auf derselben Stufe der persönlichen Heiligung stehen, sondern bemühte sich, mit jeder neuen ihr von Gott übertragenen Aufgabe immer vollkommener zu werden. Die Sehnsucht nach vollkommener Heiligkeit ist der sich immer gleichbleibende innere Antrieb dieses äußerlich so wechselvollen Lebens.
In der Zeit der Glaubensspaltung und der durch sie verursachten Bürgerkriege in Frankreich wurde Johanna Franziska in eine überzeugte und kämpferische katholische Familie hineingeboren. Am 23. Juni 1572 kam sie in Dijon, der Hauptstadt Burgunds, zur Welt. Zu den Vorfahren ihrer Mutter gehört der hl. Bernhard von Clairvaux. Der Vater, Abkömmling eines alten burgundischen Adelsgeschlechtes, bekleidete das hohe Amt eines Präsidenten des burgundischen Parlaments. Die Familie der Frémyot war bekannt ob ihrer christlichen, aller Irrlehre abholden Einstellung, die sie unerschrocken gegen jeden Gegner verfocht. So gestand der Vater unserer Heiligen einmal König Heinrich IV. von Frankreich, der vom Protestantismus zur kath. Kirche konvertiert hatte: "Siehe, ich gestehe, wenn Eure Majestät nicht gerufen hätte: 'Es lebe die katholische Kirche!' dann würde ich auch niemals gerufen haben: 'Es lebe Heinrich IV.!'" In dieser Gesinnung wurden auch die Kinder des Hauses Frémyot erzogen, und es sieht so aus, als sei die gute Saat des väterlichen Wortes und Vorbildes bei Johanna Franziska auf besonders fruchtbaren Boden gefallen: Es wird berichtet, daß sie schon als Kind keinen Irrgläubigen sehen konnte, ohne zu weinen. Als sie als Fünfjährige einmal einem Hugenotten zuhörte, der ihrem Vater gegenüber seine Lehre verteidigte, sagte sie zu ihm ebenso leidenschaftlich wie bestimmt: "Herr, man muß glauben, daß Jesus Christus im Allerheiligsten Sakramente gegenwärtig ist, weil er es selber gesagt hat. Wenn Sie das nicht glauben, dann machen Sie ihn ja zu einem Lügner."
Als Johanna Franziska herangewachsen war, wählte ihr Vater ihr, der Sitte der damaligen Zeit entsprechend, einen Mann aus. 1592 fand die Hochzeit Johanna Franziska Frémyots mit Christoph II., Baron von Chantal, statt. Johanna nahm den Mann, der ihr von ihrem Vater bestimmt worden war, in vertrauensvollem Gehorsam an und schenkte ihm ihre ganze Liebe, sodaß Augenzeugen dieser von Gott gesegneten Ehe später sagen konnten: Die beiden Gatten boten ... das Bild der heiligsten Ehe, die man sich denken kann. Sie waren ein Herz und eine Seele. Die Heilige erwies ihrem jungen Gemahl Ehrfurcht und Gehorsam; sie liebte ihn mit einer zärtlichen, glühenden und keuschen Liebe. Er seinerseits liebte sie innigste und ehrte sie mit dem höchsten Vertrauen." 6 Kinder, von denen 4 überlebten, schenkte Johanna ihrem Gemahl in den Jahren der Ehe und widmete sich ihrer Erziehung mit ganzer Kraft. Daneben mußte sie aber noch die vielfachen anderen Pflichten, die ihr als Baronin von Chantal, vor allem während der langen Abwesenheiten ihres Mannes zufielen, erfüllen Bei alledem fand sie trotzdem Zeit, sich um die Hilfsbedürftigen des Dorfes zu kümmern; sie ließ den Armen Speise reichen, tröstete die Gefangenen und besuchte die Kranken in ihren oft elenden Behausungen. Unter den Bewohnern von Bourbilly, dem Ort, wo das Schloß der Chental stand, ging der Spruch um, daß es eine Freude sei, krank zu sein, da einen dann die heiligmäßige Baronin besuche.
8 Jahre lang führte Johanna dieses Leben als Gattin, Mutter und Schloßherrin, als ihr innigstgeliebter Mann plötzlich durch einen Jagdunfall aus dem Leben gerissen wurde. Meine Liebe, was der Himmel schickt, ist recht, wir müssen es lieben und sterben", hatte er kurz vor seinem Tod zu seiner Gemahlin gesagt. - Johanna brauchte sehr lange, bis sie ihren grenzenlosen Schmerz überwunden hatte und das Unglück gehorsam aus der Hand Gottes annahm. Dann aber ging sie entschlossen daran, ihre neue Stellung als Witwe ebenso vorbildlich auszufüllen wie vorher die als Gattin. Sie mühte sich ab für ihre Eltern und Schwiegereltern, erfüllte ihre gesellschaftlichen Pflichten, sorgte weiter für die Armen und Kranken und verwandte noch mehr Sorgfalt auf die Erziehung der Kinder. Vor allem wurde in ihr die Sehnsucht immer stärker, sich ganz Gott zu weihen und, da sie sich über ihre Berufung nicht im klaren war, verlangte sie innig nach einem Seelenführer, der ihr in ihrem Zweifel raten und ihr helfen sollte, den ihr vorherbestimmten Weg zu finden. Das Gebet Johannas wurde erhört: Als Franz von Sales 1604 zu Fastenpredigten nach Dijon kam, erkannte sie in ihm den Mann der ihr schon 2 Jahre in einer Vision als der ihr bestimmte Seelenführer gezeigt worden war. Schon bald eröffnete sie ihm ihre Seele, und damit begann zwischen den beiden Heiligen eine wunderbare, tiefe und heilige Freundschaft, aus der herrliche geistige Früchte hervorgehen sollten. Bereits nach der 1. Begegnung schrieb der Bischof von Genf an Frau Chantal: "Gott, so scheint es mir, hat mich Ihnen gegeben, dies wird mir mit jeder Stunde mehr zur Gewißheit." Mit sicherem Gespür erkannte er, worauf es bei der Führung Johannas ankam: Es ging weniger darum, die Lauheit zu vertreiben, als vielmehr den Übereifer zu drosseln und in die rechte Bahn zu lenken, nicht darum, das Gewissen in engen Vorschriften zu binden, sondern es den besonnenen Gebrauch der Freiheit lehren. - "Alles aus Liebe tun und nichts aus Zwang! Mehr den Gehorsam lieben als den Ungehorsam fürchten! Ich lasse Ihnen den Geist der Freiheit, nicht jenen, der den Gehorsam verneint, denn das ist die Freiheit des Fleisches, sondern jenen, der Zwang, Skrupel und Hast ausschließt." Unter der Führung des Heiligen von Sales begann Johannas Seele wieder ruhiger zu werden, aber der Gedanke, für den Ordensberuf bestimmt zu sein, ließ sie nicht los, sondern nahm im Gegenteil immer festere Gestalt in ihr an. Sie vertraute ihrem Seelenführer ihren Wunsch an, in den Karmel einzutreten, aber nach gründlicher Überlegung lehnte er ab. Stattdessen reifte in ihm der Plan zu einer neuen Ordensgemeinschaft, die er zusammen mit Frau von Chantal, gründen wollte. Als er 1607 Johanna diesen Plan zum ersten Mal vorlegte, stimmte diese begeistert zu. Von nun an war ihr Trachten darauf gerichtet, alle ihre weltlichen Bindungen und Verpflichtungen zu ordnen, um so die Voraussetzungen für ihre Abkehr von der Welt zu schaffen. Als sie 1610 dazu für gekommen hielt, ließ sie sich weder durch die Bitten des Vaters noch durch den Widerstand des Sohnes, der mit seinem eigenen Leib der Mutter den Weg versperren wollte, von ihrem Entschluß abbringen. Am Dreifaltigkeitssonntag, dem 6 Juni 1610, wurde zu Annecy in Savoyen, der Bischofsresidenz Franz' von Sales, der neue Orden der "Visitation" (Heimsuchung Mariä) gegründet, und ein Jahr später legte Johanna von Chantal die ewigen Gelübde ab: "Mein Vielgeliebter ist ganz mein, und ich bin ganz sein. Niemals will ich ihn verlassen, um einem Menschen anzuhängen, denn ihm bin ich völlig durch Liebe verbunden, und seine Liebe übersteigt jede Liebe der Welt." - 1612 wurde Johanna., als Mutter Chantal die erste Oberin der neuen Gemeinschaft.
Die ersten Jahre in Annecy staMden ganz im Zeichen des Gebotes und der tätigen Nächstenliebe, bei der sich Mutter Chantal besonders hervortat. Sie "widmete sich vorzüglich den ekelerregendsten Kranken, deren Geruch und Aussehen am unerträglichsten waren. Sie reinigte und pflegte diese Kranken und nahm ihre verfaulten Lumpen mit nach Hause, um sie zu waschen. Inmitten dieser Arbeiten dachte sie jedoch auch an das Seelenheil dieser armen Menschen. Mit rührenden Worten bereitete sie ihre Pfleglinge vor auf den Empfang der heiligen Sakramente." Weder ihr noch ihren Mitschwestern kam .angesichts solcher und ähnlicher Arbeiten ein Laut der Klage oder des Murrens über die Lippen, denn alle waren gleichermaßen erfüllt und miteinander verbunden in der Liebe zu Gott und ihren Mitmenschen. "Die die Liebe, die sie einte, war so groß, daß es meines Erachtens Paradiesfreude war, unter ihnen zu sein." So erinnerte sich Mutter Chantal später an diese erste Zeit der Gemeinschaft.
Mit drei Schwestern hatte die "Visitation" 1610 angefangen; nach einem Jahr zählte sie bereits acht Mitglieder. Zunächst allmählich, dann aber immer schneller begann die Ordensgemeinschaft zu wachsen. 1614 wurde das erste regelrechte Kloster in Annecy erbaut, denn bis dahin waren die Schwestern in einem provisorisch für ihre Zwecke hergerichteten Haus untergebracht. Bereits Ende desselben Jahres konnte die erste Neugründung in Lyon vorgenommen werden. In die folgenden Jahre fällt die Umgestaltung der bisherigen Kongregation mit nur halber Klausur in einen Orden mit strenger Klausur nach der Regel des hl. Augustinus. Die Ausbreitung ging dann immer rascher vor sich: 1627 zählte der Orden bereits 30 Klöster, 1635 waren es 65 Klöster allein in Frankreich, dazu zahlreiche Neugründungen in allen angrenzenden Ländern. So war aus dem Plan des Bischofs von Genf und seiner Verbindung mit Johanna Franziska von Chantal innerhalb kurzer Zeit eine große religiöse Bewegung geworden, die nicht unwesentlich dazu beitrug, daß die katholische Kirche Frankreichs aus erneuertem Geist heraus dem calvinistischen Sturm standhalten konnte.
Für Mutter Chantal bedeutete die Entwicklung vor allem, daß die Last der Verantwortung und der Arbeit, die auf ihr lag, immer größer wurde. Besonders seit dem Tod des hl. Franz von Sales (1622), der sie mit tiefem Schmerz erfüllt hatte, war sie die eigentliche Seele des Ordens. Obwohl sie flehentlich darum bat, doch von ihrer Person abzusehen, wurde sie mit kurzen Unterbrechungen immer wieder zur Oberin des Stammklosters von Annecy gewählt. Sie, die von sich sagte: "... meine Seele haßt die Aktivität, und wenn ich mich notgedrungen zum Handeln zwinge, sind Körper und Geist darüber niedergeschlagen", war doch zu dauernder, rastloser äußerer Aktivität gezwungen. Um jede Neugründung mußte sie sich kümmern, dauernd war sie zu Visitationen unterwegs, mußte über alle mahnen, raten und hoffen. Die rasche Ausbreitung des Ordens bereitete ihr mindestens ebenso viel Sorge wie Freude, weil sie befürchtete, daß mit der großen Zahl die heilige Entschlossenheit der Gründungszeit verlorengehen könnte. "Mein Gott! Mein heißer Wunsch ist, daß wir mehr unsere Wurzeln als unsere Zweige ausdehnen!" So ist ihr eigenes Leben das beste Beispiel für das, was sie einmal in einem Brief an eine Oberin schrieb: "Das beste Mittel, den Seelen Gutes zu erweisen, ist das Opfer. Sie werden tausendfach Gelegenheit haben, sich zu opfern, denn das Leben einer Oberin, die wirklich Mutter ist, ist ein fortwährendes Kreuz."
Wenn man das rastlose und unermüdliche Leben der Mutter Chantal betrachtet, stellt man sich die Frage, wie sie trotz ihrer sehr schwachen Gesundheit - sie war dreimal so schwer krank, daß die Ärzte ihr Leben bereits aufgegeben hatten und ihre Gesundung einem Wunder zugeschrieben wurde - dieses ungeheure Tag- und Lebenswerk bewältigte. Die Antwort kann nur lauten: Aus der Kraft ihrer innersten Verbindung mit Gott. So bewegt das Leben der hl. Johanna von Chantal auch verlaufen sein mag, sie war in ihrem tiefsten Wesen eine Heilige des Gebetes, der inneren mystischen Versenkung in Gott. Um aber zu dieser hohen Stufe des mystischen Erlebens zu gelangen, war sie durch die harte, ja furchtbare Schule des Leides gegangen. Wenn sie sagte für Gott zu leiden, ist die Nahrung der Liebe auf dieser Erde ...", dann wußte sie um die Bedeutung dieses Satzes in seiner ganzen Tragweite. Fast ihr ganzes Leben hindurch wurde sie von Zweifeln und Versuchungen gequält. In den letzten Lebensjahren waren diese oft so stark, daß sie sagen konnte: "... ich bin auf dem Punkt angelangt, wo nichts auf der Welt mir Erleichterung verschafft als nur der Gedanke an den Tod." Der hl. Vinzenz von Paul, der nach dem Tode des hl. Franz von Sales an dessen Stelle als Seelenführer Mutter Chantals trat, hat einmal über sie gesagt: "Sie war voller Glauben, und wurde ihr ganzes Leben gequält von Anfechtungen gegen ihn. Sie war so erfüllt von allen möglichen Vorsuchungen, daß der Blick in ihre eigene Seele sie entsetzte wie ein Bild der Hölle. Aber trotz all dieser Leiden verlor ihr Gesicht niemals seine Heiterkeit, und niemals ließ sie in ihrer Treue gegen Gott nach." Die Heilige hat den schweren Kampf der völligen Selbstüberwindung siegreich gekämpft, sie hat nicht nur alle menschlichen, sondern auch alle geistigen Begierden radikal in sich abgetötet und konnte wie Paulus von sich sagen: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir." Ihre Verbindung mit Gott war rein von jedem Gefühl, von Freude oder Traurigkeit, sie wurzelte in einer festen, unerschütterlichen Gewißheit und der absoluten Hingabe das Eigenwillens: "Ist es also von Bedeutung, wenn wir uns von Gott verlassen fühlen? Erlöst er uns doch trotzdem! Wer wäre da nicht zufrieden um der Liebe Gottes willen? Auch wenn er uns aller Dinge in Himmel und auf Erden beraubt, sogar des Gefühls seiner Gegenwart, kann der Betende sagen: 'Was bedeutet mir der Himmel, was soll ich suchen auf Erden, außer Gott?'" Ja, in der Kraft des tiefsten, innersten Herzensgebetes hat die Heilige das durchgestanden, was sie selbst das "Martyrium der Liebe nannte, und dem sie größeren Wert beimaß als dem körperlichen, denn "Die Liebe ist ja stark wie der Tod, und die Martyrer der Liebe haben weit mehr getan, indem sie ihr Leben behielten; um den Willen Gottes zu tun, als wenn sie es tausendmal hingegeben hätten zur Besiegelung ihres Glaubens, ihrer Liebe und ihrer Treue."
Als Oberin und Lehrerin ihrer Mitschwestern war es darum auch ihr wichtigstes Anliegen, diese zur Demut, zur Selbstaufgabe des eigenen Ich und zum inneren Herzensgebet zu führen. Sie hat zwar einmal von sich gesagt, sie sei keine große Predigerin und könne zwar nur sprechen, wenn sie gefragt werde, aber die Tiefe und der geistige Reichtum ihrer Seele leuchten klar aus ihren Briefen und anderen Zeugnissen hervor. So gibt sie eine wunderbare Erklärung der Armut im Geiste: "Die vollkommene Armut ... geht bis zum Herzen und bis zum Geist, sie entblößt die Seele der köstlichsten und geistlichsten Dinge, so daß wir arm im Geiste werden, so daß wir keine Wünsche haben und auf den Genuß der Vervollkommnung zu verzichten."
So ist Johanna Franziska von Chantal zu einem wahren Licht ihrer Zeit geworden; Fürsten und Bischöfe holten sich bei ihr Rat. Dabei blieb sie immer die demütige Nonne, die uns das Ziel ihres Lebens in einem ergreifend schlichten und beherzigenswerten Gleichnis überliefert hat: An Feiertagen brachten die Nonnen Mutter Chantal meist einen Blumenstrauß, den diese dann regelmäßig vor den Altar stellte, bis er verblüht war. Um ihn erst dann in ihrer Zelle vor dem Kreuz aufzustellen. Als sie einmal nach dem Grund dieser Handlungsweise gefragt wurde, gab sie zur Antwort: "Meine Töchter, das Leben dieser Blumen besteht in Farbe und Duft. Ich lasse sie vor das Allerheiligste Sakrament stellen, wo sie nach und nach verwelken und sterben. Ich wünsche, daß es so auch mit meinem Leben gehe. Es soll langsam verblühen und sein Ende finden vor Gott in Ehrfurcht vor dem Geheimnis der hl. Kirche." So wie es sich Mutter Chantal gewünscht hatte; geschah es auch: Am 13. Dezember des Jahres 1641 wurde sie, mitten aus ihrer rastlosen Tätigkeit heraus, während einer Visitationsreise durch die französischen Klöster, abberufen in die ewige Heimat. Mit dem dreimaligen Ruf "Jesus" gab sie ihre Seele dem Schöpfer zurück.
Der hl. Franz von Sales hat über seine geistliche Tochter einmal gesagt: "Man kann wohl nicht größeren Verstand mit tieferer Demut vereint finden. Sie ist einfach und innig wie ein Kind, verbindet aber damit eine ernste und erhabene Urteilskraft. Mit einem Worte: Ich lese nie die Beschreibung Salomons von der vollkommenen Frau, ohne an die ehrwürdige Mutter von Chantal zu denken."
In der Tat, wer könnte schönere und zutreffendere Worte des Lobes für die Heilige finden, als die Heilige Schrift, wenn sie in der Lesung am Tage ihres Festes sagt: "Eine starke Frau, wer wird sie finden? Ihr Wert gleicht den Dingen, die von weit herkommen, von den äußersten Enden. (...) Kraft und Anmut sind ihr Kleid, und noch am letzten Tage wird sie lachen. In ihrem Munde wohnet Weisheit, und das Gesetz der Milde ist auf ihrer Zunge. (...) Viele Töchter haben sich Reichtümer gesammelt; du hast sie alle übertroffen. Trügerisch ist Anmut, die Schönheit eitel; ein Weib, das den Herrn fürchtet, wird gepriesen. Laßt sie die Früchte ihrer Hände genießen, man künde an den Toren das Lob ihrer Werke." (Sprüche 31, 10-31)
Literatur: Emil Bougaud, Die heilige Johanna Franziska von Chantal (Freiburg 1924). Jeanne de Chantal, Zeugnisse ihrer Zeitgenossen aus "Menschen der Kirche", Bd. 8 (Zürich/Köln 1967). Johanna Franziska von Chcntal, "Briefe", 2 Bde. (Eichstätt/Wien 1961).
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