MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Ergertshausen, Aschermittwoch 2003
Verehrte Leser,
haben Sie zunächst herzlichen Dank für Ihre bekundete Anteilnahme an
unseren Anliegen und Aufgaben. Besonders möchte ich mich bei all jenen
bedanken, die uns finanziell unterstützt haben.
Wie zu erwarten war, gab es im Zusammenhang mit dem Skandal um P. Groß
in Köln einige literarische Nachbeben, von denen Sie sich nicht
beunruhigen lassen sollten. In diesem Zusammenhang möchte ich noch
einmal darauf hinweisen, daß der von P. Groß empfohlene Herr Lingen als
Seelsorger in Herne nicht Priester, sondern Laie ist.
Man kann sich leicht vorstellen, wie 'segensreich' simulierte Messen in
den Augen Gottes sind. (Über den ebenfalls von P. Groß angekündigten
zweiten Kleriker werde ich, wenn nötig, Auskunft geben, sobald ich
weiß, um welche Person es sich handelt.) Der Hinweis, der als
'Weihbischof' von Lingen bekannte Herr Schmitz aus Villingen sei von
den Bischöfen Levebvre und Storck als Bischof anerkannt worden, besagt
lediglich, daß sich beide überhaupt nicht um das Problem der Gültigkeit
von Schmitz' Weihen gekümmert haben - im Gegensatz zu uns! Diese
'Anerkennung' stellt also nur ein bekanntes Faktum dar, aber kein neues Argument, um die Gültigkeit der Weihen zu belegen.
Wie die oben genannten Vorgänge zeigen, wird der geistige Boden, auf
dem wir vermeinen zu stehen, immer dünner. Für viele Leser werden auch
die Verhaltensweisen der Gläubigen in Köln, die nicht sehen wollen, was
um sie herum in aller Öffentlichkeit
geschieht, immer unverständlicher. Auf welchem Glaubensfundament haben
sie überhaupt gestanden, wenn sie nicht einmal mehr fähig sind, solch
augenfällige Sakrilegien sicher zu beurteilen: was war ihre angebliche
Orthodoxie wert? Hat sie überhaupt bestanden? Oder war ihre
traditionalistische Einstellung bloß das sture Verharren in
übernommenen (unverstandenen) Formen?
Die Pflicht, begriffliche Transparenz in den Glauben zu bringen, oder
um es mit den Worten des hl. Anselm zu sagen: zu zeigen, daß der Glaube
vernünftig ist, bleibt gerade für uns, die wir doch vorgeben, das Wort
Gottes aufgenommen zu haben - in der rechten Weise
- als Dauer-Pflicht bestehen. Wie soll es sonst möglich sein, mit
diesem Wort im Herzen "Frucht [zu] bringen in Geduld" (Luk 8, 15). Und
an dieser "Frucht", die wir bringen sollen "in Geduld" ... in Geduld
(!) läßt sich ablesen, ob der Samen bei uns in "gutes Erdreich"
gefallen ist oder nicht.
In den letzten "Mitteilungen" habe ich davon gesprochen, daß die
Gläubigen wegen des akuten Priestermangels - genauer: wegen des Mangels
an Priestern, die Diener der kath. Kirche sein wollen! - immer stärker
gezwungen sein werden, die Gestaltung ihres religiösen Lebens selbst in
die Hand zu nehmen. Aber ohne diese Selbständigkeit und Freiheit im
religiösen Leben werden wir dahindriften in Resignation. Vergessen wir
nicht, was der hl. Athanasius seinen Gläubigen schreibt, die von den
Arianern aus den Kirchen vertrieben waren: "Ihr seid die Glücklichen,
die Ihr in der Kirche durch Euren Glauben verbleibt, Ihr, die Ihr
festhaltet an den Fundamenten des Glaubens, der Euch durch die
apostolische Tradition überliefert worden ist." Der hl. Paulus schreibt
seiner Gemeinde in Ephesus: "Brüder! Erstarket im Herrn und in der
Kraft Seiner Stärke. Legt die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr den
Nachstellungen des Teufels widerstehen könnt; denn wir führen unsern
Kampf nicht gegen Fleisch und Blut (d.h. schwache Menschen), sondern
gegen Mächte und Gewalten, gegen die Weltherrscher der Finsternis
hienieden, gegen die Geister der Bosheit in den Lüften. Ergreift darum
die Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tage widerstehen und in
allem unerschütterlich standhalten könnt. So stehet also da, die Lenden
umgürtet mit Wahrheit, angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, die
Füße beschuht mit der Bereitschaft für das Evangelium des Friedens. Zu
all dem hin ergreifet den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle
Brandpfeile des Bösen auslöschen könnt. Nehmt den Helm des Heiles und
das Schwert des Geistes: das Wort Gottes" (Eph. 6, 10-17).
Für die kommende Fastenzeit, in der wir uns auf die Grundlagen unseres
Glaubens besinnen sollten, damit wir denen Halt geben können, die bei
uns um Hilfe ansuchen, wünsche ich Ihnen Standhaftigkeit und "Geduld".
Ich bedanke mich bei Ihnen, verehrte Leser, daß unsere Bemühungen, die
ich im letzten Heft angedeutet habe, im allgemeinen Ihre Zustimmung
finden, und bitte Sie, uns auch weiterhin zu unterstützen.
Im Namen des Freundeskreises der Una Voce e.V.
Ihr Eberhard Heller |