AUS EINEM BRIEF VON HERRN ALOIS SCHNITZER SEN. AN DIE REDAKTION
Traunstein, 28. Mai 72
(...) Ich lehne es ab, daß man heute vielfach "für alle" sagt. Sie haben recht, wenn Sie schreiben, die Kirchengegner sind im Laufe der Zeit immer spitzfindiger geworden, und diese Wortänderung ist eine der raffiniertesten Spitzfindigkeiten. (...)
Bei der gültigen hl. Wandlung spricht der Priester: "Das ist der Kelch meines Blutes, des neuen und ewigen Bundes - Geheimnis des Glaubens -, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden." - Wenn jedoch der Priester statt "für viele" - "für alle" sagt, dann entsteht bei den Zuhörern die Meinung, daß das göttliche Blut für alle vergossen wurde, in dem Sinne, daß auch die Diebe, Betrüger, Mörder und Ehebrecher gerettet werden, und die logische Folge daraus, man braucht sich nicht mehr zu bemühen, die Gebote Gottes zu halten. (...)
Auf alle Fälle fällt mir als Laien auf, daß die Priester, die das Wort "für alle" bei der 'Wandlung' sprechen, das Allerheiligste nicht mehr so verehren, wie wir dies bisher geübt und für richtig gehalten haben. Das kann man schon beim Beginn der 'Messe' feststellen. Diese Priester machen wohl vor der 'Messe' eine Kniebeuge, aber nur zu ihrem Volksaltar (Waschtisch) und nicht zum Tabernakel, zum Allerheiligsten (wenn es überhaupt noch gegenwärtig ist).
Diese Priester haben auch dafür gesorgt, daß die Kommunionbank entfernt wurde und somit zwingt man die Gläubigen die Kommunion*) mit der Hand im Stehen und Gehen zu empfangen.
Diese Priester treten auch dafür ein, daß das Bußsakrament aufgelöst wird und dafür Bußandachten eingeführt werden.
Diese Priester predigen nicht mehr von Schuld und Sünde, nicht mehr vom Verzichten, letzteres höchstens in Verbindung mit Geldsammlungen, sprechen nicht vom übernatürlichen Leben, dafür mehr von weltlichen Anschauungen und schalten möglichst Laien in die Seelsorge ein, helfen also mit, das Sakrament der Priesterweihe aufzulösen.
Diese Priester sprechen auch nicht von ehelicher Treue, vom Verzicht auf außerehelichen und vorehelichen Geschlechtsverkehr. Sie helfen also mit, das Sakrament der Ehe aufzuweichen.
Diese Priester betonen sehr stark, daß Gott barmherzig, gütig ist, daß er uns liebt und uns verzeiht, daß er Verständnis hat für unsere Menschlichkeiten.
Diese Priester wollen damit beim Volk um Verständnis für ihre eigenen Schwächen und Fehler werben.
Diese Priester wollen mit ihrer eigenen Freisprache von Sünden zeigen, daß sie Verständnis für die Sünden der Menschen haben.
Diese Priester entfernen sich vom Glauben, von den Geboten Gottes und den Sakramenten und verführen das Volk, dem sie die Hoffnung wecken, wir seien auf alle Fälle gerettet. Diese Priester treten dafür ein, daß die Kinder zur Erstkommunion gehen dürfen ohne Beichte. Mein Enkel hat vor 3 Jahren zum ersten Mal kommuniziert und bis heute wurde er noch nicht zur Beichte angehalten. Die Jugend soll also gar nicht mehr lernen, Fehler zu bereuen, ja man spricht auch von keiner schweren Schuld. Indirekt helfen diese Priester mit, daß die Menschheit den Freudenbecher der Welt in vollen Zügen genießt. Sie sprechen nicht von einer vorübergehenden Strafe und nicht von einer ewigen Strafe, also nicht von Fegfeuer und Hölle. Diebe, Mörder, Ehebrecher, Gottesleugner - alle haben haben Aussicht gerettet zu werden.
Wie lange werden diese Priester zu all den Vergehen schweigen? Solange bis einem solchen Priester trotz aller Toleranz seine eigene Uhr oder sein Auto gestohlen wird, oder bis Bomben an seinem Pfarrhof gelegt werden? - Wenn diese Priester und Theologen erst dann zur Besinnung kommen und sich auf ihre Aufgabe besinnen, ist es reichlich zu spät. (....)
Mit einem Treu Kolping Ihr Alois Schnitzer sen.
Anmerkung: *) Bei Hostien, über die verfälschte Wandlungsworte gesprochen wurden, handelt es sich nur um Brot, wenn es auch vielfach noch für den Leib des Herrn gehalten wird. - Anm. d. Red.
|