VENI CREATOR SPIRITUS
Predigt am Pfingstsonntag
Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis, Alleluja. Er, der das All umfaßt, weiß um jeden Laut, Alleluja. Das ist der Preisgesang der Kirche auf das Hl. Pfingstfest, dessen Geheimnis heute Herz und Gemüt eines jeden gläubigen Christen in überströmender Freude erfüllt. Daran fügt das Graduale des Festgottesdienstes die Bitte: Sende aus Deinen Geist und eine Schöpfung entsteht und das Antlitz der Erde wirst Du erneuern. Alleluja.
Dem Schöpfergeist der sichtbaren Welt des Universums und der unsichtbaren Welt der Gnade gilt heute unsere Huldigung.
Vor nicht langer Zeit konnte man an den Plakatwänden die Ankündigung eines Buches lesen mit dem Titel: Im Anfang war der Wasserstoff. Der Verfasser Ditfurth nimmt an, daß das so einfach gebaute Wasserstoffatom die Möglichkeiten der Entstehung eines ganzen Universums in sich enthalten hat, gesteht aber ehrlich ein: Daß dieser Anfang möglich war, ist das größte aller Geheimnisse. Auf die Frage: Woher dieses größte aller Geheimnisse, könne die Naturwissenschaft keine Antwort geben.
Nun, der nicht gleichgültige, sondern nachsinnende gesunde Menschenverstand wird sich damit nicht zufrieden geben. Die Frage: woher die Welt und warum die Welt, woher der Urstoff mit seinen Entwicklungsgesetzen und Kräften und weisheitsvollen Zielsetzungen, woher das neuerwachte Leben, die Blätter und Blütenpracht in diesen Pfingsttagen, läßt ihm keine Ruhe und kann ihm keine Ruhe lassen, weil ja damit auch die letzte Sinnfrage unseres eigenen Daseins unlösbar zusammenhängt.
Die sichtbare Schöpfung ist die Handschrift des Schöpfergeistes, das Buch der Natur in dem alle Menschen mit dem natürlichen Licht ihrer Vernunft seit der Erschaffung der Welt lesen und erkennen können die Existenz Gottes, seine Allmacht und Weisheit.... So der Hl. Paulus im Römerbrief - ... Der Schöpfungsbericht der hl. Schrift bekräftigt dies mit dem lapidaren Satz: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die Erde war wüst und leer, Finsternis war über dem Abgrund und der Geist Gottes schwebte über den Wassern ...
Damit legt die Offenbarung ein Zeugnis ab für eine höchste verweltlichte und überweltliche Macht und Intelligenz, die den Kosmos erdacht, gewollt und geschaffen hat in einer Weisheit und Geheimnisfülle, vor der nicht nur die moderne Wissenschaft immer mehr sich staunend und bewundernd beugt. Der Mensch aller Zeiten stand mit seinem Verstand, Herzen und Gemüt im Banne der Wunderwelt, die ihn umgibt und die er tagtäglich erlebt ...
Das größte Phänomen in dieser Wunderwelt ist der Mensch selbst, geistbegabt, ausgerüstet mit Verstand, Vernunft, Herz und Gemüt und freiem Willen, von Gott geschaffen nach seinem Bild und Gleichnis nur wenig unter die Engel gestellt, mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt (Ps. 8,6). Die Erde gab uns der Schöpfergeist als Wohnstätte, Arbeitsstätte, Vorratskammer mit unermeßlichen Bodenschätzen, Energiequellen und einer Fruchtbarkeit in der Pflanzen- und Tierwelt, die tagtäglich den Existenz- und Lebensbedarf von mehreren Milliarden Erdbevölkerung deckt.... Ob gläubig oder ungläubig, dankbar oder undankbar, keinen hat Gott von seiner Güte ausgeschlossen. Jeder Mensch hat von dem Schöpfergeist in seinem Umweltsbereich eine ehrenvolle Berufung zu wirken mit den Kräften und Talenten, die ihm Gott schenkte... Wer ist und bleibt unser Schöpfer und Herr! Was haben wir, was wir nicht von Ihm empfangen haben? Wer ist unser Auftraggeber? der gesagt hat: Unterwerfet euch die Erde und machet sie euch untertan. Dürfen wir vergessen, daß die Schöpfung uns zu treuen Händen und nicht unserer menschlichen Willkür anvertraut wurde, dürfen wir sie mißbrauchen, das sind die ernsten Gewissensfragen... müssen wir nicht einmal Rechenschaft vor dem Schöpfergeist ablegen über den rechten Gebrauch oder schuldbelasteten Mißbrauch des Kosmos? Sind das nicht ernsteste Gewissenstragen?
Ist der Mißbrauch der Schöpfung nicht die große Sorge um die Zukunft unserer irdischen Existenz? Das Grauen und Entsetzen möchte einem durch alle Adern kriechen bei den neuesten Entdeckungen über die Anwendung und Wirkung der sogenannten Laserstrahlen, die, wenn sie mißbraucht werden, geradezu apokalyptischen Katastrophen Tür und Tor öffnen, Katastrophen, die alle bisherigen atomaren Möglichkeiten der Zerstörung und Vernichtung noch weit übertreffen? Haben wir darum nicht allen Grund zu beten und zu flehen: Komm Schöpfergeist, kehr bei uns ein! Schaff Gehör den Kassandrastimmen jener verantwortungsbewußten Wissenschaftler und Forscher, die vor der drohenden Menschheitsvernichtung durch den Menschen selbst warnen! Schaff ihnen Gehör, wie du einst dem Propheten Jonas bei König und Volk bei hoch und nieder Gehör verschafft hast als er im göttlichen Auftrag durch die Straßen der Weltstadt Ninive wandernd, weissagte: Noch 40 Tage und die Stadt Ninive wird untergehen... sodaß sie Buße taten, sich von ihrem Lastertreiben abkehrten und so Gottes Erbarmen sich erwirkten.
Jedoch mehr noch als dem Schöpfergeist der sichtbaren Welt des Universums gebührt dem Schöpfergeist der unsichtbaren Welt der Gnade heute am Pfingstfest unsere dankbare Huldigung.
Die Epistel und das Festevangelium versetzen uns in den Abendmahlssaal in Jerusalem. Welch einzigartige weihevolle Stätte war er geworden durch die Hohepriesterliche Opferfeier des Herrn mit seinen Aposteln vor seinem Leiden und Sterben, durch die wiederholten Erscheinungen des leiblich auferstandenen Heilendes, durch seinen letzten Abschied von seinen Aposteln und Jüngern, seiner Mutter und den frommen Frauen am Tage seiner Himmelfahrt. Hier sollten die Seinen, die Er liebte, mit der Kraft von oben, mit den Gnadengaben ausgerüstet werden für ihre Weltmission...
In Sturmesbrausen und Feuerzungen kam der Geist Gottes am Pfingstmorgen auf sie herab, als sie einmütig im Gebete versammelt waren. Im Sturmesangriff seiner Gnadenkraft eroberte und wandelte der Geist Gottes die Herzen von 3000 Menschen, die aus allen Nationen und Zonen zusammengeströmt, Zeugen der Pfingstpredigt des hl. Petrus und des Pfingstsprachenwunders waren. Von der jungen Christengemeinde in Jerusalem aus wurde das Leuchtfeuer der vom göttlichen Geiste durchglühten Wahrheit und Gnade in ungezählten Fackeln hinausgetragen in die Länder und Städte und Dörfer durch alle Jahrhunderte bis heute.... Keine noch so satanischen Mächte bis herein in die Gegenwart, vermochten dieses göttliche Leuchtfeuer auszulöschen, keine Feinde von innen und von außen, keine Gewalthaber auf Thronen und keine falschen Propheten in Schafskleidern auf Lehrstühlen und Kanzeln, keine atheistische Propaganda in Presse und auf dem Büchermarkt und durch den Äther konnten und können den Geistesschatz göttlicher Wahrheit und Gnade denen entreißen, die zuerst das Reich Gottes suchen und seine Gerechtigkeit. Der Geist Gottes wohnt, wo er will, auch wenn der widergöttliche Geist dies zu verhindern sucht.... Für den Geist Gottes gibt es keine Mauer, keine Grenzen außer dem bösen Willen, der Verblendung und Verstocktheit des Menschenherzens. Der Heiland nennt sie die Sünde gegen den Hl. Geist, die weder in diesem Leben noch im anderen vergeben wird.
An uns liegt es die Wahrheit und Gnade des göttlichen Geistes zu schätzen, sie zu behüten, um ihre Mehrung uns zu bemühen und um den Geist der Weisheit des Verstandes des Rates der Stärke. der Wissenschaft' der Frömmigkeit und Gottesfurcht zu beten um von diesem Geiste erfüllt Rechenschaft ablegen zu können über die Hoffnung, die uns beseelt. Und das ist jene Hoffnung, über die der hl. Paulus schreibt: Jetzt sehen wir Gott wie im Spiegel, rätselhaft, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Amen.
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