DIE KONSERVATIVEN
von Kurt Hiller
Jetzt haben sie ihr "religiöses Gewissen" entdeckt, die sogenannten konservativen Kardinäle, Bischöfe und Priester! Solange unter dem Deckmantel der Liturgiereform "nur" die Hl. Messe abgeschafft wurde, beunruhigte sie dies weiter nicht. Nachdem jedoch Paul VI. offen die Partei der brutalen Zerstörer, denen es nicht schnell genug gehen kann, ergriffen hat, und nun im Begriffe steht, das Papstwahlrecht zu demokratisieren, gilt es zu handeln! So wollen sie ihrem Namen, nämlich konservativ (von lateinisch conservare = erhalten) zu sein, alle Ehre machen. Sie wollen die herkömmliche Kirchenorganisation erhalten, die jetzt durch Paul VI. in Gefahr ist. Nicht um den Glauben geht es ihnen. Den haben sie mit der Zustimmung zur neuen "Messe" bereits aufgegeben. Ihre Existenz ist in Gefahr, und so gehen sie ans Werk, wie Politiker, Taktiker und Diplomaten, aus deren Vokabular sie das Wort "konservativ" entlehnt haben. Die Unterscheidung der Kirche zwischen Rechtgläubigen und Häretikern, Apostaten, Ungläubigen kennen sie nicht. Deshalb holen sie jetzt zum großen Schlag aus: Paul VI. soll zur Abdankung gezwungen werden!
Der Zeitpunkt wird von ihnen bestimmt. "Nicht zu früh, aber auch nicht zu spät", wie einer von ihnen schrieb. Nicht zu früh, bevor nicht die Mehrheit des römischen Klerus, vor allem des Kardinalkollegiums die gewaltigen Zerstörungen in der Kirche erkannt habe, die ihren Grund in dem Pontifikat Pauls VI. und seiner (!) Konzilereformen hätten. Jedoch auch nicht zu spät, indem man Paul VI. Zeit lasse, seinen letzten Plan zu vollenden, der schon fertig in seinem Schreibtisch liege, nämlich den Modus der Papstwahl zu ändern.
Dieser neue, demokratische Wahlmodus bestünde darin, den Papst nicht wie bisher vom Kardinalskollegium, sondern von Kardinälen, Bischöfen, Priestern und Laien wählen zu lassen. Dies wollen sich die Kardinäle, - von denen solche, die über 80 Jahre alt sind, sowieso ihr Wahlrecht durch ein Dekret Paul VI. verloren haben - nun nicht gefallen lassen. Den letzten Anlaß für die Maßnahmen des Klerus gegen Paul VI. gaben die Vorgänge um den spanischen Kardinal Tarancon, den Vorsitzenden der spanischen Bischofskonferenz. Veranlaßt von spanischen kirchlichen Kreisen hatte Kurienkardinal Wright in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Kleruskommission die Machenschaften des als hemmungslosen Reformer bekannten Kardinals Tarancon scharf verurteilt. Paul VI. jedoch empfing daraufhin Kardinal Tarancon, mit dem er eng befreundet ist, nicht nur in Privataudienz, sondern schickte ihm zum Eucharistischen Kongreß in Valencia auch noch eine persönliche, offene Botschaft, in der er ihn seiner uneingeschränkten Unterstützung versichert. Das war zu viel. Die sog. Konservativen fühlten sich desavouiert. Die vorgesehene Entmachtung der Kardinäle, die rapid steigende Zahl der Priester und Ordensleute, die ihr Amt niederlegen, sich leerende Priesterseminare sowie weitere wesentliche Gründe, die sich mit einem Blick nach Italien ergeben, taten das Ihre, die Zeit Pauls VI. für abgelaufen zu erklären. Er selbst hatte zwar kürzlich in einer öffentlichen Ansprache versichert, daß er keinesfalls zurücktreten wolle, da er eine ganz besondere Aufgabe zu erfüllen habe. (Wie erinnerlich bestimmte Paul VI. selbst in einem Dekret, daß die Bischöfe bei Erreichen des 75. Lebensjahres ihr Amt niederlegen sollen. Er selbst wird am 26. Sept. 75 Jahre alt.) Doch diese Erklärung, die das Vatikanische Presseamt in der Wiedergabe der Rede einfach ausließ, wird ihm wohl nichts mehr nützen. Denn schon hat P. Congar, ein früherer bekannter Reformer, ein Buch über Papstabsetzungen veröffentlicht. Dem Jesuiten-Orden angehörende Wissenschaftler, Historiker und Archivare in Rom verfaßten ein Dossier von 60 Seiten, das sich auf vatikanische Dokumente, sowie auf persönliche Notizen von Pius XII. stützt. Darin wird nachgewiesen, daß Monsignore Montini, der jetzige Paul VI., von Pius XII. wegen Verrats entlassen, um nicht zu sagen davongejagt wurde. Er hatte heimlich Verhandlungen mit Stalin in die Wege geleitet und damals schon alle Reformer gedeckt, die Pius XII. mit seiner ganzen Kraft bekämpfte (siehe Enzyklika Mediator Dei). Paul VI. ließ natürlich die Echtheit dieser "unautorisierten" Dokumente durch den Pressesprecher des Vatikans, Prof. Alessandrini, dementieren und bestritt das Recht auf Veröffentlichung weiterer Dokumente mit dem Anspruch auf urheberrechtliches Eigentum und dem Vorwurf des Plagiats.
Ausführlich dargelegt werden diese Vorgänge um den damaligen Mgr. Montini in einem vor kurzem erschienen umfangreichen Buch von Mgr. Roche und Philippe Saint-Germain mit den Titel: "Pie XII. devant l'histoire" ("Pius XII. vor der Geschichte"), Verlag Robert Laffont. Diesselben Autoren werden auch in etwa einem Jahr den Nachlaß des verstorbenen Kardinals Tisserant veröffentlichen, der 10 Kisten umfaßt und so interessant sein muß, daß bereits eine Kiste durch einen Einbruch ausgeplündert wurde. Vergeblich hatte Paul VI. versucht, den Nachlaß durch eine Verordnung zu beschlagnahmen. Er war jedoch bereits von Rom weggeschafft worden.
Nun läßt sich auch bei uns bereits eine emsige Geschäftigkeit feststellen, die sich nur aus den Vorgängen in Rom erklären läßt. Neue Sprachregelungen werden ausgegeben: Döpfner vor einer Kleruskonferenz: "Wir haben die Zügel zu lange schleifen lassen". Pfarrversammlungen werden abgehalten, Jesuitengeneral Arrupe besuchte sämtliche deutsche Niederlassungen und sogar in einer theologischen Zeitschrift in München wurde inzwischen in einem Artikel festgestellt, daß die Wandlungsworte wohl besser "für viele" statt "für alle" hießen. Schon beginnt sich im Klerus ein vorsichtiger Optimismus auszubreiten: "Es geht wieder aufwärts". Wohin geht es jedoch in Wirklichkeit, wenn Kardinäle und Bischöfe, die durch die Annahme der neuen "Messe" ihr Amt verwirkt haben, Paul VI. zur Abdankung zwingen? Sicher noch tiefer in den Abgrund, denn man kann nicht den Teufel durch Beelzebub austreiben. Es ist vorauszusehen, was solcherweise geschehen wird:
- Paul VI. wird gehen müssen.
- Tarancon, Camara, Suenens, Bugnini, Alfrink usw. als seine engsten Freunde bekannt, werden ebenfalls gehen müssen. Ebenso die extremsten Vertreter der Reformpartei wie Küng, Schillebeeckx, Metz usw. Das von ihnen inspirierte Schema 13 der 'Konzils'konstitution über die Religionsfreiheit, das die Religionsfreiheit vertritt, soll ihnen zum Verhängnis werden.
- Ein neuer "Papst" wird gewählt. Da es wohl einer von den abgefallenen Kardinälen sein wird, werden wir weiterhin Sedisvakanz, d. h. keinen Papst haben. Denn Rechtgläubigkeit ist absolute Voraussetzung für die Erlangung dieses Amtes.
- Abgefallene Kardinäle und Bischöfe wie Höffner, Bengsch, König und Graber usw. werden den Ton angeben.
- Die neue "Messe" wird durch faule Kompromisse der alten so angeglichen werden, daß man kaum mehr sagen kann, ob sie gültig ist oder nicht.
- Kurz gesagt: Man wird schwarz von weiß nicht mehr unterscheiden können.
Angesichts dieser Situation gilt es klar und entschieden festzuhalten:
- Mit der Abdankung oder Absetzung Pauls VI. ist noch gar nichts getan. Alle Jurisdiktionsakte Pauls VI. müßten, da er Häretiker ist, von einem rechtgläubigen Gremium untersucht werden.
- Jeder Kardinal oder Bischof, der die neue "Messe" eingeführt oder gelesen hat, hat sein Amt verloren und ist exkommuniziert. Alle Jurisdiktionsakte sind null und nichtig.
- Keinerlei Erklärungen, Akte, Kompromisse, mögen sie auch noch so rechtgläubig klingen, können diesen Personenkreis wieder amtsfähig machen. Dies wäre nur in einem von rechtgläubigen Bischöfen und Klerikern durchgeführten Reinigungsprozeß zu erreichen.
Auf dem Wege des politischen Taktierens, wie ihn jetzt die häretischen, konservativen Kardinäle, Bischöfe und Kleriker eingeschlagen haben, erhalten sie zwar die Kirchenorganisation und sichern damit ihr Fortkommen, die Kirche jedoch wird damit nicht gerettet. Sie wird im Gegenteil durch Verdunklung der Wahrheit und Übertünchung der Gegensätze verwirrt und getäuscht.
Lassen wir uns nicht vom geraden Wege abbringen und beten wir weiterhin inständig um rechtgläubige Bischöfe und Priester!
"Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren!" (Fatima, 3. Erscheinung)
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