DIE 'KLARSTELLUNGEN' DES HERRN URS VON BALTHASAR
von H.H. Walter W.E. Dettmann
Mit kirchlicher Druckerlaubnis hat der Schweizer Schriftsteller Hans Urs von Balthasar (Basel) 1971 im Herder-Verlag ein Buch veröffentlicht, das den Titel trägt: "Klarstellungen". Der Untertitel lautet: "Zur Prüfung der Geister". In diesem Buch bezeichnet er alle, die sich noch ernsthaft zur katholischen Kirche bekennen als "Idioten" (S. 183).
Eines der Kapitel des Buches trägt die Überschrift: "Verehrung des Allerheiligsten" (S.111).
Darüber schreibt Urs von Balthasar folgendes: "Das Wort klingt so überholt wie die Sache. Welchen Sinn soll es denn haben, stundenlang vor einem Stück Brot - wie immer transsubstantiiert es sein mag - zu knien und 'anzubeten'; der Einwände sind zu viele, ganz abgesehen von der Leere der zerrinnenden Minuten. Brot ist zum Essen da, nicht zum An-schauen oder An-denken, und die Gegenwart Christi ist durch Kirchenmauern ebenso wenig eingeschränkt wie durch Tabernakel oder Monstranz. Weder kann man sich Jesus im Abendmahlssaal vorstellen, der das Brot den Jüngern zur Verehrung statt zum Essen hinhalten würde, noch sich ausdenken, wie ihm zumute sein mag als Ausstellungsgegenstand auf den Altären der Kirchen. Man sieht deutlich, wo die Dinge - wenn auch sehr allmählich, durch Jahrhunderte - auf die schiefe Bahn geraten sind.... (S. 111.) Der Gedanke, daß der eucharistische Herr bei der Abendmahlsfeier sich von irgendwoher (aber woher denn?), während wir seiner gedenken, unter uns materialisiert, bleibt mythisch und naiv..." (S. 113).
Urs von Balthasar sagt, daß dieser "mythische und naive" Glaube noch sehr groß sei: "Die Verehrung des Allerheiligsten ist keine der periheren Andachten in der Kirche. Sie kann zufällige Formen annehmen: Aussetzung in einer reichgeschmückten Monstranz, Weihrauch, bestimmte Gesänge und Gebete, Schluß-Segen mit dem Ciborium. Alles Zufällige kann sinnvoll sein, und da es vielen zugedacht ist, braucht es nicht jedermann in allem zu liegen. Es kann, da es zufällig ist, auch wieder vorändert werden. Das Allerheiligste kann in einem besonderen, mit der Hauptkirche verbundenen Raum der stillen Anbetung zugänglich sein. Alten Menschen, Einsamen, kann diese Stille zur Heimat werden..." (S. 116).
Für alte Leute soll man gemäß Urs v. B. diese "naive" Verehrung des Allerheiligsten also noch dulden; für die kommenden Generationen nicht mehr! - die kirchliche Druckerlaubnis für solche "Klarstellungen" "zur Prüfung der Geister" bzw. der "Idioten" ist ein Hinweis darauf, wie sehr uns Johannes XXIII. mit seinem "Einheitssekretariat" getäuscht hat, und wohin uns die Liturgiereform des sog. Zweiten Vatikanischen Konzils führen will: "Wir stehen erst am Anfang der Reformen", sagte Paul VI. nach Einführung der neuen Messe. - Katholiken, hütet euch vor Paul VI., der mit freundlichem Gesicht aber tatenlos zuschaut, wie die Bischöfe das Volk in den Unglauben führen! -
Ein anderes Kapitel der "Klarstellungen" trägt die Überschrift: "Papst heute" (S. 94).
Darin zitiert Urs v. Balthasar zuerst den Text des Vatikanischen Konzils vom Jahre 1870 über die oberste Regierungsgewalt des Heiligen Vaters in der Katholischen Kirche und sagt dann: "Man fragt sich fast betroffen, warum es fast hundert Jahre währen mußte, bis ein mit so phantastischer Machtfülle Überladener endlich darunter zusammenbrach und von ihr begraben wurde" (S. 94).
Damit spielt Urs v B. auf Paul VI. an, ohne jedoch zu erklären, in welcher Weise dieser "unter der phantastischen Machtfülle" zusammengebrochen sei. Er fährt einfach! fort: "Wer den hundert jährigen Text aufmerksam (und schaudernd) auf sich wirken läßt, sieht deutlich die Risse in den tragenden Pfeilern, von einer verfehlten Statik verursacht ...." Dann sagt Urs v. Balthasar: "Das am wenigsten Harmvolle tat Johannes der Gute, der am bedrohlichen Text vorbeiregierte, als existiere er nicht, und, als er den Pressionen seiner Umgebung nicht mehr standhalten konnte, eines neues Konzil einberief... " (S. 94).
Den schweren Fehler Johannes' XXIII., nämlich daß er die unerbittlichen Feinde der päpstlichen Oberhoheit, die Protestanten, die Orthodoxen und bei diesen vor allem die Russen, derartig als Gäste zum sog. Konzil einlud, als hätten sie alle ihre gegnerischen Ansichten fallengelassen: Diesen Fehler verteidigt Urs von Balthasar mit den dummen Worten, Johannes XIII. habe so am Päpstlichen Primat "vorbeiregiert" als existiere er nicht".
Die Darstellung Balthasars, als ob Paul VI. unter der päpstlichen "Machtfülle" zusammengebrochen sei, ist erst recht nicht einleuchtend. Urs von Balthasar hat nur nach irgend einem Vergleich gesucht, um die Tatsache zu bemänteln, daß Paul VI. den Protestanten und den Russen zuliebe auf den Päpstlichen Primat verzichtete, der im Jahre 1870 feierlich definiert worden war.
Über das "Vorbeiregieren" Johannes' XXIII. am Primat schreibt Urs v. Balthasar: "Der Zusammenhang scheint so evident, daß über die Frage, ob Konzilien, auch wo sie ihre feierlichen Töne anstimmen, nicht doch grimmig irren können, länger zu diskutieren sich gar nicht lohnt. Viele ... Erklärungsversuche ... bieten sich an, mehr oder weniger mildernde Umstände für diesen gigantischen Unfall (nämlich das Konzil von 1870!) beizubringen ... Was immer die vielfältigen und zuweilen dunklen Motive derer gewesen sein mögen, die 1870 dem römischen Pontifex diese Überfülle an Macht zugeschoben haben ..., objektiv war der Vorgang jedenfalls der, daß hier Amtsträger von ihrer eigenen Verantwortung abzugeben willig und bereit waren. Auf diese tiefe Schuld - zwischen den 'Nachfolgern' der Apostel und den 'Nachfolgern' des Petrus - muß einmal klar hingewiesen werden, denn hier liegt ein treibender Grund der heute sichtbaren Katastrophe ...; nur darauf soll aufmerksam gemacht werden, daß die Überbürdung solcher Last durch Menschen an einen anderen Menschen auch eine Offenbarung von Schuld sein kann ..." - "Die pompösen, im Stil übertragen, trotz allem ihre Wahrheit behalten ... Es wird Buße getan für unverdenkliche Schuld, so lange aufgestapelt, bis das System umkippte" (S. 93).
Die heutigen Anhänger Pauls VI. kennen sich in der Kirchengeschichte und in anderen Fächern der Theologie viel zu wenig aus, um zu verstehen, was für eine papstfeindliche Bosheit in diesen Worten des Urs von Balthasar enthalten ist.
Das "umgekippte System", von dem Herr Balthasar spricht, ist der von Papst Pius IX. im Jahre 1870 feierlich verkündete Primat des heiligen Vaters über die gesamte Kirche, der zuvor in der Praxis der Kirchenführer schon ebenso selbstverständlich gehandhabt wurde, wie der Glaube an die leibliche Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel schon lange vor der Verkündung des Glaubenssatzes in der Kirche lebte - .
Wenn Paul VI. wirklich ein guter und heiliger Papst wäre, wie seine Anhänger immer behaupten, dürfte er sich im Interesse aller seiner Vorgänger und aller seiner möglichen Nachfolger keine so schmutzige Sprache gefallen lassen, wie sie aus dem Munde des Herrn von Balthasar kommt.
Dadurch, daß Urs von Balthasar die kirchliche Druckerlaubnis für sein Buch bekommen hat, straft er alle jene 2151 (zueitausendeinhunderteinundfünfzig) Bischöfe Lügen, die zusammen mit Paul VI. die sogenannte Dogmatische Konstitution über die Kirche unterschrieben und darin behauptet haben, die von Johannes XXIII. einberufene Kirchenversammlung sei eine geradlinige Fortsetzung des Vatikanischen Konzils vom Jahre 1870, das wegen des deutsch-französischen Krieges abgebrochen werden mußte.
Alle jene, die unserer Zeitschrift "EINSICHT" ein falsches Verhalten gegenüber dem sogenannton Zweiten Vatikanischen Konzil und vor allem gegenüber Paul VI. andichten, mögen sich zuerst an jene sonderbaren Prälaten wenden, die dem Herrn Urs von Balthasar die kirchliche Druckerlaubnis erteilt haben!
Fortsetzung folgt. |