VATIKAN VERBIETET DIE PILLE UND ERLAUBT SIE
von Kurt Hiller
Wie vor kurzem bekannt wurde, existiert bereits seit dem 10.3.71 eine, wie es heißt, offensichtlich nur für den inneren Gebrauch bestimmte, offizielle Neuinterpretation der Enzyklika Humanae vitae. Diese "offene", nicht wörtlich zu nehmende Auslegung verkehrt die ursprüngliche Aussage der Enzyklika geradezu in ihr Gegenteil. Was verboten war, ist nun erlaubt.
Vorausgegangen war ein Streit von mehreren Priestern der Erzdiözese Washington, die sich strikte weigerten, die Enzyklika zu akzeptieren, und die deshalb von ihrem Bischof Kardinal O'Boyle von ihrem Amte suspendiert worden waren. Die solcherart gemaßregelten wandten sich an Paul VI. Von ihm erbaten sie sich Hilfe . Man stelle sich vor: Gerade an die "Autorität" wandten sie sich, die sie durch ihren Ungehorsam, ihre offene Rebellion ablehnten. Sie wußten jedoch im voraus, daß sie nicht vergebens bitten würden, kannten sie doch ihren Meister besser als alle die denkfaulen Schäfchen, die glaubten, die Kirche sei mit diesem Lippenbekenntnis von Paul VI. schon gerettet und die gar empfahlen, "in sprachloser Verehrung vor der Macht des Hl. Geistes in die Knie zu sinken, Der nicht zuließ, daß der Papst dort versagte, wo es wirklich nicht sein darf."
Wie er es in solchen ernsten Situationen immer vorzieht, fällte jedoch der Meister vom Hl. Stuhl die Entscheidung nicht selbst. Seine Aufgabe sieht er vornehmlich darin, den Gläubigen mit wohltönenden, genau berechneten "rechtgläubigen" Worten und Schriften, Sand in die Augen zu streuen, damit sie nicht bemerken sollten, wie er inzwischen emsig die Kirche zerstört. Es braucht hier nur an einige wenige frühere Akte Pauls VI. erinnert zu werden, um zu zeigen, wie sehr er mit der Veröffentlichung von Humanae vitae und deren prompt erfolgten, sie in ihr Gegenteil verkehrenden Neuinterpretation genau dieselbe Taktik verfolgte:
1.) Während er die Enzyklika Mysterium fidei, die die katholische Lehre über die Eucharistie vertritt, veröffentlichte, schickt er dem protestantischen Abt von Taizé Roger Schütz einen Kelch! Ebenfalls einen Kelch von Paul VI. bekommt anläßlich der Eröffnung der holländischen Synode Kardinal Alfrink, der den die katholische Eucharistielehre offenleugnende Häretiker Schillebeeckx deckt. Zur gleichen Zeit erlaubt Paul VI. Barbara Ohlson, einer erklärten, hartnäckigen Protestantin, anläßlich ihrer Hochzeit von einem katholischen Priester die Kommunion zu empfangen.
2.) Während Paul VI. laufend für den Frieden plädiert, empfängt er die Mörder von Angola.
3.) Während er sein "Credo" verkündigt, schafft er die hl. Messe ab .... usw. (Die Liste könnte endlos fortgesetzt werden.)
Und während er Humanae vitae scheinbar verteidigt, ist er ganz damit einverstanden, daß Kardinal Wright, der Vorsitzende der Kleruskommission, mit Hilfe des von Pater Jungmann S.J. erfundenen kerygmatischen Tricks (den Herr Dr. H.M.Kellner in seinem Aufsatz "Zusammenbruch", EINSICHT 1/6 (Sept. 1971), S. 3 ff in überzeugender Weise dargelegt hat) eine Neuinterpretation vornimmt und damit eine "Versöhnung" der suspendierten Rebellenpriester mit ihrem Bischof herbeiführt. Das vatikanische Dokument bezeichnet die Empfängnisverhütung zwar als "objektiv schlecht", jedoch "unter bestimmten Umständen" könne sie "nicht schuldhaft" oder sogar "subjektiv vertretbar" sein. Die Kleruskongregation unterscheidet zwischen dem Ideal ehelicher Beziehungen und der konkreten Situation einer Ehe, in der der Gebrauch empfängnisverhütender Mittel "unter besonderen Umständen" gerechtfertigt sein kann, um die ehelichen und familiären Werte der christlichen Ehe zu verteidigen.
Die katholische Morallehre ist damit einer jeweiligen subjektiven, willkürlichen Interpretation preisgegeben. Nicht mehr die Wahrheit ist die objektive Instanz, sondern allein das "Gewissen". Jede Situation kann dann letztlich "gerechtfertigt" sein, es ist alles "wahr", d. h. es gibt überhaupt keine Wahrheit mehr. Ein neuer Beweis ist damit geliefert, daß Paul VI. ein Apostat und Häretiker ist, der sein Amt entweder nie innegehabt, oder bereits längst verloren hat. Von ihm und seiner ganzen Clique ist wahrlich keine Rettung der Kirche zu erwarten, denn sowenig sich Münchhausen selbst an den Haaren aus dem Sumpf gezogen hat, sowenig wird sich die abgefallene, apostatische Kirchenorganisation mit Paul VI. und seinen Bischöfen - womöglich noch mit Hilfe des Kirchenrechts !!! - selbst aus dem Sumpf des Abfalls ziehen. Denn: "Jeder, der fortschreitet und nicht in der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht (...) Wenn da einer zu Euch kommt, aber diese Lehre nicht mitbringt, so nehmt ihn nicht in das Haus auf und grüßt ihn nicht. Denn wer ihn grüßt nimmt teil an seinen bösen Werken." (2 Joh. 9 -11)
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