NACHRICHTEN
von Kurt Hiller
Der Erzbischof von Genua, Kardinal Giuseppe Siri, bemerkt in der Zeitschrift "Renovatio", daß eine Änderung des Papstwahlrechts durch Übernahme von demokratischen Methoden aus theologischen und kirchenrechtlichen Gründen nicht möglich ist. Der Primat des Papstes könne nicht vom römischen Bischofssitz abgelöst, der römische Bischof aber wiederum nur "von der römischen Kirche" gewählt werden.
Wie auf der ganzen Welt, geht auch in Frankreich die Zahl der Piesterweihen laufend zurück. 1969 ließen sich noch 345 weihen, 1970 waren es 284 und 1971 nur noch 237. Über 400 Studenten hatten 1971 das Theologiestudium aufgegeben. Auch aus den USA wird ein starker Rückgang gemeldet. 1966 gab es dort noch mehr als 45.000 Theologiestudenten. 1970 waren es noch 22.700. Betroffen sind vor allem die männlichen Orden. Waren es 1966 noch 3000 Novizen, so verblieben 1970 nur noch 708. Geradezu verheerend ist der Rückgang bei den weiblichen Orden. Er betrug während der letzten 5 Jahre 89 %.
Die 'deutschen Bischöfe' versammelten sich vom 10. - 14. Mai in Würzburg zur Synode, "damit die Erkenntnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils in den deutschen Diözesen sich segensreich auswirken können". Die Priester und Gläubigen waren aufgerufen, für das Gelingen der Synode Fürbitten zu verrichten. So z. B. "Gib der Kirche Kraft, daß sie die Zerreißprobe, der sie in unserer Zeit ausgesetzt ist, besteht... usw." Interessant ist jedoch in diesem Zusammenhang, daß das Mitglied des Metropolitangerichts der Erzdiözese München, Prälat Dr. Audomar Scheuermann, Universitätsprofessor, in einem Artikel mit der Überschrift "Ein Versuch, die Bischöfe zu entmachten", in der Münchener Katholischen Kirchenzeitung (!) folgendes schreibt: "Niemand hätte erwartet, daß der vom Konzil beabsichtigten Aufwertung des Bischofsamtes so schnell der Versuch folgt, den Bischof zu entmachten. Eine Pastoralsynode, die die Äußerungen des II. Vatikanischen Konzils nicht als verbindlich vorgegeben anerkennt, entbehrt der Legitimität." Manche Leute scheinen noch nie etwas von der Französischen Revolution gehört zu haben!
Julius Döpfner meinte in einer Ansprache, es sei traurig, daß in Tagungsankündigungen, in denen das Wort "Synode" erwähnt würde, bis zu einem Drittel weniger Teilnehmer als sonst kämen. Es hat sich wohl inzwischen herumgesprochen, was mit unseren Bischöfen los ist.
In Santiago/Chile besetzten Revolutionäre das Priesterseminar der katholischen Kirche, obwohl gerade der Erzbischof von Santiago schon oft Beweise seiner Sympathie für die Volksfrontregierung gegeben hatte. Derselbe Erzbischof empfing auch zum Abschluß des Kongresses "Christen für den Sozialismus" eine Delegation der "Christlichen Linken" und meinte, er sehe sie mit großer Freude, "da sie Christen und viele von ihnen Priester sind." Auch er wird nicht verschont bleiben, wenn diese "Christen" den Sozialismus verwirklicht haben!
In seiner Himmelfahrtsansprache vor Tausenden von Besuchern auf dem Petersplatz in Rom erklärte Paul VI. in Bezugnahme auf die Ereignisse in Indochina, der diesjährige Himmelfahrtstag könne nur als ein "Tag der Angst" bezeichnet werden. Offensichtlich hatten Nixon und Breschnew weit weniger Angst.
Otto von Habsburg, Sohn Kaiser Karls von Österreich, ist der Ansicht, daß weder der Triumphalismus seiner "progressistischen", noch die Weltuntergangsstimmung seiner "konservativen" Freunde berechtigt sei. Es handle sich bei der Kirche um eine durchaus natürliche Entwicklung, die sich einpendeln muß. Die Katholiken sollten viel offener Paul VI. unterstützen, denn er sei der echte Repräsentant des Weges der Mitte. Wie es scheint, sieht er in Christus ebenfalls den echten Repräsentanten der Mitte.
Man kann sich nur wundern, für wie Richtig der Vatikan die Ostpolitik des Herrn Brandt ansieht! Religiöse Fragen müssen dagegen direkt in den Hintergrund treten, denn schon zweimal setzte sich der Sprecher des Vatikans, Prof.. Allessandrini, sogar im Osservatore della Domenica mit Nachdruck dafür ein, daß die Ratifizierung "unter guten Bedingungen, ohne neue Ausflüchte oder Aufschub bewerkstelligt wird." Es ist wohl keine falsche Annahme, daß hinter diesen Bestrebungen der massive Einfluß des polnischen Episkopates sichtbar wird, der schon so erfolgreich "die Ostpolitik" von Johannes XXIII. bestimmt hat.
Als Ausdruck der Bemühungen, das gute Verhältnis zur CDU/CSU wieder mehr zu pflegen, speisten Erzbischof Casaroli (der vor allem die Ost-Verhandlungen für den Vatikan führt) und der "starke Mann" Pauls VI., Erzbischof Benelli, auf Einladung des Vatikan-Botschafters Böker mit CDU-Vize Kai-Uwe von Hassel, CSU-Vize Franz Heubl, Professor Hallstein und Fürst Löwenstein.
Nach Mitteilung der Presseagenturen AFP/ddp hatte Schwester Lucia, die letzte Seherin von Fatima, auf ihrem Sterbebett für den 13. Mai 72 ein Massensterben aller Kleinkinder vorhergesagt. Ein paar Tage nach diesem Termin teilte die Deutsche Presseagentur mit, daß sich Lucia, die sich im Kloster Coimbra befindet, bester Gesundheit erfreut und sich empört über solche Gerüchte geäußert habe. Interessant an diesem Vorgang, der nicht vereinzelt dasteht, ist nur, daß hier offensichtlich mit Methode gearbeitet wird. Es braucht nur an die mit Vehemenz vertretenen, falschen Termine hinsichtlich Garabandal erinnert zu werden. Echte Ereignisse sollen damit unglaubwürdig gemacht werden, denn den sonst so findigen Journalisten wäre es wohl ein Leichtes gewesen, an der Pforte des Klosters in Coimbra anzurufen, um sich vom Gegenteil der aufgebrachten Behauptung zu überzeugen.
Unter dem Titel "Reflexions on the Trial and Death of Jesus" (Überlegungen zum Prozeß und Tod von Jesus) versucht Haim H. Cohn, Mitglied des Obersten Gerichtshofes in Israel über 48 Seiten hinweg, mit 262 Literaturangaben nachzuweisen, daß "jegliche aktive Mitwirkung des Jüdischen Volkes oder irgendeiner repräsentativen Autorität davon im Prozeß um Jesus vor Pilatus vernünftigerweise nicht aufrechtzuerhalten ist." Ganz im Gegenteil versuchte nach seiner Ansicht der Hohe Rat Jesus, als einen der ihren, vor dem Prozeß und der Exekution durch die Römer zu retten. Als dies nicht gelungen sei, habe vor Schmerz der Hohepriester seine Kleider zerrissen. Jesus wurde deshalb, wie er vermerkt, als Aufrührer, der sich zum König machte, unter alleiniger Verantwortung der Römer verurteilt und hingerichtet.
In dieselbe Richtung weisen die neuen Evangelientexte, wie sie in französischer Fassung vorliegen. So heißt es ursprünglich bei Matth. 28,11, daß die Häupter der jüdischen Gemeinde bei Pilatus vorsprachen und sich beklagten, daß er den Leichnam Christi zur Bestattung in dem Grabe des Joseph von Arimathäa freigegeben habe. Die Anhänger des Toten würden den Leichnam entfernen. Darauf antwortete ihnen Pilatus: "Ihr habt doch eine Wache", und empfahl ihnen, das Grab durch diese ihre eigene, also jüdische Wache bewachen zu lassen. In dem jetzigen Text aber heißt es, Pilatus habe den Juden versprochen, er werde ihnen eine (römische) Wache stellen. Der Schluß liegt nun nicht ferne, daß sich diese an dem religiösen Streit uninteressierte römische Wache hat bestechen lassen, so daß die Jünger Christi den Leichnam rauben konnten.
Der Kreis der "Beweisführung", schließt sich mit dem Nachweis, daß Jesus gar nicht am Kreuz gestorben sei. Zu diesem Zwecke erscheinen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung des öfteren größere Anzeigen mit dem Bild des Holy Shroud (Hl. Fußstapfens), einem angeblichen Ausschnitt aus dem Turiner Grablinnen. Mit "wissenschaftlichen" Methoden soll unter Mitwirkung des Vatikans bewiesen worden sein, daß Christus noch lebte, als er mit dem Grablinnen bedeckt worden ist. Eine Auferstehung brauchte nicht stattzufinden, "unser Glaube wäre eitler Wahn."
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