WANN ENDLICH ERWACHT DAS GEWISSEN?
von H.H. Walter W.E. Dettmann
Auf der Titelseite der Zeitschrift "Betendes Gottesvolk", Nr. 98 vom Juni 1974 befindet sich ein großes Bild des heiligsten Herzens Jesu, auf dem dargestellt ist, wie der Heiland mit fragendem Blick auf die Gläubigen schaut.
An der Spitze der zweiten Seite steht großgedruckt eine Frage von P. Gerhard Hermes: "Wann endlich erwacht das Gewissen?" Leider ist mit dieser Frage aber nur das russische Gewissen bezüglich der Untaten des bolschewistischen Kommunismus gemeint. Pater G. Hermes sagt, daß Solechenizyn nicht der einzige sei, der den "heldenhaften Kampf" aufgenommen habe, und er zitiert aus dem Buche des Russen Nikolaj Chochlow folgende Sätze: "Geistig, als 'Philosophie', hat das russische Volk den Kommunismus bereits überwunden. Es dauert nicht mehr lange, dann überwindet es ihn auch als Staatsordnung..... Die Front verläuft in den Herzen der Menschen, und nichts kann den Zerfall des unmenschlichen Systems aufhalten. Denn es bricht unter den Schlägen eben jener Mächte zusammen, welche die Kommunisten für nichtexistent erklärt haben: Gewissen, Ehre, Menschlichkeit, Gültigkeit der weltumfassenden moralischen Gesetze".
Daß der Russe Nikolaj Chochlow im Ausland so etwas schreiben kann, ist nicht zu verwundern.
Aber daß Pater G. Hermes uns deutsche Katholiken diesen russischen Emigrantentraum weiterträumen läßt, das kann nicht ohne weiteres hingenommen werden. Das heiligste Herz Jesu richtet seine Frage "Wann endlich erwacht das Gewissen?" wahrhaftig nicht nur an die Russen.
Es ist noch viel zu früh, angesichts der Bücher von Solechenizyn und anderer Russen zu sagen: "Nichts kann den Verfall des unmenschlichen Systems aufhalten."
Solange die ökumenischen Christen unübersehbare Mengen von empfängnisverhütenden Mitteln gebrauchen, um ungestört im Wohlstand sündigen zu können, kann Russland nur als strafende Rute in der Hand Gottes angesehen werden.
Solange die Deutschen das scheußliche Gesetz zur Freigabe der Abtreibung nicht rückgängig gemacht haben, sollte man sich bei uns hüten, bloß von der Bekehrung Russlands zu reden.
Solange Paul VI. und die Bischöfe die theoretische und praktische Zerstörung des hl. Meßopfers nicht rückgängig machen, kann auf dem Gebet für die Bekehrung Russlands kein Segen liegen, im Gegenteil: die Zerstörung des Heiligsten in der Kirche wird uns Fluch und Strafe bringen. Wann endlich erwacht das Gewissen bei Paul VI. und den Bischöfen? Sie haben behauptet, unser katholischer Glaube sei noch derselbe wie vor dem sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzil. Dabei wissen Paul VI. und die Bischöfe genau, daß heute in Bezug auf Ehe und sechstes Gebot ein ganz anderer Unterricht gegeben wird als früher.
Die Bischöfe zwingen die Gläubigen mit staatlicher Gewalt zur Zahlung der Kirchensteuer, ohne dafür die streng geschuldete Gegenleistung zu erbringen, nämlich jene römisch-katholische Glaubensverkündigung, die vor dem sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzil eine selbstverständliche Pflicht war. Wann, wollen die Bischöfe heute aufhören, die Gläubigen zu betrügen? Wann will das Gewissen der Bischöfe erwachen?
Solange die Bischöfe ungeheure Geldsummen für neue Gebet- und Gesangbücher, für neue Katechismen und neue Bibelübersetzungen und für den nutzlosen Synodenkram verschwenden lassen, ist es unmöglich, an eine Überwindung des russischen Gewaltsystems zu denken.
Solange Paul VI. und die Bischöfe uns tyrannisch den ökumenischen Glaubensabfall aufzwingen wollen, werden die Christen ganz vergeblich um die Bekehrung Russlands beten.
Solange das hl. Meßopfer dem protestantischen Abendmahl angeglichen ist, kann und wird sich Russland nicht bekehren.
Solange nach der Wandlung das Vaterunser jener Christen gebetet wird, die an keine Wandlung glauben wollen, kann sich Russland nicht bekehren.
Solange die Geistlichen beim Gottesdienst bloß zum Volke schauen und nicht zu Gott, kann sich Russland nicht bekehren.
Solange die Geistlichen zu faul sind, täglich Gott dem Herrn das hl. Opfer des Neuen Bundes darzubringen, kann sich Russland nicht bekehren.
Solange die Geistlichen zu faul sind, persönlich die hl. Kommunion auszuteilen, kann sich Russland nicht bekehren.
Solange die Bischöfe die hl. Kommunion von Frauen austeilen lassen, können die kommunistischen Russen nur lachen.
Solange die kirchlichen Landessynoden immer mehr Laien an die Stelle von Priestern setzen, wird die Gefahr, daß wir kommunistisch werden, immer größer.
Solange Paul VI. die Absetzung des Kardinals Mindezenty nicht rückgängig macht, können sich die Russen auf keinen Fall bekehren! Solange Paul VI. den Russen zuliebe Bekennerbischöfe (Slipy und Mindezenty) absetzt, wären die Russen und Kommunisten geradezu dumm, wenn sie sich bekehren würden.
Solange Paul VI. und die Bischöfe den dringenden Bitten der Gläubigen mit verschlossenen Ohren ausweichen und sich um ehrliche Antworten herumdrucken, ist es ausgeschlossen, an die Bekehrung Russlands zu denken.
Alle jene Leute, die nur von der Bekehrung Russlands reden, anstatt von der Bekehrung jener Männer, die das hl. Meßopfer zerstört haben, sind auf dem falschen Wege.
Wann endlich soll bei uns das heiligste Herz Jesu wirklich geehrt werden, und wann endlich wird das Gewissen erwachen?
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