DIE ÄNDERUNG DER WANDLUNGSWORTE WÄHREND DES SOG. ZWEITEN VATIKANISCHEN KONZILS
von H.H. Walter W.E. Dettmann
Obwohl im Artikel 21 der Liturgiekonstitution des sog. Zweiten Vatikanischen Konzils noch von solchen Teilen der Liturgie die Rede ist, die "kraft göttlicher Einsetzung unveränderlich" sind, wurden die Wandlungsworte der hl. Messe schon während des Konzils in Rom selbst geändert.
Heute gibt es ahnungslose Katholiken, die meinen, Paul VI. habe die Handkommunion, verboten; er sei bloß nicht fähig, sich gegen die Mehrzahl der schlechten Bischöfe durchzusetzen.
Solchen Katholiken kann man nur entgegenhalten, daß Paul VI. schon während des sog. Konzils noch etwas viel Schlimmeres als die Handkommunion erlaubt hat, nämlich die Änderung, der Wandlungsworte.
Am 14. März 1965 gab Titus Mancini, der Generalvikar des Kardinalbischofs von Ostia, einer der ranghöchsten Kardinäle in Rom, die Druckerlaubnis für das Büchlein "La Messa Parrocchiale". Darin waren die Wandlungsworte über den Kelch bereits in folgender italienischer Übersetzung wiedergegeben:
Questo è il calice del Mio sangue, il sangue della nuova ed eterna alleanza, - mistero di fede - che sarà versato per voi e per las moltitudine degli uomini in remmissione dei peccati (Verlag: Associazione Italiana, S. Cecilia, Roma, Via della Scrofa 70).
Beim Lesen dieser Wandlungsworte in italienischer Sprache muß jeder, dem die lateinischen Wandlungsworte geläufig sind, nicht nur deshalb ein Unbehagen empfinden, weil die lateinische Sprache bereits während des Konzils von höchster Stelle aus über den Haufen geworfen wurde, sondern deshalb, weil die Wandlungsworte nicht richtig übersetzt wurden.
Schon die Wörter "Il sangue" am Beginn der zweiten Zeile sind im lateinischen Text nicht vorhanden .
In der vierten Zeile ist jene an den Haaren herbeigezogene falsche Übersetzung enthalten, die die Vorstufe der Fälschung "für alle" bildet. - In richtiger Übersetzung müßte die vierte Zeile lauten: "Per voi e per molti" ("für euch und für viele"). Bei der beanstandeten italienischen Übersetzung des Büchleins "La messe parrocchiale" sind aus den fünf lateinischen Wörtern gleich acht Ausdrücke geworden, obwohl es eine einfache Sache gewesen wäre, bei der Zahl von fünf Wörtern zu bleiben, ohne am Sinn der Worte Christi auch nur das Geringste zu ändern: "Per voi e per molti".
Die Kunst und der Stolz des hl. Kirchenlehrers Hieronymus waren es einst, den gesamten griechischen Urtext der Evangelien, der Apostelgeschichte, der Apostelbriefe und der Apokalypse des Apostels Johannes so genau und knapp im Lateinischen wiederzugeben, daß es möglich ist, Seite für Seite griechisch und lateinisch in der Weise nebeneinanderzustellen, daß in beiden Sprachen jede Seite mit dem gleichen Wort anfängt und mit dem gleichen Wort aufhört.
Wie weit hat sich angesichts so erhabener Sprachkunst der Vulgata das armselige sogenannte Zweite Vatikanische Konzil von den Idealen des alten Roms entfernt.
Die Liturgiekonstitution des sog. Konzils fordert im Artikel 34, "daß die Riten den Glanz edler Einfachheit an sich tragen und knapp, durchschaubar und frei von unnötigcn Wiederholungen seien".
Die beanstandeten italienischen Wandlungsworte aber, die während des sog. Konzils, fast die allerhöchste Druckerlaubnis bekamen, tragen keineswegs den "Glanz edler Einfachheit"; sie sind auch nicht so knapp wie die wirklichen Worte Christi, sondern so weitschweifig, daß sie eine Blamage der gesamten Kirche gegenüber den Sprachenkennern der protestantischen Konzilsbeobachter darstellen. Konnten die höchsten italienischen Kardinäle dem gebildeten und anspruchsvollen römischen Publikum, den Gelehrten, den Adeligen aller Grade, den Spitzen der theologischen Lehranstalten usw. keine bessere Übersetzung anbieten? - Wie konnte man es nur wagen, im Zeitalter des Fortschritts mit einer so schlampigen Arbeit an die Öffentlichkeit zutreten? Es ist wirklich eine Schande, daß die höchsten Würdenträger der katholischen Kirche in Rom nicht fähig waren, fünf klare und kurze Wörter aus dem Munde Christi ebenso klar und kurz in ihrer Muttersprache wiederzugeben.
Wie konnte es geschehen, daß Leute, die eine so schlechte Übersetzung lieferten, die Bischofs- und Kardinalswürde bekamen?
Man könnte noch manche ähnliche Fragen stellen und noch manche Vorwürfe erheben. Aber es würde sicher nichts nützen
Denn es ist offensichtlich, daß es bei der Übersetzung der lateinischen Wandlungsworte in die italienische Sprache keineswegs bloß um das Übersetzen ging, weil nämlich die richtige italienische Übersetzung schon längst in ebenso kurzen und klaren Worten vorhanden war. Auch die italienischen Gläubigen hatten schon längst tadellose Übersetzungen der lateinischen Meßgebete in ihre Muttersprache, ähnlich wie wir Deutsche die alten Ausgaben des "Schott" besaßen.
Es kam also nicht auf die Übersetzung der Wandlungsworte an, sondern man zielte an höchster Stelle auf die Veränderung der Worte Christi und der Kirche.
Der Sinn der Wandlungsworte sollte so verwandelt werden, daß alle nichtkatholischen Gegner der hl. Wandlung damit einverstanden waren, ohne daß es die gläubigen katholischen Laien merkten.
Die protestantischen Konzilsbeobachter wurden in der Dunkelkammer des sog. Einheitssekretariates durch Kardinal Bea und den Herrn Willebrands früher über die Änderung der Wandlungsworte unterrichtet als die katholischen Gläubigen auf dem Erdenrund.
Es ist ein wesentlicher Unterschied zwischen der Aussage: "Das ist mein Blut, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden" und der anderen Aussage: "Das ist mein Blut, das für euch und für die Menge der Menschen vergossen wird zur Vergebung der Sünden".
Auf Grund der zweiten Aussage, die aber nicht der Sinn der Worte Christi ist? müßte das konsekrierte Blut Christi im Kelch tatsächlich "der Menge der Menschen", das heißt allen Menschen, die Vergebung der Sünden bringen. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall; denn "die Straße, die zum Verderben führt, ist breit und die Pforte und der Weg zum Leben sind eng und schmal und nur wenige sind es, die ihn finden" (Matth. 7,13-14).
Also sind die geänderten Wandlungsworte in dem Büchlein "La messe parrocchiale" gegen die Absichten Jesu Christi und können deshalb unmöglich eine Konsekration bewirken.
Infolgedessen kann auch die neue sog. Eucharistiefeier keine unblutige Darstellung des Opfers des Herrn am Kreuze sein, abgesehen davon, daß im neuen sog. Meßbuch schon die Konsekration des Brotes aus anderen Gründen in keiner Weise mehr gewährleistet ist.
Jesus Christus hat zwar gesagt. "Wenn ich von der Erde erhöht sein werde, werde ich alles an mich ziehen" (Joh. 12,32). Dieses Wort erfüllt sich voll und ganz aber erst beim Weltgericht, wenn alle Menschen gezwungen werden vor dem Richterstuhl des Gottmenschen zu erscheinen.
Mehr als vier Jahr nach dem Druck des obenerwähnten Büchleins "La messe parrocchiale" in Rom wurde für Deutschland die Apostolische Konstitution zur Einführung des neuen Meßbuches bekanntgegeben (im Amtsblatt für die Erzdiözese Bamberg am 27. August 1969). Darin hieß es, die Wandlungsworte über den Kelch sollten lauten: "für euch und für viele". Aber bereits ein Jahr zuvor waren von den Bischofskonferenzen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz die Worte "für euch und für alle" gutgeheißen und gedruckt worden (bei Benzinger und Herder). Diese Worte wurden auch trotz der sogenannten Apostolischen Konstitution aus Rom nicht mehr geändert und nicht mehr widerrufen.
Daraus ergibt sich klar, daß Paul VI. als Oberhaupt der Kirche seiner Entscheidung über die heiligsten Worte Christi entweder keinen Nachdruck verleihen kann oder keinen Nachdruck verleihen will. Verschiedene Dinge aber weisen darauf hin, daß Paul VI. selbst die Wandlungsworte ändern wollte. Er hat ja auch persönlich die Definition der hl. Messe geändert. Außerdem sagte Paul VI. im Januar des Jahres 1970: "Wir stehen erst am Anfang der Reformen". Als er dies sagte, hatte man als Zuhörer nicht den Eindruck, daß er zu den Neuerungen gezwungen worden sei.
Schließlich betont Professor Dr. Theodor Schnitzler aus Köln, ein Mitglied des römmischen Liturgierates, mehrmals, daß die neuen sogenannten "Hochgebete" der Liturgie ganz und gar ein Werk Pauls VI. seien, und daß "jede Zeile durch die Hand des Papstes ging" ("Die drei neuen Hochgebete", Herder 1968, Seite 63).
Also muß man auch annehmen, daß die Änderung der Wandlungsworte in dem Büchlein "La messe parrocchiale" von Paul VI. selbst stammt. Die dortige Übersetzung ist so mangelhaft, daß man sich nicht vorstellen kann, wie ein untergeordneter Würdenträger in Rom (...) für sich allein das Risiko der Veröffentlichung tragen konnte, ohne von allerhöchster Stelle aus gedeckt zu sein.
Paul VI. und fast alle Bischöfe der gesamten katholischen Kirche tun heute so, als habe die Kirche während 1900 Jahren die Wandlungsworte des Herrn nicht richtig verstanden.
Wenn sich diese Auffassung durchsetzen sollte, dann wäre dies das sichere Ende der katholischen Kirche auf Erden. Die Änderung der Wandlungsworte ist tausendmal schlimmer als die bloße Handkommunion. Manche Katholiken halten es zwar geradezu für eine Sünde, an eine so ungeheure Verfehlung Pauls VI. und eines ganzen Konzils auch nur zu denken. Sie können sich eine solche geistige Katastrophe gar nicht vorstellen, daß der eine Teil der Bischöfe den Glauben bewußt verrät und der andere Teil sich so leicht übertölpeln läßt, wie es auf dem Konzil geschah.
In Wirklichkeit ist die von uns erlebte Konzilskatastrophe das allersicherste Zeichen für den vorausgesagten allgemeinen, endzeitlichen Glaubensabfall der Menschen von Gott. Für wachsame Gläubige ist die über uns hereingebrochene Konzilskatastrophe das sicherste Zeichen dafür, daß alle zehn Jungfrauen, sowohl die törichten als auch die klugen, "eingeschlafen" sind, und daß bald der Ruf ertönen wird: "Auf, der Bräutigam kommt, geht mir entgegen!" (Matth. 25, 5-6) - Dieser Ruf erschallt um Mitternacht, und die ganze Lage der heutigen Menschheit gleicht wirklich der dichtesten mitternächtlichen Finsternis.
Die Änderung der Wandlungsworte wurde zuerst ganz heimlich und still durchgeführt; ebenso heimlich und gesetzwidrig, wie die Versammlung des Hohen Rates in der Nacht vom Gründonnerstag auf den Karfreitag war, um Jesus zu verurteilen.
Manche halbgebildete Katholiken meinen zwar, der Papst könne alles an der hl. Messe ändern, auch die Wandlungsworte. Darauf ist zu antworten, daß - wie oben angeführt wurde - sogar die Liturgiekonstitution von solchen Teilen der Messe spricht, die "kraft göttlicher Einsetzung unveränderlich" sind. Ferner muß man solche Katholiken fragen, warum die Änderung der Wandlungsworte so heimlich und leise durchgeführt wurde, daß die Sicherheit des Glaubens überall ins Wanken kam?
Die Wandlungsworte wurden in Rom schon während des sog. Konzils derart still geändert, daß die Gesamtheit der katholischen Gläubigen auf der ganzen Welt nicht einen einzigen Ton davon zu hören bekam. In den "Richtlinien für die Feier der hl. Messe" die die schweizerischen Bischöfe z.B. im Jahre 1967 herausgaben, ist die Änderung der Wandlungsworte vom Jahre 1965 noch gar nicht erwähnt.
So etwas ist ein unglaublicher Skandal, und es kann deshalb nur den entschiedensten Widerstand gegen das sogenannte Zweite Vatikanische Konzil geben. - "Sei treu bis in den Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben" (Apokal. 2,10).
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