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von H.H. Dr.theol. Otto Katzer
1. Fortsetzung*)
Reue ist - wie uns das Konzil von Trient belehrt - ein Seelenschmerz und eine Abscheu vor der Sünde, in Verbindung mit dem festen Vorsatz, nicht mehr zu sündigen" (Sess. 14, c. 49; cf Summa STA Suppl. q.1. a.1).
Natürlich ist dieser Schmerz nur dann möglich, wenn es zur relativen Einsicht in den Sachbestand gekommen ist, welcher nach den moralischen Gesetzen im Geiste der Liebe, aus denen sie ja entwachsen sind, gewertet wird. Allerdings, wie wir bereits betont haben, leidet fast die gesamte Menschheit an einer bereits krankhaften, dabei jedoch voll verschuldeten Gemütsarmut. Solange wir selbst nicht körperlichen Schmerz verspüren, oder in unserer Selbstliebe nicht verletzt werden, bleiben wir völlig kalt vor dem physischen und noch mehr dem seelischen Übel stehen, welches unsere Mitmenschen drückt. Lassen wir uns ja nicht von einer vorgeheuchelten Nächstenliebe täuschen, wie es leider nicht selten vorkommt, die das Leid des Nächsten dazu ausnützt, um sich bei ihm durchzusetzen und das eigene "Ich" auf diese Art hervorzutun. "Der hysterische Mensch - und was anderes ist der Fortschrittsmensch - sagt Karl Jaspers, hat rein instinktmäßig das Streben vor sich und anderen mehr zu erscheinen, als er ist, und mehr zu erleben als er erlebensfähig ist." Dieser Zustand erweist sich als eine notwendige Folge des praktischen Atheismus, dem das XX. Jahrhundert vollauf verfallen ist. Der Götze "Wissenschaft" hat den modernen Menschen enttäuscht, Gott aber haben die Menschen längst verlassen. (Das, was er noch Gott nennt, ist größtenteils sein eigenes idealisiertes "Ich".) Man lese nur moderne Abhandlungen, die das sog. kulturelle Leben betreffen, man besuche Theater, Kinosäle, berausche sich mit Television und Rundfunk, immer ist es ein fantastisches Überwerten der Persönlichkeit des Menschen, die herangewachsen ist im bombastischen Fortschrittswahn.
"Die vor christliche Zeit" so bemerkt Van der Horst L. (Psychosomatic medicine and anthropological psychotherapy. Folia Psychiatrica, Neerlandica 1949), "Wurde von einer Hoffnung auf einen kommenden Erlöser getragen. Das Christentum kam mit dem Erlöser, leider verlor es um die Mitte des 18. Jahrhunderts die Macht über die Seele des Menschen. Nach der Französischen Revolution dachte man auf den Fittichen der angenommenen Freiheit Glück und Freude auf eigene Faust erreichen zu können. Der Evolutionsgedanke des 19. Jahrhunderts nährte diese Hoffnung noch mehr (der Theilhardismus ist nur sein Absurdum - Anm. d. Verf.) um jedoch wegen der dauernden Enttäuschungen eine Krisis ins Leben zu rufen, an der wir heute kranken. Der moderne Mensch lebt nun ohne jede Hoffnung, erwartet keine Erlösung mehr, er verlor sein Vertrauen in die Wissenschaft (den Glauben hat er längst schon verloren - Anm. d. Verf.), ja in sich selbst."
Wach-Wunschträume versetzen ihn nun in eine scheinbare Realität, wobei er von eigener Gier gepeitscht wird bis zur Ohnmacht. "Die aktuelle Unsicherheit in allen Dingen (die Religion leider nicht ausgenommen - Anm. des Verf.) nimmt ihm die Möglichkeiten, an seiner Zukunft zu arbeiten. Ohne Vergangenheit, zukunftslos sieht sich der Mensch an den Augenblick gekettet, der vergeht, wobei die vergangenen Jahrhundete der Kultur zunichte werden, in welchen der Mensch eine relative Sicherheit finden konnte, eine Art von Schneckengehäuse, in welches er sich zurücksiehen konnte..." Die Versklavung an die Technik "vernichtet im Menschen nicht nur jede Möglichkeit des 'Sich-selbst-Werden' auf Grund der Reflexion (für die ihm keine Zeit mehr übrig bleibt - Anm. d. Verf.), des freien Willens (welchen er theoretisch längst schon leugnet - Anm. d. Verf.), der Gefühle (von seiner Gefühllosigkeit haben wir täglich die Möglichkeit uns zu überzeugen - Anm. d. Verf.), was aber noch schlimmer ist, sie macht es unmöglich, menschliche Persönlichkeiten zu schaffen, d. h. Wesen, die untereinander verschieden sind auf Grund des Ahnengutes, der eigenen Vergangenheit, des gegenwärtigen Gedankengutes, wie auch der Zukunftshoffnungen; dafür entsteht ein Robot, ein lächerliches Gebilde, weniger frei wie eine Ameise im Ameisenhaufen oder eine Biene im Bienenhaus, eine Puppe alles dessen bar, was die Würde des Menschen ausmacht: der freien Selbstbestimmung, der Treue zu sich selbst und des persönlichen Willens. (Ganz besonders fehlt ihm aber die Gotteskindschaft und die Gnade Gottes - Anm. d. Verf.) ... Der Mensch ist so vor ein Leben gestellt, für das er nicht geschaffen wurde, welches seiner Natur widerspricht, woran er auch verkommen muß..., und seine allseitig überstopften Kinder, welche meistens wahre Zärtlichkeit nie erlebt haben, sind zu einer Art 'Schoßhündchen' geworden, ein Spielzeug zum Zeitvertreib... Die Menschen sind nervös geworden und zittern (bei einer jeden Gelegenheit). Sie wollen ununterbrochen beschäftigt sein, in der Wirklichkeit aber interessieren sie sich für gar nichts ... Dort, wo die Technik allein überwiegt, gibt es keine Kultur mehr. Die Technik ist sehr nahe der Wildheit, sie ist die Vollkommenheit des Wilden..." Unsere Aufgabe bleibt es, "die Menschheit vor dem Wahnsinn und der Hoffnungslosigkeit zu retten"! (Temps et Durée, André Plichet, La Presse Medicale 1953, 61)
An diesem Zustand ist nun in der ersten Reihe der Klerus schuld. Die immer mehr sich häufenden Versündigungen gegen die dem Klerus von Gott anvertraute Sendung, 'alter Christus' zu sein, d. h. sich mit seinem Leben Christus anzupassen, rief zuletzt den Rationalismus ins Leben und mit ihm den Protestantismus, welcher die anvertraute Herde, genau so wie der "fortschrittliche Katholizismus" auf einem Weg ohne Gnade dem Abgrunde zuführt. Das betrifft nun zwar in der ersten Reihe die katholischen Priester, aber auch alle die, welche auf Grund des allgemeinen Priestertums nun glauben mit der Aufgabe beauftragt worden zu sein, andere zu führen. Auf sie alle beziehen sich die Worte des Propheten Ezechiel: "Es erging das Wort des Herrn an mich also: Menschensohn, weissage über die Hirten Israels, weissage und sprich zu ihnen: Ihr Hirten! So spricht der Herr: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst geweidet haben! Sollen nicht die Hirten die Schafe weiden? Von der Milch habt ihr euch genährt, mit der Wolle euch gekleidet, die fetten Tiere geschlachtet, aber die Schafe habt ihr nicht geweidet. Das Schwache habt ihr nicht gestärkt, das Kranke nicht geheilt, das Verletzte nicht verbunden, das Versprengte nicht zurückgeführt, das Verirrte nicht gesucht, das Kräftige aber niedergetreten und mißhandelt. Da zerstreuten sich meine Schafe, weil sie keinen Hirten hatten und wurden allem Wild des Feldes zum Fraß, und sie zerstreuten sich. Meine Schafe irrten auf allen Bergen und auf jedem hohen Hügel umher, und über das ganze Land hin waren meine Schafe zerstreut, ohne daß einer nach ihnen gefragt oder sie gesucht hätte.
Darum, ihr Hirten, höret das Wort des Herrn: So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr: Weil meine Schafe zur Beute wurden und meine Schafe allem Wild des Feldes zum Fraße dienten, da kein Hirt da war und die Hirten nicht nach meinen Schafen gesucht haben, und weil die Hirten sich selbst geweidet und nicht meine Schafe geweidet haben, darum, ihr Hirten, höret das Wort des Herrn: Also spricht Gott, der Herr: Siehe, ich komme über die Hirten und werde meine Schafe aus ihrer Hand fordern, ich werde ihrem Hirtenamt ein Ende machen, und Hirten sollen sich nicht selbst weiden, ich werde meine Schafe aus ihrem Rachen reißen, sie sollen ihnen nicht mehr zum Fraße sein.
Denn also spricht Gott, der Herr: Siehe, ich selbst will meine Schafe aufsuchen und nach ihnen sehen. Wie ein Hirt für seine Herde sorgt am Tage, wo er mitten unter seinen Schafen steht, die sich zerstreut haben, so will ich mich meiner Schafe annehmen und sie aus all den Orten befreien, wohin sie an dunklen, finsteren Tagen zerstreut wurden. Ich werde sie heimholen aus den Völkern, den Bergen Israels, in den Tälern und an allen Plätzen des Landes. Auf guter Trift will ich sie weiden und auf den Höhen Israels soll ihre Weide sein. Da sollen sie lagern auf guter Weide, auf fetter Trift weiden auf den Bergen Israels. Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich selbst will sie lagern lassen, spricht Gott, der Herr. Das Verlorene will ich suchen, das Versprengte zurückführen, das Gebrochene verbinden, das Kranke stärken, das Fette aber und Kräftige will ich schützen und weiden, wie es recht ist.
Ihr aber, meine Schafe, so spricht der Herr, Gott: Siehe ich richte zwischen den einzelnen Schafen, zwischen Widdern und Böcken. Ist es euch zu wenig, daß ihr den Rest eurer Weide mit euren Füßen zerstampft, das klare Wasser zu trinken, und das übrige mit euren Füßen trübt? Und meine Schafe müssen was ihr mit euren Füßen zerstampft habt, abweiden, und was ihr mit euren Füßen trübe gemacht habt, trinken. Darum spricht also der Herr Gott zu ihnen: Siehe, ich selbst werde zwischen den fetten und den mageren Schafen richten. Weil ihr alle schwachen Tiere mit Seite und Schulter weggedrängt und mit euren Hörnern gestoßen habt, bis ihr sie vertrieben hattet, so will ich meinen Schafen helfen, daß sie nicht mehr zur Beute werden, und will richten zwischen den einzelnen Schafen.
Und ich werde über sie einen einzigen Hirten bestellen, der sie weiden soll, meinen Knecht David, der soll sie weiden und ihr Hirte sein!" (Ezech 34, 1-23)
Was haben nun diese unglückseligen Streitigkeiten, ob sie sich nun auf den Glauben, die Sitten oder den Kultus beziehen, an Elend verursacht, und das einzig und allein, weil man dem Hirten nicht Folge leisten wollte, Der im Tabernakel stets unter uns gegenwärtig ist, und durch Petrus, insoweit er wirklich Petra ist, der Fels, zu uns spricht. Wozu diese unnützen Dialoge und Debatten, wie in der Vergangenheit so auch in der Gegenwart, über Sachen, welche ein für allemal entschieden wurden?! Der Zeitverlust ist keine Sünde? Ungehorsam ist keine Sünde? Haß ist keine Sünde? Verleumdungen sind keine Sünde? Das Vorenthalten der heiligen Gnade ist keine Sünde? Die Verunglimpfung der heiligen Kirche ist keine Sünde? Die Eigendünkel auf religiösem Gebiet sind keine Sünde? Das schlechte Beispiel ist keine Sünde? Das leichtsinnige Übertreten der Zensuren der endgültigen doktrinären Urteilssprüche des Apostolischen Stuhle, ist keine Sünde? Meineid und Eidbruch sind keine Sünde? Die Schändung der Konsekrationsworte, der Worte des Herrn, sind keine Sünde? Das Hadern unter dem Kreuze, an welchem der Herr sein Leben, das Leben seines mystischen Leibes opfert, ist keine Sünde? Die Verunehrungen der Mutter Gottes sind keine Sünden? Die sakrilegischen "Messen" und die sakrilegischen "Kommunionen" sind keine Sünden? Die Verseuchung des Wortes Gottes, ganz besonders bei Kindern, ist keine Sünde? ... Wer könnte da alles aufzählen, was sich die sog. Christen zu Schulden haben kommen lassen!!! Leider "kein einziger bereut seine Bosheit, daß er spräche: 'Was habe ich getan?' Alle miteinander haben sich abgekehrt und jagen davon wie ein Roß das in die Schlacht stürmt." (Jer 8,6) Alle reformieren schon seit Jahren, was sie nicht antasten dürfen, nur sich selbst nicht, wie notwendig es auch wäre! "Kehre in dich ein - mahnt de Ponte - und sage: Was habe ich getan, indem ich gesündigt habe? Was habe ich gegen meinen Schöpfer angestiftet? Womit habe ich mich an meinem Erlöser verschuldet? Womit habe ich mich gegen meine Seele versündigt?"
Das Introibo ad altere Dei, "ich trete hin zum Altar des Herrn", das Confiteor schmeckt uns lange nicht mehr, die wir auf die Fleischtöpfe Ägyptens eingestellt sind! Wir bringen "Gaben" Dem, von dem wir die Gaben selbst als Geschenk bekommen haben, nicht aber das, was wir mit ihrer Hilfe hinzugewinnen konnten und sollten. Ein Festmahl soll uns der Tisch des Herrn sein, nicht aber ein Kreuz, auf das wir mit Ihm uns selbst schlagen lassen, als Ganzopfer und Sühnopfer für unsere so schweren und zahlreichen Sünden. "Es gibt zu dieser Zeit keinen Fürsten, keinen Propheten, keinen Anführer, es gibt weder Brand noch Schlachtopfer, weder Speiseopfer noch Räucherwerk; nicht einmal einen Platz, wo wir vor dir die ersten Früchte niederlegen und dein Erbarmen finden könnten.
Aber laß uns auch nur mit zerknirschtem Herzen und demütigem Sinn bei dir Aufnahme finden, genauso als kämen wir mit Brandopfern von Widdern und Stieren und Tausenden fetter Lämmer.
Solcherart gelange heute unser Opfer vor dein Angesicht und entsühne deine Anhänger, denn die auf dich vertrauen, werden nicht zuschanden.
Von nun an wollen wir von ganzem Herzen dir folgen, dich fürchten und dein Angesicht suchen!" (Dan 3,38-41)
Wenn unsere Reue sich wirklich im wahren Seelenschmerz ob der begangenen Missetaten äußert, dann muß sich aber auch der feste Vorsatz zeigen, sofort den falschen Weg zu verlassen und nicht durch Klügeleien versuchen, auf eigenen Wegen mit eigener Kraft sich in das Reich Gottes hineinzuschmuggeln. Dann müssen wir es mit dem Gehorsam dem lebendigem Lehramt der hl. Kirche gegenüber ernst nehmen, wo und wer wir auch sein mögen. Nur dann kann wahre Besserung wie im Privatleben so in der Öffentlichkeit sich zeigen. Der Apostolische Stuhl ist Petrus und Petrus ist Christus! Wer dem Apostolischen Stuhl nicht Gehorsam leistet, leistet ihn Christus gegenüber nicht! Der möge sich aber auch die Verantwortung für die unheimlichen Folgen, welche er anstiftet, wohl überdenken. "Wenn jemand (nun aber) aus ganzem Herzen betet, wenn er mit wahren Klagen und Tränen der Reue seufzet, wenn er zur Verzeihung seiner Sünde den Herrn durch gerechte und anhaltende Werke zu bewegen sucht; so mag er sich solcher erbarmen, welchen er auch seine Barmherzigkeit verheißen hat mit den horten: 'Wenn du dich bekehrest und seufzest, wirst du selig werden, und wissen, wo du gewesen bist.' Und wiederum: 'Ich will nicht den Tod des Sterbenden, sondern daß er zurückkehre und lebe.' (vgl. Ezech 33,11; 18,23,32) Und der Prophet Joel verkündet die Güte des Herrn, da ihn der Herr selbst ermahnt: 'Kehret zurück, sagt er, zu dem Herrn, euerm Gott; denn er ist barmherzig, und gütig, und langmütig und von großer Erbarmung, und er ändert sein Urteil gegen begangene Bosheit.' (vgl. Joel 2,13) Er kann Verzeihung gewähren, er kann sein Urteil ändern. Er kann dem Reumütigen, Guttätigen und Bittenden gütig verzeihen, er kann genehmigen, um was für solche teils die Märtyrer, teils die Priester gebeten haben. Oder wenn ihn jemand mehr durch seine Genugtungen rührt, wenn er dessen Zorn, wenn er den durch die Beleidigung Aufgebrachten mit gerechten Bitten besänftiget, so verleiht er auch Waffen wieder, den Überwundenen damit zu bewaffnen, so erneuert und stärkt er die Kräfte wieder, den erneuerten Glauben zu beleben. Dann wird der Krieger seinen Kampf wieder beginnen, wieder in die Schlachtreihe treten, den Feind herausfordern, und zwar nachdem er durch den Schmerz zum Kampfe stärker geworden ist. Wer Gott auf solche Weise Genugtuung leistet, wer aus der Reue über seine Tat, wer aus der Scham über das Vergehen mehr Tugendkraft und Glauben selbst durch den Schmerz über seinen Fall schöpft, der wird erhört und unterstützt von dem Herrn, die Kirche, welche er kurz zuvor betrübt hat, fröhlich machen, und nicht mehr nur die Verzeihung Gottes, sondern die Krone sich erwerben." (Hl. Cyprien, Von den Abtrünnigen, Schluß. Kirchenväter 1832)
Ohne festen Vorsatz kann von einer wahren Reue keine Rede sein, hiermit auch von keiner wahren Bußgesinnung. Wie müßten wir die Barmherzigkeit Gottes preisen, welche unsere so großen und verhängnisvollen Missetaten übersieht und uns die helfende Hand reicht, um uns und auch andere zuretten. Wie sollten wir da unsere Dankbarkeit durch umso eifrigere Beobachtung kirchlicher Anordnungen erweisen, wie sehr bestrebt sein, mit Bußübungen die auf uns wartenden Strafen im Fegefeuer zu mildern. Wer denkt aber daran? Hauptsache, daß wir reformieren, was nicht reformiert werden kann und darf!!
Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, sagt ein Sprichwort. Der Vorsatz muß absolut und fest sein, er muß ein für alle mal die Sünde ausgeschlossen haben wollen, wenn wir auch wissen, daß es uns so ganz nicht gerade gelingen wird. Deshalb ist es notwendig, den Entschluß zu festigen, zu erneuern, ihm durch Gebet und Opfer übernatürliche Kraft vom Himmel zu erwirken. Es weiß doch ein jeder, daß allein mit Hilfe der von Gott gegebenen Tugenden es uns möglich sein kann, unser Leben so aufzubauen, wie wir es durch das Lehramt der Kirche erkannt haben. Auch müssen wir vom großen Vertrauen der Vorsehung Gottes gegenüber getragen sein, so daß in dem Falle, wo selbst die Tugenden nicht mehr ausreichen würden, der Heilige Geist mit seinen Gaben uns das ermögliche, was bis jetzt unmöglich schien.
Die Seele unter der Wirkung der von Gott geschenkten Tugenden gleicht einem Kinde, das von der Mutter geführt, bei der Hand gehalten, auf dem gemeinsamen Wege fortschreitet. Manchmal kann es aber sein, daß das Kind zu langsam geht, oder einfach nicht mehr weiter kann, da nimmt die Mutter das Kind auf den Arm, um rechtzeitig das entsprechende Ziel zu erreichen. Damit ist die Freiheit des Kindes keineswegs beschränkt, es kann sich immer von den Armen der Mutter befreien. So übergeben auch wir uns der Obhut des Heiligen Geistes, wenn es uns unmöglich wird selbst mit der in den Tugenden angebotenen Hilfe rechtzeitig und sicher unser Ziel zu erreichen. Leider entschlüpfen wir nicht selten aus den Armen Gottes, möchten es wenigstens.
Wie wir uns zeigten, genügt es keineswegs den Entschluß zu fassen, nicht mehr die Fehlschritte zu begehen, die wir bis jetzt begangen haben, also den Entschluß haben, nicht mehr zu sündigen, sondern alles in uns muß auf die Verwirklichung hinarbeiten. Wozu würde die Empfängnis gut sein, wenn keine Geburt folgen sollte. Nicht alle sind so wie Maria, bemerkt der hl. Ambrosius, daß sie, nachdem sie vom Hl. Geiste empfangen haben, das Wort gebären. Es sind aber (viele), bei welchen es zur Fehlgeburt der (vergänglichen) Wortes kommt.
An dieser Stelle müssen wir an die Verhandlungen der sogenannten ökumenischen Bestrebungen denken, die mehr einem ganz gemeinem Schacher am Pferdemarkte gleichen, als einem aufrichtigen Confiteor und wirklich ernstem Vorhaben, sich vor dem Willen des Meisters zu neigen, so wie er sich in den unumstößlichen und irreformabilen Beschlüssen des Lehramtes der hl. Kirche offenbart. All das Herumhadern und die Kompromissemacherei ähnelt zu sehr den Worten des Verführers: "All diese Macht und Herrlichkeit will ich dir geben; denn mir ist sie übertragen, und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du mich anbetest, soll sie ganz dein sein." (Luk 4,6)
Aufgabe des katholischen Priesters ist es, und es kann keinen anderen als katholischen Priester geben, "alter Christus" ("ein zweiter Christus") zu sein, im weiteren Sinne des Wortes soll aber am Priestertum Christi ein jeder Gläubige teilnehmen, wozu die Taufe allein nicht genügt, da sich noch die Verbundenheit mit Christus als Opferer durch das Opfer des Christen bei der hl. Messe verwirklichen muß. Beim Offertorium bringt der Christ sich selbst als Ganzopfer dar, welches von dem und in dem Engel Gottes, dem Heiland selbst auf den himmlischen Altar, als Dank-, Lob-, Sühn- und Bittopfer dargeboten wird. Ohne dieses Mitopfern mit Christus ist an keine Wiedervereinigung zu denken.
"Die Einheit, wie Christus sie will, betont Papst Pius XI. in seiner Enzyklika "Mortalium animos" kann nicht mit , sondern nur in der katholischen, der einzigen von ihm gestifteten und gewollten Kirche wiederhergestellt werden; wer von ihr getrennt ist, hat sich mit ihr zu vereinen... Die Anhänger des Wiedervereinigungsgedankens berufen sich mit Vorliebe auf Johannes, obwohl gerade dieser Apostel Liebe ohne Glaubenswahrheit scharf ablehnt und das unversehrte Glaubensfundament, also das Band der Glaubenseinheit fordert.... Wo es um Glaubenswahrheit geht, kann kein Katholik auf einen Boden treten, der die Gleichstellung von Irrtum und Wahrheit bedeutet, weshalb sich für ihn jede Teilnane an ... Konferenzen verbietet. Christi Braut, die katholische Kirche, ist unberührt und unbefleckt, Christi mystischer Leib ist eine Einheit, nicht eine Ansammlung von getrennten Gliedern oder ein Bund einzelner Glieder. Der Weg zur Einheit ist nur einer: der der Rückkehr. Und jeder Zurückkehrende wird mit offenen Armen empfangen werden." Der Weg führt aber über den Kalvarienberg der hl. Messe.
Wie poetisch sich nun die Verschiedenartigkeit der Liturgie zeigen würde, das eine ist zu betonen, daß die unblutige Vergegenwärtigung des blutigen Opfers Christi am Kalvarienberg kein Tummelplatz für Abhaltung folkloristischer Feiern ist. Diese können, so weit sie mit dem Glauben und Sitten der hl. Kirche vereinbar sind, außerhalb der hl. Messe stattfinden, am Fuße des Kreuzes gilt allein das "compati" des gesamten eine organische Einheit bildenden mystischen Körpers Christi, der hl. Kirche. Entblößt hängt der Leib Christi zwischen Himmel und Erde, bar jeglichen weltlichen Tandes müssen wir mit Ihm vereint bleiben, am Leidensweg wie am Kreuze. Zum Tische des Herrn geht nur ein einziger Weg, für alle die Christi sein wollen und an seinem Erlösungswerk teilnehmen wollen, und der führt über Golgotha. Wie Jesus Seine Kleider hier abgelegt hat, so müssen auch wir all das ablegen, was uns unterscheidet und in unserer heiligen Blöße mit Ihm vereint bleiben, der wenn auch Gott, sich "entäußerte, Knechtsgestalt nahm und den Menschen gleich wurde." (Philip 2,7)
Christus hat seine Gottheit abgelegt, um wie wir Mensch zu werden, daß wir Menschen, nachdem wir unsere Menschheit abgelegt haben, bei der heiligen Wandlung in Ihm Er werden können. Was da unter dem Kreuze Nationaltrachten zu suchen haben, ist unbegreiflich, genau so wie es keinen europäischen Christus gegeben hat, sondern den Gottessohn der Mensch geworden ist, um uns Menschen alle zu retten. Daß nicht alle gerettet werden können, hängt ab von dem Verharren im Bösen derer, die genügend - wie alle - Gnaden bekommen haben, um beim hl. Meßopfer die Fetzen der menschlichen Armseligkeit ablegen zu können und das herrliche Kleid der heiligmachenden Gnade in Empfang zu nehmen; die hl. Taufe ist ja die erste Frucht des hl. Kreuzes und ohne dieses nicht denkbar.
Nackt sind wir alle gleich, selbst die Farbe der Haut hat nichts zu sagen. So wie Christus müssen wir aber auch uns entkleiden alles Irdische ablegen, oder sollen unsere Fetzen Christus ersetzen? Wenn wir den Sinn des Opfers erfaßt hätten, nie wäre es zu Streitigkeiten was die Liturgie anbelangt gekommen. Außenstehenden sind wir ein Ärgernis, uns selbst berauben wir um die Früchte der hl. Wandlung, denn wer nicht geopfert hat, der kann nicht verwandelt werden, Zuletzt geben wir ein Zeugnis von uns, daß uns die wahre Reue fehlt, wie auch das wahre Verständnis für die Größe des Opfers Christi und des Elends, in welches sich der Mensch infolge der Erbsünde gestürzt hat.
Vom verlorenen Sohn, nachdem er sein verschuldetes Elend erkannt hat, sagt der Heiland: "Er machte sich also auf und ging zu seinem Vater." (Luk 15,20) Warum tun wir nicht dasselbe! Der Vater erwartet uns im Sohn im allerheiligsten Altarssakrament, dem Glutofen des Heiligen Geistes.
"Erquickt mich mit Blumen" bittet die Braut im Hohen Lied (2,5). "Was sind nun die Blumen, frägt der hl. Gregor, was anderes als Seelen, die mit guten Werken begonnen haben, voll lieblichen Duftes himmlischer Begierden."
So gleicht die Seele, die sich mit wahrer Reue gereinigt hat, dem Paradies, dem Garten des Himmels, wo wir im Glanze der goldenen Sonne der göttlichen Gnade mit unserem Heiland spazieren gehen können inmitten der Flut duftender Blüten der Tugenden und guten Werke, in Gegenwart des ganzen Himmels, seiner Königin und vieler, vieler Engel. Hier, aber auch nur hier allein, können wir schon hier auf Erden das finden, wonach wir uns alle so sehr sehnen: Ruhe, Freude und Frieden! "Großen Frieden haben die Dein Gesetzt lieben!" (Psalm 118,65)
(Fortsetzung folgt.) *) Anfang dieser Artikelfolge siehe EINSICHT I/9, S. 19 - 24.
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