DIE GETREUE INTENTION
(WURZEL, STAMM UND KRONE - XXIII.)
von Dr.theol. Otto Katzer
Melchisedeks Opfer war k e i n stellvertretendes Opfer in dem Sinne, daß ein anderer Gegenstand für das eigene "Ich", welches ja geopfert werden sollte, dargeboten wurde, sondern ein die g a n z e Gemeinschaft vertretendes, deren Oberhaupt er war, und auf dessen Gebiete sich soeben Abraham befand. Brot und Wein ist nämlich eine mit Hilfe menschlicher Arbeit erworbene Speise und Trank, welche die ihnen anvertraute Energie Gottes beinhaltet, die es dem Menschen ermöglicht, seine spezifische Lebensaufgabe, den Gottesdienst, zu verwirklichen. Wir machten schon darauf aufmerksam, daß ein jedes Mahl Gottesdienst sein soll und kann und auf die Formel zurückzuführen ist: Die im Dieste Gottes verbrauchte Energie durch die in Speise und Trank sich befindende Energie Gottes für weiteren Gottesdienst zu ersetzen, Speise und Trank sind für das Leben unentbehrlich, weshalb sie ein natürlicher Ausdruck des aufzuopfernden Lebens sind. Hiermit wird in und mit diesem Opfer das Göttliche, ja Gott selbst (1) Gott geopfert und in Verbindung mit ihm, das durch das blutige Opfer Christi erworbene und uns zurückerstattete "Ich" dargebracht.
Da dieses Opfer ein Opfer der g e s a m t e n Gemeinde der Gläubigen sein soll und auch nur kann , ist es klar, daß es nur ein dazu von Gott bevollmächtigterVertreter darbringen kann. DIESER IST JESUS CHRISTUS DURCH DEN IHN REPESSENTlERENDEN PRIESTER. Wie wir schon angeführt haben, weist hiemit der Priester eine Doppelvertretung auf, welche im Augenblicke der hl. Wandlung vollauf in Christus aufgeht. Infolgedessen muß der Priester ganz auf Christus und seine Sendung eingestellt sein, was kein mehr oder weniger zuläßt, sondern nur ein "entweder-oder". Hiemit sind wir zu unserer jetzigen Aufgabe gekommen, über die Intention des das hochheilige Opfer darbringenden Priesters zu sprechen.
Daß dies für den Protestantismus nicht annehmbar ist, ergibt sich aus der wohlbekannten Äußerung Luthers, die Messe sei "summa abominatio" ein abscheuliches Scheusal, wie ihn der Teufel höchstpersönlich diesbezüglich belehrte, und aus der Definition Kalvins: "Das Abendmahl unseres Herrn ist ein Zeichen, durch welches uns in Brot und Wein die wahre geistige Teilnahme, welche wir in seinem Leibe und seinem Blute erleben, (von ihm) vorgestellt wird. Und wir erkennen, daß nach seiner Anordnung dieses (Abendmahl) in der Gesellschaft von Gläubigen dargeboten sein soll, damit alle jenen, die Christus als ihr Leben haben wollen, an ihm teilnehmen. Da nun die Messe des Papstes eine verfluchte und teuflische Anordnung ist, welche das Geheimnis dieses heiligen Abendmahles untergraben soll, erklären wir, daß sie uns als ein von Gott verurteilter Götzendienst vermaledeit ist, wie auch deshalb, weil sie als ein Opfer zur Erlösung der Seelen genommen wird, und Brot in ihr als Gott betrachtet und angebetet wird, nicht zu sprechen von all den anderen Lästerungen und vermaledeitem Aberglauben, welche sie enthaltet, als auch von dem Mißbrauch des Wortes Gottes, welches hier eitel genannt wird, und dem vollauf jegliche Frucht und Kraft zu belehren genommen ist." (2) Eine eingehendere Analyse erübrigt sich hier in diesem Zusammenahnge. "Deshalb ist der Sohn Gottes in die Welt gekommen, daß er unsere Natur mit Gott wieder versöhne, wie Paulus sagt: "Denn es gefiel Gott... alles durch Ihn mit sich zu versöhnen (Kol. 1,20), "indem er durch das Kreuz in seiner Person die Feindschaft vernichtete" (Eph. 2,16) (3). Die Versöhnung erfolgte für alle, nicht aber alle Menschen nützen sie aus, um das in Paradies verweigerte Ganzopfer darzubringen, und wenn sie es auch getan haben, versündigen sie sich leider bald wieder dadurch, daß sie oft nicht das tun was sie sollen, oder das tun, was sie nicht sollen. Infolgedessen "jeder Hohepriester, der aus der Reihe der Menschen genommen wird, hat Menschen bei Gott zu vertreten, damit er Gaben und Opfer darbringt für ihre Sünden. Er muß mit Unwissenden und Irrenden Mitleid haben können, weil er selbst mit Schwächen behaftet ist. Deswegen muß er, wie für das Volkes Sünden, so auch für seine, eigenen Opfer darbringen. Auch darf sich niemand selbst die Würde nehmen, sondern er muß, wie Aaron, von Gott berufen werden."(Hebr. 5,1-4).
Christus ist Mensch geworden, um uns durch Sein bitteres Leiden und Sein Kreuz zu erlösen und uns so zu ermöglichen, an Seinem Opfer teilzunehmen. Deshalb betonte auch das Konzil von Trient; "Sollte jemand sagen, daß in der Messe Gott kein wahres und eigentliches Opfer dargebracht wird, oder Opfern sei nichts anderes als uns Christum zur Speise geben, der sei im Bann!" "Sollte jemand sagen, daß mit den Worten: 'Dies tut zu meinern Andenken' (Luk. 22,19; 1 Kor. 11,24) Christus die Apestel nicht zu Priestern einsetzte, oder nicht ordinierte damit sie, wie auch andere Priester Seinen Leib und Sein Blut aufopfern", der sei im Banne. (4) In diesem Zusammenhange können wir noch nicht näher auf die Sendung des Priesters eingehen, es sei nur bemerkt, daß seine Hauptaufgabe es ist, das hochheilige Opfer darzubringen, daß er also in der ersten Reihe Opferer ist; Priester und Opferer sind dem Inhalte nach gleiche Begriffe, und einer ist ohne den anderen undenkbar. Auch ist der Priester nicht ohne Christus denkbar, nicht weniger, aber, ob Christi Anordnung, Christus ohne den Priester. Hieraus ist aber ersichtlich, daß die Forderung der Reformatoren zu konsekrieren ohne zu opfern, mit der Sandung des Priesters unvermeidbar ist, und es auch zu keiner Konsekration kommen kann, wie man sie sich auch denken möchte.
Der Befehl Christi "Dies tut zu meinem Andenken" besagt, daß die Priester jetzt mit Ihm das tun, was Er für sie und alle, die sich Ihm aktuell oder interpretativ, moralisch anschließen, tut. Sie und alle jene, welche sie vertretend aufopfern, sterben mit und in Christus am hl. Kreuze des Altares um mit ihm wieder auferstehen, in den Himmel fahren und von der himmlischen Speise genießen zu können. Wollte ein Priester dieser Aufforderung nicht Folge leisten, dann ist es klar, daß er die Intention Christi nicht besitzt, wie wir es an anderen Stellen noch werden beweisen müssen. Daß es unter einer solchen Voraussetzung zu keiner Konsekration kommen kann, ist leicht ersichtlich.
Wie wir noch werden betonen müssen, ist das unblutige Opfer vom blutigen nicht zu trennen und bildet mit ihm eine nicht aufzulösende Einheit. Infolgedessen müssen wir sagen, daß "die Eucharistie ein Opfer ist, daß das Sakrament aufgrund des Sakrifiziums zustandekommt, daß sie also nach Christi Erdulden in einem fort und wahrlich ein Opfer ist, welches von der Rechtgläubigkeit Messe benannt wird." (5) Kein Wunder, wenn der der hl. Kirche immer trotzende Zeitgeist allzusehr die sogenannten wesentlichen Teile der Form hervorzuheben versucht und die anderen als etwas Belangleses betrachtet. Wie wir nun gut verspüren, sind die Worte "qui pro vobis effundetur - der für euch vergessen wird" von ganz besonderer Bedeutung, und keineswegs zu umgehen oder auszulassen, und daß wenn sie auch in der erweiterten Form nicht zum Ausdruck kämen, sie in der Intention, aus der sie ja stammen, verankert bleiben müssen. "Ohne diese Worte 'qui pro vobis effundetur' ist das Sakrifizium noch nicht angedeutet, da nun nicht nur der Grund des Sakramentes sondern auch das Sakrifizium angedeutet werden muß, gehören diese Worte zur essentiellen (wesentlichen) Integrität!" (6) Leichter ist es, das ausgesprochene Wort zu kontrollieren, als die unausgesprochene Intention, wenn auch das ausgesprochene Wort an und für sich keine absolute Gewißheit gewährt. Sagen kann man vieles, dabei sich aber das Gegenteil denken. Wie sich in einem solchen Falle zu benehmen, darüber wird später gesprochen werden. Die Intention des Priesters "Ich will die hl. Messe zelebrieren" ist nicht auf ein "ich will konsekrieren" zu beschränken, sondern muß ein Opfern durch die getrennte Konsekration beabsichtigen, was von ganz besonderer Bedeutung ist, da es das Wesen der heiligen Handlung zum Ausdruck bringt.
Wenn nun, wie wir gleich näher darüber werden sprechen, der Priester Christus repräsentieren soll (vergegenwärtigen), so muß er das beabsichtigen, was der Heiland mit Seinem Opfer beabsichtigt. Die Worte "Dies tut zu meinem Andenken" fordern nicht allein, wie bereits betont worde, die bloße Gegenwart Christi, sondern die Gegenwart des gebrochenen und ausgelieferten Leibes, wie Kard. Cajetan hervorhebt. So zitiert Lepin aus Theiner; "Unsere Messe ist das Gedächtnis des Opfers am Kreuze, nicht des beim letzten Abendmahl; beim Abendmahl war Christus noch nicht tot, bei der heiligen Messe wird aber des Leidens und des Todes Christi gedacht."(7) Natürlich müssen wir da, gewissermaßen rückwirkend auch uns aufopfern, was durch den Priester aktuell geschieht, vorausgesetzt wir haben die Absicht, wenn auch nur im allgemeinen, als Glieder Christi daran teilzunehmen. Es ist Zweck des Opfers, die Anerkennung der göttlichen Majestät, wie auch unserer restlesen Untergebenheit kundzugeben; deshalb darf in der Intention diese Tatsache nicht ausgeschlessen werden, so daß unser "Ich" als Glied dem Haupte im Leiden, Tot, der Auferstehung, wie auch der Himmelfahrt verbunden bleibt.
Wir sehen bereits, daß, wie leicht es auch mit der Intention "das zu tun, was die Kirche tut" zu sein scheint, die Sache doch nicht so einfach ist. Da die Irrlehre immer und immer wieder versucht, das Gebäude des Glaubens zu zerstören, greift sie mit Vorliebe den Kern an, die hl. Wandlung. Wenn es sich der Priester gar zu leicht macht, wird er früher oder später, wie wir es leider heute sehen müssen, eine nicht mehr korrekte Intention aufweisen. Dabei ist zu bemerken, daß die kleinste zum Ausdruck gekommene Abweichung die getreue Intention vernichtet und hiermit das Sakrifizium und das Sakrament nicht zustande kommen. Der sel. Odo bemerkt dazu: "Das Opfer im Angesichte der göttlichen Majestät zum erhabenen Altar emportragen, was ist das anderes, als unser Opfer mit dem WORTE verbinden, mit dem WORTE vereinigen, Gott werden, und durch dieses uns selbst in Gott aufnehmen, die Annahme unserer Gelübde zu erreichen?" (8) Unsere Eingliederung in die Eucharistie, wie auch der Eucharistie in uns ist unumgänglich, wenn wir vom himmlischen Mahl genießen wollen,, Daß dies für uns bereits beim Offertorium zum Ausdruck kommen soll, darauf wurde schon früher hingewiesen. Längst haben wir es verlernt, die Messe unseres Lebens zu feiern. Die verführte Christenheit ist wieder in Ägypten angekommen und lebt meistens ein nur rein sinnenhaftes, wenn nicht ausgesprochen sinnliches Leben mit all den traurigen Folgen! Auf diese Gefahr haben bereits die Väter aufmerksam gemacht, nicht zuletzt der hl. Bonaventura. "Nehme dieses Sakrament aus der Kirche (und natürlich das Sakrifizium, welches seine Vorbedingung ist; O.K.) und was bleibt in der Welt als Irrtum und Treulesigkeit? Und das Christenvolk wird sein wie eine zerstreute Herde von Schweinen, dem Götzendienste verfallen, wie sich dies ausdrücklich bei den anderen Ungläubigen bemerkbar macht. Aber die Kirche besteht aufgrund dieses Sakramentes, ihr Glaube wird bekräftigt, die christliche Religion grünt, offenbart sich in voller Kraft, so wie der Gottesdienst (wenn auch heute nur noch da und dert; O.K.). Es sagt ja Christus: Ich bin mit euch bis zum Ende der Welt!" (9)
"Die Intention ist ein Willensakt, inneres Bestreben des Willens ein bestimmtes Ziel mit bestimmten Mitteln zu erreichen, so daß man in diesem Streben ein wirksames Verlangen nach einem Ziele sieht. (...) Die Intention aber strebt wirksam dem Ziele nach, berät sich, wählt, stimmt zu, befiehlt, führt durch, und genießt das Ziel, wenn es erreicht ist". (1O) Diese bewußte Intention fordert die Kirche vom Priester, wie sie es formuliert hat! "Wenn jemand sagen sollte, daß der Spender, wenn Sakramente erteilt werden, nicht der (entsprechenden) Intention bedarf, wenigstens das zu tun, was die Kirche tut, der sei im Banne". (11)
Es ist sicher, daß die Intention, bei dem Sakramente die entsprechenden Worte zu benützen, verbunden mit der zugehörigen Handlung, zur Verwirklichung des Sakramentes nicht genügt. An und für sich könnte jene genügen, welche, wenn auch nicht vollbewußt, das tun will, was die Kirche diesbezüglich tut. Da jedoch die heilige Handlung eine menschliche Handlung sein soll, also eine überlegte, kann eine Intention nur wirksam werden, wenn der Wille entschlessen ist, das zu erreichen, was der Person ob der anvertrauton Macht überlassen wurde. Er muß also wollen, das Sakrament zu spenden aufgrund der ihm anvertrauten Macht, wie der hl. Paulus sagt: "So betrachte man uns als Diener Gottes und als Verwalter der Geheimnisse Gottes. Von einem Verwalter verlangt man, daß er treu befunden wird!" (1 Kor. 4,1). Es wäre ein komischer Verwalter, der nicht wüßte, wozu die ihm anvertrauten Gegenstände dienen, dies umso mehr, wenn er es ist, der zu entscheiden, hat, wem, warum und wann dieser Gegenstand zu übergeben ist. Die Sakramente heißen auf deutsch Heilsmittel, und der Priester muß diesbezüglich die Rolle des Richters oder Arztes oder beider zugleich spielen. Das wäre ein komischer Arzt, der eine Medizin verschreiben würde, die ihm selbst unbekannt wäre, wie auch die Krankheit des Kranken; er wäre ein trauriger Richter, der ein Urteil aussprechen möchte, ohne zu wissen, worum es sich eigentlich handelt. So wurde, was die hl. Beichte anbelangt, beim Konzil von Trient beschlessen: "Wenn jemand sagen sollte, daß die sakramentale Absolution des Priesters kein gerichtlicher Akt ist, sondern nur ein bloßer Akt der Verlautbarung und Deklaration, daß die Sünden dem Sünder vergeben wurden, wenn er nur glaubt, er sei von ihnen absolviert, oder wenn der Priester nicht ernstlich, nur zum Spaß, die Lessprechung erteilen möchte, oder sagte, das Bekenntnis des Büßers sei nicht notwendig dazu, daß ihn der Priester absolviere. der sei im Banne". (12).
Es wäre ein trauriger Fall eines Priesters, wenn er als Stellvertreter des Volkes Gottes nicht wissen würde, worin und weshalb er es vertritt, selbst wenn er den besten Willen hätte, das zu tun, was die Kirche, Christus, durch ihn tun will. Das hochheilige Opfer soll Ausdruck der Absoluten Unterwürfigkeit unter den Willen Gottes sein, wie kann das aber zustandekommen, wenn der Priester nicht weiß, was er tut und wozu er diese Handlung ausübt. Ein trauriger Vertreter einer unglücklichen Horde, welcher "Zauberformeln" benützt und sich um mehr nicht kümmert. Ein komischer Lehrer, der den Stoff, den er vortragen soll, nicht beherrscht, ja nicht einmal eine richtige Ahnung von ihm hat! Und dabei wird so viel von der erbaulichen Seite der Sakramente gesprochen, ja daß ihre Wirksamkeit eigentlich nur in der Belehrung liege!
"Ein Akt der Tugend bekommt seine Spezifität aus dem Motiv der Handlung, nicht aber von dem materiellen Objekt, auf welchen er sich bezieht. Nun ist das Sakrifizium ein Akt der Tugend ..,. was der Priester (diesbezüglich) tut, das tut er in Christi Person. Absicht Christi ist es aber, durch die Konsekration beider Gestalten sich Gott aufzuopfern, um so seinen Tod zu vergegenwärtigen. Wenn also der Priester in der Person Christi wirkt, verrichtet er alles, was Christus beabsichtigt. Er kann aber mit seiner privaten Intention das eine von dem anderen trennen; entweder tut er beides, oder nichts. Wenn er in der Person Christi handeln will, geschieht alles (was geschehen soll), wenn er es nicht beabsichtigt, geschieht nichts". (13) Wir werden noch darauf zurückkommen müssen, daß dert, wo der Priester der Intention Christi entgegen handelt, wie unbedeutend die Abweichung auch schiene, die Handlung null und nichtig wäre, da er nicht mehr als ein in der Person Christi Handelnder betrachtet werden kann! Für den Augenblick sei nur noch erwähnt (...), daß eine doppelte, unehrliche Intention eben keine ist. "Wenn Papst Innozenz III. (121O) von den Waldensern (Denz 424) bezüglich der Gültigkeit des Meßopfers den Glauben verlangt, daß drei Sachen notwendig sind, ein Priester, ... die feierlichen Einsetzungsworte ... wie auch eine getreue Intention des sie aussprechenden, so kann man eine "ehrliche Intention" doch jene nicht mehr nennen, welche unehrlich zu Werke geht und innerlich widerruft, was sie äußerlich treibt, gar nicht zu reden von dem Umstände, daß der Papst die fidelis intentio neben das Aussprechen der Wandlungsworte als etwas selbstverständliches und davon trennbares hinstellt. Noch viel klarer erhellt dieses letztere Moment aus der Ausforschung, welches Papst Martin V. (1418) bei den des Wiclifitismus und Eussitismus Verdächtigen durch die Frage anstellen ließ, (bei Denz. 672); ob er glaube, daß ein schlechter Priester bei entsprechender Materie und Form, wie auch der Intention zu tun, was die Kirche tut, wirklich konsekriert, wahrlich absolviert, tauft und andere Sakramente erteilt...", daß es also nicht genügt, wenn er nicht die innere Intention erweckt zu tun, was die Kirche tut. "Denn ein Spender, welcher unter genauester Beobachtung des äußeres Ritus im Herzen nicht tun will, was die Kirche tut, besitzt höchstens den Willen, insgeheim zu heucheln, was die Kirche tut. Der einzige Unterschied zwischen einem solche Simulanten und einem Komödianten läge darin, daß dieser mit dem Heiligen öffentlichen, jener geheimen Hokuspokus treibt." (14)
Der hl. Thomas v. Aquin betont, daß der Spender (des Sakramentes), da er kein lebleses Instrument ist, nicht nur bewegt wird, sondern auch sich selbst bewegt, insoweit er durch seinen Willen die Glieder zum Handeln bewegt; infolgedessen wird von ihm die Intention verlangt, daß er sich dem Hauptwirkenden unterwerfe, daß er nämlich das zu tun beabsichtige, was Christus und die Kirche tut. (15) Infolgedessen wurde (7.9.169O) von Alexander VIII. der Satz verworfen, wonach die Taufe als gültig zu betrachten sei, bei einem Spender, der äußerlich zwar alles ordnungsgemäß verrichtet, innerlich aber sagt: Ich will nicht tun, was die Kirche tut. Dem ist aber auch gleichzusetzen, wenn jemand ausdrücklich nicht alles tun will, was die Kirche will, oder es anders will. (...) Nie darf, wie der hl. Thomas in demselben Artikel anbringt, der eigentliche Zweck des Sakramentes vom Spender ausgeschlessen werden oder abgeändert werden, was sich ja klar aus der Tatsache ergibt, daß der Priester Christus, den Hauptdurchführenden eigentlichen Spender, repraesentiert, d.i. vergegenwärtigt.
In diesem Zusammenhange müssen wir erneut auf die Konsekration zu sprechen kommen. Es dürfte einem jeden schon begreiflich sein, daß das bloße Aussprechen der sogenannten essentiellen Teile der Form; "Das ist mein Leib" und "Das ist mein Blut", wenn nichts damit verbunden wäre, ob nun Ausgesprochenes oder nicht, keinen Effekt zeigen würde, als daß rein nichts geschehen würde. Beide Sätze fordern eine nähere Bestimmung. Wenn es auch an und für sich genügen würde, sie bloß im Geiste auszusprechen, oder zu wollen, dennoch bestehen zwei sehr ernste Gründe, worüber wir ja bereits schon einiges gesagt haben, weshalb sie ausgesprochen werden müssen.
1. und hauptsächlich, weil es der Heiland selbst so getan hat, was für eine Vergegenwärtigung gilt, 2. weil verschiedene Neuerer, die zwar konsekrieren, nicht aber opfern wollten, gezwungen werden sollten, ihre Einstellung zu offenbaren.
Es ist nun Sache der Intention, die angeführten essentiellen Teile der Form näher zu determinieren, nicht bloß um den Zweck der Konsekration anzugeben, sondern um ihn auch zu erreichen. Die auf die essenteillen folgenden Worte: "des Neuen und ewigen Testamentes", bis zu "Vergebung der Sünden", sind nähere Bestimmung des Prädikates, d.i. Blutes Christi, weshalb sie zur Integrität des Sprache gehören, und infolgedessen zur Substanz der Form."... Es wäre lächerlich zu behaupten, daß beim Satz: "Der Mensch ist ein vernünftiges Lebewesen", das "vernünftiges" nicht zur Präpesition gehört, also nicht als Prädikatsdetermination aufzufassen ist". (16) Dasselbe gilt aber noch ausdrücklicher von der Konsekrationsformel. Suaresius weist darauf hin, daß eine Propesition "irgendwie von der Intention des Aussprechenden abhängig ist, denn in dem Augenblicke, wenn das Prädikat vollkommen ist, zeigt die Propesition ihre Wahrheit oder Falschheit." (17) Die Oblation samt der mit ihr verbundenen Immutation, Umärderung, welche sich auf die aufgeopferte Sache bezieht, genügt noch nicht dazu, um die Oblation als ein Sakrifizium, Opfer zu betrachten können. Die mit der Immutation verbundene Oblation ist bloß der materielle Teil des Sakrifizlums, es muß noch der formelle hinzutreten, "wodurch das Sakrifizium näher bestimmt wird, um auf eine besondere Weise der Ehre Gottes zu dienen und Ausdruck des höchsten Gotteskultes zu sein. (...) Der Grand liegt darin, daß das Sakrifizium dazu dargebracht wird, um unsere Liebe und Einstellung Gott gegenüber zu offenbaren, so daß wir dadurch Gott als unseren höchsten Herrn über Leben und Tod anerkennen und unsere Unterwürfigkeit kundgeben. Das Opfer ist als ein Zeichen zu betrachten, da als Zeichen das aufgefaßt wird, was zur Erkenntnis des anderen verhilft. Das Sakrifizium aber weist auf unsere Einstellung Gott gegenüber hin, und unsere Intention dies zu anerkennen. Das Sakrifizium ist etwas gottgefälliges, womit wir Ihm gegenüber verpflichtet sind. Eine bloß äußerliche Oblation, Darbietung kann Ihm nicht gefallen". (18)
Es wurde bereits genügend darauf hingewiesen, daß das hochheilige Opfer in Seiner unblutigen Vergegenwärtigung nicht nur ein Opfer des historischen Christus ist, sondern unumgänglich auch seines ganzen mystischen Leibes. Bei Christus ist es nicht notwendig, den Opfergeist hervorzurufen, wohl aber bei seinen Gliedern. Bin jeder von uns kennt leider nur zu sehr, wie schwer er sich zum Mitleiden und Mitsterben entschließt, und wie unvollkommen und labil unser Eintschluß diesbezüglich ist. Auch die von uns so oft angeforderte aktive Teilnahme am Opfer, aber so unvollkommen geleistete, soll die Intention des Priesters wachrufen, sie soll wie bei ihm selbst, so auch bei den Anwesenden und selbst für die Nichtanwesenden erneuert werden, soweit sie keine entgegengesetzte Intention aufweisen. Wenn der Priester die wahre Intention etwa mit den Worten "Ego volo celebrare Missam = Ich will die heilige Messe zelebrieren" erwecken will, will er hiemit all das wachrufen, worüber wir bis jetzt gesprochen haben.
Folgen wir nun dem Herrn nach Jerusalem, um mit Ihm zugleich an der letzten Pesach-Feier teilzunehmen. Wir sehen, daß das letzte Abendmahl die erste unblutige Darstellung Seines blutigen Opfers sein sollte, und zugleich die erste Applikation wie für die Gerechten des Alten Testamentes, wenn sie auch erst im Augenblicke des Todes Christi vollauf erfolgte, so auch für alle die, die bestrebt sein werden, lebende Glieder 'Seines Leibes' zu sein. Hauptziel dieser Vergegenwärtigung ist ja die Applikation, welche "natürlich" nicht bedingungsles verläuft. Der Blutpreis darf nicht an die vergeudet werden, die nicht mehr Glieder am Leibe des Herrn sind, sein wollen und sein können. Da gelten die Worte des Herrn: "Gebt das Heilige nicht den Hunden preis" und "werft eure Perlen nicht den Schweinen vor! Sie könnten sie sonst mit ihren Füßen zertreten, sich umwenden und euch zerreißen". (Matth. 7,6).
Auch auf das "für viele" werden wir in diesem Zusammenhange noch zurückkommen müssen. Ist es denn aber wirklich so notwendig? "Du sagst, also sind wenigstens die Worte "das für euch und für viele zur Vergebung der Sünden" nicht notwendig, da durch das "ausgegessen wird" der Opfercharakter schon genügend angedeutet ist." Gonet, und mit ihm auch wir, leugnet es. "Wenn denn der Zweck des Vergießen des Blutes nicht angegeben wird, ist der Sinn des Opfers noch gar nicht ausgedrückt, da es ja zu einem rein einfachen Vergießen des Blutes kommen kann." (19) Da nun der Priester, wie wir angeführt haben, nicht nur einfacher Verteiler der Heilmittel ist, an ieden, der sich an ihn wendet, sondern ihr Verwalter, der darüber eines Tages Rechenschaft wird ablegen müssen, muß er sich doch darüber im Klaren sein, an wen diese zu verteilen sind. Wenn ein Apotheker gleichgültig an wen das erste beste Heilmittel hergeben würde, müßte man an seinen gesunden Verstand zweifeln. Umso mehr muß der Priester wissen, wozu dieses Sakrifizium und Sakrament dient, und es als guter Verwalter nur an die austeilen, die ihm vom VATER angegeben wurden.
Die besprochenen Worte der erweiterten Konsekrationsform geben die im vergessenen Blute enthaltene Kraft an, welche sich im Sakrament so wirksam erweist. "Diese", bemerkt Suarez, "dient zu dreierlei.
1. und hauptsächlich zur Erlangung der ewigen Erbschaft nach Hebr. 10,10; "So haben wir denn, Brüder, kraft des Blutes Jesu die zuversichtliche Hoffnung, in das Allerheiligste einzugehen." Um dieses anzudeuten wird gesagt: des Neuen und ewigen Testamentes. 2. um die Gerechtigkeit der Gnade zu erlangen, die durch den Glauben besteht, wie in Röm. 3,25: "Ihn hat Gott in seinem Blute als Sühnopfer hingestellt durch den Glauben, um seine Gerechtigkeit zu erweisen", weshalb die Worte "Geheimnis des Glaubens" hinzugefügt werden. 3. um für beides die Kindernisse zu entfernen, nämlich die Sünden, nach Hebr. 9: "Das Blut Christi wird euer Gewissen von toten Werken reinigen", das ist von den Sünden, weshalb gesagt wird: "der für euch und für viele ausgegessen wird zur Verzeihung der Sünden". (20) Daß dies nicht bei allen geschieht und geschehen kann, ist einleuchtend!
Bevor wir den Stoff weiter behandeln werden, müssen wir auf das deutlichste betonen: Ohne das blutige Opfer Christi am Kreuze ist kein unblutiges und hiemit die aktuelle Anteilnahme unsererseits am Leiden, Sterben, Auferstehen und an der Himmelfahrt, da ja unsere wahre Heimat nicht hier auf Erden ist. Durch Sein blutiges Opfer hat uns der Heiland die Möglichkeit geboten, in seinem blutigen unser unblutiges darzubringen. Das mag vielleicht unserem raum-zeitlichen Denken etwas unklar sein, später werden wir es versuchen, auch hierin etwas tiefer zu dringen. Das 'PER IPSUM, CUM IPSO ET IN IPSO", d.i. durch Ihn, mit Ihm und in Ihm zur faktischen wirkungsvollen, erfolgreichen Erlösung zu gelangen, ist die Antwort auf die Frage, wozu denn Gott Mensch geworden ist und auf diese Weise Sein Lebensopfer dargebracht hat. Unsere Anteilnahme erweist sich hiemit als eine unumgängliche Bedingung und muß wenigstens virtuell (wenn auch für den Augenblick unbewußt) in der Intention enthalten sein. Jesus Christus wollte, wie der hl. Augustinus betont, mehr Opfer sein, als unser Opfer in Empfang nehmen. "Deshalb ist er Priester der opfert, aber auch das Opfer selbst". Deshalb wollte er, daß das Sakrament tägliches Opfer der Kirche sei, die, da sie der Leib ihres Hauptes ist, so lernen soll, sich durch Ihn aufzuopforn". (21)
Was wird da nur von der aktiven Anteilnahme am hochheiligen Opfer herumgesprochen! Diese muß aber eine innere sein, wie es Papst Pius XII. in seiner Enzyklika "Mediator Dei" fordert und nachdrücklich auch noch einmal in der diesbezüglichen Instruktion, September 1958. Diese Instruktion sollte eine Maßregelung des in demselben Jahre von Montini, dem damaligen Erzbischof von Mailand, herausgegebenen berüchtigten Fastenhirtenbriefes sein. In diesem forderte Montini, scheinbar im vollen Einklang mit "Mediator Dei", auch die aktive Anteilnahme, der Schwerpunkt liegt aber bei ihm im äußeren Ausdruck, was Anlaß zum heutigen liturgischen Chaes gab.
Die Kirche soll, wie der hl. Augustinus betont, und aus dem religiösen Verhältnis der Menschen klar ersichtlich ist, es lernen, sich durch Christus, in Christus und mit Christus aufzuopfern, denn ohne das compati und commori, "Mit-LEIDEN" und "Mit-STERBEN" kann es kein conglorificari "Mit-VERHERRLICHTWERDEN" geben, wie auch keine Teilnahme am heiligen Mahl. Dies alles muß in der Intention wenigstens virtuell, dem Entschlüsse nach, enthalten sein, da der Priester der Sprecher der Gläubigen ist. Nie dürfen wir außer acht lassen, daß die Intention Christi bei der Einsetzung des unblutigen Opfers, nicht die des historischen Christus allein war, sondern die des mystischen. Das HAUPT brachte das Opfer für die Glieder dar, die Glieder durch das HAUT, mit dem HAUPTE und in dem HAUPTE, Gott, für sich, wie auch für sich gegenseitig.
Welche Gnaden und wieviele aufgrund dieses Opfers einzelnen Gliedern, den bestehenden, wie auch den künftigen, zukommen, ist Sache der göttlichen Vorsehung, die es genau weiß, was ein jeder von uns benötigt. Daß es nicht immer das sein wird, was wir anstreben, dürfte klar sein. Daß das Allerheiligste, welches allen, die guten Willens sind, zugesagt ist, nicht allen restles zukommen darf und zukommt, wußten auch einfache Priester, wie auch das gläubige Volk, Jahrhunderte lang vor uns, wie aus einer alten Handschrift aus dem XIV. Jahrhundert ersichtlich ist. (22). In diesem Zusammenhange wird auf die Mahnung des Herrn aufmerksam gemacht: "Gebt das Heilige nicht den Hunden preis und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor! Sie könnten sie sonst mit ihren Füßen zertreten, sich umwenden und euch zerreißen." (23). Infolgedessen muß auch dies in der Intention des Priesters, welche ja die des HAUPTES sein soll, so auch Seiner Glieder, wenigstens virtuell, dem Entschlüsse nach enthalten sein.
Nun ist der Priester keine Lesemaschine. Ein akademisch gebildeter Mensch kann doch nicht, sollte es wenigstens nicht, einen Text gedankenles herunterratschen, ohne von der Bedeutung der einzelnen Worte Kenntnis zu nehmen. So ganz besonders bei der Konsekrationsform, welche so sohr hervorgehoben ist. Da muß der Priester doch wahrnehmnen, daß, wenn in einem und demselben Satze zwischen "alle" und "viele" unterschieden wird, "alle" und "viele" keineswegs gleichbedeutend sind. So würde er sich auch die naive Behauptung ersparen, die man oft selbst dert lesen kann, wo man sie nicht erwarten dürfte, daß die semitischen Sprachen diesbezüglich unterscheidende Worte nicht besitzen. Er hat ja doch so viel Hebräisch studiert, daß er in demselben Satze "KOL" (alle), und "RABIM" (viele) finden kann:
Auch muß er erkennen, daß der Kelch, den er in der Hand hält
DER KELCH
ist, den Christus, durch des Priesters Vermittlung Seinem himmlischen Vater darbringt.
Barradius stellt sich die Frage: "Nahm denn Christus denselben Kelch in die Hand, den der Priester in die Hand nimmt?" Die Antwort lautet: "Es gibt bloß e i n e n Kelch in der ganzen Kirche, aufgrund der Identität des Blutes Christi, welches der Kelch beinhaltet, wie es auch nur einen Altar gibt aufgrund der Identität des Opfers. Infolgedessen bemerkt der Bischof Odo Cameracensis in seiner Erklärung des Kanons: "Der Kelch, den wir in die Hand nehmen, ist bereits vor den göttlichen Worten e i n Kelch, wie auch die Altäre von allen Kirchen nur ein Altar sind, auf dem, unserem Glauben gemäß das eine Opfer des Körpers unseres Herrn aufgeopfert wird." (24)
Aufgrund der Identität des Kelches, der dem himmlischen Vater dargebracht wird, muß der Priester, der ja Christus re-präsentiert, also ver-gegenwärtigt auch VOLLAUF DIE ABSICHT CHRISTI HABEN. Ist das nicht der Fall, dann repräsentiert er Ihn eben nicht, was allen schon einleuchtend sein sollte, und sein Akt ist ergebnisles; Er repräsentiert aber in einem solchen Falle auch nicht die Glieder am Leibe Christi, und handelt als Eindringling. Denn von Seiten der Gleder am Leibe des Herrn ist eine jede hl. Messe Bundes-Erneuerung. Da dieses Opfer in erster Reihe ein Sühnopfer ist, und zwar für alle Ewigkeit, wird das Priestertum Christi nie widerrufen werden, wie das Priestertum Aarons widerrufen wurde, und wird bestehen für alle Ewigkeit (25). Das Opfer Aarons war auch kein universales Opfer, welches für alle Menschen dargebracht worden wäre, wie das Opfer Christi allen angeboten wird, wenn auch nicht allen, ob der bestehenden Kindernisse, appliziert. Unaufhörlich bietet Er es Seinem himmlischen Vater dar, wobei wobei das durch die Vermittlung des Priesters vergegenwärtigte und erneuerte Opfer, bei denen seine Früchte trägt, die es direkt oder indirekt durch Christus, mit Christus und in Christus darbringen. Denn "damit der im Kreuzestod des Erlösers gegründete und wurzelnde Gnaden- und Lebensverkehr bis an's Ende der Zeiten fortbestehe, hat Christus seine Kirche in den Stand gesetzt, das reinste, erhabenste und vollkommenste Opfer durch Ihn, mit Ihm und in Ihm Gott darzubringen:
d u r c h Ihn, weil Er selbst für die Seinigen sich opfernd hingibt; m i t Ihm, weil die Gläubigen mit Ihm sich einigend, in seine Hingebung eingehend das Opfer ihrer selbst, ihre Anbetung, ihren Preis und Dank entrichten; i n Ihm , weil die Kirche ihn, der ihr geboren und geschenkt ward, der ihr kestbares Besitztum geworden ist, dem himmlischen Vater aufopfert (26).
Der eigentliche und oberste Zweck dieses Opfers besteht "in der Verherrlichung des Herrn der Heerscharen, - wie auch - in der rückhaltlesen Hingebung an Gott, in der unbedingten Unterwerfung unter Seinen Willen und in der vollkommenen Weihe zu Seinem Dienste" (27), was alles im paradiesischen Opfer dargeboten werden sollte, jedoch verweigert wurde. Da der diesbezügliche Willensentschluß zuerst dem Herzen entspringen muß, wird hiermit, die schon Msgre. Gay anführt, "eine jede Seele Gotteshaus, Altar, ein zur Verherrlichung des Vaters dienender Kelch, durch welchen unsere Anbetung bis zu Ihm dringt" (28).
Da wir eigens noch über u n s e r e Intention werden sprechen müssen, d.h. inwieweit wir durch den Priester am Priestertume Christi teilnehmen, also über die subjektive Intention, müssen wir uns hier mit dem allernotwendigsten begnügen. Unsere Aktivität, die Aktivität auch der Laien, besteht also in der inneren Verbundenheit mit Christus, welche durch die eucharistischen Gestalten re-präsentiert wird (29). Ist es denn so schwer, selbst für ein Schulkind, seine eigene Arbeit im die Arbeit symbolisierenden Brote zu sehen, verbunden mit der Arbeit all unserer Mitbrüder in der Welt, die waren, sind und noch sein werden, wie auch mit der Arbeit Christi? Ist es denn so schwer, das eigene Leid in den Kelch des Herrn beim Offertorium zu gießen und so mit dem Leid aller Brüder und Schwestern in Christo, die je waren, sind und noch es sein werden, im Leiden Christi zu vermischen, so wie das Wassertröpfchen mit dem Wein sich vermischt? Das alles gehört aber auch objektiv zur Intention und bietet hiemit die beste und sicherste Unterlage für die aktive Teilnahme aller Glieder in Verbindung mit dem Haupte. Selbst einem Schulkind ist es begreiflich, wenn wir es auffordern in einem Körbchen alle seine Arbeit in die Kirche mitzunehmen, alle Gedanken, Worte und Werke, wie auch in einem Kännchen die Tränen, das Leid. Aktive Teilnahme heißt mit-opfern. Es genügte zu sagen, ja nur auch zu denken: Alles, mein Jesus, für Dich! - und in Dir für den Vater, wie es ja symbolisch bei der heiligen Wandlung durch das Hervorheben des Leibes und Blutes des Herrn klar dargestellt wird.
Bedenken wir all dies, dann müssen wir sagen, daß unser Nichtverstehen nicht durch das Latein, welches "niemand versteht", verursacht ist, sondern durch eine unentschuldbare Denkträgheit. Wer bringt es aber fertig: "Mea culpa" zu sagen, Meine Schuld! Alles mögliche ist schuld an diesem unglückseligen Zustand, natürlich nur nicht wir, die Haupt- ja einzige Ursache! Der Welt zu sterben, um für Gott zu leben, wie der hl. Augustinus es hervorhebt, das kann man doch nicht von unserer lebenslustigen Zeit fordern; Daß wir aber i n der Welt auch nur dann ein freudiges Leben leben können, wenn wir vorher sakramental mit Christus am Kalvarienberge des Altares gestorben sind, kann fast niemand, oder will es nicht, begreifen.
Das hochheilige Opfer muß nicht wiederholt werden, wohl aber unser Bund mit Gott, durch die Teilnahme an der Arbeit und dem Leiden Christi und unserer in Christo Brüder. Nicht neue Verdienste Christi sollen erworben werden, sondern bereits durch das blutige Opfer am Kreuze erworbene ausgeteilt, jedoch nur an die, die sie in Empfang nehmen können. Infolgedessen muß ein jeder danach trachten, daß er mit Hilfe der Barmherzigkeit Gottes fähig ist, entsprechende Gnaden nicht nur für sich zu gewinnen, sondern auch für andere zu erbeten.
Wie einfach es nun mit der Intention zu sein scheint, so weitgreifend zeigt sich ihr Einfluß, wenn wir wirklich, wie es ja immer gefordert wird, aktiv am Opfer teilnehmen wollen; sie fordert den Einsatz des ganzen Lebens, Wer also das Mitopfern ausschließt, der hat keine treue Intention, ebensowenig wie der, der nur an eine Gedächtnisfeier denkt, oder eine bloße Vergegenwärtigung. Daß die gefälschten Worte Christi, für "alle", wenn absolut genommen, die getreue Intention ausschließen, dürfte nach dem bereits gesagten klar sein. Den gefälschten mehrdeutigen Konsekrationsworten vermittels einer getreuen Intention Gültigkeit verschaffen zu wollen, ist unter einer Todsünde verboten. Es handelt sich bei der hl. Messe, wie wir bereits bemerkt haben, nicht erst um das Enterben von Heilmitteln, sondern um die entsprechende Applikation. Die Verpflichtung, sie rechtmäßig auszuteilen, ist ein wesentlicher Teil der getreuen Intention. Wo dieser nicht nachgekommen wird, kann von einer solchen nicht gesprochen werden, ganz besonders dann, wenn das Ungebührende in Worten Ausdruck gefunden hat. In einem solchen Falle unterwirft sich der Priester nicht dem eigentlichen Opfernden, ist nicht auf Ihn eingestellt, weshalb auch nichts von dem eintreten kann, was der Anordnung des Erlösers gemäß eintreten sollte. Wie wir an einer anderen Stelle angeführt haben, darf die hl. Messe nicht für die Verdammten appliziert werden, da diese ob der Anordnung Gottes und nach seinem Willen der göttlichen Barmherzigkeit nicht mehr fähig sind. Wer also das Opfer (auch) für sie darbringen würde, würde sich dem göttlichen Willen widersetzen, Seine Anordnung übertreten. Denn so würde der für die Verdammten das Opfer darbringende Priester seine Machtbefugnis überschreiten. Wie schon gesagt wurde, ist Christus der Hauptopfernde, welcher sich der Dienstbarkeit des Priesters bedient, wie das Konzil zu Trient (sess. 22. cap. 2) definiert hat, weshalb auch der Priester seine Intention der Intention Christi, des Hauptopfernden, unterwirft. Infolgedessen, kann er nur für die (das hochheilige Opfer) darbringen, für welche Christus angeordnet hat, daß es dargebracht werde; für die Verdammten ordnete Er aber nicht an, es zu opfern.
"Auch für die vor der hl. Taufe gestorbenen Kleinkinder (vor Gebrauch der Vernunft; O.K.) kann die heilige Messe nicht dargebracht werden"(31), da sie nicht Glieder des mystischen Leibes Christi sind, und es auch nie mehr werden können. Doch darüber später mehr.
Es wird wohl nicht notwendig sein, erneut das zu belegen, was früher schon reichlich belegt wurde, daß nämlich die Einstellung des Priesters eine vollkommene sein muß, sonst kann es zu keiner Konsekration kommen, da diese mit der beim Letzten Abendmahle erfolgten in eins fällt, ja wir sagen müssen, daß es die im Abendmahlssaale ausgesprochenen Worte sind, die bei einer richtigen Einstellung und getreuer Intention des dazu befähigten Priesters erklingen! Hiermit dürfte es völlig klar sein, daß selbst die leiseste Abweichung von der Intention Christi die Handlung null und nichtig macht. Sonderbar genug, daß wir in der physikalischen Welt mit einer derartigen Genauigkeit rechnen, für den Bereich der Gnade aber diese glauben nicht beanspruchen zu müssen. Das Gegenteil ist jedoch wahr!
Wenn nun die Verdammten und vor dem Gebrauch der Vernunft ohne Taufe gestorbenen Kleinkinder von der Applikation ausgeschlessen sind, wie können da die Worte "für alle" gebraucht werden? Wenn absolut gebraucht, dann sind sie häretisch, wenn relativ, für jene die Glieder am Leibe des Herrn sind, oder es noch sein können, unnütz, irreführend, weshalb unter einer Todsünde verboten, weil sie mehrdeutig sind. Im ersten Falle würde der so handelnde Priester gegen die klare Anordnung Christi und gegen die Intention der heiligen Kirche vorgehen, im zweiten die Intention gefährden und so das Sakrifizium und Sakrament der Gefahr der Nullität aussetzen und hiemit eine Todsünde begehen.
Würde ein Priester die Konsekrationsworte nur so gedankenles herunterleiern - leider könnte auch solch ein Fall vorkommen, wie der Kardinal Bessarion bemerkt - (32) dann würde es zu keiner Konsekration kommen. Zusammenfassend müssen wir noch einmal den ganzen Stoff überblicken. Im Briefe an Cäcilius über das Geheimnis des Kelches des Herrn, schreibt der hl. Cyprian unter anderem: "Wenn man also nicht einmal die geringsten von den Geboten des Herrn umstoßen darf, um wie viel weniger darf man dann so große, so wichtige, und so sehr auf das Geheimnis des Leidens des Herrn und unsere Erlösung sich beziehende brechen, oder in etwas anderes, als was von Gott eingesetzt ist, verändern? Denn wenn Jesus Christus, unser Herr und Gott, selbst der höchste Priester des Vaters ist, und wenn er sich selbst dem Vater zuerst als Opfer dargebracht und dieses zu seinem Andenken befohlen hat; so verwaltet derjenige Priester sein Amt in Wahrheit an Christi statt, welcher das, was Christus getan hat, nachahmt, und bringt in der Kirche dem Vater dann ein wahres und volles Opfer dar, wenn er es so darbringt, wie er sieht, daß es Christus dargebracht habe. Sonst wird alle Lehre der Religion und der Wahrheit umgestoßen, wenn man das nicht treulich hält, was geistlicherweise befohlen wird". Und weil wir bei allen Opfern von seinem Leiden Meldung tun, (denn das Leiden des Herrn ist das Opfer, welches wir darbringen): so dürfen wir nichts anderes tun, als was er getan hat, denn die Schrift sagt: "So oft ihr dieses Brot esset, und diesen Kelch trinket, werdet ihr den Tod des Herrn verkündigen, bis er kommt". So oft wir also den Kelch zum Andenken des Herrn und seines Leidens darbringen, sollen wir das tun, was, wie wir wissen, der Herr getan hat. Sollte aber jemand aus unsern Vorfahren, liebster Bruder, entweder aus Unwissenheit oder aus Einfalt, nicht beobachtet und gehalten haben, was uns der Herr durch sein Beispiel und seine Lehre tun gelehrt hat; so kann seiner Einfalt von Gottes Barmherzigkeit verziehen werden, uns aber wird nicht nachgesehen werden können, die wir jetzt vom Herrn ermahnt und angewiesen sind, daß wir den Kelch des Herrn mit Wein, gemischt, wie ihn der Herr dargebracht hat, darbringen sollen." (33)
Die aktive Teilnahme aller Glieder am mystischen Leibe des Herrn ist also unumgänglich, und besteht nicht darin, daß alles papagenartig nachgeschnattert wird und affenartig nachgeahmt, sondern in der Aufopferung der ganzen Persönlichkeit, d.h. des Leibes, der Seele mit allen bereits erfolgten Lebensäußerungen, Gedanken, Worten und Werken, wie auch denen, die noch so Gott gibt, folgen werden. Hiermit ist auch das eigentliche Wesen der Religion zu Ausdruck gebracht, welches in der Wiederverbindung, dem "religare" besteht, so daß alle Äußerungen zuletzt in Gott ausmünden. Wie wir bereits früher erwähnt haben, wird vom Introitus angefangen über die Epistel und dem Evangelium, am besten mit der Predigt verbunden, der Weg, den wir im Konkreten zu betreten haben, angedeutet, worauf im Offertorium unsere Entschlessenheit, ihn bis an sein Ende zu gehen, zum Ausdruck kommt. Daß dieser Weg nun Christus ist, also das Mit-leiden, Mit-sterben, "Mit-Ihm-auferstehen" gefordert wird, dürfte allen einleuchtend sein. Auch wurde bereits betont, daß es bei der geforderten Einstellung kein mehr oder weniger geben kann7 nur ein entweder - oder!
Auch in diesem Zusammenhange können wir einen modernen Vergleich benützen. Was hilft uns das beste Empfangsgerät bei einer schlechten Abstimmung. Dabei kann man in diesem Falle immer noch etwas vernehmen, bei der Einstellung Christus gegenüber ist dem aber nicht so; entweder gehen wir den Weg, oder nicht! Wenn wir ihn aber nicht gehen, dann können wir auch nicht am himmlischen Mahle teilnehmen. Zum Gotteserlebnis muß man sich durcharbeiten, wobei es manchmal fast ein ganzes Leben lang dauert, bis Gott sich der Seele offenbart, es aber auch vorkommen kann, daß - wie bei Saulus -, Gott sich blitzartig der Seele offenbart, worauf sie sich zur Nachfolge entscheiden muß. Diese Entscheidung macht einen Teil der Intention des Priesters aus, und hiermit auch unserer. Die Leere und Dürre des Lebens des modernen Menschen ist dadurch verursacht, daß diese Einstellung, die getreue Intention fehlt. Solange sie nicht wachgerufen wird, ist den Menschen nicht zu helfen. Wenn der Priester Christus aufopfern will, will er den mystischen Christus aufopfern, das HAUPT mit allen Seinen Gliedern, in Anerkennung der höchsten Oberherrschaft über unser Leben und Tod, wie in der Zeit, so auch für die ganze Ewigkeit. Wie ganz anders werden dann die Worte klingen:
"Hanc igitur oblationem, quam sponte tibi hodie pro salute hominum offero, servitutis nestrae, des et cunctae familiae nempe Electorum et Pracdestinatorum, quorum speciatim loco et nomine tibi earn praesento.
Dieses Opfer also, welches ich freiwillig Dir heute zum Heile der Menschon aufopfere unserer Dienstbarkeit, wie auch Deiner ganzen Familie nämlich aller Auserwählten und Prädestinierten, an deren statt und in deren Namen ich es darbiete, bitten wir Dich, oh Herr, dadurch versöhnt anzunehmen, und unsere Tage in Deinem Frieden vorlaufen zu lassen, wodurch um alles für das zeitige und ewige Leben Notwendige und Gebührende gebeten wird und uns der ewigen Verdammung zu entreißen, wobei um Güter des kommenden Lebens ersucht wird. (34)
Ist es zu einer entsprochenden allseitig vollkommenen Einstellung gekommen, dann ist auch der Augenblick gegeben, wann die Konsekrationsworte des Heilandes wirksam werden können. Es ist nicht gut möglich, zu sagen, daß sie erneut, wieder, von Christus, wenn auch durch den Priester, ausgesprochen werden, wohl aber, "daß die, was die Zahl anbelangt, einmaligen Worte Christi: "Hoc est", usw. und "Hic est" usw. gewissermaßen in ihrer Kraft aufleben und wirksam werden. Wir können in diesem Zusammenhange nicht darauf näher eingehen, wir werden es später tun müssen, jetzt besteht nur die Notwendigkeit, die Forderung einer getreuen Intention etwas näher zu erklären. (35) Dies ergibt sich schon aus der Tatsache, daß Christus der Hauptopferer ist, dem die Glieder zu folgen haben. So war das bei alten Kirchen durchwegs zum Ausdruck gekommen. Über dem Altar die Heiligen des Himmels, unterhalb, in der Krypta, die armen Seelen im Fegefeuer, und vor dem Altare die streitende Kirche. Dazu bemerkt der sel. Odo: "Herumstehend befinden sich um diesen Ort alle Gläubigen in der Einheit des ganzen Körpers und miteinander verbunden, wie auch mit dem HAUPTE, so daß, welcher Wert auch im Körper verwirklicht wird, niemand ihm fernsteht, soweit er nicht vom Körper getrennt ist, aber jedes Gut einem jedem Glied als heilsamer Saft zukommt, sodaß der ganze Körper vom Heiligen Geiste lebt". (36)
Auf diese Einheit in Christo haben wir längst vergessen, weshalb auch unser soziales Leben dementsprechend verwirrt ist. Nie wäre der erste wie auch der zweite Weltkrieg möglich gewesen, wenn die_Mehrzahl der Katholikendiesbezüglih im Klaren gewesen wären! Leider herrschte selbst bei den Priestern keine Klarheit. Und doch betont der hl. Augustinus: "Das ist das Opfer der Christen: "multi unum corpus in Christo" "Viele bilden einen Körper in Christo". (37)
Aus dem ersten Weltkrieg erzählte ein Arzt folgendes Ereignis. Es spielte sich an der russischen Front ab. Am Gründonnerstag nach russischem Kalender, wurde plötzlich aus einem russischen Schützengraben eine weiße Fahne gehißt. Es erschien bald darauf eine Delegation von Offizieren mit Salz und Brot, und forderten für den kommenden Karfreitag Waffenstillstand, da es sich nicht gezieme, wie angegeben wurde, an jenem Tage, da der Heiland sein Blut für uns vergessen hat, das Blut der Christen zu vergießen. So herrschte nun am Karfreitag Ruhe, am Karsamstag fielen jedoch wieder tausende auf beiden Seiten. Denken wir nun über dieses Erlebnis nach, dann müssen wir sagen, daß wir es mit einer sonderbaren aktiven Teilnahme am Opfer Christi zu tun haben und eine aufs äußerste verschrobene Intention haben müssen, um zu einem solchen Resultat zu gelangen. Ist nun die hl. Messe eine Vergegenwärtigung und Erneuerung des Opfers Christi am Kreuze, dann müssen wir doch wissen, daß es so viele Karfreitage gebe, wie es dessen gibt. Also ist nicht ein einzigesmal im Jahre Karfreitag, sondern es sind ihrer so viele, wie viele Tage es gibt, da auf einem jeden Tage sicher irgendwo, ja auf vielen Orten, die heilige Messe aufgeopfert wird. Geziemt es sich nun nicht an einem Karfreitage das Blut der Christen zu vergießen, an den anderen Karfreitagen darf man es tun?!
Es war vohl äußerst selten, wenn überhaupt, daß man nach beiden so blutigen Kriegen und seinen Folgen, an denen wir immer noch leiden müssen, eine Bußandacht gehalten hat für all das Leid, welches wir unserem Heilande zugefügt haben. Nicht wir litten mit Ihm, wir ließen lieber Ihn in Seinen Gliedern so schmerzlich leiden! Aktive Teilnahme, wie schauerlich nur klingen in diesem Zusammenhang diese Worte! Alle möglichen sind daran schuld, nach unserer Auffassung, die Kirche, die Liturgie, die mittelalterliche Einstellung, nur wir nicht!
Nun, mein Christ, der du so oft behauptest, du seist schon mündig, und brauchest niemanden mehr daß er dich belehre, wie schaut es mit deiner Intention aus, mit welcher du an den Altar deines Lebens trittst? Ist es die Intention Christi, das Opfer des eigenen Lebens zur Rettung deiner selbst wie auch deiner Mitbrüder zu bringen? Was haben all die gelehrten Abhandlungen über das hochheilige Opfer für einen Wert, wenn du dich selbst nicht durch Christus, mit Christus und in Christus aufopfern willst, um dein eigenes Heil zu erwirken, aber auch dabei deinen Mitbrüdern behilflich zu sein! Jerusalem, Jerusalem, convertere ad Dominum Deum tuum, - Jerusalem, Jerusalem kehre zu Gott, deinem Herrn zurück, solange es noch Zeit ist!
Alle hochheiligen Opfer auf der ganzen Welt, zu allen Zeiten, weisen denselben LEIB des Herrn auf, einmalig für die ganze Welt und alle Zeiten (38) wie wir auch erwähnten, daß es der Tat nach nur für einen einzigen Kelch in der ganzen Welt und zwarfür alle Zeiten gibt. Auch müssen wir hier wohl bedenken, daß die numerisch vielen dargebrachten Opfer, wie selbst die, welche erst dargebracht werden, in dem einen Opfer Christi in ein einziges zusammenwachsen, wie für die vor-christlichen Opfer des Alten Testamentes der hl. Papst Leo I. es ganz besonders anführt (39). So kommt das zustande, was von den alten Vätern immer betont wird, wie z.B. beim hl. Cyrillus von Jerusalem: "Im eucharistischen Opfer bringt Christus sich und die Kirche dar, wie auch die Kirche sich und Christus durch die Hände des Priesters darbringt". (40) "Das Sakrifizium ver-gegenwärtigt nämlich das Leiden Christi an sich, nicht nur aufgrund seiner Früchte, der uns anvertrauten Gnade; es ist SUBSTANTIELL IDENTISCH MIT JENEM OPFER (nämlich des Kreuzes; O.K.). Infolgedessen, SO WIE ES EIN EINMALIGES LEIDEN AN SICH WAR, wird es auch auf eine entsprechende Weise als ein (und wesentlich dasselbe; O.K.) Opfer vergegenwärtigt. (41)
Das alles wäre aus der getreuen Intention herauszulesen, wenn wir uns nur die notwendige Mühe dazu geben würden. Niemand fordert eine solche Einsicht, weder vom Priester, noch von den durch ihn vertretenen Gläubigen, wie wünschenswert sie auch wäre. Die Tragweite der Intention leuchtet aber in dem Augenblick auf, wenn etwas unternommen wird, was sie in ihrem tiefsten Inneren verletzt. Wir haben es versucht, einen Einblick in den von ihr beeinflußten Bereich zu gewinnen, müssen aber darauf aufmerksam machen, daß dies wirklich nur ein ganz kärglicher Ausschnitt ist. Wenn aber heute immer wieder in die Welt hinauspesaunt wird, daß die Christen bereits mündig seien, dann müssen wir ihnen gerade das Gegenteil beweisen und sie auffordern, nicht nur ihren Katechismus besser zu lernen, sondern sich in Lebensbeschreibungen der Heiligen zu vertiefen, um zu sehen, wie eine wirklich treue Intention sich auswirkt, wie eine wahre Nachfolge Christi assieht und hiermit eine heute so sehr überbetonte aktive Teilnehme am hochheiligen Opfer. Wir betonen das Wort Opfer, denn dert, wo das Geschehen nur eine Gedächtnisfeier ist, wie nun die "aktive" Teilnahme auch aussehen mag, ist sie unter solchen Umständen kein Gottesdienst mehr, sondern nur egoistischer Dienst am Volke!
In tiefster Ehrfurcht möge es dem Priester zum Bewußtsein kommen, daß im Augenblicke der hl. Wandlung nicht mehr er der Handelnde ist, sondern im Anschluß an die Pessachfeier der das hochheilige Opfer einsetzende Christus. In Augenblicke der Aufopferung glauben wir, daß Christus, umgeben von himmlischen Dienern, gegenwärtig ist, um die dargebotenen Gaben zu konsekrieren, wie der hl. Ambresius es betont (42).
Christi Worte sind es, die über dem Brote und dem Kelche erklingen, jedoch nur dann, wenn von seiten des das Opfer darbringenden Priesters und der sich in diesem Opfer darbringenden Gläubigen, das geschieht, was geschehen muß, besonders die getreue Intention: objektiv beim Priester, subjektiv bei den Gläubigen; daß es an solchen, mit der Mutter Gottes unter dem Kreuz stehenden Gläubigen nicht fehlt und fehlen wird, wurde bereits gesagt.
Literatur:
1) R.P. Matthias Tanner S.J. Cruentum Christi Sacrificium in sacresancto Missae Sacrificio, pg. 1. Vetero-Pragae 1710. 2) Jan Calvin. Vzdeláni ve vire (Katechismus), Praha 1953, "Kalich". 3) S. Joh. Chrysestomi, De poenitentia, homil. IX. PG. 49, col.391. 4) Denz. 948, 949. 5) Matthaei Galeni Vestcapellii, De sacresancto Missae Sacrificio, c.III. 62. 6) Benedictus Schmier, Sacrae Theologiae Scholastico-Practicae Tom.III.Tract. XX et XXI De Sacramento et Sacrificio Eucharistico qu.50, Augustae Vindelicorum 1737. 7) M. Lepin, L 'Idée du Sacrifice de la liesse d'après les Théologiens depuis l'Origine jusqu'à nes Jours, Paris 1926, II. Ed.165, 311 8) PL 160 B. Odonis Expesitio in Canonem Missae col IO67. 9) S. Bonaventurae opera, Toui.VII. De praeparatione ad wissaw, cap.II. 10) Cajetani Felicis Verani Theologia speculativa, universa, dogmatica et moralis, Tomus VIII, Disp.V. De ninistro Sacramentorum sectio III. 11) Denz 854. 12) Denz 919. 13) Summa Thoologiae Scholasticae auctore R.P. Martino Becano S.J., Parisiis I658. De Sacramentis qu. VII et VIII. 14) Lehrbuch der Dogmatik, Jeseph Pohle, III, S. 105-106. Paderborn 1916, 6.Auflg. 15) Summa S.Thomao Ar;u.Th.eologica I I I , 64,8 ad 1. 16) Fr. Raimundi Capisuchii, Ord. Praed. Controversiae Theologicae selectae ad mentem D. Thom. Aquin. resolutae, 25, Romae I67O. 17) Suarez Commentariorum ac Disputationum in tertiam partem divi Thomae, Tom. III. qui est primus de Sacramentis. Qu.LXXVIII art.I.sect.V. 18) Pasqualigo, Quaestiones Theologicae Morales, Juridicae de Sacrificio Novae Legis. Tom.I. Tract.I.Qu.V. 19) Gonet, Clypeus Theologiae Thomisticae. De Forma Sacramenti Eucharistiae, Disp. VII § III. 20) Suarez, op. cit. Qu. LXXVIII Art. III. 21) S.Augustinus, De Civitate Dei, X, cap.XX. 22) Univ. Bibl. Prag, VIII F 8, Expesitio Canonis, 23) Matth. 7,6. 24) R.P. Sebastiani Barradii Ullysiponensis e Societate Jesu, Commentariorum in Concordiam et Historiam quattuor Evangelistarum, Augustae Vindelic. anno 1742, Lib.III.cap.V. De Institutione Eucharistiae, 25) ebondert cap.XIV De Sacrificio Eucharistiae. 26) J.Kössing, Liturgische Vorlesungen über die heilige Messe, Manz, Regensburg 1856, S.47. 27) ebendert S. 85. 28) Elevations sur la vie et la Doctrine de Notre Seigneur Jèsus Christ, Tom.I. pg. 82, Paris 1908. 29) PG 33 De doctrina S. Cyrilli Hier.Dissertatio III, 277D-278A. 30) De Civitate Dei Lib.X.cap.6. 31) Cajetani Felicis Verani, Theologia speculativa universa dogmatica et moralis. Tom. VIII Disp. XVII De sacrificio Missae. 32) P.G, CLXI, 503 C Bessarionis de Sacramento Eucharistiae. 33) Kirchenväter, Kempten 1832, Kösel, 5,317-318, Epist.63 aliter 65. 34) Cruentum Christi Sacrificium in incruento Missae Sacrificio. R.I. Matth. Tanner S.J. Pragae 1710, S.105,100. 35) Vgl. In sacram de Deo Svientiam dissertationes selectae historicae, dogmaticae, scholasticae, Jeseph-Maria Perrimezzi, Romae 1738, Dissert.CCCCIX De forma Sacramenti. 36) P.L. 160 Odonis opuscula sacra.Expesitio in Canonem Missae 1057 B. 37) Civitas Dei lib. X. cap.VI. 38) Rmi.P. Joannis a St.Thoma cursus theologici in II.partem D.Thomae Tom.VIII, De Eucharistia 206 A. 39) P.L. 54, 332 C. Vgl.Sebastiani Barradii op. cit. Artic.II. De Sacrificio Novae Legis. 40) P.G. 33 De doctrina S.Cyrilli disputatio III, 277 D. 41) Barradius, ebendert. 42) P.L. XVI S.Ambresii de Sacramentis Lib.IV. cap. VI. |