ANTWORT
von Reinhard Lauth
Ein gewisser Pater Dr. L. Thomas SVD macht es sich in "Stadt Gottes", Septo 1974, Mödling b. Wien, S.449 in typisch reform-katholischer Oberflächlichkeit leicht, zu beweisen, daß die Wandlungsworte im neuen sog. Ordo missae weder gefälscht noch die Wandlung ungültig sei. Sehen wir uns seine Argumente einmal kurz an, um einigen der immer wiederholten Sophismen der Apostaten auf die Spur zu kommen. Daß die Wandlung nur bei Verwendung der Worte pro multis während der Konsekration des Weines zum Blute des Herrn gültig ist, wird von Herrn Dr. Thomas wie folgt 'widerlegt':
"Steht doch schon in allen vorkonziliären Dogmatikbücherns 'Form des Sakramentes der Eucharistie sind die Worte, mit denen Jesus konsekrierte.
Jesus konsekrierte mit den Worten: 'Dies ist mein Leib', 'Dies ist der Kelch meines Blutes'.
Dogmatikbücher hat es im Laufe der Geschichte des katholischen Kirche ungezählte gegeben, und man kann nie wissen, welche ausgewählte Sammlung davon sich in einer heutigen reform-'katholischen' Klosterbibliothek befindet. Dogmatiklehrbücher sind aber auch gar nicht die Quelle, an die man sich zu wenden hat, wenn man es genau und sicher wissen will, sondern das sind die Konzilsbestimmungen selber. Da heißt es aber im Dekret für die Armenier des Florentiner Konzils: "Form dieses Sakramentes sind die Worte des Erlösers, mit denen er dieses Sakrament vollzog; der Priester
nämlich vollzieht dieses Sakrament in persona Christi sprechend. Denn durch eben dieser Worte Kraft wird die Brotsubstanz in den Leib Chrisi und die Weinsubstanz in das Blut Christi verwandelt", (Denzinger Schönmetzer, 132l). Und in dem Dekret für die Jakobiten desselben Konzils heißt es dann: da das Dekret für die Armenier die für die Konsekration von der Kirche stets gebrauchte Form - eine Form, die durch die Lehre der hl. Apostel Petrus und Paulus festgesetzt sei - nicht angeführt habe, so sei sie durch das folgende expliziert: "Bei dei Wandlung des Leibes des Herrn wird jene Wortform gebraucht: 'Dies ist nämlich mein Leib'; bei der des Blutes aber: 'Dies ist nämlich der Kelch meines Blutes, des neuen und ewigen Bundes, - Geheimnis des Glaubens! - der für euch und für viele zur Vergebung der Sünden vergossen wird'." (Denz.-Schönm. 1352) Das Konzil bestimmt also ausdrücklich, daß nicht nur die Worte 'Dies ist der Kelch meines Blutes', sondern die zuvor angeführten vollständigen Worte festgesetzt sind als die Worte, deren sich der Herr zur Wandlung bedient hat und die allein die Wandlung bewirken. Diese Konzilsfestlegung ist absolut bindend, und wer danach noch bloß mit den ersten Worten konsekrioren wollte, verstieße gegen die dogmatische Wahrheit, die das Konzil formuliert und angeordnet hat.
Nun weiß ich sehr wohl, was Herr Dr. Thomas eigentlich sagen will, was er aber mit dem gerade bestimmten Tatbestand durcheinander wirft. Er will nämlich sagen, daß in der Kirche in bestimmten Zeiträumen auch mit der kurzen Formel konsekriert worden ist und daß nach Lehre der Kirche derartige Konsekrationen gültig waren. Aber hierbei ist erstens zu bemerken, daß dies vor dem Florentimschen Konzil freilich so war, aber durch die erwähnte Festsetzung dieses Konzils, das n.b. ein Konzil der ganzen katholischen Kirche war, diese Kurzform als nicht den tatsächlichen Worten Christi voll entsprechend gekennzeichnet worden ist. Es ist zum mindesten fraglich, ob nach dieser Konzilsfestlegung die Kurzform noch die Wandlung zu vollziehen vermag. Jeder Priester aber, der sich einer zweifelhaften Form der Wandlung statt der sicheren und vom Konzil als dogmatisch bindend angesehenen bedient, begeht eine Totsünde und kommuniziert in der Folge mit einer solchen auf dem Herzen. Zweitens aber, und das ist das noch viel Entscheidendere, bedienten sich die Priester jener Zeiten vor dem Florentinum nur der Kurzformel, nicht aber derjenigen Formel, der sich die heutigen Apostaten bedienen, und die ja jene Fortsetzung hat, in der es u.a. heißt: "das für euch und für alle zur Vergebung der Sünden vergossen wird". Dies ist aber darum wesentlich, weil die Konsekrationsformel des sog. Neuen Ordo damit das Substantiv der kurzen Formel verändert und in eins damit diese Formel selber. Denn durch die Bestimmung des Bundesblutes als eines Blutes, das für alle zur Vergebung der Sünden vergossen wird, wird der Begriff des Blutes (Christi) selbst verändert. Wir sprechen nämlich zwar die Worte nacheinander, denken aber den Gedanken auf einmal, wenn wir wirklich gedanklich beziehen. (Eine solche gedankliche Beziehung muß derjenige, der diese Formel eingeführt hat, zweifelsfrei vollzogen haben.) Nun ist aber ein Bundesblut, das für alle zur Vergebung ihrer Sünden vergossen eird, eine contradictio in adiecto (ein Widerspruch schon im Ansatz), denn der Bund soll ja gerade Christus mit denen, die Erlösung durch sein Blut erlagen, zusammenschließen. Auch ist ein Blut, das zur Vergebung der Sünden aller vergossen wird, nicht das Blut, das Christus seiner eigenen Lehre zufolge vergossen hat. Denn nur derjenige, der durch Bereuen seiner Sünden sich zun Empfang dieses Blutes würdig macht und es also annehnen will, und dem es der Herr deshalb zum Blute der Vergebung seiner Sünden werden läßt, erhält durch das hl. Sakrament das ewige Leben in Christus.
Herr Dr. Thonas muß selbst gespürt haben, daß es mit seiner Argumentation nicht zum besten steht, denn er sucht seine Behauptung gleich danach dadurch zu festigen, daß er sich auf eine in seinen und seinesgleichen Augen ansehnliche Autorität beruft, nämlich Bischof Volk und den unseren Lesern wohl sattsam bekannten "Sekretär" Bugnini. Sodann folgt die Bemerkung; "Man kann kaum annehmen, daß man in Rom die deutschsprachigen Ländern zu ungültigen Messen verleiten wollte." Gerade das, gerade das, Herr Thomas, steht zu vermuten. Sie scheinen Herrn Bugnini und Paul VI., der seit neuestem nach Meldung der Frankfürter Allgemeinen Zeitung" Agenten kommunistischer Staaten gegen die Bischöfe aus dem Ostblock im Vatikan hält, wenig zu kennen.
Anschließend schreibt Herr Thomas:
"Die Worte 'pro multis' (im griechischen Urtext; hyper pollon = für viele) besagen nicht, daß Jesus nicht für alle gestorben ist. Sie deuten auch nicht an, daß nicht alle dadurch das Heil erlangen. Sie nehmen vielmehr ein Wort des Propheten Jesaja (13.12) auf: 'Darum soll (der Gottesknecht) erben unter den Großen, weil er sein Leben in den Tod dahingab und unter die Übeltäter gezählt wurde, da er doch die Sünden der vielen trug und für die Unschuldigen eintrat'. Die Worte 'für viele' sind also (vom Verf. gesperrt) eine hebräische Ausdrucksweise für 'für alle'.
Es wäre interessant zu erfahren, woher Herr Dr. Thomas wissen will, daß Jesus gerade diese Worte de Propheten Isaias aufnehmen wollte. Dies kann doch nie mehr als eine Vermutung sein, und darauf läßt sich bekanntlich nichts Sicheres gründen. Dann sagt Isaias: "die Sünden vieler", im Vulgatatext, der bekanntlich dogmatisch bindend ist: "peccata multorum" also gar nicht "aller1". Herr Dr. Thomas aber möchte darauf hinaus, daß hier "dio vielen" zu übersetzen sei; griechisch hoi polloi, und das heißt bekanntlich etwas nchr als "viele", nämlich "die Vielzahl", "das Gros". Aber selbst wenn dies die richtige Übersetzung wäre, daß nach Isaias hier der Schmerzensmann "die Sünden des Gros" wegnimmt, so sind dies doch nicht "alle", wie gerade aus diesem Iseiastext eindeutig hervorgeht:
In scientia sua justificabit ipse justus servus meus multos, et iniqiitates eorum ipse portabit. Ideo dispertiam ei plurimos, et fortium dividet spolia, pro eo quod tradidit in mortem animam suam, et cum sceleratis reputatus est, et ipso peccata mutorum tulit, et pro transgressoribus rogavit. (LIII, 11. 12.)
Multi, plurimi - aber nicht omnes
Und das ist immer dasselbe; diese Apostaten glauben, daß allen Menschen ihre Religion schon so gleichgültig geworden ist, daß niemals jemand kommt und ihre Behaupungen einmal genau nachprüft. Was sie auf diese Weise lehren, das soll eine Religion sein, die in den schlimmsten Belastungen eines Menschenlebens standhält. Selbst wenn aber - was, wie man aus den Zusammenhang oben sieht, glatt auszuschließen ist - mit den Sünden "vieler" die Sünden "der vielen" gesagt wäre, so steht in den Wandlungsworten Jesu eben nicht "die vielen" (hoi polloi), sondern nur "viele (polloi). Man müßte also schließen, daß Jesus bewußt präzisiert hat, um gar keinen Irrtum aufkommen zu lassen. Aber nach der Voraussetzung solcher Interpreten wie des Dr. Thomas ging Christus mit dem hl. Opfer ebenso fahrlässig um wie die nodernen Reformer und hat sich bei diesen wichtigsten Worten der Heilsgeschichte unklar ausgedrückt!
Das eine Schlußfolgerung kennzeichnende Wort "also" in dem oben zitierten Text des Herrn Dr. Thonas zeigt dann, was diese Herren unter einem einer wissenschaftlichen Prüfung standhaltenden Schluß verstenen:
Seine Prämissen lauten auf gut deutsch:
1. Jesus hat wahrscheinlich die Horte des Propheten Isaias 53. 12 aufnehmen wollen. (Daraus läßt sich nichts schließen, weil es eben bestenfalls nur wahrscheinlich ist. Es kann auch nicht der Fall sein.)
2. Isaias sagt an dieser Stelle, daß der Schmerzensmann die Sünden "der vielen" trug.
(Daß Isaias das sagt, ist keineswegs sicher: dagegen spricht der Text der Vulgata, der dogmatisch bindend ist. Es bleibt also wiederum eine Vermutung, aus der sich nichts Sicheres schließen läßt. Dies ist die zweite Wahrscheinlichkeit, die kombiniert mit der ersten die Sache schon jedenfalls weniger wahrscheinlich macht.)
3. "die vielen" ist gleich "alle".
(Dies ist direkt falsch. Herr Dr. Thomas kann sich in jeder gründlichen Sprachlehre überzeugen, daß hoi polloi nur in wenigen umstrittenen Fällen begrifflich an "alle" grenzt. - Dritte, sehr geringe Wahrschemlichkeit, die kombiniert mit den zwei ersten die Sache schon höchst unwahrscheinlich macht. Sagen wir ganz großzugig 90 % x 90 % = 81 %; 81 % x 0,1 % = 8,1 %.
4. Jesus meint mit seinen polloi dasselbe wie Isaias mit seinem (angeblichen!) hoi polloio.
(Dies ist direkt falsch. Jesus mußte dann gesagt haben: hyper ton pollon, "für die vielen" - und dies hat er gerade nicht gesagt. Hier bricht der ganze Schluß zusammen´ (8,1 % 0 = 0%) Damit dies nicht geschehe, führt der Herr Dr. Thomas eine fünfte Hilfshypothose ein, die den Erlöser direkt beleidlgt:)
5. Jesus ist hierbei mit seinen Worten recht nachlassig umgegangen, denn er meinte statt polloi: hoi polloi. (Jedes begründende Argument fehlt: also 0 x 0 = 0 %).
6. Schlußfolgerung: "Die Worte sind also eine hebräische Ausdrucksteise für "für alle".
Aus den abenteuerlichen Unvahrscheinlichkeiteon, die in 1. - 5. vorhergingen, folgt dies keineswegs; sondern nach einer guten Logik; Sie sind die Ausdrucksweisc für 'für viele". Das Hebräische unuerscheidet nämlich sehr wohl zwischen "viele" und "alle" (kol und rabin). Der hebräische (oder aramäische) Text der Worte Jesu ist uns nicht erhalten. Aber es müßte immer als wahrscheinlicher geschlossen werden, daß Jesus "für viele" gesagt hat. Denn sowohl des Griechische wie auch das Lateinische der Vulgata bringen Matth, XVI,27 wie folgt: Bibite ex hoc omnes (pantos). Hic est enim sanguis meus novi testamenti, qui pro multis (peri pollon) effundetur." Hier is ganz deutlich in küzestem Abstand hintereinander ommes und multi sprachlich unterschieden.
Ich empfehle Herrn Dr. Thomnas einmal rabbinische Textinterpretationen der Bibel - etwa den Talmud - zu lesen, um zu sehen, wie genau sie es mit jedem Worte nehmen und welch ganz verschiedenartige Deutungen von der geringsten Änderung ausgehen. Jesus spricht davon, daß kein Jota und kein Strichlein vom Gesetze hinfällig werde, ehe alles erfüllt ist. Er hat also den Text selbst sehr genau genommen. Die Juden aber, die als schon damals gewiegte Geschäftsleute "alle" und "viele" nichLt genau hätten unterscheiden können, gehören in die Phantasiewelt völlig der Wirklichkeit entfremdeter Roformseelen.
Herr Dr. Thomas läßt sich dann noch wie folgt vernehmen: "Professor R. Lauth ist nicht Professor für Theologie, sondern für Philosophiegeschichte (Anmerkung des Verfassers: was ich in den kühnen Behauptungen der Apostaten nicht alles bin! - immerhin hier noch kein Bischof, wie Gesinnungsgenossen des Herrn Dr. Thomas auch schon verbreitet haben; - Ich bin in Wahrheit kein Professor der Philosophiegeschichte!) Er schreibt in seinem Flugblatt - "Gewiß ist Christus für alle Menschen gestorben und hat am Kreuz für alle sein Blut vergossen, aber die Früchte der Erlösung kommen nur jenen zu, die an Gott glauben und ihre Sünden bereuen: "Also hat Jesus auch nach Prof. Lauth sein Blut für alle vergossen."
Hier kann ich nur zweierlei annehmen: entweder ist Herr Dr. Thomas so ungebildet, daß er den Unterschied zwischen Sühne- und Erlösungsleiden nicht kennt oder er wirft beides bewußt durcheinander. Da man keinem Menschen ohne genügenden Grund eine Schlechtigkeit zuschreiben soll, möchte ich lieber das erste annehme! Aber ich mache die Sache dadurch um nichtd besser. Denn wie ist Dr. Thomas dann Pater und Doktor (doch wohl theologiae)? Er muß dann doch seine Ausbildung fahrlässig vernachlässigt haben. Da er aber zelebriert, muß ich ihm eine noch viel größere Schlechtigkeit zutrauen, wenn ich das letztere annehme. Es ist das beste, ich denke nicht weiter darüber nach.
Jedenfalls hat Jesus dem himmlischen Vater für alle Sünden Sühne geleistet - aber sein Blut nicht zur Vergebung der Sünden aller vergossen - und davon ist in den fraglichen Worten Jesu die Rede! Und nun kommt der Gipfelpunkt: Dr. Thomas fragt: "Warum darf man es dann (cf. wenn nämlich hier vom Sühneblut und nicht vom Erlösungsblut die Rede iet, was aber nicht der Fall ist:) nicht im Hochgebet so übersetzen?" Was mag der Mann unter "übersetzen" verstehen???
Die primitivste philologische Redlichkeit gibt ihm die Antwort; weil diese Übersetzung falsch, und, wenn sie bewußt begangen wird, eine Fälschung ist: Darum darf man es selbst dann nicht so übersetzen.
Diese Fälschung haben Paul VI. und sein Bugnini und mit ihm "die Bischöfe Deutschlands" begangen: Und jedesmal wenn sie - und Sie, Herr Dr. Thomas, mit ihnen - im sog. Neuen Ordo sagen, daß der Herr am Abend vor seinem Leiden dies gesagt habe, verfälschen sie das Evangelium: Und schon allein deshalb ist diese Wandlung ungültig, denn Gott läßt es nicht zu, daß eine Fälschung die Wandlung bewirkt - oder er wäre nicht der Gott, der die Wahrheit ist.
Was aber auf dieser Fälschung steht, das sagt der Heilige Geist durch den Mund des Apostels Paulus klipp und klar: "Und wenn selbst wir oder ein Engel vom Himmel Euch ein Evangelium verkündete, das ein anderes wäre als das, was wir euch verkündet haben, so sei er verflucht (anathema sit.). Wie ich schon zuvor gesagt habe, sage ich jetzt abermals; Wer euch ein Evangelium verkündet, das anders als das ist, was ihr (von uns) angenommen habt, der sei verflucht". (Gal, 1,8). Das Tridentinum hat deshalb jede Abänderung der Wandlungworte, von den, was die Evangelisten klar und eindeutig berichten und jede Abweichung von dem, was die Väter immer als deren Sinn verstanden haben, als eine gegen die universale Kirche gerichtete Verdrehung" gebrandmarkt, die als "satanische Auslegung" (commenta satania) zu verabscheuen ist. (Denz.-Schönm., 1673) Die Reform, die die wahren Priester vom Altar verstößt und sie verfolgt, verfälscht tagtäglich die wichtigsten Worte des Evangeliums an heiliger Stätte und macht damit das tägliche Opfer unmöglich: Paul VI. und seine Rotte haben de Adern des göttlichen Leibes durchschnitten und ihn dadurch des ihm unentbehrlichen heiligen Herzblutes beraubt: Sie sind Kreuziger Christ! |