JAKOB V. SARUG:
DAVID UND GOLJATH
Im Kampfe der Philister mit den Hebräern (1) Wollen wir sehen, welches Geheimnis (2) hier vorliegt. Welche Ähnlichkeit da aufscheint dem Verständigen (3). Im Knaben, der von Waffen entblößt, dennoch gesiegt hat. In den Tagen des Saul entstand ein Krieg bei den Hebräern. Siehe, es drohten einander zwei Auserwählte zum Kampfe. Heraus trat Goljath aus den Scharen der Philister. Geschärft war sein Schwert, es blitzten seine Waffen, Auf tat er den Mund und schmähte mit Drohen und Schimpfen: "Rüstet aus einen Mann, der mit mir kämpfe aus euren Stämmen. Einer nur komme gegen mich vom (Heere des) Saul, denn sehet: Vom Heere der Philister bin auch ich nur allein. Es sollen nicht alle kämpfen, sondern die Entscheidung, Ob Sieg oder Joch von je einem abhängen." Durch diesen Vorschlag verwirrte er das Volk Und brüllte wider die Herde Isaaks (4) gewaltig, Die zitternd dastand urd verzweifele zwischen den Bergen (5), Anschlugen seine Worte wie Wellen an das Schiff Jakobs (6), Hob es empor mit Wucht, "bedrängte es im Heere der Wogen, Goljath verdoppelte sein Drohen im Kampf gegen die Gottesgemeinde, Als er sah, daß es keinen gnb, der ihm entgegengetreten wäre. In Verzweiflung stürzte er täglich das Volk Gottes, Erhob einen Spottgesing wider die Hebräer; "O ihr Männer, Häupter der Stämme, Ihr Knnechte Sauls. Wo ist der Mann, den inr aufstellt zu kämpfen mit mir? Wie lange sollen wir abstehen vom Ringkampf?. Gestorben ist Moses, dor befreite von der Knechtschaft. Gefallen int deine Mauer, die dich beschützte vorm Fremddienst, Geh und wecke ihn auf: Er kann nicht mehr kommen mit dir," Solche Worte schleuderte Goljiath gegen die Gottesgemeinde. Herum sprach eich Goljath Schmähung unter den Stämmen, Der eine erzählte sie weinend dem andern, Josues Schar, jenes Heeresfürsten, der die Sonne gefesselt (7), Unterlag nun ohne Kampf den Worten des Schmutzfinks. Da die Bereiung nur mehr durch ein Wunder möglich erschien, Rief (Gottes) Güte den David, den Hirten von der Herde herbei. Er kam zur Gemeinde unscheinbar, ganz wie ein Schwacher. Die Demut des Sohnes sollte er abbilden in seiner Sendung. Er sah (die Herde) hingestreckt; bestürzt und zitternd. Hineinging der große Befreier David zur Gobtesbraut (8), sie zu trösten, Er kam zu ihrer Befreiung, doch sie erkannte ihn nicht... Er begann zu verspotten den Philister und dessen Drohungen: "Was ist dieser Unbeschnittene und wen hat er geschmäht? Ist es möglich, daß umstürzt der Floh einen hohen Berg? Kann ein Maulwurf gegen einen Adler auffliegen? Wird das Reisig im Kampfe die Flammen besiegen?" Als der Auserwählte, David, erschienen, regte sich der Neid. Es tadelte ihn der Bruder, ihn gleichsam behütend vor Schaden (9): "Ich kenne deine Kühnheit und die Frechheit deines Herzens. Weil du gesalbt bist, willst du dich erheben gegen den Recken. Die Herde unseres Vaters hast du verlassen, streifst herum ohne Wachdienst." Doch jubelnd vernahm die Herde, daß der Hirte gekommen, sie führend. Es sah ihn Saul und schätzte ihn gering wegen seiner Kleinheit. Da sah David, daß zweifelte über ihn auch der König Saul. Er erhob seine Stimme und sang auf den Zwölfsaiter (10): "Alle, die mich sehen, spötteln über mich, weil ich verachtet bin (11). Ich aber vertraue auf dich o Herr, daß du mich erlösest. Du wirst mich entreißen dem Recken, wonn er mich anfällt". Da hörte er Gott sprachen: "Es reut mich, den Saul zum König gemacht zu haben. (12) Saul begann zu beschreiben die Heldenkraft des Philisters: "Mein Sohn! Jener ist ein geübter Kriegsheld, du aber ein Knabe." Er befahl, dem David anzuziehen Geräte, mit denen er selbst kämpfte. Doch dem David war nahe eine göttliche Kraft, die ihn verzichten ließ. Er wählte sich Pfeile (13), geschnitzt von der Gottheit, Führte heraus Geräte (des Krieges), für sein Verfahren geeignet: Fünf glatte Steine vom Geröllort, bestimmt gegen Goljath. Um anzudeuten das Vorbild: Der Stein ist Christus in diesem Kampfe (14). Wie ein Vorbild des Steines, der sich loslöste ohne Zutun der Hände. David lief, sich aufzulesen Steine, und das Volk lachte. Als nun beisammen waren die Waffen des Knaben, Wunderten sich die Stämme, gegen wen er solche zu sich genommen. Zur Zeit, da hinausging David gegen den Recken, Hatte Staunen erfaßt die Gemeinschaften über seine Kühnheit. Die einen spotteten wegen seiner Beherztheit, deren er sich nicht schämte, Andere weinten über seine Jugend, die entgegenging dem Tode. Es gab niemand, der nicht ergriffen war von dem, was kommen sollte. Da, ging heraus aus den Reihen der Philister der große Goliath, Schrecklichen Anblicks, furchtbar sein Drohen, blitzend die Waffen, Ging entgegen dem kleinen Knaben der Hebräer. Es brüllte auf die Stimme Goljaths wie das Brausen des Meeres, Blickte ihn an, verachtete und verspottete ihn: "Bin ich ein Hund, daß du mit einem Stecken zu mir kommst?" Da sprach David: "Ja, ein Hund bist du, wie du selber es sagst. Nur ein närrischer Hund bellt wider seinen Herrn wie du. Und kommt, nachdem er gebellt hat, zu beißen wie du." Goljath sprach: "Mit deinem Gott erschreckst du mich nicht. In jener Arche erlöste er nicht, als sie gebracht wurde Und seine Priester verschonte er nicht vom Tode. Wie kann er dich, Bürschlein, erretten?" (14) David sprach: "Was tat diese Lade bei euren Göttern? Den großen Dagon, wer stürzte ihn hin vor die Lade? Als (eure) Götter in den Kampf herabstiegen, wer siegte? Der Herr oder Dagon? Wer hieb den Kopf deines Herrn ab? Auch deinen Kopf schlägt der Herr ab und liefert ihn mir aus. Du kommst mit der Lanze zu mir, o Recke... Ich aber vertraue auf Gott, der noch nie besiegt worden. Im Namen des Herrn kämpfe ich, vernehme es jeder, Lerne die Welt, daß der Herr siegt nicht durch Waffen." (15) Eine Lehre legte David dar zwischen den Schlachtreihen Nicht bebte sein Herz, wurde nicht schlaff vor Schrecken. Die Kraft Gottes war mit ihm und daher wankte er nicht. Er nahm heraus einen unscheinbaren Stein aus der Hirtentasche, Legte ihn auf die Schleuder und schleuderte ihn gemäß seiner Kraft. Da ergriff ihn die Kraft Gottes mit der Kraft ihrer Stärke Und schleuderte ihn hinaus auf die Stimme des Recken. Kein Helm wehrte es ihm, daß er eindrang und ihn zu Boden warf. Es warf ihn zu Boden das Geheimnis, das David abbilden sollte. Zertrümmert wurde die Waffe, die im Handwerk erzeugt war. Die geschärften Schwerter wurden zur Schmach und zu Weichlingen (?) Hingeworfen die Lanze, ihr Besitzer stieß Wehlaute aus. Gefallen war Goljath, David lief und stand über ihm Schärfte das Schwert Goljaths und hieb ihm den Kopf ab. Hin rollte der Donner aus aller Munde über den Sieg. Gleich war das Wunder für Philister und Hebräer. Staunen des Herzens hatte ergriffen beide Parteien. Da sprach David, indem er die Philister verhöhnte: "Das ist der, der stolz unseren Gott schmähte, Der drohte wider das Lager des Herrn der Heerscharen." Beendigt ist die Geschichte des Vorbildes durch David, Der (sein Volk) erlöste wie Christus der Herr die Welt, Gestürzt ist Satan, wie der Recke durch David, Die Philister sind geflohen wie die bösen Geister. Eintrat David, (in das Königshaus) um die Tochter zu freien. Er hatte das Haus ihres Vaters von der Knechtschaft befreit. Vollendet war das Geheimnis der Kirche in jener Befreiung. Gesegnet sei, der erschienen ist und das Geheimnis erfüllte. (16)
Anmerkungen: 1) Davids Sieg über Goljath 1 Sm I7. Syrischer Text bei P.Bejan: "Homiliae selectae" Paris I9O5. 1. Band, S. 28-76. 2) Geheimnis = Vorbild. 3) der Verständige = der Gläubige. 4) Herde Isaaks = das auseewählte Volk Israel 5) Die Stadtberge Jerusalem Ophel und Sion als Aufenthaltsort Jahves. cf. Zach 1,8. 6) Schiff Jakobs cf. Testament der 12 Patriarchen Kap. 6 7) Das Sonnenwundor Josues 10,12-13. Au- das Gebet Josues hin stand die Sonne still d.h. os bewölkte sich der Himmel und es ging das Hagelwetter nieder. 8) Braut Israels Is 37,22 Thema des Hohonliedes, 2 Kor 11,9 von der Kirche gesagt. 9) Der ältere Bruder Eliab tadelte den David aus Neid. 10) Es gab Zithern von 3-12 Seiten. 11) Anspielung auf den Leidenspsalm 21. 12) Anthropomorphismus für dor Beschluß Gottes, den Saul abzusetzen, weil er nichts gegen die Feinde unternahm. 13) Pfeile hier nur bildlich gemeint für Waffen. Denn David wählte sich ja Steine. Anspielung an den Stein vom Berge, der die Statue mit den vier Stoffen umwarf und zermalmte Dn 2,31-45. Die vier Stoffe sind die Weltreiche, der Stein vom Berge ist der Messias und sein Sieg über diese, der Berg ist der Sion. 14) In früheren Kriegen wurde die Bundeslade mitgenommen auf den Kriegsschauplatz, in der Meinung, daß damit den Israeliten der Sieg zufallen müßte. Aber das Gegenteil trat ein. Die Bundeslade wurde geraubt und im Tempel des Fischgottes Dagon aufgestellt und die Priestersöhne Ophne und Phinees fielen in der Schlacht. Der Dagon stürzte vor der Lade um und sein Kopf wurde von dem Leibe getrennt. 1 Sm 4-5 15) Gott siegt durch seine "Kriegsrüstung" sc. durch die Engel, welche Naturkatastrophen herbeiführen oder Krankheiten (Knochenfraß). 16) Die modernistische Exegese kennt solche typologische Auslegungen, die in der Väterzeit das Um und Auf aller Exegese waren, nicht mehr. Sie ist in die Geschichte, Archäologie oder in die Vergi. Religionsgeschichte abgesunken. Und doch würden solche Deutungen auf Christus und die Kirche den Gläubigen iait und Zuversicht verleihen. Denn Goljath = der Satan, erhebt sich immer wieder gegen die Kirche und es reut Gott, gewisse Hirten eingesetzt zu haben. Aber infirma mundi elegit Deus, ut confundat fortia. Immer wieder erscheint auch ein David = Christus, der mit unscheinbaren liitteln die Kirche rettet. Trotz ausdrücklicher Lehre des Neuen Testamentos von der Vorbildlichkeit des Alten - alles, was ihnen widerfuhr, ist sinnbildlich und für uns zur Warnung geschrieben 1 Kor 10,11, Hebr. 9-13 - und trotz der übereinstimmenden der patristischen Auslegung ignorieren moderne Excgeten diesen wesentlichen Teil dor atl. Theologie, ja einige gehen soweit, daß sie das Verhältnis umkehren: nicht das Alte Testament bildet das Neue vor, sondern das Noue bildet dem Alton nach. Das ist Verrat am Christentum.
(Siehe S.M. Grill: "Die Vorbilder der Eucharistie im Alten Testament", Klostorneuburg. 1958 S. 7-12. Die Vorbilder im allgemeinen.) |