OSTERGEWISSHEIT - OSTERFREUDE
Predigt am Ostersonntag
Christus surrexit sicut dixit. Christus ist auferstanden, wie Er es vorhergesagt hat. So jubeln am hochheiligen Osterfest ungezählte noch gläubige Menschen über die größte und wunderbarste Machttat Gottes auf unserer Erde. Ich betone ausdrücklich: Die noch gläubigen Menschen. Denn wie viele sehen durch die Dunstwolke ihrer Innenweltverschmutzung, der vom heiligen Johannes gebrandmarkter Augenlust, Fleischeslust und Hoffahrt des Lebens die strahlende Ostersonne des Triumphes des Heilandes über Sünde und Tod und alle Mächte der Finsternis nicht mehr.
Aber mag sich ihrem Lichtglanz verschließen, wer will: der leiblich auferstandene Herr wird die Zentralsonne der Menschheit bleiben durch alle Zeiten bis zu Seinem Kommen mit großer Macht und Herrlichkeit, um zu richten die Lebendigen und die Toten. Dann werden Ihn sehen alle Augen, auch jene, die Ihn durchbohrt haben. (Geheime Offenbarung)
Ist unser christlicher Glaube an die leibliche Auferstehung des Herrn in unserer Zeit, in der man außer einer Totenerweckung mit Hilfe der Wissenschaft und Technik alles für machbar erklärt, überfordert und überholt?
Das größte Phänomen der Menschheitsgeschichte ist zweifellos die christliche Religion, die uns lehrt: Jesus Christus, die Zweite Göttliche Person ist vor mehr als 19hundert Jahren im Schoße der Allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria Mensch geworden, in Bethlehem geboren, in Nazareth zum Manne herangewachsen. Er hat im Alter von dreißig Jahren Seine öffentliche Lehr- und Wundertätigkeit im Lande und Volke Israel begonnen. Er wurde von Seinen Feinden, dem Hohen Rat, unter Pontius Pilatus zum Tode verurteilt, am hl. Karfreitag gekreuzigt, ist um die neunte Stunde gestorben, wurde begraben, ist am dritten Tage leiblich von den Toten auferstanden, erschien wiederholt seinen Aposteln und ist vierzig Tage später vor den Augen der Apostel, seiner Mutter und den Jüngern und Frauen auf dem Ölberg in den Himmel aufgefahren.
Keine andere Religionsgemeinschaft beruft sich und kann sich berufen auf einen Stifter, der leiblich von den Toten auferstanden ist. Für unsere christliche Religion ist dies Kern und Stern ihrer Glaubenslehre.
Hören wir den hl. Paulus: Er schreibt in dem berühmten Kapitel des 1. Korinterbriefes: Ich erinnere euch, Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe, das ihr angenommen habt und in dem ihr auch feststeht. In ihm ist euer Heil, wenn ihr euch an das Wort haltet, mit dem ich es euch verkündet habe, sonst hättet ihr vergebens geglaubt, denn ich habe euch vor allem mitgeteilt, was ich auch empfangen habe: Daß nämlich Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften und daß Er begraben wurde und daß Er am dritten Tage erweckt worden ist nach den Schriften und daß Er dem Kephas erschien, dann den Zwölf. Darauf erschien Er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal. Von ihnen leben die meisten noch jetzt, einige aber sind entschlafen. Darauf erschien Er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Zuletzt aber unter allen erschien Er gewissermaßen als einer Fehlgeburt auch mir. Ich bin nämlich der geringste unter den Aposteln, nicht wert, Apostel zu heißen, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe.
In einer Schärfe ohnegleichen fährt er dann fort: Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist inhaltlos unsere Predigt, inhaltlos auch unser Glaube ... dann werden wir als falsche Zeugen Gottes erfunden ... dann seid ihr noch in euerer Sünde.
Ich frage darum: Ist unser christlicher Glaube an die leibliche Auferstehung des Herrn überfordert im Blick auf die Augen- und Ohrenzeugen der heiligen Evangelisten und Apostelbriefe, die den Herrn nach seiner leiblichen Auferstehung wiederholt gesehen haben, denen Er seine heiligen Wundmale zeigte, die mit Ihm zu Tische saßen, mit Ihm sprachen, von Ihm letzte Unterweisungen und Vollmachten und Verheißungen empfingen? ... und für ihr Zeugnis Verfolgungen und härteste Todesmartern erduldeten?
Wer ihr Zeugnis nicht gelten läßt, sie als Selbsttäuschung, als einen Mythos hinstellt, der muß konsequent alle historische Überlieferung auch im profanen Bereich bezweifeln und alles Vertrauen auf die gesunde Vernunft und Urteilskraft und Wahrhaftigkeit auch der edelsten Charaktere mit einer bodenlosen Skepsis in Frage stellen.
In den nüchternen Tatsachenberichten der heiligen Evangelisten und der Apostel finden wir nichts, gar nichts, was in ihren Auferstehungsberichten den gesunden Wirklichkeitssinn der Apostel bezweifeln ließe. Ihr ungläubiges Verhalten gegenüber den Erlebnissen der frommen Frauen am Grabe, das Zwiegespräch der beiden Enmausjünger, das Verhalten des Apostel Thomas, die allgemeine Mutlosigkeit und Furcht unter den Aposteln nach dem Tode Jesu zeigen, daß eine Welt der Erlösererwartung und Hoffnung in ihnen zusammengebrochen war, bis ihnen der Heiland handgreifliche Beweise seiner Auferstehung gab .
Er hatte sie ihnen in drei Leidensweissagungen vorausgesagt, aber sie verstanden nicht, was Er meinte. Im Gleichnis vom guten Hirten sagte Er: ''Deshalb liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben hingebe, daß ich es wieder empfange. Niemand nimmt es von mir, sondern aus mir selbst gebe ich es hin. Ich habe die Macht es hinzugeben und es wieder an mich zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater erhalten." (Joh. 10) ' ; An die Weissagungen seines Leidens und Sterbens fügt der Herr stets die Voraussage seiner leiblichen Auferstehung hinzu.
Ist also unser Glaube an die Auferstehung des Herrn überfordert, wenn wir ihre überzeugende Wirkung auf die edelsten und intelligentesten Geister aller christlichen Jahrhunderte überschauen und die aus diesem Glauben erfolgte sittliche Veredelung von Millionen und Abermillionen von Menschen aller Nationen und Völker, die einen Sternenhimmel von Heiligen hervorgebracht hat?
Haben jene, die dem Christentum vorwerfen, es habe versagt, überhaupt eine Ahnung, wie es im alten und neuen Heidentum aussah und aussieht und wohin der moderne Atheismus in seiner ungläubigen Kampfesstellung gegen die christliche Religion steuern wird:
In das Chaos der Sinnlosigkeit unserer ganzen menschlichen Existenz, in das Chaos der Herzlosigkeit und Grausamkeit, der Erniedrigung der Menschenwürde und des Menschenlebens, in das Chaos einer sittlichen Hemmungslosigkeit. Der Herr bewahre uns vor einer atheistischen Humanität, die ihre Urmenschlichkeit und Verachtung des Menschen schon im ungeborenen Kinde im Mutterschoß vorexerziert und so ihr dämonisches Gesicht zeigt!
Doch wenden wir uns nun dem Ostergruß des auferstandenen Heilandes zu. Der Friede sei mit euch: Lassen wir in diesem Gruße die ganze jubelnde Freude des auferstandenen Heilandes in unser eigenes Herz und Gemüt einströmen. Tragen wir diese Freude heim in die Familien, in unseren Alltag, in unsere Umwelt, in der wir leben und wirken. Der auferstandene Heiland ist und bleibt unsere Hoffnung, unser Heil und unsere Geborgenheit in Zeit und Ewigkeit.
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