EN CETTE CRISE ...
Übersetzung und Auszug aus dem Französischen: En cette crise de L'Eglise gardons La Foi")
von Exzellenz Mgr. Marcel Lefèbvre Superieur du Séminaire International Saint Pie X. Ecône
Konferenz am 17. Januar 1973 in Brest, gehalten v. Erzbischof Lefèbvre.
Meine Damen und Herren, ... Ich komme zu den Ursachen dieser Krise .... Dabei hoffe ich, Sie nicht in Aufregung zu versetzen und Sie nicht zu skandalisieren, ich kann aber nicht umhin, Ihnen zu sagen, was mir evident erscheint, was mir in die Augen springt. Die erste Ursache - ich sage bewußt die erste - der Krise, in der wir uns befinden, ist das Konzil. Ich sage nicht, die Auslegung, die Interpretation des Konzils, wie man es leichthin sagt. Es ist zu einfach, zu sagen: "Rüttelt nicht am Konzil, es ist der Konzilsgeist, aber nicht das Konzil selbst!" Warum? Und wieso? .... Das Konzil ist doch ein Konzil wie die anderen: Ihr seid also gegen die Unfehlbarkeit des Papstes. Alles ist zugleich vom Heiligen Vater und von 2.000 Bischöfen unterzeichnet worden...
Ja, aber dieses Konzil ist ein 'Pastoral-Konzil', die anderen waren dogmatische Konzilien, bei welchen die Unfehlbarkeit der Kirche bemüht wurde, bei der die Unfehlbarkeit des Heiligen Vaters in Anspruch genommen wurde, bei denen die Unfehlbarkeit des Heiligen Geistes selbst bemüht wurde. Von diesem Konzil - Vatikanum II - haben die Päpste selbst, Papst Johannes XXIII. und Paul VI., mit Bedacht gesagt: "Wir machen kein dogmatisches Konzil, wir haben nicht die Absicht, Wahrheiten zu definieren, wir haben nur die Absicht, zur Welt zu sprechen, die Lehre der Kirche der Welt darzulegen; wir machen ein Pastoral-Konzil". Die Unfehlbarkeit ist nicht in Anspruch genommen. Sie wird nur in dem Maße bemüht, in dem Vatikanum II die Wahrheiten wiederholt, die bereits von der Kirche definiert worden sind, die im Vatikanum II ebenso unfehlbar sind, wie in den Katechismen; was neu ist, was mit neuem Ausdruck versehen ist, nun gut, das ist nicht notwendigerweise unfehlbar; das ist sogar weit davon entfernt, unfehlbar zu sein.
Und genau deshalb, weil das Konzil pastoral gewesen ist, haben die modernistischen Kräfte es in Beschlag nehmen können; das darf man nicht vergessen. Und wie hat diese Invasion, wenn ich so sagen darf, wie hat diese Besitzergreifung des Konzils durch die modernen Geister stattfinden können? Nun, ich kann zwei Tatsachen anführen:
1. die Änderung der Kommissionsmitglieder und 2. die Zurückweisung aller vorbereiteten Konzilsvorlagen.
Zu 1. Nomination der Kommissionsmitglieder. Es war normal, daß man uns, da wir die Bischöfe nicht näher kannten, die mit uns auf dem Konzil waren, Listen gab über jene, die an der vorkonziliaren Vorbereitungskommission teilgenommen hatten. Wie sollte nun auch ich zum Beispiel in dieser oder jener Kommission Bischöfe nominieren, von Brasilien, von den USA, die ich nicht kannte? Ich kannte nicht ihre Qualitäten, ich wußte nicht, ob einer mehr versiert ist in Moraltheologie, ein anderer mehr in der Dogmatik, in der Liturgie oder im Priestertum; ich war Ignorant, ich wußte nichts davon!
Es war also normal, daß man uns von denen, die in den vorkonziliaren Kommissionen gearbeitet hatten, Listen gab. In diesem Moment machte sich Kardinal Liènart zum Interpreten der Kardinäle "bord du Thin" (Rheinseite), die bereits bestens gruppiert waren, die eine eigene Vereinigung hatten, die schon bestens mit Büros, Sekretariaten, beträchtlichen Geldmitteln versorgt waren, die also zum Kampf bereit waren. Kardinal Liènart erhob sich und sagte: "Das ist ein unduldsamer Druck auf die Konzilsväter: wir wollen diese lichten nicht! Die römische Kurie will uns wieder ihre Namen aufzwingen!" Darauf erhob sich Kardinal Ottaviani und sagte: "Wir zwingen diese Namen durchaus nicht auf, wir legen sie zur freien Wahl der Väter nur vor. Wir glauben, daß es richtig ist, den Vätern jene vor Augen zu führen, die an der vorkonziliaren Kommission teilgenommen haben, weil die Väter über diese zur Wahl gestellten sonst nicht informiert sind".
Das war gänzlich normal, gänzlich natürlich. Trotzdem hat man wenig später die Wahl der Kommissionmitglieder vertagt und gesagt: ,Die Bischofsausschüsse werden die Namen vorlegen: diese Namen werden den Vätern vorgelegt und die Väter werden dann wählen. Aber die Zeit, die dafür zur Verfügung stand, war wahrhaftig viel zu kurz; ich weiß nicht mehr, waren es 24 oder 28 Stunden, auf jeden Fall gewiß sehr unvorteilhaft - kaum Zeit, die bischöflichen Ausschüsse einzuberufen, Listen auszulegen, auszuwählen und an die Väter zu verteilen. Aber schon am selben Nachmittag dieser Sitzung hatten wir eine internationale Liste, die von den Kardinälen der "Rheinseite" ausgearbeitet war.
Wir bekamen alle diese Listen, die offensichtlich alle im gleichen Sinn orientiert waren für eine Wahl, die gemacht und abgesichert war. Und diese Listen sind durchgekommen, ... Was soll man dazu sagen, es gab keinerlei Vorbereitung, man war etwas durcheinandergebracht, die Bischofskommissionen hatten kaum Zeit zur Versammlung gehabt. Da wir uns nicht kannten, mußten diese Listen überschlagen werden, man mußte wählen; so war es einfach, die vorbereitete Liste dieser Gruppe zu nehmen, und ihre Mitglieder waren in den Kommissionen zu Zweidrittel nominiert. Sie hatten also die Majorität der Stimmen: Erster Sieg für die Liberalen auf dem Konzil.
Zu 2. Sieg: Einige Tage danach begann man mit den Arbeiten. Man ließ uns also die bereits vorbereiteten Vorlagen der Kommission zugehen. Erneute Attacke der Liberalen: 'Aber nein, nein, nein, nein! Wir wollen diese Vorlagen nicht. Diese Vorlagen sind von der römischen Liturgie vorbereitet, wir wollen sie nicht sprechen hören. Schließlich muß man sie zur Wahl stellen'. Die Konzilsregel sah eine Zweidrittelmehrheit vor, um ein Schema zurückzuweisen. Folglich mußte man Zweidrittel der Väter gegen die vorbereiteten Konzilsvorlagen haben. Es zeigte sich, daß es nicht genau Zweidrittel waren; ungefähr 60% der Väter waren für die Zurückweisung. Darauf begaben sich diese Herren erneut zum Heiligen Vater und bestürmten ihn, indem sie sagten: "Hören Sie, mehr als die Hälfte der Konzilsväter will diese Vorlagen nicht. Sie werden ganz von selbst sie uns nicht auferlegen". Der gute Papst Johannes XXIII. stimmte ihrer Bitten zu und man hat alle Vorlagen verworfen, so vollständig, daß die ganze Vorbereitung von zweieinhalb Jahren für das Konzil in einem Augenblick zunichte gemacht wurde. Kein einziges Schema mehr, nichts! Wir waren versammelt ohne eine Unterlage, ohne Tagesordnung, nicht ein Schema; kein Schriftsatz, nichts mehr. Stelle man sich eine Versammlung von 2.400 Bischöfen vor, die sich so vorfindet! Wir hätten normalerweise unsere Arbeit aussetzen müssen und darauf warten, daß die Kommissionen neue Vorlagen vorbereiten und wir die Arbeiten dann zwei Jahre später wieder aufnehmen würden. - Aber nein, man hat sich sogleich ans Werk begeben, mit aller Eile: Die Kommissionen haben die Vorlagen vorbereitet, man hat uns Papiere gegeben, und so hat man begonnen. Aber, ist das ein normales Verhalten?
In der Folge war ganz normal, daß bald alle durch diese Kommission vorbereiteten Vorlagen in eine ganz bestimmte Richtung gingen, wobei die Zweidrittelmehrheit der Mitglieder der Öffnung zur Welt, den Neuheiten, den Veränderungen, der theologischen Suche zugetan waren. Schließlich fand sich in deren Gedankengängen die Evolution des Dogmas und so fort. Die Kommissionen hatten das Recht, Unterkommissionen zu nominieren und darin fand man Schillebeeckx, Congar, Rahner, Hans Küng und alle anderen die auf diese Weise alle Vorlagen des Konzils inspiriert haben. Man findet sie darin wieder; so braucht man nicht erstaunt zu sein, daß man Vorlagen hat wie diese.
Ich kann Ihnen einen einfachen Satz einer Vorlage zitieren, die man uns gegeben hat und zwar die erste Vorlage von "Gaudium und Spes", die unglaubliche Dinge aussagt und die deutlich zeigt, wes Geistes Kind diese Leute sind: "Das Menschengeschlecht geht von einer mehr statischen Konzeption zu einer dynamischen und entwicklungsfähigen Ordnung über, die eine Problematik nach sich zieht; fast alles muß also neu überdacht, analysiert, sozusagen in seine wesentlichen und accidentellen Elemente zerlegt werden, um bald wieder für diese Bedürfnisse - die accidentellen - zusammengefügt und für jene - die wesentlichen - in neuer Synthese gefaßt zu werden, die im 'Feuer der Experimente' ihre Bewährung finden müssen".
Solche Sätze, wie diese können die ganze Kirche in die Luft sprengen und zwar total und alles mit ihr, es wird nichts übrigbleiben. Man muß die Wahrheiten auflösen, man muß alles auflösen, was man bis jetzt gemacht hat, um neue Synthesen zu finden, die man nach Experimenten aufbaut. Das aber ist das Ende, nichts wird übrigbleiben. - Und das hat man uns gegeben. Das ist bezeichnend für den Geist jener, die uns diese Vorlagen gegeben haben. Die moderne Kirche unserer Zeit! ...
Welches waren nun die Ziele, die die Liberalen im Konzil verfolgt haben? Drei fundamentale Ziele waren es. Die Kollegialität, der Ökumenismus und die Religionsfreiheit. Der Rest bedeutete ihnen wenig. Eine Vorlage für die Priester? Gut! Kardinal Renard - damals Mgr. Renard - erhob sich um zu bitten, man möge einige Dinge für unsere Brüder, die Priester, bearbeiten, weil sie erstaunt sein würden, wenn gelegentlich des Konzils nichts über sie gesagt worden würde. Man soll deshalb einiges darüber sagen. Nun gut, man macht ein kleines Schema über die Priester, um sie zu trösten. Aber ohne Einfluß auf das Konzil, es wurde sogleich und ohne Schwierigkeiten angenommen. Als es sich jedoch um die Kollegialität handelte, hat es Kampf gegeben und dabei hat man versucht, um jeden Preis nicht allein eine moralische Union der Bischöfe herzustellen, die völlig normal ist, denn es hat immer ein Kollegium gegeben, immer ein apostolisches Kollegium; das ist die Wahrheit. Aber eines ist das Kollegium und ein anderes ist die Kollegialität. Die Kollegialität beruft sich auf eine abstrakte Note, die sehr genau definiert ist und besagt, daß alle Mitglieder gleich sind und einen ihresgleichen erwählen um zu leiten, um die Debatten der Versammlung zu leiten. Das ist aber nicht das apostolische Kollegium; das Apostelkollegium ist absolut eigener Art, "sui generis", das keinem anderem gleicht. Warum, weil es darin einen gibt, der das Haupt ist, der vielleicht von seinesgleichen bestimmt worden ist , aber die Autorität ist ihm nicht von jenen gegeben, und einmal erwählt besitzt er alle Gewalt über das Kollegium. Man kann also nicht das Apostelkollegium ohne es zu ruinieren, ohne es vollständig zu deformieren, unter dieses Prinzip der Egalitè - der Gleichheit - bringen, das 1789 von der Freimaurerei und den Philosophen jener Zeit inspiriert worden ist. Man prüfe gut und man wird sehen, man denke nach und man wird finden, daß dieser Ausdruck der Kollegialität genau übereinstimmt mit den Ideen der Egalitè der Revolution. Und von dort hat man das Prinzip der Demokratisierung in die Kirche eingeführt, das dabei ist, Strukturen in der Kirche einzubringen, die der personellen Autorität des Papstes entgegengesetzt sind. Das aber ist äußerst ernst.
Und worum handelt es sich bei der Religionsfreiheit im Sinne des Konzils? Pater Congar sagt es selbst: "Man hat in der Tat das Kriterium dieser religiösen Freiheit geändert. Auf dem Konzil haben wir entdeckt, daß die religiöse Freiheit auf der Würde des Menschen beruht". Nun bitte ich Sie, einmal die Würde des Menschen zu beschreiben! Wir haben auf einem Konzil darüber gebeten: "Definiert also die Würde des Menschen." - "Aber wir machen hier doch kein dogmatisches Konzil. Wir betreiben keine scholastische Philosophie, wir machen ein Pastoral-Konzil!"
Nun gut, machen wir ein Pastoral-Konzil! Der Mensch ist nur in dem Maße würdig, wie er die Wahrheit sucht, oder der Wahrheit anhängt, oder dem Guten anhängt. Er kann sich nicht für würdig erklären, weil er dem Irrtum anhängt und sich dem Bösen zuwendet. In dem Maße, wie wir das Wahre und Gute suchen, in diesem Maße sind wir würdig. In dem Maße, wie wir den Irrtum und das Böse suchen, sind wir nicht würdig. Nun also, im Namen der Menschenwürde gewährt man allen Religionen die gleichen Rechte. Das ist absurd und bringt uns total in Verwirrung.
Zum dritten kommen wir noch zum Ökumenismus. Der Ökumenismus ist die Brüderlichkeit. Der beste Beweis ist darin zu suchen, daß man heute nicht mehr von Häretikern spricht, sondern von unseren "getrennten Brüdern". Man spricht von "unseren Brüdern", den Freimaurern, unseren Brüdern, den Moslems, den Buddhisten etc.. Man will auf keinen Fall mehr den Ausdruck "häretisch" hören, oder von den "Menschen, die nicht im Besitz der Wahrheit sind", weil alle auf der Suche nach der Wahrheit sind. Wir alle zusammen sind auf der Suche nach der Wahrheit, alle marschieren auf dem Wege des Heils, so als wenn alle Religionen zum Heile führen würden. Das ist absolut falsch! Diese Wahrheit müssen wir fest in unserem Geiste bewahren und in unseren Herzen: "extra ecclesiam nulle salus", "Außer der Kirche kein Heil!", - "Ah, aber ihr seid intolerant, ihr übertreibt!" - Nein, ich übertreibe nicht, durchaus nicht! Eine kurze Erklärung möge genügen: Alles wurde von Unserem Herrn seiner mystischen Braut, der Kirche, anvertraut. Unser Herr hat sich am Kreuz geopfert und der Kirche am Pfingsttage alles gegeben, alle Gnaden des Heils .
Es gibt unter den Buddhisten, den Heiden, Menschen, die, vom sichtbaren Leib der Kirche getrennt, das Heil erlangen, aber stets durch die Kirche, nie ohne die Kirche. Werden sich die Protestanten, die zum Heile kommen, schließlich durch den Protestantismus retten? Nein, sie retten sich nicht durch den Protestantismus, sie retten sich durch die katholische Kirche. Vielleicht aufgrund bewahrter Wahrheiten im Protestantismus, jedoch nicht durch dessen Vermittlung, nicht durch die Vermittlung des Irrtums; man kann sich nicht durch eine falsche Religion retten, man rettet sich durch die Wahrheit! Nun also, selbst jene, die sich in den nichtchristlichen Religionen retten, können sich nur durch den innerlichen Wunsch zur Taufe, - der ihnen nicht bewußt zu werden braucht - retten. Wie Sie wissen, gibt es die Wassertaufe, die Bluttaufe und die Begierdetaufe. Die Detachimenen, die, noch nicht getauft, vor der Taufe sterben müssen, bekommen die Gnade, sich zu retten, sofern sie die Begierdetaufe haben. Diese Begierdetaufe kann in einem nicht formellen Wunsch bestehen... bei jenen, die die katholische Religion nicht kennen, wenn sie den ernsthaften Wunsch haben, den Willen Gottes zu tun und sich diesem zu unterwerfen. Auf diese Weise werden sie Mitglieder der katholischen Kirche. Das ist Wirklichkeit, die uns der Herr ermöglicht hat. Man kann sich nicht durch die anderen Religionen retten. Das, was gewisse Väter sagen: "Helft den Moslems, bessere Moslems zu werden, so werden sie sich retten, helft den Buddhisten, bessere Buddhisten zu sein, damit sie sich auf solche Weise retten; ist heller Wahnsinn.
Man muß die Menschen zur Wahrheit führen! So ist alles nicht erstaunlich, daß heute der Missionsgeist total ruiniert ist. Warum die Anhänger der Primitivreligionen, die Buddhisten, die Moslems evangelisieren, wenn sich jeder in seiner Religion rettet? Es ist kein Grund dann dafür vorhanden. Lassen wir sie also in Ruhe, sie werde, sich durch ihre "Religion retten, wie ihr uns durch die unsrige retten". Das sind ausgesprochen ernste Dinge, die das Herz der Kirche treffen, die Wahrheit Unseres Herrn. Als ich diese Schlußfolgerungen hörte, war mir, als würde man Gott verhöhnen. Ich fürchte mich nicht, das zu sagen; denn die Religionsfreiheit unter dem Vorwand der Menschenwürde; anerkennen, bedeutet die Glorie die Ehre Gottes zu lästern. Gott ist die Wahrheit, und man hat nicht das Recht, die Wahrheit auf dieselbe Ebene mit dem Irrtum zu stellen, man hat nicht das Recht Gott mit Mohamed, Luther oder Buddha gleichzusetzen.
Merket und betrachtet gut und seht den Ökumenismus aus der Sicht eines Freimaurers. Ich versichere Euch, daß das etwas ist, das einen zum Nachdenken bringt, wenn man das liest. Nach dem Marsaudon - der Freimaurer vom schottischen Ritus "ancien et sccrptè, ist, - von Papst Johannes XXIII. und Papst Paul VI. gesprochen hat, sagte er: "Und das Konzil ..." - er spricht vom Konzil und erklärt das Konzil... "Schritt für Schritt nähert man sich endlich den Quellen, man vereinigt sich, man spricht: und dann das Pontifikat Joh. XXIII., welches ein wahrer Sprung vorwärts war zu einer allgemeineren Verständigung über ein universales Problem. Ernste Hindernisse bestehen noch, gewiß, aber man sieht teilweise einen Lichtschimmer und Anderes. Zwischen der maurerischen Formel des Großen Baumeisters des Universums und dem Punkt Omega Teilhard de Chardins gibt es wenig, was die Menschne hindern könnte, sich zu verständigen. Zur aktuellen Stunde ist Teilhard de Chardin der meist gelesene in den Logen und in den Seminarien!" Das wird gesagt von einem Freimaurer! Und er endigt: "Heute spricht man nicht nur von Annäherung, sondern von der Gewissensfreiheit, das ist eine Revolution, die von Joh. XXIII. gewollt war. Sie sollten nicht so bald vergessen, daß jeder Weg zu Gott führt und sich in diesem mutigen Begriff der Gedankenfreiheit halten" ... - Dorthin also will man kommen, das hat man gewollt: Die Gewissensfreiheit, die Religionsfreiheit. Frei sein, jeder macht seine Religion, wie er es versteht, wie er es will. Er fährt fort: "Erhalten Sie sich in diesem mutigen Begriff der Gedankenfreiheit, welche, - man kann wahrlich von einer Revolution sprechen - von unseren maurerischen Logen ausgegangen ist, sich wunderbar über den Dom von St. Peter ausgebreitet hat." Das ist das Zeugnis eines Freimaurers.
Wenn ich also sagte, das Konzil ist der Beginn der Übel, die wir augenblicklich erleiden, so deshalb, weil ich davon überzeugt und dessen absolut sicher bin. Man soll nicht sagen, die Interpretation des Konzils: man hat das gewollt, man wollte die Ideen der französischen Revolution mit Hilfe des Konzils in die Kirche eindringen lassen. Bis Papst Pius XII. gab es eine Barriere, eine solide Schranke gegen jede maurerische Ideologie. Alle Päpste von der Revolution an bis Papst Pius XII. haben mit äußerster Erbitterung diese Irrtümer, - Gewissensfreiheit, Redefreiheit, alle Arten von Freiheit "dieses dreifache Novum", wie es Leo XIII. nannte, verworfen. Die Gedanken der Revolution - das konnte man bis zum Konzil sagen - waren nicht in die Kirche eingedrungen, oder aber nur gering, auf heimtückische Weise, in den Seminarien durch Autoren wie Teilhard de Chardin; man kann aber doch sagen, daß die Kirche, im allgemeinen noch gesund war und sich gut verteidigte. Durch die Begünstigung des Konzils sind die Ideen der französischen Revolution und der maurerischen Philosophie in die Kirche eingedrungen. Und das, was die bürgerliche Gesellschaft im Augenblick der französischen Revolution zu springen veranlaßte, das Hin- und Herpendeln zwischen Anarchie und Despotismus - ist das gleiche für die Kirche, die sich jetzt, in der Situation befindet, wie die bürgerliche Gesellschaft nach der Revolution. Übrigens hat Kardinal Suenens das nicht verhehlt. Er sagte. "Das zweite Vatikanische Konzil ist das 1789 der Kirche". Er hat das ausdrücklich gesagt vor einer Theologenversammlung, die in Brüssel vor zwei Jahren stattfand. Jene haben gut verstanden. Sie wissen genau, was sie machen. Sie wollen diese maurerische Ideologie in jeden Geist eindringen lassen und dadurch verliert man den Glauben. Denn es war die Göttin der Vernunft das Hauptziel der Revolution; die Göttin Vernunft trat an die Stelle Gottes. Der Mensch ist es, der Mensch macht sich zu Gott ; das ist die französische Revolution. Und das ist es, was zur Zeit in der Kirche vor sich geht: Man zerstört den Glauben, man zerstört den Gottesbegriff, die Autorität, weil sie eine Teilhabe an der göttlichen ist. Man zerstört die persönliche Autorität, weil man mit Schrecken daran denkt, daß derjenige, der Autorität besitzt, ein Abbild Gottes sein könnte. Man schwimmt also in der Masse und wir sind wahrlich bei der Revolte des Verstandes gegen den Glauben angelangt. Und das ist das Drama, das wir zur Zeit erleben.
So komme ich jetzt zu meinen Schlußfolgerungen. Was müssen wir tun, wenn wir den Glauben in Gefahr sich zu vermindern oder verflüchten sehen, müssen wir alles tun, ihn zu erhalten, alles, absolut alles.
"Aber wie wollen Sie das? Wir müssen unseren Bischöfen gehorchen, wir müssen dem Papst gehorchen, wir müssen Rom gehorchen", ich weiß nicht; ich sage, daß ich alle diese Dinge außer Acht lasse, daß ich meine Seele retten will, daß ich in das ewige Leben kommen will, und der Glaube verheißt mir das ewige Leben. So ziehe ich es vor, eher zu sterben, als meinen Glauben aufzugeben. Und alles, was man mir im Gegensatz zu meinem Glauben sagt, weise ich kategorisch zurück. Wie sagt der heilige Paulus: "Wenn ein Engel vom Himmel kommt und euch das Gegenteil von dem lehrt, was ich euch sage, glaubt es nicht, weist es zurück". Wenn also jemand kommt und etliche Gegensätze verkündet, - nicht zu dem, was wir persönlich denken, nicht zu dem, was Mgr. Lefèbvre denkt, sondern was die Kirche 2.000 Jahr denkt, was sie seit 2.000 Jahren im definierten Dogma bekräftigt hat, welches für alle Zeiten gilt, wie im Konzil von Trient festgelegt, so glaubt es nicht, nehmt es nicht an. Kardinal Ottaviani hat das sehr klar gesagt: Wir können nicht dasjenige aufheben, was als unfehlbare Wahrheit vom Konzil von Trient definiert wurde und was Gültigkeit bis zum Ende der Tage besitzt. Jeder Christ, der eine Wahrheit leugnet, die durch ein dogmatisches Konzil feierlich verkündet wurde, trennt sich von der Kirche und wird Häretiker, und das wird so sein bis zum Ende der Zeiten. Wir können nichts am Konzil von Trient ändern, während das Konzils - Vatikanum II - ein Pastoralkonzil gewesen ist, das streng vermieden hat, sich dogmatischer Definitionen zu bedienen; und deshalb konnte es werden, was es geworden ist. Anders hätte es keinen Bestand gehabt.
Wenn der Papst gesagt hätte, er wolle ein dogmatisches Konzil machen, wäre der Heilige Geist gefordert gewesen, und diese Dinge hätten nicht passieren können; es wäre vielleicht eine Atombombe auf St. Peter gefallen... was weiß ich, aber es wäre unmöglich gewesen. Aber im gegenwärtigen Fall sind wir da. Deshalb müssen wir unseren Glauben schützen. Wir müssen ihn festigen in unseren Familien, in unseren Heimen, überall wo wir sind. Und damit wir diesen Mut aufbringen, müssen wir beten!
Die Stunde gilt den Helden. Sie werden verfolgt, grausam verfolgt werden, man wird ihnen widersprechen, sie als Störenfriede hinstellen, aber das ist der Lauf der Kirchengeschichte. Es ist die Geschichte der Märtyrer, alle Heiligen waren im tieferen Sinn Märtyrer.
Wir müssen also den Glauben bewahren, und deshalb müssen wir beten, den Rosenkranz beten. Es ist die Heilige Jungfrau, die uns vor den Irrlehren schützt, sie ist 'stark wie ein geordnetes Schlachtheer' gegen die Angriffe Satans. Daher müssen wir uns an die Heilige Jungfrau anklammern, möglichst alle drei Teile des Rosenkranzes beten! Bitten wir zur Jungfrau Maria: "Bewahre mich im Glauben bis zum beharrlichen Ende, bis zu meinem Tode, bis zu meinem letzten Seufzer; bewahre mich für immer im römisch-katholischen Glauben".
Das müssen wir tun. Laßt eure Kinder beten, vereinigt euch um die Jungrau Maria so wird euer Heim beschützt sein. Und schließlich, tuet Buße; die Heilige Jungfrau forderte sie von den Seherkindern, welchen sie erschienen ist, immer bittet sie drum, Buße zu tun.....
ÜBER DAS ZUSTANDEKOMMEN DER LITURGIEKONSTITUTION
von Andreas Schönberger
An die vorstehenden Ausführungen des hochw. Erzbischofs Lefèbvre schließt sich inhaltlich gut ein Auszug aus einem Artikel Andreas Schönbergers (Una Voce Korrespondenz, Juli/August 74, S. 192 ff) an, in dem über das Zustandekommen der Liturgiekonstitution berichtet wird. A. Schönberger referiert aus einem Buch P. Ralph W. Wiltgens "Le Thin se jette dans le tibre" (Der Rhein mündet in den Tiber):
"Drei Monate vor der Eröffnung des Konzils, am 13. 7. 1962, hatte Papst Johannes XXIII. an die Bischöfe Schemata über die "Quellen der Offenbarung", die "integrale Bewahrung des Glaubensgutes", die "christliche Ordnung", die "Keuschheit, Ehe, Familie und Jungfräulichkeit" , die Liturgie usw. versenden lassen. Kurz nach Erhalt derselben versammelten sich 17 holländische Bischöfe auf Einladung von Bischof Bekkers in Hertogenbosch. Sie diskutierten die Vorbereitungsschemata und beschlossen, einen Kommentar zu erstellen und den Konzilsvätern zugänglich zu machen. Tatsächlich war der einzige Verfasser des anonym veröffentlichen Kommentars der bekannte Dogmatikerprofessor P. Schillebeeckx O.P., dessen Name ein ganzes Programm modernistischer Theologie verbürgt. Während er die vier erstgenannten Schemata heftig kritisierte, bezeichnete er das Liturgieschema als "wirkliches Meisterwerk". Das kam sicherlich nicht von ungefähr; denn "es muß angemerkt werden", schreibt Wiltgens, "daß sich die liturgische Bewegung seit mehreren Jahrzehnten schon in Europa verbreitet hatte und daß eine große Anzahl von Bischöfen und Experten aus den Anliegerstaaten des Rheins von Johannes XXIII. ausgesucht worden waren, um in der Vorbereitunskommission für die Liturgie zu arbeiten.
So war es ihnen gelungen, ihre Ideen in das Schema einzubringen und die Billigung eines Dokumentes zu erhalten, das jenen sehr annehmbar erschien". Ziel Schillebeeckxens und der holländischen Bischöfe war es, das Konzil zu bewegen, die Diskussion des Liturgieschemas an die erste Stelle vorzuziehen, um so Zeit für die Durchsetzung einer völligen Revision der übrigen Schemata, deren Inhalt ihnen zu "konservativ" war, zu gewinnen. Veranlaßt durch den holländischen Kommentar verlangten zahlreiche Bischöfe in Petitionen vom Konzilspräsidium, die Behandlung des Liturgieschemas vorzuziehen. Auch die Kardinäle Frings, Liènart und Alfrink unterstützten in einer Besprechung der Konzilspräsidenten im Anschluß an die erste Generalkongregation am 13. 10. 1962 dieses Begehren. Am 16. 10. 1962 wurde dann, nachdem Johannes XIII. am Tage zuvor die 10 Konzilspräsidenten in Privataudienz empfangen hatte, in der Konzilsaula bekanntgegeben, daß zunächst das Liturgieschema zur Diskussion käme. Wiltgens qualifiziert dieses Ereignis als weiteren Sieg der "europäischen Allianz" nach ihren Erfolgen in der Frage des Zeitpunktes der Wahlen für die Konzilskommissionen und deren Zusammensetzung. Mit europäischer Allianz bezeichnet er die Konzilsväter aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Holland, Belgien und der Schweiz. Die Bischofskonferenzen dieser Länder hatten eigene Listen für die Kommissionswahlen aufgestellt, in die sie auch "liberale" Kandidaten aus anderen Teilen der Welt aufgenommen hatten. 79 von ihren 109 Kandidaten wurden gewählt. So kam es, daß die europäische Allianz in der Theologiekommission z.B. über 50% der zu wählenden Mitglieder verfügte. In der uns besonders interessierenden Liturgiekommission war das Verhältnis 12:4 zugunsten der Allianz bei den gewählten Mitgliedern und immer noch 14:11 nach den Ernennungen durch den Papst. (...)
Der Hauptgegenstand der ersten Diskussion um die Liturgiekonstitution war die Verwendung der Volkssprachen im Gottesdienst. Die erste Debatte über das Liturgiechema fand am 22. 10. 1962 in der Aula statt. Kardinal Frings informierte die Versammlung darüber, daß der ursprüngliche Text desselben länger gewesen war als der den Vätern vorgelegte und daß wichtige Stellen daraus gestrichen worden seien, insbesondere die "Erklärungen", die gewisse Neuerungen erläuterten. Er vertrat die Auffassung, daß jedes Konzilsmitglied Anspruch auf den von der Vorbereitenden Kommission erstellten Text in dessen Urfassung habe. Einige Tage zuvor hatte bereits Bischof Zauner von Linz, der als Kandidat der europäischen Allianz mehr als 2000 Stimmen für seine Wahl in die Liturgiekommission erhalten hatte, da er der wohl bekannteste Liturgiewissenschaftler war, in einem Schriftstück eine Änderung des Schemas an 11 Stellen gefordert. Vor allem wünschte er, daß der Passus, der die Bischofskonferenz ernächtigte, "die Bedingungen und Modalitäten festzulegen, unter denen die Volkssprache in der Liturgie benutzt werden darf, vorbehaltlich der Billigung ihrer Entscheidungen durch den Heiligen Stuhl", in das Schema wieder aufgenommen würde. Der dem Konzil vorliegende Text sprach dagegen nur von der den Bischöfen zu gewährenden Vollmacht, dem Heiligen Stuhl in liturgischen Fragen "Vorschläge zu unterbreiten". Im Gefolge des Zaunerschen Berichts, forderten immer mehr Konzilsväter die Aushändigung des Urtextes der vorbereitenden Konzilskommission für die Liturgie. Mit diesem Text hatte, es auch insofern eine besondere Bewandtnis gehabt, als der Präsident der Vorbereitenden Liturgischen Kommission, Kardinal Gaetano Cicognani, sich zunächst geweigert hatte, ihn zu unterzeichnen, obwohl die Mehrheit zustimmte. Der spätere Konzilssekretär, Msgr. Felici, unterrichtete Papst Johannes hiervon, und noch in der gleichen Audienz wurde ein Schlachtplan entworfen, um den Kardinal zu der für unbedingt erforderlich gehalten Unterschrift zu bewegen. Mit dieser Sendung wurde der damalige Staatssekretär, ein leibliche Bruder Cicognanis, betraut. Er begab sich am 1. 2. 1962 zu seinem Bruder. Bevor er dessen Büro betrat, begegnete er auf dem Flur Msgr. Felici und P. Bugnini. Später erzählte ein Experte der Liturgiekommission, der alte Kardinal sei den Tränen nahe gewesen. Er habe das Dokument hin- und hergeschwenkt mit den Worten: "Das will man mich unterschreiben lassen! Ich weiß nicht, was ich tun soll." Dann legte er den Text auf seinen Schreibtisch, nahm eine Feder und unterzeichnete. Vier Tage später war er tot. Als im Frühjahr 1964 der "Rat für die Anwendung der Liturgiekonstitution" gebildet wurde, berichtet weiter Wiltgen, fiel am meisten auf, daß zu seinen 42 Mitglieder auch Felici gehörte, obwohl dieser kurz zuvor den Papst in eine große Verlegenheit gebracht hatte. Für das Motu proprio, mit dem der Papst die Liturgiekonstitution in Kraft setzen wollte, waren drei Versionen erarbeitet worden. Die ihm schließlich zur Unterzeichnung vorgelegte war von Felici so stark geändert worden, daß sie der Konstitution in einigen Punkten widersprach. Papst Paul hatte offenbar im Vertrauen auf den Sekretär des Konzils diese Fassung gebilligt. Als das Motu proprio im Osservatore Romano vom 29. 1. 1964 veröffentlicht wurde, war bei vielen die Enttäuschung groß, weil die Einführung der Muttersprache in die Meßfeier hinausgeschoben wurde mit der Begründung, zunächst müßten die neuen liturgischen Bücher erarbeitet werden. Die Wellen der Erregung gingen hoch. Die deutsche Hierarchie schickte beispieleweise den Liturgiewissenschaftler Prälat Wagner von Trier nach Rom, um Erkundigungen über den Vorfall einzuholen. Der Vatikan zog sich schließlich aus der Affäre mit der Erklärung, die Fassung des Motu proprio im OR sei annulliert, eine offizielle und verbindliche Neufassung werde in den Acta Apostolicae Sedis veröffentlicht, was dann auch am 2. 3. 1964 geschah. Wenn trotz dieser Affäre der Name Felicis in der Liste des "Consiliums", auftauchte, so verdankt er das nach Angaben von Wiltgens dem Wunsch von P. Bugnini, nach dessen Auffassung seine Verdienste um die Unterzeichnung des Vorbereitungsschemas eine solche Auszeichnung verdienten.
In die Debatte um dieses Schema griff auch Kardinal Montini ein. Wiltgens berichtet darüber, wie folgt:
"An dem Tag, an dem Kardinal Frings das Wort nahm, folgte ihm als Redner Kardinal Montini, Erzbischof von Mailand, der ein Jahr später unter dem Namen Paul VI. der 20. Konzilssession vorstehen sollte. Er erklärte sich von dem Schema in seiner Gesamtheit, das vor allem den pastoralen Aspekt hervorhob, befriedigt. Der Tenor seiner Intervention zeigte klar, daß er als Mittler zwischen Liberalen und Konservativen zu fungieren gedachte. Im übrigen betonte er, daß das Schema die Mitte zwischen den beiden extremsten Gesichtspunkten halte. Einerseits, sagte er, sehe der Text keine Handhabe für die vor, die willkürliche Änderungen in ehrwürdige Praktiken einführen wollten und so wichtige Elemente der Liturgie, die göttlichen und menschlichen Ursprungs zugleich sind, antasten möchten. Andererseits hütete er sich zu sagen, ein Ritus sei absolut unveränderlich, oder Zeremonien, die das Ergebnis historischer Umstände waren, müßten auf jeden Fall beibehalten werden. Wofern nur Basiselemente gewahrt würden, sagte er, so dürfe die Form, in der die Liturgie überliefert worden ist und die einem Gewande gleiche, das die göttlichen Geheimnisse umhüllt, den augenblicklichen Bedürfnissen entsprechend geändert werden. 'Es versteht sich von selbst, daß solche Änderungen mit Klugheit und Weisheit durchgeführt werden müssen.'
Kardinal Montini fuhr fort, indem er feststellte, daß das Schema keinesfalls einen Bruch mit dem göttlichen und katholischen Kult darstelle, wie er aus der Vergangenheit überkommen ist. Er empfahl ganz im Gegenteil, nach dem Konzil Kommissionen zu bilden, 'um dieses Erbe klarer, verständlicher und nützlicher für die Menschen unserer Zeit zu machen'. Man könnte das, was in dem Schema über die Notwendigkeit, 'daß in der Seelsorge engagierte Bischöfe in diesen Kommissionen ebenfalls vertreten sein müßten', gesagt werde, nur unterstreichen. Ohne es zu wissen, stellte Kardinal Montini damals die Normen auf, nach denen er sich später als Oberhirte der ganzen Kirche richten würde.
In bezug auf die lateinische Sprache führte er aus, daß die traditionellen Sprachen, 'wie das Latein im Bereich der lateinischen Kirche und in den Teilen des Ritus, die im echten Sinn des Wortes sakramental und sacerdotal sind', intakt bewahrt werden müßten. Es sei aber notwendig, unverzüglich jede Schwierigkeit, die die Laien in bezug auf das Verständnis der 'Lehr'-Teile der hl. Liturgie haben könnten, zu beseitigen. Kardinal Montini unterstützte auch vorbehaltlos das Prinzip, wonach 'die Zeremonien noch einmal auf eine einfachere Form reduziert werden müßten'. Es gehe nicht darum, die Schönheit des göttlichen Kultes abzuschaffen und seine Symbolkraft, sondern lediglich die Zeremonien abzukürzen und jede Wiederholung und übermäßige Belastung zu vermeiden. Dieser Grundsatz müßte nach seiner Meinung die angekündigte Liturgiereform steuern, denn er entspreche sehr genau dem Temperament des modernen Menschen."
Aus diesen Ausführungen lassen sich unschwer einige Konstanten des Pontifikates Pauls VI. erkennen: Sein Balancieren zwischen den "Fronten", mit unverkennbarem "Gefälle nach vorn" oder auch nach "links", wenn man so will. Seine Sorge um den "modernen" Menschen. Seine Vorliebe für die Einfachheit der Liturgie, die dann in der Reform allerdings weithin - zwangsläufig? - in Nüchternheit entartete. Was jedoch das Latein angeht, so scheint er sich später durch seine Ausführungen in der Konzilsaula nicht gebunden gefühlt zu haben.
Doch kehren wir zum Liturgieschema zurück. Am Tage nach der Rede Montinis setzte sich der melchitische Patriarch von Antiochien, Maximos IV. Saigh, dafür ein, daß die Bischofskonferenzen mit Vollmachten für die Einführung der Muttersprache in die Liturgie ausgestattet würden. Der Sekretär der Ritenkongregation dagegen protestierte in der gleichen Sitzung gegen das Liturgieschema. Die Gesetzgebung auf diesem Gebiet müsse ausschließlich dem Heiligen Stuhl vorbehalten bleiben. Die lateinische Sprache müsse weiterhin die Sprache der Liturgie bleiben, nur für die Belehrung und bestimmte Gebete dürften die Volkssprachen benutzt werden. Unterstützt wurde sein Standpunkt von Kardinal Bacci, Msgr. Parente, dem Konsultor der Ritenkongregation, und Msgr. Staffa, dem Sekretär der Kongregation für die Seminare und Universitäten. Am 30.10. 1962 wandte sich Kardinal Ottaviani gegen die radikalen Veränderungen, denen man die Messe unterwerfen wolle. "Suchen wir beim christlichen Volk Aufsehen zu erregen, ja Ärgernis, indem wir Änderungen in einen solch ehrwürdigen Ritus einführen, der durch so viele Jahrhunderte hindurch gebilligt war und nun so vertraut ist? Es ist nicht richtig, mit dem Ritus der hl. Messe so umzugehen, als handele es sich um ein Stück Stoff, das man nach der Phantasie jeder Generation der Mode anpaßte." Die Anspielung auf die Äußerung Montinis ist unverkennbar. Möglicherweise hatte Kardinal Ottaviani die Meinung des berühmten spanischen Theologen Suarez vor Augen, ein Papst (und mit ihm auch ein Konzil) könne dadurch schismatisch werden, daß er alle Riten umstürzt.
Am 5. 11. 1962 erklärte Kardinal Confalonieri, seine Kommission, eine Unterabteilung der Vorbereitenden Zentralkommission, sei für die Abänderungen der Urfassung des Liturgieschemas verantwortlich. Bald darauf wurden die meisten ausgelassenen Stellen wieder in das Schema eingefügt; was die liberalen Kräfte des Konzils als einen neuen Triumph empfanden enden.
Gegen Ende der 1. Konzilssession wurde das Schema durch die Liturgiekommission, völlig überarbeitet. Über diese Arbeiten erstattete Bischof Zauner, Mitglied der Kommission, auf der Zusammenkunft der europäischen Allianz in Fulda vom 26. - 29. 8. 1963 Bericht. Ziel der Kommission, in der, erinnern wir daran, eine Mehrheit von 14 Mitgliedern der Allianz gegen 11 sonstige saßen, war demnach, einen Text ahzufassen, der auf eine Zweidrittelmehrheit bei den Konzilevätern rechnen konnte. Daher habe man viele nach seiner Meinung wünschenswerte Verbesserungen wie z.B. die Benutzung der Landessprachen beim Breviergebet in bestimmten Ländern weggelassen. Er betonte jedoch, daß alle wichtigen Vorschläge, die man als für den liturgischen Fortschritt notwendig erachten konnte, berücksichtigt worden seien. In einem Interview mit Wiltgens erklärte Bischof Zauner nach der Abstimmung über die Liturgiekonstitution, er sei mit derselben "äußerst zufrieden" und er habe niemals zu hoffen gewagt, "daß man so weit gehen könnte". Liest man im Lichte dieser Äußerungen die Artikel 36 und 54 der Liturgiekonstitution, dann versteht man, warum in der Sprachenfrage die "gummiartigen" Formulierungen von dem "Latein, das bewahrt werden soll", und von der "Muttersprache, der in den mit dem Volk gefeierten Messen ein gebührender Raum zugeteilt werden darf", gewählt wurden. Zumindest kann man sich leicht vorstellen, wie diese Bestimmungen bereits damals in den Köpfen eines Teils der Konzilsväter ausgelegt wurden, nämlich im Sinne der Abschaffung des Lateins. Diese Interpretation bestätigt beispielsweise auch das im Jahre 1966 von Rahner-Vorgrimler herausgegebene "Kleine Konzilskompendium". In dessen Einleitung zur Liturgiekonstitution heißt es: "Es ist heute, nachdem die nachkonziliare liturgische Arbeit in der Sprachenfrage entschlossen vorangegangen ist, leicht, die Forderung einer arkanen Sakralsprache als Nonsens und diese selbst als museales Relikt und als Widerspruch gegen das kommunikative Wesen der Sprache zu entlarven. Die Verdienstlichkeit dieses Artikels (gemeint ist Art. 36) sollte darüber nicht vergessen werden." Nicht vergessen werden sollte aber auch die Rolle, die Karl Rahner selber beim Konzil gespielt hat. Wie Wiltgen schreibt, hat Kardinal Frings in einer privaten Unterhaltung erklärt, Rahner sei, "der größte Theologe des Jahrhunderts". (Zur Ehrenrettung des Kardinals soll allerdings hinzugefügt, daß sich Frings laut Wiltgens gegen Ende des Konzils gegenüber Rahners Vorschlägen vorsichtiger verhielt.) Wiltgen bezeichnet Rahner weiter als den "führenden Kopf" der Konferenz von Fulda. Im Zusammenhang mit dieser Zusammenkunft der europäischen Allianz, auf die wir bereits hingewiesen haben und an der 70 Erzbischöfe und Bischöfe aus 10 Ländern teilnahmen, bemerkt Wiltgens:
"Das in Fulda von der europäischen Allianz vollbrachte Werk war sehr eindrucksvoll, und es ist bedauerlich, daß nicht alle nationalen und regionalen Bischofskonferenzen mit der gleichen Intensität und Entschlossenheit gearbeitet haben. Hätten sie es getan; so wären sie nicht in die Verlegenheit geraten, die Stellungnahmen der europäischen Allianz mit so wenig Vorbehalten zu übernehmen. In diesem Fall wäre das Konzil weniger in eine Richtung orientiert gewesen, und seine Ergebnisse wären die Frucht einer wirklich weltweiten theologischen Anstrengung gewesen.
Da die Position der Bischöfe des deutschen Sprachraumes regelmäßig von der europäischen Allianz übernommen wurde und die Position der Allianz meistens vom Konzil, genügte es, wenn ein einziger Theologe seine Ansichten von den Bischöfen deutscher Sprache akzeptieren ließ, damit auch das Konzil sie zu den seinen machte. Ein solcher Theologe existierte: Es war Karl Rahner S.J."
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