SENDE, DEN DU SENDEN WILLST von H.H. Prof. Severin Grill SOCist
In der Bibel wird erzählt, daß Moses sich lange Zeit weigerte, sein Volk von der Knechtschaft zu befreien. Ängstlich sprach er zu Gott: "Sende, den du senden willst." (Ex 4,13). Da verlieh ihm Gott die Wundermacht um Zeichen zu wirken, zur Beglaubigung, daß er wirklich von Gott gesandt sei. Gott sprach zu ihm: "Wirf den Hirtenstab von dir auf die Erde." Moses tat so. Da wurde der Stab zu einer Schlange und Moses floh vor ihr. Gott aber sprach weiter zu ihm: "Strecke deine Hand aus und fasse sie beim Schwanze." Da faßte sie Moses beim Schwanze und sie ward wieder zum Stabe. Moses wollte, daß Gott damals schon den verheißenen Erlöser sende, der sein Volk Israel aus der irdischen Knechtschaft herausführte. Aber Gott wollte ein Vorbild des großen Völkerbefreiers vorausgehen lassen: Christi, der die ganze Menschheit befreien sollte.
Das katholische Volk seufzt heute unter der Knechtschaft der Halb- und Ungläubigen, die ihm einen neuen Glauben aufzwingen und es seiner Schätze berauben wollen. Zu manchem Priester spricht der Herr: "Geh hin, du sollst mein Volk aus der Knechtschaft führen." (Ex 3,11). Doch der Angeredete weigert sich, die Führerschaft zu übernehmen. Er spricht: "Sende, wen du senden willst.... Denn ach, wer bin ich, daß ich ein solches Werk unternehme?"
Die Bischöfe schweigen und werfen den Hirtenstab hin. Da wird er zur Schlange und besprüht mit seinem Geifer die Weide, daß die Schafe keine Gräser finden, die zuträglich sind. Da spricht Gott: "Fasse die Schlange beim Schwanze und sie wird wieder ein Stab!" Das bedeutet: "Kehre zurück zum schlichten Glauben des einfachen Volkes, predige in einer Weise, daß auch die Kleinen es verstehen. Komme nicht zu ihnen mit hohen Worten und hoher Weisheit und wisse nichts zu verkündigen als Jesus Christus den Gekreuzigten (1 Kor 2, 1-2). Nimm dem Volk nicht seine Gebräuche und Symbole, sondern deute sie aus, indem du sie auf Christus beziehst und die Kirche."
Moses hat schließlich gehorcht und unterstützt von seinem Bruder AAron das Befreiungswerk vollzogen. Auch die Bischöfe, die nach ihrer Überzeugung vorgehen, werden unterstützt von ihren Brüdern, den gläubigen Priestern und Laien. Es gibt dann keine Versöhnung mit dem Drachen, wie das eine gnostische Zeitschrift vorgeschlagen hat (Mensch und Schicksal, 16. V. 1954), keine Preisgabe der Menschenrechte, keine unsittliche Mode; Freigabe der Unzucht durch Abtreibung, Homosexualität und sexuellen Kinderunterricht, keine Unkunst in der Malerei, Bildnerei und Verhöhnung der heiligen Geschichte (Kreuzweg von Berlin), keinen unangebrachten Ökumenismus, weil die Katholische Kirche in ihrem Wesen universal ist und alles Wahre, Gute und Schöne in sich aufgenommen hat oder aufzunehmen bereit ist. Bei dieser Einladung Gottes sollen alle sprechen, die den Herrn sitzen sehen auf einem hohen und erhabenen Thron und nachdem sie der Seraph gereinigt hat: "Hier bin ich - sende mich!" (Is 6, 8)
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