GOTTES SPRACHE VERSTEHEN SIE NICHT MEHR
ZWEI VOM TEUFEL GEZEUGTE GESCHWISTER FEIERN HOCHZEIT
von H.H. P. Albert Steiner, lic.theol.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zeigten sich bis in die Spitze der Kirche zwei beunruhigende Entwicklungen: die zerstörende Wirkung des philosophischen und theologischen Modernismus (1) und die Ablehnung der ordentlichen und ausserordentlichen Mystik, vor allem, wenn Maria sich ihrer bediente, um ihre von Gott gegebene Aufgabe in der Kirche zu erfüllen. An den Platz der Mystik wird sich zunächst anderes stellen. Der Modernismus ist bekannt für die, die es wollen. Zu Beginn meines priesterlichen Wirkens habe ich den Anti-Modernisten-Eid gern und bewusst geleistet.
Die Ablehnung der Mystik vor allem im Dienst Mariens zeigt sich z.B. deutlich in La Salette (2). Zwar wurde Mariens Erscheinung angenommen als Gelegenheit, auf dem Berg eine grosse Basilika zu errichten, einen feierlichen Wallfahrtsort, der das Ansehen der Kirche und ihrer Pastoral wirkungsvoll erscheinen liess. Aber die Worte der Gottesmutter, ihre grosse und warnende Botschaft und die Regeln für die Priester und Schwestern auf dem Berge wurden bezweifelt, verdrängt, und Bischöfe und Rom verboten ihre Veröffentlichung (bewusst wiederhole ich mich!). Selbst Leo XIII, der überzeugt und entschlossen war, vermochte gegen seine Umgebung nicht durchzusetzen, dass die Worte der Gottesmutter auf dem Berge und in der Kirche gehört wurden. Bis heute nicht. Das ist nur die fassbare Spitze einer Entwicklung, die erst herausgearbeitet werden müsste (3).
Die Mystik, ob sie nun auf dem Berge weithin offensichtlich oder im stillen Kämmerlein geschieht - wie die Menschwerdung Gottes! - sie ist das besondere, von Gott direkt geschenkte Licht des Glaubens und die Wärme für die Erkalteten. Wie gerne würde die Gottesmutter die Wärme ihrer realen mütterlich-königlichen Gegenwart und ihre Gnaden auch den ins Irdische erkalteten Modernisten mitteilen, wenn sie bereiten katholischen Glauben vorfände. Da ja Maria die Königin der Propheten ist, ist sie auch die Königin der Mystiker mit ihrem Auftrag fur die Kirche. Und Christus selber ist nicht ein einsamer Herrscher, eine Monade, er kommt in seine Kirche inmitten einer unendlichen Schar von Heiligen... Franz von Sales... Thomas von Aquin... Johannes vom Kreuz... Hildegard von Bingen... Theresia von Avila...
Und Maria kommt in Einheit mit Christus der Kirche zu Hilfe auch mittels der besonderen Mystik, um die Gnaden wirkungsvoll zu vermitteln.
Der Teufel, der den Modernismus gezeugt hat und ihn auf dem fürchterlichen Ross der Freimaurerei in Trab und Galopp bringt, zeugt zugleich die Pseudo-Mystik (4). Wäre Pseudo-Mystik nur literarischer Vorwand und Produkt fehlgeleiteter religiöser Phantasie, könnte sie nur begrenzten Schaden stiften. Aber vom Teufel gezeugt, wirkt sie apokalyptisch. Sie ist die Schwester des Modernismus. So verschieden sind die beiden zunächst in ihrem Aussehen, dass wenige sie als Geschwister erkennen.
Vor 100 Jahren, also 1906, erwacht aus protestantischen Erweckungssekten in Amerika der pseudo-mystische Strom der charismatisch-pfingstlerischen Bewegungen.
Vor 100 Jahren, also 1906, im Mai, trägt Kardinal Mercier erstmals in Rom Pius X die Bitte um Dogmatisierung der allgemeinen Gnadenvermittlung Mariens vor, bewegt durch den mystischen Auftrag der Karmelitin Mutter Magdalena (5). Ist Pius X bereits zu sehr beschäftigt mit der Abwehr des Modernismus? Jedenfalls erscheint seine berühmte Enzyklika über den Modernismus bereits im nächsten Jahr (1907). Hat er aber genügend erkannt, dass Maria als Gnadenvermittlerin zu Hilfe eilen will, wirksamer als die beste Enzyklika es kann, damit die teuflische Ideologie des Modernismus nicht nur intellektuell und im Gehorsam gestoppt wird, sondern in ihren verderblichen Lebenskräften überwunden wird durch die Kraft der Gnaden, die sie königlich vermitteln darf?
Auch wenn Papst Benedikt XV am 12.1.1921 die Messe und das Stundengebet zu Ehren "der seligen Jungfrau Maria, Vermittlerin aller Gnaden" für Belgien und andere Diözesen der Welt erlaubt, und die Gnadenmittlerschaft Mariens an der Spitze der meist behandelten mariologischen Themen der letzten 100 Jahre steht, vermag Pius XII keinen Durchbruch zu schaffen. Der Widerstand der Modernisten aus dem Hintergrund ist zu stark. Der Einfluss der Mystik wird trotz Fatima ausgebremst.
Pius XII. verkündet das Dogma der Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel. Die Kirche jubelt zurecht. Aber dieses Dogma sagt viel weniger, gibt Maria bei den Gläubigen viel weniger Raum als das von Gott über die Mystik und die gesunde Theologie (siehe z.B. Garrigou-Lagrange) gewünschte Dogma. Mit Leib und Seele werden einmal alle in den Himmel aufgenommen, die nicht verdammt werden; der heilige Joseph ist gewiss bereits mit Leib und Seele im Himmel. Und nach manchen Kirchenvätern (Ambrosius, Hieronymus, Epiphanius, Cyrillus) fuhren mit Christus viele weitere Heilige gen Himmel. Lesen wir doch im Matthäus-Evangelium: "Die Gräber öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden aufgeweckt. Sie kamen nach seiner Auferwekkung aus den Gräbern hervor, gingen in die heilige Stadt und erschienen vielen" (Mt 27, 52-3). Und sie legten sich gewiss nicht anschliessend wieder in die Gräber!
Aber weder jetzt, noch in der Ewigkeit, kann die allgemeine Gnadenvermittlung mit Christus jemandem zugeschrieben werden ausser Maria. Sie vermittelt königlich mit Christus alle Gnaden. Die Wärme, der Trost und die Gewissheit, die aus dieser Glaubenswahrheit im Kampf gegen den religiös kaltmachenden Modernismus entsteht, wird offenbar nur durch die Mystik genügend wahrgenommen. Die Mystik erleuchtet den Glauben ausserordentlich - während der Modernismus und die Pseudo-Mystik ihn ausserordentlich verdunkeln.
Das zeigt sich mit Beginn des Konzils Vat.II, das aus der falschen Mystik des Modernisten "Johannes XXIII" zusammengerufen und eröffnet und lebensmässig bestimmt wurde (6). Die eigentliche Absicht des "Johannes XXIII« war der endgültige Durchbruch für den Modernismus. Das heisst, mit der Eröffnung des Konzils hat er die beiden vom Teufel gezeugten Geschwister Pseudo-Mystik und Modernismus nicht nur "in seinem Herzen", sondern vor allen Bischöfen und der Welt kirchlich verbunden, ehemässig zusammengegeben. Das Konzil war die Hochzeit der beiden Geschwister. Die Inzestuosität war den Bischöfen kaum bekannt. Sie wollten den Vater dieser Geschwister gar nicht kennen (7). Aber die Wirkung der Hochzeit war die Verdrängung der gnadenhaftesten Bestrebungen unter vielen Bischöfen, die die Dogmatisierung der allgemeinen Gnadenvermittlung Mariens erstrebten. Keine neuen Dogmen!, hämmerten dagegen die Modernisten - und es gab Schweigen.
Das Interesse wandte sich zum Hochzeitspaar. Beide sprachen sie eine neue Sprache. Der Welt angepasst sollte die Botschaft Christi verkündet werden, man diskutierte alles, um die neue, die der Welt verständliche Sprache zu finden, der ganze Schatz der überlieferten Wahrheit war doch Hochzeitsgabe, feierlich weltlich eingepackt. Man sagte, man würde das Wesentliche.des Glaubens nicht ändern, nur klingen sollte er besser. Aber der Klang von Gottes Wort aus Gottes Mund drang damit nicht mehr zu den Menschen durch. Nur noch der Klang der Welt drang bis in die Herzen und Seelen der Bischöfe. Und dieser Klang der Welt in den Herzen der Bischöfe klang nun neu aus ihren Worten, sie richteten Botschaften an die Welt, in denen die Welt ihren eigenen weltlichen Klang in umfassenden religiösen Worten vernahm. Man sprach von Gottes Wort, aber niemand verstand Gottes Sprache, niemand hörte dabei auf Gott, niemand hörte noch Gott sprechen, niemand fragte nach Gottes Willen und Meinung; die Welt zog die Herzen an sich. Die Welt gab die Orientierung und die Kraft des Lebens.
Man sprach zwar frömmer, ungeniert frömmer als früher. ."Johannes XXIII" "offenbarte" den Bischöfen "ein persönliches Zeugnis von jenem ersten Moment, als unversehens in Unserem Herzen und in Unseren Lippen das einfache Wort 'Ökumenisches Konzil' hervorquoll... 25. Januar 1959... Eine unerwartete Berührung, ein Strahl des Lichtes aus der Höhe, eine grosse Sanftheit in den Augen und im Herzen; und gleichzeitig ein Feuereifer, ein grosser Feuereifer, der überraschend in der ganzen Welt erwachte zur Erwartung der Feier des Konzils..." (8). Übrigens war das eine Lüge. Mehrmals hatte Roncalli vor seiner Papstwahl von diesem Konzil gesprochen, das abgehalten werden müsse; als Freimaurer-Meister wusste er sehr wohl um deren Pläne. Mit dieser Lüge ist auch der Vater dieses Gedankens gekennzeichnet. Aber die meisten Bischöfe, sagen wir, die nicht Freimaurer-Bischöfe, konnten das nur als mystisches Erlebnis des Papstes verstehen, das mystisch die ganze Welt umfasste - "auf dem Weg zur Einheit des Menschengeschlechtes." (8). Man wird es das "Neue Pfingsten" nennen. Schon jetzt im Konzil "einen sich Himmel und Erde ...mit allen unseren heiligen Vorgängern ... in einem mystischen (arkanen) Erschauern", so sagte der "Mystiker Johannes XXIII" den Bischöfen. "Der Führer verheisst der Kirche strahlendes Licht..., die Morgenröte - welche Süssigkeit erfüllt Unser Herz! Betrachten wir die Sterne, die mit ihrer Klarheit die Majestät dieses Tempels erhöhen, die Sterne, die ihr seid ..." (8) "Himmel und Erde vereinen sich, um das Konzil zu feiern, die Heiligen des Himmels ... die Gläubigen der Erde..., und ihr, die ihr den Inspirationen des Heiligen Geistes folgt..." (8). Das neue Pfingsten, das "Johannes XXIII" erwartete, schien das erste Pfingsten, das "alte" Pfingsten, in den Schatten zu stellen. New Age aus der Welt, die andern Religionen, von überall her wird der Heilige Geist die Bischöfe inspirieren...
Der Erzeuger aus der Hölle, der Fürst dieser Welt, der Vater des neuen Paares wusste sehr wohl, wie er sein "Pfingsten" gestalten wollte. Er kannte die Sprache des Neuen Pfingsten, er tanzte auf dieser Hochzeit, dem Konzil, nach dem Rhythmus und der Melodie aus seinem verdeckten Wesen um die im Herzen und Sprechen des "Papstes" neu verbundenen Geschwister Modernismus und Pseudo-Mystik - und die Gäste, die Bischöfe, berauschten sich an ihnen.
Die Früchte der Flitterwochen kennen wir, wenigstens in etwa: die Eliminierung der Gnade aus der Predigt und aus allen Sakramenten, die Zentrierung der Liturgie auf den Menschen, die Tausenden von abtrünnigen Priestern und Nonnen, die Millionen Katholiken, die sich zu den Sekten begaben (Lateinamerika), die leeren Kirchen, für die man keine anständige Verwendung mehr findet, vor allem aber die totale Veränderung des religiösen Ausdrucks, ja der Fundamente des religiösen Erlebens durch die pfingstlich-charismatischen Bewegungen aus protestantischen Sekten, die gleich nach dem Konzil Rom und alle Gegenden und Winkel der Kirche vom Gnadenhaften ins Affektive und Getäuschte mutieren konnten.
Hochzeit haben sie gefeiert im Konzil, die Teufelsgezeugten. Und wie passen sie selber zusammen? Mit Religion haben sie beide zu tun. Aber nicht von Gott her. Nein. Die Religion kommt ihnen vom Gefühl her - den einen für den Verstand (Modernismus), den andern für den Affekt (Pseudo-Mystik). Ein inneres Bedürfnis ist ihnen auch die Offenbarung, immanent im Menschen, eine eigenartige Erfahrung aus dem Unterbewusstsein, noch unerkennbar, aber durch den denkenden Verstand verklärt - oder in den pfingstlerischen Affekten ekstatisch erlebt. Das Gefühl offenbart sich zum Christus, zu Symbolen und Dogmen, wird göttlich. In allen Religionen ist diese Erfahrung, sagen die Modernisten. Und sie wissen nicht, ob letztlich die Wirklichkeit Gott oder Mensch ist. Es wird ihnen gehen wie manchen adoptierten Kindern, die einmal ihren wirklichen Vater kennen wollen. Die Modernisten werden ihn als Vater der Lüge erkennen. Er hat sie gezeugt.
Und die Pseudo-Mystiker? Auch ihnen geht es ums Gefühl. Und wenn sie noch so fromm tun. Nicht Gott ist zuerst. Sie wollen erfahren, sie wollen geniessen, religiös geniessen. Dabei geniessen sie meist ohne zu wissen - die Süsse der Eingebung des Teufels, die Süsse seiner Täuschung. Sie werden trunken und süchtig von seiner Süsse. Opfer und Kreuz, auch die Wahrheit ihrer Sünden, sind ihnen zuwider. Himmlisches wollen sie sehen und hören, heilig wollen sie erscheinen. Sie sprechen vom Heiligen Geist und rücken zusammen, denn eins macht der Geist. Getauft sind viele doppelt, nicht genügt ihnen die katholische Taufe. Und die Tugenden, die Christus verkündete, sind ihnen zu beschwerlich, der Verzicht, die Aszese, die Beharrlichkeit, ja sogar die Gebote Gottes - das lassen sie den andern (wie gleichen sich doch Modernisten und Pseudo-Mystiker!), das war früher für die nicht Geist-Begabten. Sie alle sind mit leichter Methode gleich in der Mystik, dem Erleben (aber nicht der Gnade, sondern des Affektes!). Das fühlen sie. Wurden sie nicht von der obersten Kirchenleitung in Massen bestätigt? Baden nicht Bischöfe, Kardinäle und "Päpste" in ihren Gefühlen? Haben nicht die Hirten das gleiche Bedürfnis, immanent im Menschen? Kommt nicht auch bei ihnen die Religion vom Gefühl her - verklärt in Christus oder Maria - bestätigt durch himmlische Worte oder Empfindungen, hin auf das Neue Pfingsten?
Modernismus und Pseudo-Mystik in allen Formen vereinen sich, die Ehe ist vollzogen. Ihr beider Erzeuger gibt ihnen viele Kinder - denn die Hölle, die sie erwartet, ist gross!
In nüchterner Sprache: Wer Modernismus, Charismatik, Pfingstlertum und Pseudo-Mystik analysiert, ist erstaunt, wie sehr bei all diesen die Religion, die religiöse Erfahrung, auch die vermeintlichen Geistesgaben, von den Gefühlen, den Affekten und Instinkten der menschlichen Natur ausgeht und erst durch die Kennzeichnung des Verstandes zum Gegenstand des Glaubens wird. Es kommt nicht vom wirklichen, transzendenten Gott, dem Schöpfer, dem Erlöser, dem Heiligmacher, es kommt nicht vom Jenseits, das existiert vor uns, und uns übersteigt, und aus Gnade sich uns mitteilt, offenbart. Dass in der nicht begnadeten, von der Sünde in der Ordnung gestörten Natur des Menschen in seinen Instinkten und Gefühlen viel Raum für den Einfluss des Teufels ist, zur Blendung und falschen Bewegung, will von den Getäuschten nicht gesehen werden.
Immer und immer wieder müsste jeder, der getauft und damit von der Sünde und vom bösen Geist gereinigt ist, oder gar gefirmt, sogar zum Priester geweiht ist, aber dann nicht in der Gnade Gottes lebt, nicht einmal an die Gnade glaubt, jeder solche müsste das Evangelium lesen an der Stelle, wo Christus von der Rückkehr des Teufels mit sieben anderen schlimmeren Geistern spricht. Da wird nämlich er, der Gnadenlose, beschrieben (Mt. 12.43-45)
Werden aber zuerst aus dem Glauben die Sünden bereut und im Opfer überwunden, die Tugenden herangebildet - gemäss der Nachfolge Christi, wie die begnadete katholische Tradition (siehe Thomas von Kempis) und alle wirklichen Heiligen es verstanden haben, dann sind die Instinkte und Gefühle im Religiösen nicht ausgeschaltet, aber dem erleuchteten Glauben untergeordnet. Und wird die Gnade im Innern der Seele erlebt, ist sie nicht das Produkt der Gefühle, sondern über die Gefühle weit erhaben, nicht als Genuss gesucht, sondern von Gott selber frei geschenkt. Und wird Göttliches mystisch erfahren, erlebt, sind die menschliche Natur und ihre Instinkte und Affekte und Gefühle von der Gnade bereits so geläutert und erhoben - auf dem Kreuzweg dieser Seele -' dass das glaubende Erkennen nicht auf das eigene Ich und seine Natur zielt, sondern demütig hinauf zu seinem Erschaffer, dem wahren Gott, oder hinein ins Innere der Seele, wo der dreifaltige Gott innewohnt.
Darum müssen wir den Reichtum der gesunden, geheiligten, begnadeten Tradition bewahren und den Gläubigen unverfälscht zugänglich machen.
Wenn die Kirchenleitung in Rom schon das Heiligste beschreiben will für alle Christen der Welt: "Gott ist die Liebe", dann sollte sie sich nicht an der heidnischen Tempelprostitution und an der griechisch-heidnischen Eros-Raserei inspirieren lassen, sondern zu Besserem greifen. In Rom selber wäre Besseres zu finden. Der römische Priester Vinzenz Pallotti, ein Mystiker, der "Apostel von Rom", hat eine kleine Schrift verfasst, die zur ausserordentlich begnadeten Literatur gehört: "Gott, die unendliche Liebe". Wie die Schriften von Johannes vom Kreuz und Theresia von Avila könnte sie ungezählte katholische Seelen nähren. Vor dieser Schrift Vinzenz Pallottis wird die beschämende, von Luzifer inspirierte Enzyklika von "Benedikt XVI" sich erweisen wie übelriechender Abfall vor reinem Gold. Gott ist die Liebe, und diese Liebe schweigt auch heute nicht vor seinen begnadeten Geschöpfen. In einem in echter Mystik diktierten Kreuzweg ruft er die Seelen zur Nachfolge in seiner Liebe. In weiteren geheimnisvoll mitgeteilten Worten - in unserer Zeit! - leuchtet ein ganzer Traktat der Liebe Gottes auf; alles in wunderbarem Einklang mit den Worten seines Jüngers, "den er liebte", Johannes, und mit seinen eigenen Worten in den Evangelien. Aber nur wer beweist, dass er auf Gott hört gemäss der ganzen begnadeten Tradition, findet Zugang zu diesen Worten der Liebe Gottes.
Man darf nicht übersehen, dass der Modernismus immer in der Seele Kälte und Lauheit hinterlässt, auch wenn er das in Äusserlichkeiten, etwa in der äusserlichen Gemeinschaftsbetonung oder Massenbewegung zu überdecken versucht.
Die Umarmung der Welt gibt keine religiöse Wärme. Die Verneinung der Gnade, die Gnadenlosigkeit erzeugt Leere und Kälte. Was ist für den Modernisten eigentlich Gott und das Jenseits wirklich? Der modernistische Glaube ist von der Wirklichkeit ausgehöhlt, er ist wirklichkeitshohl. Und was ist für den Modernisten Wirklichkeit in der Bibel, nicht nur Erfindung der Glaubensdarstellung? Wie kalt ist die Seele der "formgeschichtlichen Schule" gegenüber dem kindlich-direkten Glauben, den Christus so eindringlich gefordert hat! Lasst die Kleinen zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich. Selig die nicht sehen (und mit den Händen fühlen) und doch glauben!...
Die Seele der Modernisten, die noch nicht ganz in den Rationalismus erstorben ist, schreit förmlich nach direkter Erfahrung, nach ihrer Wärme, ihrer Süssigkeit. Aber sie kann nicht mehr unterscheiden und geht dem Teufel auf den Leim. Das erklärt die dem Konzil sofort folgende pfingstlerisch-charismatische Anfälligkeit, ja Ausgelassenheit der modernistischen Priester, Bischöfe, Kardinäle und "Päpste". Ich erinnere mich an etwa 900 pfingstlerisch-charismatische Konzelebranten mit "Paul VI"... Es wird ein langer und steiniger Weg, bis diese Durchseuchung der ganzen öffentlichen Kirche bis in die Klöster hinein überwunden ist.
Und das modernistisch irregeführte Volk, von der Gnade und dem echten religiösen Erleben ausgehöhlt, schreit süchtig nach schnellen, leichten, die Lauheit belassenden mystischen Erlebnissen. Es ist Hochzeit für alle teuflisch getäuschten Mystiker!
Ein verwirrter Schreiber eines dicken "Rundbriefes" wurde durch meine Bemerkung gegen die Pseudo-Mystik (7. Brief an die treuen Bewahrer des kath. Glaubens, Fussnote 3) aufgeschreckt, schreibt Wahres und Falsches, und hängt an meine "Forderungen Mariens für die heutige Zeit...: Gebet, Opfer, Sühne; täglicher Rosenkranz, Herz-Mariä-Samstag; die Marienweihe, persönlich und in apostolischer Verantwortung," seine Folgerung: "Wir werden uns über einen gemeinsamen Weg unmöglich einigen können, solange Sie einen Weg der Buße und ich einen Weg der Liebe gehen will." Er zitiert den Seher Domanski aus Ohlau, sich selber (?)' die Botin Gisela, und dann ausführlich Don Gobbi.
Wenn der "Weg der Liebe" den Weg des Opfers und der Sühne ausschliesst, ist es genau der Weg des Konzils Vat.II und der Modernisten. Der Modernismus flieht vor dem Kreuz wie der Teufel vor dem Weihwasser und führt zur Pseudo-Mystik wie der Durst zum Trinken.
Und darum muss jede noch nicht verifizierte Mystik sorgfältig untersucht werden, ob sie nicht doch die Haupt- oder Nebenziele des Modernismus anregt und anstrebt (meist unter Vermeidung offensichtlicher Häresien). Das ist natürlich nicht immer leicht, weil der so vielfältige Modernismus die Ansammlung aller Häresien ist (meist in der Form des Verschweigens der Wahrheit). Und manche falsche Mystik sagt manches Wahre, um das Unwahre zu decken. Und ohne Gnade sind die falschen Ziele nicht leicht zu entdecken. Wer aber die inzestuöse Hochzeit auf dem Konzil, die Vereinigung von Modernismus und Pseudo-Mystik, erkannt hat, kann mit Gottes Hilfe beginnen, die Kirche auch von der teuflisch gezeugten Pseudo-Mystik zu reinigen.
Dringend aber rate ich, dafür zur königlichen Gnadenvermittlung Mariens Zuflucht zu nehmen. Der Teufel ist listiger als wir. Aber Maria wird ihm den Kopf zertreten.
Gegenwärtig ist kein Dogma möglich, noch lange nicht. Aber es wird kommen, "bald", dass die Kirche diesen Weg erkennt und Maria für alle Gläubigen zur Gnadenkönigin ernennt (9).
Weil es dann unter den Christen zur offensichtlichen Glaubenserfahrung geworden ist, dass Maria den fürchterlichen Schmutz der Hölle vertreibt, und alle Christen, vor allem die ihr Geweihten, in ihrem-reinen Herzen so umgestaltet, dass sie ihr, dem Meisterwerk Gottes, ihrer Königin, ähnlich werden, zum wahren Ebenbild Gottes werden, und damit ihrem Sohn, Jesus Christus, gleich-gestaltet werden. Diese in Mariens Gnadenvermittlung geformten Christen werden die reine Lehre Christi so in sich aufnehmen und im Leben bezeugen, dass in ihnen nicht nur die Dogmen und Sakramente der Kirche klar erhalten und verständlich und wirksam bleiben, sondern die ganze Offenbarung des dreifaltigen Gottes in einer einfachen Reinheit lebensmässig widerstrahlt, dass dies zur eigentlichen apostolischen, missionarischen Kraft der Kirche wird. Die Gnadenkönigin wird mit dem König der Herrlichkeit die Reinheit und Heiligkeit der Kirche in den Christen zum Erstrahlen bringen, zur Ehre des Dreifaltigen Gottes.
Anmerkungen:
(1) Pius X., Enzyklika "Pascendi dominici" über die Lehren der Modernisten, 8.9.1907. Diese klare, verständliche Darlegung müsste dringend von jedem Kleriker und Interessierten sorgfältig gelesen werden. Einzelne Modernisten mögen inzwischen ihre Ausdrucksweise mutiert haben, ihr Un-Geist bleibt der gleiche. (2) 1846. Dass Maria genau 100 Jahre später, 1946, sich in Marienfried-D eindringlich als die allgemeine Gnadenvermittlerin mitteilte, hat auch die mahnende Bedeutung, dass sie sich das Wort nicht verbieten lässt. (3) Keine einzige Erscheinung Mariens in Deutschland - und es gibt mehrere, die offensichtlich echt und für die Kirche bedeutend sind - ist von der Kirche gläubig anerkannt worden. Manchmal sagen sie, sie wüssten nicht ... manchmal erlauben sie schlussendlich eine Gebetsstätte (ohne Anerkennung), manchmal greifen sie zur Exkommunikation der begnadeten Seelen... (4) Die falschen Botschaften-Schreiber sind inzwischen unzählbar geworden, einige vergleichen sich mit P. Pio, auch falsche Wundmale zeigen sich, fromme Zeitschriften füllen sich mit ihren Gefühlen und Worten; selten bemüht sich die Kirche um Klarheit, Don Gobbi hat seinen Nebel bis in die Spitze der Kirche wirksam ver-breitet... (5) Manfred Hauke, Maria Mittlerin aller Gnaden, 2004, Pustet Regensburg. (6) Nachdrücklich erklärt durch Ursula Oxfort, Pope John's Revolution, Christian Counter-Revolution, P.O. Box 369, Lake Worth, FL 33460 USA. Würde diese Arbeit genügend bedacht, würde manches besser verstanden. (7) Dieses Nicht-Wollen zeigt sich typisch im Buch von H. Haag, Abschied vom Teufel. (8) "Johannes XXIII.", Eröffnungsrede zum Konzil Vat.II, 11.10.1962. (9) Die vom Himmel geschenkten Darlegungen werden dann wohl mit der Nachfolge Christi von Thomas von Kempis wetteifern.
Am Fest von Johannes vom Kreuz und Chrysostomus, 24. November 2006
P. A. Steiner, lic.theol. Postfach 746 CH-4102 Binningen 2
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Hinweis der Redaktion:
In der Woche vom 18.-22. Juni wird Fr. Krier nach Deutschland fliegen, um von hier aus die Gemeinde in Marienbad/CZ zu besuchen und sie pastoral zu betreuen. Bei genügendem Interesse könnten wir für die Gläubigen aus dem Raum Köln, Rhein-Main-Gebiet auch ein Treffen in Frankfurt organisieren (mit hl. Messe, Beichte, Aussprache, Informationsaustausch). Wer Interesse an einer solchen Zusammenkunft hat, möchte sich bei uns verbindlich bis zum 3.6.07 melden. Genauere Termine bekommen die Interessenten dann mitgeteilt. |