DER VORTRAG VON PROF HAAG IN ZORNEDING
von Walter W.E. Dettmann
Am 14. Januar 1975 berichtete die Ebersberger Zeitung über einen Vortrag, den der Tübinger Professor Herbert Haag beim Kulturverein Zorneding-Baldham gehalten hatte. Wer den Theologieprofessor Herbert Haag einigermaßen vom Hörensagen kennt, der weiß, daß es gar nicht darauf ankommt, jeden einzelnen Unsinn zu widerlegen, den Herbert Haag sagt oder schreibt.
Der Vortrag in Zorneding hat aber deutlich gemacht, in welchem Zustand sich unsere heutige Kirchenführung befindet. Herbert Haag kann die Gottheit und das gesamte Himmelreich unseres Herrn JESUS CHRISTUS verachten, wie es noch kaum ein katholischer Professor vor ihm getan hat: Dies wird von Paul VI. und von den zuständigen Bischöfen nur als ein Beitrag zu dem "Pluralismus" angesehen, der zum guten Klang des Symphonie-Orchesters unserer kirchlichen Meinungen erforderlich ist.
Herbert Haag mißachtet wirklich alles, was uns bisher heilig war. Daß in der Stunde der Geburt Jesu Christi der ganze Himmel "Gloria in excelsis Deo" sang, läßt Herbert Haag nicht gelten. Denn bei ihm hören die katholischen Priesterkandidaten (!), daß es keine Cherubim und Seraphim, keine Erzengel - weder Michael noch Gabriel noch Raphael - und überhaupt keine Engel gibt. Zum "Pluralismus" des kirchlichen Orchesters gehört es also heute, daß die Stimmen der Engel in vielen Gotteshäusern verstummen.
Daß Jesus Christus in seiner Todesangst im Garten Gethsemani von einem Engel gestärkt wurde, ist für Herbert Haag nur eine Ausdrucksweise der ersten Jünger Jesu, und es ist dahinter ebensowenig enthalten wie hinter dem Wort Christi an Petrus:
"Meinst du nicht, daß mir der Vater mehr als zwölf Legionen Engel su Hilfe schicken würde, wenn ich ihn darum bäte?"
Alles, was Jesus Christus über gute und böse Engel gesagt hat, wird von Herbert Haag mißachtet und umgedeutet und entwertet. Aus dem ganzen Evangelium macht er eine Ansammlung von sonderbaren Geschichten. Der eigentliche Kern der frohen Botschaft, nämlich die Tatsache; daß Jesus Christus uns aus der Sklaverei des Teufels befreit hat, existiert für Herbert Haag nicht.
Professor Haag versteht es, seine Mißachtung Jesu Christi, wenn nötig, gut zu tarnen. Wenn er die Worte Christi in Frage stellt, nennt er meistens nicht don Namen des Herrn, sondern er spricht von "biblischen Aussagen". So meint er, die Frage, ob "biblische Aussagen" über den Teufel verbindliche Glaubensaussagen seien, mit einem glatten N e i n beantworten zu können.
Die Mißachtung Christi tarnt Herbert Haag außerdem noch mit einer angeblichen Forderung Papst Pius' XII. aus dem Jahre 1943, wonach die Heilige Schrift nicht nur aus der griechischen oder lateinischen Sprache ins Deutsche übersetzt werden müsse, sondern von der danaligen Denkform in die heutige".
Die Absichten Papst Pius' XII. verdreht Herbert Haag heute ebenso, wie es schon Paul VI. zur Zeit des sog. Zweiten Vatikanischen Konzils in den Fragen der Liturgie getan hat, vgl. seine Aussagen über das Rundschreiben "MEDIATOR DEI".
Es dürfte wohl jeden normalen Katholikan klar sein, daß Papst Pius XII. niemals daran gedacht hat, Engel und Teufel bloß als "Denkformen; Jesu Christi zu bezeichnen, hinter denen keine Wirklichkeit steht.
Bei seinem Vortrag in Zorneding teilte Prof. Haag mit, daß das neue deutsche Einheitsgesangbuch "schon ganz ohne Teufel auskommt", während der Teufel früher in jedem sechsten Kirchenlied "aufgetaucht" sei. Ferner ist Prof. Haag damit zufrieden, daß aus dem Taufritus die einleitenden Exorzismen entfernt worden sind. Der deutsche Einheitskatechismus vom Jahre 1955 habe gemäß Herbert Haag den Teufel noch an zwanzig Stellen erwähnt, während das im Jahre I969 herausgegebene "Glaubensbuch" nur noch eine einzige solche Stelle enthalte. Es sei aber nicht mehr die Rede von "Satan", sondern nur noch von der "Macht des Bösen". "Wir wollen nicht mehr an Geistern mythischer Zeit hängen", rief Herbert Haag in Zorneding aus. Das ganze Alte und Neue Testament sind somit für diesen "Theologen" nicht mehr wert als die mythischen Göttergeschichten der alten Griechen zur Zeit des Dichters Homer.
Gegen sein eigenes besseres Wissen behauptet Herbert Haag, Jesus Christus habe gesagt: "Das Böse kommt allem aus dem Herzen des Menschen". In den vier Evangelien ist kein einsiger Setz Jesu Chrisi enthalten, der so lautet. Der Heiland sagt zwar: "Was aus dem Munde hervorkommt, kommt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen; aus dem Herzen kommen nämlich böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unkeuschheit, Diebstahl, falsehes Zeugnis, Lästerungen. Das ist es, was den Menschen verunreinigt. Mit ungewaschenen Händen zu essen, verunreinigt den Menschen jedoch nicht" (Matth. 15,18-20). Jesus hat an keiner einzigen Stelle gesagt, das Böse komme allein aus dem Herzen des Menschen. Hier fälscht Professor Haag den Wortlaut der Heiligen Schrift.
Gemäß den Worten Jesu Christi ist der Teufel ein "Menschenmörder von Anbeginn" und er ist der "Vater der Lüge"! (Joh. 8,44). Also kann der Tübinger Professor doch nicht behaupten, Jesus habe gesagt: "Das Böse konmt allein aus dem Herzen dos Menschen".
Herbert Haag sagt, wer an Schutzengel glaube, der nehme die Gegenwart Gottes nicht ernst genug. Aber dem Herrn Haag sieht man auch nicht an, daß er die Gegenwart Gottes ernst nennen möchte. Dafür hat er zu wenig Liebe zu einer ehrlichen Wissenschaft. Die Gegenwart von gleich gesinnten Journalisten und Reportern dürfte ihm wahrscheinlich wichtiger sein als die Gegenwart Gottes.
Wie will Herbert Haag in der Gegenwart Gottes leben, wenn er sich beide Ohren verstopft, sobald die Glocken den "Engel des Herrn" läuten? Wie will er in der Gegenwart Gottes leben, wenn er jede übernatürliche Offenbarung Gotten ablehnt? Wie will er in der Gegenwart des Allerhöchsten leben und Gott den Herrn "aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele, aus ganzem Gemüte und aus allen seinen Kräften lieben", wenn er täglich zu seinen Schülern sagt: "Wir wollen nicht mehr an Geistern aus mythischer Zeit hängen"? Wodurch soll Herbert Haag bewogen werden, die zehn Gebote Gottes zu halten, wenn der ganze Alte Bund, besonders aber die Gesetzgebung auf dem Berge Sinai für ihn eine "mythische Zeit" ist?
Herbert Haag muß eine ganz andere Art von Gottesliebe erfinden, als die seit den Tagen des Patriarchen Abraham von den Kindern dos Lichtes dem Herrn der Heerscharen erwiesen wurde.
Von der Taufe behauptet Herbert Haag: "Sie ist keine Wegnahme eines Makels: denn sie nimmt nicht, sondern gibt". Der Apostel Petrus aber sagte im Auftrag Christi: "Jeder von euch lasse sich taufen... zur Vergebung der Sünden" (Apostelgeschichte 2,30). Prof. Haag redet so trostlos daher, daß man meinen könnte, ihm selber habe die katholische Taufe nichts arderes gegeben als die Möglichkeit, in Tübingen Professor zu werden, um den Mund weit gegen den katholischen Glauben aufzureißen.
Der Makel der Urbsünde existiert für Herbert Haag freilich nicht, weil die Sünde der Stammeltern ja auch nur aus einer Geistergeschichte, aus der "mythischen Zeit" stammen soll.
Besessenheit ist für Herbert Haag nur eine Sache der psychiatrischen Klinik, und das Problem des Bösen in der Welt werde durch den Glauben an den Teufel "nicht gelöst, sondern nur verschoben", sagt er. Aber welcher gute Katholik hat jemals behauptet, daß das Problem des Bösen in der Welt durch die Annahme des Teufels gelöst werde? Professor Haag scheint unfähig zu sein, den katholischen Glauben sachlich darzustellen. Denn das Problem des Bösen wird gemäß katholischem Glauben nicht durch die Annahme eines Teufels, sondern durch den Glauben an den menschgewordenon Sohn Gottes gelöst!
Gemäß Herbert Haag hat Jesus Christus seine Künste als psychiatrischer Fachmann nur hinter den "Denkformen" des Teufels getarnt, wenn er mit vermeintlichen Besessenen zu tun hatte. Wie armselig ist doch das Bild, das Herbert Haag in seiner Seele von Jesus Christus besitzt! Er sagt: "Sorgfältige Untersuchungen haben ergeben, daß der Satan nie Gegenstand der Verkündigung Jesu war". Die "sorgfältigen Untersuchungen" aus Tübingen sind aber wahrlich nicht nötig, um zu sehen, daß Jesus das Himmelreich anders, das heißt viel schöner verkündet hat als das Reich des Satans. Noch kein Katholik hat jemals behauptet, daß Jesus so vom Teufel gesprochen habe wie von seinem himmlischen Vater. Der sonderbare Professor von Tübingen wird niemals bestreiten können, daß Jesus oft vom Himmelreich gesprochen und dabei die Gegnerschaft Satans zum Himmelreich erwähnt hat. Jesus sagte z.B.: "Wenn ich durch den Finger Gottes die Teufel austreibe, dann ist ja wahrhaftig das Reich Gottes zu euch gekommen" (Lukas 11,20).
"Sorgfältige Untersuchungen haben ergeben", daß Herr Professor Haag dumme und bösartige Sprüche vom Stapel läßt. Wenn er zur Zeit Martin Luthers gelebt hätte, dann hätte, dieser sein Tintenfaß wahrscheinlich nicht dem Teufel, sondern dem Herrn Professor ins Gesicht geschleudert.
Der Heiland spricht so oft vom "Himmelreich" und von himmlischen König: Wie kann er von einem Reich (lateinisch "regnun" = Herrschaft) sprechen, wenn keine Untertanen da sind, nämlich keine Engel? Und wie kann Jesus von einem "König" sprechen, wenn keine himmlischen Fürsten da sind? "Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen", sagt Jesus (Matth. 22,32, Markus 12,27, Lukas 20,38), und so müßte Herbert Haag auch einsehen, daß Gott nicht nur ein Gott von Sonne, Mond und Sternen und Milchstraßensystemen ist, sondern ein Gott der neun Chöre der seligen Geister. Anscheinend hat Prof. Haag einen ganz anderen Begriff von "Verkündigung" als die bisherige Kirche. Wenn wir von der "Verkündigung", das heißt von der Predigt Jesu sprechen, dann meinen wir alles, was er über das Jenseits gesagt hat; wir meinen alles, was er über das Reich des Lichtes und alles, was er über das Reich der Finsternis gesagt hat.
Herbert Haag will die christliche Moral auf eine ganz neue Grundlage stellen. Er "verkündet": "Nur die Macht der Liebe kann die Macht des Bösen durchbrechen und verändern".
"Sorgfältige Untersuchungen haben ergeben", daß er auch hier nur leere Sprüche macht. Er sollte nämlich wissen, daß der Apostel Paulus schreibt: "... die Liebe erträgt alles" (1 Cor. 13,1-13). Also sollte Professor Haag in der Kraft und in der "Macht der Liebe" auch ertragen, daß die ganze Kirche bisher von der Existenz des Teufels überzeugt war. Der Apostel Paulus schreibt: "die Liebe glaubt alles": Also glauben wir in der Liebe zur katholischen Kirche, daß Jesus Christus uns von wirklichen Fürsten der Finsternis (nicht bloß von einer "Denkform") erlöst hat.
Paulus schreibt weiter: "... die Liebe hört nie auf; Weissagungen vergehen... auch Wiesenschaft hört auf..." Hören Sie es, Herr Professor in Tübingen? "Die Wissenschaft hört auf"! Ihre angeblich teufelsfreie Wissenschaft wird (Gott sei Dank!) bald aufhören:
Wenn Herr Professor Haag nicht glaubt, daß der Gottmensch Jesus Christus in der wunderbaren Kraft und Macht seiner göttlichen Liebe den Fürsten der Finsternis überwanden hat, an welches erfolgreiche Vorbild will er sich dann noch halten?
So wie Teilhard de Chardin möchte auch Herbert Haag der gesamten Bibel einen radikal neuen Sinn geben. Aber mit Schwärmerei ist uns nicht geholfen´ - Und was sagt Paul VI. dazu? Er sagt, der Satan sei (wahrscheinlich als "Denkform") durch einen Spalt in die Kirche eingedrungen; wir sollten uns mit Herbert Haag "versöhnen", besonders jetzt im "Heiligen Jahr".
Herbert Haag jedoch "benimmt sich wie jene Figur in der Apokalypse, die "zwei Hörner hat wie das Lamm und redet wie der Drache" (13,11): Nach außen ist Herbert Haag katholischer Theologieprofessor; seine Reden und Vorträge aber klingen wie die Sprache jenes Geistes, dessen Existenz er auf Biegen und Brechen abstreiten möchte. Auf den ersten Blick möchte mancher Katholik meinen, Herbert Haag stehe mit seiner Mißachtung Jesu Christi heute noch ziemlich allein und vereinzelt da. Aber das ist eine Täuschung. Noch schlimmer als die Mißachtung Christi durch Herbert Haag ist jene Mißachtung, die Paul VI. gegenüber unserem göttlichen Herrn im hl. Altarsakrament bekundet. Die Abschaffung der Anbetung des Hochwürdigsten Gutes ist noch schlimmer als die bloße Leugnung des Teufels. Prof. Haag in Tübingen wäre nicht möglich, wenn man in Rom nicht schon längst ebenso denken würde wie in Tübingen. In Rom ruft man heute am lautesten: "Die Pforten der Hölle werden die Kirche niemals überwältigen". Aber in Rom und in Tübingen ist man sich heute darüber einig, daß es gar keine "Pforten der Hölle" gibt, also werden sie die Kirche auch niemals überwältigen: Wer diese Gedanken unserer Kirchenführer seit dem sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzil noch nicht erkannt hat, der hat den Ernst der Lage noch nicht begriffen.
Die kleinere Schar der Katholiken hält heute noch daran fest, daß die "Pforten der Hölle" keine bloßen "Denkformen" Jesu Christi sind. Die "Pforten der Hölle" sind Realitäten, wie Professor Herbert Haag und Paul VI. hoffentlich noch rechtzeitig erkennen werden. In diesem Sinne sprechen wir beim täglichen Rosenkranz "Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns arme Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen".
Anmerkung: Herbert Haag will Papst Pius XII. unterstellen, daß die
Begriffe "Engel" oder "Teufel" bloße Denkformen der Menschen früherer
Zeiten gewesen seien, hinter denen keine Wirklichkeiten, nämlich keine
wirklichen guten oder bösen Geister, gestanden seien. Damit sagt
Herbert Haag aber, daß Jesus Christus seine Jünger getäuscht habe.
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